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Marina am 22. Oktober 2018 00:23 Mittlerweile ist der Wahlkampf in Bayern ja beendet, doch man konnte in den letzten Wochen und Monaten wohl mehr als zuvor sehen, wie sehr Politik nicht nur von Inhalten, sondern auch von Emotionalität und Rhetorik beeinflusst wird. Mit dem Hintergrund des harten Duells der Parteien passt Günter Krämers Inszenierung von Dantons Tod zum 100-jährigen Geburtstag des Schweizer Komponisten Gottfried von Einem sehr gut in die aktuelle Zeit.
 Foto: Christian POGO Zach
Nach der Französischen Revolution versinkt das Land in Chaos und Gewalt, angestachelt durch Robespierre und Saint-Just. Die alten Helden der Revolution, unter ihnen Danton, haben sich hingegen aus der Politik zurückgezogen und geben sich einem genussvollen Leben hin. Einzig der junge Camille Demoulins versucht noch mithilfe seiner Frau Lucile die Ordnung wiederherzustellen. Doch – wie so oft in der Politik – macht Robespierre seine Konkurrenten zu Feinbildern für das Volk und Danton mit seinen Unterstützern verantwortlich für die schlechte Situation Frankreichs.
Die Inszenierung Krämers steht ganz im Zeichen der Politik und lässt unweigerlich Parallelen zur aktuellen Situation in Deutschland erkennen, indem er den Chor als Menschenmob zeigt, der auf die Straße geht und angestaute Wut und Unzufriedenheit an Unschuldigen auslässt. Die geballte Stimmgewalt und Präsenz des Chores samt Extra-Chor sind definitiv das Highlight dieser Inszenierung. Vor allem, wenn sie bei der Gerichtsverhandlung gegen Danton von den Rängen als zwei Lager in den Zuschauerraum hinab singen. Ein echtes akustisches Erlebnis! Allgemein ist die Grenze zwischen Zuschauer und Bühne sehr fließend in dieser Produktion. Schon vor Beginn der Vorstellung hängen junge Männer rote Flugblätter an den Türen des Theatersaals auf und rattern dabei in einer Endlosschleife politische Parolen herunter, während Lucile Demoulins auf der Bühne weitere Flugblätter druckt. Auch Camille bewegt sich anfangs im Zuschauerraum, während er Danton und de Séchelles dazu auffordert, sich lieber wieder dem Volk zu widmen als körperlichen Genüssen. Eigentlich sind Camille und Lucile auch die einzigen moralisch korrekt handelnden Charaktere in dieser Inszenierung. Danton ist vom Volkshelden zum Lebemann geworden, seine Frau Julie scheint sich nicht daran zu stören, dass er sich mit anderen Frauen vergnügt, sondern vergöttert ihn nach wie vor. Auch der nach außen hin korrekt wirkende Robespierre, der mit weißem Hemd und Käppi aussieht, als würde er für die Security eines Einkaufszentrums arbeiten, lässt sehr schnell blicken, dass ihm in Wahrheit rein gar nichts an Deeskalation liegt. Dem jungen Edelmann, den er vor der wütenden Meute „rettet“, schneidet er später heimlich die Kehle durch.
 Foto: Christian POGO Zach
Der Titelheld Danton wird bei der zweiten Aufführung von Bariton Matija Meić großartig verkörpert. Anfangs als lässiger Lebemann, der die Situation nicht mehr ernst zu nehmen scheint. Als er und seine Kameraden jedoch nach der Pause vor Gericht stehen, erwacht in ihm doch noch der mutige Anführer, der seinen Mitgefangenen und sich selbst Stolz und Hoffnung geben möchte, obwohl sie alle in Unterwäsche auf einem Tisch zusammengepfercht sind. Trotzdem wirkt er zeitweise ebenso geschlagen, wie die anderen Gefangenen. Als sein Widersacher Robespierre zeigt Daniel Prohaska, der dem Publikum des Gärtnerplatztheaters doch meistens als sympathischer Held bekannt ist, dass er auch den schleimigen, falschen Bösewicht darstellerisch und stimmlich mehr als überzeugend beherrscht. Er lässt sich vom Volk wie der Messias persönlich vergöttern und intrigiert eiskalt zusammen mit Saint-Just (Holger Ohlmann) gegen die ehemaligen Kameraden, um sie für ihre Propaganda zu opfern.
Die österreichische Schauspielerin Sona MacDonald ist als Dantons Frau Julie in dieser Inszenierung vor allem für die gesprochenen Passagen aus Georg Büchners Drama zuständig, das als Vorlage für von Einems Oper diente. In meinen Augen haben diese Passagen die Oper manchmal etwas an den falschen Stellen gebremst, jedoch von MacDonald sehr mitreißend gespielt. Auch war es interessant zu sehen, dass ihre Figur weniger an ihrem Partner als Mensch Interesse hat als an den Idealen, für die er steht. Vor Gericht versucht sie alle Gefangenen gleichermaßen zu unterstützen und jubelt tatkräftig zu Dantons Reden. Viel persönlicher und liebevoller wirkt hier die Beziehung zwischen Camille und Lucile, dargestellt von Alexandros Tsilogiannis und Mária Celeng. die sich von Anfang am dem Kampf gegen das Terrorregime widmen, ohne sich vielleicht der Gefahr wirklich bewusst zu sein. Beide zeigen in ihren Figuren großen Idealismus und Energie, die den anderen Figuren der Inszenierung bereits verloren gegangen scheinen. Die Szene, in der Camille vor Sorge um seine Frau verzweifelt und Lucile angesichts des bevorstehenden Todes ihres Liebsten den Verstand verliert ist der emotionale Höhepunkt dieses Opernabends.
 Foto: Christian POGO Zach
Neben dem Chor sorgt auch das Orchester unter der Leitung von Chefdirigent Anthony Bramall für einen klanglichen Hochgenuss. Moderne Opernmusik wie die von Einems ist natürlich im Gärtnerplatztheater natürlich eher selten zu hören und, trotzdem ist diese Inszenierung durchaus sehr mitreißend und großartig besetzt! Noch dreimal ist sie im November zu sehen (1., 4. und 15.).
Dirigat: Anthony Bramall
Regie: Günter Krämer
Bühne: Herbert Schäfer
Kostüme: Isabel Glathar
Licht: Michael Heidinger
Video: Thomas Mahnecke, Raphael Kurig
Choreinstudierung: Felix Meybier
Dramaturgie: David Treffinger
Georges Danton: Matija Meić
Camille Desmoulins: Alexandros Tsilogiannis
Hérault de Séchelles: Juan Carlos Falcón
Robespierre: Daniel Prohaska
Saint-Just: Holger Ohlmann
Herrmann: Liviu Holender
Simon: Christoph Seidl
Ein junger Mensch: Stefan Thomas
Julie: Sona MacDonald
Lucile Desmoulins: Mária Celeng
Eine Dame: Frances Lucey
Simons Weib: Ann-Katrin Naidu
Chor, Extrachor und Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz
https://www.gaertnerplatztheater.de/de/produktionen/dantons-tod.html?m=362
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Marina am 14. Oktober 2018 22:51 Winterzeit ist Klassikerzeit in Münchens Kriminalbühne. Auch in dieser Saison zieht wieder die Krimikönigin Agatha Christie in das kleine Theater ein mit einem Werk, dessen – inzwischen politisch korrekter – Titel manchem Zuschauer vielleicht erst einmal fremd vorkommt. Doch spätestens, wenn eine junge Stimme das morbide Kinderlied “Zehn kleine Kriegerlein” zum Besten gibt, erkennt man den erfolgreichsten Krimi aller Zeiten.
