Kategorien

Mein Spielzeitstart am Gärtnerplatztheater

Nach zaghaften Versuchen Theater in Coronazeiten möglich zu machen, startete jetzt die neue Spielzeit mit bekannten Inszenierungen in angepassten Fassungen. Wie wirkte es auf mich? Eine kurze Rückblick auf die ersten zweieinhalb Wochen.

1. Akt – Die Zauberflöte

Spielzeitpause vorbei, wieder inszenierte Vorstellungen. Trotzdem eine traurige Sache. Anstatt 3 Stunden Ablenkung von der Pandemie gab es den Tanz um sie herum. Der Zauberflöte wurde der Zauber genommen. Das Bühnenbild verschwand, Flöte und Glockenspiel kamen vom Himmel, Papageno hat sich das Knebelschloss selbst verpassen und entfernen müssen. So ging es immer weiter. Jeder entfernte sich von jedem. Notwendig, aber nicht gut fürs Abschalten vom Alltag, was ich gern im Theater mache. Es bleibt aber ein wunderbarer Genuss für die Ohren und wenn man jeden auf der Bühne allein betrachtet, dann kann man mit viel Mühe an jeder Sängerin und jedem Sänger noch viel Vergnügen haben. Jetzt heißt es warten auf den Bus. Wer entfernt sich da von wem?

2. Akt – Priscilla, Königin der Wüste

Auf zum Wüstentripp… Hipp, hipp… Mit dem Bus durch Australien. Auch der Königin der Wüste, Priscilla, hat Corona ein paar Zacken aus der Krone gebrochen. Trotzdem ist der Spaß nicht verloren gegangen. Bühnenbild, Auftritte und Text wurde angepasst. Es sind auch teilweise weniger Darsteller*innen gleichzeitig auf der Bühne. Aber es wirkt sehr normal. Emotionen werden genauso geweckt. Man sieht eine richtige Inszenierung. Das tut sehr gut. Danke dafür.

3. Akt – Im weißen Rössl

Doch man sieht allmählich ein,

Man muss hübsch bescheiden sein.

Schweige und begnüge dich,

Lächle und füge dich.

Das singt der Kaiser ins Bücherl der Rössl-Wirtin. Wenigstens ein Politiker sagt etwas zur Kultur, denn die Minister sind da oft schon schwer zu verstehen. Aber wie war es jetzt, das erste Corona-Im weißen Rössl am Gärtnerplatztheater?

Ich würde sagen:

Doch kann man wieder fröhlich sein,

Man kommt hübsch bescheiden rein,

Schwelge und vergnüge dich,

Lächle und singe nicht…

Ja, es gibt eine reduzierte Fassung auf der Bühne zu sehen. Alles auf Abstand. Körperlich. Aber die Gefühle sind ganz nah. Ob es die Liebe ist oder der Schmerz der vielen Ohrfeigen. Es kommt alles über den Orchestergraben rüber. Das Risikogebiet St. Wolfgang meistert es. Alle sind großartig aufgelegt. Die ganze Welt wird himmelblau, wenn ich auf diese Bühne schau. Und da merkt man wirklich wie toll diese Operette ist, man kann sie in jeder Größe spielen. Ob in der Bar jeder Vernunft-Fassung total reduziert, in dieser mittleren Besetzung oder hoffentlich bald wieder in der größeren Revuefassung – in Originalgröße wie 1930 werden wir sie wohl nicht mehr in einem Theater erleben. Aber zurück ins Gärtnerplatztheater. Hier erlebt man, dass durch die Fülle der Ideen, die diese Inszenierung trägt, die Reduzierung immer noch vollständig ist. Man schaut, und sieht wahrscheinlich immer noch nicht alles. In 15 oder mehr Vorstellungen dieser Inszenierung habe ich jedesmal Neues entdeckt. Und wer sie jetzt das erste Mal sieht, auch der kann das nicht alles erfassen. So musste ich mich jetzt auch auf einige Details beschränken. Das Schöne dabei, man konnte sogar etwas entdecken, was in der letzten Aufführungsserie verschwunden war. Man konnte über die nun mobilitätseingeschränkte Kuh lachen. Ich suchte den Bären vergebens. Dafür sah ich erstmals, was so auf Bergwanderungen noch alles passieren kann. Weniger Menschen mit Schirmen eröffnen also neue Sichtweisen. Dann kommt noch hinzu, dass einige neue Besetzungen dabei waren. Wenn man diese mit anderen Rollen verbindet, fällt es mir schwer sich zu lösen. Andererseits macht es richtig Spaß, wie die „Neuen“ auch ihre Szenen ganz neu wirken lassen. Auf jeden Fall bleibt auch so Im Weißen Rössl einfach großartig. Und vielleicht können wir bald auch wieder einmal im Publikum davon singen, wie lustig es im Salzkammergut ist.

Die Zauberflöte

Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Text nach Emanuel Schikaneder

Adaptierte Fassung mit kammermusikalischer Besetzung von Andreas Tarkmann

Besetzung

Musikalische Leitung Oleg Ptashnikov / Andreas Partilla
Choreinstudierung Felix Meybier
Sarastro Sava Vemić
Sprecher / Erster Priester Holger Ohlmann
Zweiter Priester / Erster Geharnischter Alexandros Tsilogiannis
Zweiter Geharnischter Martin Hausberg
Königin der Nacht Aleksandra Jovanovic / Emma Posman / Ilia Staple
Dritter Knabe Matthias Thomas / Anna Fiona Metzger
Papageno Ludwig Mittelhammer / Daniel Gutmann

Chor, Extrachor und Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Bis Ende November keine weiteren Vorstellungen angekündigt.

