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Gärtnerplatzfest, 24.07.2010, Gärtnerplatz

Leider meinte es Petrus dieses Jahr nicht so gut mit den feiernden und so war zumindest der Samstag ziemlich verregnet. Vom Programm des Staatstheaters am Gärtnerplatz blieb lediglich der Auftritt des Kinderchores, der Kostümverkauf und die Dellnhauser Musikanten übrig, die letztgenannten hab ich aber nicht gesehen. Die ersten beiden Punkte hatten es dann aber auch in sich. Der Kinderchor sang ein Disney-Medley, sogar mit kleiner Choreographie, es wirklich erstaunlich, wie professionell die Nachwuchsänger sind. Wie immer leitete Verena Sarré den Chor exzellent und Liviu Petcu begleitete schwungvoll an den Tasten.

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Künstlergespräch Thérèse Wincent und Gary Martin, 07.06.2010, Gärtnerplatztheater

In loser Folge führt der Opernclub München Künstlergespräche mit Ensemblemitgliedern des Staatstheaters am Gärtnerplatz. An diesem Abend waren die Sopranistin Thérèse Wincent , die in dieser Spielzeit die anspruchsvolle Rolle der Anne Frank in Gregori Frieds Mono-Oper gesungen hat und gerade erst für ihr Rollendebüt als Gräfin Mariza in der gleichnamigen Operette gefeiert wurde, sowie der Bariton Gary Martin, bekannt und beliebt bei den Stammbesuchern des Theaters für seine intensive Rollengestaltung, zuletzt als Reisender in "Death in Venice" und Jaroslav Prus in "Die Sache Makropulos", zu Gast.

Die beiden beantworteten die Fragen von Moderator Thomas Bergmann nach ihrem Werdegang, ihren Vorlieben, Erfahrungen mit Regisseuren und zukünftigen Rollen sowie Fragen aus dem Publikum ausführlich, interessant und humorvoll. An den passenden Stellen gab es Tonbeispiele, entweder vom Band oder live gesungen, begleitet wurden sie dabei von Oleg Ptashnikov am Flügel.

Der absolute Höhepunkt des Abends war am Ende das Duett aus Don Giovanni "Là ci darem la mano", dass die beiden nicht nur sangen, sondern auch darstellten und zwar so intensiv, dass jeder, auch wenn er nicht des Italienischen mächtig war, genau wusste, was passierte. Das Publikum war hingerissen und applaudierte den beiden langanhaltend. Das zweite Duett habe ich leider vor lauter Begeisterung vergessen. Im Anschluß an die Veranstaltung gaben die beiden sympathischen Künstler noch geduldig  Autogramme, bis auch der letzte Fan zufrieden war.

Am 15.11.2010 werden die beiden in einer Soirée im Foyer des Gärtnerplatztheaters gemeinsam auftreten, diesen Termin sollte man sich schon mal dick im Kalender anstreichen.

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Lesestoff Belletristik 2009/43 – Eva Baronsky: Herr Mozart wacht auf

Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
Verlag: Aufbau-Verlag; Auflage: 3. (23. Juli 2009)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3351032722
ISBN-13: 978-3351032722
Größe: 21,8 x 13,4 x 3 cm

Kurzbeschreibung (von amazon)
Der Mann, der sich nur daran erinnert, am Vorabend als Wolfgang Amadé Mozart auf dem Sterbebett gelegen zu haben, kann sich die bizarre Umgebung nicht erklären, in der er erwacht: Musik ohne Orchester, Fuhrwerke ohne Pferde, Licht ohne Kerzen. Ist er im Vorhof zur Hölle oder im Paradies? Nach und nach begreift Wolfgang, dass er sich nicht im Jahr 1791, sondern 2006 befindet, und er kann sich die Ungeheuerlichkeit seiner Zeitreise nur mit einem göttlichen Auftrag erklären: Er soll sein Requiem beenden. Als lebender Anachronismus versucht Wolfgang, sich im modernen Wien zurechtzufinden, und scheitert an U-Bahntüren und fehlenden Papieren. Einzig die Musik dient ihm als Kompass, mit dem er sich durch die erschreckend fremde Welt tastet. Zur Seite stehen ihm ein polnischer Stehgeiger, das Mädchen Anju und der Jazz. Und immer drängender wird die Frage, was Wolfgang erwartet, wenn er sein Requiem vollendet hat. Dieser Roman ist ein göttlicher Spaß, verblüffend, hintersinnig und tragikomisch, und am Ende fragt man sich, welche Zeit überhaupt die richtige ist für ein Genie.

