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Neujahrs-Konzert, 01.01.2013, Veranstaltungsforum Fürstenfeld

Einen schönen musikalischen Start ins Jahr 2013 bescherte die Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck zusammen den Solisten Christina Gerstberger, Christian Bauer und Torsten Frisch sowie mit dem Leipziger Symphonieorchester unter der Leitung von Klaus Linkel dem zahlreich erschienenen Publikum am Neujahrstag.

Durch das sorgfältig zusammengestellte Programm führt charmant und kenntnisreich Lilli Linkel. Im ersten Teil gab es Melodien aus Jacques Offenbachs selten außerhalb Frankreichs gespielter Operette Die schöne Helena. Schon bei der Ouvertüre zeigte sich das Orchester bestens disponiert. Die Melodien waren sehr spritzig und mehr als einmal an diesem Abend habe ich mich gefragt, warum dieses Stück nicht zum Standardrepertoire gehört. Allerdings zeigte es sich, dass die Gesangspartien musikalisch sehr anspruchsvoll sind. Christina Gerstberger in der Titelrolle überzeugte mit glockenhellem Soran ebenso wie Christian Bauer als Paris und Torsten Frisch mit wohlklingendem Bariton als Menelaus. Quasi ganz nebenbei spielten die drei auch noch die Szenen an, die sie sangen.

Ebenfalls bestens vorbereitet waren die Damen (sehr schön: einheitlich gekleidet im ersten Teil, ein buntes Bild im zweiten Teil) und Herren der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck. Teils sangen sie Chorstücke, teils begleiteten sie die Solisten, das war wirklich alles perfekt. Beschwingt durch das Finale 2. Akt ging es in die Pause.

Eine Nacht in Venedig präsentierte das Ensemble im zweiten Teil und glänzte auch mit den bekannten Melodien von Johann Strauss. Besonders gefallen haben mir jedoch die Ausflüge in andere Operetten. Das Duett von Boccaccio und Fiametta Mia bella fiorentina (leider auf deutsch, in der Operette wird es meist italienisch gesungen). Christina Gerstberger empfand ich schon am Gärtnerplatztheater in dieser Rolle als ideal, Torsten Frisch übernahm die Mezzorolle des Boccaccio. Zuvor sang er noch Dunkelrote Rosen aus der Operette Gasparone mit herrlichem Schmelz, da wunderte es einen dann doch, dass immer nur die Tenöre die hübschen Soprane abbekommen. Christian Bauer konterte mit einem traumhaften Lagunenwalzer. Der Aufzugsmarsch Horch, von San Marco der Glocken Geläut setzte einen schönen Schlusspunkt, bei dem nochmal alle auf der Bühne ihr Bestes gaben.

Am Ende gab es stürmischen Applaus für alle Beteiligten und das Publikum entliess Solisten, Chor und Orchester erst nach nicht weniger als drei Zugaben. Ein musikalisches Jahr, das so anfängt, muss ja gut weitergehen!

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Premiere Falstaff, 18.05.2012, Prinzregententheater II

Meine Gedanken zur Premiere des Falstaff finden sich wieder bei mucbook.

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Heute hier, morgen dort – Abschiedsgala, 22.04.2012 (20.00 Uhr), Gärtnerplatztheater

[singlepic id=1308 w=320 h=240 float=left]Selten hat ein Songtext auf eine Situation besser gepasst als dieser. Es war ja nicht nur ein Abschied von einem liebgewordenen Haus, sondern auch von vielen liebgewordenen Menschen. Meine Theaterleidenschaft begann im Mai 2007 und so konnte ich an diesem Abend viele Stücke noch mal Revue passieren lassen. In diesem Haus habe ich gelernt zu sehen, zu hören, zu fühlen und Gefühle zuzulassen. Ich bin sehr dankbar, dass ich so viel Neues kennenlernen durfte. Ich werde sicher noch viele Jahre davon profitieren.

