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Criminale, 26.04.2012, Arnsberg

[singlepic id=1168 w=320 h=240 float=left]Die Criminale ist ja zum einen das Treffen der Mitglieder des Syndikats, der größten deutschsprachigen Autorenvereinigung von Kriminalschriftstellern. Da gibt es Workshops, Tagungen und ganz viel Austausch. Auf der anderen Seite ist es aber auch das größte deutschsprachige Krimifestival. Über 250 Autoren lesen im gesamten Landkreis an gewöhnlichen und ungewöhnlichen Orten. Diese Lesungen stehen immer unter einen bestimmten Motto.

In der gemütlichen Buchhandlung Houtermanns in dem ansonsten eher beschaulichen Arnsberg hieß es an diesem Abend “Auf und davon”. Die Krimis, die an diesem Abend vorgestellt wurden, spielten alle nicht in Deutschland. Der erste, Die Moldau im Schrank von Nina Maria Marewski gar in einer Parallellwelt. Sie erhielt dafür den SERAPH-Preis der fantastischen Akademie in der Sparte Debüt. Sie las eine Szene aus dem Leben des 16-jährigen Mitja, die deutlich machte, dass sie den Preis zurecht bekommen hatte. Befragt, wie sie sich denn auf ihrer ersten Criminale fühlen würde, meinte sie, dass sie sich sehr gut aufgehoben fühle und sich freue dabei zu sein, weil ihr Buch ja nun kein lupenreiner Krimi, sondern auch Liebesroman und Phantastik wäre.

Der nächste an der Reihe war Viktor Iro mit seinem Roman Tödliche Rückkehr. Der sympathisch und offen wirkende Autor ging das Wagnis ein, eine Szene fast vom Schluß seines Romanes zu lesen, aber das hat wunderbar funktioniert. Er konnte Budapest mit seinen Worten vor meinen Augen entstehen lassen. Sein nächstes Projekt ist die Verarbeitung einer Forschungsarbeit über die Darstellung von Drehbuchautoren im Film. Die Beispiele, die er anführte, klangen sehr interessant.

Die dritte Lesung führte schließlich nach Österreich, genauer gesagt in die Steiermark. Nach eigener Aussage mordet sich die erfolgreiche Autorin Claudia Rossbacher durch dieses österreichische Bundesland. Steirerherz ist ihr zweiter Roman um die Abteilungsinspektorin Sandra Mohr und die beiden Abschnitte, die sie las, gaben einen guten Einblick. Ihre Protagonistin ginge ihr manchmal ein wenig auf die Nerven, meinte sie, weil sie das Gegenteil von ihr selbst sei, aber der Chefinspektor Sascha Bergmann sorgt für einen gewissen Ausgleich.

Die letzte Lesung an diesem Abend stammte von Claudio Michele Mancini, der mit La Nesa und seinen anderen Mafiaromanen, die alle auf wahren Geschichten beruhen sollen, angeblich seine Jugend aufarbeitet. Ob das stimmt, lasse ich mal dahingestellt sein, mir kamen jedenfalls eine Menge seiner Aussagen übertrieben und unglaubwürdig vor. So wird seiner Aussage nach, wenn man sich einen Organspenderausweis zulegt, in in riesigen Datenbanken abgeglichen, ob die Werte zu jemandem passen und wenn das zufällig ein Superreicher ist, kanns schon mal sein, dass der Spender vorzeitig ablebt. Dumm nur, dass man in Deutschland gar nicht registriert wird, wenn man einen Organspendeausweis hat und schon gar nicht irgendwelche Werte darin festgehalten sind und die meisten Länder ein Opt-Out-System haben. Es ist ja ok für mich, einen Thriller über das Thema zu schreiben, aber den Menschen Angst zu machen, in dem man ihnen suggeriert, dass es alles harte Fakten seien, halte ich für geschmacklos. Er schaffte es jedenfalls, sich in praktisch jedes Gespräch einzumischen und sein nächstes Woche erscheinendes Buch mehrfach anzupreisen. Am Ende gab es noch ein paar Publikumsfragen und natürlich standen alle Autoren zum Signieren zur Verfügung.