Priscilla – Königin der Wüste

Buch von Stephan Elliott und Allan Scott
Nach dem Kinofilm von Latent Image / Specific Films
In Zusammenarbeit mit Nullarbor Productions und MGM On Stage und outside eye Wien
Mit den Discohits der 70er und 80er
Musikalische Arrangements und Orchestration von Stephen ›Spud‹ Murphy
Für die Bühne entwickelt von Simon Phillips | Deutsch von Michael Alexander Rinz

In Kooperation mit dem Theater St. Gallen

Adaptierte Fassung

Weitere Vorstellungen:
04.10.2020 18.00 Uhr
09.10.2020 19.00 Uhr

Tickets

Im Weißen Rössl

Frei nach dem Lustspiel von Blumenthal und Kadelburg, von Hans Müller und Erik Charell
Musik von Ralph Benatzky
Texte der Gesänge von Robert Gilbert
Vier musikalische Einlagen von Bruno Granichstaedten, Robert Gilbert und Robert Stolz
Bühnenpraktische Rekonstruktion der Originalfassung von Matthias Grimminger und Henning Hagedorn unter Mitarbeit von Winfried Fechner

Adaptierte Fassung

Besetzung

Musikalische Leitung Andreas Partilla
Choreografie Karl Alfred Schreiner
Bühne / Kostüme Rainer Sinell
Choreinstudierung Felix Meybier
Josepha Vogelhuber, »Rössl«-Wirtin Sigrid Hauser
Leopold Brandmeyer, Zahlkellner Daniel Prohaska
Wilhelm Giesecke, Fabrikant Erwin Windegger
Ottilie, seine Tochter Andreja Zidaric
Dr. Otto Siedler, Rechtsanwalt Maximilian Mayer
Sigismund Sülzheimer Boris Pfeifer
Prof. Dr. Hinzelmann Eduard Wildner
Klärchen, seine Tochter Florine Schnitzel
Der Kaiser Wolfgang Hübsch
Ketterl, sein Kammerdiener Wolfgang Schubert
Frl. Weghalter, Ehrenjungfrau u.a. Angelika Sedlmeier
Piccolo Josef Ellers
Franz, Kellner Christian Weindl / Maximilian Berling
Kathi, Briefträgerin Ulrike Dostal
Reiseleiterin Dagmar Hellberg
Kreszenz, Stallbursche u.a. Christian Schleinzer
Lois, Stallbursche u.a. Stefan Bischoff
Hias, Stallbursche u.a. Peter Neustifter
Bartholomä, Stallbursche u.a. Frank Berg

ChorKinderchor und Ballett des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Weitere Vorstellungen:

11.10.2020 18.00 Uhr
24.10.2020 19.00 Uhr
25.10.2020 18.00 Uhr
31.10.2020 19.00 Uhr

Tickets

Ähnliche Artikel

Premiere: Die Zauberflöte, Sarré Musikprojekte, 21.12.2016, Alte Kongresshalle

Seit einigen Jahren sind die Produktionen der Sarré Musikprojekte bekannt für ihre einzigartige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Musiktheaterbereich. Mit der diesjährigen Weihnachtsproduktion Zauberflöte für Familien übertreffen sie jedoch alles bisher dagewesene.

Eine Oper, die nicht für Kinderstimmen geschrieben ist, nur mit Kindern und Jugendlichen aufzuführen, geht das überhaupt? Verena Sarré und Regisseurin Julia Riegel haben es gewagt und herausgekommen ist eine phänomenale Produktion, bei der selbst gestandene Opernbesucher eine Gänsehaut bekommen haben, weil sie diesen Moment erleben durften. Oder wie soll man es anders beschreiben, wenn eine Jugendliche eine fast perfekte erste Arie der Königin der Nacht singt, verstärkt zwar, aber ansonsten absolut großartig.

Die technische Seite war zwar noch etwas ausbaufähig, aber das wurde durch die Spielfreude der jungen Darsteller und die entzückende Inszenierung wieder wettgemacht. Man merkt dass sowohl Frau Sarré wie auch Julia Riegel gerne mit jungen Menschen arbeiten und sich voll auf sie einlassen können. Das Stück wurde leicht gekürzt und behutsam modernisiert, um es der heutigen Lebenswelt der jungen Generation anzupassen. Da sieht ein Prinz Tamino dann aus, als ob er gerade dem nächsten Manga entstiegen wäre und ein Monostatos hat etwas gollumhaftes an sich. Beides passt aber hervorragend ins Stück. Überhaupt sind die Kostüme von Eva-Maria Beldig sehr schön und passend, genau wie das einfache, aber wandlungsfähige Bühnenbild von Caroline Neven Du Mont.

Regisseurin Julia Riegel machte aus einem (wenn wir ehrlich sind) manchmal etwas langatmigen Stück einen kurzweiligen Abend, der aber trotzdem zum Nachdenken anregte. Jung und alt wurden gleichermaßen angesprochen und schon allein das ist eine sehr schwierige Aufgabe.

Eine sehr gute Idee fand ich, die Rollen der Damen, Sklaven, Priester und Knaben mit mehreren Kindern zu besetzen, so hatte man einerseits mehr Tiefe und andererseits konnte man mehr Kinder in die Produktion einbinden. Die Hauptrollen waren durchweg gut bis sehr gut besetzt. Allen gemeinsam war, dass sie sehr gut darstellten und auch wussten was sie darstellten. Insofern kann man die Vorbereitung dieser außergewöhnlichen Produktion gar nicht hoch genug loben.

Man kann nur hoffen, dass die fünf Vorstellungen vor Weihnachten nicht die Einzigen bleiben, denn diese zauberhafte Zauberflöte hat große Aufmerksamkeit verdient.

