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Fräulein Hedy träumt vom Fliegen – Andreas Izquierdo (Hörbuch)

©Insel Verlag

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14:04 Stunden

ungekürzte Lesung

Sprecher: Michael Schwarzmaier

Hörprobe bei audible

Zum Inhalt (vom Verlag)

»Dame in den besten Jahren sucht Kavalier, der sie zum Nacktbadestrand fährt. Entgeltung garantiert.« – Eine Annonce in der örtlichen Tageszeitung bringt alles ins Rollen: Hedy von Pyritz, 88 Jahre, diszipliniert, scharfzüngig, eitel. Hellwacher Verstand, trockener Humor, zuweilen übergriffig. Eine alte Dame, die meist im Rollstuhl sitzt, sorgt für einen handfesten Skandal in dem kleinen Städtchen im Münsterland, wo sie herrschaftlich residiert.

Aber Fräulein Hedy bleibt unbeirrt: Sie wird ihren Willen durchsetzen! Und findet in ihrem schüchternen, sanften Physiotherapeuten Jan einen Mitstreiter. Vielmehr nötigt sie ihn förmlich dazu. Der junge Mann wird sie fahren. Basta!

Jan hat keinen Führerschein, dafür aber eine nie behandelte Lese-Rechtschreibschwäche, so dass Hedy den Unterricht übernimmt und sich schon bald eine ungewöhnliche Beziehung zwischen den beiden festigt. So vertraut sie ihm nach und nach die Geheimnisse ihrer schillernden Vergangenheit an und verändert damit auf ungeahnte Weise seine Zukunft …

Andreas Izquierdo erzählt in seinem neuen Roman die Geschichte einer Freundschaft zwischen einer alten Frau und einem jungen Mann, die beide für immer verändert – eine Geschichte, die federleicht beginnt und sich dann zu einem wuchtigen, mitreißenden Drama entwickelt.

Zum Autor (vom Verlag)

Andreas Izquierdo, geboren 1968, ist Schriftsteller und Drehbuchautor. Er veröffentlichte u. a. den Roman König von Albanien (2007), der mit dem Sir-Walter-Scott-Preis für den besten historischen Roman des Jahres ausgezeichnet wurde, sowie den Roman Apocalypsia (2010), der den Lovelybooks-Leserpreis in Silber für das beste Buch 2010 erhielt und zum Buch des Jahres bei Vorab-lesen.de gewählt wurde. Zuletzt erschienen von ihm die Romane Das Glücksbüro (2013), Der Club der Traumtänzer (2014) sowie Romeo & Romy (it 4575).

Zum Sprecher (von Wikpedia)

Michael Schwarzmaier (* 11. September 1940 in Frankfurt am Main) ist ein deutscher Schauspieler und Synchronsprecher. Bekannt ist er für seine Rolle des Joachim Herbolz in Lotta in Love, die er von 2006 bis 2007 spielte. Als Synchronsprecher lieh er unter anderem Daniel Stern und James Warwick seine Stimme. In der Serie Law & Order sprach er in den ersten vier Staffeln Chris Noth. Außerdem synchronisierte er einige Animes, darunter den Erzähler in Pokémon (von 1999 bis 2012) und Soun Tendo in Ranma ½. Seit 1989 ist er außerdem immer wieder in der Rolle des Doktors in der britischen Science-Fiction Serie Doctor Who zu hören und lieh darin unter anderem William Hartnell, Patrick Troughton, Jon Pertwee, Tom Baker, Peter Davison, Colin Baker und Sylvester McCoy in mehreren Folgen seine Stimme.

Er hat über 100 Hörbücher gesprochen, unter anderem von Agatha Christie, Stanislaw Lem, Luc Deflo, Jon Evans, Hademar Bankhofer, Lynn Brittney, Chris Kuzneski, Mathias Voelchert, Andreas Föhr, Alfons Schuhbeck, Marc Ritter, Manni Breuckmann, Yann Sola, Douglas Adams etc.

Meine Meinung

Durch die Lesung in Düsseldorf wurde ich neugierig auf das neuste Buch von Andreas Izquierdo, das eine gelungene Mischung aus schwarzhumorigen Elementen und ernsten Themen zu sein schien.

