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Andreas M. Bräu am 26. April 2013 23:55 [singlepic id=1515 w=320 h=240 float=left]„Mächtigstes Bildungsmittel“, „moralische Anstalt“, „Schule des Lebens“ – was hat man das Theater in Bezug auf die ästhetische Bildung für Kinder nicht alles genannt. Der pädagogische Gehalt wurde dabei seit dem Mittelalter gerade für Heranwachsende nie unterschätzt, sollte es auch nicht werden! Wie wichtig, gewinnbringend und erfüllend die Theaterarbeit für die Kleinen und schon etwas Größeren sein kann, beweist Oliver! als Mitmachmusical vorbildlich.
Eine Bühne voller begeisterter, disziplinierter und gut gelaunter Kinder zeigen, wie man es macht: Mit Begeisterung, professioneller Anleitung und staatstheatralischer Unterstützung werden sie Teil des großen Ganzen der Bühne. Dabei wird von Regisseurin Julia Riegel das Diderot-Motto beherzigt, dem sich leider zu wenige Kinder- und Jugendtheater verschreiben: „Man muss es nicht nur gut meinen, sondern auch gut machen.“
Hier wird gemacht und gut geliefert, als seien es Große. Mit wenigen Mitteln ein ordentliches und vielseitiges Bühnenbild, mit guten szenischen Ideen eine Nummernrevue weit über dem Niveau der meisten Schultheatervorstellungen, mit top einstudierten Semijugendprofis und einem Gespür für Besetzung eine runde Sache, die bei Jung und Alt funktioniert. Die professionellen Regieideen eines Marionettenkinderspiels, der bemalten Tische wie der gut integrierten Leinwand erfreuen die Kleinen und beeindrucken die Größeren. Hier werden Kinder auf der Bühne und im Publikum nämlich ernst genommen, was im Genre der Kinderunterhaltung leider auch zu selten passiert. Lionel Barts schmissiger Sound mit einigen Ohrwürmchen helfen da ebenso wie die routinierten und augenzwinkernden Gärtnermusiker voller Spielfreude unter Martin Steinlein.
[singlepic id=1511 w=320 h=240 float=right]Unterstützt wird das junge Ensemble vom TV-Gesicht Malte Arkona, seine Erfahrung aus dem Kinderfernsehen nutzend, der einen Fagin zwischen Michael Jackson, Miss Marple und Depp Sparrow abliefert – dabei etwas überzogen daherkommt und bei den Kindern mit weniger mehr punkten hätte können. Allgemein orientiert sich die Produktion an den großen Vorbildern der Twistadaptionen wie zuletzt durch Polanski fürs große Kino. Damit erzeugt auch Julia Riegel große Bilder, große Emotionen und vor allem Authentizität anhand der lebensweltlich agierenden Jungen und Mädchen, die durch ihren Enthusiasmus und ihre Spielfreude die Geschichte wie ihre Emotionen transportieren und nicht nur ihren Altersgenossen nahebringen.
Entzückend Oliver und seine geigende Komplizin mit viel Potenzial für die Zukunft. Daneben ein starkes Ensemble mit vielen klug gewählten Gruppennummern und beachtlichen Choreographien, die mehr Schauwerte als einige langweilige Erwachsenenproduktionen liefern. Das ist kurzweilig, witzig und gewitzt.
Für alle unter 10 ist gerade die zweite Hälfte mit Nancys Schicksal und Tod wohl eine Spur zu gruselig, wenngleich es gelingt, den Sykes aufgrund seiner Jugendlichkeit weniger dämonisch und damit genau richtig auszuinszenieren. Die ein bisserl Älteren werden dafür in Olivers Welt hineingerissen, durchunterhalten und mit der launigen Schlusspolonaise genau dorthin geführt, wo Jugendbühne hinleiten muss: Zur Begeisterung für das Weltmedium des Theaters und der Musik.
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Corinna Klimek am 12. Dezember 2012 12:04 [singlepic id=1427 w=240 h=320 float=left]Hänsel und Gretel ist sicher eine der meist gespielten Opern in deutschen Opernhäusern. Sie wird als Kinder-, Familien- oder Märchenoper verkauft, aber oft fürchten sich die kleinen Besucher vor der gruseligen Hexe oder langweilen sich, weil man die Texte kaum versteht.