Mitwirkende:

Sarastro Simon Riegel

Königin Arabella Wäscher

Tamino Stefan Genevaux

Pamina Laetitia Stemp

Papageno Jonas Schleuning

Papagena Rosalie Zwenzner

Monostatos Lorin Wäscher

Sprecher Leonard Dick

Damen, Sklaven und Priester, Knaben und Knäbinnen: Kinder und Jugendliche der Sarré Musikprojekte & Akademie

Musikalische Einstudierung Verena Sarré

Regie Julia Riegel

Orchesterleitung Liviu Petcu

Bühnenbild Caroline Neven Du Mont

Kostüme Eva-Maria Beldig

Orchester Musiker der bayerischen Staatstheater

 

Ähnliche Artikel

Vorschau: Sarré Musikprojekte präsentiert zu Weihnachten die „Zauberflöte für Familien“ ab 21.Dezember 2016

Die gemeinnützige Sarré Musikprojekte gGmbH präsentiert als diesjährige Neuproduktion „Die Zauberflöte für Familien“ mit über 60 Kindern, Jugendlichen und Flüchtlingskindern in der phantasievollen und familiengerechten Inszenierung von Opernregisseurin Julia Riegel in der Alten Kongresshalle in München. Liviu Petcu dirigiert das Orchester mit Musikern der Bayerischen Staatstheater.

Die faszinierende Königin der Nacht, der witzige Papageno und das junge Liebespaar Pamina und Tamino begeistern seit über 200 Jahren Groß und Klein. Mozarts bezaubernde Musik wird von den jungen Stimmen der Sarré Musikakademie gesungen. Auch die anspruchsvollen Solopartien sind ausnahmslos mit besonders begabten Jugendlichen besetzt. Regisseurin Julia Riegel stellt das Thema „Initiation“ in den Fokus. Mit einer großen Portion Humor und Augenzwinkern werden grundlegende Fragen junger Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden thematisiert. Dabei werden die klassischen Märchenfiguren der Oper modernen Fantasy-Ikonen angenähert, die sich Bewährungsproben stellen müssen.

„Im Kern geht es um die Fragen wer ist gut, wer ist böse, wem kann ich trauen?“ sagt Julia Riegel zu ihrem Konzept. Geleitet und beschützt werden die Protagonisten von der Musik und der Macht der Liebe.

Das Bühnenbild gestaltet Caroline Neven DuMont, für die Kostüme zeichnet Eva Beldig verantwortlich. Die speziell für Familien konzipierte Ausstattung setzt auf ein außergewöhnliches Farbkonzept mit schillernden Kostümen, kombiniert mit einer raffinierten Lichtregie und modernem Videodesign. Die sternflammende Königin der Nacht wird tatsächlich strahlen und darf mit Spannung erwartet werden, denn sie wird das Publikum in eine faszinierende Märchenwelt entführen.

Die neue Version der Oper ist eine leicht gekürzte Fassung des Originalwerkes und hat eine Spieldauer von etwa zwei Stunden.
Ein Überraschungs-Vorprogramm speziell für die jungen Zuschauer gibt es jeweils 30 Minuten vor Beginn der Vorstellungen im Foyer.
Premiere ist am 21. Dezember 2016 um 17:30 Uhr in der Alten Kongresshalle München auf der Theresienhöhe.
Weitere Vorstellungen: 22. Dezember um 18:00 Uhr und 23.Dezember um 17:00 Uhr.
Tickets über MünchenTicket
Kontakt für weitere Informationen und Interviews mit dem Leitungsteam
Verena Sarré: info@sarre-musikprojekte.de
Franziska Stürz: presse@sarre-musikprojekte.de

Ähnliche Artikel

Die Zauberflöte, 23.12.2012 19:00 Uhr, Staatsoper Hamburg

Die Zauberflöte TheaterzettelVier Zauberflöteninszenierungen habe ich bisher gesehen, und diese hier war mit Abstand die Schlechteste.
Ein Tamino, der auf Großwildjagd ist und mit seinem Gewehr gleich mal ins Publikum zielt. Das geht gar nicht, wirklich! Und warum erschießt er die Schlange dann nicht gleich, verdammt noch mal? Dann wäre uns der Rest dieses zumindest szenisch verschwendeten Abends erspart geblieben. Da wurde echt nichts ausgelassen, was an Geschmacklosigkeiten zu bieten war. Eine drei Meter hohe Königin der Nacht, die neckisch mit dem schlecht nachgebildeten Füßchen kokettiert. Ein noch größerer Sarastro, der so auf der Hinterbühne platziert war, das man ihn sicher aus dem zweiten Rang schon nicht mehr richtig sehen konnte. Was ich im vierten Rang erkennen konnte, war eine große, missgebildete Hand, in der offensichtlich ein Mensch steckte. Daumen und Zeigefinger sind nunmal nicht gleich lang, auch wenn sie von den Armen eines Menschen dargestellt werden. Ansonsten war das ganze sterbenslangweilig. Keine Komik, die ja durchaus in der Zauberflöte auch vorhanden ist. Nur Schenkelklopferhumor wie bei dem erwähnten Füßchen der Königin der Nacht. Einzig die schauspielerischen Leistungen der Sänger brachten Emotionen in das Stück. Der Regisseur Achim Freyer versuchte besser zu sein als die Musik, aber Mozart setzt sich halt überall durch. Warum man eine solche Geschmacksverirrung 30 Jahre auf dem Spielplan behält, verstehe ich nicht. Man kann nur hoffen, dass sich die Staatsoper Hamburg demnächst mal eine Neuinszenierung gönnt. Auf der Homepage der Staatsoper Hamburg steht bei dieser Vorstellung “Letzte Aufführung”, man darf also vielleicht hoffen.
Musikalisch war es ein hingegen ein guter Abend. Ich war ja eigentlich wegen Peter Sonn auf diese Zauberflöte aufmerksam geworden, der an diesem Abend den Tamino singen sollte und den ich noch aus seiner Zeit am Münchner Gärtnerplatztheater in guter Erinnerung hatte. Leider, es ist Winter, es ist kalt, musste er erkrankungsbedingt absagen. Martin Homrich vertrat ihn jedoch gut. Für mich die beste des ganzen Abends war Christiane Karg als Pamina. Eine wunderbare Innigkeit bei Ach, ich fühls und auch sonst glänzte sie in ihrer Rolle. Mandy Fredrich sang eine ganz ausgezeichnete Königin der Nacht und der Sarastro von Wilhelm Schwinghammer gefiel mir gut – die Stimme, nicht das sogenannte Kostüm, wohlgemerkt. Positiv durch seine Textverständlichkeit ist mir auch Chris Lysack als Monostatos aufgefallen. Gregor Bühl leitete das Orchester souverän und mit guter Rücksichtnahme auf die Sänger.
Szenisch zum Davonlaufen, Musikalisch gut – nach der altbackenen Traviata in 2008 konnte mich die Staatsoper Hamburg wieder nicht überzeugen.

