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Alan Bradley – Flavia de Luce 6: Tote Vögel singen nicht

8:07 Stunden
ungekürzte Lesung
Sprecherin: Jayne Entwistle
Hörprobe beim Verlag *klick*

Zum Autor
Alan Bradley wurde 1938 geboren und ist in Cobourg in der kanadischen Provinz Ontario aufgewachsen. Nach einer Karriere als Elektrotechniker, die schließlich in der Position des Direktors für Fernsehtechnik am Zentrum für Neue Medien der Universität von Saskatchewan in Saskatoon gipfelte, hat Alan Bradley sich 1994 aus dem aktiven Berufsleben zurückgezogen, um sich nur noch dem Schreiben zu widmen.

Zur Sprecherin
Jayne Entwistle ist eine britische Hörbuchsprecherin, die in Los Angeles lebt. Für ihre herausragende Sprecherleistung bei den Hörbüchern der Reihe um Flavia de Luce wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet.

Zum Inhalt (freie Übersetzung des englischen Klappentextes)
An einem Frühlingstag im Jahr 1951 versammelt sich die 11-jährige leidenschaftliche Chemikerin und Detektivin Flavia de Luce mit ihrer Familie am Bahnhof von Bishop’s Lacey. Der Anlass ist die Rückkehr ihrer lange verschollenen Mutter Harriet. Kurz nachdem der Zug mit Harriets Sarg eingetroffen ist, wird Flavia von einem großen Fremden angesprochen, der ihr eine kryptische Botschaft zuflüstert. Gleich darauf ist er tot, weil ihn jemand aus der wartenden Menge vor den abfahrenden Zug gestoßen hat.

Wer war dieser Mann und was bedeuten seine Worte? Warum richtete er sie ausgerechnet an Flavia? Zurück in Buckshaw, dem zerfallenden Familiensitz der Familie de Luce, richtet Flavia ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Fall und findet eine alte Filmrolle mit ihr völlig unbekannten Aufnahmen, die sie zu einem Familiengeheimnis führen, in das auch Winston Churchill verwickelt zu sein scheint…

Meine Meinung
Die Vorfreude auf den sechsten Band der Reihe um die junge Flavia de Luce war so groß wie das Risiko, dass das Niveau der Vorgänger nicht gehalten werden kann.

Alan Bradley wartet diesmal mit einer ganz unerwarteten Ausgangssituation auf: Der Leichnam von Flavias Mutter wurde gefunden und nicht nur die gesamte Familie, sondern zahlreiche andere Ehrengäste sind am Bahnhof von Bishop’s Lacey versammelt um den Sarg zu empfangen. Wird wirklich das Geheimnis um ihr Verschwinden gelüftet und somit auch eine Last von Flavia genommen? Denn ihre Schwester werden nicht müde, ihr die Schuld am Verschwinden der Mutter zu geben. Andererseits stirbt nun auch endgültig die letzte Hoffnung, ihre Mutter könne doch noch lebendig auftauchen.

Flavia wirkt in diesem Band deutlich reifer, was sicherlich auch an den drastischen Umständen liegt. Ihr Vater ist überhaupt nicht ansprechbar, ihre Schwestern sehr angespannt, so wie auch der Rest der Anwesenden. Dann geschieht bei der Einfahrt des Zuges auch noch ein Mord, just jener Fremde stirbt, der kurz zuvor das Gespräch mit Flavia gesucht hatte.

Endlich ist Flavia nicht mehr die Jüngste, sondern ihre nicht minder intelligente und wenig zurückhaltende Cousine Undine. Für Flavia eine ganz neue Situation, die Ältere zu sein und ausgerechnet auf ein jüngeres Mädchen aufpassen zu müssen, das in mancher Hinsicht gebildeter ist als sie selbst und mindestens genauso neugierig. Grinsen Das deutsche Titelbild zeigt Flavia bei einer ganz neuen Erfahrung, die sie ihrer Mutter auf andere Weise näher bringt.

Die Entwicklung der bisher bekannten Hauptfiguren und auch das Verhalten von Undine sind glaubwürdig, jede geht anders mit dem Tod der Mutter bzw. Ehefrau um. Weniger glaubwürdig ist das Auftauchen einiger Prominenter, auch wenn früher schon angedeutet wurde, wie bedeutend die Familie de Luce früher war.

Natürlich spielen auch Flavias Labor und ihr detektivischer Spürsinn wieder eine Rolle, wobei sie sich in ihrer Verzweiflung zu sehr fragwürdigen Experimenten hinreißen lässt – was in ihrer Situation und zu jener Zeit nicht ganz unverständlich ist, wenn auch meiner Meinung nach etwas weit hergeholt. Eigentlich ist die Zeit zwischen den Bänden zu knapp, um die inzwischen deutliche Reifung von Flavia glaubwürdig erscheinen zu lassen, auf der anderen Seite bin ich froh, dass sie sich weiterentwickelt, was gerade in diesem Band natürlich sprunghaft passiert.

Der Kriminalfall ist diesmal wirklich eher eine Randerscheinung, Flavias Ermittlungen nehmen zwar einigen Raum ein, ihr Reifeprozess sowie zahlreiche Hintergrundinformationen über das frühere Leben ihrer Eltern deutlich mehr. Hinzu kommen auch Veränderungen bei Flavias Schwestern, das Leben in Bishop’s Lacey geht weiter und auch bei Flavia selbst stehen größere Veränderungen an.

Das Ende wäre auch perfekt passend für den Abschluss der Reihe gewesen, sehr glaubwürdig und stimmig, jedoch sind wohl inzwischen noch weitere vier Bände vorgesehen.

Die Stimme von Jayne Entwistle ist für mich inzwischen zu der von Flavia geworden, mal vorlaut, mal sehr verletzlich und stets den passenden Ton findend.

Fazit
Auch der sechste Band um die junge leidenschaftliche Chemikerin und Hobby-Detektivin Flavia de Luce ist unterhaltsam, wenn auch mit düsteren Untertönen als die Vorgänger. Der Leichnam von Flavias Mutter wurde gefunden und die Atmosphäre daher entsprechend ernster.
Flavia entwickelt sich deutlich und glaubwürdig weiter, auch die anderen Mitglieder ihrer Familie spielen wieder wichtige Rollen, insbesondere eine naseweise und hochintelligente jüngere Cousine.
Eigentlich sollte dieser Band den Abschluss der Reihe bilden, die jetzt auf zehn Bände ausgeweitet wird. Hoffentlich gelingt es Alan Bradley, Flavia auch die nächsten vier Bände ähnlich glaubwürdig erscheinen zu lassen.

Die deutsche Fassung ist für Oktober angekündigt, die ISBN für das Hörbuch noch nicht verfügbar, diese trage ich dann nach.

P.S. Sam Mendes hat sich die Filmrechte gesichert und es ist ein TV-Serie geplant.

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