Über die Autorin
Link zur Verlags-Homepage

Meine Meinung:
Zunächst interessierte mich natürlich hauptsächlich erst mal das Thema, Mozart auf Zeitreise. Die Autorin hat es sehr gut gelöst, einfühlsam, ohne dass ich ständig an “Briefe in die chinesische Vergangenheit” denken musste. Sprachlich ein kleines Juwel und auch musikalisch und dramaturgisch ein Kleinod.

Mein Fazit:
Ein sehr gelungenes Debüt, ich hoffe, das bleibt kein One-Hit-Wonder!

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Mensch, sterblich, sucht…, 20.12.2009, Off-Broadway Musicaltheater

Der Anspruch ist hoch: das jtg stell die Gretchenfrage. Und: muss sich Glauben lohnen? Oder: wie können wir Kriege im Namen Gottes führen?

Die kluge Zusammenstellung des Programmes wird diesem Anspruch aber voll und ganz gerecht. Es wird sich kritisch, aber nie polemisch, hinterfragend, aber durchaus auch positiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Neben wunderbar vorgetragenen Texten (Ringparabel, Ausschnitt aus Woyzeck) sind es vor allem die gesungenen Elemente, die diese Matinee zu einem Gänsehauterlebnis werden lassen. Mein persönliches Highlight ist der Song “Unerhörte Gebete” von Florian Beier.

Begleitet wurden die Mitglieder des jtg von Liviu Petcu am Flügel, für die Inszenierung zeichnet Holger Seitz verantwortlich. Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut vor allen Beteiligten.

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London 2009, die zweite – Tag 3

Heute wechselte ich in eine JuHe, die ich noch nicht kannte – London Central. Sie ist relativ neu, sauber und liegt verkehrsgünstig in der Nähe der Tube station Great Portland Street.

Da ich noch nicht aufs Zimmer konnte, fuhr ich zunächst nach Covent Garden um das Ticket für morgen Abend abzuholen und dem Shop des ROH einen Besuch abzustatten. Dies lohnt sich schon allein wegen der guten Zusammenstellung an Musikliteratur, auch wenn es zu meinem Bedauern für 2010 keinen Charity Kalender mehr gibt.

Dort entdeckte ich die Möglichkeit, eine Backstagetour zu buchen. Das war natürlich ein Muss für mich und so fand ich mich am Nachmittag am Besuchereingang des Opernhauses wieder. Simon, unser Tourguide, erzählte unterhaltsam und fundiert aus der Geschichte des Opernhauses, so erfuhren wir, dass sich an dieser Stelle bereits das dritte Opernhaus befindet und das das Haus als staatliche Institution jeden Nachmittag bis 15.30 Uhr den Besuchern offen steht, um zum Beispiel im Floral Room einen Kaffee zu trinken. Interessant war auch, dass heute vor 10 Jahren die Oper nach einer Komplettrenovierung mit einer Galavorstellung wiedereröffnet wurde und einmal im Monat Freitag nachmittags ein Tanztee stattfindet. Bei der Renovierung wurde auch gleich angebaut und die Fläche des Hauses mehr als verdoppelt. Es gibt riesige Seiten- und Hinterbühnen, auf denen ganze Bühnenbilder auf einem fahrbaren Untersatz stehen, die dann nur noch auf die Bühne geschoben werden. Da kann man als Liebhaber eines beengten Opernhauses nur vor Neid erblassen. Auch die Kostümwerkstätten und einen Raum, in dem die Bühnenbilder zusammengesetzt werden, konnten wir durch Fenster von oben besichtigen. Die gesamten Dekorationen, Kostüme und Requisiten werde übrigens in Wales aufbewahrt, das ist noch weiter weg als Poing 😉 Der Transport erfolgt per Lastwagen und ähnlich wie beim Gärtner gibt es einen riesigen Aufzug dafür.

Zum Abschluss ging es noch ins Auditorium, das Opernhaus ist wirklich sehr schön. Ich freue mich schon sehr auf die morgige Aufführung.

