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Licht Wieland Müller-Haslinger
Choreinstudierung Felix Meybier
Sarastro Sava Vemić
Tamino Gyula Rab / Maximilian Mayer
Sprecher / Erster Priester Holger Ohlmann
Zweiter Priester / Erster Geharnischter Alexandros Tsilogiannis
Zweiter Geharnischter Martin Hausberg
Königin der Nacht Aleksandra Jovanovic / Emma Posman / Ilia Staple
Pamina Judith Spießer / Sophie Mitterhuber / Mária Celeng / Csilla Csövari
Erste Dame Mária Celeng / Elaine Ortiz Arandes / Camille Schnoor
Zweite Dame Anna-Katharina Tonauer / Valentina Stadler
Dritte Dame Ann-Katrin Naidu / Anna Agathonos
Erster Knabe Zeno Böhmler / Benjamin Ogier
Zweiter Knabe Amelie Spielmann / Clemens von Bechtolsheim
Dritter Knabe Matthias Thomas / Anna Fiona Metzger
Papageno Ludwig Mittelhammer / Daniel Gutmann
Papagena Julia Sturzlbaum / Ilia Staple / Theresa Dax
Monostatos Juan Carlos Falcón
Chor, Extrachor und Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz Bis Ende November keine weiteren Vorstellungen angekündigt. Priscilla – Königin der WüsteBuch von Stephan Elliott und Allan Scott In Kooperation mit dem Theater St. Gallen Adaptierte Fassung BesetzungMusikalische Leitung Jeff Frohner / Andreas Partilla
Regie Gil Mehmert
Choreografie Melissa King
Bühne Jens Kilian
Kostüme Alfred Mayerhofer
Licht Michael Heidinger
Dramaturgie Michael Alexander Rinz
Tick Armin Kahl
Bernadette Erwin Windegger
Adam Terry Alfaro
Bob Frank Berg
Marion Tanja Schön
Benji Jasper Baumann / Raphael Pallawiks / Daniel Fussek / Jonathan Birner
Cynthia Marides Lazo
Shirley Angelika Sedlmeier
Miss Verständnis Eric Rentmeister
Miss Fernanda Falsetta Lukas Haiser
Jimmy David Eisinger
Diven Dorina Garuci, Jessica Kessler, Amber Schoop
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![]() Die letzte fünf Jahre – Bühne @Michaela Karner Wie viele andere Veranstalter mussten auch die Bad Hersfelder Festspiele ihr ursprünglich geplantes Programm (in diesem Fall sollte sogar das 70-jährige Jubiläum der Festspiele gefeiert werden) auf das kommende Jahr verschieben. Unter dem Motto “Ein anderer Sommer” wird nun ein alternativer Spielplan präsentiert, der alles andere als eine Notlösung ist. Verschiedenste kleine Programme, Open-Air und unter Berücksichtigung aller Auflagen werden an fünf Wochenenden im Juli und August in der Stiftsruine und in der gesamten Stadt gezeigt. Eins dieser besonderen Schmankerl war das Kammermusical Die letzten fünf Jahre, das an nur drei Abenden vom 31.07. bis 02.08.2020 in der Stiftsruine gespielt wurde. Unter der Regie von Gil Mehmert bringen Bettina Mönch und Armin Kahl eine berührende Liebes- und Trennungs-Geschichte auf die Bühne. Drei Namen, die auch am Münchner Gärtnerplatztheater bekannt sind (u.a. führte Gil Mehmert bei Priscilla Regie; Bettina Mönch und Armin Kahl standen in Jesus Christ Superstar bereits zusammen auf der Bühne). Ein wunderbarer Grund für einen Wochenend-Trip in die beschauliche hessische Kurstadt Bad Hersfeld! Die Erzählstruktur gibt dem Kammermusical Die letzten fünf Jahre von Jason Robert Brown seinen besonderen Charme: Während Jamies Blick auf die Beziehung chronologisch verläuft, von frisch verliebt bis zum Abschiedsbrief, den er Cathy schreibt, erzählt Cathy ihre Version der Geschichte genau umgekehrt – beginnend mit Jamies Brief in ihren Händen. Zur Hochzeit der Beiden in der Mitte des Musicals überschneiden sich die Handlungsstränge – im Duett versprechen sie sich den Rest ihres Lebens miteinander verbringen zu wollen. Doch für den Zuschauer ist bereits seit dem ersten Song