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Interview mit Zoë Beck

[singlepic id=1431 w=240 h=320 float=left]Zoë, herzlichen Dank, dass Du Dich bereiterklärt hast zu einem Interview für den Blog Nachtgedanken. Stellst Du Dich uns kurz vor bitte?

Mein Name ist Zoë Beck, ich bin 1975 geboren, habe sehr früh angefangen, Klavier zu spielen. Das war lange Zeit mein großer Traum. Ich hab dann noch alle möglichen anderen Sachen gemacht, Theater, Film, Fernsehen, ich habe Literatur studiert, und bin jetzt seit 2004 ziemlich konstant dabei, dass ich mich nur an eine Sache halte, nämlich in erster Linie Bücher zu schreiben. Ich übersetze auch und bearbeite auch Texte redaktionell, aber in erster Linie bin ich Autorin.

Du hast bereits sehr früh als Pianistin Erfolge gefeiert, was gab den Ausschlag, die musikalische Karriere nicht weiterzuverfolgen?

Oh, da kamen mehrere Sachen zusammen. Einmal fanden meine Eltern es nie besonders toll, dass ich das wirklich professionalisieren wollte, da hatten sie dann schon ziemliche Angst davor, Stichwort „brotlose Kunst“. Nicht dass ich jetzt etwas machen würde, was auf sehr viel Gegenliebe stößt, aber jetzt bin ich ja auch ein bisschen älter. Ich glaube, dadurch, dass mir der Rückhalt von zuhause gefehlt hat, fing das irgendwann an, dass ich die Nerven nicht mehr hatte, und dann kam eine ganz schlimme Auftrittsangst dazu bis hin zu einem Blackout bei einem öffentlichen Auftritt, dass ich einfach nicht mehr weiterspielen konnte, und danach ging es mir einfach wahnsinnig schlecht, nervlich, so dass ich große Schwierigkeiten hatte, wieder in das Klavierspielen hineinzufinden. Ich habe das dann noch eine Zeitlang gemacht, aber es ist wirklich eine reine Nervensache gewesen. Ich musste mir danach wirklich etwas anderes suchen und mich noch einmal neu definieren, um wieder Fuß zu fassen, für mich selbst.

Und wie fühlst Du Dich jetzt bei Lesungen?

Ja, das war eine spannende Sache. Als ich nämlich meine erste Lesung hatte, da dachte ich vorher, ich werde bestimmt sterben oder auf der Bühne ohnmächtig zusammenbrechen, ich dachte, vielleicht ist vorher sterben die bessere Variante (lacht). Ich weiß noch aus Studienzeiten, dass ich bei Livesachen natürlich eine gewisse Aufregung dabei hatte, ich habe das aber relativ zeitig schon trainiert, indem ich zum Beispiel Theater auch mal gespielt habe, Verhaltenstraining gemacht habe. Gut, bei den Lesungen ganz am Anfang, da war das immer noch ein bisschen was anderes. Es gibt auch immer noch die Situation, dass ich vorher wirklich Nervenflattern kriege, aber grundsätzlich ist das jetzt, toitoitoi, eine wirklich stabile Sache, dass ich raus auf die Bühne kann und vor allen Dingen, dass ich es auch wahnsinnig gerne mache. Ich merke, dass ich sehr viel lieber Lesungen mache als ich damals öffentlich Klavier gespielt habe. Und das hat, glaube ich, auch damit zu tun, da könnte man jetzt einen Psychologen fragen, sehr viel damit zu tun, wie ist die eigene Wertschätzung der Sache und wie ist die eigene Selbstsicherheit. Da macht dann das Alter und die Erfahrung auch nochmal viel aus, und vielleicht war es das Klavier einfach nicht. Dieses Interpretieren von Sachen, von was Fremdem, und dann dieser Druck, der natürlich im Klassikbereich dann auch da ist, wo alles perfekt sein muss und keine Fehler verziehen werden, was ja jetzt, wenn man auf der Bühne steht und etwas Eigenes vorliest, nicht so zwingend ist. Da kann einem ja keiner sagen, ja, das haste jetzt aber falsch, weil das Wort steht doch da anders rum. Dann könnte ich sagen, ich bin die Autorin, ich les das jetzt aber so rum. Da ist doch eine deutlich lockerere Atmosphäre, und diese Sachen machen dann sehr viel aus und helfen mir sehr, und deshalb bin ich jetzt deutlich lieber auf der Bühne als früher.

Und hattest Du schon ganz lange einen Roman in der Schublade liegen?

Ich hatte nicht mal eine Kurzgeschichte in der Schublade liegen. Ich hatte eine vollkommen wahnsinnige Freundin, ich liebe sie übrigens heiß und innig, wir waren Kolleginnen bei einer Filmproduktionsfirma, und sie ist dann gewechselt als Filmagentin in eine Literaturagentur, also als Agentin für Filmstoffe. Ich hatte zu dem Zeitpunkt eine Stelle als festangestellte Autorin für so eine Fernsehserie, und das hat mir nicht besonders viel Spaß gemacht. Meine Freundin rief mich eines Tages an und sagte, Du, hier war grad jemand bei der Literaturagentin und sucht Krimis, setz Dich doch mal hin und schreib was. Das hab ich dann auch getan, ich dachte, das wird sowieso nix, aber gut, bevor ich mich langweile. Mein Job war, wie gesagt, nicht wirklich toll, und ich hatte auch einfach vor, etwas anderes zu machen, und ich dachte, das kostet mich ja jetzt nix außer Zeit und mal den Versuch. Ja, und kurz darauf hatte ich dann einen Drei-Buch-Vertrag für eine Krimireihe, die in Rostock angesiedelt ist. Das habe ich dann noch unter einem anderen Namen geschrieben. Ich saß dann erstmal sehr konsterniert zu Hause und dachte, verdammt, was habe ich getan, jetzt muss ich auch noch Bücher schreiben. So kam das, ja.

Findest Du Deine Geschichten oder finden Sie Dich?

Wir finden uns, wir begegnen uns. Wenn ich merke, dass mich ein Thema sehr berührt und ich dann Charaktere vor mir sehe und dass es sofort anfängt, in mir zu arbeiten. Ich habe mich gestern mit jemandem unterhalten, das war eher so eine Zufallsunterhaltung, und ich bin heute Morgen wach geworden und dachte mir: oh, das ist so eine interessante Figur, das kann ich einbauen. Es kann sein, dass es die Hauptfigur für den nächsten Roman wird, es kann sein, dass es eine Nebenfigur ist, es kann sein, dass eine Kurzgeschichte draus wird oder überhaupt nichts, aber dieses Gefühl, das stellt sich dann manchmal eben ein.

Hast Du einen Schreibrhythmus und brauchst Du bestimmte Bedingungen zum Schreiben?

