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ottifanta am 7. September 2014 23:04 8:07 Stunden
ungekürzte Lesung
Sprecherin: Jayne Entwistle
Hörprobe beim Verlag *klick*
Zum Autor
Alan Bradley wurde 1938 geboren und ist in Cobourg in der kanadischen Provinz Ontario aufgewachsen. Nach einer Karriere als Elektrotechniker, die schließlich in der Position des Direktors für Fernsehtechnik am Zentrum für Neue Medien der Universität von Saskatchewan in Saskatoon gipfelte, hat Alan Bradley sich 1994 aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen, um sich nur noch dem Schreiben zu widmen.
Zur Sprecherin
Jayne Entwistle ist eine britische Hörbuchsprecherin, die in Los Angeles lebt. Für ihre herausragende Sprecherleistung bei den Hörbüchern der Reihe um Flavia de Luce wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet.
Zum Inhalt (freie Übersetzung des englischen Klappentextes)
An einem Frühlingstag im Jahr 1951 versammelt sich die 11-jährige leidenschaftliche Chemikerin und Detektivin Flavia de Luce mit ihrer Familie am Bahnhof von Bishop’s Lacey. Der Anlass ist die Rückkehr ihrer lange verschollenen Mutter Harriet. Kurz nachdem der Zug mit Harriets Sarg eingetroffen ist, wird Flavia von einem großen Fremden angesprochen, der ihr eine kryptische Botschaft zuflüstert. Gleich darauf ist er tot, weil ihn jemand aus der wartenden Menge vor den abfahrenden Zug gestoßen hat.
Wer war dieser Mann und was bedeuten seine Worte? Warum richtete er sie ausgerechnet an Flavia? Zurück in Buckshaw, dem zerfallenden Familiensitz der Familie de Luce, richtet Flavia ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Fall und findet eine alte Filmrolle mit ihr völlig unbekannten Aufnahmen, die sie zu einem Familiengeheimnis führen, in das auch Winston Churchill verwickelt zu sein scheint…
Meine Meinung
Die Vorfreude auf den sechsten Band der Reihe um die junge Flavia de Luce war so groß wie das Risiko, dass das Niveau der Vorgänger nicht gehalten werden kann.
Alan Bradley wartet diesmal mit einer ganz unerwarteten Ausgangssituation auf: Der Leichnam von Flavias Mutter wurde gefunden und nicht nur die gesamte Familie, sondern zahlreiche andere Ehrengäste sind am Bahnhof von Bishop’s Lacey versammelt um den Sarg zu empfangen. Wird wirklich das Geheimnis um ihr Verschwinden gelüftet und somit auch eine Last von Flavia genommen? Denn ihre Schwester werden nicht müde, ihr die Schuld am Verschwinden der Mutter zu geben. Andererseits stirbt nun auch endgültig die letzte Hoffnung, ihre Mutter könne doch noch lebendig auftauchen.
Flavia wirkt in diesem Band deutlich reifer, was sicherlich auch an den drastischen Umständen liegt. Ihr Vater ist überhaupt nicht ansprechbar, ihre Schwestern sehr angespannt, so wie auch der Rest der Anwesenden. Dann geschieht bei der Einfahrt des Zuges auch noch ein Mord, just jener Fremde stirbt, der kurz zuvor das Gespräch mit Flavia gesucht hatte.
Endlich ist Flavia nicht mehr die Jüngste, sondern ihre nicht minder intelligente und wenig zurückhaltende Cousine Undine. Für Flavia eine ganz neue Situation, die Ältere zu sein und ausgerechnet auf ein jüngeres Mädchen aufpassen zu müssen, das in mancher Hinsicht gebildeter ist als sie selbst und mindestens genauso neugierig. Grinsen Das deutsche Titelbild zeigt Flavia bei einer ganz neuen Erfahrung, die sie ihrer Mutter auf andere Weise näher bringt.