Der Anfang des Buchs ist sehr humorvoll, die beiden Hauptfiguren werden eingeführt und einige Nebenfiguren. Im Mittelpunkt stehen Hedy von Pyritz, eine streitlustige 88-jährige Dame, die heimliche Königin der kleinen Stadt im Münsterland und ihr junger Physiotherapeut Jan. Ihre etwas unglücklich formulierte Anzeige erregt zwar sehr viel Aufmerksamkeit im Ort, jedoch findet sich kein Fahrer und Hedy beschließt, dass Jan sie zum Strand fahren soll. Dieser hat jedoch aufgrund seiner Legasthenie keinen Führerschein und wird unfreiwillig der neuste Stipendiat von Hedys Stiftung für Hochbegabte.

Hedy ist es gewohnt, ihren Willen durchzusetzen und erfährt durch Jan, wie schwer das Lernen für manche Menschen sein kann, dass auch harte Selbstdisziplin nicht immer zum gewünschten Ziel führt. Geduld ist nicht ihre Stärke und sie überfordert Jan mit ihren Erwartungen, denn er ist solche Förderung nicht gewohnt. So aktiv und fordernd wie Hedy ist, so passiv ist Jan, der fast wie ein Zuschauer in seinem eigenen Leben wirkt. Mit der Zeit raufen sich die beiden so ungleichen Figuren zusammen, während Hedys Umfeld glaubt, sie habe den Verstand verloren. Erst die fragwürdige Anzeige, dann ein Legastheniker als Stipendiat…

Wie das Titelbild schon verrät, hat Hedy ein unkonventionelles Leben geführt und darum geht es im zweiten Handlungsstrang. Das Leben im Osten Deutschlands während des dritten Reichs, Hedys Familie und Umfeld wird meiner Meinung nach weitgehend glaubwürdig dargestellt und dieser Teil der Geschichte ist spannend und lebendig geschildert, sprachlich ausgefeilt. Leider fällt die Handlung in der jetzigen Zeit immer mehr ab, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Der rote Faden scheint verloren als Jans Bruder an Bedeutung gewinnt, Hedys Tochter eine größere Rolle spielt und weitere düstere Ereignisse hinzukommen, manches war zu vorhersehbar, anderes ging viel zu schnell bzw. leicht.

Vielleicht habe ich in den letzten Jahren zu viele Bücher gelesen bzw. gehört, in denen es um den zweiten Weltkrieg ging, aber es waren etliche deutlich bessere dabei. Der zweite Weltkrieg ist hier nicht nur Kulisse, auch wenn Elly Beinhorn selbstverständlich nur eine kleine Nebenrolle spielt. Hedys Leidenschaft für das Fliegen ist ansteckend. Das Buch krankt für mich daran, dass es überladen ist. Zu viele Personen, die mal Neben- mal fast Hauptfigur sind, zu viele dramatische Ereignisse und schwere Schicksale. Und ein sehr ernstes Thema wird hier ganz nebenbei sanktioniert.

Selbstjustiz

Ohne der hervorragenden Michael Schwarzmaier hätte ich vielleicht sogar irgendwann abgebrochen oder nur noch das letzte Kapitel gehört. Er ließ die Figuren lebendig werden und vermittelt gekonnt die Atmosphäre und läßt Hedys messerscharfe Zunge aufblitzen.

Fazit

Ein meist warmherziger Roman, der weitaus düsterer und ernster ist als es der Klappentext suggeriert. Die beiden Hauptfiguren wachsen einem mit all ihren Macken recht schnell ans Herz und ihre Lebensgeschichten sind glaubwürdig dargestellt. Die ersten Kapitel und der Handlungsstrang in Hedys Vergangenheit sind leider um Längen besser als der Rest des Buchs, der mit ernsten Themen überfrachtet wird und dem teilweise der rote Faden zu fehlen scheint. Michael Schwarzmaier lässt die Figuren selbst zu Wort kommen und ich werde nach weiteren von ihm gesprochenen Hörbüchern Ausschau halten.

