Dieses Jahr bin ich zum dritten Mal zur Buchmesse in Leipzig. Insgesamt war ich fünf- oder sechsmal hier, aber die Tage im März erlebe ich immer besonders intensiv.
Vormittags schlenderte ich ein wenig durch die Straßen, habe Veränderungen zu von vor einem Jahr nachgespürt und die kommenden Tage vorbereitet. Mittags war ich dann im Museum der bildenden Künste und was soll ich sagen, es hat mir nicht so gut gefallen. Natürlich ist der Lift mit 5 Meter hohen Türen sehr beeindruckend, aber in der Sammlung habe ich nicht den Eindruck, dass sich wirklich ein roter Faden durchzieht. Das Ganze ist doch mehr zusammengewürfelt und die Installationen, die teilweise einen ganz schönen Lärm gemacht haben, fand ich eher irritierend.
Dann schnell in die Pension, in der ich schon im letzten Jahr gewohnt habe, das Casablanca in der Ossietzkystraße. Ein nette, bezahlbares Zimmer unterm Dach, nur leider ohne Schreibtisch. Keine idealen Blog-Konditionen.
Zurück in der Innenstadt nahm ich an einem literarischen Rundgang durch Leipzig teil. Die Führerin nennt sich die “Leipzigerin“, und das zu Recht. Wenn einer diese Stadt verinnerlicht hat, dann sie. Lokalpatriotismus in allen Ehren, aber ein Zuviel davon kann eine Stadt auch unsympathisch erscheinen lassen. Glücklicherweise war das ja nicht meine erste Begegnung mit dieser durchaus liebenswerten Stadt. Dabei war das, was sie erzählt hat, durchaus interessant und wissenswert, ein allgemeiner Stadtspaziergang mit literarischen Versatzstücken.
Das Abendessen gabs dann wieder im schon vom letzten Jahr bekannten Sol y Mar, lecker Küche und tolle Cocktails.
Gestern Abend hatte ich mal wieder das Vergnügen, Stefan Sevenich als Figaro zu erleben. Seine musikalischen und darstellerischen Qualitäten unterstreichen besonders gut die humorvollen Pointen dieser Opera buffa. Wenn er dann noch zusammen mit Sandra Moon als Gräfin und Stefanie Kunschke als Susanna dem Grafen Paroli bietet, ist der Erfolg des Abends trotz der seltsamen Inszenierung garantiert.
Am Samstag den 13. fand der 13. Literaturschmaus in Lindau statt und einige Büchereulen nahmen daran teil. Bereits am Nachmittag auf einem Kaffee trafen wir uns in der Insel-Bar, in der das Ereignis stattfinden sollte. Nach einem ausgiebigen Spaziergang in der Nachmittagssonne war es auch schon an der Zeit, sich für den Abend fertig zu machen.
Wir konnten mehr oder weniger einen gemeinsamen Tisch ergattern und nach einem Aperitiv eröffnete Helmut Kammerer den Abend. Der Küchenchef erklärte die Speisenfolge und dann wurde auch schon der erste Gang, Roastbeef “italienisch”, aufgetragen. Als erster Zwischengang stand eine Lesung von Charlie auf dem Programm, da sie aber an diesem Tag ja auch Geburtstag hatte, gab es erst mal noch eine kleine Ansprache und einige Präsente. Auch die Eulen hatten zusammengelegt und überreichten eine Überraschungstüte. Charlie las dann aus “Die zwölfte Nacht” und zwar den beginn der zweiten Nacht, in dem es erst ziemlich viel um Essen geht und später getanzt wird. Dazu gab es eine musikalische Einlage, einen Tanz auf der Blockflöte, das fand ich sehr passend. Die Stelle war von Charlie sehr gut gewählt und machte mir sofort Lust, das Buch nochmals zu lesen.
Danach gab es wieder etwas zu Essen, nämlich Sellerie-Kartoffelsuppe, die sehr fein war. Nachdem alle Teller wieder weggeräumt waren, las Titus die Eingangssequenz aus “Die Jesuitin von Lissabon” und erzählte noch ein bisschen über die Motivation der Protagonisten und seine Brüder, sehr witzig und locker. Im Anschluss wurde der Hauptgang serviert, gefüllte Maispoulardenbrust mit Rosmarin-Kartoffelstrudel, alles sehr lecker.
Bevor das Dessert – Duo vom Schokoladenmousse – serviert wurde, standen beide Autoren nochmal im Mittelpunkt. Charlie las jetzt aus “Das Haus Gottes”, eine Szene vom Krieg und eine Szene von der Liebe. Besonders die letzte war wieder wunderschön und rief mir nochmal in Erinnerung, warum ich das Buch so liebe.