Zehn verschiedene Personen werden für ein Wochenende auf eine einsame Insel eingeladen, wo sie sehe schnell feststellen, dass etwas nicht stimmt. Ihre Gastgeber, das Ehepaar Oddy, das eigentlich niemand kennt, sind nicht anwesend und plötzlich läuft eine Tonbandaufnahme, die jeden der Anwesenden des Mordes beschuldigt. Auch liegt eine umgedichtete Version des bereits genannten Kinderlieds an einer alten Hausorgel. Schnell müssen die Anwesenden feststellen, dass es sich um keinen Scherz sondern um tödlichen Ernst handelt und nach und nach sterben die Charaktere – wie im Lied vorausgesagt.
 Foto: Volker Derlath
Agatha Christie ist manchmal ja in ihren Erklärungen sehr ausschweifend und langatmig, Regisseur Hardy Hoosman schafft es aber, das Stück trotzdem extrem spannend zu gestalten. Das liegt nicht nur an der dynamischen Inszenierung sondern auch an den interessanten und starken Charakteren, die von einem auserlesenen Ensemble verkörpert werden.
Der kleinen Bühne geschuldet entsteht unweigerlich eine große Spannung, wenn sich alle Charaktere in dem “Salon” drängen (wenn auch zusätzlich vor und hinter der Bühne gespielt wird). Je mehr von ihnen sterben, desto mehr steigen die Konflikte und die Anspannung der Figuren, unterstützt durch die teils unheimliche Lichtstimmung, Musik und Geräusche wie Gewitterdonnern und unaufhörliches Wellenrauschen.
Das zehnköpfige Schauspielerensemble schafft es, diese angespannte Atmosphäre über zweieinhalb Stunden aufrecht zu erhalten und trotzdem dabei jeder einzelnen Figur eine eigene Prägung und Geschichte zu geben. Christa Pillmann spielt die kaltblütige und arrogante Dame Emily Brent, die gerne ihre Mitmenschen herablassend beurteilt und keinerlei Anteilnahme an dem Tod anderer zeigt.
 Foto: Volker Derlath
Weitaus gutmütiger wirkt da Konrad Adams als pensionierter Richter Sir Lawrence Wargrave, der versucht, die Gruppe moralisch zusammen zu halten. Dann ist da noch der scheinbar besonnene und erfolgreiche Nervenarzt Doctor Armstrong, gespielt von Florian Fisch, der in dieser Inszenierung jedoch schon zu Beginn mit zitternder Hand nicht sehr souverän wirkt. Das Ehepaar Rogers alias Katharina Friedl und Till Klewitz scheint auch vor der Anreise der Gäste der nicht sonderlich harmonisch. Er trinkt, sie ist genervt und beide kennen ihre Arbeitgeber nicht einmal persönlich, haben aus Geldmangel den Job jedoch angenommen. Deshalb müssen sie sich auch mit anstrengenden Besuchern wie dem penetranten Angeber Anthony Marston (Andreas Haun) und dem gezwungen unbekümmerten Lebemann Philip Lombard (Wolfgang Haas) herumschlagen, der mit der hübschen aber angespannt wirkenden Sekretärin Vera Claythorne (Irene Rovan) anbandeln möchte. Andere wie der vermeintliche Forscher Blore (Sebastian Sash) machen sich schon von Anfang an verdächtig, doch eigentlich stellt sich sehr schnell heraus, dass alle Anwesenden etwas zu verbergen haben. Ergänzt wird die Runde noch von dem pensionierten General Mackenzie, den Claus-Peter Damitz sehr gebrechlich und tattrig wirken lässt, dem Regisseur Hoosman in einem klaren Moment der Figur jedoch zusammen mit Irene Rovan einer der prägnantesten Szenen des Stückes gibt.
Christie hat mit der Vorlage wieder mal ein Werk geschaffen, in dem der Zuschauer bis zuletzt nicht weiß, was er von den Charakteren denken soll. Dieses Verwirrspiel treibt Hoosman in seiner Inszenierung auf die Spitze und trotz den kleinen Raums ist man im Publikum schnell versucht, jedes Detail aufnehmen zu wollen, was natürlich praktisch nicht möglich ist. Aber wäre es nicht auch langweilig, wenn man schon zur Pause erraten würde, wie das Stück ausgeht?
Die Wintersaison des Blutenburg-Theaters ist sehr häufig ausverkauft, wer also diesen perfekt inszenierten Klassiker sehen möchte, sollte sich beeilen!
Rogers: Till Klewitz
Mrs. Rogers: Katharina Friedl
Vera Claythorne: Irene Rovan
Philip Lombard: Wolfgang Haas
Anthony Marston: Andreas Haun
William Blore: Sebastian Sash
General Mackenzie: Claus-Peter Damitz
Emily Brent: Christa Pillmann
Sir Lawrence Wargrave: Konrad Adams
Dr. Armstrong: Florian Fisch
Regie / Sound: Hardy Hoosman
Kostüme: Andreas Haun
Bühne: Peter Schultze
Licht: Tom Kovacs
Regieassistenz: Melanie Kisslinger, Renée Schöfer
Weitere Vorstellungen bis 16. Februar 2019, Dienstag bis Samstag um 20 Uhr, Sonntags um 18 Uhr
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ottifanta am 28. September 2018 23:00  ©Hodder & Stoughton
15:49 Stunden
ungekürzte Lesung
Sprecher: Thomas Hunt
Hörprobe bei audible *klick*
Zum Autor
Jasper Fforde wurde in Wales geboren. Er war viele Jahre in der Filmindustrie tätig, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Sein erster Roman Der Fall Jane Eyre um die Zeitdetektivin Thursday Next war weltweit ein Riesenerfolg. Mit Eiswelt schlägt Fforde nun ein neues Kapitel in seinem Schreiben auf.
Zum Inhalt (Klappentext der deutschen Ausgabe)
In einer Welt, die der unseren gar nicht so unähnlich ist, hat die Eiszeit nie aufgehört. Jedes Jahr versinkt während der Wintermonate alles in Eis, Schnee und Dunkelheit. Selbst die Menschen ziehen sich zurück und halten Winterschlaf – außer die Winterkonsuln. Sie wachen über den Schlaf der Menschen, denn draußen in der Dunkelheit treiben heulende Bestien ihr Unwesen. Hier tritt der junge Charlie seine erste Arbeitsstelle an, und sie entwickelt sich schon bald zu einem Albtraum. Denn wenn Charlie diesen Winter überleben will, muss er wach bleiben. Um jeden Preis …
Zum Sprecher Thomas Hunt konnte ich irgendwie leider keine weiteren Informationen finden.
Meine Meinung
Eiszeit ist der vierzehnte Roman von Jasper Fforde, der erste nach seiner mehrjährigen Schreibblockade und einer seiner düstersten.