Ja, ich bin nicht so ein Tagsübermensch. Das passt ja zum Blog, ich bin mehr so der nachtgedankliche Mensch (lacht). In der Nacht ist es ruhig, da ruft niemand an, naja, manchmal rufen auch Leute an, die eben auch nachts arbeiten, aber es ist insgesamt deutlich ruhiger, es kommen weniger Mails, und auf Facebook wird ja dann auch nicht so viel gepostet. Wenn ich schreibe, mache ich in der Zeit nichts anderes, also da kann ich nicht sagen, jetzt schreib ich mal zwei Tage und dann habe ich noch einen Tag für einen Artikel, dann mache ich mal morgens die Übersetzung und abends das Schreiben, das geht nicht. Ich schließ mich dann wirklich weg zum Schreiben. Manchmal wechsle ich dann auch den Ort, dass ich mich irgendwo zurückziehe, etwas miete und sage, ok, jetzt bin ich hier zwei Monate. Natürlich hilft es am meisten, wenn man kein Internet hat. Ganz ehrlich. Und sich Notizen macht, was man gerne recherchieren möchte, und dann geht man für eine Stunde am Tag ins Netz und recherchiert das schnell durch. Das hatte ich in St. Andrews, das war total spannend. Da hatte ich mir ein Häuschen gemietet, es gab weder Telefon noch Internet, und ich musste mich dann jeden Tag mit meinem Bibliotheksausweis irgendwo hinten anstellen und warten, dass ich dann endlich dran kam. Und es gab dann nur eine halbe Stunde oder eine Stunde, länger durfte man nicht am Tag. Und ich dachte erst so: was, nur eine Stunde Internet am Tag, oh ist das furchtbar, das geht ja gar nicht, das kann ich nicht, das halte ich nicht aus. In der zweiten Woche habe ich mich nach einer halben Stunde gefragt, so, was mache ich hier jetzt noch, weil ich mich dann wirklich nur auf die Recherche beschränkt habe, und auch so dieses viele Kommunizieren, dieses, naja sinnlos ist jetzt ein blödes Wort, dieses müßig-vor-sich-hin-kommunizieren, dieses, ach ja, da kuck ich noch mal, och, was mach denn der gerade, das fällt dann natürlich alles weg. Und da hatte ich mich so auf die Arbeit konzentriert, ach, ich muss wieder nach St. Andrews. So sieht das Schreiben aus. Wegsperren, nachts, alles gut.

Was tust Du, wenn es mal nicht so gut läuft?

Den Plot noch mal überdenken, meistens liegt es daran, dass ich mir nicht ganz sicher bin, wie es mit den Figuren weitergeht, wo sie hin wollen, was ich über die Figuren erzählen will. Wenn es klemmt, ist es meistens, das habe ich jetzt festgestellt, wirklich ein Fehler im Plot oder dass mir noch Puzzleteile fehlen. Oder dass ich etwas an der Figur nicht richtig durchdacht habe. Und das löst sich dann am besten durch Spazieren gehen, Sport machen, das Gehirn mal ausschalten, mit Leuten drüber reden, mal einen Film kucken, mal ein ganz anderes Buch lesen, das möglichst nicht zum Thema ist, damit die Gedanken mal wieder etwas freier werden. Aber Verzweifeln hilft nicht.

Welche Musik hörst Du am liebsten, und lässt Du Dich durch Musik beim Schreiben inspirieren?

Das ist sehr stimmungsabhängig, das kann von Ravels Klaviermusik bis Dead Can Dance und P.J. Harvey gehen. Ich habe verschiedene Playlists gemacht, es gibt auch zu verschiedenen Figuren verschiedene Playlisten. Da es mittlerweile so schöne Sachen wie Spotify online gibt, kann man da auch teilweise reinkucken, ich weiß gar nicht, welche ich öffentlich habe und welche nicht. Ich komme ja eher trotz des Klavierspielens, oder wegen des Klavierspielens, aus der alternativeren Ecke, was man früher Indie genannt hat, ich mag auch die etwas härtere Musik. Ja, das ist dann sehr abhängig davon, was ich gerade schreib, was dazu passt, und manchmal passt überhaupt keine Musik, da muss ich ausschalten. Da muss es ganz, ganz, ganz still sein.

Welche Phase eines Buches oder einer Kurzgeschichte ist die anstrengendste für Dich?

Ich glaube die Überarbeitungsphase, aber das sage ich nur, weil ich gerade etwas überarbeiten muss und es ganz, ganz furchtbar finde. Ich hasse es zu überarbeiten. Ich hasse es noch mal, wenn ich dann sehe, dass die Lektorin recht hatte. Das finde ich so doof, aber sie hat leider recht. Überarbeiten ist grausam. Aber, es ist ja alles eine sehr handwerkliche Sache, und jeder Part ist auf seine Art und Weise schwer. Aber Ideen suchen und finden, das macht ja Spaß, die Figuren zu konzipieren macht Spaß, selbst das Schreiben macht Spaß, und ich glaub wirklich, das Überarbeiten ist nicht so mein Lieblingsthema.

Du bist bereits Glauser-Preisträgerin für die beste Kurzgeschichte 2010, 2011 folgte eine weitere Nominierung, Du warst dieses Jahr für den DeLiA-Preis nominiert, mit Das zerbrochene Fenster bist Du im September auf der KrimiZEITbestenliste in den Top Ten unter den Größten des Genres. Spornen Dich die Preise und Nominierungen an oder ist es eine nette Beigabe zum Schreiben?

Da müsste ich jetzt lügen, wenn ich sagen würde, ach, das ist mir egal, ob ich Preise kriege. Letztendlich, ob man jetzt gewinnt oder nicht, das ist dann sehr situativ. Aber allein in Betracht gezogen zu werden, allein, so eine Wertschätzung von einer Jury zu bekommen, das finde ich ganz, ganz toll. Ich hab auch letztens irgendwo jemanden getroffen – ich darf auch keine Namen nennen, nicht dass die Dame Ärger kriegt – und die meinte, ja, Dein Buch xy hab ich ja mal für die Blabla-Jury gelesen und mir hat das so gut gefallen, leider ist es nicht auf die Shortlist gekommen. Ich find das natürlich toll, weil ich dann das Gefühl habe, es findet sich langsam das Publikum. Publikum finden finde ich wahnsinnig schwer. Da gibt es ja diese Diskussion, wie sollen die Cover aussehen und was soll vorne draufstehen, und dann steht Thriller drauf, und dann denken die Leute, das ist jetzt so ein blutiges Gemetzel, und sie sind natürlich enttäuscht und sagen, das ist ein langweiliges, blödes Buch, und was will ich denn mit dem ganzen Familiengeschichtenscheiß, und da soll doch jetzt mal bitte jemand tot umfallen und ausgeweidet werden, dann hat man einfach sein Publikum nicht gefunden. Aber wenn jemand sagt, das fand ich super, so super, dass ich sagen kann, es hat mir am besten gefallen von soundso vielen Büchern, weil es genau meinen Geschmack getroffen hat und dann auch noch diese handwerkliche Wertschätzung dazu, weil ich dann doch denke, dass Juroren auf so was kucken, ist es sauber geplottet, ist es gut durchgezogen, das ist toll, ja, das gibt natürlich einen Boost. Mit gibt es, sehr zum Leidwesen der Verlage sicherlich, mehr Schwung als gute Verkaufszahlen (lacht).

