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Online K(c)asten

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Nach den Worten zum Werben, beziehungsweise eigentlich vor dem zur Werbung werden, muss man erst einmal geworben werden und wichtiger noch: genommen werden.
Das passiert beim Casting. Oft genug in einer kleinen Agentur mit einem Kamera-Casting durch einen Redakteur, der eigentlich immer alles gut findet, was man halt so anbietet.
„Du bist in einer Raumstation und arbeitest schwerelos an deinem Tablet“, kann es dann schon mal in einem Bogenhausener Hinterhof heißen. Hebt man halt ab, wenn man den Job will. Und glauben sie mir: Man will immer den Job.
Manchmal aber schicken sie dir neuerdings nur eine Anleitung mit einigen Storyboards und dann darfst du via Online-Casting selber ran.
Schnapp dir eine Kamera und selfie dich zum Engagement. Im besten Falle betätigt jemand aus dem näheren Freundeskreis, der sich ohnehin nicht für dich schämt und die notwendigen Selbstbewerbungskniffe dieses Jobs kennt, den Trigger. Denn der brave Kamerateur hält drauf, während du dich meist gleich zweisprachig anbiederst und darlegst, warum eben natürlich und gerade du und sowieso, weil es ideal passen würde, für diesen Rasierer werben oder diesen Lover geben möchtest. Dann kann es sein, dass du einfach noch ein paar Impressionen von dir hinterherschickst. Wieder mal Profil und Händchen vorzeigen.
Also erneut das Knipskisterl scharf gestellt. Vormittags in den Smoking, Hollerschorle den Champagner doubeln lassen – wobei viele Kollegen, na ja, egal… – und hinein in den erwünschten Jetset-Abend. Dann flirtest du umwerfend mit deiner Heimkamera, der Abdrücker kugelt sich oft schon hinter der Linse am Boden. Du gibst alles: Latino, Clooney, 007, Andy Borg, was halt erwünscht ist, während da nur das kleine Urlaubsknipsding auf einem Stapel Brockhäusern steht und entscheidet, ob du den Job bekommst, oder eben nicht.
Dann das übliche Paket geschnürt, rüber über die Cloudwolke und an deinen Agenten und weiter an den Kunden und der klickt dich dann an, denkt sich „schöne Wohnung“ oder „miese Kameraqualität“, dem fällt dann vielleicht dein Gesicht auf und ihm gefällt vielleicht der Augenaufschlag und schon katapultiert dich der Freizeitfotoapparat in ein richtig gutes Set mit ein paar schönen Drehtagen oder du justierst ihn schon fürs nächste Onlinevorsprechen, für den heißen Draht, für den nächsten Versuch, von deiner vor eine richtige Kamera zu kommen.

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