Statt in die Welt von Thursday Next oder Grau zurückzukehren, hat Jasper Fforde eine sehr komplexe neue Welt erschaffen, in der die Menschen schon immer zu festen Terminen Winterschlaf halten. Im Mittelpunkt steht der junge Charlie Worthing, Schauplatz ist Wales – aber nicht das uns bekannte Wales, sondern eines in dem feste Regeln für den rituellen Winterschlaf gelten und das in den Wintermonaten eher der Arktis zu gleichen scheint.
Der naive und tollpatschige Charlie ist Vollwaise und in einer speziellen Art Kinderheim namens St. Granata in Cardiff aufgewachsen, wo er mit zunehmendem Alter immer weniger mit den Regeln der Nonnen klarkommt. So fällt es dem berühmten Winterkonsul Jack Logan nicht schwer, Charlie zu überzeugen, dieses Mal im Winter wach zu bleiben und sich ihm anzuschließen. Charlie stellte sich einen entspannten Winter hinter einem Schreibtisch vor – doch natürlich kommt es ganz anders, denn gerade im Winter sind Verbrecher, das Wintervolk und der mysteriöse Gronk unterwegs…
Die Einführung in diese originelle und detailliert ausgefeilte Welt nimmt während der ersten Kapitel so viel Raum in Anspruch, dass die Hauptfiguren erst danach so richtig eingeführt und entwickelt werden. Jedem Kapitel sind passende Zitate aus fiktiven Fachbüchern zum Winterschlaf vorangestellt („Handbook of Winterology“), denn natürlich wird das Phänomen gründlich erforscht. Die Namen der Figuren, Orte usw. sind mal originell, mal eher platt-unlustig ausgewählt.
Das Medikament Morphenox der Firma Hibertech soll helfen, Energie während des Winterschlafs zu sparen. Es ist umstritten, ob es nicht in ausreichenden Mengen für alle produziert werden könnte, denn derzeit kann sich nicht jeder das begehrte Mittel leisten. Leider hat Morphenox natürlich auch Nebenwirkungen, die hier nicht verraten werden. Jasper Fforde lässt die Pharmaindustrie nicht gerade im besten Licht erscheinen. Gleich zu Beginn treffen die Leser auf eine „Nachtwanderin“ (night walker), einer Frau, der Körper zwar wieder aufwachte, deren Geist jedoch größtenteils nicht. Diese Nachtwanderer sollen stupide Arbeiten erledigen und werden im Zweifelsfalle „weiterverwertet“…
Natürlich darf eine Gegenbewegung zu Morphenox nicht fehlen, die sich für echten Schlaf und das Träumen einsetzt. Was wäre, wenn die Menschen wieder eigene Träume hätten und was bedeutet es, wenn ein bestimmter Traum ansteckend zu sein scheint? Charlie versucht mal mal weniger erfolgreich, sich aus allem herauszuhalten und steckt schnell nicht nur ungeplant im berüchtigtsten aller Bezirke fest, sondern auch in den dicksten Schwierigkeiten.
Jasper Fforde hatte spürbar viel Spaß beim Erschaffen dieser Parallelwelt in seiner Wahlheimat Wales. Eigene Mythen, Gesetze, Rituale usw. zuhauf und unglaublich detailliert erdacht, ähnelt dieses Wales dem in unserer Welt, wirkt teilweise moderner, teilweise antiquierter und man darf die Folgen eines rituellen Winterschlafs auf Literatur und Musik nicht unterschätzen.
So anstrengend ich die erste Hälfte empfand, die ersten drei Stunden zwei Mal hörte um die komplexe Welt verstehen zu können, so viel Spaß hatte ich beim Hören der zweiten Hälfte. Wales im Winterschlaf mit zahlreichen sinnvollen und völlig sinnfreien, sich oft widersprechenden Gesetzen und Regeln, die so skurril wie real wirkenden Figuren und Jasper Ffordes kreative Mythen und Umdichtungen. Man fiebert automatisch mit Charlie, dass auch er den nächsten Frühling erlebt. Jasper Fforde nimmt seine Leser mit auf eine irre und spannende Achterbahnfahrt, durch Eis und Schnee.
Das Buch ist deutlich düsterer als die Thursday Next Reihe und das Ende lässt kaum eine Fortsetzung zu, auch wenn ich gerne wüsste, wie es mit Charlie weitergeht. Etliche Anspielungen hätte ich ohne die Lesung in Edinburgh nicht verstanden, die eher für ein britisches Publikum geeignet sind.
Thomas Hunt liest auch die bizarrsten Textstellen souverän, passend mal humorvoll, mal betroffen.
Fazit
Auch das neuste Buch von Jasper Fforde passt in keine der üblichen Schubladen. Eine rasante Achterbahnfahrt durch das verschneite und tiefgefrorene Wales, in dem 98% der Bevölkerung Winterschlaf hält, während der junge Charlie Worthing mit ein paar Anderen versucht, Recht und Ordnung aufrecht zu erhalten, während Verbrecher nach Profit streben und ein geheimnisvolles Wesen namens Gronk mordet und Wäsche faltet.
Die erste Hälfte war etwas zäh, bis ich in die komplexe Welt eintauchen konnte. Eine amüsante und in der zweiten Hälfte spannende Lektüre, der hoffentlich bald ein weiterer Thursday Next Band folgt.
Informationen zu einer deutschen Hörbuchausgabe konnte ich leider nicht finden, die Buchausgabe ist für den 12. November 2018 angekündigt.
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ottifanta am 24. September 2018 23:13  ©Insel Verlag
14:04 Stunden
ungekürzte Lesung
Sprecher: Michael Schwarzmaier
Hörprobe bei audible
Zum Inhalt (vom Verlag)
»Dame in den besten Jahren sucht Kavalier, der sie zum Nacktbadestrand fährt. Entgeltung garantiert.« – Eine Annonce in der örtlichen Tageszeitung bringt alles ins Rollen: Hedy von Pyritz, 88 Jahre, diszipliniert, scharfzüngig, eitel. Hellwacher Verstand, trockener Humor, zuweilen übergriffig. Eine alte Dame, die meist im Rollstuhl sitzt, sorgt für einen handfesten Skandal in dem kleinen Städtchen im Münsterland, wo sie herrschaftlich residiert.
Aber Fräulein Hedy bleibt unbeirrt: Sie wird ihren Willen durchsetzen! Und findet in ihrem schüchternen, sanften Physiotherapeuten Jan einen Mitstreiter. Vielmehr nötigt sie ihn förmlich dazu. Der junge Mann wird sie fahren. Basta!
Jan hat keinen Führerschein, dafür aber eine nie behandelte Lese-Rechtschreibschwäche, so dass Hedy den Unterricht übernimmt und sich schon bald eine ungewöhnliche Beziehung zwischen den beiden festigt. So vertraut sie ihm nach und nach die Geheimnisse ihrer schillernden Vergangenheit an und verändert damit auf ungeahnte Weise seine Zukunft …
Andreas Izquierdo erzählt in seinem neuen Roman die Geschichte einer Freundschaft zwischen einer alten Frau und einem jungen Mann, die beide für immer verändert – eine Geschichte, die federleicht beginnt und sich dann zu einem wuchtigen, mitreißenden Drama entwickelt.
Zum Autor (vom Verlag)
Andreas Izquierdo, geboren 1968, ist Schriftsteller und Drehbuchautor. Er veröffentlichte u. a. den Roman König von Albanien (2007), der mit dem Sir-Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman des Jahres ausgezeichnet wurde, sowie den Roman Apocalypsia (2010), der den Lovelybooks-Leserpreis in Silber für das beste Buch 2010 erhielt und zum Buch des Jahres bei Vorab-lesen.de gewählt wurde. Zuletzt erschienen von ihm die Romane Das Glücksbüro (2013), Der Club der Traumtänzer (2014) sowie Romeo & Romy (it 4575).