Du hast schon in verschiedenen Genres veröffentlicht, zuletzt einen Jugendroman, Edvard, und wieder einen Thriller. Gibt es noch ein Genre, in dem Du unbedingt noch ein Buch schreiben möchtest?

Vielleicht ein Buch, das nicht genregebunden ist. Also einfach eine Geschichte schreiben und kucken, wo sie hingeht. Ich weiß ziemlich genau, was ich alles nicht so kann, ich wäre glaube ich nicht besonders gut in historischen Romanen, weil ich faul bin. Was muss man da recherchieren! Das ist ja bewundernswert, was die da alle sowohl sprachlich als auch inhaltlich leisten, und die sitzen den ganzen Tag in den Bibliotheken, das muss man wollen. Mich interessieren da eher so diese menschlichen, diese inneren Abgründe und Beweggründe, müssen ja nicht nur Abgründe sein. Die neuere Geschichte, das interessiert mich auch, aber so dieses Zurückgehen in zurückliegende Jahrhunderte, wo es keine Zeitzeugen mehr gibt, das wär nicht meins. Erotik kann ich nicht, zum Beispiel. Science Fiction können auch andere sehr viel besser, auch wenn ich Science Fiction ganz klasse finde. Ich muss auch weiter kucken, was ich kann, und ich weiß nicht, ob das dann weiterhin genregebunden sein wird oder sein muss. Man wirft mir ja auch jetzt gerne beim Krimi vor, dass ich da zu sehr in andere Richtungen ausufere oder zu wenig den Krimi bediene, manche wollen halt die Rätselgeschichte haben und manche wollen, wie gesagt, das blutige Ausweiden mit dem Psychopathen. Ich sag jetzt nicht, ok, damit verkaufe ich besonders viel oder das ist ein Genre, das super läuft, deshalb will ich das jetzt auch mal mitnehmen, sondern, was will ich eigentlich erzählen, und vor allem auch, was kann ich. Und da bin ich immer ganz froh, wenn Leute mir da auch in der Richtung helfen und sagen, ok, das ist jetzt nicht so Deins, aber so und so musst Du weitermachen. Krimi oder alles, was so sehr dunkel, abgründig, düster, mysteriös ist, mit psychisch kranken Menschen, was auch immer das über mich sagen mag, aus irgend einem Grund gefällt mir das. Edvard hat ja auch eine deutliche Persönlichkeitsstörung, natürlich ist es irgendwo ein normaler Teenager, aber irgendwo ist er dann wieder auch nicht normal, er hat vielleicht noch nicht so eine richtige Störung, aber er ist auf dem Weg, er könnte, wenn die Eltern weiterhin alles glauben richtig zu machen, auch ganz schön einen an der Klatsche behalten. Es kann auch sein, dass er sich fängt und völlig normal wird und irgendwo auf der Behörde seinen Job findet und total glücklich wird. Leute, die ein bisschen oder auch sehr weit neben sich stehen, das interessiert mich. Was sie für Probleme haben und warum sie einfach nicht wie jeder andere durch den Tag kommen.

Welches Genre liest Du gern selbst? Hast Du einen Lieblingsautor?

Ich habe eine ganze Menge Lieblingsautoren, ich lese gerne im Kriminalromanbereich, ich les auch gerne, was man so die „normale“ Literatur nennt, da gibt es sehr viele sehr unterhaltsame, sehr gut geschriebene, sehr abgründige, sehr schräge Sachen. Es muss nicht immer jemand sterben, es darf lustig sein, ich lese einfach gerne gute Bücher. Und dann ist es mir auch egal, was vorne drauf steht als Genre.

Hast Du literarische Vorbilder?

Es gibt Texte, die mich inspirieren, wenn ich sie lese. Nicht, weil ich genauso schreiben möchte, sondern weil ich denke, kuck mal, wie der oder die mit Sprache umgeht und die Sätze baut, die Figuren einführt, die Szenen baut. Das dann schon. Alles was mich wirklich zum Nachdenken bringt. Ich finde Ian Rankin oder Denise Mina sehr inspirierend, das sind beides schottische Krimiautoren. Die nenne ich glaube ich immer, das wird langsam langweilig. Was mich total begeistert hat, war, als ich zum ersten Mal Don Winslow gelesen habe, weil der so anders war und mal endlich wirklich eine neue und ungewöhnliche Stimme. Es gibt schon Gründe, warum er so einen Riesenerfolg hat. Jetzt fällt mir auf Anhieb natürlich nichts ein, aber in letzter Zeit gab es schon einiges, wo ich die erste Seite gelesen und gedacht habe, Mensch, da kann aber jemand schreiben. So muss es sein. Wen ich als Kind gerne gelesen habe, das war aber eher eine inhaltliche, weniger eine sprachliche Sache, da habe ich, und da bediene ich jetzt sicher auch wieder Klischees, Edgar Allan Poe und E.T.A. Hoffmann sehr geliebt. Auch da die Abgründe, der Wahn, dieses Nichtwissen, was ist jetzt Realität und was ist nur in meinem Kopf. Im Moment lese ich gerade mit großer Begeisterung Rocking Horse Road von Carl Nixon. Das ist aus der Wir-Perspektive geschrieben, ganz ungewöhnlich, ganz spannend. Ich habe schon einmal ein anderes Buch aus der Wir-Perspektive gelesen, And Then We Came to the End von Joshua Ferris, solche Sachen lese ich einfach wahnsinnig gern, dieses etwas Experimentellere. Deshalb sage ich Vorbilder, das sind weniger eine Person, sondern ich versuche mich eher davon leiten zu lassen, was man alles mit der Sprache machen kann und wie man Geschichten erzählen kann.

Du pendelst zwischen Berlin und Edinburgh. Gibt es noch eine weitere Stadt, in der Du gerne leben möchtest?

Ich habe schon in so vielen Städten gelebt. Ich bin ja auch sehr viel in München. München ist hier in Deutschland sicherlich meine zweite Heimat nach Berlin. Berlin ist ja eine relativ neue Heimat. Ich möchte mit Sicherheit irgendwann mal wieder eine längere Zeit in London sein, ich habe Dublin noch auf dem Plan stehen. Und ich meine das jetzt alles nicht für Wochenendausflüge, das mache ich ja oft genug, sondern einfach für länger. Und dann muss ich halt kucken, wie es sich finanziell ausgeht und wo mich das alles so hintreibt, aber ich bin schon eher im englischprachigen Raum unterwegs. Hat ganz egoistische Gründe, da kenne ich wenigstens die Sprache, da habe ich nicht so Angst, das ich etwas Falsches auf der Speisekarte bestelle oder nicht weiß, wo ich lang laufen muss, da bin ich ein bisschen schüchtern.

Wie hoch ist Dein aktueller SUB?