Die Entwicklung der bisher bekannten Hauptfiguren und auch das Verhalten von Undine sind glaubwürdig, jede geht anders mit dem Tod der Mutter bzw. Ehefrau um. Weniger glaubwürdig ist das Auftauchen einiger Prominenter, auch wenn früher schon angedeutet wurde, wie bedeutend die Familie de Luce früher war.
Natürlich spielen auch Flavias Labor und ihr detektivischer Spürsinn wieder eine Rolle, wobei sie sich in ihrer Verzweiflung zu sehr fragwürdigen Experimenten hinreißen lässt – was in ihrer Situation und zu jener Zeit nicht ganz unverständlich ist, wenn auch meiner Meinung nach etwas weit hergeholt. Eigentlich ist die Zeit zwischen den Bänden zu knapp, um die inzwischen deutliche Reifung von Flavia glaubwürdig erscheinen zu lassen, auf der anderen Seite bin ich froh, dass sie sich weiterentwickelt, was gerade in diesem Band natürlich sprunghaft passiert.
Der Kriminalfall ist diesmal wirklich eher eine Randerscheinung, Flavias Ermittlungen nehmen zwar einigen Raum ein, ihr Reifeprozess sowie zahlreiche Hintergrundinformationen über das frühere Leben ihrer Eltern deutlich mehr. Hinzu kommen auch Veränderungen bei Flavias Schwestern, das Leben in Bishop’s Lacey geht weiter und auch bei Flavia selbst stehen größere Veränderungen an.
Das Ende wäre auch perfekt passend für den Abschluss der Reihe gewesen, sehr glaubwürdig und stimmig, jedoch sind wohl inzwischen noch weitere vier Bände vorgesehen.
Die Stimme von Jayne Entwistle ist für mich inzwischen zu der von Flavia geworden, mal vorlaut, mal sehr verletzlich und stets den passenden Ton findend.
Fazit
Auch der sechste Band um die junge leidenschaftliche Chemikerin und Hobby-Detektivin Flavia de Luce ist unterhaltsam, wenn auch mit düsteren Untertönen als die Vorgänger. Der Leichnam von Flavias Mutter wurde gefunden und die Atmosphäre daher entsprechend ernster.
Flavia entwickelt sich deutlich und glaubwürdig weiter, auch die anderen Mitglieder ihrer Familie spielen wieder wichtige Rollen, insbesondere eine naseweise und hochintelligente jüngere Cousine.
Eigentlich sollte dieser Band den Abschluss der Reihe bilden, die jetzt auf zehn Bände ausgeweitet wird. Hoffentlich gelingt es Alan Bradley, Flavia auch die nächsten vier Bände ähnlich glaubwürdig erscheinen zu lassen.
Die deutsche Fassung ist für Oktober angekündigt, die ISBN für das Hörbuch noch nicht verfügbar, diese trage ich dann nach.
P.S. Sam Mendes hat sich die Filmrechte gesichert und es ist ein TV-Serie geplant.
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Corinna Klimek am 4. September 2014 23:12 [singlepic id=1972 w=320 h=240 float=left]Die Kammeroper München legt mit Kaspar Hauser bereits das vierte Opernpasticcio vor, allerdings hat man sich hier von der Komödie verabschiedet. Wie Regisseur Dominik Wilgenbus und Arrangeur Alexander Krampe bei der Einführung verdeutlichten, ging das Thema von der Musik aus. Schubert hat durchaus Opern geschaffen, 17 Bühnenwerke inklusive Schauspielmusik finden sich in seinem Werk. Allerdings sind diese, wenn man als Maßstab die Lieder von Schubert nimmt, nicht wirklich inspiriert, was an der mangelnden Aufführungspraxis von Schubert gelegen haben könnte. Auch heute findet man die Werke nur selten auf dem Spielplan der deutschen Theater, sie sind deshalb auch weitgehend unbekannt.