Zum Sprecher (von Wikpedia)
Michael Schwarzmaier (* 11. September 1940 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher. Bekannt ist er für seine Rolle des Joachim Herbolz in Lotta in Love, die er von 2006 bis 2007 spielte. Als Synchronsprecher lieh er unter anderem Daniel Stern und James Warwick seine Stimme. In der Serie Law & Order sprach er in den ersten vier Staffeln Chris Noth. Außerdem synchronisierte er einige Animes, darunter den Erzähler in Pokémon (von 1999 bis 2012) und Soun Tendo in Ranma ½. Seit 1989 ist er außerdem immer wieder in der Rolle des Doktors in der britischen Science-Fiction Serie Doctor Who zu hören und lieh darin unter anderem William Hartnell, Patrick Troughton, Jon Pertwee, Tom Baker, Peter Davison, Colin Baker und Sylvester McCoy in mehreren Folgen seine Stimme.
Er hat über 100 Hörbücher gesprochen, unter anderem von Agatha Christie, Stanislaw Lem, Luc Deflo, Jon Evans, Hademar Bankhofer, Lynn Brittney, Chris Kuzneski, Mathias Voelchert, Andreas Föhr, Alfons Schuhbeck, Marc Ritter, Manni Breuckmann, Yann Sola, Douglas Adams etc.
Meine Meinung
Durch die Lesung in Düsseldorf wurde ich neugierig auf das neuste Buch von Andreas Izquierdo, das eine gelungene Mischung aus schwarzhumorigen Elementen und ernsten Themen zu sein schien.
Der Anfang des Buchs ist sehr humorvoll, die beiden Hauptfiguren werden eingeführt und einige Nebenfiguren. Im Mittelpunkt stehen Hedy von Pyritz, eine streitlustige 88-jährige Dame, die heimliche Königin der kleinen Stadt im Münsterland und ihr junger Physiotherapeut Jan. Ihre etwas unglücklich formulierte Anzeige erregt zwar sehr viel Aufmerksamkeit im Ort, jedoch findet sich kein Fahrer und Hedy beschließt, dass Jan sie zum Strand fahren soll. Dieser hat jedoch aufgrund seiner Legasthenie keinen Führerschein und wird unfreiwillig der neuste Stipendiat von Hedys Stiftung für Hochbegabte.
Hedy ist es gewohnt, ihren Willen durchzusetzen und erfährt durch Jan, wie schwer das Lernen für manche Menschen sein kann, dass auch harte Selbstdisziplin nicht immer zum gewünschten Ziel führt. Geduld ist nicht ihre Stärke und sie überfordert Jan mit ihren Erwartungen, denn er ist solche Förderung nicht gewohnt. So aktiv und fordernd wie Hedy ist, so passiv ist Jan, der fast wie ein Zuschauer in seinem eigenen Leben wirkt. Mit der Zeit raufen sich die beiden so ungleichen Figuren zusammen, während Hedys Umfeld glaubt, sie habe den Verstand verloren. Erst die fragwürdige Anzeige, dann ein Legastheniker als Stipendiat…
Wie das Titelbild schon verrät, hat Hedy ein unkonventionelles Leben geführt und darum geht es im zweiten Handlungsstrang. Das Leben im Osten Deutschlands während des dritten Reichs, Hedys Familie und Umfeld wird meiner Meinung nach weitgehend glaubwürdig dargestellt und dieser Teil der Geschichte ist spannend und lebendig geschildert, sprachlich ausgefeilt. Leider fällt die Handlung in der jetzigen Zeit immer mehr ab, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Der rote Faden scheint verloren als Jans Bruder an Bedeutung gewinnt, Hedys Tochter eine größere Rolle spielt und weitere düstere Ereignisse hinzukommen, manches war zu vorhersehbar, anderes ging viel zu schnell bzw. leicht.
Vielleicht habe ich in den letzten Jahren zu viele Bücher gelesen bzw. gehört, in denen es um den zweiten Weltkrieg ging, aber es waren etliche deutlich bessere dabei. Der zweite Weltkrieg ist hier nicht nur Kulisse, auch wenn Elly Beinhorn selbstverständlich nur eine kleine Nebenrolle spielt. Hedys Leidenschaft für das Fliegen ist ansteckend. Das Buch krankt für mich daran, dass es überladen ist. Zu viele Personen, die mal Neben- mal fast Hauptfigur sind, zu viele dramatische Ereignisse und schwere Schicksale. Und ein sehr ernstes Thema wird hier ganz nebenbei sanktioniert.
Ohne der hervorragenden Michael Schwarzmaier hätte ich vielleicht sogar irgendwann abgebrochen oder nur noch das letzte Kapitel gehört. Er ließ die Figuren lebendig werden und vermittelt gekonnt die Atmosphäre und läßt Hedys messerscharfe Zunge aufblitzen.
Fazit
Ein meist warmherziger Roman, der weitaus düsterer und ernster ist als es der Klappentext suggeriert. Die beiden Hauptfiguren wachsen einem mit all ihren Macken recht schnell ans Herz und ihre Lebensgeschichten sind glaubwürdig dargestellt. Die ersten Kapitel und der Handlungsstrang in Hedys Vergangenheit sind leider um Längen besser als der Rest des Buchs, der mit ernsten Themen überfrachtet wird und dem teilweise der rote Faden zu fehlen scheint. Michael Schwarzmaier lässt die Figuren selbst zu Wort kommen und ich werde nach weiteren von ihm gesprochenen Hörbüchern Ausschau halten.
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ottifanta am 28. August 2018 23:17  ©HarperCollins
9:15 Stunden
ungekürzte Lesung
Sprecherin: Cariad Lloyd
Hörprobe beim Verlag
Zum Autor (freie Übersetzung, vom Verlag)
Joe Heap wurde 1986 in Bradford geboren und fing früh mit dem Schreiben an. 2004 gewann er den Foyle Young Poet Award und seine Gedichte wurden in verschiedenen Publikationen veröffentlich. In Stirling studierte er Englische Literatur, in Glasgow dann Kreatives Schreiben. Heute lebt er mit seiner Freundin, dem 18 Monate alten Sohn und einer Katze.
Zur Sprecherin (von Wikipedia)
Cariad Lloyd wurde 1982 geboren und ist in Großbritannien als Komödiantin und Podcasterin bekannt. Beim Fringe Festival in Edinburgh wurde sie mehrmals ausgezeichnet.
Zum Inhalt
Nova, 32, von Geburt an blind, sprachgewandt und als Dolmetscherin bei der Polizeit tätig, bekommt die Möglichkeit durch eine Operation sehen zu können. Ihre neue Fähigkeit überfordert sie und macht die vorher selbstbewusste Nova plötzlich unsicher. Im Krankenhaus lernt sie Kate lernen, die seit einem Unfall in ihrer Wohnung an Panikattacken leidet. Die beiden freunden sich an und Nova versucht, sich in ihrer neuen Welt zurechtzufinden. Ihre neuen Erfahrungen verpackt sie in eine Reihe von Regeln, die lose eingestreut sind und
Meine Meinung
Suppose a man born blind, and now adult, and taught by his touch to distinguish between a cube and a sphere (be) made to see. (Could he) by his sight, before he touched them, (…) now distinguish and tell which is the globe, which the cube?
