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London 2009, die zweite – Tag 3

Heute wechselte ich in eine JuHe, die ich noch nicht kannte – London Central. Sie ist relativ neu, sauber und liegt verkehrsgünstig in der Nähe der Tube station Great Portland Street.

Da ich noch nicht aufs Zimmer konnte, fuhr ich zunächst nach Covent Garden um das Ticket für morgen Abend abzuholen und dem Shop des ROH einen Besuch abzustatten. Dies lohnt sich schon allein wegen der guten Zusammenstellung an Musikliteratur, auch wenn es zu meinem Bedauern für 2010 keinen Charity Kalender mehr gibt.

Dort entdeckte ich die Möglichkeit, eine Backstagetour zu buchen. Das war natürlich ein Muss für mich und so fand ich mich am Nachmittag am Besuchereingang des Opernhauses wieder. Simon, unser Tourguide, erzählte unterhaltsam und fundiert aus der Geschichte des Opernhauses, so erfuhren wir, dass sich an dieser Stelle bereits das dritte Opernhaus befindet und das das Haus als staatliche Institution jeden Nachmittag bis 15.30 Uhr den Besuchern offen steht, um zum Beispiel im Floral Room einen Kaffee zu trinken. Interessant war auch, dass heute vor 10 Jahren die Oper nach einer Komplettrenovierung mit einer Galavorstellung wiedereröffnet wurde und einmal im Monat Freitag nachmittags ein Tanztee stattfindet. Bei der Renovierung wurde auch gleich angebaut und die Fläche des Hauses mehr als verdoppelt. Es gibt riesige Seiten- und Hinterbühnen, auf denen ganze Bühnenbilder auf einem fahrbaren Untersatz stehen, die dann nur noch auf die Bühne geschoben werden. Da kann man als Liebhaber eines beengten Opernhauses nur vor Neid erblassen. Auch die Kostümwerkstätten und einen Raum, in dem die Bühnenbilder zusammengesetzt werden, konnten wir durch Fenster von oben besichtigen. Die gesamten Dekorationen, Kostüme und Requisiten werde übrigens in Wales aufbewahrt, das ist noch weiter weg als Poing 😉 Der Transport erfolgt per Lastwagen und ähnlich wie beim Gärtner gibt es einen riesigen Aufzug dafür.

Zum Abschluss ging es noch ins Auditorium, das Opernhaus ist wirklich sehr schön. Ich freue mich schon sehr auf die morgige Aufführung.

Zurück in der JuHe hatte ich noch genug Zeit, mich für den „Messiah by Candlelight“ frisch zu machen. Rund um die Royal Festival Hall gibt es einen recht netten Christkindlmarkt, den ich dann auch noch gleich besichtigte.

Es fallen ein paar Sachen gleich ins Auge: dresscode ist casual und anscheinend kann man normalerweise Getränke mit ins Auditorium nehmen, es gibt an jedem Sitz Getränkehalter und zahlreiche Schilder weisen darauf hin, dass es bei dieser Veranstaltung nicht erlaubt ist. Mit der Pünktlichkeit nimmt man es nicht so genau, Chor und Orchester sind schon im Raum und immer noch wird eingelassen und nach Plätzen gesucht. Die letzten kamen eine halbe Stunde zu spät.

„Messiah by fake candlelight“ wäre ehrlicher gewesen, aber for Show traten auch noch alle mit den entsprechenden Kostümen auf. Bei den Solisten hat mich der Tenor Joshua Ellicot am meisten beeindruckt, obwohl das ja normalerweise nicht meine bevorzugte Stimmlage ist. Etwas überrascht war ich, als alle während des Hallelujah aufstanden, das geht wohl auf George II zurück. Allein wegen dieses Stückes hat es sich gelohnt zu kommen.

Insgesamt ein schöner Abend mit für musikalischem Neuland für mich.

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London 2009, die zweite – Tag 2

Hinweis: die Fehlermeldung bei den Bildern kann man ignorieren. Wenn man draufklickt, werden die Bilder an gezeigt. Ich kann mich leider erst zu Hause mit dem Problem beschäftigen.

Über Tag 1 gibt es nicht viel zu berichten, außer eine wirkliche tolle Morgenstimmung mit wunderbaren Wolkenfarben und einem riesigen Vollmond am Himmel beim Abflug.

