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Hilfe, wir verreisen, 25.05.2012, Pasinger Fabrik

Über dieses kräftig die Lachmuskeln strapazierende Musical habe ich bei mucbook geschrieben.

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Falstaff, 27.05.2012, Gärtnerplatztheater (im Prinzregententheater)

[singlepic id=1316 w=320 h=240 float=left]Empfand ich den Falstaff nach der Premiere noch als zu trocken, so hat sich dies im Laufe von fünf Vorstellungen doch gewandelt. Mittlerweile ignoriere ich die Übertitel komplett und konzentriere mich auf das Bühnengeschehen. So fallen mir auch viele kleine Gesten auf, die dem Ganzen mehr Biss geben. Meiner Meinung nach hätte ein bisschen mehr Komik bei den Frauen dem Stück ganz gut getan, dass der Regisseur Ulrich Peters dieses Genre gut beherrscht, hat er ja mit Fra Diavolo, Boccaccio und der Fledermaus hinreichend bewiesen. So aber bleibt es dabei, dass ich Die lustigen Weiber von Windsor dem Falstaff vorziehen würde, was die Umsetzung des Stoffes von Shakespeare betrifft. Dazu kommt noch, dass mir einfach keine Melodien im Kopf bleiben. Bei Nicolais Oper habe ich mich schwer damit getan, sie wieder aus meinem Kopf zu verbannen, aber hier bleibt nichts. Ich kann zwar, sobald ein Stück anfängt, zum Beispiel die wunderbare Arie des Fenton, genau sagen, wie es weitergeht, aber schon auf dem Nachhauseweg habe ich die Melodie vergessen. Naja, vielleicht schaffe ich es noch bis zur letzten Vorstellung, mir wenigstens ein bisschen was zu merken.

[singlepic id=1320 w=240 h=320 float=right]In der Besetzung gab es zwei Änderungen gegenüber der Premiere: Heike Susanne Daum sang bereits zum zweiten Mal die Alice, sie singt zwar fabelhaft, ist mir aber ansonsten ein bisschen zu bieder. Wer weiß, wieviel Schwung sie dem Stück hätte geben können, wenn man sie nicht so offensichtlich ausgebremst hätte. Ella Tyran darf als Nannetta ihre ganze Natürlichkeit zeigen, ihr bezauberndes Lächeln und sie kann ihre wunderbare Stimme fließen lassen, so dass selbst die Spitzentöne klar und rein klingen.

Auch die restlichen Protagonisten überzeugten wieder voll und ganz: Franziska Rabl und Ann Katrin Naidu scheinen die Partien der Meg bzw. der Mrs Quickly (wo ist eigentlich Mr Quickly, wenn sie am Ende mit Falstaff anbandelt?) auf den Leib geschrieben zu sein. Hans Kittelmann, Martin Hausberg und Mario Podrečnik sind ein köstliches Terzett, wobei besonders letzterer mit burleskem Spiel heraussticht. Robert Sellier singt den Fenton einfach klasse, ein Wunder, dass Nannetta nicht ständig in Ohnmacht fällt, wenn er für sie singt. Gary Martin ist stimmlich und szenisch ein sehr überzeugender Ford. Die Wandlungsfähigkeit dieses Ausnahmetalents ist wirklich ganz erstaunlich, immerhin war seine letzte Premiere im März der Joseph Süß in der gleichnamigen Oper von Detlev Glanert. Es gibt sicher nicht sehr viele Sänger, die beide Partien in einer Spielzeit so ausgezeichnet gesungen haben. Der Star des Abends ist aber, wie jeden Abend, Gregor Dalal als Falstaff. Er meistert diese große Rolle wirklich bravourös und lässt sich nicht mal ein Handicap anmerken, wegen dem es am Vorabend eine Ansage gab. Tolle Leistung!

Der Chor spielt wie immer ganz hervorragend mit und das Orchester unter Lukas Beikircher zeigt sein ganzes Können. Eine sehr schöne Vorstellung! Leider kommt das Stück nur noch drei Mal in München, am 31.5. und am 2. und 4.6.

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Premiere Falstaff, 18.05.2012, Prinzregententheater II

Meine Gedanken zur Premiere des Falstaff finden sich wieder bei mucbook.

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In stiller Nacht und monogamen Betten, 24.04.2012, Saal der Sebastianskirche München

Es war nicht erstaunlich, dass der Saal der Sebastianskirche in Schwabing so gut gefüllt war, handelte es sich doch um den letzten Auftritt des Publikumslieblings Stefan Sevenich in München, bevor er sein neues Engagement an der Komischen Oper Berlin in der Spielzeit 2012/2013 antritt. Kennt man ihn sonst eher als Spielbass, so zeigte er sich an diesem Abend von seiner etwas ernsteren Seite, wobei das Augenzwinkern nie fehlte.