[singlepic id=1167 w=320 h=240 float=right]Der zweite Programmpunkt an diesem Abend versprach einen Höhepunkt der Criminale: die Weltpremiere der ersten Krimiautorenband Hands up and the Shooting Stars! Ich war ja schon seit ewigen Zeiten nicht mehr auf einem Rockkonzert, aber die Energie, die an diesem Abend von der Bühne ins Publikum sprang, war ganz, ganz großartig. Die erfolgreiche Krimiautorin Gisa Klönne gab an diesem Abend ihr Bühnendebüt, sollte sie einmal genug vom Schreiben haben, ist ihr eine zweite Karriere am Mikro sicher. Ihre Gesangkollegin Sandra Lüpkes, sang nicht nur hinreißend, sondern legte bei Every breath you take auch noch ein fetziges Trompetensolo hin. Oliver Buslau, nach eigener Aussage eher im Klassikbereich unterwegs, zeigte, dass auch die Bratsche im Rock’n’Roll ihre Berechtigung hat.  Heinrich-Stefan Noelke am Bass, Volker Bleek am Schlagzeug, Peter Demant am Keyboard, Jörg Schmitt-Kilian (Gesang, Gitarre), Arnold Küsters (Bluesharp) und Stephan Everling (Gitarre) komplettierten die Band. Jedes Lied hatte einen kriminalistischen Zug, von Killing me softly bis zu einem speziell auf das Autorenleben neu getexteten, alten Song. Ein tolles Konzert, ich hoffe, das Auftritte ein fester Bestandteil der Criminale werden.Dazwischen las Oliver Buslau aus seinem Kurzkrimi Im Keller, der in der Musikschule nebenan spielt. Dass er die Atmosphäre und die Typen von Arnsberg sehr gut eingefangen hat, zeigten die Reaktionen des örtlichen Publikums.

Ein toller Abend, danke an alle Beteiligten!

Und danke an Petra Busch für die Fotos!

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2 comments to Criminale, 26.04.2012, Arnsberg

  • claudio michele mancini

    Es ist bedauerlich, wenn sich ein Mitautor auf Kosten anderer Kollegen profilieren will und einen völlig entstellten Kommentar plaziert. Weder war er imstande, den Buchtitel MALA VITA zu nennen, aus dem ich gelesen habe, noch ist der neue Roman “LA NERA” richtig geschrieben. Im Übrigen ging es in der Lesepassage um Geldverschiebungen und nicht “nicht” um Organhandel, wie hier behauptet. Wenn der Autor dieses Artikels der Meinung ist, ich habe mich in Gespräche “eingemischt”, so sei es ihm unbenommen. Wenn das Publikum im Anschluss Fragen überwiegend an mich richtete, so könnte sich der Kommentator selbst die Frage stellen, welchen Grund die interessierten Zuhörer hatten.

    Claudio Michele Mancini

  • Vielleicht sollte ich mich geehrt fühlen, von Ihnen als Mitautorin (Corinna ist ein weiblicher Vorname) bezeichnet zu werden, aber da ich keine Krimis schreibe, ja nicht einmal Belletristik, kann ich mich gar nicht – und habe es auch nicht nötig – auf Kosten eines Kollegen profilieren. Den Titel, aus dem Sie gelesen haben, habe ich bewusst nicht genannt, sonst hätte ich dazuschreiben müssen, dass ich bei der Lesung ins Grübeln gekommen bin, wie man mit bloßen Händen eine Drahtschlinge zuziehen kann, ich dachte immer, dazu braucht man ein Knebelholz. Die falsche Schreibweise Ihres neuen Romanes habe ich von der Internetseite der Criminale entnommen, vielleicht beschweren Sie sich da mal. Ich habe mit keiner Silbe behauptet, dass es in der von Ihnen vorgelesenen Passage um Organhandel geht. Dass es um Geldverschiebungen ging, habe ich allerdings auch nicht gehört. Und wenn Sie meinen, dass die Fragen überwiegend an Sie gerichtet waren, dann ist es bestimmt so gewesen.
    Interessant ist übrigens nicht das was Sie hier kritisieren, sondern das, was Sie nicht kritisieren.

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