Heute morgen war der Himmel wieder recht grau und wolkenverhangen, also der ideale Tag, um das Museum of London zu besuchen. Wie so vieles hier ist es teilweise geschlossen, die Olympischen Spiele 2012 werfen ihre Schatten voraus.

Offen ist noch bis Sonntag die Ausstellung über das große Feuer von London, sehr interessant, da ich ja erst kürzlich Tom Finneks Roman zu diesem Thema gelesen hatte:

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Ein Pubschild, aus dem Jahr nach dem großen Feuer

Auch die Römer kamen natürlich nicht zu kurz:

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Eine weitere Ausstellung befasst sich mit dem angelsächsischen London, für das ich schon immer eine heimliche Leidenschaft hatte.

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Insgesamt ein gut gemachtes Museum, soweit ich das anhand der geöffneten Teile beurteilen konnte. Ich wurde mir bewusst, dass ich noch nie drin war, aber es war sicher nicht zum letzten Mal. Der Buchteil des Ladens war gut sortiert, so dass ich nicht umhin kam, ein paar mitzunehmen – Loathsome London aus der Reihe Horibble Histories, How fat was Henry VIII and 101 other questions on Royal History und The lodger – Shakespeare on Silver Street.

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Danach fuhr ich nach South Kensington, um einen betimmten Buchladen aufzusuchen, der Bücher teilweise sehr verbilligt anbietet. Nachdem ich auch dort zugeschlagen hatte (eine Biografie von Fanny Wollstonecraft, der unbekannten Schwester von Mary Shelley, der Cambridge Companion to Gilbert and Sullivan und ein BBC Book on British music), wanderte ich noch ein wenig durchs Viertel und entdeckte vor dem Natural History Museum ein Karussell und eine Eislaufbahn, beides gehört anscheinend zu einem Christmas market.

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Als nächstes ging es in Tower, um mir nochmal Henrys eisernes Höschen anzusehen, bevor die Ausstellung am 18.1.2010 schliesst. Diesmal habe ich mir den Katalog geleistet, das Höschen ist darin auch abgebildet.

Beim Verlassen des Towers stach mir wieder die Lichtstimmung ins Auge, extrem dunkle Wolken gepaart mit Sonnenschein.

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Ausklingen ließen wir den Tag in einem netten Pub an der Ecke mit Pub Grub, das durchaus lecker war.

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Oper, Lachnummer

Die BSO ist auf die Inszenierung von “L’elisir d’Amore” so stolz, dass sie gleich im Anschluss an die Premiere einen Videobeitrag ins Netz stellt. Vom Kino wissen wir ja, dass in diesen Trailern immer die besten Szenen gezeigt werden. Ich weiß nicht, was daran kitschig oder gar poetisch sein soll. Für mich ist es mal wieder ein Fall für den Hörerplatz.

Ach ja, und wer wissen möchte, was andere über die Einführung dachten, sei dieser Thread im Staatsopernforum empfohlen.

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Lesestoff Belletristik 2009/36 – Birgit Fiolka: Das Vermächtnis der Amazonen

Broschiert: 524 Seiten
Verlag: Lübbe; Auflage: 1., Aufl. (16. Juni 2009)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3404162927
ISBN-13: 978-3404162925
Größe: 18,4 x 12,4 x 2,8 cm

Kurzbeschreibung (von amazon)

Ägypten im 13. Jh. v. Chr: Kamara, Tochter des Ägypters Pairy und der Amazone Selina, wird Zeugin eines Diebstahls. Sie wird entdeckt, gefangen genommen und kurzerhand von den Dieben als Sklavin nach Mykene verkauft. Dort erkennt Kamara, dass sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen muss. Sie flieht, und es beginnt eine abenteuerliche Reise, die sie und ihre Gefährten nach Themiskyra führt, in die verloren geglaubte Heimat ihrer Mutter. Doch die sie verschleppt haben, wollen ihre Rückkehr nach Ägypten um jeden Preis verhindern. Kamara bleibt nur ein Ausweg – sie muss das zersprengte Volk der Amazonen noch einmal in den Kampf führen.

