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Corinna Klimek am 21. Februar 2010 06:15 Wie schon im letzten Jahr war auch heuer das Haus wieder bis zum letzten Platz besetzt – sogar die erste Reihe entschloß man sich kurzfristig noch zu verkaufen, was ehrlich gesagt für diejenigen, die die Karten gleich zu Beginn der Spielzeit gekauft hatten, ein wenig ärgerlich war. Es wurden sogar ein paar mehr Kostümierte als im Jahr zuvor gesichtet und man amüsierte sich königlich.
Besonders gefallen hat mir, dass Beschäftigte des Staatstheaters, die normalerweise nicht auf der Bühne zu sehen sind, Kostproben ihres wirklich beachtlichen musikalischen und komödiantischen Talentes geben konnten und auch wollten. Wenn ein geschäftsführender Direktor eine Operettenarie zum Besten gibt, ein Orchesterwart ein Hornsolo hinlegt, ein “Regierungsoberinspektor” den Solopart auf dem Cello einer Sonate von Rimsky-Korsakow spielt oder ein Haushaltsreferent eine kabarettistische Einlage bringt, zeigt das für mich eine besondere Verbundenheit mit dem Theater, die weit über die Arbeitsverpflichtung hinausgeht.
Aber auch sonst gab es einige Highlights: Cornel Frey und Stefan Sevenich übten sich divenhaft in einem Kinderlied – dies blieb leider der einzige Auftritt der beiden beliebten Sänger. Ungewöhnlich und gleichzeitig fantastisch waren ebenfalls die Traviata-Ouvertüre auf Mundorgeln?, die Königin-Arien aus der Zauberflöte auf der Luftpumpe, der rappende Bass Sebastian Campione und ein rockender Dirk Lohr. Marianne Larsen zeigte, dass sie nicht nur komödiantisches Talent hat, sondern auch sehr berührend singen kann. Daneben konnten einige Preisträger eines Nachwuchs-Musicalwettberwerbs ihr Können zeigen. Auch ein Musikquiz gab es, das war ziemlich schwer, ich habe von den angespielten sieben Melodien nur zwei erkannt.
Begleitet wurden sie zum größten Teil vom gut aufgelegten Orchester des Theaters unter Andreas Kowalewitz, der auch den Abend moderierte – genial war der Operettenendspielkommentar im Stile eines Fußballspiels. Unterstützt wurde er dabei von zwei Tänzern sowie Benjamin Reiners, der hier neben musikalischem Können auch komödiantisches Talent zeigte.
Ein gelungener Abend, der viele Facetten des Theaters meines Vertrauens zeigte.
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Corinna Klimek am 12. Februar 2010 13:25 Auch mit Alternativ-Besetzung ist diese Produktion ein Genuss. Besonders Gary Martin sticht stimmlich und szenisch als Zar hervor, aber auch Adrian Xhema und Christina Gerstberger sind erstklassig. Sandra Moon und Rita Kapfhammer rundeten zusammen mit den weiteren Solisten das excellente Ensemble ab. Der Chor ist wie immer eine Klasse für sich und Oleg Ptashnikov hat als musikalischer Leiter das Orchester gut im Griff.
Und nein, ich schreibe jetzt nicht, was mir wie immer nicht gefallen hat, aber wer mich kennt, weiß es 😉
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Corinna Klimek am 7. Februar 2010 23:31 Rita Kapfhammer als Carmen ist immer wieder ein Genuss. Sie hat so eine erotische Ausstrahlung, da könnte sogar ich schwach werden – und ich bin eine Frau 😉
Ihr ebenbürtig ist Elaine Ortiz Arandes als Micaela. Diese beiden bestens besetzten Partien machen den Abend zum Erlebnis. Aber auch die anderen Rollen waren mit Robert Sellier, Daniel Fiolka, Holger Ohlmann, Thérèse Wincent und Sonja Leutwyler bestens repräsentiert. Ein spiel- und sangesfreudiger Chor und ein gut aufgelegtes Orchester runden das positive Gesamtbild ab.
Was auffällig war, ist, dass es praktisch überhaupt keinen Szenenapplaus gab. Nicht, dass ich ihn vermissen würde, im Gegenteil, ich finde ja, dass er meistens den Spannungsbogen kaputt macht. Aber zum Beispiel nach der Arie des Escamillo war es schon markant.
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Corinna Klimek am 6. Februar 2010 12:43 Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt über diese Vorstellung schreiben soll. Schließlich bin ich in der Pause gegangen, und das ohne krank zu sein.
