La Finta Semplice
Oper in drei Akten
Musik von Wolfgang Amadeus Mozart
Text von Carlo Goldoni
ist die erste abendfüllende Oper Mozarts, die er mit nur 12 Jahren komponierte und die ihre Premiere aufgrund von Intrigen nicht, wie geplant, am Wiener Hof, sondern in Salzburg erlebte. Die sichere Charakterisierung von Personen und Situationen, der permanent dramatische Grundton lassen bereits deutlich das musikdramatische Genie erkennen.
Die Fassung der Kammeroper München unterstreicht die Nähe des Werkes zur „Commedia dell ́arte“, indem sie aus den zwei alten Junggesellen des Originals in bester italienischer Tradition zwei Tanten – also Travestie-Rollen für einen Tenor und einen Bass – und im Maskenspiel Hauskatze und Pferd zu Kommentatoren der Handlung macht, die schließlich selbst in den Sog des menschlich-allzumenschlichen Treibens geraten.
Eine raffinierte junge Frau auf der Suche nach Zerstreuung und Abenteuer spielt mit den Gefühlen zweier altjüngerferlicher Schwestern und eines jungen Liebespaares. Quasi im Vorübergehen stiftet sie zwei Ehen und zieht noch ihren ganz persönlichen Vorteil aus dem virtuos-gefährlichen Spiel.
Einzigartig wird dieses leichtsinnige Spiel der Leidenschaften in der Hand eines komponierenden Kindes: Die Welt der Erwachsenen in völlig neuer Perspektive, vom genialen „Wolferl“ durch die präpubertäre Brille betrachtet, ist Anlaß zu lachendem, staunendem und erschreckendem Erkennen.
Nicht etwa, daß hier von Abgründen gar keine Spur wäre, aber Mozart wirft noch keinen Blick in sie hinein wie zehn Jahre später, sondern hüpft stattdessen in aberwitzigen Sprüngen über sie hinweg.
Inhalt:
Die kleine Pension der Schwestern Cassandra und Polidora wird seit einigen Tagen von Fracasso belagert. Er hat sich in Giacinta verliebt, die dort unter der klosterhaften Obhut ihrer Tante aufwächst. Vor allem an der männerfeindlichen Cassandra beisst er sich jedoch die Zähne aus.
Polidora ist dem anderen Geschlecht umso heftiger zugetan: Hals über Kopf verliebt sie sich in einen fremden jungen Mann, gibt ihm trotz absoluten Hausverbots für Männer ihr eigenes Zimmer und fasst sofort Heiratspläne.
Cassandra will den Störenfried die Tür weisen, verfällt aber ebenfalls seinem frechen Charme. Dabei handelt es sich um die verkleidete Rosina, ein lebenslustiges Fräulein, das mit der einzigen Absicht, sich einen Tag lang zu amüsieren, eingetroffen ist.
Als sie auch noch Fracasso um Unterstützung bei der Eroberung einer gewissen Bewohnerin des Hotels bittet, als welche sie selbst erscheinen will, weckt sie seine Eifersucht und den Verdacht der Untreue gegen seine Geliebte Giacinta.
Damit beginnt ein Verwirr- und Verwechslungsspiel, ein Hin und Her der Verkleidungen, aus dem auch Rosina am Ende nur knapp mit heiler Haut hervorgeht. Und die Moral von der Geschicht? Ganz einfach: “Sich-Nicht-Amüsieren ist strengstens verboten!”
