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I Masnadieri, 09.06.2010, Gärtnerplatztheater

Die dritte Beerdigung eines meiner Lieblingsstücke innerhalb von 8 Tagen, wie soll ein Mensch das nur aushalten? Und dann wird einem der Abschied auch noch möglichst schwer gemacht, weil alle ihr Bestes geben: Mikael Babajanyan, faszinierend und abstoßend zugleich als hinterhältiger Francesco, Harrie van der Plas überzeugend als Carlo, Sandra Moon ergreifend als Amalia. Die ersten Tränen flossen bei mir schon wieder vor der Ouvertüre, Sieglinde Zörner ist einfach absolut fantastisch. Aber auch Adrian Xhema, Mario Mario Podrečnik und Holger Ohlmann glänzten in ihren Rollen. Besonders schwer wird mir aber der Abschied von Johannes Wiedecke fallen, der in dieser Spielzeit einen grandiosen Massimiliano Moor gegeben hat. Es war gleichzeitig seine letzte Vorstellung am Gärtnerplatz, er verlässt das Ensemble zum Ende der Spielzeit.

Ich bin dem Theater meines Vertrauens mal wieder sehr dankbar, dass es mich mit diesem Stück bekannt gemacht hat. Durch die einzigartige Vielfältigkeit des Spielplans lerne ich ein breites Spektrum von Opern, Operetten und Musicals kennen und lieben. Ich habe das Gefühl, ich taste mich blind durch unbekanntes Gebiet, aber mit jedem neuen Stück, mit jedem Abend in diesem Theater lerne ich dazu, sehe ein winziges Stückchen mehr.

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Künstlergespräch Thérèse Wincent und Gary Martin, 07.06.2010, Gärtnerplatztheater

In loser Folge führt der Opernclub München Künstlergespräche mit Ensemblemitgliedern des Staatstheaters am Gärtnerplatz. An diesem Abend waren die Sopranistin Thérèse Wincent , die in dieser Spielzeit die anspruchsvolle Rolle der Anne Frank in Gregori Frieds Mono-Oper gesungen hat und gerade erst für ihr Rollendebüt als Gräfin Mariza in der gleichnamigen Operette gefeiert wurde, sowie der Bariton Gary Martin, bekannt und beliebt bei den Stammbesuchern des Theaters für seine intensive Rollengestaltung, zuletzt als Reisender in "Death in Venice" und Jaroslav Prus in "Die Sache Makropulos", zu Gast.

Die beiden beantworteten die Fragen von Moderator Thomas Bergmann nach ihrem Werdegang, ihren Vorlieben, Erfahrungen mit Regisseuren und zukünftigen Rollen sowie Fragen aus dem Publikum ausführlich, interessant und humorvoll. An den passenden Stellen gab es Tonbeispiele, entweder vom Band oder live gesungen, begleitet wurden sie dabei von Oleg Ptashnikov am Flügel.

Der absolute Höhepunkt des Abends war am Ende das Duett aus Don Giovanni "Là ci darem la mano", dass die beiden nicht nur sangen, sondern auch darstellten und zwar so intensiv, dass jeder, auch wenn er nicht des Italienischen mächtig war, genau wusste, was passierte. Das Publikum war hingerissen und applaudierte den beiden langanhaltend. Das zweite Duett habe ich leider vor lauter Begeisterung vergessen. Im Anschluß an die Veranstaltung gaben die beiden sympathischen Künstler noch geduldig  Autogramme, bis auch der letzte Fan zufrieden war.

Am 15.11.2010 werden die beiden in einer Soirée im Foyer des Gärtnerplatztheaters gemeinsam auftreten, diesen Termin sollte man sich schon mal dick im Kalender anstreichen.