Das S steht bei mir nicht für Stapel, sondern eher für Schrank. Ich habe den Überblick schon lange verloren. Ich sortiere dann auch immer mal wieder ein paar von den ungelesenen Büchern aus und denke so, ok, ich komme eh nicht mehr dazu, sie zu lesen, dann kann ich sie jetzt auch verschenken. Ich verschenke oder ich setze sehr viele Bücher aus, weil ich sonst untergehe. Es gibt so viele tolle Sachen, ich bin so froh über Leseproben und so froh über den Kindle. Jetzt kotzen die Buchhändler wieder, aber es tut mir leid, ich unterstütze den Buchhandel, ich kaufe so viele Bücher, ehrlich, aber manchmal hole ich mir auch gerade die englischsprachigen Sachen auf den Kindle. Die hassen mich jetzt, die Buchhändler, aber nein, ich liebe Euch!

Kannst Du uns schon etwas über Dein nächstes Projekt sagen?

Nein, weil ich es diese Woche erst besprechen werde. Ich wechsle gerade den Verlag, das ist glaube ich mittlerweile kein Geheimnis mehr, ich werde mir da jetzt natürlich überlegen, ob ich Figuren mitnehme, ob ich die Landschaft mitnehme oder einen Schauplatz mitnehme, im Moment bin ich da erstmal ganz offen und werde mir in diesen Tagen mit Sicherheit noch ein paar Notizen machen und dann noch weiter überlegen. So gegen Ende des Jahres werde ich Entscheidungen getroffen haben.

Also dürfen wir hoffen, noch etwas von Ben und Cedric zu lesen?

Wollt ihr das denn?

Also ich schon.

Aber die hatten wir doch jetzt schon so oft.

Es sind aber sehr interessante Figuren und es sind ja auch noch einige Fragen offen.

Ja, ich habe mir schon überlegt, ob ich das nicht irgendwie so als Goodie mache, also falls ich mit den Figuren nicht weiter mache, dass ich einfach Cedrics Geschichte noch mal zusammenschreibe, gerade die Geschichte mit seinem Vater. Ich mach das Ding auf 50 Seiten und haue es als kostenloses ebook raus. Habe ich mir auch schon überlegt. Ich meine, warum nicht? Ich habe das Gefühl, vielleicht ist Cedric auserzählt. Wir kennen ihn ja schon, und natürlich könnte ich jetzt noch weitermachen. Jetzt hat er den Halbbruder und wie geht denn das weiter, aber Cedric ist jetzt in Behandlung, er hat seinen Therapeuten, er nimmt seine Tabletten, wir wissen, dass er Probleme hat. Ich möchte dann auch nicht, wie andere, diesen Fluch der Serie, dass ich dann irgendwie nach 17 Büchern immer noch dieselben Geschichten erzähle oder mich dann selber mit denen langweile. Keine Ahnung, ich muss es überlegen.

Was ist das Beste daran, eine erfolgreiche Autorin zu sein und was ist das Nervigste?

Da müssen wir mal erfolgreiche Autorinnen fragen.

Hier sitzt eine vor mir.

Ich darf das machen, was im am Großartigsten finde, ich darf Bücher schreiben. Und das ist das Tollste daran. Und kann davon auch leben. Ich hoffe, dass es so weitergeht. Das Nervigste ist die Angst davor, wie sich das nächste Buch verkauft und ob es weitergeht. Das sind wirklich rein existenzielle Sachen, ansonsten nervt überhaupt nichts. Und ich glaube, was mich nervt ist das, was jeder in seinem Job hat, jeder Selbständige hat. Gerade so als Freiberufler macht man ja meistens etwas, das einem Spaß macht. Sollte man. Weil man da so viel Zeit investiert. Aber wenn man nicht weiß, wie es weitergeht, und das wissen ja viele Freiberufler nicht so ganz genau, mittlerweile auch viele Angestellte nicht mehr so genau, das ist halt einfach das Nervige daran. Und natürlich würde gerne jeder von uns pauschal seine 100.000 im Jahr kriegen, oder vielleicht auch nur 50.000, keine Ahnung, aber einen Haufen Geld dafür überwiesen kriegen, dafür, dass er oder sie das macht, was man am liebsten tut. Es hat leider sehr viel mit Geld verdienen und sehr wenig mit Hobby zu tun, es ist ein Beruf, es ist ein Handwerk, man muss es ordentlich machen und sich weiterbilden und dann noch kucken, wie man damit weiterkommt. Das ist genauso anstrengend wie ne Kneipe zu führen und wie als Kindergärtnerin zu arbeiten und wie Arzt zu sein oder sonst was. Es ist einfach anstrengend.

Erzählst Du uns noch eine Anekdote aus Deinem Schriftstellerleben?

Anekdote, hmm. Ach ja, das erzähle ich ganz gerne, die hängt zwar nicht direkt, sondern eher indirekt mit mir zusammen. Ich stand in einer Buchhandlung, zwei Mädels um die Zwanzig kucken in dem Bereich Krimis. Da steht ja meistens immer nur „Krimi“. Dann sagt die eine: Ah ist das blöd hier, kuck mal, da steht Krimis und hier sind aber überall Thriller, also das finde ich ja echt nicht in Ordnung, dass die das alles so zusammen werfen. Sagt ihre Freundin: Was ist denn der Unterschied? Sagt die erste wieder: Naja, Thriller sind halt einfach besser. Also, das ist einfach eine nicht besonders trennscharfe Geschichte, weil man ja auch darüber diskutieren müsste, was bedeutet jetzt eigentlich Thriller, was bedeutet Kriminalroman und wo sind die Grenzen und wie fließend sind sie, aber das hat halt auch viel damit zu tun, was von Buchhandelsketten durch ihre Etikettierung gelenkt wurde. Und dann sprachen sie weiter, nämlich über meinen sehr lieben und sehr geschätzten Kollegen und Freund Sebastian Fitzek: Fitzek ist ja total geil, spannende Bücher, haste den schon gelesen? – Jaja, total geil und spannend und voll krass und so. – Der hat ja auch eine Tochter, da habe ich gehört, der liest ihr abends immer seine Geschichten vor, und die ist ja noch ganz klein, noch ein echtes Kleinkind. – Boah, krass, solche Leute sollten echt keine Kinder haben. Und ich steh direkt daneben und denk so, das tut er doch nicht! Ich wusste nicht, ob ich etwas sagen sollte, ich dachte nur, oh Gott, das tut er doch gar nicht! Das stimmt doch nicht. Aber wenn man sieht, was sich da für Legenden bilden, kaum, dass man etwas veröffentlicht. Und Sebastian hat ja eine Riesenfangemeinde auf Facebook und Twitter und ein sehr lebhaftes Profil, und so entstehen einfach die unglaublichsten Gerüchte. Sebastian Fitzek sitzt da und liest nachts seiner Tochter seine Geschichten vor. Was dachten die denn, wie alt das Mädchen ist? Wahrscheinlich irgendwas zwischen zwei und fünf, und er liest ihr ganz grausame Geschichten vor? Völliger Unsinn. Und eine Anekdote, die mit mir direkt zu tun hat: Ich geh in eine Buchhandlung, die ein Schaufenster mit meinem neuesten Buch dekoriert hatte. Ich hab mich so wahnsinnig gefreut, dass die das gemacht haben. Ich geh also rein und sage: Hallo, ich bin Zoë Beck, ich freue mich so über das Schaufenster! Und die Frau schaute mich an und sagte: Was? Sie wusste von nichts. Und dann hab ich sofort die Ohren hängen lassen und bin wieder rausgeschlichen (lacht). Das hat ein bisschen wehgetan, weil ich mich vorher so gefreut hatte und dachte, die wissen jetzt alle Bescheid, wenn ich reinkomme und meinen Namen sage. Und diese Frau hat mich einfach so glasig angekuckt, weil sie halt mit der Schaufensterdeko nichts zu tun hat. Natürlich ist es so. Das ist das harte Geschäft.