klar, dass sich ihre Wege letztlich nach fünf Jahren trennen werden. Spannend ist also weniger der Ausgang der Handlung, sondern eher die Frage nach dem “Wie?” Jason Robert Brown zeigt ohne konkrete Schuldzuweisung oder Schwarz-Weiß-Malerei wie beide Protagonisten um ihre Liebe kämpfen und wie Jamies rasante Karriere als hochgelobter Schriftsteller neben Cathys beruflichem Scheitern als Schauspielerin zur Zerreißprobe für die Beziehung wird. ![]() Die letzte fünf Jahre – Applaus @Kathleen Gil Mehmert bringt das Kammermusical im minimalistischen Bühnenbild in die Stiftsruine, im Hintergrund die sechsköpfige Band unter der Leitung von Christoph Wohlleben. Der Fokus der Inszenierung liegt auf den beiden Darstellern – mit eindringlichem Spiel und ihren starken, gefühlvollen Stimmen lassen Bettina Mönch und Armin Kahl die ganze emotionale Bandbreite im Beziehungs Auf und Ab miterleben. Wichtigstes Bühnenbild-Element ist ein großer Tisch, der zum Steg, zum Boot, zur Therapeutencouch und Vielem mehr umfunktioniert wird, dazu zwei Stühle, eine (Picknick-)Decke, ein Telefon und zwei Umzugskartons, in denen die Requisiten verstaut sind … viel mehr hätte es eigentlich gar nicht gebraucht, um das Publikum an die verschiedenen Orte und Stationen mitzunehmen. Innerhalb der wunderbar schlüssigen minimalistischen Inszenierung hätte Gil Mehmert sich gerne trauen dürfen auf die handvoll weiterer kleinteiliger Requisiten zu verzichten. Ein zwei-Personen-Musical, das sich fast ausschließlich aus Solo-Songs und kurzen, inhaltlich ergänzenden Dialog-Fetzen aufbaut, ist vermutlich die perfekte Wahl, um in Zeiten von Corona auch auf der Bühne Abstandsregeln einzuhalten. Einzig auf den Kuss zur Hochzeit musste verzichtet werden. Aber davon abgesehen, vergisst man als Zuschauer die ungewöhnlichen äußeren Umstände, die zu dieser Inszenierung überhaupt erst geführt haben. Und damit bringt gerade dieses als Alternative gewählte Musical ein ganz großes Stück gefühlte Normalität ins Theater zurück. Premiere: 31.07.2020; weitere Vorstellungen: 01. und 02.08.2020 Inszenierung: Gil Mehmert Musikalische Leitung: Christoph Wohlleben Cathy: Bettina Mönch Jamie: Armin Kahl Ähnliche Artikel![]() Foto: Christian POGO Zach Es ist wieder Zeit für einen Opern-Klassiker im Gärtnerplatztheater. Mit Giuseppe Verdis Rigoletto feierte am vergangenen Donnerstag eine der meistgespielten Opern der letzten eineinhalb Jahrhunderte seine fulminante Premiere. Regie führte Herbert Föttinger, von dem auch die Inszenierung von Don Giovanni stammt, die seit der Umbauzeit bereits im Repertoire des Theaters sehr erfolgreich verankert ist. Auf den ersten Blick fallen durchaus Parallelen auf: ein Mann außerhalb der gesellschaftlichen Gesetze, der sich gerne mit Frauen und Drogen vergnügt und dem die Frauen kaum Widerstand entgegen bringen; eine vielfach einsetzbare Drehbühne; Herren in schicken Anzügen und leicht bekleidete Damen. Natürlich bietet sich der Vergleich zwischen Don Giovanni und dem Herzog von Mantua durchaus an. Föttingers Inszenierung ist optisch und auch in den Übertiteln in die heutige Zeit geholt, die modernste Referenz an die Moderne ist jedoch wohl Rigolettos erstes Kostüm als der Comicschurke Joker. Zugegebenermaßen habe ich mit solch einem prägnanten Element der Popkultur, das man derzeit des Öfteren in Opern sieht (z.B. bei Fidelio in der Bayerischen Staatsoper und Don Giovanni in der Komischen Oper), ein wenig meine Schwierigkeiten. Als begeisterter Comic-Leser verbinde ich den Joker mit einem gewissenlosen Psychopathen. Rigoletto ist zwar in