[singlepic id=1705 w=240 h=320 float=right]Nach der gelobten Einstandsproduktion „Die Präsidentinnen“ von Werner Schwab legt das Ensemble seine zweite Inszenierung mit Sophokles‘ antikem Drama auf. Der griechische Text wird dabei ordentlich entstaubt. Die Geschichte bleibt: Elektra, Königstochter aus Mykene, plant die Rache am Mord ihres Vaters. Zusammen mit ihrer Vertrauten und ihrem verlorenen Bruder rächt sie sich an der verhassten, untreuen Mutter und deren Geliebten Aigisth. Doch das Kleine Ensemble geht darüber hinaus: Alles dreht sich um die Stimmen, um Wahnsinn und die Frage nach der Zurechnungsfähigkeit der Titelrolle. In dieser interessanten neuen Version hört Elektra (Julia Mann) nämlich Stimmen. Mehr als ihr lieb sind: „Den antiken Chor haben wir als inneren Monolog der Elektra verstanden. Ich ringe sozusagen mit mir selbst. Dazu arbeiten wir mit Video- und Toneinspielungen“ beschreibt Julia Mann die Herangehensweise. Eigens für die Inszenierung produzierte Einspielungen und Videoinstallationen, die unter anderem im Grünwalder Forst und in pädagogischen Einrichtungen entstanden, runden die Geisteswelt um Elektras tragischen Fluch visuell wie akustisch ab. Regisseur Manfred Lorenz Sandmeier verlagert die Handlung der antiken Tragödie in eine psychiatrische Heilanstalt. Doch frei nach „Einer flog über das Kuckucksnest“ stellt sich schnell die Frage: Wer ist verrückt? Patient oder Anstaltsleitung?
[singlepic id=1706 w=320 h=240 float=left]Regisseur Sandmeier: „Um die Unterschiede zwischen wirklich Verrückten und Menschen, die für wahnsinnig gehalten werden, herauszuarbeiten, habe ich diese Aussage so weit verstärkt, dass Elektra in dieser Anstalt tatsächlich die Normalste ist.“ (lacht) „Aktuelle Vorfälle wie der Fall Mollath inspirieren ja derzeit viele Künstler, wie etwa Nina Hagen, die sich für neue Patientenverfügungen einsetzt, die eine Prüfung vor jeglicher Einweisung in eine Anstalt voraussetzt. Diese Konstellation nutzte auch ich als Folie für unseren Blick auf Elektras dramatischen Konflikt. Gerade Schauspieler neigen ja auch zu extremen Gefühlszuständen. Traurige Vorbilder zeigen, wie sich Rolle und Leben zum Schlechteren vermischen. Deshalb war es gerade spannend, mit den Schauspielern bewusst diesen Schritt gemeinsam zu gehen.“ Dementsprechend groß war die Spielfreude der Darsteller, die entweder als Täter in der Anstaltsleitung oder als eventuell psychisch Kranke agieren durften. „Ich habe deshalb die Elektra als “normal” und geistig gesund angelegt. Ich finde eher, dass die Umstände sie zu einer Wahnsinnigen machen. Da ist die Chrysothemis doch bei Weitem beknackter“, so Mann über ihre Elektrainterpretation und die Proben mit ihrer Präsidentinnenkollegin. Raphaela Zick hatte sichtbaren Spaß daran, im Schlafanzug Tarot-Karten zu legen und Halluzinationen zu verkörpern. Ebenso wie Martin Wichmann, der als Pfleger/Alte versucht, seinen Narrenkäfig im Zaum zu halten. „Es war nach vielen jüngeren Rollen eine besondere Freude, einmal meinem natürlichen Alter gemäß den Alten zu verkörpern“ meint das Münchner Offtheaterurgestein mit einem Augenzwinkern. „Zudem kenne ich aus dem privaten Bereich genügend Schicksale, die zwischenzeitlich in der Klapsmühle endeten und die ich vor Ort studieren durfte.“ Schwieriger stellt sich der Fall für Orest dar, den Außenstehenden, dargestellt von Nachtgedankenautor und Schauspieler Andreas M. Bräu, der seine Schwester in der Anstalt erst wiedererkennen muss: „Ich habe versucht, einen ungeliebten Verwandtenbesuch zu spielen, mich auf diesem Weg der entfremdeten Schwester zu nähern. Und es überraschte mich, wie schlüssig das “Wahnsinnskonzept” auf die antiken Verse passt, die sich übrigens wunderschön sprechen lassen“ äußert sich Bräu über die Arbeit an dem Text und mit seinen langjährigen Kolleginnen Mann und Zick, die er auf der Bühne wiedersieht. Umso stärker prickelte die Energie zwischen den eingespielten Kollegen, die zusammen diese intensive Produktion stemmten und nun dem Münchner Publikum nahebringen möchten. Wir werden auch über die Premiere berichten.
Weitere Vorstellungen am 17. und 18. Januar sowie am 23./24./25. Januar in der Blauen Maus in der Elvirastraße 17a und am 30./31. Januar und 1.Februar im Pepper-Theater in der Thomas-Dehler-Straße direkt am Starbucks/Pep Einkaufszentrum. Die Vorstellungen am Donnerstag und Freitag beginnen jeweils um 20:30, die Samstagsvorstellungen jeweils um 19:00 Uhr. Kartenwünsche unter 089/182694 (Blaue Maus) bzw. 089/63891843 (Pepper)
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