Lieder und Texte von Kurt Tucholsky standen auf dem Programm, entstanden zwischen 1919 und 1931. Er verarbeitet darin nicht nur seine Erlebnisse aus dem ersten Weltkrieg, sondern kritisiert auch, teils offen, teils versteckt, die Gesellschaft in bester Tradition von Heinrich Heine. Die Texte wurden zum größten Teil durch Hanns Eisler vertont. Die ausgesuchten Texte waren teils schwere Kost und ließen einen auch mal schlucken ob der harten Realität, die sie widerspiegelten, aber auch das Schmunzeln kam nicht zu kurz. Sehr gute Beispiele sind zu nennen “Einkäufe”, “Wenn die Igel in der Abendstunde” oder “Fang nie was mit der Verwandtschaft an!“.

Stefan Sevenich trug die Lieder passend zu ihrem jeweiligen Stil vor, mal ernst, mal humorvoll, mal mit Schmackes, mal sanft. Stefan Laux begleitete ihn dabei ausgezeichnet am Flügel und trug auch die unvertonten Texte sehr pointiert vor. Ein wunderbarer Abend, der zum Nachdenken anregte, zum Nachhören, zum Nachlesen. Ein schöner Abschied aus München!

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Uraufführung Der Teufel mit den drei goldenen Haaren, 11.05.2012, Ballhof I Hannover

Das Land ist grau und unbelebt geworden und der König zählt nur sein Geld. Da kommt so ein freches Früchtchen und sagt: “Ich bin ein Glückskind und werde die Prinzessin heiraten!”. Um das zu verhindern, gibt der König dem Glückskind einen Brief mit, in dem er das Todesurteil für den Überbringer ausspricht. Im Wald begegnet das Glückskind drei Räubern, die aus dem Mordbefehl einen Heiratsbefehl machen. Der König sieht sich in die Enge getrieben und gibt dem Glückskind eine schier unlösbare Aufgabe: es soll die drei goldenen Haare des Teufels herbeischaffen. Ob dem Glückskind das gelingt, sieht man sich am Besten in dieser bezaubernden Produktion der Jungen Oper Hannover an.

Diese Produktion ist geprägt von jungen Protagonisten: ein junger Komponist, ein junger Regisseur, junge Sänger, ein junger Dirigent. Der Abend war denn auch jugendlich spritzig. Sowohl für Kinder als auch für Erwachsene wurde einiges geboten. Die einen konnten sich an dem märchenhaften Stoff und der schönen Umsetzung erfreuen. Die anderen verstanden ein paar mehr Gags und waren vielleicht ein ganz klein wenig betroffen ob der unterschwelligen Düsternis.

Dabei ist die Musik von Stefan Johannes Hanke sehr lautmalerisch, unterstützt das Geschehen und charakterisiert die Figuren hervorragend. Besonders auffällig war das beim König, von Claus Koschinski sehr passend dargestellt. Sein Sprachduktus erinnerte mich sehr an den Herzog aus Detlev Glanerts Joseph Süß. Die Musik fügte dem Geschehen auf der Bühne eine weitere Schicht hinzu, arbeitete nicht gegen, sondern mit dem Libretto. Der Regisseur Tobias Ribitzki hörte denn auch bei der szenischen Umsetzung sehr gut auf die Musik. So entstand ein Gesamtbild, das harmonisch und aussagekräftig war. Das Bühnenbild (Pablo Mendizábal) war sehr ausgeklügelt und vielseitig, war an den richtigen Stellen konkret und an anderen abstrakt. Dazu passten die Kostüme von Elvira Freind ganz ausgezeichnet.

Es wurde sehr textverständlich gesungen und auch hervorragend gespielt. Eines der Highlights war das Schnüffeln des Teufels (Michael Chacewicz), wenn er mal wieder Menschenfleisch roch. Aber auch seine listige Großmutter (Daniel Eggert), das erfrischend natürliche Glückskind (Neele Kramer), die Prinzessin (Tiina Lönnmark) sowie der traurige Fährmann (Hyun-Bong Kil) gingen voll in ihren jeweiligen Partien auf und ließen den Abend zu einem besonderen Erlebnis werden. An solchen Produktionen gefällt mir ja auch immer besonders, dass das Orchester auch mitspielen darf. Diesmal stand ein Posaunist im Mittelpunkt, der komödiantische Qualitäten entwickelte. Das Niedersächsisches Staatsorchester Hannover, das in kammermusikalischer Besetzung antrat, meisterte die Anforderungen der Partitur unter dem jungen, talentierten Dirigenten Benjamin Reiners bravourös. Am Ende nicht enden wollender, donnernder Applaus für diese gelungene Produktion.