Zurück in der JuHe hatte ich noch genug Zeit, mich für den „Messiah by Candlelight“ frisch zu machen. Rund um die Royal Festival Hall gibt es einen recht netten Christkindlmarkt, den ich dann auch noch gleich besichtigte.

Es fallen ein paar Sachen gleich ins Auge: dresscode ist casual und anscheinend kann man normalerweise Getränke mit ins Auditorium nehmen, es gibt an jedem Sitz Getränkehalter und zahlreiche Schilder weisen darauf hin, dass es bei dieser Veranstaltung nicht erlaubt ist. Mit der Pünktlichkeit nimmt man es nicht so genau, Chor und Orchester sind schon im Raum und immer noch wird eingelassen und nach Plätzen gesucht. Die letzten kamen eine halbe Stunde zu spät.

„Messiah by fake candlelight“ wäre ehrlicher gewesen, aber for Show traten auch noch alle mit den entsprechenden Kostümen auf. Bei den Solisten hat mich der Tenor Joshua Ellicot am meisten beeindruckt, obwohl das ja normalerweise nicht meine bevorzugte Stimmlage ist. Etwas überrascht war ich, als alle während des Hallelujah aufstanden, das geht wohl auf George II zurück. Allein wegen dieses Stückes hat es sich gelohnt zu kommen.

Insgesamt ein schöner Abend mit für musikalischem Neuland für mich.

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Oper, nachwirkend

Gestern startete das Staatstheater am Gärtnerplatz in die neue Spielzeit mit der Premiere von “Giovanna d’Arco”. Die Namen Thomas Wünsch, Henrik Nánási und Giuseppe Verdi ließen auf ein großes Opernerlebnis hoffen und im Prinzip wurde diese Hoffnung auch nicht enttäuscht.

Es ist schon erstaunlich, mit wie wenig Mitteln Thomas Wünsch es schafft, die Atmosphäre des 16. Jahrhunderts auferstehen zu lassen, dem Zuschauer die Nöte und die Zerrissenheit Johannas nahezubringen. Ich habe gestern einen Selbstversuch gewagt und habe die Übertitel ignoriert. Mein Italienisch beschränkt sich eher auf Bestellungen im Restaurant, aber ich wollte wissen, ob die Bilder und die Musik mir die Geschichte vermitteln können. Bis zur Pause hat das ganz hervorragend geklappt, ich war absolut gefangen genommen und konnte der Handlung gut folgen. Nach der Pause war das nicht mehr ganz der Fall, da habe ich die Bildersprache nicht mehr so gut lesen können, aber es ist definitiv ein Fall für “Nochmal Anschauen, mehr verstehen”. Wenn sich mir alles auf Anhieb erschließen würde, wäre es ja irgendwann langweilig.

Ganz großartig fand ich die Idee der zweiten, sprechenden Johanna. Auch wenn es nicht allen im Publikum gefallen hat, diese “Oper mit Kammerspiel” ist im Ergebnis stimmig und gewinnt an Intensität. Ein großes Lob gebührt hier Sieglinde Zörner, die die zweite Johanna großartig gesprochen und dargestellt hat. Der berührendste Moment für mich am diesem Abend war ausnahmsweise nicht musikalisch, sondern das Vater unser vor der Pause.

Der Chor spielt in dieser Oper eine große Rolle, er ist mir im Vergleich zu anderen Stücken fast ein wenig zu statisch, aber andererseits, bei genauem Nachdenken, hätte mehr Bewegung in den Chorszenen gar nicht gepasst. Musikalisch gab es sowieso überhaupt nichts auszusetzen, angefangen bei Sebastian Campione, der sich mit seinem Kurzauftritt als englischer Kommandant für größere Aufgaben empfahl, über Harrie van der Plas, den zu Recht frenetisch gefeierten Riccardo Lombardi, bis zur sängerisch und szenisch ausdruckstarken Sandra Moon.

An meinem musikalischen Gehör arbeite ich ja immer noch, ich habe aber für mich einige sehr schöne Stellen entdeckt, speziell mit den Holzbläsern. Gut herausgearbeitet fand ich auch die Stellen mit den beiden Stimmen, die bösen Geister und ihr Widerpart.

Die Inszenierung ist auf jeden Fall spannend, aber sicher nicht jedermanns Sache. Wer eine “traditionelle” Verdi-Oper sehen möchte, ist mit der Hamburger Traviata sicher besser bedient, wer einen fesselnden Opernabend mit Regietheater im besten Sinne, mit Stoff für Augen, Ohren, Herz und Hirn vorzieht, dem sei ein Besuch einer der nachfolgenden Vorstellungen empfohlen. Ich war sicher nicht zum letzten Mal drin.