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[singlepic id=1970 w=320 h=240 float=left]Das klingt absurd? Ist es aber nicht. Der rote Faden ist Kaspar Hauser selbst, an ihm entspinnt sich eine Geschichte aus Rückblenden, Traumbildern und Märchensequenzen. Dominik Wilgenbus hat ein feines Gespür für das, was er dem Publikum zumuten kann, wo es noch mitgeht, mithalten kann. Es wird eingehüllt in diese Lebensgeschichte dieses außergewöhnlichen Mannes, dessen Geheimnis bis heute nicht ergründet ist. Er spielt perfekt mit dem Bühnenbild von Udo Vollmer, das eigentlich nur aus ein paar Stangen auf Rädern besteht, an die ab und zu mal etwas hingehängt wird oder die Sänger drin herumklettern, das aber doch so vielschichtig ist wie zehn Prospekte. Sehr gut in die Zeit passend waren die Kostüme von Katharina Raif.
[singlepic id=1969 w=320 h=240 float=right]Die Kammeroper München hat, wie immer eigentlich, exzellente junge Sänger für diese Produktion engagiert, allen voran der junge portugiesische Bariton André Baleiro, der die Titelrolle mit starker Bühnenpräsenz und großem Einfühlungsvermögen zeigte. Die anderen Sänger übernehmen jeweils mehrere Rollen, stark Katherina Konradi als Daumers Katze und Florence Lousseau als Hausers Mutter. Altistin Aline Kostrewa war an diesem Abend etwas gehandicapt, so dass sie nur Singen (was sie ausgezeichnet tat), aber nicht spielen konnte. Der Regieassistentin Franziska Reng ist es zu verdanken, dass der Abend nicht ausfallen musste, sie spielte die Rollen, als hätte sie die ganze Zeit nichts anderes getan. Thomas Huber, Philipp Jekal und Clemens Joswig ergänzten das prächtige Ensemble.
Ich gestehe, weder die Winterreise noch die schöne Müllerin geben mir besonders viel. Ich bin kein großer Fan von Schuberts Liedzyklen, aber die Musik an diesem Abend war einfach traumhaft. Die Ensembles so ätherisch-schön, die Arien nicht minder. Da hat Arrangeur Alexander Krampe ganze Arbeit geleistet. Das Orchester der Kammeroper München unter Nabil Shehata musizierte sehr klar und rein und machte den Abend zu einem vollkommenen Vergnügen.
Regie Dominik Wilgenbus, Arrangement Alexander Krampe, Musikalische Leitung Nabil Shehata, Bühne Udo Vollmer, Kostüme Katharina Raif, Choreographie Bettina Fritsche, Maske Tatjana Bösch, Licht Wolfgang Förster, Regiesassistenz Franziska Reng, Dramaturgie Karoline Wernicke, Musikalische Assistenz Andreas Partilla, Requisite Helmut Eiler
Kaspar Hauser André Baleiro, Das “Du” Philipp Jekal, Gerichtspräsident Feuerbach Clemens Joswig, Professor Daumer Thomas Huber, Daumers Katze Katharina Konradi, Lord Stanhope Aline Kostrewa, Kaspars Mutter Florence Losseau, Flöte Christiane Steffens, Klarinette Christophe Gördes, Fagott Ruth Gimpel, Violinen Anton Roters Senta Kraemer, Viola Georg Roters, Violoncello Thomas Wollenweber, Akkordeon Alexander Kuralionok, Kontrabass Ronald Schweppe, Gitarre Iva Nezic
Weitere Vorstellungen am 6., 7., 10., 11. und 13. September im Hubertussaal
Fotos ©Sabina Tuscany
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Corinna Klimek am 2. September 2014 23:43  Prinz Kaspar – oder das letzte Rätsel
Prinz Kaspar – oder das letzte Rätsel
Ein detektivisches Opernerlebnis für Groß und Klein
Musik von Franz Schubert
Fritz Feuerbach will es allen beweisen: Es steckt ein grandioser Detektiv in ihm! Sollen die anderen ruhig über seine ungewöhnlichen Gedanken und Einfälle lachen. Er wird das größte Rätsel der letzten 200 Jahre lösen: das Rätsel um die wahre Herkunft von Kaspar Hauser.