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Premiere Götterdämmerung, 12.05.2012, Anhaltisches Theater Dessau

Nach diesem Abend weiß ich nun endgültig, dass ich mich vor der Musik Richard Wagners nicht zu fürchten brauche. Sie ist so bildgewaltig, so sprechend, dass sie mich in einen derartigen Rausch versetzt hat, wie es kein Alkohol und vermutlich auch keine Drogen bewirken können. Am ehesten ist es wohl mit einem fünfeinhalbstündigen Liebesrausch zu vergleichen, der hier noch durch die wirklich fabelhafte Inszenierung von André Bücker verstärkt wurde.
Im Prinzip könnte die Götterdämmerung Vorlage für Serien wie Denver und Dallas gewesen sein, hier wie dort geht es nur um Macht, Intrigen, Sex und Liebe. Der eine will durch den Ring die Welt beherrschen, der andere durch das Öl. Und weil die Geschichte wirklich zeitlos und ortsunabhängig ist, erzählt sie André Bücker nicht mit Wikingerkitsch, sondern als das, was sie ist: eine Zauberoper. Dabei verknüpft er geschickt die Oper mit der Spielstätte und präsentiert die Götterdämmerung in Bauhausästhetik mit klaren Formen und kräftigen Farben.

Schon das Eingangsbild fand ich überwältigend. Die drei Nornen sind mit mit langen Bändern mit dem “Himmel” verbunden, sie verweben diese auch wie bei einem Maibaumtanz, am Ende fallen diese wie abgeschnitten zur Erde. Das Spiel der Bänder setzt sich mittels Videoprojektionen (Frank Vetter, Michael Ott) auf dem Portal fort, das einem geöffneten Briefumschlag ähnlich sieht. Der Beginn setzte Maßstäbe für das, was noch kam. Ein Walkürenfelsen, der einem Kubus gleicht, aber einen überraschenden Weg nach oben innehat (Bühne Jan Steigert). Eine Gibichungenhalle, in der Aufzüge und eine bewegliche Plattform für Verwandlung und Distanz oder Nähe sorgen. Ein halbrundes Prospekt, das als Projektionsfläche dient oder als Abgrenzung. Alles wirkt so, als hätte Richard Wagner genau das im Sinn gehabt, als er die Götterdämmerung geschrieben hat.
Die Kostüme von Suse Tobisch sind fantastisch, ein Mix aus Antike und Science Fiction. Lediglich ausgerechnet beim Helden Siegfried hat sie daneben gegriffen, mit seinen stilisierten Bandagen sieht er aus wie Frankenstein und die Hülsen um seine Knie lassen ihn extrem x-beinig aussehen. Und warum der den ganzen Abend wie ein Storch durch den Salat über die Bühne stakst, hat sich mir auch nicht ganz erschlossen. Das ist aber zusammen mit den zwar super schönen und sehr faszinierenden, aber auf die Dauer für die Augen ermüdenden Projektionen schon das einzige, was ich an dieser Produktion auszusetzen habe. Mir hat die Regie wirklich ausgesprochen gut gefallen, die Deutung war für mich bis auf winzige Nuancen schlüssig. Die Bilder entfalten eine unglaubliche Sogwirkung, der man sich kaum entziehen kann.

Das wäre aber alles nur halb so schön, wenn nicht auch die musikalische Seite stimmen würde. Unter der Leitung von Antony Hermus zauberte die Anhaltische Philharmonie Bilder aus Klängen. Der Chor, verstärkt durch den Extrachor und “coruso”, den Ersten Freien Deutschen Opernchor, war durch Helmut Sonne ausgezeichnet einstudiert. Für die Partie der 3. Norn und der Woglinde war kurzfristig Sonja Freitag eingesprungen, die mir ja schon im Maskenball in Meiningen als Oscar positiv aufgefallen war. Anne Weinkauf als 2. Norn und Wellgunde war eher unauffällig, allerdings waren die Szenen der Nornen und der Rheintöchter auch nicht dazu geeignet, sich darstellerisch in Hochform zu präsentieren. Von ihrem ausgezeichneten, dramatischen Spiel und ihrer fantastischen Stimme konnte Rita Kapfhammer zumindest als Waltraute (auch 1. Norn, Flosshilde) das Publikum überzeugen. Ihre Warnung an Brünnhilde war so eindringlich, dass ich eine Gänsehaut bekam. Angelina Ruzzafante war als Gutrune eher zurückhaltend, aber nur im Spiel, ihre Stimme wies sie als starke Frau aus. Ein Erlebnis der ganz besonderen Art war die Gestaltung der Brünnhilde durch Iordanka Derilova. Stimme und Spiel passten perfekt zu der Partie und machten den Abend zu einem ganz besonderen Genuss.

Auch bei den männlichen Protagonisten gab es nur Superlative. Der Siegfried von Arnold Bezuyen war ein echtes Erlebnis und auch Ulf Paulsen als Gunther hinterließ einen bleibenden Eindruck. Stephan Klemm war vielleicht kein dämonischer Hagen, aber ein sehr menschlicher. Mir ist er noch bestens in Erinnerung als König in Die Liebe zu den drei Orangen am Gärtnerplatztheater und er enttäuschte mich auch an diesem Abend nicht. Nico Wouterse als Alberich fügte sich nahtlos in das tolle Ensemble ein. Besonders gut hat mir gefallen, dass beim Schlussapplaus sich auch die Techniker verbeugten, die an diesem Abend wirklich Schwerstarbeit geleistet hatten. Auch das Orchester durfte mit auf die Bühne und musste sich nicht im Graben verstecken. Das war ein würdiger Abschluss dieses denkwürdigen Abends, der vom Publikum mit lang anhaltenden Begeisterungsstürmen und Standing Ovations gefeiert wurde.