Musikalische Leitung Nabil Shehata
Regie Dominik Wilgenbus
Arrangement Alexander Krampe
Bühnenbild Peter Engel
Kostüme Sandra Münchow
Rosina/Don Gisberto Eva-Maria Schmid
Donna Cassandra Carl Rumstadt
Donna Polidora Julian Freibott
Giacinta Susan Zarrabi
Fracasso Dino Lüthy
Ninetta Leonor Amaral
Simone Clemens Joswig
Orchester der Kammeroper München
[singlepic id=1972 w=320 h=240 float=left]Die Kammeroper München legt mit Kaspar Hauser bereits das vierte Opernpasticcio vor, allerdings hat man sich hier von der Komödie verabschiedet. Wie Regisseur Dominik Wilgenbus und Arrangeur Alexander Krampe bei der Einführung verdeutlichten, ging das Thema von der Musik aus. Schubert hat durchaus Opern geschaffen, 17 Bühnenwerke inklusive Schauspielmusik finden sich in seinem Werk. Allerdings sind diese, wenn man als Maßstab die Lieder von Schubert nimmt, nicht wirklich inspiriert, was an der mangelnden Aufführungspraxis von Schubert gelegen haben könnte. Auch heute findet man die Werke nur selten auf dem Spielplan der deutschen Theater, sie sind deshalb auch weitgehend unbekannt.
[singlepic id=1971 w=320 h=240 float=right]Bei dem Traumspiel genannten Werk der Kammeroper handelt es sich um keine Rekonstruktion einer historischen Wahrheit mit Hilfe der Oper, sondern vielmehr um eine Abfolge von Episoden, die aus Kaspar Hausers Leben bekannt sind. Interessant hierbei ist die Verwendung von Stücken aus dem Lazarus-Fragment, einem unvollendeten Oratorium von Schubert. Die Geschichte Kaspar Hausers ist nicht nur sehr plakativ verwandt mit der von Lazarus, der Todestag Hausers, der 17.12., ist gleichzeitig auch der Lazarustag. So viele Zufälle kann es gar nicht geben, und so identifiziert sich Hauser in Wilgenbusch’ Fassung auch mit Lazarus, aber gleichzeitig auch mit dem Froschkönig.
[singlepic id=1970 w=320 h=240 float=left]Das klingt absurd? Ist es aber nicht. Der rote Faden ist Kaspar Hauser selbst, an ihm entspinnt sich eine Geschichte aus Rückblenden, Traumbildern und Märchensequenzen. Dominik Wilgenbus hat ein feines Gespür für das, was er dem Publikum zumuten kann, wo es noch mitgeht, mithalten kann. Es wird eingehüllt in diese Lebensgeschichte dieses außergewöhnlichen Mannes, dessen Geheimnis bis heute nicht ergründet ist. Er spielt perfekt mit dem Bühnenbild von Udo Vollmer, das eigentlich nur aus ein paar Stangen auf Rädern besteht, an die ab und zu mal etwas hingehängt wird oder die Sänger drin herumklettern, das aber doch so vielschichtig ist wie zehn Prospekte. Sehr gut in die Zeit passend waren die Kostüme von Katharina Raif.
[singlepic id=1969 w=320 h=240 float=right]Die Kammeroper München hat, wie immer eigentlich, exzellente junge Sänger für diese Produktion engagiert, allen voran der junge portugiesische Bariton André Baleiro, der die Titelrolle mit starker Bühnenpräsenz und großem Einfühlungsvermögen zeigte. Die anderen Sänger übernehmen jeweils mehrere Rollen, stark Katherina Konradi als Daumers Katze und Florence Lousseau als Hausers Mutter. Altistin Aline Kostrewa war an diesem Abend etwas gehandicapt, so dass sie nur Singen (was sie ausgezeichnet tat), aber nicht spielen konnte. Der Regieassistentin Franziska Reng ist es zu verdanken, dass der Abend nicht ausfallen musste, sie spielte die Rollen, als hätte sie die ganze Zeit nichts anderes getan. Thomas Huber, Philipp Jekal und Clemens Joswig ergänzten das prächtige Ensemble.
Ich gestehe, weder die Winterreise noch die schöne Müllerin geben mir besonders viel. Ich bin kein großer Fan von Schuberts Liedzyklen, aber die Musik an diesem Abend war einfach traumhaft. Die Ensembles so ätherisch-schön, die Arien nicht minder. Da hat Arrangeur Alexander Krampe ganze Arbeit geleistet. Das Orchester der Kammeroper München unter Nabil Shehata musizierte sehr klar und rein und machte den Abend zu einem vollkommenen Vergnügen.