Föttingers Inszenierung nicht unbedingt ein Sympathieträger, hält er doch seine Tochter durch Kontrollwahn und Grobheit klein, doch zum waschechten Bösewicht reicht es in meinen Augen trotzdem nicht ganz. Eher zum sozial ausgegrenzten Einzelgänger, der durch die gesellschaftliche Ablehnung aufgrund seiner körperlichen Beeinträchtigung auch zum sozialen Krüppel wurde. Natürlich basieren sowohl Rigoletto als auch der Joker auf Romanfiguren von Victor Hugo (aus Le roi s’amuse und L’homme qui rit) und beide finden in der Rolle des Clowns persönliche Freiheit. In dieser Hinsicht kann man also durchaus auch Parallelen ziehen. Lucian Krasnec zeigt – stimmlich wie gewohnt stark und wunderbar – einen durchaus schwer zu durchschauenden Herzog. Bei seinen Parties tanzt er ausgelassen, scheint am nächsten Tag aber eher, als würde ihn dieser wohlhabender Lebensstil eher belasten. Auch meint man in seinen Szenen mit Gilda tatsächlich wo etwas wie wahre Liebe aufblitzen zu sehen, während er sich kurz darauf wieder fröhlich einer neuen Eroberung widmet. Sehr witzig ist die Szene, als er im Hintergrund seinen perfekten Auftritt für Rigolettos Tochter plant: mit Champagner, Blumen und Musikern, nur um in letzter Sekunde alles zu verwerfen und den riesigen Blumenstrauß auf die Seitenbühne zu schmeißen. ![]() Foto: Christian POGO Zach Zu Gast am Gärtnerplatztheater ist Aris Argiris als Titelheld Rigoletto. Er schafft den Wandel zwischen dem zynischen Entertainer und dem traurigen Einzelgänger perfekt und sprichwörtlich auf der Bühne, wenn er das schrille Kostüm verpackt und die Schminke aus dem Gesicht wischt. Den liebevollen Vater, den man bei Rigoletto oft erwartet, sucht man jedoch in Föttingers Inszenierung. Er durchwühlt Gildas Sachen und zerrt sie durch die Gegend, während sie ihm ihre töchterliche Liebe beteuert. Auch am Ende scheint er mehr sich selbst zu bemitleiden denn seine Tochter. Jennifer O’Loughlin scheint als Gilda mit gedecktem Kleid und dicker Brille zwar wie ein echtes “Hascherl”, doch wird schon schnell klar, dass auch dies nur eine Rolle ist. Allein stimmlich steht diese Gilda schon alles andere als unbedarft und unschuldig da (und wer weiß, welches Büchlein sie panisch vor ihrem Vater versteckt). Im Gegensatz zu Rigoletto blüht sie gegenüber dem Herzog enorm auf und setzt sich mutig für ihn ein. Ihr selbstgewähltes Ende scheint sie kaum zu bedrücken, als sähe sie dadurch die Chance, der Herrschaft ihres Vaters zu entfliehen. ![]() Foto: Christian POGO Zach Spannend sind auch Anna-Katharina Tonauer und Levente Páll als dubioses Geschwisterpaar Maddalena und Sparafucile, die hier scheinbar in einer alten Tankstelle hausen. Während Maddalena die Opfer ihres Bruders anlockt und verführt putzt dieser derweil ausgiebig die verrostete Zapfsäule vor der Türe. Sparafucile scheint in dieser Inszenierung als eine der wenigen Charaktere, die mit ihrem Leben zufrieden sind und dem sein “Beruf” stolz zu machen scheint. Maddalena hingegen träumt eher von einem schöneren Leben, kann sich aber ebenso schwer gegen ihren Bruder behaupten, wie Gilda gegen ihren Vater. Vielleicht fühlen sie sich deshalb auch beide derart zu dem Herzog hingezogen, der ihnen nicht nur Kontrolle aufzwingen will. Orchester und Solisten lassen dank der energievollen Leitung von Anthony Bramall musikalisch keine Sekunde Langweile aufkommen. Ohne Zögern steuert die Handlung so durch die gesellschaftlichen Missstände und dem tragischen Ende entgegen. Zurecht erhielten die Solisten neben dem vergrößerten Herrenchor minutenlangen, begeisterten Applaus.