Die musikalische Leitung dieses Galaabends hatten Lukas Beikircher, Andreas Kowalewitz, Jörn Hinnerk Andresen und Liviu Petcu inne. Die meisten Stücke wurden vom Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz begleitet, das damit mal wieder seine Vielseitigkeit und Ausdauer unter Beweis stellte. Die Choreografie des TTM stammte von Hans Henning Paar, der Chor wurde von Jörn Hinnerk Andresen einstudiert, die wahrlich nicht leichte Aufgabe der Programmkoordination hatte Gabriele Brousek zu bewältigen. Für die szenische Einrichtung und Spielleitung zeichnete Thomas Schramm verantwortlich, am Inspizientenpult saß Andreas Ehlers. Rolf Essers beleuchtete ganz ausgezeichnet und Dirk Buttgereit und Daniel Ployer betreuten den Ton hervorragend.

Der Abend begann mit einem Stück, mit dem ich auch meine erste aktive Erinnerung an das schönste Theater Münchens verbinde. Irgendwann in den Neunzigern hatte ich hier eine MY FAIR LADY gesehen und bis heute ist es eines meiner Lieblingsstücke. Marianne Larsen, die die Rolle der Eliza lange hervorragend verkörpert hat, trat im Kostüm ihrer anderen Glanzrolle auf: Mrs Lovett aus SWEENEY TODD. In diesen beiden Partien konnte sie ihr großartiges Musicaltalent voll ausspielen, wollte man mehr davon sehen, musste man ziemlich weit nach Osten fahren. Sie bot ihrer würdigen Rollennachfolgerin Milica Jovanovic dann auch Pasteten an, die erste war voll Alkohol (was da wohl drin war 😉 ), die letzte war marode und das war natürlich ganz klar das Gärtnerplatztheater. Unterstützt wurden die beiden von Sebastian Campione, Cornel Frey, Hans Kittelmann, Holger Ohlmann und dem Herrenchor.

Nach einem Prolog von Thomas Peters ging es weiter mit dem Überraschungserfolg DIE PIRATEN VON PENZANCE von Gilbert & Sullivan. Diese Stück hat bei mir das Interesse für die Musik des genialen Duos geweckt und seitdem beschäftige ich mich intensiv damit. Wenn das Kampfsignal ertönt schmetterten Thérèse Wincent, Frances Lucey, Ulrike Dostal, Martin Hausberg, der Chor und die Bobbies tanzten ein letztes Mal dazu. Als Schmankerl folgte dann noch das beliebteste Terzett im G&S-Kanon, Als Du uns schnöd verlassen hast, wie immer hinreißend vorgetragen von Rita Kapfhammer, Holger Ohlmann und Robert Sellier.

Sandra Moon sang Tschaikowsky, begleitet von Andreas Kowalewitz, und Neel Jansen und David Valencia zeigten Twin Shadow aus AUGENBLICK VERWEILE. Und weil so ein Dirigent auch wieder von der Bühne in den Graben muss, suchten in der kleinen Pause bis zum nächsten Stück drei fesche Herren im Bademantel die Sauna.

Das Warten hatte sich gelohnt, denn als nächstes stand Gary Martin mit To dream the impossible Dream aus DER MANN VON LA MANCHA an. Schade, dass ich das Stück nie live gesehen habe. Sebastian Campione brachte danach das Haus zum Kochen mit einer extralangen Version seiner Beatbox aus VIVA LA MAMMA. Im Anschluss unterlegte er dann auch noch den etwas abgewandelten Küchenrap aus der OMAMA IM APFELBAUM rhythmisch. Thérèse Wincent und Susanne Heyng zeigten nochmals, dass sie es drauf haben.

Der Chor sang danach Universal Good aus CANDIDE, noch ein Stück, bei dem ich mich ärgere, es nicht gesehen zu haben. Der nächste Programmpunkt, angekündigt durch Hans Henning Paar und Ursula Pscherer, hatte einige interessante Komponenten: konzipiert und einstudiert wurde das Stück von Artemis Sacantanis, ehemalige Solotänzerin und nun Probenleiterin am Haus. Ihr zur Seite standen ehemalige Tänzer des Gärtnerplatztheaters, die jetzt in anderen Berufen am Haus, zum Beispiel Orchesterwart, Probenleiterin oder Leiterin der Kinderstatisterie beschäftigt sind. Ihre Wandlung von „Auf der Bühne“ zu „Hinter der Bühne“ drückte sich sehr schön im Titel inVISIBLEs aus.