Verena Sarré, die Gründerin der gemeinnützigen Sarré Musikprojekte gGmbH, geht neue Wege, um die Oper auch Kindern wirklich nahezubringen. So werden die Hauptrollen von Kindern gesungen, man kann der Hexe beim Schminken zusehen und verliert so die Scheu vor ihr und auch die Rollenkonzeption ist eher komisch denn schaurig. Die Premiere war denn auch rundherum gelungen, musikalisch und szenisch auf hohem Niveau und für Klein und Groß gleichermaßen geeignet. Das Bühnenbild von Caroline Neven du Mont ist eher klassisch, zeigt aber auch sehr poetische Momente, etwas wenn hinter gespannten Tüchern die Sterne aufgehen. Die Kostüme von Christina Bauer setzen die Oper in einen zeitlosen Kontext, bis auf den Beginn, als deutlich wird, dass Armut ausgrenzt und dass es sie heute noch genauso wie vor 100 Jahren gibt.
Die Regisseurin Julia Riegel schaffte es, Jung und Alt einen vergnüglichen, aber auch berührenden Abend zu bereiten. Viele kleine, witzige Regieeinfälle sowie die ausgezeichnete Personenführung der fast durchweg Laiendarsteller machen diese Inszenierung zu etwas ganz besonderem. Die Hexe ist tatsächlich eher lustig als gruselig, ohne aber die Originalgeschichte zu verzerren. Ein Rollator (der nicht immer als Gehhilfe verwendet wird) und ein nicht immer funktionierender Zauberstab tragen sehr zur Erheiterung bei ohne ins klamaukige abzudriften. Als Besonders gelungen empfinde ich die Abend-Segen-Szene, in der bekannte literarische Kinderfiguren wie Pippi Langstrumpf, der kleine Muck und sogar Harry Potter über die Geschwister wachen.
Die absoluten Stars des Abends sind die Geschwister Nicholas von der Nahmer, vielen noch sehr gut in seiner Rolle als Oliver im gleichnamigen Musical in Erinnerung, und Lilian von der Nahmer, die ebenfalls in Oliver! mit virtuosem Geigenspiel glänzte. Sie singen und spielen die Hauptrollen der verlorenen Kinder so anrührend, dass man sich immer eine Besetzung mit Kindersolisten für diese Oper wünscht. Beide verfügen bereits über sehr schöne Stimmen, die vor allem im ersten Akt voll zur Geltung kommen. Natürlich sind diese Partien im Grunde für Kinder noch zu schwer, aber in dieser Produktion ist das clever gelöst. Teils singen die Beiden, teils sprechen sie den Text, teils singt der Kinderchor. Das hat auch den großen Vorteil, dass man endlich mal die Worte versteht 😉
Auch die übrigen Kinder und Jugendlichen auf der Bühne, die unter anderem Hexen und Waldbewohner singen und spielen, sind mit viel Herzblut und Spaß dabei. Alle sind von Verena Sarré ausgezeichnet einstudiert, die zusammen mit Julia Riegel auch die Choreographie erarbeitet hat. Für die Partien der Eltern konnten für diese Produktion die Münchner Publikumslieblinge Rita Kapfhammer und Torsten Frisch gewonnen werden, die es schafften, eine wirklich natürliche Atmosphäre zu zaubern. Eine Schau war natürlich Malte Arkona als Hexe. Natürlich ist es üblich, diese Rolle mit einem Mann zu besetzen, aber wenn man dafür einen so begnadeten Entertainer verpflichten kann, ist das schon etwas besonderes. Sand- und Taumännchen (Florence Losseau/Simone Stäger) fügten sich nahtlos in die Riege der tollen Darsteller auf der Bühne ein. Martin Steinlein am Dirigentenpult führt die Mitglieder des Orchesters des Staatstheaters am Gärtnerplatz ausdrucksvoll durch den Abend.
Eine rundherum gelungene Produktion, die man sich auf gar keinen Fall entgehen lassen darf. Endlich wird aus dem Repertoirestück eine wirkliche Kinder- und Familienoper auf hohem Niveau. Weitere Vorstellungen am Montag 17.12. um 17.30 Uhr, Samstag 22.12. um 17.30 Uhr sowie am Sonntag 23.12. um 11.00 und um 17.00 Uhr. Karten zu 24,10€, 37€ und 48€, Kinder ab 15€ gibt es bei Münchenticket.
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