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Lesung Andreas Izquierdo, 08.06.2018, Düsseldorf

Cover Insel Verlag

Cover Insel Verlag

Die Lesung fand im ausverkauften Gemeindesaal in Düsseldorf-Rath statt und zu Beginn wurde Andreas Izquierdo kurz vorgestellt. Er ist als Autor und Drehbuchautor tätig, seine Romane erschienen seit 1995 bei verschiedenen Verlagen. Seine bekanntesten Bücher sind „Apocalypsia“, „Das Glückbüro“ und „Der Club der Traumtänzer“.

„Fräulein Hedy träumt vom Fliegen“ ist sein neuestes Werk und er las sehr ausführlich aus den ersten Kapiteln.

Die Zuhörer lernten die sehr resolute 88-jährige Hedy von Pyritz kennen, die keinen Widerspruch duldet und in einem kleinen Ort im Münsterland lebt. Das Echo auf ihre Anzeige in den „Westfälischen Nachrichten“ (»Dame in den besten Jahren sucht Kavalier, der sie zum Nacktbadestrand fährt. Entgeltung garantiert.« ) in der Zeitung ist enttäuschend. Also sucht sie in ihrem Umfeld nach einem passenden Begleiter und entscheidet sich für ihren neuen Physiotherapeuten Jan, den sie gerne fördern möchte. Jan auf der anderen Seite versucht sich so gut wie möglich gegen Fräulein Hedys Methoden zu wehren.

Es folgte eine kurze Pause, danach ging es weiter mit den nächsten Kapiteln, die gekonnt gelesen das Publikum gut unterhielten. Fräulein Hedy merkt, dass Jan direkte Anweisungen nicht befolgt und beginnt, ihm gezielt Geschichten aus ihrem Leben zu erzählen, um ihn in die von ihr gewünschte Richtung zu lenken. Die Spannungen zwischen den sehr unterschiedlichen Hauptfiguren, ihre so unterschiedlichen Biographien und Fräulein Hedys Vorstellungen sorgen für viel Situationskomik.

Im Anschluss an den Leseteil forderte Andreas Izquierdo das verdutzte Publikum zum Fragen auf: Die Tür sei abschlossen, er sei offen für Fragen und könne aber auch mit Stille gut leben. Es folgte eine gute halbe Stunde voller Fragen und ausführlicher, mal humorvoller, mal ernster Antworten.

Wie er auf das Thema Frauen und Flugzeuge gekommen sei?

Jene Frauen in den 1920er und 1930er Jahren hätten ihn schon immer fasziniert, die Emanzipation schon gelebt hätten bevor es das Wort gab. Sicherlich gäbe es auch heute noch einige gläserne Decken für Frauen, aber Elly Beinhorn, Beate Uhse und viele andere hätten damals eigentlich Unmögliches getan.

Irgendwann sei Hedy in seinem schreibenden Leben aufgetaucht. Damit er über diese Zeit erzählen konnte, musste sie Pilotin sein. Auf dem Titelbild des Buchs ist Emilia Earhart abgebildet, deren Schicksal ihn sichtlich berührte. Ausgerechnet über einer unbewohnten Insel abzustürzen sei besonders übel. Mit seinem Buch habe er den verrückten Frauen in ihren fliegenden Kisten ein Denkmal setzen wollen.

Die Recherche sei schnell gegangen. Der Ort Pyritz liege heute in Polen und sei damals ein pommersches Rothenburg ob der Tauber gewesen. Leider wurde es 1945 dem Erdboden gleichgemacht und bei seiner Reise dorthin habe er nur sozialistische Nachkriegsbauten gesehen. Vom alten Flair sei nichts mehr übrig gewesen und die Reise hätte er sich eigentlich sparen können. Im Militärhistorischen Museum in Berlin habe er viel von Experten gelernt. Über die Flieger selbst, die Munition und was in einer Luftschlacht im Cockpit passiert sei.