Ihr wisst nicht, wer Kaspar Hauser ist? Ihr kennt ihn nicht, diesen wunderlichen Jungen, der plötzlich auf dem Marktplatz der Stadt Nürnberg steht, von seiner möglicherweise königlichen Abstammung nichts ahnt und nur einen Satz sagen kann: “Ein Reiter will ich werden, wie mein Vater einer war.”?
Staunt und rätselt mit! Die Kammeroper München entdeckt mit der mal heiteren, mal melancholischen Musik von Franz Schubert und detektivischem Witz die Geschichte vom Findling Kaspar Hauser neu. Mit der kleinen Oper “Prinz Kaspar” bietet sie ein berührendes und aufregendes Theatererlebnis für die ganze Familie!
Musik Franz Schubert, Text/Dramaturgie Karoline Wernicke, Regie Anette Klare, Ausstattung/Illustrationen Peter Engel, Mitwirkende: Schauspiel/Gesang Maximilian Nowka, Flöte Christiane Steffens, Klarinette Christophe Gördes, Cello Thomas Wollenweber, Akkordeon Alexander Kuralionok
Premiere 3. September 2014 im Schloss Nymphenburg, weitere Vorstellungen 4./6. (15 Uhr) und 7.9.2014 (11 Uhr)
Eine Produktion von „Projekt Kammeroper München e.V.”
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Andreas M. Bräu am 15. August 2014 13:08 [singlepic id=1477 w=240 h=320 float=left]Die Lesung boomt – und hat verschiedene Tücken. Andreas M. Bräu kann davon ein Liedchen singen.
http://www.nacht-gedanken.de/ansichten-eines-akteurs/
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Andreas M. Bräu am 30. Juli 2014 14:28 [singlepic id=1636 w=320 h=240 float=left]In einem Opernhaus begegnet man so manchem seltsamen Getier, wie Andreas M. Bräu beobachtet.
http://www.nacht-gedanken.de/auf-der-galerie/
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Andreas M. Bräu am 15. Juli 2014 16:09 Premierenfieber
[nggallery id=121]
So etwa ab dem Mittag kann ich nichts mehr essen. Am frühen Nachmittag setzt das Magengrummen ein. Gegen Abend hin wird es heiß und sobald ich viel zu früh im Theater angekommen bin, wird es anstrengend. Vor allem weil die Zeit bis zur Initialzündung ab der Maske zerdehnt wird, dass man am liebsten selbst die Leute auf ihre Premierenplätze bitten würde.
Dabei war ich nie einer der wirklich Aufgeregten, wenn es darum geht, die allererste, doch hoffentlich gänzlich ausverkaufte, und überall beblickte Vorstellung zu überstehen. Im Gegenteil, aus feierlustigem Größenwahn legte ich die Kinipremiere 2011 mit meinem Wiegenfestreinfeiertermin zusammen und beging diesen mit 70 geladenen Gästen, die dann auch alle in der Premiere saßen, was den Druck nicht unbedingt verringerte.
Vor der Ersten ist man immer nervös, je mehr beindruckenswerte nahe Menschen aber drinsitzen, umso komplizierter wird die Geschichte. Denn eigentlich geneigt und freundlich habe diese den Vergleich und sollen nach Möglichkeit besonders bespaßt und erfreut werden. Sitzt aber niemand Liebes in der Premiere, macht das den Abend noch abstruser, vielleicht unterspannt und trotzdem wichtig. Natürlich liegt es auch an der Gründlichkeit der Proben, ob man mit heißkalten Nacken ohne einen Clou in Richtung Bühne improvisiert oder passgenau die Abläufe gleiten lässt.
Da hilft auch die Hungerkur nichts und die Aufregung ohnehin nicht. Das helfen nur Proben und selbst dann entscheidet die Magie und die Chemie über Gelingen oder Misslingen einer fiebrigen Premiere.