Noch bis Anfang März ist Rigoletto im Staatstheater am Gärtnerplatz zu sehen. Alle Termine finden Sie im unten stehenden Link. Dirigat: Anthony Bramall
Regie: Herbert Föttinger
Bühne: Walter Vogelweider
Kostüme: Alfred Mayerhofer
Licht: Michael Heidinger
Video: Raphael Kurig, Meike Ebert
Choreografische Beratung: Karl Alfred Schreiner
Choreinstudierung: Pietro Numico
Dramaturgie: Fedora Wesseler
Rigoletto: Aris Argiris
Herzog von Mantua: Lucian Krasznec
Gilda: Jennifer O’Loughlin
Sparafucile: Levente Páll
Maddalena: Anna-Katharina Tonauer
Graf von Monterone: Christoph Seidl
Giovanna: Ann-Katrin Naidu
Marullo: Ludwig Mittelhammer
Borsa Matteo: Gyula Rab
Graf von Ceprano: Holger Ohlmann
Gräfin von Ceprano: Elaine Ortiz Arandes
Ein Gerichtsdiener: Martin Hausberg
Page der Herzogin: Caroline Adler
Herrenchor, Orchester und Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz https://www.gaertnerplatztheater.de/de/produktionen/rigoletto.html?m=410 Ähnliche ArtikelÄhnliche Artikel![]() © Randomhouse Der Träger des Deutschen Buchpreises 2019, Saša Stanišić, ist der neue Poetikdozent der Hochschule RheinMain und der Landeshauptstadt Wiesbaden. Am 13. Februar 2020 wird sich Saša Stanišić im Rahmen der Veranstaltung “Ein Autor stellt sich vor” an der Hochschule RheinMain präsentieren. https://www.wiesbaden.de/micro…kdozent-sasa-stanisic.php Die Veranstaltungen sind öffentlich (bei der für den 13.02. in der Hochschule habe ich nicht nachgefragt):
Ähnliche Artikel![]() ©Peter Litvai Das neue Jahr hat begonnen, für mich in diesem Falle mit einer meiner liebsten Opern, die ich life und in Übertragungen schon in verschiedensten Inszenierungen sehen durfte. Nach der Premiere im Passauer Theater besuchte ich die erste Vorstellung im Landshuter Theaterzelt. ![]() ©Peter Litvai Donna Elvira hat in Landshut ein viel größeres Problem, als nur verlassen worden zu sein. Sie erwartet von Giovanni ein Kind und scheint weniger an seine Liebe denn an sein Verantwortungsbewusstsein zu appellieren. Sabine Noack zeigt eine verletzte Frau, die Unterstützung bei einer Art Selbsthilfegruppe oder in einem Frauenhaus sucht (meist sind noch mehrere schwarz gekleidete Chordamen mit ihr auf der Bühne). Im Gegensatz zu ihr steht Kathryn J. Brown als rachsüchtige und wütende Donna Anna, zu der sich Giovanni anfangs maskiert ins Zimmer schleicht, um sie zu vergewaltigen. Während Noack als Elvira weitaus sanfter wirkt, kann Brown in ihrer Rolle viel Stimmgewalt. Als dritte Dame im Bunde gegen den Weiberhelden Giovanni zeigt Emiliy Fultz als Zerlina die buchstäbliche Unschuld vom Lande. Sie ist herrlich naiv und als ihre “Mädels” beim Jubggesellinnenabschied den Stripper feiern steht sie an der Seite und träumt von ihrer anstehenden Hochzeit, während der junge Heißsporn Masetto (Daniel Pannermayr) draußen mit den Freunden mit reichlich Bier und einem “Letzta Dog in Freiheit” auf dem T-Shirt die Sau rauslässt. ![]() ©Peter Litvai Die Inszenierung des Landestheaters ist schlicht und modern, jedoch wenig provokant. Man muss auch nicht immer nackte Haut zeigen bei diesem Stück, die Provokation ist hier vielmehr die Lässigkeit, auf die Giovanni auf all den Schmerz reagiert, den er verursacht. Ein wenig “romantischer” hätte ich mir aber tatsächlich das berühmte Duett zwischen Zerlina und dem Titelhelden gewünscht. Dieser hat sie fast von der Bühne gezerrt, ich konnte jedoch nicht nachvollziehen, wieso sie auf das Werben des Fremden letztendlich eingeht. Allgemein hätte man die Beziehung zwischen manchen Figuren etwas tiefer gestalten können. Auch Leporello schien in der Inszenierung außer dem Geld nicht viel Motivation zu haben, sich mit seinem Herrn weiterhin abzugeben. https://www.landestheater-niederbayern.de/events/339 Musikalische Leitung: Basil H. E. Coleman Don Giovanni: Kyung Chun Kim Niederbayerische Philharmonie