Über die Autorin

Link zur Homepage

Meine Meinung:

Anfangs wurde ich mit Kamara nicht richtig warm, Selina, ihre Mutter hat mir eindeutig besser gefallen. Aber Kamara entwickelt sich im Laufe des Romans, aus einem pubertierenden Hoppla-jetzt-komm-ich-Gör wird eine starke Frau. Birgit Fiolka erzählt diese Reise, die nicht nur durch verschiedene Länder führt, sondern auch ins eigene ich der Hauptfigur, fesselnd und bildhaft. Nach den genannten Anlaufschwierigkeiten konnte ich den Roman kaum mehr aus der Hand legen bis zu seinem sehr bewegenden Schluss.

Mein Fazit:

Dieser und sein Vorgängerroman “Amazonentochter” haben mir ein mir bis dato unbekannte Kultur nahegebracht. Davon würde ich gerne mehr lesen!

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Viva la Mamma – Was die anderen sagen

Ich sammle hier mal die Online-Rezensionen.

Bisher wurde bei allen für mein Geschmack zu viel verraten, aber wenns schee macht:

Neuer Merker

Donaukurier

Süddeutsche

BR mit Bildergalerie

Abendzeitung

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Operette, heißgeliebt

Zum Abschied dieser Inszenierung aus der laufenden Spielzeit drehten alle nochmal richtig auf. Neben der Premiere war dies die beste Vorstellung, die ich gesehen habe. Dementsprechend jubelte auch das ziemlich ausverkaufte Haus fast wie damals.

Angefangen bei Jörn Hinnerk Andresen, der die Akteure auf der Bühne mit seinem Orchester wunderbar unterstützte, über einen diesmal komplett in Ohnmacht fallenden Damenchor, einem gesangs-, tanz- und spielstarken Herrenchor, bis hin zu so wunderbaren Solisten wie Thérèse Wincent, Gregor Dalal, Gunter Sonneson und Holger Ohlmann war einfach alles perfekt.

Danke für diese und vierzehn andere wunderbare Vorstellungen!

Die Piraten von Penzance

Sonntag, 29. November 2009
15:00 – 17:20 Uhr

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Oper, zusammengesetzt

Eigentlich darf ich zur Inszenierung nicht viel sagen, will ich doch nicht spoilern und damit einem Erstzuschauer den Spass verderben. Denn davon sprüht die Inszenierung nur so: kleinen Wortwitzen, großen musikalischen Gags, Insiderjokes und guter Laune. Einzig das Duett von Corilla und Agata, das in der Einführungsmatinee so gut ankam, hat durch die szenische Umsetzung etwas an Bissigkeit verloren und wirkte meiner Meinung nach nicht so gut. Insgesamt sprang der Funke auf die Zuschauer aber fast sofort über, eigentlich schon, als der famose Johannes Wiedecke als alter ego bis hin zur schwarzen Brille des derzeitigen Intendanten Herrn Dr. Peters vor den Vorhang trat. Wir erleben dann die Bühnenprobe des Stückes “Romeo ed Ersilia”, eine Seite des Theaters, die der Durchschnittszuschauer eher selten zu Gesicht bekommt. Das ist meiner Meinung auch, was den Reiz des Stückes ausmacht: der Zuschauer sieht den Vorlauf eines Abends und betrachtet das Theater dann mit ganz anderen Augen. Ich habe immer wieder festgestellt, dass Teilnehmer an Führungen durch die Spielstätte, bei denen man vielleicht auch ein bisschen vom Aufbau oder vom Ausleuchten mitbekommt, die Vorstellung danach mit viel mehr Respekt und Achtung vor der Leistung sehen. Und so ist es hier auch, man sieht etwas, das eigentlich sonst verborgen ist.  Da spielen die Souffleuse, der Inspizient und der Regieassistent sich selbst, da ist das Orchester und der Dirigent und auch das Publikum mit einbezogen. Wieviel davon Übertreibung oder simples Klischee ist, ist unwichtig, denn unterhaltsam ist es alle Mal.