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Heute hier, morgen dort – Abschiedsgala, 22.04.2012 (20.00 Uhr), Gärtnerplatztheater

[singlepic id=1308 w=320 h=240 float=left]Selten hat ein Songtext auf eine Situation besser gepasst als dieser. Es war ja nicht nur ein Abschied von einem liebgewordenen Haus, sondern auch von vielen liebgewordenen Menschen. Meine Theaterleidenschaft begann im Mai 2007 und so konnte ich an diesem Abend viele Stücke noch mal Revue passieren lassen. In diesem Haus habe ich gelernt zu sehen, zu hören, zu fühlen und Gefühle zuzulassen. Ich bin sehr dankbar, dass ich so viel Neues kennenlernen durfte. Ich werde sicher noch viele Jahre davon profitieren.

Die musikalische Leitung dieses Galaabends hatten Lukas Beikircher, Andreas Kowalewitz, Jörn Hinnerk Andresen und Liviu Petcu inne. Die meisten Stücke wurden vom Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz begleitet, das damit mal wieder seine Vielseitigkeit und Ausdauer unter Beweis stellte. Die Choreografie des TTM stammte von Hans Henning Paar, der Chor wurde von Jörn Hinnerk Andresen einstudiert, die wahrlich nicht leichte Aufgabe der Programmkoordination hatte Gabriele Brousek zu bewältigen. Für die szenische Einrichtung und Spielleitung zeichnete Thomas Schramm verantwortlich, am Inspizientenpult saß Andreas Ehlers. Rolf Essers beleuchtete ganz ausgezeichnet und Dirk Buttgereit und Daniel Ployer betreuten den Ton hervorragend.

Der Abend begann mit einem Stück, mit dem ich auch meine erste aktive Erinnerung an das schönste Theater Münchens verbinde. Irgendwann in den Neunzigern hatte ich hier eine MY FAIR LADY gesehen und bis heute ist es eines meiner Lieblingsstücke. Marianne Larsen, die die Rolle der Eliza lange hervorragend verkörpert hat, trat im Kostüm ihrer anderen Glanzrolle auf: Mrs Lovett aus SWEENEY TODD. In diesen beiden Partien konnte sie ihr großartiges Musicaltalent voll ausspielen, wollte man mehr davon sehen, musste man ziemlich weit nach Osten fahren. Sie bot ihrer würdigen Rollennachfolgerin Milica Jovanovic dann auch Pasteten an, die erste war voll Alkohol (was da wohl drin war 😉 ), die letzte war marode und das war natürlich ganz klar das Gärtnerplatztheater. Unterstützt wurden die beiden von Sebastian Campione, Cornel Frey, Hans Kittelmann, Holger Ohlmann und dem Herrenchor.

Nach einem Prolog von Thomas Peters ging es weiter mit dem Überraschungserfolg DIE PIRATEN VON PENZANCE von Gilbert & Sullivan. Diese Stück hat bei mir das Interesse für die Musik des genialen Duos geweckt und seitdem beschäftige ich mich intensiv damit. Wenn das Kampfsignal ertönt schmetterten Thérèse Wincent, Frances Lucey, Ulrike Dostal, Martin Hausberg, der Chor und die Bobbies tanzten ein letztes Mal dazu. Als Schmankerl folgte dann noch das beliebteste Terzett im G&S-Kanon, Als Du uns schnöd verlassen hast, wie immer hinreißend vorgetragen von Rita Kapfhammer, Holger Ohlmann und Robert Sellier.

Sandra Moon sang Tschaikowsky, begleitet von Andreas Kowalewitz, und Neel Jansen und David Valencia zeigten Twin Shadow aus AUGENBLICK VERWEILE. Und weil so ein Dirigent auch wieder von der Bühne in den Graben muss, suchten in der kleinen Pause bis zum nächsten Stück drei fesche Herren im Bademantel die Sauna.

Das Warten hatte sich gelohnt, denn als nächstes stand Gary Martin mit To dream the impossible Dream aus DER MANN VON LA MANCHA an. Schade, dass ich das Stück nie live gesehen habe. Sebastian Campione brachte danach das Haus zum Kochen mit einer extralangen Version seiner Beatbox aus VIVA LA MAMMA. Im Anschluss unterlegte er dann auch noch den etwas abgewandelten Küchenrap aus der OMAMA IM APFELBAUM rhythmisch. Thérèse Wincent und Susanne Heyng zeigten nochmals, dass sie es drauf haben.

