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Oper, komödiant

Den zweiten Abend in Berlin verbrachte ich in der Staatsoper. Schon allein das Ambiente machte mich diesem Haus gegenüber gewogen und als es ein Problem mit meinem selbstausgedruckten Ticket gab, wure ich nicht etwa in barschem Ton an die Abendkasse verwiesen, sondern es wurde ein Bediensteter herbeizitiert, der mir nach nur kurzer Wartezeit ein ausgedrucktes Ticket präsentierte.

Im dritten Rang hatte ich eine sehr gute Sicht auf die Bühne, leider tummeln sich dort oben jedoch hauptsächlich Leute, denen es wichtiger ist, einmal in der Staatsoper gewesen zu sein als die Musik zu genießen und so nahm das Getuschel kein Ende. Das nächste Mal findet man mich sicher wieder auf den teureren Plätzen.

Die Inszenierung ist nur ein halbes Jahr jünger als ich und damit aus den wilden 68gern. So musste natürlich betatscht und ausgezogen werden und das ist ja nicht so meins. Außerdem gab es immer wieder Anklänge an die Commedia dell’Arte, aber halt nur halbscharig und nicht konsequent und damit nicht passend. Der Sopran war mir zu direkt, der Tenor war unvorteilhaft gekleidet und in der Arie des Figaro passte irgendetwas nicht, ich weiß nur nicht, was es war. Vielleicht, dass es kein Sänger des Gärtner war *ggg*. Es wurde viel von der Mitte des Bühnenrand gesungen, das hatte was sehr statisches. Es würde mich mal interessieren, ob es ein Regieeinfall war oder ob es Usus an diesem Haus ist, dass die Sänger nach jeder Arie nochmal extra auftreten, sogar das Orchester verbeugte sich nach der Ouvertüre. Damit verkommt die Oper zur Nummernrevue, aufgebaute Spannung verpufft. Und wieder einmal stelle ich fest, wie gut die Insektenthematik eines Klaus Guth passte auf die Musik. Schade, dass sie am Gärtner nicht mehr gezeigt wird. Überhaupt war das Orchester vor der Pause zu laut, man hat die Solisten kaum verstanden, es war wie ein Ringen zwischen den beiden. Vielleicht hat der Figaro deswegen hauptsächlich in den Graben gesungen.

Wirklich überzeugt hat mich nur der Sänger des Don Basilio. Aber da sieht man mal wieder, dass ich absolut nichts davon verstehe, denn alle wurden frenetisch gefreiert. Nun denn. Ein netter Abend war es trotzdem.

il barbiere di siviglia

Der Barbier von Sevilla | Oper von Gioachino Rossini
Dienstag, 16. September 2008, 20.00 Uhr

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Theaterferien überbrücken V

29 mal Vorfreude….vorläufig

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Theaterferien überbrücken IV

Zu einem Sammelgebiet gehören natürlich auch Postkarten. Einige konnte ich schon ergattern, die ich hier mal in chronologischer Reihenfolge vorstelle:

Gelaufen im Mai 1898, um die Jahrhundertwende waren Mondscheinkarten sehr beliebt.

Diese hier ist nicht gelaufen, dürfte aber aus der gleichen Zeit stammen.

Eine Urlaubspostkarte von 1899

Gruß an den Pfarrer von Oberwiesenbach, 1902

Diese Karte ging 1910 nach Lindau

Nicht gelaufen, ist aber die unkolorierte Version der Karte drüber

Ebenfalls nicht gelaufen und dürfte aus einer ähnlichen Zeit stammen

Schön zu sehen hier die Straßenbahnschienen, von 1926

Auf dieser 1927 gelaufenen Karte wird sich für Bilder von liebreizenden Kindern bedankt.

Minnie und Jakob wundern sich auf dieser Karte von 1928 über den Trubel einer echten Großstadt.

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Theaterferien überbrücken I

Ich bin ja, wenn mich eine Leidenschaft packt, immer mit Haut und Haaren dabei. So bin ich in der letzten Spielzeit nicht nur ziemlich oft im Gärtner gewesen, sondern habe auch alle möglichen damit zusammenhängenden Dinge gesammelt. Diese werde ich hier in loser Folge vorstellen.

Eines der ältesten Sachen ist ein Programmheft von 1911. In der Größe den heutigen Programmen nicht unähnlich, besteht es aber bis auf die Titelseite und das Mittelblatt sowie einige wenige Porträitfotos ausschließlich aus Werbung. Das ist nicht uninteressant, sieht man doch anhand der wunderschönen Jugendstilannoncen, welche Firmen es früher schon gegeben hat.

Gespielt wurde “Das erste Weib” eine Operette mit Musik von Bruno Hartl, Librettist hieß Victor Léon. Sonst konnte ich nichts darüber finden, vielleicht weiß ja einer der werten Leser mehr?

Auf dem Titelblatt gibt es schon die erste Werbung

Titelblatt

Bei der Besetzungsliste fällt vor allem deren Umfang auf und dass die Frauen ihren Hut abnehmen sollten

Besetzungszettel

Zum Schluss die Rückseite als Beispiel für die Werbung

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Nachtgedanken, werbend

ich schwärme ja schon seit einiger Zeit allen Freunden, ob sie es jetzt hören wollen oder nicht, vom Gärtner vor. Zwei Freundinnen gehen seitdem mehr oder weniger regelmäßig mit mir mit.