Er sei ein visueller Mensch, arbeite auch als Drehbuchautor und oft hätte schon ein Bild aus jener Zeit ausgereicht um einen Film bei ihm ablaufen zu lassen. So zum Beispiel Fotos des Berliner Varietés “Die weiße Maus” mit nur 99 Plätzen, in dem die Gäste Augenmasken trugen, um die Vergangenheit draußen zu lassen. (Laut Andreas Izquierdo waren es weiße Masken, auf den Fotos hier sind es schwarze.)

Ob die Figuren authentisch seien und Hedy seine Großmutter?

Nein, es habe zwar ein optisches Vorbild gegeben, aber kein charakterliches. Seine alte Tante im Rollstuhl in Spanien sei das optische Vorbild und die Ausgangsituation mit der Anzeige sei durch einen Zufall entstanden. Eine Haushälterin habe in Spanien von einer Dame erzählt, die zum Nacktbadestrand wollte. Er habe das Wort „annunzio“ als „Anzeige“ verstanden und schon Bilder vor seinem inneren Auge gehabt. Erst später habe er erfahren, dass „Werbung“ mit alten Damen gemeint war – doch da war die Idee schon geboren und plötzlich sei Hedy dagewesen. Die so geöffnete Tür müsse man als Autor ganz aufmachen und die Ideen hereinlassen.

Die ungekürzte Hörversion erscheine am 28.6., gelesen von Michael Schwarzbach. Zu seinem Bedauern ausschließlich über audible, nicht im Buchhandel verfügbar. Die Lesung gefalle ihm sehr gut, die Figuren würden lebendig. (Nein, diese Frage war nicht von mir. ;-) )

Sein nächstes Buch werde den Titel „Der Therapeut“ tragen. Zum Inhalt könne er noch nicht viel sagen, bisher habe er nur die Grundidee. Seiner Meinung nach wir nirgendwo so viel gelogen wie beim Therapeuten und vielleicht bei der Polizei. Beide seien auf der Suche der Wahrheiten, die eventuell wehtut. Er sei sich noch nicht sicher, ob es vielleicht Krimielemente geben werde.

Ob er beim Beginn des Schreibens schon das Ende kennen würde?

Ja, das stehe dann schon fest. Er finde es etwas respektlos dem eigenen Beruf gegenüber, wenn er ohne das Ende zu kennen beginnen würde. Er glaube, es brauche Vorbereitung und zum Beispiel Gehirnchirurgen oder Pianisten würden auch nicht ohne einen Plan und ein Ziel anfangen. Er habe immer ein akribisch ausgearbeitetes Exposé, die Spannungsbögen seien genau geplant. Wenn er unvorbereitet durch eine Szene stolpere, könne er nicht das Meiste rausholen. So habe er vielleicht sechs Wochen mehr Vorarbeit, spare sich aber sechs Monate Nacharbeit. Eigentlich sei es eine Form der Faulheit und für seinen Kopf besser, so gründlich vorbereitet zu sein.

Aufgrund von atmosphärischen Störungen habe er von Dumont zu Suhrkamp gewechselt. Beide Verlage hätte schon lange belletristische Programme und er fühle sich bei Suhrkamp wohl.

Im Anschluss an die Lesung nahm er sich beim Signieren auch noch viel Zeit für weitere Fragen.

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Mörderisches Vergnügen, 02.03.2013, Domforum Köln

[singlepic id=1473 w=320 h=240 float=left]Mir wurde ja schon viel vorgeschwärmt von dieser Veranstaltung und als es sich nun ergab, dass ich genau an diesem Wochenende in Köln sein würde, war ein Besuch eigentlich Ehrensache.

Der Abend begann schon sehr gut, der fantastische Pianist Steffen Paesler spielte unter anderem Cole-Porter-Songs, zumindest habe ich I get a Kick out of you aus Anything Goes erkannt, dass mich natürlich den ganzen Abend nicht mehr losgelassen hat. Der erste Autor an diesem Abend, der von Moderator Tommy Millhome begrüßt wurde, war der Rettungssanitäter Jörg Nießen. Er hatte vor ein paar Jahren an dieser Stelle sein erstes Buch mit Geschichten aus dem Rettungsalltag vorgestellt und nun war sein zweites an der Reihe, Die Sauerei geht weiter. Als erstes gab er praktischen Anschauungsunterricht in Wiederbelebung und sagte dann, angesprochen auf die Gerüchte, dass seine Geschichten erfunden wären, einen sehr klugen Satz: Das Leben hat doch viel mehr Fantasie als ich. Seine Geschichte um eine Massenlebensmittelvergiftung auf einem Kreuzfahrtschiff auf dem Rhein war brüllend komisch und gewann nochmal durch seine Art des Vortrags.