Musikalische Leitung Gregor Bühl; Chor Christian Günther; Sarastro Wilhelm Schwinghammer; Tamino Martin Homrich; Pamina Christiane Karg; Sprecher Jan Buchwald; Priester Manuel Günther; Königin der Nacht Mandy Fredrich; Erste Dame Katja Pieweck; Zweite Dame Maria Markina; Dritte Dame Renate Spingler; Papageno Moritz Gogg; Papagena Solen Mainguené; Monostatos Chris Lysack; Erster Geharnischter Jürgen Sacher; Zweiter Geharnischter Szymon Kobylinski; Drei Knaben Solisten des Tölzer Knabenchors; Orchester Philharmoniker Hamburg

Ähnliche Artikel

Die Zauberflöte, 02.12.2012, Bayerische Staatsoper

[singlepic id=1442 w=320 h=240 float=left]Darüber hab ich mal wieder drüben bei mucbook geschrieben.

Ähnliche Artikel

Interview mit Angela Brower

[singlepic id=1415 w=240 h=320 float=left]Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview genommen haben, Frau Brower. Vielleicht erzählen Sie uns zum Einstieg etwas über Ihren Werdegang?

Ich komme aus Amerika, aus Phoenix, Arizona. Ich habe an der Arizona State University studiert und dort meinen Bachelor’s Degree gemacht. Dann habe ich an der Indiana University studiert für meinen Master’s Degree.

Hatten Sie da schon während des Studiums die Möglichkeit, ganze Rollen szenisch auszuprobieren?

Während meines Studiums habe ich nur die Zweite Dame aus der Zauberflöte einstudiert und auf der Bühne gesungen. Oh, ja, und in meinem Master‘s Degree habe ich Cherubino gesungen, das war toll. Ich habe in der Zeit nicht so viele Rollen gesungen. Ich habe im Studium viele Lieder und Melodien einstudiert und gesungen, und Stimmtechnik gemacht. Nicht so viele Opernrollen.

Im Jahr 2008 wurden Sie in das „Young American Artists Program“ der Glimmerglass Opera aufgenommen. Welche Möglichkeiten ergaben sich dadurch?

2008 war ich bei dem „Young American Artists Program“. Daraus ergab sich die Möglichkeit für mich, hier in München zu sein. Denn zwei Personen von der Bayerischen Staatsoper waren nach New York geflogen. Sie veranstalteten ein Vorsingen für die Bayerische Staatsoper – es ist eine amüsante Geschichte, weil ich mich nicht für das Vorsingen angemeldet hatte. Ich dachte mir: „Ich habe noch ein Jahr Studium vor mir, ich bin noch nicht so weit, ich kann noch nicht nach Deutschland gehen.“ Aber ich war Cover (d.h., Zweitbesetzung) für Giulio Cesare. Die beiden Männer von der Bayerischen Staatsoper kamen zur Probe und hörten mich singen, als Giulio Cesare, weil meine Kollegin nicht da war. Sie sagten: „Warum haben Sie sich nicht für das Vorsingen heute angemeldet?“, denn sie hatten den ganzen Tag Vorsingen. Ich sagte: „Ich weiß nicht.“ (Lacht.) Dann hatten wir am nächsten Tag ein Vorsingen, und sie sagten: „Wir hätten großes Interesse daran, dass Sie zu uns kommen.“ Von da an änderte sich alles für mich. Ich habe Amerika verlassen, ich habe mein Auto verkauft. Ich kam nach München und fing im Opernstudio an, und ab dann war alles wunderbar.

Zur Spielzeit 2008/2009 kam der Wechsel nach München. Wie kann man sich die Arbeit im Opernstudio vorstellen?

Es war wirklich toll und ein sehr gutes Erlebnis für mich. Ich habe viel gelernt, und habe noch viel zu lernen, und es war besser als – nun, nicht besser, aber ich habe mehr gelernt als an der Universität. Ich sollte das nicht sagen, denn ich habe an der Universität viel gelernt, Stimmtechnik und Lieder, und so weiter. Aber hier in München hatte ich die Möglichkeit, auf der Bühne zu spielen und zu singen. Dadurch bin ich wirklich gewachsen als Sängerin, besonders als Opernsängerin. Wir haben gute Kollegen hier, und ich habe wirklich tolle Möglichkeiten, zu singen und zu spielen auf der Bühne.

Sie haben natürlich hier dann auch noch die Möglichkeit gehabt, die ganzen Kollegen zu hören.

Ja, und von den besten Sängerinnen der Welt zu lernen. Es ist ein Traum, wirklich!

Seit der Spielzeit 2010/2011 sind Sie festes Ensemblemitglied an der Bayerischen Staatsoper. Welche Veränderungen ergaben sich durch diesen Wechsel vom Opernstudio ins feste Ensemble?

Die erste Veränderung war, dass ich mehr Zeit hatte. (Lacht.) Im Opernstudio sind wir so beschäftigt, wir hatten jeden Monat Konzerte, und dazu unsere Rolle auf der Bühne. Wir hatten immer so viel zu tun. Es war wirklich anstrengend. Als ich im Ensemble war, konnte ich endlich „aufatmen“, sofort. Ich bin dankbar für meine Zeit im Opernstudio, wirklich. Ich beschwere mich nicht, es war wundervoll. Ich habe viel gelernt in dieser Zeit, das half mir, als ich dann im Ensemble war, ich konnte viel daraus mitnehmen. Ja. Was sich änderte war: Ich bekam mehr Rollen, mehr große Rollen zu singen, natürlich, und mehr Möglichkeiten, auf der Bühne zu singen und zu spielen.