Staatstheater am Gärtnerplatz

Giovanna d’Arco

Donnerstag, 1. Oktober 2009
19:30 Uhr

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Taiwan 2009, Tag 10

Heute stand uns ein besonderes Abenteuer bevor: Fahrt mit der MRT zur allerbesten Rush Hour. Ganz so schlimm wie in Tokio war es nicht, aber es war schon vergleichbar mit München während der Wiesn.

Vom Hauptbahnhof ging es mit dem Hochgeschwindigkeitszug nach Kaohsiung. Diese Linie wurde erst vor ein paar Jahren eröffnet, es werden 350 km in 100 Minuten bewältigt. Am Bahnhof wurden wir von unseren Bussen aufgelesen, die bereits am frühen Morgen mit unserem Gepäck aufgebrochen waren. Weiter ging es nach Tainan, wo wir unser Mittagessen in einem Steakrestaurant bekamen. Irgendwie war hier alles süß: der Tee, die Suppe, die Brötchen, die Pilzsoße. Das Fleisch war gut, auch wenn wir nicht herausgefunden haben, welches Stück nun genau den Oyster Blade Cut repräsentiert.

Nach dem Mittagessen gab es ein kurze Stadtrundfahrt mit einem Besuch des Forts Anping. Das wurde von den Holländern während ihrer nur 38-jährigen Herrschaft über diesen Teil der Insel im 17. Jahrhundert erbaut. Eine Mauer ist noch original erhalten und besonders interessant ist der Mörtel, mit dem die Ziegel zusammengehalten werden: er besteht aus Zucker, Reis und Muschelschalen.

Danach ging es dann direkt weiter zum World Vegetable Center. Dieses ist eine non-profit Organisation, die sich der Erforschung, Erhaltung des Artenreichtum, Vermarktung und Produktion von „sicherem“ Gemüse widmet. Der Vortrag war sehr interessant und ab einen guten Einblick in die Arbeit des Instituts.

Weiter ging es in die Berge nach Chi-Tou. Das Autobahnnetz ist recht gut ausgebaut und alle paar Kilometer ist eine Mautstation. Unterwegs gab es noch einen schönen Sonnenuntergang und die Fahrt auf den letzten Metern war wirklich abenteuerlich. Es ist aber sehr schön hier, mitten im Wald, natürlich dem zugehörigen fliegendem und hüpfendem Getier. Wir haben nach dem Abendessen dann noch das Lied für unsere Talentshow geprobt, das wird ein Spaß.

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Taiwan 2009, Tag 8

Heute in einer Woche sitze ich schon wieder im Flugzeug. Lieber nicht drüber nachdenken und den Rest des Aufenthalts genießen. Es könnte aber durchaus sein, dass es nicht der letzte ist. Die Menschen sind hier so wahnsinnig freundlich, alles ist sehr sauber und selbst als augenscheinlicher Tourist fühle ich mich spätabends sicher, wenn ich allein unterwegs bin.

Heute stand zuerst der Wachwechsel am Märtyrer-Schrein auf dem Programm. Der Schrein ist den Toten gewidmet, die für das Vaterland gestorben sind. Das Dach ist mit gelben Ziegeln gedeckt, eine Farbe, die eigentlich den Herrschern vorbehalten war, zu Ehren der Toten verzichteten sie aber auf dieses Privileg. Die Zeremonie ist eine absolute Touristenattraktion, es waren außer uns bestimmt nochmal sechs Busse da.

Danach ging es weiter zum College of Performing Arts. Hier werden die Nachwuchskünstler der Peking-Oper in Taiwan ausgebildet. In der ersten halben Stunde konnte man selbst jonglieren üben, den Schauspielern beim Schminken zusehen oder die Kostüme aus der Nähe betrachten. Diese können wegen der vielen Stickereien nicht gewaschen werden und werden mit Alkohol eingesprüht, um sie wenigstens zu desinfizieren. Weiter ging es mit einer Vorführung der chinesischen Akrobatik. Es ist schon schier unglaublich, wozu der menschliche Körper fähig ist. Als krönenden Abschluss gab es noch eine Kurzvorstellung der Peking-Oper. Es handelte von einer Wasserfee, die sich in einen Sterblichen verliebt und für ihn gegen die Götter kämpft. Da kommt einem doch gleich Undine oder die kleine Meerjungfrau in den Sinn. Es gab ein wenig überzeugendes Happy End, was vermutlich daran lag, dass die Geschichte eigentlich tragisch endet.