Ganz herzlichen Dank für dieses tolle Interview und alles Gute!

Ja, dankeschön!

Foto Victoria Tomaschko

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La Cage aux Folles, 21.10.2012, Staatstheater Darmstadt

Am 21.10.2012 besuchte ich die Nachmittagsvorstellung des Musicals La Cage aux Folles (Ein Käfig voller Narren) im Staatstheater Darmstadt. Die Produktion stammt vom Intendanten des Theaters, dem Regisseur John Dew. Er gestaltete einen sehr unterhaltsamen Theaternachmittag, findet aber immer im richtigen Moment, an den Stellen, wo es ernst wird, die Ruhe der Bühne. Die Aussage über Toleranz in diesem Stück wird sonst leicht vom bunten Geschehen auf der Bühne erschlagen. In dem schlichten aber sehr wirkungsvollen Bühnenbild von Heinz Balthes entfalten sich die phantasievollen und in allen Farben schillernden Kostüme der Darsteller, entworfen von José-Manuel Vázquez.

Zu den Solisten: Die Hauptpartie Albin/Zaza war mit Randy Diamond, einem wunderbaren Musicaldarsteller und Tänzer, treffsicher besetzt: In Darstellung, Timing und Gesang begeisterte er die Zuschauer vom ersten bis zum letzten Moment der Aufführung. Dicht an seiner Leistung war der Tenor Ansgar Albert Maria Schäfer, als Albins Lebensgefährte Georges, der auch nach 20 Jahren Partnerschaft noch in Albin verliebt ist. In den weiteren Rollen überzeugten Stefan Reil (Tenor) als Jean-Michel, Sohn von Albin, die junge Sopranistin Hannah Garner (Anne), Franz Nagler als Abgeordneter Edouard Dindon und Gundula Schulte als Marie Dindon. In der Rolle der Restaurant-Besitzerin Jaqueline machte Anja Bildstein eine gute Figur.

Alle Hände voll zu tun hatte der Choreograph Julio Viera Medina. Er brachte mit seinen abwechslungsreichen Einfällen für die Darsteller der “Cagelles” viel Schwung auf die Bühne. Im Graben sorgte das gut aufgelegte Staatsorchester Darmstadt mit Dirigent Bartholomew Berzonsky für heitere Stimmung im Theater. Vom Publikum gab es stehende Ovationen!

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Premiere Hänsel und Gretel, 09.12.2012, Alte Kongresshalle

[singlepic id=1427 w=240 h=320 float=left]Hänsel und Gretel ist sicher eine der meist gespielten Opern in deutschen Opernhäusern. Sie wird als Kinder-, Familien- oder Märchenoper verkauft, aber oft fürchten sich die kleinen Besucher vor der gruseligen Hexe oder langweilen sich, weil man die Texte kaum versteht.

Verena Sarré, die Gründerin der gemeinnützigen Sarré Musikprojekte gGmbH, geht neue Wege, um die Oper auch Kindern wirklich nahezubringen. So werden die Hauptrollen von Kindern gesungen, man kann der Hexe beim Schminken zusehen und verliert so die Scheu vor ihr und auch die Rollenkonzeption ist eher komisch denn schaurig. Die Premiere war denn auch rundherum gelungen, musikalisch und szenisch auf hohem Niveau und für Klein und Groß  gleichermaßen geeignet. Das Bühnenbild von Caroline Neven du Mont ist eher klassisch, zeigt aber auch sehr poetische Momente, etwas wenn hinter gespannten Tüchern die Sterne aufgehen. Die Kostüme von Christina Bauer setzen die Oper in einen zeitlosen Kontext, bis auf den Beginn, als deutlich wird, dass Armut ausgrenzt und dass es sie heute noch genauso wie vor 100 Jahren gibt.

Die Regisseurin Julia Riegel schaffte es, Jung und Alt einen vergnüglichen, aber auch berührenden Abend zu bereiten. Viele kleine, witzige Regieeinfälle sowie die ausgezeichnete Personenführung der fast durchweg Laiendarsteller machen diese Inszenierung zu etwas ganz besonderem. Die Hexe ist tatsächlich eher lustig als gruselig, ohne aber die Originalgeschichte zu verzerren. Ein Rollator (der nicht immer als Gehhilfe verwendet wird) und ein nicht immer funktionierender Zauberstab tragen sehr zur Erheiterung bei ohne ins klamaukige abzudriften. Als Besonders gelungen empfinde ich die Abend-Segen-Szene, in der bekannte literarische Kinderfiguren wie Pippi Langstrumpf, der kleine Muck und sogar Harry Potter über die Geschwister wachen.

Die absoluten Stars des Abends sind die Geschwister Nicholas von der Nahmer, vielen noch sehr gut in seiner Rolle als Oliver im gleichnamigen Musical in Erinnerung, und Lilian von der Nahmer, die ebenfalls in Oliver! mit virtuosem Geigenspiel glänzte. Sie singen und spielen die Hauptrollen der verlorenen Kinder so anrührend, dass man sich immer eine Besetzung mit Kindersolisten für diese Oper wünscht. Beide verfügen bereits über sehr schöne Stimmen, die vor allem im ersten Akt voll zur Geltung kommen. Natürlich sind diese Partien im Grunde für Kinder noch zu schwer, aber in dieser Produktion ist das clever gelöst. Teils singen die Beiden, teils sprechen sie den Text, teils singt der Kinderchor. Das hat auch den großen Vorteil, dass man endlich mal die Worte versteht 😉

Auch die übrigen Kinder und Jugendlichen auf der Bühne, die unter anderem Hexen und Waldbewohner singen und spielen, sind mit viel Herzblut und Spaß dabei. Alle sind von Verena Sarré ausgezeichnet einstudiert, die zusammen mit Julia Riegel auch die Choreographie erarbeitet hat. Für die Partien der Eltern konnten für diese Produktion die Münchner Publikumslieblinge Rita Kapfhammer und Torsten Frisch gewonnen werden, die es schafften, eine wirklich natürliche Atmosphäre zu zaubern. Eine Schau war natürlich Malte Arkona als Hexe. Natürlich ist es üblich, diese Rolle mit einem Mann zu besetzen, aber wenn man dafür einen so begnadeten Entertainer verpflichten kann, ist das schon etwas besonderes. Sand- und Taumännchen (Florence Losseau/Simone Stäger) fügten sich nahtlos in die Riege der tollen Darsteller auf der Bühne ein. Martin Steinlein am Dirigentenpult führt die Mitglieder des Orchesters des Staatstheaters am Gärtnerplatz ausdrucksvoll durch den Abend.