Der Chor sang danach Universal Good aus CANDIDE, noch ein Stück, bei dem ich mich ärgere, es nicht gesehen zu haben. Der nächste Programmpunkt, angekündigt durch Hans Henning Paar und Ursula Pscherer, hatte einige interessante Komponenten: konzipiert und einstudiert wurde das Stück von Artemis Sacantanis, ehemalige Solotänzerin und nun Probenleiterin am Haus. Ihr zur Seite standen ehemalige Tänzer des Gärtnerplatztheaters, die jetzt in anderen Berufen am Haus, zum Beispiel Orchesterwart, Probenleiterin oder Leiterin der Kinderstatisterie beschäftigt sind. Ihre Wandlung von „Auf der Bühne“ zu „Hinter der Bühne“ drückte sich sehr schön im Titel inVISIBLEs aus.

Thomas Peters, der am Haus in vielen, vielen Rollen glänzte (unter anderem Freddie in MY FAIR LADY, Dirigent in ORCHESTERPROBE, Toby in SWEENEY TODD und ganz besonders Frosch in der FLEDERMAUS) erinnerte nochmal an sein bezauberndes Stück SHOCKHEADED PETER mit dem Song Der fliegende Robert. Leider habe ich es nur einmal gesehen, anfangs war ich noch nicht ganz so süchtig, zuletzt war ich ja durchschnittlich an vier Abenden in der Woche im Gärtnerplatztheater. Ursache dafür war die Vielfalt und das interessante Programm des Hauses – und das wunderbare Ensemble.

Sehr bewegend war auch der persönliche Abschied von Gunter Sonneson mit Hier im Grandhotel. Ich bin sehr froh, diesen Ausnahmekünstler noch fünfmal als John Styx in ORPHEUS IN DER UNTERWELT erleben zu dürfen. Halt nur leider nicht in München, sondern in Heilbronn.

Im letzten Stück vor der Pause hatten die drei Herren endlich die Sauna gefunden. Das Schiff aus der L’ITALIANA IN ALGERI ist zwar schon vor ein paar Wochen gesunken, aber die beliebteste Szene hatte man offensichtlich retten können. Für Publikumsliebling Stefan Sevenich natürlich ein Heimspiel, für seine beiden Begleiter Cornel Frey und Juan Fernando Gutiérrez hätte ich mir jedoch einen etwas „würdigeren“ Abschied gewünscht.

Zu Beginn des zweiten Teiles erinnerten das Preludio und die Arie Tu del mio Carlo al seno, wunderbar vorgetragen von Elaine Ortiz Arandes, an die sehr gelungene Inszenierung von I MASNADIERI. Das Schlussbild von HÄNSEL UND GRETEL gibt zwar einen wunderbaren Auftritt des Kinderchores her, aber die Solisten Rita Kapfhammer, Ann-Katrin Naidu, Thérèse Wincent und Gary Martin standen etwas verloren herum. Ich kann nur hoffen, dass diese zauberhafte Produktion wiederaufgenommen wird und nicht zu Gunsten einer Eurotrashregie in der Versenkung verschwindet. Das Balkon-Duett aus ROMEO UND JULIA wurde von Hsin-I HUANG und Marc Cloot sehr ansprechend getanzt, wenn mal keine Blätter auf der Bühne rascheln oder unaufhörlich Schnee fällt, gefällt mir moderner Tanz sogar fast.

Der scheidende Staatsintendant Dr. Ulrich Peters hielt eine persönlich gehaltene Abschiedsrede und ich kann mich seinen Worten nur anschließen: das Ensemble in Zeiten der Heimatlosigkeit aufzulösen ist in meinen Augen ein schwerer Fehler. Damit und mit der anscheinend unvermeidlichen Ablösung des im Stadtbild mittlerweile fest verankerten Logos nimmt man der Institution zumindest einen Teil ihrer Identität.

Im Anschluss sangen Franziska Rabl und Ella Tyran mit Unterstützung des Chores die Barcarole aus HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN, auch ein Stück, dass schon länger zurück liegt und das ich nicht gesehen habe. Im FREISCHÜTZ war ich trotz der schrecklichen Inszenierung ziemlich oft, was für die Qualität der Sänger spricht. Christina Gerstberger und Sandra Moon sangen das Duett Ännchen-Agathe vom Beginn des zweiten Aktes. Das Duett Hans-Kezal gehört zu meinen Lieblingsstücken aus DIE VERKAUFTE BRAUT und es war schön, Derrick Ballard und Tilmann Unger damit noch einmal zu hören. Es folgte das Quintett aus der ZAUBERFLÖTE, gesungen von Sandra Moon, Ann-Katrin Naidu, Franziska Rabl, Daniel Fiolka und Robert Sellier. Danach kam noch ein Ausschnitt aus AUGENBLICK VERWEILE und da war ich dann doch ganz froh, dass ich es nicht gesehen habe, denn bei so schnell vorbeihuschenden Szenerien wird’s mir immer schlecht, ganz abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, was im Kreis laufen mit modernem Tanz zu tun hat.