William Molyneux in einem Brief an John Locke
(Angenommen: Ein erwachsener, blind geborener Mann, der gelernt hat, mit seinem Tastsinn zwischen einem Würfel und einer Kugel (…) zu unterscheiden, (…) und der Mann sei sehtüchtig geworden. Die Frage ist: Ob er in der Lage ist, durch seinen Sehsinn, bevor er diese Gegenstände berührt hat, sie zu unterscheiden, und mitteilen kann, welches die Kugel und welches der Würfel ist? )
Auf dieses Buch kam ich durch die aktuelle Liste zum First Book Award des Bookfests in Edinburgh und wurde durch die Vorstellung faszinierend, dass jemand im Erwachsenenalter plötzlich sehen lernen würde. Das Zitat hat Joe Heap seinem Erstling vorangestellt.
Die 32-jährige Jillian Savinova, gennannt Nova, ist seit ihrer Geburt blind. Bei gutem Licht kann Nova Rot, Schwarz und Weiß unterscheiden und stark verschwommene Umrisse erkennen. Ihre Muttersprachen sind Englisch und Urdu, dazu hat sie in Oxford drei weitere Sprachen studiert und arbeitet als Dolmetscherin bei der Polizei in London. In ihrem Leben fühlt sie sich recht wohl, bis ihr Bruder Alex eines Tages von einer Operation hört, durch die ihre Augen möglicherweise die normale Sehkraft bekommen könnten. Trotz anfänglicher Ablehnung entscheidet Nova sich für die Operation, die ihr ganzes Leben verändern wird.
Anfangs kann sie nur schärfere Umrisse als zuvor erkennen und mehr Farben, mit der Zeit und viel Übung wird ihre Sehkraft deutlich besser und sie fühlt sich von den vielen neuen Eindrücken völlig überfordert, während sie einige der Fähigkeiten verliert, die für Blinde selbstverständlich sind. So kann sie Entfernungen überhaupt nicht einschätzen, alles wirkt zweidimensional und durchsichtige Gegenstände stiften viel Verwirrung.
Novas rabenschwarzer Humor und ihr kreativer Umgang mit Sprache, die offene und hilfsbereite Art ließen sie schnell lebendig und sympathisch werden. Sehen lernen ist für sie so schwierig wie fünf Sprachen gleichzeitig zu lernen. Farben, Formen, Textur, Entfernungen, Gesichtsausdrücke usw., jeder Punkt eine Herausforderung. Wie die Grammatik einer fremden Sprache, versucht sie das Erlernen des Sehens durch eine Liste von Regeln zu strukturieren. Einige für mich auf den ersten Blick offensichtlich, andere ließen mich nachdenklich werden, über das was für mich als Sehende selbstverständlich ist.
Nova muss lernen, dass ihr Sichtfeld sich beim Gehen auf und ab bewegt, dass Seifenblasen zwar durchsichtig sind, aber gleichzeitig wie ein fester Gegenstand schillern können und vieles mehr. Wolken sehen wie ein fester Gegenstand aus, fügen Flugzeugen und Vögeln jedoch keinen Schaden zu. Zigarettenrauch mag wie eine sich windende Schlange wirken, ist aber nicht gefährlich. Man geht mit Nova durch die Höhen und Tiefen der Monate nach der Operation, erlebt ihre Freude beim Anblick des ersten Sterns und der Frust, wie steinig der Lernprozess ist. Ihre Exfreundin aus Oxford und ihre Bruder sind ihr keine große Hilfe, Nova fühlt sich nicht „nur“ überfordert, wie ein ständig müder Zombie, sondern auch noch alleingelassen.
Im Krankenhaus lernt sie Kate kennen, die sich bei einem Sturz in ihrer Wohnung eine schwere Kopfverletzung zuzog und seitdem an Panikattacken leidet. Kate ist ganz anders als Nova, Architektin, eigentlich sehr selbständig, seit der Hochzeit vor zwei Jahren auf ihren Mann Tony fixiert, der ein Kontrollfreak zu sein scheint und Kate psychisch immer wieder stark unter Druck setzt. Kate scheint diesen Problemen gegenüber nicht ganz blind zu sein, blendet sie aber aus. Liebe solle temperamentvoll sein und sie sei doch glücklich mit ihm. Die beiden Frauen freunden sich miteinander an und helfen sich gegenseitig.
Die erste Hälfte ist fesselnd, im Vordergrund stehen Novas Erfahrungen, ihre Regeln und ihr sich veränderndes Leben. In der zweiten Hälfte stehen eher Kate und Tony im Mittelpunkt, sowie die besondere Freundschaft von Nova und Kate und die Handlung ist streckenweise sowohl zäh als auch unglaubwürdig. Während Nova eine glaubwürdige und komplexe Hauptfigur ist, konnte ich mit Kate irgendwie nicht viel anfangen, auch wenn ihre Reaktionen und Gedanken oft nachvollziehbar sind. Die zweite Hälfte hätte deutlich gekürzt werden können oder in ein separates Buch verpackt werden, ich hatte den Eindruck, dass zu viele Ideen untergebracht werden sollten und das dramatische Ende hätte es für mich auch nicht gebraucht.
Spoiler anzeigen
noch ein gewalttätiger Psychopath
[Einklappen]
Joe Heap hatte von Menschen gelesen, die erst im Erwachsenenalter Sehen lernten, bekam die meiste Inspiration jedoch von seinem neugeborenen Sohn, den er beim Erlernen des Sehens beobachtete.
Cariad Lloyd ist die ideale Sprecherin für sowohl Nova als auch Kate, liest einfühlsam und gleichzeitig mit der nötigen Distanz.
Fazit
Trotz gewisser Schwächen ein gelungenes und spannendes Erstlingswerk. Faszinierend mitzuerleben, wie es sein könnte, wenn jemand im Erwachsenenalter anfängt, Sehen zu lernen. Cariad Lloyd wird hoffentlich noch weitere Hörbücher einlesen.
Eine deutsche Übersetzung ist noch nicht angekündigt.
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Stefan am 16. August 2018 14:48  Thomas Blondelle und Alexandra Reinprecht © www.fotohofer.at
Die gar nicht lustige Witwe
Schon 1905 brachte Franz Lehár eine selbstbewusste, junge Frau auf die Bühne: Hanna Glawari, die als lustige Witwe ihren Danilo aus dem Maxim in den Ehestand holte. Die Lisa in Land des Lächelns musste sich nicht so große Mühe geben, um ihrer Liebe zu folgen, denn am Ende des ersten Aktes reiste sie mit ihrem Prinzen Sou-Chong ab nach China. Aber die noch stärker auf Außenwirkung und Tradition setzende Gesellschaft lässt eine nur auf Liebe basierende Verbindung zweier Menschen nicht zu. So bleibt Lisa am Ende nur die Rückkehr nach Wien, die als Entführung aus der verbotenen Stadt beginnt – allein ohne ihren Prinzen, der nur in der Güte, die Europäer ziehen zu lassen, einem Bassa Selim gleicht. Das klingt eher nach einer Puccini-Oper in Erinnerung an Mozart, und Lehárs Musik ähnelte auch manchmal der seines italienischen Freundes. Aber wie macht man dann daraus eine Operette? Man schreibt noch Buffo-Rollen dazu und ergänzt dafür eine passende Musik. Und schon ist die Operette fertig.