Eine rundherum gelungene Produktion, die man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen darf. Endlich wird aus dem Repertoirestück eine wirkliche Kinder- und Familienoper auf hohem Niveau. Weitere Vorstellungen am  Montag 17.12. um 17.30 Uhr, Samstag 22.12. um 17.30 Uhr sowie am Sonntag 23.12. um 11.00 und um 17.00 Uhr. Karten zu 24,10€, 37€ und 48€, Kinder ab 15€ gibt es bei Münchenticket.

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Don Pasquale, 29.10.2012, Gärtnerplatztheater (im Cuvilliéstheater)

[singlepic id=1418 w=320 h=240 float=left]Spät, aber doch: mein Bericht zu Don Pasquale auf mucbook.

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Konzert BR-Symphonieorchester mit Mariss Jansons, 19.10.2012, Herkulessaal

Der Dirigent Mariss Jansons und seine BR-Symphoniker boten an diesem Abend ein gut ausgewähltes Programm.
Zu Beginn des Konzerts hörte man das Stück “Selbstporträt, Variationen für Orchester” des russischen Komponisten Rodion Schtschedrin aus dem Jahr 1984. Dieses Stück fordert eine große Wandlungsfähigkeit des Orchesters. Die BR-Musiker spielten dieses Stück mit größter Konzentration und gaben dem autobiographischen Werk Schtschedrins großen Ausdruck. Mariss Jansons holte den Komponisten auf das Podium, wo dieser seinen Beifall für das Stück entgegennahm und sich sehr herzlich bei dem Orchester bedankte.
Eine Freundschaft verband die Komponisten Schtschedrin und Dmitri Schostakowitsch, dessen Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester als zweites Stück des Abends zu hören war. Hier waren die zwei Solisten Yefim Bronfman (Klavier) und Hannes Läubin (Trompete) mit Temperament und Spielfreudigkeit am Werk. Der Jubel des Publikums wurde noch mit einer Zugabe, einem Rondo für Trompete und Klavier von Leonard Bernstein, belohnt.
Nach der Pause dirigierte Mariss Jansons eine fulminante Sinfonie Nr. 3 von Ludwig van Beethoven. Die Musiker folgten Mariss Jansons in jeder Sekunde und waren mit großer Schaffenslust an dieser Interpretation. Das Lob gilt nicht nur dem Dirigenten und den Streichern des Orchesters, sondern auch den hervorragenden Holz- und Blechbläsern und Raymond Curfs an den Pauken. So bleibt Beethoven immer spannend! Großer Jubel im Herkulessaal nach den letzten Takten eines eindrucksvollen Konzertabends.

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Tosca, 21.10.2012, Bayerische Staatsoper

[singlepic id=1404 w=320 h=240 float=left]Was für eine Vorstellung! Nach Monaten der Beschäftigung mit der kleinen Schwester Operette (die ihre Berechtigung und ihren Reiz hat) durfte ich wieder einen herzzerreißenden Abend erleben, wie man ihm im Leben eines Opernjunkies nicht oft erfährt.

Ich wechselte zwischen Gänsehaut und Tränen. Unglaublich, was Musik, fantastische Stimmen und exzellente Darstellung mit mir anstellen. Die Inszenierung von Luc Bondy wird oft als langweilig beschrieben, mir hat sie ausgezeichnet gefallen, weil sie Raum für die großen Gefühle und die großen Sängerschauspieler dieser Oper und dieses Abends lässt. Und diese braucht es auch, in diesem Opernthriller um Gier, Geilheit, Leidenschaft, Patriotismus und Liebe, den Giacomo Puccini so fabelhaft in Musik umgesetzt hat. Das Bühnenbild von Richard Peduzzi und das Licht von Michael Bauer unterstützen diese Weite, die Kostüme von Milena Canonero waren passend für den Anfang 19. Jahrhundert, wären aber auch später nicht fehl am Platze gewesen.

Tatiana Serjan berührte meine Herz in der Titelrolle. Ihre Leidenschaft, ihre Hingabe, mit der sie die dramatisch Liebende spielt, gepaart mit einer überwältigenden Stimme, machte den Abend zu etwas ganz Besonderem. Jonas Kaufmann in der Rolle des Mario Cavaradossi überzeugte mit einer wunderbaren, manchmal vor Leidenschaft dunklen und dann wieder hell aufflammenden Stimme wie bei den Vittoria! Vittoria!-Rufen. Beeindruckend auch der Scarpia von Scott Hendricks, den ich auf meinem Platz in der Galerie sehr gut hören konnte und der es verstand, seiner Stimme einen wahrhaft dämonischen Klang zu verleihen.

Goran Jurić, Christoph Stephinger, Francesco Petrozzi Christian Rieger und Tim Kuypers in ihren jeweiligen Rollen waren ideal besetzt. Der Chor hat mir sehr gut gefallen, sowohl gesanglich als auch endlich darstellerisch. Carlo Montanaro leitete das Bayerische Staatsorchester mit Umsicht und richtiger Dosierung.

Ein wunderbarer Abend, der mir lange in Erinnerung bleiben wird.

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Interview mit Angela Brower

[singlepic id=1415 w=240 h=320 float=left]Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview genommen haben, Frau Brower. Vielleicht erzählen Sie uns zum Einstieg etwas über Ihren Werdegang?

Ich komme aus Amerika, aus Phoenix, Arizona. Ich habe an der Arizona State University studiert und dort meinen Bachelor’s Degree gemacht. Dann habe ich an der Indiana University studiert für meinen Master’s Degree.

Hatten Sie da schon während des Studiums die Möglichkeit, ganze Rollen szenisch auszuprobieren?

Während meines Studiums habe ich nur die Zweite Dame aus der Zauberflöte einstudiert und auf der Bühne gesungen. Oh, ja, und in meinem Master‘s Degree habe ich Cherubino gesungen, das war toll. Ich habe in der Zeit nicht so viele Rollen gesungen. Ich habe im Studium viele Lieder und Melodien einstudiert und gesungen, und Stimmtechnik gemacht. Nicht so viele Opernrollen.

Im Jahr 2008 wurden Sie in das „Young American Artists Program“ der Glimmerglass Opera aufgenommen. Welche Möglichkeiten ergaben sich dadurch?