Im Anschluss gabs noch das schöne Duett Marie-Wenzel aus DIE VERKAUFTE BRAUT, Stefanie Kunschke und Hans Kittelmann wären auch ein prächtiges Paar gewesen, wenn sie sich nicht jeweils anders entschieden hätten. Der Weibermarsch aus DIE LUSTIGE WITWE machte nochmal so richtig Laune. Daniel Fiolka, Sebastian Campione, Mario Podrečnik, Robert Sellier, Gunter Sonneson, Tilmann Unger und Martin Hausberg mussten sich mit der geballten Weiblichkeit des Theaters zu einer schönen Choreographie von Fiona Copley auseinandersetzen. Thomas Peters hatte noch einen allerletzten Auftritt als Frosch, seine Paraderolle, bevor mit Tutto nel mondo è burla (Alles ist Spaß auf Erden) aus FALSTAFF ein positiver Schlusspunkt gesetzt wurde. Heike Susanne Daum, Sandra Moon, Christina Gerstberger, Ella Tyran, Ann-Katrin Naidu, Franziska Rabl, Gregor Dalal, Martin Hausberg, Hans Kittelmann, Gary Martin, Mario Podrečnik, Robert Sellier und der Chor machten Lust auf die nächste Premiere am 18.05., dann im Prinzregententheater. Am Ende winkten Publikum und Ensemble sich gegenseitig mit weißen Taschentüchern zu und nicht nur bei mir flossen ein paar Tränen.

Mir bleibt nur Danke zu sagen. Danke an alle Beschäftigten des schönsten Theaters Münchens, die für mich die letzten fünf Jahre zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Ich werde die Erinnerung an diese Zeit immer in einer ganz speziellen Stelle meines Herzens bewahren. Danke für viel Heiterkeit und viele Tränen. Danke für emotionale, aufwühlende Stunden und für Lehrreiches.

Danke für so viel Schönes, liebes Gärtnerplatztheater.

 

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Criminale, 26.04.2012, Arnsberg

[singlepic id=1168 w=320 h=240 float=left]Die Criminale ist ja zum einen das Treffen der Mitglieder des Syndikats, der größten deutschsprachigen Autorenvereinigung von Kriminalschriftstellern. Da gibt es Workshops, Tagungen und ganz viel Austausch. Auf der anderen Seite ist es aber auch das größte deutschsprachige Krimifestival. Über 250 Autoren lesen im gesamten Landkreis an gewöhnlichen und ungewöhnlichen Orten. Diese Lesungen stehen immer unter einen bestimmten Motto.

In der gemütlichen Buchhandlung Houtermanns in dem ansonsten eher beschaulichen Arnsberg hieß es an diesem Abend “Auf und davon”. Die Krimis, die an diesem Abend vorgestellt wurden, spielten alle nicht in Deutschland. Der erste, Die Moldau im Schrank von Nina Maria Marewski gar in einer Parallellwelt. Sie erhielt dafür den SERAPH-Preis der fantastischen Akademie in der Sparte Debüt. Sie las eine Szene aus dem Leben des 16-jährigen Mitja, die deutlich machte, dass sie den Preis zurecht bekommen hatte. Befragt, wie sie sich denn auf ihrer ersten Criminale fühlen würde, meinte sie, dass sie sich sehr gut aufgehoben fühle und sich freue dabei zu sein, weil ihr Buch ja nun kein lupenreiner Krimi, sondern auch Liebesroman und Phantastik wäre.

Der nächste an der Reihe war Viktor Iro mit seinem Roman Tödliche Rückkehr. Der sympathisch und offen wirkende Autor ging das Wagnis ein, eine Szene fast vom Schluß seines Romanes zu lesen, aber das hat wunderbar funktioniert. Er konnte Budapest mit seinen Worten vor meinen Augen entstehen lassen. Sein nächstes Projekt ist die Verarbeitung einer Forschungsarbeit über die Darstellung von Drehbuchautoren im Film. Die Beispiele, die er anführte, klangen sehr interessant.

Die dritte Lesung führte schließlich nach Österreich, genauer gesagt in die Steiermark. Nach eigener Aussage mordet sich die erfolgreiche Autorin Claudia Rossbacher durch dieses österreichische Bundesland. Steirerherz ist ihr zweiter Roman um die Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und die beiden Abschnitte, die sie las, gaben einen guten Einblick. Ihre Protagonistin ginge ihr manchmal ein wenig auf die Nerven, meinte sie, weil sie das Gegenteil von ihr selbst sei, aber der Chefinspektor Sascha Bergmann sorgt für einen gewissen Ausgleich.