Regie Dominik Wilgenbus, Arrangement Alexander Krampe, Musikalische Leitung Nabil Shehata, Bühne Udo Vollmer, Kostüme Katharina Raif, Choreographie Bettina Fritsche, Maske Tatjana Bösch, Licht Wolfgang Förster, Regiesassistenz Franziska Reng, Dramaturgie Karoline Wernicke, Musikalische Assistenz Andreas Partilla, Requisite Helmut Eiler Kaspar Hauser André Baleiro, Das “Du” Philipp Jekal, Gerichtspräsident Feuerbach Clemens Joswig, Professor Daumer Thomas Huber, Daumers Katze Katharina Konradi, Lord Stanhope Aline Kostrewa, Kaspars Mutter Florence Losseau, Flöte Christiane Steffens, Klarinette Christophe Gördes, Fagott Ruth Gimpel, Violinen Anton Roters Senta Kraemer, Viola Georg Roters, Violoncello Thomas Wollenweber, Akkordeon Alexander Kuralionok, Kontrabass Ronald Schweppe, Gitarre Iva Nezic
Weitere Vorstellungen am 6., 7., 10., 11. und 13. September im Hubertussaal
[singlepic id=1698 w=240 h=320 float=left]Operette nach dem Lustspiel von Brandon Thomas
Buch & Gesangstexte von Dominik Wilgenbus
Musik von Ernst Fischer Bearbeitung &
Arrangement von Alexander Krampe
Seit der Uraufführung 1892 ist „Charleys Tante“ ein Publikumsrenner. Die größten Schauspieler reißen sich bis heute darum, als falsche Tante und Anstandsdame das viktorianische Oxford aus den Fugen zu bringen, jegliche Prüderie und geheuchelte Moral der Lächerlichkeit preiszugeben. Erstaunlich, dass der Lustspielklassiker nicht längst auch als Operette existiert, schreit doch das Spiel mit echten, falschen, unterdrückten und entfesselten Gefühlen von je nach Musik! Die Kammeroper München ist zur Stelle, um diese Lücke auf bewährte Weise zu schließen: mit Witz, Charme und vor allem der hinreißenden Unterhaltungsmusik von Ernst Fischer aus den 30er bis 50er Jahren. Ob aber dank Überraschung oder Vergnügen – ein verrücktes Abenteuer ist garantiert… „… wenn man eine Tante hat!“
Musikalische Leitung Nabil Shehata
Regie Dominik Wilgenbus
Arrangement Alexander Krampe
Bühnenbild Peter Engel
Kostüme Uschi Haug
Choreographie Bettina Fritsche
Licht Wolfgang Förster
Colonel Sir Francis Chesney: Torsten Frisch
Lord Stephen Spettigue: Stefan Kastner
Charles Wykeham: Maximilian Kiener
Lord Fancourt Babberley: Max Nowka
Donna Lucia d’Alvadorez: Katharina Blaschke
Amy Spettigue: Anne-Katrin Steffens
Ela Delahay: Katharina Konradi
Butler Brasset: Tobias Frank
Orchester der Kammeroper München
Premiere: 9. Januar 2014
Weitere Termine: 11., 12., 23., 24., 25. Januar 2014 14., 15., 16. Februar 2014 2., 3., 4. März 2014 um jeweils 19.00h, Künstlerhaus am Lenbachplatz, Festsaal
[singlepic id=1373 w=320 h=240 float=left]Über die wirklich sehr gelungene Premiere der Kammeroper München habe ich wieder drüben bei mucbook geschrieben.
Gestern war die wohl leider letzte Wiederaufnahme der schönen Inszenierung dieses selten gespielten Stückes. Ich habe drüben bei mucbook drüber berichtet.
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