2008 war ich bei dem „Young American Artists Program“. Daraus ergab sich die Möglichkeit für mich, hier in München zu sein. Denn zwei Personen von der Bayerischen Staatsoper waren nach New York geflogen. Sie veranstalteten ein Vorsingen für die Bayerische Staatsoper – es ist eine amüsante Geschichte, weil ich mich nicht für das Vorsingen angemeldet hatte. Ich dachte mir: „Ich habe noch ein Jahr Studium vor mir, ich bin noch nicht so weit, ich kann noch nicht nach Deutschland gehen.“ Aber ich war Cover (d.h., Zweitbesetzung) für Giulio Cesare. Die beiden Männer von der Bayerischen Staatsoper kamen zur Probe und hörten mich singen, als Giulio Cesare, weil meine Kollegin nicht da war. Sie sagten: „Warum haben Sie sich nicht für das Vorsingen heute angemeldet?“, denn sie hatten den ganzen Tag Vorsingen. Ich sagte: „Ich weiß nicht.“ (Lacht.) Dann hatten wir am nächsten Tag ein Vorsingen, und sie sagten: „Wir hätten großes Interesse daran, dass Sie zu uns kommen.“ Von da an änderte sich alles für mich. Ich habe Amerika verlassen, ich habe mein Auto verkauft. Ich kam nach München und fing im Opernstudio an, und ab dann war alles wunderbar.

Zur Spielzeit 2008/2009 kam der Wechsel nach München. Wie kann man sich die Arbeit im Opernstudio vorstellen?

Es war wirklich toll und ein sehr gutes Erlebnis für mich. Ich habe viel gelernt, und habe noch viel zu lernen, und es war besser als – nun, nicht besser, aber ich habe mehr gelernt als an der Universität. Ich sollte das nicht sagen, denn ich habe an der Universität viel gelernt, Stimmtechnik und Lieder, und so weiter. Aber hier in München hatte ich die Möglichkeit, auf der Bühne zu spielen und zu singen. Dadurch bin ich wirklich gewachsen als Sängerin, besonders als Opernsängerin. Wir haben gute Kollegen hier, und ich habe wirklich tolle Möglichkeiten, zu singen und zu spielen auf der Bühne.

Sie haben natürlich hier dann auch noch die Möglichkeit gehabt, die ganzen Kollegen zu hören.

Ja, und von den besten Sängerinnen der Welt zu lernen. Es ist ein Traum, wirklich!

Seit der Spielzeit 2010/2011 sind Sie festes Ensemblemitglied an der Bayerischen Staatsoper. Welche Veränderungen ergaben sich durch diesen Wechsel vom Opernstudio ins feste Ensemble?

Die erste Veränderung war, dass ich mehr Zeit hatte. (Lacht.) Im Opernstudio sind wir so beschäftigt, wir hatten jeden Monat Konzerte, und dazu unsere Rolle auf der Bühne. Wir hatten immer so viel zu tun. Es war wirklich anstrengend. Als ich im Ensemble war, konnte ich endlich „aufatmen“, sofort. Ich bin dankbar für meine Zeit im Opernstudio, wirklich. Ich beschwere mich nicht, es war wundervoll. Ich habe viel gelernt in dieser Zeit, das half mir, als ich dann im Ensemble war, ich konnte viel daraus mitnehmen. Ja. Was sich änderte war: Ich bekam mehr Rollen, mehr große Rollen zu singen, natürlich, und mehr Möglichkeiten, auf der Bühne zu singen und zu spielen.

In dieser Spielzeit waren Sie in einigen Mozartrollen zu hören: Dorabella in Cosi Fan Tutte, Cherubino in Le Nozze di Figaro und Zweite Dame in der Zauberflöte. Wie ist Ihre Beziehung zu dem Komponisten Mozart?

Ich liebe Mozart. (Lacht.) Als ich ein kleines Mädchen war, habe ich Mozart schon geliebt. Meine Mutter spielt Klavier, nicht professionell, aber sie liebt es, zu spielen. Ich habe immer Musik gehört, besonders Mozart. Ich war immer fasziniert von seinem Genius, seinem Intellekt und seiner Musik. Als ich dann größer wurde und zu singen begann, habe ich es geliebt, Mozart zu singen. Es ist sehr gesund. Es macht Spaß, es liegt mir einfach. Es ist gut für meine Stimme, Mozart zu singen, und ich spüre das.

Man kann auch immer gut die Stimme überprüfen bei Mozart.

Ja. Es gibt eine besondere Farbe in Mozarts Musik, glaube ich. Ich genieße es sehr.

Die Produktion an der Staatsoper …

Ja. In Le Nozze di Figaro, Cherubino ist natürlich eine tolle Rolle zu singen. Sie ist wirklich lustig. Es gibt so viele Farben in diesem Charakter, in seiner Mentalität und seinen Motiven. Dorabella auch. Sie ist mir ähnlich. Ich liebe es, diese Figur zu singen, es ist wirklich schön.

Die zwei Produktionen sind ja auch wirklich schön.

Ja. Danke!

Sie waren auch als Wellgunde in Wagners Rheingold und Götterdämmerung zu hören. Wie war die Zusammenarbeit mit Kent Nagano und dem Regisseur Andreas Kriegenburg?

Der Ring war ein großes Projekt. Und das war, ich muss es ehrlich sagen, eine Herausforderung für mich, Wagner zu singen. Denn gleichzeitig habe ich auch Mozart gesungen, und das sind völlig unterschiedliche Fächer, sozusagen. Aber ich hatte das Glück, dass ich gute Kollegen hatte, Eri Nakamura und Okka von der Damerau. Es ist so schön und so angenehm, mit ihnen zu singen, und das machte dieses Erlebnis einfacher für mich. Wagner – Mozart – Wagner – Mozart, das war ein bisschen anstrengend. Ich musste lernen, beide zu singen, in einer gesunden Art und Weise. Kent Nagano war toll, und Andreas Kriegenburg war auch toll. Das ganze Team hat uns sehr unterstützt und war nett, und das hilft, das hat mir geholfen. Ich hatte das Gefühl dass ich wirklich spielen konnte auf der Bühne. Das hilft meiner Stimme, freier zu sein.

Können Sie uns in diesem Zusammenhang erzählen, wie Sie sich eine neue Rolle erarbeiten?

Die Vorbereitung auf eine neue Rolle? Zuerst kaufe ich einen Klavierauszug. Dann höre ich mit einer CD die ganze Oper, lese den Klavierauszug durch, markiere meine Partie mit einem Leuchtstift und übersetze den Text ins Englische, damit ich wirklich verstehen kann, was ich singe und was ich fühle. Dann singe ich von Anfang an. Ich muss sagen, dass ich es liebe, eine CD zu hören. Ich kann nicht so gut Klavier spielen. Ich kann es ein bisschen, gut genug, aber ich möchte alle Gefühle von der Musik. Das hilft. Ich liebe es auch, von anderen Sängerinnen zu lernen. Es ist auch interessant für mich, wie zum Beispiel Anne Sofie von Otter das singt, oder Susan Graham oder Frederica von Stade, denn diese Sängerin bringt immer unterschiedliche Farbe und Ideen in ihre Partie ein.

Kommen wir zum Hoffmann. Bei den Festspielen waren Sie als Nicklausse / Muse in Les Contes d‘Hoffmann zu hören. Ist das eine Rolle, die Ihnen in Stimme und Darstellung besonders liegt?

Hoffmann. Ich liebe Hoffmann!

Das merkt man!