Dazu kamen hervorragende Solisten: neben dem schon genannten Johannes Wiedecke Sebastian Campione und Daniel Fiolka, die obwohl sie das nichtsingende Personal darstellten, ebendies sehr gut taten. Susanne Heyng, die zwar ein wenig leise war, aber für einen sehr berührenden Moment mit ihrer Arie gesorgt hat. Christoph Kayser, der den russischen Tenor überzeugend spielte. Julian Kumpusch, der die umfangreiche Rolle des Stefano trotz Erkältung gut meisterte. Stefanie Kunschke, die mit einer ungewöhnlichen Arie und ausdrucksstarkem Spiel die Zuschauer für sich gewinnen konnte. Und natürlich die beiden absoluten Superstars des Abends, Heike Susanne Daum und Stefan Sevenich. Da kann ich nur sagen: hingehen, selbst erleben! Dazu ein gewohnt spielfreudiger Männerchor und ein toll aufspielendes Orchester unter Ariel Zuckermann und der Begeisterungssturm – auch für das Regieteam – wollte schier kein Ende nehmen. Selbst als der Kronleuchter schon wieder heruntergefahren wurde, klatschten noch ein paar euphorische Zuschauer.

Viva la Mamma!

Samstag, 28. November 2009
19:00 Uhr

Nachtrag: schöne Kritik von Jakobine Kempkens im “Neuen Merker“. Ich habe es aus dem 3. Rang nicht so genau gesehen, aber war das nicht Regisseur und Intendant, die sich durch die Reihen zwängen?

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Oper, lächerlich

Ich will ja nicht wissen, wie das Video seinen Weg zu youtube gefunden hat, aber wenn das die endgültige Fassung ist, frage ich mich, wie man so schöne Musik so verhunzen kann. Und nein, ich hab nix gegen Herrn F. in Unterhosen. In meinem Schlafzimmer.

via Opera Chic

Und wer nochmal Anspruch und Wirklichkeit vergleichen möchte, hier der Link zum Podcast der Einführungsmatinee

Nachtrag 30.11.09: das Video wurde mittlerweile bei youtube entfernt.

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Operette, süchtig machend

Am Sonntag um 17.30 Uhr gründe ich eine Selbsthilfegruppe. Wie überstehe ich den Rest der Spielzeit ohne Piraten? Sogar meine sonst überkritische Mutter (insbesondere bei Dingen, die mir gefallen), war begeistert von der heutigen Vorstellung, ebenso wie der Rest des ziemlich ausverkauften Hauses.

Es war heute aber auch mal wieder vom Feinsten: die wunderbaren Solisten, unter anderen Thérèse Wincent, die es schafft neben vortrefflichem Gesang auch noch eine natürliche Komik zu präsentieren, Rita Kapfhammer, die für mich die ideale Ruth ist, Sebastian Campione, der heute zum wiederholten Male Gesang und Handlung in perfekter Übereinstimmung darbot und Holger Ohlmann, wie immer ein überzeugender Piratenkönig. Der exzellente Chor, der dem Ganzen erst den richtigen Drive mit seiner Spielfreude gibt und ein glänzend aufspielendes Orchester unter Andreas Kowalewitz.

Danke an alle!

Die Piraten von Penzance

Donnerstag, 26. November 2009
19:30 – 21:50 Uhr

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Oper, sehnsüchtig

Mit den Sehnsüchten der Protagonisten wird in dieser Oper gespielt:  der Sehnsucht nach dem Exotischen, Sex, Liebe, trautem Heim oder dem beruflichen Erfolg. dabei ist die Musik aber so schwungvoll, temperamentvoll und rhythmisch, dass keine Langeweile und erst recht keine Melancholie aufkommt.

Die Inszenierung von Christof Loy unterstützt dies mit guter Personenführung und kleinen Gags. Obwohl in der Gegenwart spielend, ist die Inszenierung in dem Sinn traditionell, dass der Fokus auf die Musik und die Sänger gelegt ist. Mir hat sie sehr gut gefallen, ich würde sie mir jederzeit wieder ansehen.

Bei den Sängern war ich besonders beeindruckt von Nikolay Borchev als Prosdocimo und Angela Brower als Zaida. Bis auf den Sänger des Don Narciso, der vermutlich ziemlich irritiert war, als mitten in seinem Auftritt plötzlich Beifall aufbrandete, weil die Übertitelungsanlage endlich funktionierte, waren auch alle anderen Solisten und der Chor, der hier endlich mal ein bißchen Spielfreude zeigt (zeigen darf?) bestens aufgelegt.

Ein schöner Abend. Danke an alle Beteiligten!

Il turco in Italia

Montag, 23. November 2009
19.00 – ca. 22.00 Uhr

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