Die letzte Lesung an diesem Abend stammte von Claudio Michele Mancini, der mit La Nesa und seinen anderen Mafiaromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen sollen, angeblich seine Jugend aufarbeitet. Ob das stimmt, lasse ich mal dahingestellt sein, mir kamen jedenfalls eine Menge seiner Aussagen übertrieben und unglaubwürdig vor. So wird seiner Aussage nach, wenn man sich einen Organspenderausweis zulegt, in in riesigen Datenbanken abgeglichen, ob die Werte zu jemandem passen und wenn das zufällig ein Superreicher ist, kanns schon mal sein, dass der Spender vorzeitig ablebt. Dumm nur, dass man in Deutschland gar nicht registriert wird, wenn man einen Organspendeausweis hat und schon gar nicht irgendwelche Werte darin festgehalten sind und die meisten Länder ein Opt-Out-System haben. Es ist ja ok für mich, einen Thriller über das Thema zu schreiben, aber den Menschen Angst zu machen, in dem man ihnen suggeriert, dass es alles harte Fakten seien, halte ich für geschmacklos. Er schaffte es jedenfalls, sich in praktisch jedes Gespräch einzumischen und sein nächstes Woche erscheinendes Buch mehrfach anzupreisen. Am Ende gab es noch ein paar Publikumsfragen und natürlich standen alle Autoren zum Signieren zur Verfügung.

[singlepic id=1167 w=320 h=240 float=right]Der zweite Programmpunkt an diesem Abend versprach einen Höhepunkt der Criminale: die Weltpremiere der ersten Krimiautorenband Hands up and the Shooting Stars! Ich war ja schon seit ewigen Zeiten nicht mehr auf einem Rockkonzert, aber die Energie, die an diesem Abend von der Bühne ins Publikum sprang, war ganz, ganz großartig. Die erfolgreiche Krimiautorin Gisa Klönne gab an diesem Abend ihr Bühnendebüt, sollte sie einmal genug vom Schreiben haben, ist ihr eine zweite Karriere am Mikro sicher. Ihre Gesangkollegin Sandra Lüpkes, sang nicht nur hinreißend, sondern legte bei Every breath you take auch noch ein fetziges Trompetensolo hin. Oliver Buslau, nach eigener Aussage eher im Klassikbereich unterwegs, zeigte, dass auch die Bratsche im Rock’n’Roll ihre Berechtigung hat.  Heinrich-Stefan Noelke am Bass, Volker Bleek am Schlagzeug, Peter Demant am Keyboard, Jörg Schmitt-Kilian (Gesang, Gitarre), Arnold Küsters (Bluesharp) und Stephan Everling (Gitarre) komplettierten die Band. Jedes Lied hatte einen kriminalistischen Zug, von Killing me softly bis zu einem speziell auf das Autorenleben neu getexteten, alten Song. Ein tolles Konzert, ich hoffe, das Auftritte ein fester Bestandteil der Criminale werden.Dazwischen las Oliver Buslau aus seinem Kurzkrimi Im Keller, der in der Musikschule nebenan spielt. Dass er die Atmosphäre und die Typen von Arnsberg sehr gut eingefangen hat, zeigten die Reaktionen des örtlichen Publikums.

Ein toller Abend, danke an alle Beteiligten!

Und danke an Petra Busch für die Fotos!

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Premiere Ein Maskenball, 20.04.2012, Südthüringisches Staatstheater Meiningen

Riccardo liebt Amelia, die Frau seines besten Freundes und Ratgebers. Die liebt ihn zwar auch, fühlt sich aber an ihr Eheversprechen gebunden. Um sich diese verbotene Liebe auszutreiben, sucht sie den Rat der Wahrsagerin Ulrica. Diese empfiehlt ihr ein bestimmtes Kraut, das um Mitternacht am Galgenberg gesammelt werden müsste. Die verängstigte Amelia macht sich auf und wird beim Pflücken des Krautes von Riccardo bedrängt. In diese Situation platzt Renato, der erst mal seine Frau für schuldig hält und sie umbringen will. Er überlegt es sich aber dann doch anders und verbündet sich mit Verschwörern, die Riccardo schon lange nach dem Leben trachten. Auf einem Maskenball sticht er Riccardo nieder, der inzwischen aber erkannt hat, dass es falsch ist, sich in die Ehe der beiden hineinzudrängen. Riccardo stirbt, nachdem er Renato davon überzeugt hat, dass sich Amelia nichts zu Schulden hat kommen lassen. Renato seinerseits wird von seinen Mitverschwörern als unliebsamer Zeuge ebenfalls getötet.

Verdi wollte ursprünglich das Attentat auf den schwedischen König Gustav III 1792 auf einem Maskenball in dieser Oper behandeln, dies wurde ihm jedoch weder in Neapel noch in Rom gestattet. Während die Zensur in Neapel die Oper komplett umschreiben wollte, begnügte man sich in Rom mit einer Umbenennung der Protagonisten und der Verlegung der Handlung von Stockholm nach Boston. In neuerer Zeit wird die Oper gerne wieder in ihrer ursprünglichen Fassung gespielt.