Ähnliche Artikel![]() Quichotte von Salman Rushdie Die Stimmung im ausverkauften Saal war positiv gespannt als Salman Rushdie die Bühne betrat, die er mit Moderator Bernhard Robben und Vorleser Sylvester Groth teilte. Bei der LitCologne sei Salman Rushdie zuletzt vor zwei Jahren, das erste Mal in Köln vor 52 Jahren, zu Besuch bei einem Cousin, gewesen. Mit einem Schmunzeln bedankte sich Salman Rushdie beim Moderator für den Hinweis auf seinen tatsächlich schon 54 Jahre zurückliegenden ersten Aufenthalt in Köln. Dann las Bernhard Robben den vermutlich bekanntesten Abschnitt aus Don Quijote von Miguel de Cervantes, den Kampf gegen die vermeintlichen Riesen, 30 Windmühlen. (Kann man beim *Projekt Gutenberg* lesen *klick*) In der modernen Version von Salman Rushdie wird aus Rosinante ein Chevy Cruze, Sancho Panza kommt ohne Rüstung aus und Don Quichotte ist ein alternder Pharmavertreter. Die Biographie dieses modernen Don Quichottes ist der von Salman Rushdie nicht unähnlich. Beide wurden vor rund 70 Jahren in Bombay geboren. Salman Rushdie wuchs in einer Siedlung auf, in der die Häuser Namen wie „Windsor Villa“ trugen und sei heute dafür bekannt, dass er „naughty but nice“ sei. („unanständig/frech aber lieb“). Über die bei Wikipedia genannten Informationen hinaus wurde verraten, dass er ein gefürchteter Tischtennisgegner sei und ein Meisterschütze bei Angry Birds. In Salman Rushdies 19. Roman Quichotte stelle man sich ständig die Frage, was fake sei und was Fakt. Es sei eine Parodie, Satire, Persiflage auf die heutigen USA. Sein Quichotte nennt sich Ismael Smile, arbeitet als reisender Pharmavertreter, hat sich quasi sein Hirn durch zu viele Fernsehsendungen zerstört und in die wunderschöne Salma R. verliebt, die er unbedingt treffen möchte. Dann las Salman Rushdie einen kurzen Abschnitt auf Englisch und Sylvester Groth das erste Kapitel von Quichotte (Leseprobe beim Verlag) Quichotte wird von einem fiktiven Autor erzählt, der nur schreiben kann, wenn 13 bestimmte Objekte auf seinem Tisch stehen. Ob Salman Rushdie dies auch so mache? Nein, dies sei nicht autobiographisch, aber der Autor Russell Hoban habe immer einen Rucksack mit 11-13 Objekten bei sich gehabt. Wenn er diese in einem Raum in einer bestimmten Anordnung aufstellte, habe er sich in jedem Hotel zu Hause gefühlt. Salman Rushdie habe lange darauf gewartet, diese Geschichte in einem Buch verwenden zu können. Allerdings müsse er zugeben, dass eines der Objekte tatsächlich seines sei: ein kleiner silberner ziegelförmiger Gegenstand, auf dem eine Karte des zu jener Zeit noch ungeteilten Indiens abgebildet ist. Diesen habe ihm ein Freund seines Vaters einen Tag nach seiner Geburt geschenkt und er sei für ihn sehr wertvoll. In einem Interview habe Salman Rushdie einmal in „Nichts-Bücher“ und „Alles-Bücher“ unterschieden. In welche Kategorie Quichotte falle, wobei Bernhard Robben eine Vermutung hatte. Salman Rushdie denkt, dass es zwei Möglichkeiten des guten Schreibens gibt: minimalistisch oder maximalistisch. So könne man zum Beispiel ein Haar der Göttin der Literatur beschreiben, wie es im Licht glänze, das Licht reflektiere usw. oder man könne versuchen die gesamte Welt in seinen Armen zu sammeln und so viel wie möglich in das Buch zu packen, es