Das war mein „big break“! (Lacht.) Wir hatten so viel Spaß! Ich bin wirklich traurig, dass es schon vorbei ist, denn ich habe so viel gelernt durch diese Rolle. Über mich selbst, als Person und als Sängerin, und auch über das Spielen und Singen auf der Bühne. Das war anfangs eine große Herausforderung für mich. Diese Rolle war ganz neu für mich, es war mein Debüt. Die Frage ist natürlich immer: Wie läuft das, oder wie geht das? Ich muss sagen: Rolando Villazón war super für mich, ein ganz toller Kollege. Ich habe so viel von ihm gelernt, nur dadurch, dass ich ihm zugeschaut habe, wie er auf der Bühne spielt. Und das geht perfekt mit meiner Figur, denn ich sollte sein Spiegel sein. Ich liebe diese Figur. Die Musik ist nicht so einfach zu singen. Sie ist wirklich hoch, und dann wirklich tief. Die Barcarole ist so tief. Das erste Stück, als die Muse sich vorstellt, liegt sehr hoch. Ich hatte also diese große Bandbreite von hoch zu tief, aber es hat gut funktioniert. Ja, ich war sehr glücklich damit. Es ist eine wunderschöne Rolle, und ich habe sie sehr gerne gesungen, wirklich.

Es ist ja immer ein bisschen schwierig mit den verschiedenen …

Ja. – Hoch, und dann ganz tief. In drei oder vier Stunden, es ist wirklich anstrengend.

Da sind so Kollegen wie Rolando Villazón oder Diana Damrau schon hilfreich.

Ja. Sie waren super. Sie haben mich so sehr unterstützt, sie haben mir so viel positive Energie gegeben. Das hilft, immer. Ich war auf der Bühne mit diesen großen Stars und habe gedacht: „Warum bin ich da?“ (Lacht.) Es war wirklich unglaublich für mich, ein schönes Erlebnis.

War das jetzt dann bei den Festspielen schwieriger, mit den ganzen Umbesetzungen?

Ja, das war interessant, und wir hatten nicht so viele Proben vor unserer ersten Vorstellung. Wir haben einfach unser Bestes gegeben. Es war anders, aber ich denke, es war letztendlich okay.

Machen Sie lieber Neuproduktionen oder Repertoire?

Meinen Sie die Inszenierung? Okay … ich komme aus Amerika. Wir haben normalerweise traditionelle Inszenierungen, das war also meine Mentalität. Aber als ich herkam, wurde ich da aufgeschlossener. Ich liebe beide. Ich glaube, zuweilen ist es passender und besser, bei der traditionellen Inszenierung zu bleiben. Aber manchmal finde ich es interessant, wenn eine neue Idee umgesetzt wird. Das kann sehr interessant sein, besonders für ein europäisches Publikum. Europäer sind mit Opern vertraut. In Amerika sind wir das nicht, also müssen wir Amerikaner vielleicht noch mehr über Opern lernen. Ich glaube, deshalb haben wir mehr traditionelle Inszenierungen. Aber hier in Europa ist es interessanter, etwas extremer zu sein oder so. Aber beide Inszenierungsweisen sind gut.

Haben Sie einen Lieblingskomponisten?

Mozart. Ich liebe Mozart. (Lacht.) Immer Mozart. Aber es gibt so viele gute Komponisten. Strauss, ich liebe Strauss auch. Fauré. Debussy. Chausson. Rossini, das macht Spaß. Ja. Ich liebe Mozart. Warum? Weil ich von Mozart immer so viel lerne, denn es ist etwas Grundlegendes. Man muss eine gute Technik haben, ein gutes Verständnis von Belcanto-Technik. Es ist immer gut, zu Mozart zurückzukommen.

Welche Rollen stehen noch auf Ihrer Wunschliste?

Welche Rolle ich noch singen möchte? Charlotte in Werther würde ich sehr gerne singen, und Octavian im Rosenkavalier. Hänsel in Hänsel und Gretel. Ich singe diese Rolle im Dezember, das ist schön. Ja, viele. Diese dramatischen Rollen wie die Charlotte. Strauss: Octavian, Komponist. Es gibt viele wundervolle Partien. Ich entdecke immer wieder Neues und sage: „Oh, dies möchte ich singen, oh, das möchte ich singen.“ Und ich muss mir selbst sagen: Immer mit der Ruhe. Stück für Stück.

In der nächsten Spielzeit an der Bayerischen Staatsoper kommt Rosina in Il Barbiere di Siviglia. Freuen Sie sich auf diese Aufgabe?

Ja! Ja! Auch Rosina. Ja, ich freue mich darauf. Es wird mein Debüt sein, ich habe diese Rolle noch nie gesungen. Es ist eine großartige, sehr traditionelle Inszenierung. Die Produktion ist sehr schön. Es macht viel Spass, Rossini zu singen, die Koloraturen, es ist immer eine interessante Herausforderung. Ich verwende dieses Wort oft, sorry. Es ist immer interessant, es ist nicht immer so leicht, aber wenn man es dann singen kann, fühlt es sich wirklich gut an. Ich freue mich sehr darauf.

In welchen Rollen können wir Sie in Zukunft hören?

In der nächsten Zukunft? Ich bin noch zwei weitere Jahre hier in München. Ich hoffe, dass noch weitere interessante Aufgaben auf mich zukommen. Ich habe ein Konzert im Oktober beim “Maggio Musicale” in Florenz, ich werde Leonard Bernsteins „Sinfonie Nr. 1 Jeremiah“ singen. Dann habe ich im April 2013 ein Konzert mit dem NDR Sinfonieorchester Hamburg und mit Donald Runnicles, und das wird spannend. Ich werde Ravel und Chausson singen, das wird schön. Ich bin noch zwei Jahre hier, wir werden sehen, was noch geschieht. Ich weiß es nicht, ich bin gespannt. Neue Aufgaben kommen jetzt, das ist schön. Ich werde Octavian singen, in der Zukunft, aber Genaueres kann ich noch nicht verraten, aber das kommt, darauf freue ich mich. Wir werden sehen.

Sie singen ja auch gerne Lieder. Liederabende, wird es da etwas geben?

Noch nicht. Aber ich habe mit meiner Agentur gesprochen, denn ich möchte gerne einen Liederabend machen. Ich liebe die Wesendonck-Lieder von Wagner, die möchte ich gerne singen. Wenn ich einen Liederabend mache, möchte ich auch etwas von Brahms singen, und etwas von Fauré, und einige französische Melodien.

Es ist natürlich schwieriger, einen Liederabend vorzubereiten.

Ja. Denn es ist keine Rolle, man kann sich nicht verstecken. Ich bin es, die singt. Es ist nicht Cherubino, es ist Angela Brower, und das ist schwer. Man ist – verletzlich. Ich kenne viele Sänger, die Liederabende hassen, weil das so schwierig ist. Und stimmlich – man hat keine Pause, man singt eineinhalb Stunden, und manchmal sehr schwere Lieder. Ich denke, das wäre eine gute Erfahrung für mich. Ich habe noch keine Pläne für einen Liederabend, aber ich hoffe, dass es bald dazu kommt.

Herzlichen Dank für dieses Interview!

Gern geschehen!

(Das Interview wurde geführt am 8. August 2012 in München.)

 

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