Thomas Peters, der am Haus in vielen, vielen Rollen glänzte (unter anderem Freddie in MY FAIR LADY, Dirigent in ORCHESTERPROBE, Toby in SWEENEY TODD und ganz besonders Frosch in der FLEDERMAUS) erinnerte nochmal an sein bezauberndes Stück SHOCKHEADED PETER mit dem Song Der fliegende Robert. Leider habe ich es nur einmal gesehen, anfangs war ich noch nicht ganz so süchtig, zuletzt war ich ja durchschnittlich an vier Abenden in der Woche im Gärtnerplatztheater. Ursache dafür war die Vielfalt und das interessante Programm des Hauses – und das wunderbare Ensemble.

Sehr bewegend war auch der persönliche Abschied von Gunter Sonneson mit Hier im Grandhotel. Ich bin sehr froh, diesen Ausnahmekünstler noch fünfmal als John Styx in ORPHEUS IN DER UNTERWELT erleben zu dürfen. Halt nur leider nicht in München, sondern in Heilbronn.

Im letzten Stück vor der Pause hatten die drei Herren endlich die Sauna gefunden. Das Schiff aus der L’ITALIANA IN ALGERI ist zwar schon vor ein paar Wochen gesunken, aber die beliebteste Szene hatte man offensichtlich retten können. Für Publikumsliebling Stefan Sevenich natürlich ein Heimspiel, für seine beiden Begleiter Cornel Frey und Juan Fernando Gutiérrez hätte ich mir jedoch einen etwas „würdigeren“ Abschied gewünscht.

Zu Beginn des zweiten Teiles erinnerten das Preludio und die Arie Tu del mio Carlo al seno, wunderbar vorgetragen von Elaine Ortiz Arandes, an die sehr gelungene Inszenierung von I MASNADIERI. Das Schlussbild von HÄNSEL UND GRETEL gibt zwar einen wunderbaren Auftritt des Kinderchores her, aber die Solisten Rita Kapfhammer, Ann-Katrin Naidu, Thérèse Wincent und Gary Martin standen etwas verloren herum. Ich kann nur hoffen, dass diese zauberhafte Produktion wiederaufgenommen wird und nicht zu Gunsten einer Eurotrashregie in der Versenkung verschwindet. Das Balkon-Duett aus ROMEO UND JULIA wurde von Hsin-I HUANG und Marc Cloot sehr ansprechend getanzt, wenn mal keine Blätter auf der Bühne rascheln oder unaufhörlich Schnee fällt, gefällt mir moderner Tanz sogar fast.

Der scheidende Staatsintendant Dr. Ulrich Peters hielt eine persönlich gehaltene Abschiedsrede und ich kann mich seinen Worten nur anschließen: das Ensemble in Zeiten der Heimatlosigkeit aufzulösen ist in meinen Augen ein schwerer Fehler. Damit und mit der anscheinend unvermeidlichen Ablösung des im Stadtbild mittlerweile fest verankerten Logos nimmt man der Institution zumindest einen Teil ihrer Identität.

Im Anschluss sangen Franziska Rabl und Ella Tyran mit Unterstützung des Chores die Barcarole aus HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN, auch ein Stück, dass schon länger zurück liegt und das ich nicht gesehen habe. Im FREISCHÜTZ war ich trotz der schrecklichen Inszenierung ziemlich oft, was für die Qualität der Sänger spricht. Christina Gerstberger und Sandra Moon sangen das Duett Ännchen-Agathe vom Beginn des zweiten Aktes. Das Duett Hans-Kezal gehört zu meinen Lieblingsstücken aus DIE VERKAUFTE BRAUT und es war schön, Derrick Ballard und Tilmann Unger damit noch einmal zu hören. Es folgte das Quintett aus der ZAUBERFLÖTE, gesungen von Sandra Moon, Ann-Katrin Naidu, Franziska Rabl, Daniel Fiolka und Robert Sellier. Danach kam noch ein Ausschnitt aus AUGENBLICK VERWEILE und da war ich dann doch ganz froh, dass ich es nicht gesehen habe, denn bei so schnell vorbeihuschenden Szenerien wird’s mir immer schlecht, ganz abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, was im Kreis laufen mit modernem Tanz zu tun hat.