Mittagessen gab es dann im tgif oder auch Fridays, leckere Suppe, riesige Burger und knackige Pommes. Danach ging es zum Department of Development, mit einem interessanten Vortrag und geduldig beantworteter Fragen. Der letzte “offizielle ” Punkt war ein Besuch des Mainland Affairs Council, hier gab es einen Votrag über die kürzlich erfolgreich beendeten Verhandlung mit “Mainland China”, auch hier eine erstaunliche Offenheit bei der Beantwortung unserer Fragen.

Abendessen gab es dann in einem unscheinbaren Restaurant in dem Einkaufsdistrikt von gestern. Das Essen war fantastisch, normalerweise wäre man vermutlich daran vorbeigelaufen.

Als letztes auf der Agenda stand ein Besuch eines Elektronik-Kaufhauses auf dem Plan, das ich jedoch schnell wieder verlies, um einen Milchtee mit Tapioka (lecker) zu mir zu nehmen. Zurück ging es dann mit der U-Bahn und ein kleiner Spaziergang bei 30°C um 23 Uhr stellte den Abschluss des langen und ereignisreichen Tages dar.

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Taiwan 2009, Tag 6

Nach dem nun schon obligatorischen Weckanruf um 6.30 Uhr und dem Frühstück, dass heute aus Rührei, Reissuppe, Zwiebelringen und einer Art Hefebrötchen bestand, ging es wieder in die Taroko-Schlucht. Diesmal stand der „Trail of the nine turns“ an, wobei die Zahl Neun nicht wörtlich zu nehmen ist, sondern für „viele“ steht. Wir mussten uns Helme aufsetzen, offensichtlich kommt hier öfters mal was vom Berg runter. Besonders interessant war die Stelle mit der Felsformation, die aussieht wie ein bergauf springender Fisch. Es gibt in Taiwan den Mythos, dass wenn ein Fisch über das Drachentor, d.h. bergauf springt, dann wird er zum Drachen und somit die höchste Lebensform nach einem Gott.

Der nächste Programmpunkt war das Hauptquartier der Freiwilligenorganisation Tzu Chi. Diese Organisation fußt auf der Lehre Buddhas, diese ist aber etwas abgewandelt und es wird auch keiner gezwungen, Buddhist zu werden. Sie leistet humanitäre Hilfe, wo sie gebraucht wird unter dem Motto: die ersten vor Ort, die letzten, die gehen. Zuletzt während und nach dem Taifuns Morokat versorgten sie die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten mit warmen Mahlzeiten und Trinkwasser. Aber auch der Umweltschutz ist ein Anliegen. In 1999 startete die Organisation ein Recyclingprojekt, bei dem hauptsächlich Ältere nach deem Ausscheiden aus dem Arbeitsprozess eine Beschäftigung finden. Es scheint auch kein Problem zu sein, Nachwuchs zu finden, obwohl es eine lebenslange Verpflichtung ist, wenn man dieser Organisation beitritt. Ein etwas fader Beigeschmack blieb aber doch, da es hier auch um sehr viel Geld geht, mehrere Billionen NT$.

Nach dem obligatorischen Gruppenfoto, bei dem unser Headcouncellor Quinn uns quasi als Lotse anwies, ging es mit einem Hochgeschwindigkeitszug von Hualien zurück nach Taipei mit Mittagessen im Zug. Manches war sehr lecker, manche undefinierbar, es stellte sich später als Tofu raus. Der Kohl war sehr lecker, mit viel Knoblauch, der hier sehr gerne benutzt wird. Wir sind dann alle zusammen mit der MRT gefahren, der U-Bahn in Taipei.