bewusst zu überladen. Seiner Meinung nach gibt es nur diese beiden Methoden, alles zwischendrin funktioniere nicht. Er habe auch mal ein paar Kurzgeschichten geschrieben, aber dieser überladene Stil liege ihm mehr. Unsere eigene Lebensgeschichte bestehe daraus. durch die Geschichten all der anderen Menschen um uns herum zu laufen und der Autor müsse klarstellen, welche Geschichte er erzählen wolle und nicht all die anderen, die berührt werden. Während des Schreibens von Quichotte sei er unsicher gewesen, ob das Buch anderen gefallen könne und habe ganz gegen seine Gewohnheit einen Auszug an seinen Literaturagenten geschickt. Dieser habe geantwortet, dass es das lustigste sei, das er je geschrieben habe. Bernhard Robben fragte, wie es gewesen sei, das lustigste Buch zu schreiben, ob er dabei ständig gekichert habe. Wenn man es selbst nicht lustig finde, stünden die Chancen gut, dass es auch niemand anders lustig fände, antwortete Salman Rushdie. Kafka habe seiner Verlobten Felice einmal geschrieben, dass er lustig sein könne und als großer Lacher bekannt sei. Damit habe er Recht gehabt. Leider vergesse man das schnell, weil uns die Redewendung kafkaesk präsenter sei als der Humor in seinen Werken. Jeder Abschnitt bei Kafka sei im Stil einer Komödie geschrieben, auch wenn das große Ganze beängstigend oder beunruhigend sei. So wollte es Salman Rushdie auch in Quichotte machen. Die Themen des Buchs seien nicht offensichtlich lustig, er habe ernste Themen aufgegriffen wie die Verzerrung der Wahrheit, das Näherrücken des eigenen Todes und das mögliche Ende der Welt. Er wollte im Modus der Komödie erzählen, auch wenn die Summe etwas Anderes ergebe. Auf das Titelbild angesprochen antwortete Salman Rushdie, dass es ihm gefalle, aber er habe es nicht geschrieben und man solle den Designer dazu fragen. Es habe einen „Retro Science-Fiction look“, der ihm sehr passend zum Inhalt erscheine und der Bogen erinnere ein wenig an Stargate. Auf der anderen Seite sehe man zwei Personen die Straße entlanglaufen, das Auto sei wohl anderswo geparkt. Es wirke ein wenig geheimnisvoll und beim Auspacken des Belegexemplars habe er sich sehr über das Design gefreut. Für dieses Buch habe er sich wieder mit einigen seiner früheren Interessen beschäftigt. Als Jugendlicher habe Science Fiction ihn fasziniert und er habe stapelweise Science Fiction Bücher gelesen. Die Nachbarschaft der Hauptfigur in Quichotte erinnert an die in Mitternachtskinder und auch die Gegend in der Salman Rushdie selbst aufwuchs. Es habe sich für ihn wie ein seltsamer Kreis angefühlt, zu diesen frühen Büchern und Erinnerungen zurückzukehren. Durch die Beschäftigung damit konnte er mehrere strukturelle Probleme in diesem Buch zu lösen. Quichotte habe zwei Erzählstränge, der eine sei etwas surrealistisch und verspielt, der andere sehr emotional und realistisch. Als Autor müsse er die Leser am Ende überzeugen, dass eine echte Verbindung zwischen den beiden bestehe. Die rund zehnseitige Kurzgeschichte Bilder lügen nicht von Katherine MacLean (englisch beim Projekt Gutenberg: *klick*) habe ihm bei der Lösung dieses Problems sehr geholfen. Mehr könne er dazu nicht sagen, ohne zu viel zu verraten, außer dass es in seinem Buch keine Außerirdischen gebe.Der Name Ismael Smile verlocke sofort zu Wortspielereien, wie „I smile“ und wecke Erinnerungen an Moby Dick. Da sei einerseits zufällig, weil Salman Rushdie bei diesem Namen an den ersten indischstämmigen Chefkoch in Amerika denken musste, Ranji Smile, der sich selbst „Smile“ genannt habe und die indische Küche