Als nächstes kam Nele Neuhaus aufs Podium und plauderte als erstes über den Erfolg ihres Romanes Schneewittchen muss sterben in Amerika. Der Name lautet dort Snowwhite must die und erinnert mich an die Fernsehserie Once upon a time. Angesprochen auf die kürzlich im Fernsehen gesendete Verfilmung des Romanes, bekannte sie, damit nicht glücklich gewesen zu sein, die Reaktionen des Publikums zeigten, dass das bei einem Großteil ihrer Fans auch der Fall war. Sie erzählte dann noch, wie es zu ihrem Roman Böser Wolf gekommen war und las zwei spannende Passagen daraus.

Der letzte Autor vor der Pause war der Organisator des Mörderischen Vergnügens, Andreas Izquierdo. Er unterhielt mit Anekdoten aus der Filmbranche und schilderte die Entstehung seines neuen Romanes, Das Glücksbüro. Wenn ich mich nicht täusche, war das die Premierenlesung an diesem Abend, auch wenn es nicht explizit erwähnt wurde. Er las eine wirklich sehr ansprechende Passage aus dem Buch vor, mit gekonnt verteilten Rollen, was der Lesung etwas sehr Lebendiges gab.

Frank Schätzing läutete den zweiten Teil des Abends ein. Natürlich musste er von Tommy Millhome auf die Werbebilder in Unterhose angesprochen werden, obwohl das schon bald vier Jahre her ist. Auch bei ihm kam die Rede auf eine Verfilmung, von Der Schwarm, aber hier war eher die Frage, wann sie denn kommt. Der Autor sagte, man sei auf einem guten Weg und könnte wohl demnächst daran denken zu beginnen. Er versetzte uns dann noch ins Jahr 2025 und las aktuelle Nachrichten vor und ließ dann das Publikum furch Handausheben zweigen, ob sie es für wahrscheinlich hielten, dass es so kommt. Am Ende klärte er dann darüber auf, welche Nachricht bereits jetzt ganz oder beinahe Wirklichkeit sind. Die Zuschauer durften über den Text abstimmen und wählten eine alte Kölner Kurzgeschichte, ich glaube, sie hieß Wrooom oder so ähnlich.

Der letzte Autor an diesem Abend war dann Ralf Kramp, mir noch in bester Erinnerung durch seine geniale Moderation des Tango Criminale in Olsberg im letzten Jahr. Er erzählte, dass das von ihm und seiner Frau Monika geleitete Kriminalhaus in Hillesheim, das neben einer Buchhandlung, dem Café Sherlock und dem Verlag kbv auch die mit 30000 Bänden größte deutschsprachige Krimisammlung beherbergt, demnächst umziehen werde und im September ebenfalls in Hillesheim in neuen Räumlichkeiten eröffnet. Er lass aus der Anthologie Aufgebockt und abgemurkst seine Kurzgeschichte Uschi, mein Sonnenscheinchen. Das war absolut grandios, selten habe ich bei einem Krimi so galcht, was nicht nur an der Geschichte, sondern auch am Vortrag von Ralf Kramp lag. Wenn ihm mal keine Krimis mehr einfallen sollten, kann er auf jeden Fall eine zweite Karriere als Kabarettist starten.

Ein sehr vergnüglicher Abend!

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JA zum Urheberrecht!