Wieder zurück in unserer ersten JuHe, in der wir jetzt vier Nächte am Stück bleiben, gab es dann auch schon wieder Abendessen. Danach brachen wir zur Samstag-Abendunterhaltung auf. Man hatte für einen Besuch des Cloud Gate Dance Theatre ausgesucht. Wer mich kennt, weiß, dass ich es mit modernen Tanz eher nicht so habe und so versuchte ich mich teilweise mit geschlossenen Augen auf die Musik zu konzentrieren. Das erste Stück war allerdings noch ohne Tanz, ein traditionelles Stück auf alten Instrumenten. Es ist sehr interessant, dass mir hier zwei Instrumente über den Weg laufen, die typisch für süddeutsche Volksmusik sind, das Hackbrett un die Zither. Gespielt wurde ebenfalls auf einer Querflöte aus Bambus, einem interessanten zweisaitigen Instrument und einem Flaschenkürbis. Danach ging es wieder in die Unterkunft zurück, wo ich mich jetzt noch lange mit zwei Taiwanesinnen über die kulturellen Gemeinsamkeiten und Unterschiede und über Gott und die Welt unterhalten habe.

Klicken macht übrigens wie immer groß!

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Spielzeit 2008/2009 – Versuch eines Resümées

Zuerst einmal die harten Fakten. Statistikerin, die ich nun mal bin, habe ich versucht, mal alle Besuche im, sagen wir mal, Musiktheater im weitesten Sinne, aufzuzählen, getrennt nach Spielstätten:

Staatstheater am Gärtnerplatz
Liebe & Eifersucht13
Fra Diavolo2
La Traviata7
Hänsel & Gretel4
Der Mann im Mond1
Das Märchen vom Zaren Saltan9
Die Hochzeit des Figaro9
Carmen2
Die Schöne und das Biest3
Der Liebestrank5
I Masnadieri2
Death in Venice4
Madame Butterfly4
Arche Noah1
Boccaccio4
Die lustige Witwe1
Eine Nacht in Venedig1
Die Piraten von Penzance6
Sweeney Todd8
Footloose4
My fair Lady4
Der kleine Prinz1
Konzerte5
Foyerveranstaltung6
Theatervergnügen1
Shockheaded Peter1
Orchesterprobe Traviata III. Akt5
Auftakt3
La Triviata1
stg1
Literaturspaziergang1

Davon waren 8 Vorstellungen gleichzeitig Premieren, 3 Vorstellungen waren Gastspiele (Boccaccio in Köln und Liebe & Eifersucht in Bayreuth). Das macht insgesamt 118 1191 verschiedene Veranstaltungen, wobei das nicht der Anzahl an Tagen entspricht, da ich auch oft zwei Veranstaltungen an einem Tag hatte.

Bayerische Staatsoper
La bohéme1
La Traviata1
Nabucco1
Die unmögliche Enzyklopädie6
Sonstiges
Hänsel & Gretel, Royal Opera House London1
Konzert Provinz1
Der Barbier von Sevilla, Staatsoper Berlin1
Rigoletto, Deutsche Oper Berlin1
Der Zigeunerbaron, Musikalische Komödie Leipzig1
Liederabend1

Über die nackten Zahlen hinaus, was war noch?

Ich habe mich verändert, meine Schwerpunkte haben sich verändert. Ich habe angefangen, mich mit dem, was ich da auf der Bühne sehe, wirklich auseinanderzusetzen, musikalisch und szenisch. Dabei habe ich wahnsinnig viel gelernt. Kein Wunder, ich bin ja schließlich blutige Anfängerin.

Ich habe sehr viele sehr nette Menschen kennengelernt, in- und außerhalb des Theaters. Wenn man alleine unterwegs und ein ganz kleines bisschen offen ist, kommt man sehr leicht ins Gespräch mit anderen Allein-Unterwegs-Seiern. Und man hat ja schließlich eine gemeinsame Leidenschaft. Eigentlich eine ideale Partnerbörse, so ein Theaterbesuch 🙂

Ich habe geweint und gelacht, verständnisvoll genickt und ratlos in die Runde geschaut. Ich habe tolle Gespräche geführt mit Menschen, die ich ohne diese Leidenschaft nie getroffen hätte.

Auch wenn der Schluß etwas unglücklich war, ich habe diese Spielzeit genossen.

Und in meinem Umschlag schlummern schon wieder Karten für mehr als 40 Vorstellungen. Und das ist nur bis 31.12.09 😀

  1. Ich hatte eine Vorstellung von Death in Venice übersehen (die halbe hab ich gar nicht gezählt). Ich habe ein wenig den Überblick verloren, das wird nächste Spielzeit besser!

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