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Boccaccio, 05.06.2010, Gärtnerplatztheater

Und wieder standen die ungeliebten drei Worte im Spielplan: zum letzten Mal 🙁

Ich kann wirklich nur hoffen, dass mir in der nächsten Spielzeit neben den Wiederaufnahmen auch die Premieren gut gefallen, sonst hab ich ja kaum noch was zum Ansehen 😉

Interessant war an diesem Abend mein Sitznachbar. Er reist anscheinend in der ganzen Republik  herum, um sich besondere  Inszenierungen anzusehen. Er hatte Boccaccio noch nie live gesehen, weil es so selten gespielt wird. Ich weiß nicht genau, woher er kam, jedenfalls nicht aus München. Wir plauderten auch über das Theater und was er im Brustton der Überzeugung an Tatsachenbehauptungen von sich gab, erinnerte mich doch etwas an die stille Post, soweit verzerrte  es die Wirklichkeit.

Es war jedenfalls wieder ein herrlicher Abend, ich liebe diese Melodien und finde es sehr sehr schade, dass nicht mal alle auf meiner Gesamtaufnahme zu finden sind. So fehlt das Lied des Prinzen im zweiten Akt, das von Isabella aufgenommen wird. Heike Susanne Daum hat das immer soooo klasse gesungen, das hätte ich auch gerne in Konserve. Kennt jemand eine Aufnahme, auf der dieses Lied auch vertreten ist?

Es bleibt mir nur zu sagen: Arrividerci, ihr Bürger und Bürgerinnen von Florenz mitsamt Kolporteur, ihr Studenten, ciao Checco , Majordomus und Leonetto, Lotteringhi, Scalza und Lambertuccio, Prinz Pietro, Peronella, Beatrice und Isabella, Fiametta und Boccaccio, ich werde Euch sehr vermissen. Danke für die schönen Stunden, die ihr mir bereitet habt.

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Martha, 04.06.2010, Gärtnerplatztheater

Diesmal ging es schon besser, mit dem Reinhören. Besonders die Szene auf dem Markt in Richmond gefällt mir gut, das ist lebendig, da rührt sich was und die Melodie ist eingängig. Ich hatte mit beim letzten Mal übrigens getäuscht, der große Finger bringt einfach die Handlung wieder in Gang, warum korrigiert mich denn keiner? Ich hatte an diesem Abend hin und wieder den Eindruck, dass Graben und Bühne nicht ganz im Einklang waren, aber natürlich kenne ich das Stück nicht gut genug, um es wirklich beurteilen zu können.

Auch wenn mir Solisten, Chor und Orchester an diesem Abend wieder sehr gut gefallen haben, kam der Knaller beim Schlussapplaus: der Regisseur des Stückes Loriot kam zusammen mit den Akteuren auf die Bühne und wurde im gut besetzten Zuschauerraum frenetisch gefeiert. Selbst auf die Entfernung hat er immer noch eine unglaubliche Ausstrahlung, das war wirklich ein Erlebnis, von dem ich noch meinen Enkelkindern berichten würde, wenn ich denn welche hätte.

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Gräfin Mariza, 02.06.2010, Gärtnerplatztheater

Thérèse Wincent gab an diesem Abend ein bemerkenswertes Rollendebüt als Gräfin Mariza. Ausgezeichnet in Stimme und Ausdruck verlieh sie der Gräfin immer das richtige Quäntchen Überschwang, Melancholie und Burschikosität, so dass sich am Ende ein stimmiges und rundes Bild ergab. Zum ersten Mal (ich bitte um Verzeihung, es war erst meine zweite Mariza-Vorstellung ;-)) sah ich an diesem Abend auch Gunter Sonneson in der Rolle des Fürst Populescu, in der er mir, wie eigentlich in jeder seiner Rollen außerordentlich gut gefallen hat. Chorsolist Dirk Driesang fiel mir ein weiteres Mal positiv auf, die restlichen Akteure hielten das hohe Niveau der ersten Mariza-Vorstellung.

Die Inszenierung von Josef E. Köpplinger ist das beste Beispiel dafür, dass man eine Operette relativ traditionell und trotzdem intelligent auf die Bühne bringen kann. Wer sich einen Eindruck von der Ausstattung machen möchte, sei auf die ausführliche Fotostrecke auf der Homepage des Gärtnerplatztheaters hingewiesen.