In dieser Spielzeit waren Sie in einigen Mozartrollen zu hören: Dorabella in Cosi Fan Tutte, Cherubino in Le Nozze di Figaro und Zweite Dame in der Zauberflöte. Wie ist Ihre Beziehung zu dem Komponisten Mozart?

Ich liebe Mozart. (Lacht.) Als ich ein kleines Mädchen war, habe ich Mozart schon geliebt. Meine Mutter spielt Klavier, nicht professionell, aber sie liebt es, zu spielen. Ich habe immer Musik gehört, besonders Mozart. Ich war immer fasziniert von seinem Genius, seinem Intellekt und seiner Musik. Als ich dann größer wurde und zu singen begann, habe ich es geliebt, Mozart zu singen. Es ist sehr gesund. Es macht Spaß, es liegt mir einfach. Es ist gut für meine Stimme, Mozart zu singen, und ich spüre das.

Man kann auch immer gut die Stimme überprüfen bei Mozart.

Ja. Es gibt eine besondere Farbe in Mozarts Musik, glaube ich. Ich genieße es sehr.

Die Produktion an der Staatsoper …

Ja. In Le Nozze di Figaro, Cherubino ist natürlich eine tolle Rolle zu singen. Sie ist wirklich lustig. Es gibt so viele Farben in diesem Charakter, in seiner Mentalität und seinen Motiven. Dorabella auch. Sie ist mir ähnlich. Ich liebe es, diese Figur zu singen, es ist wirklich schön.

Die zwei Produktionen sind ja auch wirklich schön.

Ja. Danke!

Sie waren auch als Wellgunde in Wagners Rheingold und Götterdämmerung zu hören. Wie war die Zusammenarbeit mit Kent Nagano und dem Regisseur Andreas Kriegenburg?

Der Ring war ein großes Projekt. Und das war, ich muss es ehrlich sagen, eine Herausforderung für mich, Wagner zu singen. Denn gleichzeitig habe ich auch Mozart gesungen, und das sind völlig unterschiedliche Fächer, sozusagen. Aber ich hatte das Glück, dass ich gute Kollegen hatte, Eri Nakamura und Okka von der Damerau. Es ist so schön und so angenehm, mit ihnen zu singen, und das machte dieses Erlebnis einfacher für mich. Wagner – Mozart – Wagner – Mozart, das war ein bisschen anstrengend. Ich musste lernen, beide zu singen, in einer gesunden Art und Weise. Kent Nagano war toll, und Andreas Kriegenburg war auch toll. Das ganze Team hat uns sehr unterstützt und war nett, und das hilft, das hat mir geholfen. Ich hatte das Gefühl dass ich wirklich spielen konnte auf der Bühne. Das hilft meiner Stimme, freier zu sein.

Können Sie uns in diesem Zusammenhang erzählen, wie Sie sich eine neue Rolle erarbeiten?

Die Vorbereitung auf eine neue Rolle? Zuerst kaufe ich einen Klavierauszug. Dann höre ich mit einer CD die ganze Oper, lese den Klavierauszug durch, markiere meine Partie mit einem Leuchtstift und übersetze den Text ins Englische, damit ich wirklich verstehen kann, was ich singe und was ich fühle. Dann singe ich von Anfang an. Ich muss sagen, dass ich es liebe, eine CD zu hören. Ich kann nicht so gut Klavier spielen. Ich kann es ein bisschen, gut genug, aber ich möchte alle Gefühle von der Musik. Das hilft. Ich liebe es auch, von anderen Sängerinnen zu lernen. Es ist auch interessant für mich, wie zum Beispiel Anne Sofie von Otter das singt, oder Susan Graham oder Frederica von Stade, denn diese Sängerin bringt immer unterschiedliche Farbe und Ideen in ihre Partie ein.

Kommen wir zum Hoffmann. Bei den Festspielen waren Sie als Nicklausse / Muse in Les Contes d‘Hoffmann zu hören. Ist das eine Rolle, die Ihnen in Stimme und Darstellung besonders liegt?

Hoffmann. Ich liebe Hoffmann!

Das merkt man!

Das war mein „big break“! (Lacht.) Wir hatten so viel Spaß! Ich bin wirklich traurig, dass es schon vorbei ist, denn ich habe so viel gelernt durch diese Rolle. Über mich selbst, als Person und als Sängerin, und auch über das Spielen und Singen auf der Bühne. Das war anfangs eine große Herausforderung für mich. Diese Rolle war ganz neu für mich, es war mein Debüt. Die Frage ist natürlich immer: Wie läuft das, oder wie geht das? Ich muss sagen: Rolando Villazón war super für mich, ein ganz toller Kollege. Ich habe so viel von ihm gelernt, nur dadurch, dass ich ihm zugeschaut habe, wie er auf der Bühne spielt. Und das geht perfekt mit meiner Figur, denn ich sollte sein Spiegel sein. Ich liebe diese Figur. Die Musik ist nicht so einfach zu singen. Sie ist wirklich hoch, und dann wirklich tief. Die Barcarole ist so tief. Das erste Stück, als die Muse sich vorstellt, liegt sehr hoch. Ich hatte also diese große Bandbreite von hoch zu tief, aber es hat gut funktioniert. Ja, ich war sehr glücklich damit. Es ist eine wunderschöne Rolle, und ich habe sie sehr gerne gesungen, wirklich.

Es ist ja immer ein bisschen schwierig mit den verschiedenen …

Ja. – Hoch, und dann ganz tief. In drei oder vier Stunden, es ist wirklich anstrengend.

Da sind so Kollegen wie Rolando Villazón oder Diana Damrau schon hilfreich.

