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Faschingskonzert, 10. und 12.02.2013, Gärtnerplatztheater (in der Alten Kongresshalle)

[singlepic id=1461 w=320 h=240 float=left]Kann man ein Orchester vermissen? Oder einen Chor? Solisten sowieso? Ja man kann. Also ich zumindest. Ganze zwei Monate ist es her, bei der Premiere von Johanna auf dem Scheiterhaufen, dass ich die meisten der Mitwirkenden zuletzt gesehen habe. Menschen, die ich früher dreimal in der Woche und mehr gesehen und gesprochen habe. An diesen Abenden ist mir wieder bewusst geworden, was für ein großes Loch bei mir klafft, auch wenn es im Alltagschaos meistens nicht so scheint. Schon allein deshalb haben sich diese beiden Abende gelohnt.

Es waren schöne Konzerte, eine feine Musikauswahl, sehr gut musiziert – aber es deckte sich nicht ganz mit meiner Vorstellung eines Faschingskonzertes. Ich bin zwar ein ausgemachter Faschingsmuffel, aber die Konzerte des Gärtnerplatztheaters waren immer die große Ausnahme. Fasching, das ist für mich Kostüme, närrisches Treiben, lachen und fröhlich sein. Und warum sollten sich die Zuschauer verkleiden, wenn auf der Bühne Frack und Abendkleid vorherrschen? Natürlich gab es auch was zu lachen, zum Beispiel bei A grand grand Overture op. 57 für 3 Staubsauger, 1 Bodenpolierer, 4 Gewehre und Sinfonieorchester von Malcolm Arnold mit den wunderbaren solistischen Leistungen von Marco Comin, Max Wagner, Josef E. Köpplinger und Michael Otto an den Haushaltsgeräten. Oder beim Final de la Neige aus der Operette Le Voyage de la Lune von Jacques Offenbach, bei dem die Fröhlichkeit der Solisten Snejinka Avramova, Frances Lucey, Holger Ohlmann, Elaine Ortiz Arandes und Stefan Thomas ansteckend wirkte und der Funke zum Publikum übersprang. Oder bei dem wirklich exzellent gesungenen und mit ein paar kleinen szenischen Details aufgepeppten Volkslied Als wir jüngst zu Regensburg waren des wie immer fantastischen Chors des Gärtnerplatztheaters unter der Leitung von Felix Schuler-Meybier. Oder das schwungvolle Abba-Medley des Kinderchores unter der Leitung von Verena Sarré und begleitet von Anke Schwabe am Klavier mit einem tollen Solo einer leider nicht genannten jungen Sängerin. Und natürlich The Typewriter mit Markus Steiner am Schreibmaschinensolo. Beim altbekannten Duetto buffo di due gatti von Gioacchino Rossini konnte man sehr gut die ausgeprägten komischen Talente von Ann-Katrin Naidu und Elaine Ortiz-Arandes beobachten, genauso wie die von Susanne Heyng und Snejinka Avramova in O Theophil aus der Operette Frau Luna von Paul Linke.

Ansonsten war es wie gesagt sehr fein musiziert, aber nicht wirklich faschingsmäßig. Pedro Velázquez Diaz sang mit strahlender Höhe Dein ist mein ganzes Herz und Nessun dorma, der Summchor aus Madama Butterfly war wunderschön und hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Temperamentvoll der Auftritt von Elaine Ortiz Arandes mit einem Lied aus einer Zarzuela, dem spanischen Pendant einer Operette. Holger Ohlmann ließ mit Some enchanted evening Herzen schmelzen und das Orchester sowohl unter Marco Comin als auch unter Michael Brandstätter zeigten ihr ganzes Können bei der Ouvertüre zu La gazza ladra, dem Ballsirenen-Walzer von Franz Lehár, der aus der letzten Fledermaus-Inszenierung bekannten Polka Ohne Sorgen von Josef Strauß und bei der Begleitung der Solisten quer durch alle Genres. Das Finale des 3. Aktes der Operette Pariser Leben war mir persönlich ein bisschen zu lang, aber vielleicht hab ich mich auch einfach geärgert, dass mein Französisch so eingerostet ist, dass ich nicht alles verstanden habe.

Alles in allem ein schöner Abend, nur halt nicht so ganz ein Faschingskonzert.

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Premiere Johanna auf dem Scheiterhaufen, 12.12.2012, Gärtnerplatztheater (in der Alten Kongresshalle) – Zweite Rezension

[singlepic id=1430 w=320 h=240 float=left]Fleissigen Gärtnerplatztheaterbesuchern ist sicher die Giovanna d’Arco noch in Erinnerung, die Oper von Giuseppe Verdi in der Inszenierung des leider viel zu früh verstorbenen Thomas Wünsch, die die Spielzeit 2009/10 eröffnete. Mit dem Oratorium von Arthur Honegger bringt das Theater eine ganz andere Umsetzung des gleichen Stoffes auf die Bühne.