Heute ist es mir gelungen, eine Lehrerin an einer Musikschule von einem Ausflug zu überzeugen. Lange haben wir über die passende Oper diskutiert. Meine Schilderung der Traviata konnte sie leider nicht überzeugen (der Stoff, nicht die Inszenierung). Nun wird es wohl Fra Diavolo oder Die Schöne und das Biest werden.

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Oper, beeindruckend

Zum Ende der Spielzeit musste ich einfach nochmals ins Gärtner gehen, das verkürzt schliesslich die Wartezeit auf die nächste.

Nachdem ich jetzt die Traviata und I Masnadieri kurz hintereinander gehört habe, meine ich Motive in der früheren Oper zu erkennen, die Verdi später wieder aufgegriffen hat.

Ein toller Abend und ein würdiges Ende dieser Spielzeit!

I Masnadieri

Die Räuber – Münchner Erstaufführung
Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi
Text von Andrea Maffei nach dem Drama von Friedrich Schiller
Donnerstag, 31. Juli 2008
19.30 – 22.30 Uhr

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Oper, phänomenal

Heute ein praktisch ausverkauftes Haus, das am Ende kurz vorm Toben war. Es war ja auch wieder eine unglaublich gute Vorstellung. Aber ich liebe ja auch die Inszenierung, im Gegensatz zu manchen anderen, wie ich heute Abend hörte.

Seit ich gestern in Ludwigsburg im Modemuseum war, weiß ich auch endlich, was das Gestell im letzten Bild ist. Manchmal bin ich aber auch sowas von vernagelt.

Bravi, tutti!

Elaine Ortiz-Arandes, Adrian Xhema, Gary Martin, Snejinka Avramova, Ann-Kathrin Naidu, Johannes Wiedecke, Martin Hausberg, Christian Hübner, Mario Podrecnik und gleichberechtigt der Chor, alle haben diesen Abend wieder unvergesslich werden lassen. Danke!

Jetzt fällt der Abschied in die Spielpause doppelt schwer.

La Traviata

Dienstag, 29. Juli 2008
19.30 – 22.00 Uhr

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Oper, uraufgeführt

Schön wars. Nicht alles hat sich mir gleich erschlossen, aber ich habe ja noch eine ganze Spielzeit Zeit. Viel Applaus zum Schluss (am meisten für Stefan Sevenich, das ist aber auch wieder eine Paraderolle für ihn). Ich bin schon gespannt auf den Vergleich zur Premiere im Gärtner. Der Ausflug hat sich jedenfalls gelohnt.

Liebe und Eifersucht

Sonntag, 27. Juli 2008
19.30 – 22.15 Uhr

Uraufführungspremiere bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen

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Oper, schmerzlich

Ich bin ja jedesmal aufs Neue fasziniert von dieser tollen Inszenierung. Leider hatte ich heute den Kopf nicht frei genug, um mich wirklich darauf einzulassen. Hektik ist ein Stimmungskiller. Dabei war es heute perfekt.

La Traviata

Oper in drei Akten von Giuseppe Verdi
nach dem Roman “Die Kameliendame” von Alexandre Dumas fils Libretto von Francesco Maria Piave
Deutsch von Walter Felsenstein
Samstag, 19. Juli 2008
19.00 – 21.30 Uhr

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Konzert, amerikanisch

Heute hat mich Herr Nachtgedanken das dritte Mal in dieser Spielzeit ins Gärtner begleitet. Freiwillig. Ohne Zwang. Er wollte sogar, dass ich die Karten kaufen. Was hat dieses Wunder bewirkt?

Kompositionen der USA zwischen 1935 und 1985!

Begonnen hat es mit Aaron Copland – Appalachian Spring -Suite. Hier beschäftigte mich vor allem die Frage, wer von wem abgeschrieben hat, denn einigen Takte kannte ich aus dem Lied “Lord of the Dance”, nachträgliches Googeln erbrachte die Erkenntnis: beide und zwar von einer Shaker Hymne aus 1848. Das nächste Stück, Leonard Bernstein – Serenade für Solo-Violine, Streicher, Harfe und Percussion, brachte eine weitere Erkenntnis: Herr Nachtgedanken ist nicht der Einzige, der Grimassen beim Spielen macht. Ansonsten wars nicht so meins. Nach einer Zugabe des Solisten gings in die Pause, in der wir zufällig einen Sänger sich unterhalten hörten. Wow, was für eine Stimme!

Das Programm nach der Pause lag mir mehr: John Adams – The chairman dances (aus „Nixon in China“). Wieder die Minimalmusik, die mir bei “Die Schöne und das Biest” schon so gut gefallen hat. Ganz schön Action für das Orchester. Und danach George Gershwin/Robert Russel Bennett – Sinfonische Suite aus „Porgy and Bess“, das war für mich der Höhepunkt, diese Musik liebe ich ja schon so lange.

Als Zugabe gabs “Stars and Stripes forever” mit sehr inspirierten Celli und einem Herrn Nachtgedanken, der leise mitblies, das hat er auch im Repertoire.

Ein toller Abend! Danke an alle Beteiligten.

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