Im Anschluss gabs noch das schöne Duett Marie-Wenzel aus DIE VERKAUFTE BRAUT, Stefanie Kunschke und Hans Kittelmann wären auch ein prächtiges Paar gewesen, wenn sie sich nicht jeweils anders entschieden hätten. Der Weibermarsch aus DIE LUSTIGE WITWE machte nochmal so richtig Laune. Daniel Fiolka, Sebastian Campione, Mario Podrečnik, Robert Sellier, Gunter Sonneson, Tilmann Unger und Martin Hausberg mussten sich mit der geballten Weiblichkeit des Theaters zu einer schönen Choreographie von Fiona Copley auseinandersetzen. Thomas Peters hatte noch einen allerletzten Auftritt als Frosch, seine Paraderolle, bevor mit Tutto nel mondo è burla (Alles ist Spaß auf Erden) aus FALSTAFF ein positiver Schlusspunkt gesetzt wurde. Heike Susanne Daum, Sandra Moon, Christina Gerstberger, Ella Tyran, Ann-Katrin Naidu, Franziska Rabl, Gregor Dalal, Martin Hausberg, Hans Kittelmann, Gary Martin, Mario Podrečnik, Robert Sellier und der Chor machten Lust auf die nächste Premiere am 18.05., dann im Prinzregententheater. Am Ende winkten Publikum und Ensemble sich gegenseitig mit weißen Taschentüchern zu und nicht nur bei mir flossen ein paar Tränen.

Mir bleibt nur Danke zu sagen. Danke an alle Beschäftigten des schönsten Theaters Münchens, die für mich die letzten fünf Jahre zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Ich werde die Erinnerung an diese Zeit immer in einer ganz speziellen Stelle meines Herzens bewahren. Danke für viel Heiterkeit und viele Tränen. Danke für emotionale, aufwühlende Stunden und für Lehrreiches.

Danke für so viel Schönes, liebes Gärtnerplatztheater.

 

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Der geduldige Sokrates, 21.10.2011, Gärtnerplatztheater

Dieser Abend bestärkte mich mal wieder in meiner Auffassung, dass ein Wochentagsabo nichts für mich ist. Wenn ich mir vorstelle, dass ich jede Vorstellung mit den Menschen, die gestern Abend um ich herumsassen, verbringen müsste, hätte ich vermutlich schnell die Lust am Theater verloren. Ich konnte gar nicht so viele böse Blicke in alle Richtungen verteilen, wie sich in normaler Lautstärke unterhalten wurde. Und wenn es dann doch mal einigermaßen erträglich war, hörte man das Schnarchen des Herren hinter mir. Und am Ende dann dieses wirklich absolut unmögliche, despektierliche Hinausrennen, sobald sich der Vorhang geschlossen hat. Die Herrschaften, durch die Bank älteren Semesters,  waren alle mit dem Auto angereist, die Ausrede der unbedingt noch zu erwischenden Bahn zog also nicht. Sicher ist die Oper lang, aber wenn man sich nicht mal die Zeit nehmen will, den Akteuren des Abends den wohlverdienten Applaus zu spenden, sollte man besser zu Hause bleiben und seine Chips vor dem Fernseher in sich reinstopfen.

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Jetzt hab ich mir Luft verschafft, es wird Zeit, zum Wesentlichen zu kommen: Barockmusik kann Spaß machen! Ich hab ja insgesamt fünf Vorstellungen dieser hervorragend gemachten Inszenierung von Axel Köhler gesehen und ich kann mich nicht erinnern, in einer der anderen so viel geschmunzelt zu haben. Besonders die Szene, in der dem geduldigen Sokrates dann doch mal der Geduldsfaden reißt, war köstlich. Stefan Sevenich konnte hier sein komödiantisches Talent voll ausspielen. Und so ganz nebenbei sang er noch prächtig. Leider, leider wechselt er zur nächsten Spielzeit an die Komische Oper Berlin. Gut für Berlin, schlecht für München.