 Chor des Lehár Festivals Bad Ischl © www.fotohofer.at
Die Wiener Kostüme erinnern an das untergehende K. u. K. Die Chinesen sind so gekleidet, wie man sich das kaiserliche China vorstellt, wobei die laut Text bei der Ministerernennung nicht anwesenden Damen eher klassische, kurze, rote Kleider tragen. Das Bühnenbild stellt einen alten Stadtplan Wiens dar, der in den China-Akten teilweise von hinten mit Lampions beschienen und durch hohe Paravents ergänzt wird. Die Ausstattung stammt von Toto.
Jetzt zur Inszenierung. Diese ist ganz auf die Personenführung eingestellt, wobei man die Geschichte ganz klassisch erzählt. Jedoch schaffen es fast alle Darstellerinnen und Darsteller mich von ihrer persönlichen Geschichte zu überzeugen und mich zum Nachdenken zu bringen. So entfaltet sich für mich ein zweiter Blick. Lisa, unsere junge Witwe, zeigt Modernität. Sie steht für den gesellschaftlichen Wandel. Dieser fällt aber nicht auf fruchtbaren Boden. Sogar die Frauen, denen viele Rechte vorenthalten werden, kritisieren sie. Prinz Sou-Chong, der in Wien noch für alles Neue offen ist, wird Ministerpräsident. Er hat also politische Macht. Er lässt sich aber nicht auf Neues ein. Unter dem Druck eines angeblichen Volkswillen, das nur lautstark durch seinen Onkel führt er die alten Zustände weiter, obwohl er selbst spürt und auch bei seiner Schwester sieht, wie menschenverachtend diese Politik ist. Da stellt sich die Frage, müsste nicht ein Politiker gescheiter sein und nicht besonders laut verkündeten Parolen hinterher laufen? Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
Besucht wurde die Vorstellung am 4. August 2018
BESETZUNG
Musikalische Leitung: Daniela Musca
Inszenierung: Wolfgang Dosch
Ausstattung: Toto
Lisa, Tochter des Grafen Ferdinand Lichtenfels: Alexandra Reinprecht
Prinz Sou-Chong: Thomas Blondelle
Mi, dessen Schwester: Verena Barth-Jurca
Graf Gustav von Pottenstein (Gustl): Peter Kratochvil
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Stefan am 15. August 2018 13:54 Da steppt die Südsee
 Sieglinde Feldhofer und Chor des Lehár Festivals Bad Ischl © www.fotohofer.at
Die Operetten von Paul Abraham erleben eine Renaissance. Das ist insbesondere Henning Hagedorn und Matthias Grimminger zu verdanken, die auf Basis der Originalpartituren eine bühnentechnische Einrichtung erarbeiten, die uns heute einen Eindruck verschafft, wie die damals moderne, jazzige Musik klang, bevor nach völkischen Klängen der Nazizeit und der – für die Operette – ebenso schlechten Zeit der Heile-Welt-Weichspülung die freche, moderne Version dieses musikalischen Unterhaltungstheater verschwand. Die Musik hat diese Wiederentdeckung verdient. Das Aber was macht man mit der oft hanebüchenen Handlung? Da braucht es neue Ideen. Und die hatte der neue Intendant des Lehár-Festivals Thomas Enzinger. Er baute die frei erfundene Geschichte der letzten Königin von Hawaii in eine sehr nachdenklich machende Rahmenhandlung ein. Paul Abraham selbst, gespielt von Mark Weigel, ersteht wieder auf. Von der Syphilis verwirrt berichtet er aus seinem Leben und wie er damals, als er gefeierter Star in Deutschland war, die Operette schrieb. Sein Arzt (Gaines Hall) und auch er selbst werden zu Figuren in dieser Südsee-Operette. Es beginnt zum einem ein Heidenspaß mit viel Komik, platten, hier aber wunderbar passenden Witzen, zum anderen zwei sehr bewegende Geschichten, die für Hawaii einsetzende Kolonialzeit und die Flucht des gefeierten Komponisten und sein Absturz. Wie sagt er hier: Er hätte nie gedacht, dass man der Operette den Krieg erklärt. Besonders bewegt hat mich seine Schilderung, wie er, als um sein Leben zu retten, Geflüchteter auf eine seine Leistungen nicht anerkennende, fremde Welt trifft. Da kann man nur hoffen, dass diese Botschaft beim Publikum ankommt. Leider bezweifle ich das bei einigen, denn als er von seinen Fehlfunktionen des Gehirns aufgrund seiner Syphilis berichtete, kommentierten dies doch recht viele Zuschauerinnen und Zuschauer mit Gelächter. Es sind wohl zu viele aus der Zeit, als die Operette den Krieg verloren hatte, im Saal. Ischl braucht hier dringend Nachwuchs, der sich auf die politische, erotische und freche Operette einlässt. Und es lohnt sich, was hier zu sehen ist.
 René Rumpold, Ramesh Nair und Chor des Lehár Festivals Bad Ischl © www.fotohofer.at
Jetzt aber zum richtig vergnüglichen Teil der Inszenierung. Tragendes Element war der Tanz. Das ganze Ensemble wirbelte und steppte wie im Broadway-Musical, wie man es zum Beispiel von Cole Porter kennt. Choreografiert hat dieses Ramesh Nair, der selbst als Botschaftssekretär sein komisches Talent unter Beweis stellte. Mit immer neuen, aber oft wirkungsfreien Ideen, die Liebe zur Gouverneursnichte Bessi zu gewinnen, stand ihm die geschäftstüchtige, witzige Hawaiianerin Raka (Susanna Hirschler) zur Seite. Hauptperson war aber Prinzessin Laya, hinreißend gespielt von Sieglinde Feldhofer, die sich zwischen dem Elvis-Prinzen Lili-Taro (Clemens Kerschbaumer), der für sie und die Freiheit Hawaiis den Tod vorziehend am Ende des zweiten Akts in den „ewigen Frühling“ aufs offene Meer hinaus fuhr, und dem seine vaterländischen Pflichten aus Liebe vergessenden Kapitän Stone (René Rumpold) entscheiden musste. Im dritten Akt hat Stone, der Lilo-Taro aus dem Pazifik gerettet hat, ganz viel Glück beim Spiel in Monte Carlo, wofür natürlich Layas späte Entscheidung für ihr Lilo-Taro Ursache ist. Zum Glück von Stone ist die Rolle von Frau Feldhofer eine Doppelrolle, und Stone bekommt die Doppelgängerin, den Bühnenstar Suzanne Provence, als Braut. Aber auch ein viertes Paar findet sich, die selbstbewusste Raka bekommt mit den Jazzsänger Jim Boy (Gaines Hall), dessen Rolle die Regie bestimmt vor eine schwere Aufgabe gestellt hat. Statt hier ein rassistisches Blackfacing zu zeigen, wurde dieses in die Handlung einbezogen und nur durch ein paar Schwarze Fingerstreifen angedeutet, wie auch der Song, in dem sich Jim selbst als Nigger bezeichnet, durch den Verweis auf Abrahams eigene Verfolgung als Jude in einen kritischen Zusammenhang gestellt wurde.