Als Übergang zu Titus spielte Lena nochmal ein Stück auf der Flöte. Er las dann auch nochmal zwei Szenen aus der “Jesuitin”, sehr lebendig und mit viel Ausdruck in der Stimme. Er erzählte auch noch etwas zu den Hintergründen des Buches, dem großen Erdbeben von Lissabon und den Jesuitenorden. In ein paar Tagen beginnt ja die Leserunde dazu, ich freue mich schon sehr darauf.
Zum Ausklang des Abends gab es noch die Möglichkeit, sich die mitgebrachten oder gekauften Bücher signieren zu lassen und mit den anwesenden Autoren zu ratschen, was viele Anwesende ausgiebig taten.
Ein sehr gelungener Abend! ein paar Bilder hab ich noch, die folgen, wenn ich wieder endgültig daheim bin
Diese Operette entwickelt sich zum neuen Renner im schönsten Theater Münchens! Auch gestern war das Haus wieder bis auf den letzten Platz verkauft und schaut man sich die verbleibenden vier Vorstellungen in dieser Spielzeit an, so läuft der Vorverkauf gut bis sehr gut. Also wer einen Abend lang Spaß mit wunderbaren Melodien, prächtigen Kostümen und gut gesetzten Pointen haben will, sollte sich seine Karte schleunigst sichern.
Mir gefällt es von Mal zu Mal besser. Ich habe mich wirklich erst reinhören müssen und den Kopf freimachen müssen, um mich darauf einlassen zu können. Wer aber unbefangen hineingeht, wird sicher von Anfang an sein Vergnügen haben.
Nachdem vorgestern Staatsintendant Herr Dr. Peters bekannt gab, dass sein Vertrag über die Spielzeit 2011/2012 hinaus nicht verlängert werden würde, gab es die unterschiedlichsten Reaktionen in den Kulturredaktionen der regionalen und überregionalen Zeitungen und auch in Internetforen wurde das Thema zumindest angerissen. Mich als Zuschauerin befremdet vor allen Dingen die Art und Weise, wie das zuständige Ministerium damit umgegangen ist. Mir fehlt hier völlig die Perspektive, die den Beschäftigten, aber auch mir meiner Meinung nach als Steuerzahler einerseits und als Liebhaber des schönsten Theaters Münchens andererseits zusteht. Wie soll es jetzt weitergehen? Warum teilt man das den Betroffenen und der Öffentlichkeit nicht mit? Die erst Stunden nach der Ankündigung veröffentlichte Pressemitteilung gibt dazu überhaupt nichts her und ist im Grunde eher nebulös als erhellend. Ich kann nur hoffen, dass es für alle Beteiligten, insbesondere die Beschäftigten des Theaters, aber auch für das Publikum, die beste Entscheidung war. Genauso befremdet es mich aber, wenn ein nicht namentlich genannter “Insider aus dem Ensemble” sich in der Presse negativ über die Arbeit des Intendanten äußert. Das hat was von Nachtreten und hinterlässt bei mir einen schlechten Beigeschmack. Das Theater war und ist meiner Meinung nach auf einem guten Weg.
Diese Premiere ist Chefsache: Der Chefdramaturg Christoph Maier-Gehring, der Chefdirigent David Stahl und der oberste Chef Staatsintendant Dr. Ulrich Peters als Regisseur haben sich der vorletzten Oper von Leos Janáček angenommen. Zu Beginn des heutigen Auftaktes zitierte Herr Maier-Gehring aus einem Brief von Janáček an Kamila Stösslová, in dem er Makropulos erwähnt. Im Anschluss daran informierte er über Leben und Werk des Komponisten, bevor David Stahl sich nach einem eingespielten Ausschnitt aus der Ouvertüre ausführlich zur musikalischen Seite äußerte. Unter anderem erläuterte er die Zusammensetzung des Orchesters und den großen musikalischen Bogen der Oper. Die Solisten Elaine Ortiz Arandes und Tilman Unger, begleitet von Anke Schwabe am Flügel, trugen die erste Begegnung von Marty und Gregor vor. Hier wurde der Musikstil der Oper schon sehr deutlich. Die beiden beantworteten dann noch Fragen zur Einstudierung der Rollen, die sich wegen der Form der gesungenen Konversation ziemlich schwierig gestaltete. Herr Dr. Peters erläuterte schließlich noch seine Motivation, diese Oper auf den Spielplan zu setzen und auch selbst zu inszenieren, das Bühnenbild und die Kostüme und skizzierte, wie er das Innenleben der handelnden Personen auf die Bühne bringen wird. Zum Schluss sang Frau Ortiz Arandes noch ein Stück aus dem Schlussteil der Oper. Insgesamt klingt das ganze nach einer intelligenten Inszenierung.
Leider werde ich die Premiere nicht erleben, ich bin genau zu dem Zeitpunkt im Renaissancesaal des Leipziger Rathauses, wo Richard Dübell aus seinem neuen Roman “Die Erbin der Teufelsbibel” lesen wird. In den ersten beiden Teilen der Trilogie spielt übrigens Kaiser Rudolf und sein Kuriositätenkabinett eine wesentliche Rolle, der ja auch in Makropulos der Auslöser ist. Und so schließt sich der Kreis.