Vier ausgezeichnete Soprane braucht man für diese Beziehungskomödie und das schönste Theater Münchens kann sie mal eben aus dem Ensemble besetzen. Und dann auch noch doppelt. Das muss man erst mal nachmachen können. Heike Susanne Daum und Elaine Ortiz Arandes als die streitbaren Ehefrauen des geplagten Philosophen ebenso wie Ella Tyran und Christina Gerstberger als die leidenden und leidenschaftlichen Prinzessinnen bewiesen eindrucksvoll, dass die Qualität der Sänger an diesem Haus enorm hoch ist. Robert Sellier als Melitto und Gregor Dalal komplettierten den Reigen der sehr guten Sänger. Ebenfalls für das Haus spricht, dass die Partien der Schüler des Sokrates mit Chorsolisten besetzt werden können, mit Ausnahme des Pitho, gesungen vom dem jungen Talent Mauro Peter. Diesen Namen sollte man sich merken. Der Chor machte seine Sache wie immer sehr gut und dass mir eine Balletteinlage an diesem Haus mal uneingeschränkt gefallen würde, hätte ich vor fünf Monaten noch nicht gedacht. Denys Mogylyov als Adonis schafft das schier Unmögliche 😉

Ein sehr schöner Abend, leider war das mein letzter Sokrates, die Dernière am 29.10.2011, für die noch Karten vorhanden sind, verpasse ich leider. Wer das Stück noch nicht gesehen hat, sollte sich diese Gelegenheit auf keinen Fall entgehen lassen.

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Kurzinterview mit Christina Gerstberger

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Vielen Dank, Frau Gerstberger, dass Sie sich zu diesem Interview bereiterklärt haben. Können Sie uns kurz in eigenen Worten erzählen, wovon die Oper „Der geduldige Sokrates“ handelt?
Zwei Prinzessinnen lieben denselben Prinzen: Melito. Die Figur der Rodisette, das bin ich, liebt wahrhaftig, Edronica oberflächlicher. Melito ist sehr sehr jung, und kann es anfangs nicht recht einordnen, wenn sich Frauen um ihn streiten oder sich für ihn interessieren. Der andere Prinz, Antippo, liebt beide Prinzessinnen. Von diesem wollen die beiden Damen aber gar nichts wissen. Die klassische Geschichte: Der, der die beiden Frauen will, ist nicht interessant, aber der, der sich nicht entscheiden kann, ist hochinteressant. Dann gibt es natürlich Sokrates, der mit zwei Frauen verheiratet ist und darunter wahnsinnig leidet, weil diese ständig streiten. Ihm ist völlig klar, dass es nicht erstrebenswert ist, zwei Frauen zu haben. Die Oper läuft darauf hinaus, dass Rodisette für ihr Recht kämpft, Melito nicht mit einer anderen Frau teilen zu müssen. Dies tut sie so überzeugend, dass der „hohe Rat“ beschließt, Sokrates über den Fall richten zu lassen. Nach einem „Rededuell“ der beiden Prinzessinnen erkennt Sokrates die wahre Liebe der Rodisette und spricht ihr Melito zu.

Sie haben die Partie der Rodisette schon angesprochen – gibt es da noch weitere Besonderheiten bei dieser Rolle?
Es ist eine junge Frau, die sehr genau weiß, was sie will und was sie nicht will. Es gibt eine gewisse Parallele zur Pamina. Eine Frau, die bis zur letzten Konsequenz liebt bzw. kämpft und deshalb den Weg des Freitods durchaus gehen würde.

Welche Freiheiten hatten Sie – oder haben Sie – bei der Interpretation dieser Rolle?
Es war eine wunderbare Arbeit mit Axel Köhler. Meine intuitive Rolleninterpretation hat sich sehr gut mit seinen Vorgaben verbunden. Wir hatten sehr viel Spaß bei den Proben. Er ist ein Regisseur, der anfangs sehr klare Richtlinien gibt, seine Sänger aber dann frei laufen lässt.

Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Partie, und was ist das Schwierigste?
Die Musik Telemanns ist sehr anspruchsvoll und wunderschön. Beim Arbeiten habe ich wieder viel gelernt. Die Rolle der Rodisette wurde von Telemann mit wunderbaren Melodien ausgestattet.