Entsprechend der Rahmenhandlung waren auch die Kostüme der Spielhandlung im 50er Jahre-Style, dabei aber Hawaii-bunt. Toto, der sowohl Kostüme wie auch das Bühnenbild verantwortete, reduzierte letzteres auf ein paar glitzernde oder blumige Deko-Elemente, was genügend Platz auf der kleinen Bühne, die den Orchestergraben umschloss, für das eigentliche Spiel gab.
Die Vorstellung endete damit, dass Paul Abraham wieder in die Realität von 1950 in der New Yorker Nervenheilanstalt zurück geholt wurde, um ihn für den Flug nach Deutschland vorzubereiten, was mit projizierten Fotos seinen Abschluss fand.
Ein ganz großes Lob für dieses hervorragende Inszenierung. So wird Operette wieder lebendig.
Besucht wurde die Vorstellung am 5. August 2018
Besetzung
Musikalische Leitung: Marius Burkert
Inszenierung: Thomas Enzinger
Ausstattung: Toto
Choreografie: Ramesh Nair
Licht: Sabine Wiesenbauer
Dirigent & Chorleitung: Gerald Krammer
In den Rollen:
John Buffy, Sekretär des Gouverneurs: Ramesh Nair
Raka, eine junge Hawaiierin: Susanna Hirschler
Prinzessin Laya (und Suzanne Provence): Sieglinde Feldhofer
Prinz Lilo-Taro: Clemens Kerschbaumer
Reginald Harold Stone, Kapitän der amer. Marine: René Rumpold
Jim Boy, ein amerikanischer Jazzsänger: Gaines Hall
Bessi Worthington, Nichte des Gouverneurs: Nina Weiß
Paul Abraham (und Lloyd Harrison, amer. Gouverneur): Mark Weigel
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Marina am 22. Juli 2018 22:17
 Foto Hofspielhaus
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Dieser Satz ist wohl eines der berühmtesten Zitate der Literaturgeschichte und stammt aus der nicht minder bekannten Erzählung Le pétit prince von Antoine de Saint-Exupéry, die 1943 in New York erschien.
Das Hofspielhaus zeigt nun im kleinen, stillen Hinterhof des Theaters die prominente Geschichte als berührendes Zweipersonenstück.
Ferdinand Schmidt-Modrow gibt den kindlichen Titelhelden, der von einem winzigen Planeten stammt und von seiner geliebten Rose auf die Reise geschickt wurde, nur um schließlich mitten in der Wüste der Erde zu landen. Dort begegnet ihm nicht nur eine Giftschlange, die ihm anbietet, ihm zurück nach Hause zu helfen, sondern vor allem der griesgrämige Pilot, gespielt von Martin Halm. Der hat eine Bruchlandung in der Wüste hingelegt und muss sein Flugzeug reparieren, bevor ihm das Wasser ausgeht.
Der Prinz findet den schlafenden Mann und bittet ihn darum, ein Schaf zu zeichnen. Der Pilot ist über die naive Art des Fremden und die Tatsache, dass er offenbar weder Nahrung noch Wasser braucht irritiert, die beiden freunden auch jedoch schnell an und der Prinz erzählt von seiner abenteuerlichen Reise. Dabei interagiert er mit Personen, die als Video überlebensgroß auf die Wand des Hinterhofs projeziert und von den namenhaften Schauspielern Veronika von Quast, Christiane Blumhoff, Stefan Murr, Gerd Lohmeyer und der Hofspielhaus-Chefin Christiane Brammer verkörpert werden. Dies funktioniert tatsächlich hervorragend, das Timing von Schmidt-Modrow passt wunderbar zu den Videos und durch kleine
 Foto Hofspielhaus
Animationen und die runde Projektion fühlt man sich auf die kleinen fremden Planeten versetzt, auf denen der Prinz landet.
Aber das Highlight sind definitiv die beiden Darsteller auf der Bühne. Ferdinand Schmidt-Modrow spielt den Prinzen mit viel kindlicher Neugier und Begeisterungsfähigkeit. Trotzdem zeigt er den Charakter sehr mystisch, man weiß nicht genau, ob er nur ein Verrückter ist oder tatsächlich von einer anderen Welt stammt. Martin Halm, der mir bisher nur als Stimme bekannt war, gibt im Gegensatz dazu einen sehr raubeinigen und wütenden Piloten, der jedoch bald von der Geschichte und der Persönlichkeit des Prinzen fasziniert ist und ihn bis zum Ende unter- und beschützt. Das Spiel der beiden Darsteller und vor allem ihre Interaktion ist großartig und gerade zum Schluss des Stücks sehr bewegend. Auch musikalisch wird es an diesem Abend. Der Prinz spielt Ukulele und singt, was der Pilot nach der “Heimkehr” des Titelhelden weiterführt. Besonders schön fand ich die Idee, dass Halm eigentlich den ganzen Abend an einem hölzernen Modellflugzeug baut, um es am Ende dann in den Sternenhimmel zu hängen.
Der Kleine Prinz ist alles in allem ein wundervolles, bewegendes Märchen für Erwachsene, das vor allem durch die hervorragenden Darsteller von der ersten Minute an fesselt. Im Juli sind bereits alle Termine ausverkauft, allerdings wird die Produktion nach der Sommerpause im September nochmals aufgenommen.https://www.hofspielhaus.de/spielplan/detailansicht/der-kleine-prinz.html
Regie und Musik: Sascha Fersch
Der Kleine Prinz: Ferdinand Schmidt-Modrow
Der Pilot: Martin Halm
Die Rose: Christiane Brammer
Der Geograf: Christiane Blumhoff
Der Fuchs: Gerd Lohmeyer
Der Geschäftsmann: Stefan Murr
Die Königin: Veronika von Quast
Weitere Vorstellungen im September:
Donnerstag, 13. September, 20:00
Freitag, 14. September, 20:00
Sonntag, 16. September, 20:00
Donnerstag, 20. September, 20:00
Samstag, 29. September, 20:00
Sonntag, 30. September, 20:00
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- Premiere “CHRIS Kolonko – So wie jetzt”, Hofspielhaus, 12.02.2020
- Premiere Im Weissen Rössl am Starnberger See, 02.05.2019, Hofspielhaus München
- Blitzlichter, 03.05.2018, Hofspielhaus
- Vom Fliehen und Fliegen, 25.1.2018, Hofspielhaus
ottifanta am 17. Juli 2018 22:52
 ©Macmillan Audio
ungekürzte Lesung
9:58 Stunden
Sprecherin Kathleen McInerney
Hörprobe bei audible.de
Leseprobe beim Verlag
Zur Autorin
Linda Castillo wurde in Ohio geboren und arbeitete lange Jahre als Finanzmanagerin, bevor sie sich der Schriftstellerei zuwandte. Ihre Thriller, die in einer Amisch-Gemeinde in Ohio spielen, sind ein internationaler Erfolg.
Zur Sprecherin
Kathleen McInerney ist in den USA als Schauspielerin tätig, u.a. auf Bühnen in New York, sowie als Sprecherin von Radio-Hörspielen, Hörbüchern und Cartoons.