Regisseur Ansgar Haag entschied sich für die Bostoner Fassung. Mir erschien es etwas surreal, dass eine Oper von Verdi in Amerika spielt, aber es fühlte sich richtig an. Laut seiner Inhaltsangabe spielt das Stück 1862. Das prächtige Bühnenbild und die historischen Kostüme von Klaus Hellenstein verdeutlichen diese Zeitangabe, bei der Ausstattung sind jedoch ein paar kleine Fehler unterlaufen. So wies die Flagge Amerikas zu diesem Zeitpunkt erst 33 Sterne auf und damit deutlich weniger als die auf den verteilten Jubelfähnchen. Die Freiheitsstatue, die hier als Losurne benutzt wird, wurde erst 1886 eingeweiht. Solche Details mögen bedeutungslos erscheinen, lenken mich aber ab, weil ich dann während des Stückes darüber nachdenke. Ansonsten hat mir die Regie aber sehr gut gefallen, für mich war alles schlüssig. Besonders interessant fand ich den Einfall, den Pagen Oscar, normalerweise eine Hosenrolle für eine Sopranistin, als Frau zu konzipieren, die hoffnungslos in Riccardo verliebt ist.

Musikalisch war dieser Abend ein Hochgenuss. Xu Chang sang den Riccardo fabelhaft und überzeugte mich besonders in der Sterbeszene. Dae-Hee Shin als Renato klang fast überirdisch schön, ich kannte die Musik vorher zwar nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man die Arien inniger und berührender singen kann. Bettine Kampp ging ganz in der Rolle der Amalia auf und Sonja Freitag überzeugte als Oscar auf der ganzen Linie. Francis Bouyer (Silvano) und Stephanos Tsirakoglou (Samuel) fielen mir in ihren Partien positiv auf. Einen Glanzpunkt setzte, wie schon so oft, Rita Kapfhammer in der Rolle der Wahrsagerin Ulrica. Bei ihr kommen eine starke Bühnenpräsenz und eine Stimme mit großer Ausdruckskraft und schier unglaublichem Umfang zusammen. Gesungen wurde übrigens, trotz des deutschen Titels, in Italienisch. Der Chor sang und spielte ebenfalls hervorragend. Das Orchester unter Alexander Steinitz brachte Verdi zum Glänzen. Am Ende euphorischer Jubel für alle Beteiligten.

Ein Abend, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Von Frauen, Liebe und Leben, 15.04.2012, Gärtnerplatztheater

Robert Schumanns Liedzyklus Frauenliebe und -leben beschreibt ein für die Romantik wohl typisches Frauenleben von der ersten Liebe bis zum Tod des Ehemannes. Er erfordert von der Sängerin viel stimmliches Ausdrucksvermögen, um die verschiedenen Emotionen von Verliebtheit bis Trauer gut transportieren zu können. Wer jemals Rita Kapfhammer live auf der Bühne erlebt hat, weiß, dass ihr dieser Zyklus quasi auf den Leib geschrieben ist. Von Henning Kussel am Flügel wurde sie einfühlsam begleitet.

Danach sang Stefanie Kunschke Vier Lieder op. 2 von Arnold Schönberg. Ich bin ja nicht so der Experte im Liedgesang, also genauer gesagt eigentlich blutige Anfängerin, aber mir hat der klare Sopran von Frau Kunschke in diesen Liedern ausgesprochen gut gefallen. Weiter ging es nach der Pause mit Sechs deutsche Lieder op. 48 von Edvard Grieg, ebenfalls von Stefanie Kunschke gesungen. Auch hier überzeugte sie mich mit ihrem einfühlsamen und doch ausdrucksstarken Gesang.

Das Schmankerl des Abends hatten sich die beiden Sängerinnen jedoch bis zum Schluss aufgehoben: Duette von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Beide Stimmen harmonierten so wunderbar miteinander, dass man sich schon fragen muss, warum man diese Kombination nicht öfter gehört hat. Vor allem die Zugabe, das Herbstlied op. 63 Nr 4 nach einem Text von Karl Klingemann, rührte mich fast zu Tränen, nicht nur die Ausführung war sehr schön, sondern auch der Inhalt.

Ach, wie so bald verhallet der Reigen,
Wandelt sich Frühling in Winterzeit!
Ach, wie so bald in trauendes Schweigen
Wandelt sich alle die Fröhlichkeit!
Bald sind die letzten Klänge verflogen!
Bald sind die letzten Sänger gezogen!
Bald ist das letzte Grün dahin!
Alle sie wollen heimwärts zieh’n!

Wandelt sich Lust in sehnendes Leid!
War’t ihr ein Traum, ihr Liebesgedanken?
Süss wie der Lenz, und schnell verweht?
Eines, nur eines will nimmer wanken:
Es ist das Sehnen, das nimmer vergeht.

Karl Klingemann (1798-1862)

Kann es einen schöneren Abschied von den Foyerveranstaltungen geben?

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