[singlepic id=1164 w=240 h=320 float=left]Im Rahmen der Criminale 2012 im Hochsauerlandkreis wurden in einer Pressekonferenz am heutigen Welttag des geistigen Eigentums zwei hochinteressante Aktionen vorgestellt. Zum Einen ist das die Initiative JA zum Urheberrecht, die die Syndikats-Autorinnen Nina George und Angela Eßer ins Leben riefen, als unter anderem die Grünen in ihrem Grundsatzprogramm festlegen wollten, dass die Schutzfrist für Urheber auf fünf Jahre (derzeit 70) verkürzt werden solle. Es ist eine verbandsunabhängige Initiative, die sich als Fürsprecherin der UrheberInnen aller kulturschaffenden Sparten versteht. Bisher hatte die Initiative eine eigene Facebookseite, auf der Statements zum Urheberrecht gesammelt wurden und man brachte sich aktiv in Diskussionen ein, unter anderem mit den Piraten und den Grünen. Ein Pictbadge wurde entwickelt, der seit der Leipziger Buchmesse auch als Button erhältlich ist und dort dem Kulturstaatsminister Neumann angepinnt werden konnte, der sich darüber sehr erfreut zeigte.[singlepic id=1165 w=240 h=320 float=right] Seit heute hat die Initiative nun auch eine eigene Webseite. Dort gibt es Informationen über die Ziele, die Beteiligten, die Unterstützer und die Aktionen der Initiative. Aufgerufen zum Mitmachen sind alle Kulturschaffenden, aber auch Kulturgenießer, die für das Urheberrecht einsetzen wollen. Förderer sind bisher unter anderem namhafte AutorInnenverbände und -gruppen wie das Syndikat, die Mörderischen Schwestern, QuoVadis oder DeLiA sowie aus der Kreativwirtschaft große Verlage wie etwa BasteiLübbe, DroemerKnaur und rowohlt. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels unterstützt die Initiative ebenfalls.
[singlepic id=1166 w=240 h=320 float=left]Eine Aktion zum Thema wurde ebenfalls vorgestellt: Hemd ab for your rights. Acht Autorinnen und Autoren des Syndikats (Guido M. Breuer, Oliver Buslau, Marcel Feige, Andreas Izquierdo, Susanne Kliem, Eva Lirot, Susanne Mischke, Sonja Ullrich) haben sich bis auf die nackte Haut ausgezogen unter dem Motto “Acht Krimischriftsteller ziehen blank – für die Rechte von Autorinnen und Autoren”. Herausgekommen bei der Fotosession in der Kölner Gerichtsmedizin sind die beigefügten drei Plakatmotive, die im Grunde für sich selbst sprechen.
Urheberrecht ist ein Menschenrecht und genauso wie alle anderen Menschenrechte muss es respektiert werden.

Alle Fotos © Das Syndikat / Armin Zedler

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Andreas Izquierdo & Angela Eßer (Hrsg.) – Köln blutrot

Kurzbeschreibung: (von der Verlagsseite)
Deutschlands beste Kurzkrimiautoren haben zugeschlagen: in der Nordstadt, in der Südstadt, op der schäl Sick. Einfach überall. Und jetzt hat unsere schöne Domstadt ein paar Leichen mehr.
Die Bestsellerautoren Jacques Berndorf und Gisbert Haefs haben die Messer gewetzt, die Friedrich-Glauser-Preisträger Norbert Horst, Jürgen Ehlers und Sabina Naber die Pumpgun durchgeladen, die Krimispezialisten Ralf Kramp, Brigitte Glaser, Carsten Sebastian Henn die Axt geschwungen, und die Kölner Killer Helmut Frangenberg, Sibylle Spittler und Hartwig Liedtke im Giftschränkchen gewühlt. Der Träger des Deutschen Kurzkrimipreises, Kai Hensel, hat zusammen mit Sir-Walter-Scott-Preisträger Andreas Izquierdo und Thrillerspezialist U.A.O. Heinlein die Lunten gelegt. Und zum Schluss haben Angela Eßer und Julius Moll sie alle beerdigt.