Zum Inhalt (freie Übersetzung des amerikanischen Klappentextes)
Als die Scheune eines amischen Hofs in Painters Mill mitten in der Nacht abbrennt, werden Kate Burkholder und ihre Kollegen eingeschaltet. Auf den ersten Blick wirkt es wie ein Unfall – bis der Leichnam des 18-jährigen Daniel Gingrich gefunden wird. Er wurde in der Sattelkammer eingesperrt und verbrannte bei lebendigem Leib. Wer wollte ihn so grausam töten?
Die Polizei stürzt sich in die Ermittlungen, stößt bei den Amischen jedoch auf eine Mauer des Schweigens. Daniel Gingrich war allseits beliebt, galt als aufrichtig und hilfsbereit und wollte bald heiraten. Warum trachtete ihm jemand nach dem Leben? Umso intensiver Kate ermittelt, desto komplizierter wird dieser Fall. Wer sind hier die Guten und wer der Täter?
Sie wird mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert, muss sich ihren eigenen Geistern stellen und hofft, auf der falschen Spur zu sein…
Meine Meinung
There is some soul of goodness in things evil,
Would men observingly distil it out.
(Es ist ein Geist des Guten in dem Übel,
Zög’ ihn der Mensch nur achtsam da heraus.
Shakespeare, König Heinrich V., 4. Aufzug, 1. Szene)
Dieses Zitat hat Linda Castillo „A Gathering of Secrets“ vorangestellt. Es geht diesmal um Schuld, Scham, Schweigen und Selbstjustiz. Der zehnte Band einer Serie, bei der jeden Sommer eine neue Folge erscheint, könnte langweilig oder überkonstruiert sein. Linda Castillo hingegen gelingt es wieder, ihre Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln.
Im Mittelpunkt steht natürlich Chief of Police Kate Burkholder, der Schauplatz ist diesmal wieder Painters Mill in Ohio und somit spielen auch ihre Kollegen und ihr Partner John Tomasetti eine größere Rolle. Natürlich geht es wieder um einen Fall bei der amischen Bevölkerung, die wie gewohnt ihre Probleme lieber auf ihre eigene Weise ohne die Polizei lösen möchte oder wegschauen (Sieh nichts Böses, hör nichts Böses, sprich nichts Böses.). Der grausame Tod von Daniel Gingrich erschüttert seine Familie, Freunde und Kollegen. Er nutzte die Zeit zwischen Schule und Heirat zum “Rumspringa”, arbeitete in einem nicht-amischen Geschäft, kaufte ein Auto und traf sich mit jungen Frauen. Alle schätzten ihn sehr, was den genau geplanten Mord umso mysteriöser erscheinen lässt.
Man merkt deutlich den Reifeprozess von Kate Burkholder in ihrem Leben. Bei der Arbeit tritt sie gegenüber ihren Kollegen und anderen souveräner auf. Auch ihre Beziehung zu John Tomasetti ist stabiler geworden, beide sind ruhiger und geduldiger, können besser auf den Anderen eingehen und stellen die Beziehung nicht mehr in Frage. Ganz im Gegenteil. Auch Kates Schwester spielt wieder eine kleine Rolle, die beiden nähern sich in jedem Band wieder etwas mehr an
Spoiler Ich könnte mir gut vorstellen, dass Kate im nächsten Band schwanger wird, denn hier sind reichlich Hinweise gestreut, wie kinderlieb sie gerade Säuglingen gegenüber ist.
Zum Fall selbst möchte ich nicht allzu viel schreiben, außer dass Kates bekannte Vergangenheit, der Grund für ihren Austritt aus der Gemeinschaft ihren Blickwinkel bei den Ermittlungen deutlich beeinflussen. Das spielte auch in früheren Bänden schon eine Rolle, jedoch lässt Linda Castillo ihre Hauptfigur auch in dieser Hinsicht reifen während Kate sowohl den Fall als ihren persönlichen moralischen Konflikt lösen muss. Die Autorin greift ein Thema auf, das im letzten Jahr international viele Wellen schlug und auch bei den Amischen leider noch sehr aktuell ist.
Kate McInerney liest in den ersten Kapiteln teilweise etwas stockend, ab dem 5. Kapitel dann wieder souverän mit eigenen Stimmen für die verschiedensten Figuren und vermittelt die Stimmungen perfekt. Eine andere Sprecherin könnte ich mir nach zehn Bänden allerdings auch kaum vorstellen.
Für den nächsten Band wünsche ich mir nur, dass Kate nicht wieder alleine in Lebensgefahr gerät und ihre eigene Vergangenheit zur Abwechslung keine so große Rolle spielt.
Fazit
Kaum erschienen, schon durchgehört und gespannt auf den nächsten Band. So fällt das kurze Fazit für den zehnten Band der Reihe um Kate Burkholder aus. Man lernt wieder Neues über das Leben der Amischen inmitten der modernen Welt um sie herum. Die Serie bleibt spannend, die Haupt- und Nebenfiguren entwickeln sich deutlich weiter, der Fall selbst und das überraschende Ende waren wieder überzeugend und die Sprecherin Kathleen McInerney gehört einfach dazu.
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Stefan am 13. Juli 2018 14:51 La Strada – Gefühle unterwegs
 Verónica Segovia © Marie-Laure Briane
 Alessio Attanasio, Verónica Segovia © Marie-Laure Briane
Am Vorabend der Premiere las ich die Vorberichte in der Süddeutschen Zeitung. Da stand, dass man, wenn man den Film nicht kennt, sich die Handlung vor der Vorstellung anlesen könnte oder auf der Fahrt mit der S-Bahn den halben Film auf YouTube sehen könnte. Das war der Auslöser keine weiteren Vorbereitungen für meinen Besuch zu treffen und alles einfach wirken zu lassen.
Auf der schwarzen Bühne, im Hintergrund ein Meer? oder ein Kornfeld. Davor die Tänzerinnen und Tänzer des Gärtnerplatztheaters. Eine abwechslungsreiche Musik, die ihre Herkunft aus der Begleitung eines Films nicht versteckte. Das sind die Zutaten, die mich berührten. Relativ schnell kam in mir die Vorstellung hoch, dass es hier ein Hörspiel für die Augen gibt. Bilden sich bei einem Hörspiel Bilder im Kopf aus, entstanden hier Assoziationen und Erinnerungsmomente. La Strada habe ich nie gesehen, also nährten sie sich aus anderem: nächtliche Straßenszenen aus Don Camillo, Revuefilme mit Caterina Valente, West Side Story, Duracell,… also vielfach Dinge, die schon meine Eltern in der Jugend kannten und die mich auch in Kindheit und Jugend begleiteten. Es fühlte sich gut an. Warum passierte das? Ich weiß es nicht. Passt das zur Geschichte, die der Film erzählt? Ich weiß es nicht. Aber es fasziniert mich. Dazu trägt insbesondere bei, dass mich die Bewegungen irritierten. Wie geht das? Viele schnelle, harte Bewegung, gleichzeitig leicht und fließend. Dazu gibt es Körperhaltungen, die ich für unmöglich hielt, die aber auch unheimlich ausdrucksstark sind. Mir stellt sich die Frage, soll ich beim nächsten Besuch die Bilder auf mich noch einmal so wirken lassen oder sollte ich mich doch mit der Handlung beschäftigen, und versuchen sie auf der Bühne nachzuvollziehen? Vielleicht lasse ich mir noch ein paar Vorstellungen Zeit dazu.
Termine
15.07.2018 18.00 Uhr
17.07.2018 19.30 Uhr
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