Sie sind doppelt besetzt mit Stefanie Kunschke. Sie sind ja auch sicher privat eher unterschiedliche Persönlichkeiten. Beeinflusst das die Herangehensweise an die Rolle?
Ja, immer. Jede Künstlerin interpretiert auf ihre eigene Art.

Muss man Barockmusik mögen, um diese Oper zu mögen?
Nein nicht unbedingt. Telemann war zu seiner Zeit ja der Popmusiker für die Leute damals. Die Musik ist sehr abwechslungsreich, wunderschöne Melodien, rasante Duette…

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Sterne der Bühne, 29.06.2011, Gärtnerplatztheater

Zuerst mal muss ich ein wenig meckern: auch wenn es diesmal wesentlich besser verkauft war als beim ersten Mal Anfang Juni, das Durchschnittsalter war jenseits von Gut und Böse. Und auch wenn sich meine 80-jährige Theaterfreundin beharrlich verweigert, scheint es im fortgeschrittenen Alter in Mode zu kommen, bei Liedern, die einem vage bekannt vorkommen, mitzuklatschen. Und weil das mit dem Hören oft nicht mehr so gut funktioniert, haut das halt auch mit dem Takt nicht immer ganz so hin. An diesem Abend wars ganz besonders schlimm. Und der Boden des Orchestergrabens, der hochgefahren zur Vorbühne wird, ist schon arg schäbig. Kann man da nicht was drüber tun? Dann tanzt es sich bestimmt auch besser.

Aber genug des Gemaules, der Rest war fabelhaft. Angefangen bei der Stückauswahl, die halt nicht das übliche Repertoire einer Operettengala abspulte, sondern Highlights aus bekannten, aber nicht ganz so oft wie die Fledermaus gespielten Operetten bot. So gab es zum Beispiel drei Lieder aus “Wie einst im Mai”, auch der “Ball im Savoy” war mit zwei Stücken vertreten, “Paganini”, “Die Zirkusprinzessin”, “Das Feuerwerk” und die “Hochzeitsnacht im Paradies” ergänzte die ungewöhnliche Stückauswahl. Und selbst bei den drei Liedern aus “Im weißen Rössl” standen die nicht ganz so bekannten Stücke am Beginn, bevor das titelgebende Lied den Schlusspunkt setzte. Diese Auswahl hört man nicht alle Tage, schade, dass das Operettenkonzert nur zweimal auf dem Spielplan des schönsten Theater Münchens stand.

Fabelhaft agierte das Orchester unter dem jungen, enorm talentierten und leider, leider scheidenden Dirigenten Benjamin Reiners. Fabelhaft waren auch die Solisten, die nicht nur ganz hervorragend sangen, sondern auch, wie es in der Operette halt so üblich ist, tanzten und sich den Stücken entsprechend verkleiden. So sang die famose Rita Kapfhammer, die sich hier einmal mehr für das Genre empfohlen hat, “Spiel auf Deiner Geige” aus “Venus in Seide” in einem wirklich atemberaubenden Kleid und Christina Gerstberger gab eine barocke Primadonna bei dem entsprechenden Lied aus “Der arme Jonathan”. Für Heiterkeitsausbrüche beim Publikum sorgte auch das Kostüm von Marianne Larsen als “Julischka aus Budapest”. Die männlichen Solisten nutzten ihre Möglichkeiten ebenfalls und so trug Daniel Fiolka bei dem Gassenhauer “Mein Mädel ist nur eine Verkäuferin” einen passenden gestreiften Anzug. Stimmlich waren alle Solisten, noch nicht genannt sind Stefanie Kunschke, Tilmann Unger, Dirk Lohr und Mario Podrečnik, in allerbester Form und trugen die genau auf sie zugeschnittenen Stücke hervorragend vor. Besonders Frau Kunschke, die am nächsten Tag die Premiere vor sich hatte, und Frau Gerstberger, die am Sonntag “dran” ist, ist es hoch anzurechnen, dass sie den Wechsel von Barockoper zur Operette (und hoffentlich auch wieder zurück) spielend geschafft haben.

Ein sehr schöner Abend, der mit der Zugabe “Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände” aus “Viktoria und ihr Husar” ein bisschen wehmütig zu Ende ging.