Ja. Sie waren super. Sie haben mich so sehr unterstützt, sie haben mir so viel positive Energie gegeben. Das hilft, immer. Ich war auf der Bühne mit diesen großen Stars und habe gedacht: „Warum bin ich da?“ (Lacht.) Es war wirklich unglaublich für mich, ein schönes Erlebnis.

War das jetzt dann bei den Festspielen schwieriger, mit den ganzen Umbesetzungen?

Ja, das war interessant, und wir hatten nicht so viele Proben vor unserer ersten Vorstellung. Wir haben einfach unser Bestes gegeben. Es war anders, aber ich denke, es war letztendlich okay.

Machen Sie lieber Neuproduktionen oder Repertoire?

Meinen Sie die Inszenierung? Okay … ich komme aus Amerika. Wir haben normalerweise traditionelle Inszenierungen, das war also meine Mentalität. Aber als ich herkam, wurde ich da aufgeschlossener. Ich liebe beide. Ich glaube, zuweilen ist es passender und besser, bei der traditionellen Inszenierung zu bleiben. Aber manchmal finde ich es interessant, wenn eine neue Idee umgesetzt wird. Das kann sehr interessant sein, besonders für ein europäisches Publikum. Europäer sind mit Opern vertraut. In Amerika sind wir das nicht, also müssen wir Amerikaner vielleicht noch mehr über Opern lernen. Ich glaube, deshalb haben wir mehr traditionelle Inszenierungen. Aber hier in Europa ist es interessanter, etwas extremer zu sein oder so. Aber beide Inszenierungsweisen sind gut.

Haben Sie einen Lieblingskomponisten?

Mozart. Ich liebe Mozart. (Lacht.) Immer Mozart. Aber es gibt so viele gute Komponisten. Strauss, ich liebe Strauss auch. Fauré. Debussy. Chausson. Rossini, das macht Spaß. Ja. Ich liebe Mozart. Warum? Weil ich von Mozart immer so viel lerne, denn es ist etwas Grundlegendes. Man muss eine gute Technik haben, ein gutes Verständnis von Belcanto-Technik. Es ist immer gut, zu Mozart zurückzukommen.

Welche Rollen stehen noch auf Ihrer Wunschliste?

Welche Rolle ich noch singen möchte? Charlotte in Werther würde ich sehr gerne singen, und Octavian im Rosenkavalier. Hänsel in Hänsel und Gretel. Ich singe diese Rolle im Dezember, das ist schön. Ja, viele. Diese dramatischen Rollen wie die Charlotte. Strauss: Octavian, Komponist. Es gibt viele wundervolle Partien. Ich entdecke immer wieder Neues und sage: „Oh, dies möchte ich singen, oh, das möchte ich singen.“ Und ich muss mir selbst sagen: Immer mit der Ruhe. Stück für Stück.

In der nächsten Spielzeit an der Bayerischen Staatsoper kommt Rosina in Il Barbiere di Siviglia. Freuen Sie sich auf diese Aufgabe?

Ja! Ja! Auch Rosina. Ja, ich freue mich darauf. Es wird mein Debüt sein, ich habe diese Rolle noch nie gesungen. Es ist eine großartige, sehr traditionelle Inszenierung. Die Produktion ist sehr schön. Es macht viel Spass, Rossini zu singen, die Koloraturen, es ist immer eine interessante Herausforderung. Ich verwende dieses Wort oft, sorry. Es ist immer interessant, es ist nicht immer so leicht, aber wenn man es dann singen kann, fühlt es sich wirklich gut an. Ich freue mich sehr darauf.

In welchen Rollen können wir Sie in Zukunft hören?

In der nächsten Zukunft? Ich bin noch zwei weitere Jahre hier in München. Ich hoffe, dass noch weitere interessante Aufgaben auf mich zukommen. Ich habe ein Konzert im Oktober beim “Maggio Musicale” in Florenz, ich werde Leonard Bernsteins „Sinfonie Nr. 1 Jeremiah“ singen. Dann habe ich im April 2013 ein Konzert mit dem NDR Sinfonieorchester Hamburg und mit Donald Runnicles, und das wird spannend. Ich werde Ravel und Chausson singen, das wird schön. Ich bin noch zwei Jahre hier, wir werden sehen, was noch geschieht. Ich weiß es nicht, ich bin gespannt. Neue Aufgaben kommen jetzt, das ist schön. Ich werde Octavian singen, in der Zukunft, aber Genaueres kann ich noch nicht verraten, aber das kommt, darauf freue ich mich. Wir werden sehen.

Sie singen ja auch gerne Lieder. Liederabende, wird es da etwas geben?

Noch nicht. Aber ich habe mit meiner Agentur gesprochen, denn ich möchte gerne einen Liederabend machen. Ich liebe die Wesendonck-Lieder von Wagner, die möchte ich gerne singen. Wenn ich einen Liederabend mache, möchte ich auch etwas von Brahms singen, und etwas von Fauré, und einige französische Melodien.

Es ist natürlich schwieriger, einen Liederabend vorzubereiten.

Ja. Denn es ist keine Rolle, man kann sich nicht verstecken. Ich bin es, die singt. Es ist nicht Cherubino, es ist Angela Brower, und das ist schwer. Man ist – verletzlich. Ich kenne viele Sänger, die Liederabende hassen, weil das so schwierig ist. Und stimmlich – man hat keine Pause, man singt eineinhalb Stunden, und manchmal sehr schwere Lieder. Ich denke, das wäre eine gute Erfahrung für mich. Ich habe noch keine Pläne für einen Liederabend, aber ich hoffe, dass es bald dazu kommt.

Herzlichen Dank für dieses Interview!

Gern geschehen!

(Das Interview wurde geführt am 8. August 2012 in München.)

 

Ähnliche Artikel

Interview mit Carolin Neukamm

[singlepic id=1310 w=240 h=320 float=left]Sehr geehrte Frau Neukamm, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für ein Interview genommen haben. Könnten Sie uns zum Einstieg des Gesprächs einen Einblick in Ihren Lebenslauf geben?