Der Hauptgrund dafür war der absolut megaschlechte Platz. Wenn ich einen Hörerplatz kaufe, erwarte ich nicht, die Bühne zu sehen. Wenn ich aber, einen zugegebenermaßen sehr billigen, Sitzplatz ohne vermerkte Einschränkung kaufe, dann erwarte ich doch, etwas mehr zu sehen, als nur die gegenüberliegende Seitenwand der Bühne. Ohne sich extrem vorzubeugen, und dann natürlich dem Nachbarn voll im Blickfeld zu sein, kann man auf diesem Platz nicht mal den Bühnenboden sehen. Die Akteure habe ich zum ersten Mal erst beim Pausenvorhang zu Gesicht bekommen, da bin ich nämlich aufgestanden.
Ehrlicher wäre es hier von der Bayerischen Staatsoper, zumindest die ersten Plätze ganz außen im 1. Rang 2. Reihe entweder als Hörerplätze zu verkaufen oder gleich Stehplätze draus zu machen. Ein weiteres Ärgernis war das Programmheft. Das stammt wohl noch aus der Zeit der Premiere der Inszenierung. Ich habe absolut nichts dagegen, alte Programmhefte abzuverkaufen, bevor man sie überarbeitet. Aber 4 € für ein dünnes Heftchen auf schlechtem Papier gedruckt und lediglich mit ein paar schwarz-weiß Fotos bestückt, da stimmt dann die Relation nicht.
Falls diese Inszenierung nochmal auf dem Spielplan steht, starte ich gerne einen neuen Versuch. Was ich dem wenigen entnehmen konnte, dass ich gesehen habe, könnte sie mir durchaus gefallen.
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Corinna Klimek am 2. Februar 2010 18:27 Nachdem ich die letzten zwei Aufführungen abwesenheits- bzw. krankheitsbedingt ausfallen lassen musste, lag die letzte Vorstellung, die ich gesehen habe, schon fast sechs Wochen zurück. Eindeutig zu lange!
Susanne Heyng wurde als schwer heiser angesagt und so war es nur zu verständlich, dass ihre Arie nach der Pause, die ja auch nicht zum eigentliche Stück gehört, gestrichen wurde. Schade, denn sie bringt einen etwas melancholischen Gegenpol in die humorvoll-launige Oper. Gute Besserung von dieser Stelle.
Im Grunde ist es wie bei den Piraten: ich kenne zwar alle Gags schon, aber sie entlocken mir dennoch das ganze Spektrum der Heiterkeit vom Schmunzeln bis zum lauthals Lachen. Sei es nun der schildkrötenartig eingezogene Kopf eines Choristen oder die hochgezogenen Augenbraue von Stefan Sevenich, jeder Moment bringt einen neuen Schabernack. Und das gut gelaunte Publikum fühlte sich bestens unterhalten, wie ich den Pausengesprächen entnahm. Johannes Wiedecke und Daniel Fiolka bringen die ganzen Gärtnerplatztheaterbezogenen Pointen aber auch immer zu gut. Szenenapplaus gab es natürlich wieder reichlich und verdient, für Christoph Kayser als russischer Tenor, seine Arie erinnert mich immer an den Titel eines Programms von Otfried Fischer – Schwer ist leicht was, denn seine sehr erheiternde Rolle ist bestimmt nicht einfach. Für Stefanie Kunschke nach ihrer ungewöhnlichen, aber sehr schönen Arie, für die tolle Einlage von Sebastian Campione, für Julian Kumpusch als Agent der Primadonna assoluta und natürlich für die beiden Stars des Abends, Heike Susanne Daum als grandiose Corilla und Stefan Sevenich als famose titelgebende Mamma. Aber auch die kleineren Rollen wie die Souffleuse (Ulrike Dostal, die hier ganz und gar nicht dämonisch wirkt) und der musikalische Leiter Henning Kussel, der Regisseur und Intendant freundlich, aber bestimmt davon abhält, in die Ouvertüre zu quatschen (das ist nämlich eigentlich eher störend als witzig) tragen mit gut gesetzten Glanzpunkten zur Heiterkeit bei.
Eigentlich kann man dieses Stück gar nicht beschreiben, das muss man selbst sehen. Am 04.02. ist wieder Gelegenheit dazu.