Illustrationen: Antje Stockmann, mit einem Vorwort von Frank Schätzing

Das schöne an Kurzgeschichten ist, dass man sie mal eben zwischen rein schieben kann. So findet man auf wenige Seiten verdichtet eine ganze Romanhandlung. Gemeinsam ist allen Geschichten, dass sie die Kölner Mentalität und Eigenheiten gut widerspiegeln, jedenfalls so weit ich das beurteilen kann. Das Vorwort von Frank Schätzing weist mit der Tünnes und Schäl-Anekdote den Weg und alle Autoren schaffen es, den besonderen Kölner Flair einzufangen und ihm ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Und wenn man dann noch am Ort der Handlung liest, misst man die Länge am Besten in Kölsch.
Nur ein Kölsch dauerte Jacques Berndorfs Brunkowski, diese Geschichte war nämlich so spannend und gut erzählt, dass ich darüber das Kölsch trinken vergaß. Sie macht auf jeden Fall Lust auf mehr und ich habe mir gleich mal den ersten Eifelkrimi auf die Wunschliste gesetzt. Ebenfalls spannend und in einem sehr direkten, zur Geschichte hervorragend passendem, Erzählstil gehalten ist Nulllinie von Andreas Izquierdo. Beklemmend und sehr realistisch wirkte der Briefstil von Kai Hensels Ermahnungen für Sandra und am Ende von Angela Eßers Opas Geheimnis verzichtet man gerne für eine Weile auf Himmel un Ääd.
Es sind 16 sehr unterschiedliche Geschichten, alle haben mir gut bis sehr gut gefallen. Die Illustrationen von Antje Stockmann werten den Band noch zusätzlich auf.
Für Leute die Krimikurzgeschichten oder Köln mögen, sehr zu empfehlen, für Liebhaber von Beidem ein Muss.

Andreas Izquierdo & Angela Eßer (Hrsg.) – Köln blutrot
Broschiert: 254 Seiten
Verlag: Kölnisch-Preußische Lektoratsanstalt; Auflage: 1 (11. November 2008)
ISBN-13: 978-3940610065

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Lesestoff Belletristik 2011/02 – Andreas Izquierdo & Angela Eßer (Hrsg.): Hamburg blutrot

Taschenbuch: 191 Seiten
Verlag: Kölnisch-Preußische Lektoratsanstalt (6. September 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3940610100
ISBN-13: 978-3940610102

Kurzbeschreibung (Rückseitentext)

Wieder haben Deutschlands beste Krimiautoren zugeschlagen: Auf der Reeperbahn, in Blankenese, in Santa Fu, im Hafen oder in Harburg. Einfach überall. In der Hansestadt türmen sich die Leichen.

Bestsellerautor Uli Wickert und Bella-Block-Erfinderin Doris Gercke haben die Messer gewetzt, die Friedrich-Glauser-Preisträger Carmen Korn, Jürgen Ehlers, Richard Birkefeld und Gunter Gerlach die Lunten gelegt.

Die Krimispezialisten Susanne Mischke, Henrike Heiland und Tatjana Kruse haben die Pumpgun geladen, die Hamburger Killer Nina George, Kai Hensel und Anke Gebert die Axt geschwungen, die Auftragsmörder Romy Fölck und Thomas Kastura im Giftschränkchen gewühlt.

Und zum Schluss haben die Thrillerspezialisten Angela Eßer und Jobst Schlennstedt sie alle beerdigt.

Über die Autoren

Link zur Verlagsseite

Meine Meinung:

Hamburg ist meine zweite Heimat, der größte Teil meiner Familie lebt hier und komplette Sommerferien in Horn gehören zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen. Aber auch als Erwachsene komme ich noch gerne und oft hierher und fühle mich wohl in dieser Stadt. Insofern war diese Krimisammlung natürlich ein Muss und passte zu meinem derzeitigen Besuch in der Stadt an der Elbe.

Die Geschichten haben mir zum größten Teil sehr gut gefallen, wie zum Beispiel “Der Stundendieb” von Nina George, die ein echtes Kleinod ist. Leider haben aber nicht alle Geschichten den nötigen Lokalkolorit, um wirklich in eine Anthologie zu passen, die einer bestimmten Stadt gewidmet ist. Unter diesem Aspekt fand ich  “Randale” von Susanne Mischke klasse, die im Schanzenviertel spielt und sehr authentisch wirkt.

Mein Fazit:
Krimifans nicht nur aus dem hohen Norden kommen hier auf ihre Kosten.

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