Der wirklich perfekte Abschluss und absolute Höhepunkt dieser drei Abende am Gärtnerplatz war diese Opera buffa. Schade, dass die Inszenierung meistens mehr stört als die Musik und Darstellung zu unterstützen. So ist die Ausleuchtung zumeist ziemlich schlecht und die hochgestellte Drehbühne verhindert ausgerechnet in dem an Höhepunkten reichen 3. Akt auf den besten Plätzen im Parkett eine gute Sicht auf die Bühne. Es war mal wieder sehr gut besucht, wie überhaupt die letzten Male. Dafür war aber wieder eine große Unruhe im Publikum, mir fällt in letzter Zeit auf, dass es nach der Pause einfach nicht ruhig wird, anscheinend muss man nicht den Mund halten, solange nicht gesungen wird.
Die Akteure haben die negativen Seiten aber mehr als ausgeglichen. Allen voran Sandra Moon, die eine absolut geniale Gräfin ist. Ihre Pointen kommen auf den Punkt, ihre Darstellung ist an Komik nicht zu überbieten und musikalisch ist sie sowieso top. Christina Gerstberger als Susanna ist ihr ebenbürtig in Darstellung und Gesang. Gut gefallen haben mir auch Sonja Leutwyler als Cherubino und Katja Stuber als Barbarina. Auch die Männerriege war wieder vom Feinsten. Selbst die kleinste Nebenrolle des Don Curzio ist mit Robert Sellier hervorragend besetzt, der Antonio des Sebastian Campione ist szenisch und musikalisch perfekt und Johannes Wiedeckes Arie des Bartolo ist neben der Eselshautarie von Cornel Frey einer der Höhepunkte des Abends. Sowohl Holger Ohlmann als Figaro als auch Gary Martin waren einfach super an diesem Abend.
Abgerundet wurde der positive Gesamteindruck durch den wie immer exzellenten Chor und ein tolles Orchester unter dem Gastdirigenten Andreas Wolf.
Das war eine Vorstellung, die mir im Gedächtnis bleiben wird! Danke an alle Beteiligten!
So schön kann Operette sein: prächtige Kostüme, ein witziges Bühnenbild, eine intelligente Inszenierung, schöne Melodien, ein kurzweiliges Libretto und ausgezeichnete Sänger, eine spielfreudiger, erfahrener Chor und ein spritziges Orchester. Das alles findet man in München nur im Theater meines Vertrauens 😉
Bei dieser Vorstellung zeigte es sich, wie auch schon in der vorletzten, dass das Stück eindeutig gewinnt, wenn das Publikum offen ist und von Anfang an mitgeht. Diesmal gab es viel Gelächter und Applaus an den richtigen Stellen und das meiste war ein großer Spaß mit gutem Unterhaltungswert.
Zum ersten Mal habe ich Sonja Leutwyler als Minerva und Christina Gerstberger als Diana, die mir sehr gut gefallen hat, gesehen. Auch der Rest des Ensembles ist sehens- und hörenswert, sei es Frances Lucey als drollige Venus, Gunter Sonneson als genialer Styx oder Ann Katrin Naidu als betrogene Juno. Stefanie Kunschke als Cupido setzt ihre “Mutti”-Pointen einfach zu köstlich und lässt in ihrem Kuss-Couplet die Fliege schon mal stimmlich glänzend entstehen. Christoph Kayser legt ein halsbrecherisches Tempo im Rondo des Merkur vor, ist aber trotzdem gut zu verstehen. Marianne Larsen gibt der öffentlichen Meinung ein schön ironisches Gesicht und Dirk Lohr ist Jupiter auf den Leib geschneidert. Komplettiert wird der ausgezeichnete musikalische Gesamteindruck durch einen überzeugenden Mario Podrečnik als Pluto, sowie Cornel Frey und Sybilla Duffe in den Hauptrollen, szenisch und musikalischen gut gewählten Chorsolisten, dem schwungvollem Chor und dem spritzigen Orchester unter Jörn Hinnerk Andresen.
Einer der großen Publikumserfolge der laufenden Spielzeit stand an diesem Sonntagnachmittag zum letzten Mal für diese Saison auf dem Plan. Neben der wunderbaren Milica Jovanovic als Dorothy bezauberten Cornel Frey, Dirk Lohr und Thomas Peters als ihre Freunde auf dem Farm und in Oz und Moritz Cunow als Hund Toto Groß und Klein unter den Zuschauern. Der spielfreudige Chor, Rotraut Arnold, Oliver Bode, Ulrike Dostal und das Orchester unter Liviu Petcu komplettierten den tollen Eindruck dieses Tages.
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