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Sweeney Todd, 01.06.2010, Gärtnerplatztheater

Eine schöne letzte Vorstellung war das. Das Publikum, von der sehr guten Leistung der Akteure mitgerissen, jubelte frenetisch zum Abschied. Ab jetzt heißt es “Sold out” im Pie-Shop am Gärtnerplatz. Goodbye Mrs Lovett, Sweeney, Johanna, Anthony, Richter Turpin, Pirelli, Toby, Lucy und Büttel Bamford. Nie mehr steht der Chor am Grab oder bricht aus Bedlam aus. Schade – ich werde euch vermissen.

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I Masnadieri, 30.05.2010, Gärtnerplatztheater

Der Sänger des Francesco wurde als erkältet angesagt, den Kommentar eine Reihe hinter mir “da können wir ja gleich wieder gehen” fand ich dann aber doch etwas übertrieben, vor allem, weil zumindest ich nichts gemerkt habe, außer dass er gegen Ende etwas müde wirkte.

Ansonsten war es mal wieder einfach nur toll: tolles Orchester, toller Chor, tolle Solisten. Für mich ist diese Inszenierung das allerbeste Beispiel dafür, dass man eine 150 Jahre alte Oper ins Heute transportieren kann, ohne in den sogenannten Eurotrash abzugleiten. Ich ziehe nach jeder Vorstellung meinen Hut vor dem Regisseur Thomas Wünsch, der das geschafft hat.

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Carmen, 29.05.2010, Gärtnerplatztheater

Manchmal vergesse ich zwischendurch, wie sehr mich diese Musik berührt. Es liegt vermutlich auch ein bisschen an der Inszenierung, denn die Carmen an der BSO lässt mich weitgehend kalt.

Selbst im 3. Rang ist die Ausstrahlung von Rita Kapfhammer zu spüren, sie verleiht der Figur eine Sinnlichkeit, die es glaubhaft macht, dass ihr alle Männer zu Füßen liegen. Auch Stefanie Kunschke als Micaela zeigt Hervorragendes und Adrian Xhema verkörperten den Don José glaubwürdig als Zerrissener zwischen Pflicht und Liebe.

Allen die Show gestohlen wurde in meinen Augen aber von der Besetzung einer kleineren Rolle: Florian Simson kehrte nach 10 Monaten Abwesenheit wieder auf die Bühne am Gärtnerplatz zurück, leider nur für diesen Abend. Die Freude, die alle daran hatten, war bis unters Dach zu spüren.

Das war wieder ein sehr schöner, emotionaler Abend, danke an alle Beteiligten!

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Sweeney Todd, 28.05.2010, Gärtnerplatztheater

Ich hatte das Stück jetzt schon länger (= viereinhalb Monate) nicht gesehen, aber die letzten beiden Vorstellungen waren natürlich Pflichtprogramm. Marianne Larsen als Mrs. Lovett ist eine echte Schau, sie singt und spielt einfach großartig, da stimmt jede Geste, kommt jede Pointe auf den Punkt. Ihr zur Seite steht mit Gary Martin ein sehr überzeugender Sweeney, stimmlich wie szenisch und auch Thérèse Wincent war eine bezaubernde Johanna. Der Auftritt von Mario Podrečnik als Pirelli war wie immer viel zu schnell vorbei und die choralartigen Gesänge des Chores gingen unter die Haut.

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La Cage aux Folles, 25.05.2010, Gärtnerplatztheater

An diesem Abend ging ich mal wieder mit der Freundin ins Theater, die es am längsten mit mir ausgehalten hat. Wir sind schon zusammen zur Schule gegangen und auch sie konnte sich daran erinnern, dass wir den Film aus irgendeinem Grund mal im Schulunterricht angeschaut hatten, an den Zusammenhang konnte sich aber keine von uns beiden erinnern.

Es war wie immer ein amüsanter Abend, und bei “Ich bin, was ich bin” lief es mir wie immer kalt den Rücken runter. Am Ende, da es ja die letzte Aufführung für die nächste Zeit gewesen war, regnete es Blumen aus den Proszeniumlogen für alle Akteure, das fand ich eine schöne Geste, die Standing Ovations konnte ich nicht ganz nachvollziehen, aber die Geschmäcker sind halt verschieden.

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