Ich bin in Freiburg geboren und in einem kleinen Dorf in der Umgebung aufgewachsen. Während meines Abiturs hatte ich das Glück, eine begeisternde und engagierte Gesangslehrerin kennen zu lernen, die mich motivierte, an der Musikhochschule in Freiburg vorzusingen. 2010 habe ich mein Studium mit den Diplomen “Oper” und “Lied/Oratorium” abgeschlossen. Für den Abschluss “Musiklehrer” habe ich noch meine Diplomarbeit geschrieben, während ich schon in München war.
Es ist eine tolle Chance für mich gewesen, direkt von der Hochschule an so ein wunderbares Haus zu kommen, wie es das Gärtnerplatztheater ist. In der vergangenen Spielzeit hatte ich zudem einen Gastvertrag am Staatstheater in Darmstadt, eine Neuinszenierung von Carmen, in der ich die Partie der Mercédès gesungen habe. Sehr spannend, gleich zu Beginn zwei Theater und Ensembles kennen zu lernen.

Spielen Sie ein Instrument?

Ich hatte Klavierunterricht, zunächst privat und später als Teil des Studiums. Es reicht für das Einstudieren von Partien, um mich selbst zu begleiten und als Hilfestellung beim Unterrichten. Aber von einem Klaviervirtuosen bin ich weit entfernt …

Dann haben Sie auch hier in München und in Darmstadt die ersten Bühnenerfahrungen gesammelt, oder waren da vorher schon Produktionen während des Studiums?

Ich hatte großes Glück, dass es in den Anfängen meiner Studienzeit an der Freiburger Hochschule nicht so viele Mezzosopranistinnen gab. So durfte ich schon früh in die Opernproduktionen reinschnuppern. Es gibt ein Institut für Musiktheater, das jedes Semester eine szenische Produktion macht.
So habe ich beispielsweise 2008 die Dritte Dame in der Zauberflöte gesungen, und 2009 durfte ich das Duo Gilbert & Sullivan kennen lernen, als wir Patience, or Bunthorne‘s Bride aufführten. Das hat besonderen Spaß gemacht, da die Rolle der Lady Jane als sehr außergewöhnlicher Charakter inszeniert war. Wer hätte gedacht, dass ich in München gleich noch zwei Mal auf die beiden Briten treffen würde? Für mein Diplom 2010 durfte ich die Hauptrolle (Celia) in einer eher unbekannten Oper von Joseph Haydn singen: La fedeltà premiata. Von diesen Erfahrungen möchte ich absolut keine missen, aber dennoch … Theater ist nochmal etwas ganz anderes als Hochschule.

Sie waren dann 2009 mit dem Theater Dortmund und Mozarts Zauberflöte auch auf einer Gastspielreise.

Ja, das war eine besonders schöne Erfahrung. Wir waren einen Monat in Seoul und der dazu gehörigen Hafenstadt Incheon. Dennoch waren nur fünf oder sechs Tage Zeit, um die komplette Zauberflöte musikalisch und szenisch auf die Beine zu stellen. Da war es schon erst einmal ein Schock, als wir nach dem langen Flug übermüdet ins Hotel kamen und es hieß: “In einer Stunde Abfahrt, wir stellen heute alle Damen-Szenen”.
Das Theater in Seoul hat Platz für 2600 Zuschauer. Das waren ganz neue Dimensionen für mich. Zudem habe ich viele tolle Musiker kennen gelernt. Das Orchester und der Chor waren aus Südkorea. Bei den Solisten gab es eine koreanische und eine deutsche Besetzung. Ich erinnere mich noch, als wir die Vorstellung der koreanischen Besetzung ansahen und alle Dialoge auf Koreanisch waren.

Seit der Spielzeit 2010/2011 sind Sie hier am Gärtnerplatztheater. Ist das ein schönes Haus, um sich zu entwickeln und verschiedene neue Rollen auszuprobieren?

Auf jeden Fall. Für mich war es ein sehr gelungener Start ins Berufsleben. Ich finde es schön, Teil eines großen Ensembles zu sein, und es war zu Beginn sehr gut für mich, dass ich zunächst kleinere Partien übernehmen durfte. Das Tolle war auch, dass ich in Opern wie Carmen oder L’Italiana in Algeri mitwirken konnte, in denen die Hauptrolle von einer Mezzosopranistin gesungen wird. Da kann man dann ein bisschen was abschauen.

In dieser Spielzeit stehen Sie jetzt in sieben Produktionen in Oper und Operette auf der Bühne.

Ich denke sogar, es sind acht. (Die Zauberflöte, Die Liebe zu den drei Orangen, L’Italiana in Algeri, La Traviata, Der Mikado, Joseph Süß, Das Schlaue Füchslein und Orpheus in der Unterwelt.)

Wie stellt man sich auf diese Abende ein? Wenn zum Beispiel an einem Abend Joseph Süß ist von Detlev Glanert, und dann Mikado dazwischen, und am nächsten Abend dann wieder Joseph Süß?

So eine Konstellation gab es für mich in dieser Spielzeit zum Glück nur einmal. Ich war sehr froh, dass ich an den jeweiligen Tagen keine szenischen Proben für eine dritte Produktion hatte. Daher konnte ich mich tagsüber in Ruhe mental und stimmlich auf die jeweilige Vorstellung am Abend einstellen. Es ist schon ein Unterschied, ob abends eine britische Operette mit viel Komik und Tanz auf dem Plan steht, oder eine moderne Oper mit antisemitischem Hauptthema.

Ich fand das schon extrem, mit den drei Aufführungen in einer Woche.

Das ist sicherlich eine intensive Phase. Aber ich denke, alle Sänger kennen das, da es zum Beruf gehört. Man muss zwischen Produktionen, Musikstilen, aber auch Charakteren umschalten können.

Wenn wir gerade bei Joseph Süß sind – erzählen Sie uns doch ein bisschen was über diese Produktion, in der Sie die Tochter von Joseph Süß singen.