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Premiere Die Liebe zu den drei Orangen, 06.05.2011, Gärtnerplatztheater

[singlepic id=951 w=320 h=240 float=left]Auch bei seiner zweiten Inszenierung am schönsten Theater Münchens hat Regisseur Immo Karaman und sein Team eine hervorragende künstlerische und sehr sinnliche Arbeit abgeliefert. Die Handlung spielt in der Entstehungszeit, die Figuren sind von Otto Dix und anderen Künstlern dieser Zeit geprägt. Und tatsächlich hat jede Figur eine eigene Persönlichkeit, eine bestimmte Art, sich zu bewegen. Hier merkt man sehr deutlich, dass Choreograf Fabian Posca nicht nur mit dem Extraballett, sondern auch mit den Solisten und dem Chor viel und erfolgreich gearbeitet hat.
Die Bühne vom Ausstattungsteam Timo Dentler und Okarina Peter besteht nur aus einem Kasten, der ein aufgeschnittenes Zimmer, einen Salon oder Foyer, darstellt. Dieser Kasten wird nicht nur durch die Drehbühne, sondern auch durch Bühnenmitarbeiter bewegt, teilweise mit 60 Personen darauf, dafür hätten diese eigentlich am Ende einen Sonderapplaus verdient gehabt. Die teilweise gegenläufigen Bewegungen erzeugen vor allem im ersten Teil sehr viel Dynamik und Spannung. Die Kostüme sind zeit- und typgerecht. Applaus brandete bereits auf, als sich der Vorhang zu Beginn hob und den Kasten, der in diesem Fall wie ein Bilderrahmen wirkt, der bis auf den letzten Zentimeter mit Menschen gefüllt ist, enthüllte.
Das Orchester unter Anthony Bramall beeindruckte mit präzisem Spiel, dass es öfter ziemlich laut war, ist sicher der schieren Anzahl an Musikern im Graben geschuldet.
Bewundernswert waren die Tänzer, die sich in vielen verschiedenen Rollen präsentierten und jeder Figur ein anderes “Gesicht” gaben.
Der Chor verstand es wie immer, ausgezeichneten Gesang mit ebensolcher Darstellung zu verbinden und hatte einen erheblichen Anteil am Erfolg des Abends. Zwei seiner Mitglieder, die kurzfristig für die erkrankte Solistin als Linetta eingesprungene Brigitte Lang und Marcus Wandl als Herold zeigten, dass sie nicht nur in der Gemeinschaft eine gute Figur machen, sondern durchaus auch solistisch einsetzbar sind. Zwei Gäste, Stephan Klemm als König und Kouta Räsänen als Tschelio erwiesen sich als gute Wahl. Hochkarätig aus dem Ensemble besetzt waren alle weiteren Rollen, ob groß oder klein. Robert Sellier, Christina Gerstberger und Sebastian Campione überzeugten ebenso wie Franziska Rabl, Sibylla Duffe und Tilmann Unger. Holger Ohlmann als Köchin bewegte sich auf schwindelerregend hohen Absätzen, als ob es sein normales Schuhwerk wäre und zog darstellerisch und musikalisch alle Register von dämonisch bis schmeichlerisch. Daniel Fiolka spielte und sang den Pantalone sehr überzeugend und Frances Lucey wechselte gekonnt zwischen den verschiedenen Facetten der Smeraldine. Cornel Frey als Truffaldino war ein Spassmacher der anderen Art, anfangs erinnerte mich seine Gestik an die Bauchrednerpuppe aus “Death in Venice”, das gab sich aber im Laufe des Abends. Die Rolle ist ihm quasi auf den Leib geschrieben. Gary Martin als Leander verwandelte sich in einen selbstverliebten Schönling mit präzisen Bewegungen und Gesang. Last but not least zeigte sich Rita Kapfhammer als Idealbesetzung der Fata Morgana, sie beeindruckte mit Stimmumfang und Darstellung.
Ein fantastische Premiere, die noch viele Blicke wert ist, besonders vor der Pause kann man immer wieder neue Details entdecken. Das Publikum jubelte lange und einhellig allen Beteiligten zu.

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