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Corinna Klimek am 30. Januar 2010 16:55 Mal wieder recht volles Haus, und mal wieder recht seltsames Publikum. Was bitte bringt eine ganze Gruppe dazu, in den letzten hochdramatischen Minuten zweimal in Gelächter auszubrechen? Alkohol? Drogen? Oder einfach generelle geistige Beschränktheit?
Ansonsten war es eine tolle Vorstellung mit guter Besetzung, wo man hinsah. Elaine Ortiz Arandes als Micaela hat es tatsächlich geschafft, Ann Katrin Naidu die Show zu stehlen. Auch jetzt noch nimmt man ihr ohne weiteres da junge Mädchen ab. Sonja Leutwyler und Thérèse Wincent komplettierten die tolle Damenriege. Für das beste Quintett im zweiten Akt, das ich bisher gehört habe, zeichneten auch noch Robert Sellier und Daniel Fiolka verantwortlich. Holger Ohlmann war ein schneidiger, leider viel zu früh verstorbener Zuniga und auch der Chor zeigte sich mal wieder von seiner besten Seite.
Ein sehr gelungener Abend!
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Corinna Klimek am 27. Januar 2010 22:08 Den “alten” neuen Fernseher, nach zwei Jahren mal wieder seinem eigentlichen Nutzungszweck zugeführt (bisher: Staubfänger), wollte ich natürlich gebührend einweihen. Und wie geht das besser als mit einer Opernübertragung. Live war sie wohl nicht, wenn auch vom gleichen Abend, der Beginn um 20.39 Uhr und fehlende Umbaupausen sprechen dagegen.
Massenet kenne ich nicht, die Geschichte von Werther natürlich schon. Deswegen versuche ich mich anfangs genau auf die Musik zu konzentrieren, was ein bisschen dadurch erschwert wird, dass mir Jonas Kaufmann im Großformat präsentiert wird, wie er sich auf die Musik konzentriert. Ich finde den nun mal nicht so hübsch wie vermutete 90% des weiblichen Opernpublikums, die Marke dunkle Strubbellocken zieht bei mir nicht. Aber er singt göttlich. Genauso wie Sophie Koch als Charlotte. Nur wegen den beiden hat sich der Abend schon gelohnt.
Die Bildregie ist, gelinde gesagt, ungewöhnlich. Ständig werden Bilder hinter den Kulissen oder aus Blickwinkeln, die das Publikum im Saal garantiert nicht sieht (vom Seitenzugang oder vom Schnürboden), eingespielt. das ist superinteressant, aber nicht, wenn ich eine Oper das erste Mal sehe. Und hier liegt auch schon die Crux bei Fernsehübertragungen: der Blickwinkel wird für mich gewählt, und das ist für jemanden wie mich, der seinen Fokus gerne mal außerhalb des Hauptgeschehens legt, suboptimal.
Die Inszenierung hat mir sehr gut gefallen: brilliante Farben, wenig störendes Gedöns. Die würde ich mir sogar mal live ansehen. Paris steht eh schon lange mal wieder auf meiner Liste.
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Corinna Klimek am 27. Januar 2010 18:47 Leider, oder glücklicherweise, hatte ich an dem Morgen, als diese Vorstellung in den Onlineverkauf ging, keine Zeit und später hatte ich nur die Wahl, sauteure Karte, teure Karte oder für mich absolut ungeeignete billige Karte (ich weiß, dass ich mir auf Grund meine Körpergröße keine Karte in der 2. Reihe Stehplätze kaufen brauche, da sehe ich absolut nichts). Als blieb nur teure Karte. Aber es hat sich gelohnt. Diese Vorstellung war wie ein Rausch. Gäbe es davon eie DVD, ich würde sie mir kaufen.
Anja Harteros war sensationell, nicht nur die Stimme, sondern auch der Ausdruck, der mit Sicherheit auch noch in der Galerie gut ankam. Ihr zur Seite ein fantastischer Simon Keenlyside als Posa und auch der Rest brauchte sich nicht verstecken.
Die Bilder waren eindringlich, besonders das des Autodafé, mit dem man uns in die Pause entließ. Da konnte ich nur tief durchschnaufen! Die Kostüme sind klasse, Farbtupfer in der grauen Bühne. Die Ausleuchtung ist traumhaft, das Bühnenbild einfach, aber dafür umso wirkungsvoller.
Diese ganze Aufführung war einfach genial. Und am Ende sah man auch, wo die wahren Fans sitzen: während die ersten Reihen Parkett schon gänzlich leer waren, erklatschte sich die Galerie noch einen weiteren Vorhang.