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Andreas M. Bräu am 30. Juni 2014 16:04 Alle für die Oper
[nggallery id=119]
Ein Kulturenthusiast muss wetterfest sein. Sei es bei Freiluftaufführungen zwischen Gewitter und Sturmwind, sei es im Schneechaos auf dem Weg zum Theater. Insbesondere aber zur Festspielsaison, wenn die Oper für alle lockt. Was ist das für eine großartige Einrichtung, den schönsten Platz Münchens in ein Festivalgelände zu verwandeln und gemeinsam aneinander gekuschelt der Musik zu lauschen und eine Vorstellung zu erleben, die ansonsten dem betuchten Festspielpublikum vorbehalten bliebe. Das eigene Tuch spielt dabei eine entscheidende Rolle, denn die Wettergötter stehen mit den Musikgöttern wohl so gar nicht auf einer Seite. Jahr für Jahr regnet es ausgerechnet an diesem Tag mit Vorliebe. Der Enthusiast ging nicht im Rhein, aber im Regen baden, als er 2012 die Götterdämmerung am Platz erleben wollte. Kaum dämmerte die Ouvertüre, ergoss sich auch der Himmel aus allen Kübeln und Hörnern. Die kunstunlieben Aufpasser einer Sicherheitsfirma verboten dämlicherweise einen Luftpolster unter dem enthusiasmierten Unterteil. Die Gefahr einer Stolperschwelle im Gefahrenfalle wäre ja auch massiv gewesen, verblieben doch einige dutzend Wettergegerbte auf dem Platz, als kurz danach der Himmel dämmerte und für etwa zwei Stunden Ruhe mit dem Regen war. Kaum starb aber Siegfried, weinte auch der bayrische Himmel erneut und am Ende des Abends waren Tränen der Erlösung vom patschnassen Regenwasser nicht mehr zu trennen.
Ein R(h)einfall? Oh nein.
Das Wetter man halt nicht kiesen kann.
In diesem Fall nun spülte das Arbeitsschicksal den Enthusiasten auf die andere Seite der Absperrung hinein ins Festspielhaus zur Tellpremiere. Nicht wehmütig, aber ein wenig verwirrt ob der Entwicklung blickte er von den Festivalstufen neben russischer Sopranistin und gealterten Schätzchen hinüber zu den vielen Enthusiasten. Vorsorglich im Cape wurden sie wieder geduscht, doch auch sie blieben, bis der Apfel platzte, ein Regenbogen seine Bahn zum Galopp zog und schlussendlich Luftballons gen Himmel stiegen. Der Enthusiast freut sich über so viele Begeisterte, die das Wetter weniger wichtig als die Kunst nehmen. Was macht schon Nässe aus, wenn Rossini wärmt? Wer braucht einen Sitzplatz, wenn er neben der/dem Liebsten auf der gleichen Decke sitzt? Wer will ausgschamde Käferhäppchen bei mitgebrachtem Sekt und Leckereien? Wer braucht das Schätzchen, wenn er einen Schatz hat?
Am Ende werden sie alle belohnt. Sie haben dem Wetter getrotzt und ausgehalten, bis die Schweiz befreit und der Himmel beruhigt war. Die Soli kamen heraus, der Bachler grüßt, der Applaus brandet auf und das höfliche Zaunpublikum leistet sich weniger Buhs als die Ränge der Ganz-Gscheiden. Warum? Weil sie den Sinn der Oper verstanden haben und nicht nur alle in den Genuss der Musik kamen, sondern alle etwas für die Oper getan haben, indem sie an einem Sommerabend zwischen Kübel, Cape und Tell gezeigt haben, dass es noch immer genügend Menschen gibt, die aus Enthusiasmus und Liebe zur Musik ausharren, genießen, loben und lieben.
Der Enthusiast zieht gerührt seinen getrockneten Hut.
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Corinna Klimek am 29. Juni 2014 15:32
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Corinna Klimek am 26. Juni 2014 22:46 [singlepic id=1931 w=320 h=240 float=left]Eine musikalische Begegnung zwischen Mozart und dem Fußball
Auch der beste Fußballer aller Zeiten trifft nicht immer nur das Tor. Aber der 7jährige Willi erwischt einen fremden Jungen am Kopf, und der nimmt auch noch seinen Ball mit nach Hause!