in New York eingeführt habe, unter anderem mit dem Versprechen, dass es aphrodisierend wirke. Er sei sehr erfolgreich gewesen, aber irgendwann wegen verschiedener Verbrechen ausgewiesen worden. Andererseits habe er bewusst die Assoziation zu Moby Dick wecken wollen. Ein Buch, in dem die Leser nie erfahren, ob der Erzähler wirklich Ismael heißt, sondern nur, dass er so genannt werden möchte. In Moby Dick trügen alle falsche Namen und alle, die vom Wal besessen seien, würden sterben. Ismael sei der einzige, der überlebe und die Geschichte erzählen könne – weil er auf dem Schiff der Arbeit wegen anheuerte und nicht des Wals wegen. Das habe ihn zum Außenseiter gemacht und Salman Rushdie wollte andeuten, dass sein Quichotte auch ein Außenseiter sei.Er frage sich, was passierte wäre, wenn die Besessenheit für den Wal auch Ismael ergriffen hätte. In Quichotte sei Salma R. sozusagen der Wal, auch wenn sie das sicherlich nicht gerne höre, merkte Salman Rushdie mit einem Schmunzeln an. In einem Abschnitt des Romans trügen viele Figuren keine Namen, sondern würden ausschließlich als Bruder, Schwester usw. benannt. Hier gehe es um die Liebe in Familienbeziehungen, nicht um romantische Liebe und er habe sich auf die Figuren und deren Verflechtungen konzentrieren wollen. E.L. Doctorow habe das einem Abschnitt seines Romans Ragtime auch so gemacht, um die jüdischen Familienbeziehungen deutlich herauszustellen, die Figuren nur nach ihren Beziehungen bekannt. Salman Rushdie stellt sich die Frage nach dem Schaden, den diese nicht-romantische Liebe davontragen könne und ob solche Beziehungen bzw. diese Liebe geheilt werden könne, was verziehen werden könne. Eine der Nebenhandlungen beschäftigt sich mit der Opioidkrise in den USA und dem indischstämmigen John Kapoor, der Ärzte bestochen hatte, mehr stark abhängig machendes Fentanyl zu verschreiben.* In den USA würden jedes Jahr rund 70 000 Menschen an einer Überdosis Opioide sterben. In Europa und den amerikanischen Großstädten werden dieses Problem kaum wahrgenommen. Dort seien eher die Freizeitdrogen Kokain, Ecstasy usw. bekannt und relativ leicht zu bekommen. Auf dem Land hingegen würden skrupellose Ärzte hemmungslos Opioide verschreiben, was eine wahre Epidemie an Abhängigen verursacht habe. Während Rushdies Figuren durch die USA reisen treffen sie also auf diese abhängigen Menschen. Eigentlich wäre die berühmte und wunderschöne Salma R. für Quichotte unerreichbar, denn er arbeitet nur als Pharmavertreter. Aber weil die Abhängigen ihren Dealer finden und die beiden sich treffen müssen, wendet sich die Dinge hier. Während Salma R. im Fernsehen attraktiv, stark und reich wirkt, stellen wir fest, dass dies nur eine Fassade ist. Ihr Leben war nicht immer glücklich. Sie wurde als Kind von einem Verwandten sexuell belästigt, ist bipolar, depressiv und begann irgendwann Opioide zu nehmen. Salman Rushdie wollte zeigen, dass Menschen nicht so sind, wie sie im Fernsehen erscheinen. Das Treffen der beiden findet in einem Park statt und stellt den Moment dar, in dem die Träume von Quichotte wahr werden – theoretisch. Er kann seine Angebetete als ihr Dealer kennenlernen und natürlich läuft es ganz anders als von ihm erwartet. DEUTSCHE ERSTAUSGABE
Aus dem Englischen von Sabine Herting
Originaltitel: Quichotte
Originalverlag: Random House, ein Imprint von Penguin Random House LLC, New York
Hardcover mit Schutzumschlag, 464 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-570-10399-9
Erschienen am 14. Oktober 2019
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