Die Produktion war sehr spannend, ich würde fast sagen, die interessanteste für mich am Gärtnerplatztheater. Es war eine intensive Arbeit mit Guy Montavon und Roger Epple, während der ich sehr viel gelernt habe.
Eine große Herausforderung stellte für mich die Akustik des Bühnenbildes dar, in Verbindung mit den teilweise ungewohnten Klängen des Orchesters. Am heikelsten waren die vielen Auftritte auf dem hinteren Teil der Drehbühne, während derer ich den Dirigenten nicht sehen und nur wenig vom Orchester hören konnte. Der Stoff ist sehr düster und deprimierend, speziell Naemis Schicksal. Da muss man mit viel positiver Energie in die Proben starten.

Wenn dann in den Schlussproben auch noch der Komponist dabei ist …

Das war sehr eindrucksvoll und es entstand eine ganz neue Probenatmosphäre. Detlev Glanert war sehr positiv, und teilweise hat er sogar in den Orchesterproben noch ein paar Sachen in der Partitur geändert.

Wie sehen Sie denn die Rolle der Tochter?

Ich sehe sie als sehr jung, unschuldig und im positiven Sinne naiv, sehr verletzlich und der Situation hilflos ausgeliefert. Dadurch, dass sie die ganze Zeit so geschützt ist und fernab von der Außenwelt aufwächst, kennt sie die reale Welt “da draußen” nicht und ist völlig schutzlos und unfähig zu reagieren, wenn der Herzog kommt. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, man könnte sagen: einer Traumwelt. Das ist auch in der Musik zu hören, die sich so von den anderen musikalischen Charakteren der Oper abhebt. Diese ändert sich jedoch schlagartig in der 10. Szene, in der der Herzog brutal in ihre Welt einbricht.
Magdalena und Naemi sind meiner Meinung nach die beiden durchweg guten, reinen Charaktere dieser Oper, die keine bösen und eigennützigen Absichten haben.

Wie wichtig ist für Sie das Verhältnis zwischen Schauspiel und Gesang auf der Bühne?

Ich denke, was die Oper betrifft, ist es sehr wichtig. Für mich sind die szenischen Proben essentiell, was die Entwicklung eines Charakters angeht. Man muss als Sänger sehr flexibel und spielfreudig sein heute.

Am Gärtnerplatztheater stehen Opern, Operetten und Musical auf dem Spielplan. Gibt es da bei Ihnen eine Vorliebe für irgendeine Stilrichtung?

In erster Linie schlägt mein Herz für die Oper. – Zwischen Operette und Musical würde ich mich nicht entscheiden wollen.
Gestern war ich in La Cage aux Folles und es hat mich unglaublich begeistert. Eine großartige Aufführung war das. Operette finde ich ähnlich faszinierend, weil sie so vielseitig ist. Ich würde gerne mal einen Orlofsky in der Fledermaus singen.

Von der Vielseitigkeit ist natürlich für einen Mezzosopran bei der Oper mehr gegeben.

Das ist wahr.

Haben Sie musikalische Vorbilder?

Es gibt viele Sänger, die ich gerne höre, aber ich würde nicht sagen, dass ich ein konkretes Vorbild habe. Ich mag Vesselina Kasarova sehr gern, vor allem im Hosenrollen-Fach.
Diana Damrau halte ich auch für eine ganz tolle Musikerin. Vor kurzem habe ich ein sehr beeindruckendes Portrait von ihr gesehen, und auch ihre CD vom vergangenen Herbst mit Liszt-Liedern mit Helmut Deutsch ist unglaublich schön.

Geben Sie Liederabende und Konzerte, also Oratorien und ähnliches?

Ja. Zu Studienzeiten war ich sehr beschäftigt im Konzertbereich, vor allem Kirchenmusik. Während meiner ersten Spielzeit hier in München musste ich das ein wenig einschränken, da ich mit der Carmen-Produktion in Darmstadt und meiner Diplomarbeit mit Forschung in Freiburg schon genug zu tun hatte. Aber im vergangenen Herbst habe ich unter anderem Messias, das Weihnachtsoratorium von Saint-Saens und endlich die Petite Messe Solennelle von Rossini gesungen. Die Aufführung des letzten Stückes war mir schon lange ein Wunsch. Ich habe hier in München eine befreundete Pianistin, mit der ich mein Liedrepertoire erweitere. Im Moment stehen Lieder von Robert Schumann auf dem Programm, beispielsweise Mignon und Maria Stuart.

Welche Musik hören Sie denn am liebsten?

Wenig Oper zuhause. (Beide lachen.) Wenn klassische Musik, dann eher sinfonische und auch sehr gerne Lied. Ansonsten höre ich privat sehr viel lateinamerikanische Musik und ab und zu Jazz.

In welchen Partien können wir Sie denn in der nächsten Zeit jetzt noch erleben? Und können Sie uns vielleicht schon einen Ausblick auf die Zeit nach dem Gärtnerplatztheater geben?

Zunächst freue mich auf Das Schlaue Füchslein hier im Prinzregententheater. Da werde ich unter anderem den Dackel singen. Im Juli folgt noch die Wiederaufnahme von Orpheus in der Unterwelt als Gastspiel in Heilbronn, und dann ist die Zeit am Gärtnerplatztheater leider vorerst schon vorbei für mich.
Im Juli habe ich ein Orchesterkonzert in Freiburg und im Herbst wirke ich bei einer Konzertreihe in Freiburg, Granada und Padua mit. Da freue ich mich schon sehr darauf, weil ich gerne reise.
Und im Frühjahr 2013 werde ich als Blumenmädchen und Zweiter Knappe bei den Osterfestspielen in Salzburg zu hören sein.

Dann sage ich herzlichen Dank für dieses Gespräch!

Vielen Dank!

(Das Interview wurde geführt am 11. April 2012 in München.)

Ähnliche Artikel