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Corinna Klimek am 11. Januar 2010 10:47 Da an diesem Abend keine Opernvorstellung in der Hamburger Staatsoper geboten wurde, habe ich mich im Umland umgesehen und wurde in Bremen fündig. Normalerweise ist es ein Katzensprung von Hamburg aus, aber Tief Daisy lies schon ein kleines Abenteuer daraus werden. Letztlich verlief die An- und Abreise aber relativ unspektakulär und ich habe im “Theatro” auch noch einen sehr angenehmen Nachmittag verbracht.
Das Theater selbst ist leider wieder einer von diesen modernen Zweckbauten ohne den geringsten goldigen Schimmer, wobei mir das Foyer schon gut gefallen hat, aber dunkles Holz im Zuschauerraum lädt mich persönlich halt nicht zu einem anregenden Opernabend ein. Dazu kommt, dass der Saal sehr hoch ist und die Übertitelanlage unter der Decke klebt, so dass ich tatsächlich den Kopf in den Nacken legen musste, um hinaufschauen zu können.
Normalerweise versuche ich, auf die Übertitel zu verzichten und mich auf die Geschichte zu konzentrieren, die mir die Musik und die Darstellung erzählen, aber in dieser Inszenierung hat das leider gar nicht funktioniert.
Auch wenn man davon ausgeht, dass die Regisseurin aus der Sicht von Tatjana inszeniert hat, ergibt sich kein schlüssiges Bild. Dabei ist auch so viel Lächerliches, Banales, dass ich eher das Gefühl hatte, hier macht sich jemand über die Geschichte lustig. Gibt es etwas Alberneres als zwei kämpfende Männer im Bademantel? Muss man mit Essen herumwerfen, wenn es man davon singt, dass es besonders gut ist? Ist ein abgeschnittener Pferdeschwanz in einer gebrauchten Pralinenschachtel einem Brief mit einem Liebegeständnis gleichzusetzen? Warum werden die Mutter, die Amme und Olga als kleine Kinder auf die Bühne gestellt? Die hölzernen Bewegungen, wofür die kleinen Mädchen nichts konnten, waren vielleicht für ein Schultheater ausreichend, aber nicht für ein so großes Haus. Ich hatte anfangs Schwierigkeiten, die einzelnen Personen zu identifizieren, da die Amme und die Mutter ungefähr genauso alt wirkten wie die Töchter. Warum muss der Chor bei der Festszene, die unerklärlicherweise in einer Sauna spielt, daher der Bademantel und gute Ausblicke auf Lenskis Unterwäsche, kreischen und herumhampeln, so dass die Musik völlig in den Hintergrund gedrängt wird? Insgesamt hat der Chor leider auch musikalisch keinen allzu guten Eindruck auf mich gemacht. Warum muss auf der Bühne geraucht werden? Noch dazu in Gegenwart von Kindern? Bei einer richtig guten Operninszenierung stellen sich mir all diese Fragen nicht und ehrlich gesagt will ich das auch nicht. Und dass man damit kein neues Publikum anspricht und das alte vergrault, hat man an den vielen freien Plätzen gesehen und an den Kommentaren in der Pause und nach der Vorstellung gehört.
Musikalisch war es toll, Nadine Lehner als Tatjana stimmlich und auch darstellerisch top, Christian Hübner, in der letzten Spielzeit noch am Gärtnerplatztheater, ein beeindruckender Gremin, Juan Orozco und Peter Berger als Onegin und Lenski ansprechend.
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Corinna Klimek am 11. Januar 2010 09:15 Die letzte Vorstellung dieser im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Inszenierung war praktisch ausverkauft, da kann sich jeder seinen eigenen Gedanken dazu machen. Diesmal hatte ich den wirklich optimalen Platz gefunden und konnte das Stück mit allen Sinnen genießen.
Es sind nicht nur die wunderbaren musikalischen Motive, wie das von Tadziu, oder wenn Aschenbach am Ende den Dialog zwischen Socrates und Phaedrus rezitiert, sondern das perfekte Zusammenspiel von Musik und Darstellung, die dieses Inszenierung zu einem besonderen Erlebnis machen. Fesselnd, aesthetisch, musikalisch hervoragend, so kann Oper auch sein. Dem Staatstheater am Gärtnerplatz ist ein großer Wurf gelungen.
Bravi und Danke an alle Beteiligten!
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