Ihn zurückzuholen entpuppt sich als Willis größtes Abenteuer, denn an Wolfgang Amadeus Mozart ist einfach nicht heranzukommen. Der ist nämlich ein Wunderkind und macht den ganzen Tag nur Musik: auf dem Klavier, der Geige und sogar am Schreibtisch! Seinen Ball zurückbekommen, schön und gut. Doch zunächst einmal muss Willi jetzt wissen, wie das geht: Komponieren!
Und was eine Sonate ist! Und eine Sinfonie! Und eine Oper!
Willi schafft es schließlich doch in Wolferls Zimmer, wo die beiden zum Schluss gemeinsam ein geniales Fußball-Konzert erfinden…
Geschichte und Regie Dominik Wilgenbus
Arrangement Alexander Krampe
Erzähler Dominik Wilgenbus
Puppenspieler Albrecht von Weech
Flöte Christiane Steffens
Klarinette Christophe Gördes
Fagott Ruth Gimpel
Klavier Dominik Wilgenbus
Termine: 4. Juli 2014, 16 Uhr, 6. Juli, 11 Uhr, 13:30 Uhr und 15 Uhr
Ort: Johannissaal, Schloss Nymphenburg
Preis: Kinder 9 €, Erwachsene 13 €
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Andreas M. Bräu am 15. Juni 2014 21:32 Online K(c)asten
[nggallery id=117]
Nach den Worten zum Werben, beziehungsweise eigentlich vor dem zur Werbung werden, muss man erst einmal geworben werden und wichtiger noch: genommen werden.
Das passiert beim Casting. Oft genug in einer kleinen Agentur mit einem Kamera-Casting durch einen Redakteur, der eigentlich immer alles gut findet, was man halt so anbietet.
„Du bist in einer Raumstation und arbeitest schwerelos an deinem Tablet“, kann es dann schon mal in einem Bogenhausener Hinterhof heißen. Hebt man halt ab, wenn man den Job will. Und glauben sie mir: Man will immer den Job.
Manchmal aber schicken sie dir neuerdings nur eine Anleitung mit einigen Storyboards und dann darfst du via Online-Casting selber ran.
Schnapp dir eine Kamera und selfie dich zum Engagement. Im besten Falle betätigt jemand aus dem näheren Freundeskreis, der sich ohnehin nicht für dich schämt und die notwendigen Selbstbewerbungskniffe dieses Jobs kennt, den Trigger. Denn der brave Kamerateur hält drauf, während du dich meist gleich zweisprachig anbiederst und darlegst, warum eben natürlich und gerade du und sowieso, weil es ideal passen würde, für diesen Rasierer werben oder diesen Lover geben möchtest. Dann kann es sein, dass du einfach noch ein paar Impressionen von dir hinterherschickst. Wieder mal Profil und Händchen vorzeigen.
Also erneut das Knipskisterl scharf gestellt. Vormittags in den Smoking, Hollerschorle den Champagner doubeln lassen – wobei viele Kollegen, na ja, egal… – und hinein in den erwünschten Jetset-Abend. Dann flirtest du umwerfend mit deiner Heimkamera, der Abdrücker kugelt sich oft schon hinter der Linse am Boden. Du gibst alles: Latino, Clooney, 007, Andy Borg, was halt erwünscht ist, während da nur das kleine Urlaubsknipsding auf einem Stapel Brockhäusern steht und entscheidet, ob du den Job bekommst, oder eben nicht.
Dann das übliche Paket geschnürt, rüber über die Cloudwolke und an deinen Agenten und weiter an den Kunden und der klickt dich dann an, denkt sich „schöne Wohnung“ oder „miese Kameraqualität“, dem fällt dann vielleicht dein Gesicht auf und ihm gefällt vielleicht der Augenaufschlag und schon katapultiert dich der Freizeitfotoapparat in ein richtig gutes Set mit ein paar schönen Drehtagen oder du justierst ihn schon fürs nächste Onlinevorsprechen, für den heißen Draht, für den nächsten Versuch, von deiner vor eine richtige Kamera zu kommen.
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