Zuerst einmal ein paar Worte zum Ort der Aufführung. Die alte Kongresshalle ist ein wirklich schönes Bauwerk, das einen ganz eigenen Fünfziger-Jahre-Charme hat. Leider fehlen hier die lieb gewonnen Einlass- und Garderobendienste des Gärtnerplatztheaters. Die Garderobe war ein einziges Chaos, weil man offensichtlich der Meinung war, mitten im Winter bei Schneefall ist es ausreichend zwei von ungefähr zehn Garderoben aufzumachen. Die Schlangen waren megalang und es war ein echtes Wunder, dass am Ende alles wiedergefunden wurde. Ich sag jetzt mal ganz ketzerisch: am Gärtner hätts das nicht gegeben. Der Saal selbst ist für konzertante Aufführungen wie diese eigentlich ganz gut geeignet, schließlich ist da der Blick auf die Bühne zweitrangig. Der Saal steigt nämlich so gut wie überhaupt nicht an und da kann einem kleineren Menschen schon mal der Blick nach vorne versperrt sein. Problematisch ist aber, wie an diesem Abend, die Akustik. Die Sprechrollen waren mit Mikroports verstärkt, die Sängerrollen mit normalen Mikros. Für mich hat sich das auf meinem Platz (4. Reihe ziemlich weit links) leider gar nicht gut gemischt. Der Lichtinstallation von Max Keller konnte ich nichts abgewinnen, das waren halt verschieden farbige Hintergründe, das war bei früheren Konzerten nicht anders.

Bruder Dominik ruft Johanna zu sich. Gemeinsam schauen sie auf Johannas Leben zurück, auf ihren größten Triumph, die Krönung des Dauphin und die Vereinigung Frankreichs, auf ihre Jugend, aber auch auf ihre Verurteilung und ihren Weg zum Scheiterhaufen. Am Ende wird sie von ihm verzehrt. Musikalisch war der Abend ein echtes Erlebnis. Die Musik von Arthur Honegger ist unglaublich vielfältig und kraftvoll. Sie zaubert einem Bilder in den Kopf. Folklore, Jazz, Barock, alles ist vorhanden und Marco Comin leitet das fabelhafte Orchester des Staatstheaters sicher und mit großer Eleganz durch die Klippen der Partitur. Der Chor (Einstudierung Jörn-Hinnerk Andresen) und der Kinderchor (Einstudierung Verena Sarré) waren an diesem Abend eine Klasse für sich. Absolut präzise und ausdrucksstark. Die solistischen Einzelleistungen waren teilweise hervorragend, besonders beeindruckend war Felix Nyncke, der die Kinderstimme ätherisch schön sang. Leider habe ich ihn während der Vorstellung nicht gesehen, man hätte ihn zum Applaus ruhig nach vorne holen können.

Alles in allem ein außergewöhnlicher Abend. Ich hätte es mir gerne noch einmal angesehen, leider gab es nur fünf Vorstellungen kurz nacheinander.

Johanna auf dem Scheiterhaufen (Konzertante Aufführung). Dramatisches Oratorium in 11 Szenen. Musik: Arthur Honegger. Libretto: Paul Claudel. Deutsch von Hans Reinhart. Musikalische Leitung: Marco Comin. Licht: Max Keller. Choreinstudierung: Jörn Hinnerk Andresen. Einstudierung Kinderchor: Verena Sarré.

Sprechrollen: Jeanne d’Arc: Julia Stemberger. Bruder Dominik: Michael von Au. 3. Herold / Der Esel / Der Herzog von Bedford / Johann von Luxemburg / Mühlenwind / Ein Bauer: Jens Schnarre. Der Zeremonienmeister / Regnault von Chartres / Wilhelm von Flavy / Perrot / Ein Priester: Jan Nikolaus Cerha. Mutter Weinfass / Eine Bäuerin: Angelika Sedlmeier.

Gesangspartien: Die Jungfrau: Elaine Ortiz Arandes. Margarethe: Ann-Katrin Naidu. Katharina: Snejinka Avramova. Eine Stimme / Porcus / 1.Herold / Der Schreiber: Ferdinand von Bothmer. Eine Stimme / 2. Herold / Ein anderer Bauer: Holger Ohlmann. Eine Kinderstimme: Felix Nyncke.

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Das schlaue Füchslein, 18.06.2012, Cuvilliéstheater sowie 19. und 20.06.2012, Gärtnerplatztheater im Prinzregententheater

[singlepic id=1353 w=320 h=240 float=left]Meine Gedanken zu den zwei unterschiedlichen Produktionen finden sich wieder bei mucbook.

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Heute hier, morgen dort – Abschiedsgala, 22.04.2012 (20.00 Uhr), Gärtnerplatztheater

[singlepic id=1308 w=320 h=240 float=left]Selten hat ein Songtext auf eine Situation besser gepasst als dieser. Es war ja nicht nur ein Abschied von einem liebgewordenen Haus, sondern auch von vielen liebgewordenen Menschen. Meine Theaterleidenschaft begann im Mai 2007 und so konnte ich an diesem Abend viele Stücke noch mal Revue passieren lassen. In diesem Haus habe ich gelernt zu sehen, zu hören, zu fühlen und Gefühle zuzulassen. Ich bin sehr dankbar, dass ich so viel Neues kennenlernen durfte. Ich werde sicher noch viele Jahre davon profitieren.

Die musikalische Leitung dieses Galaabends hatten Lukas Beikircher, Andreas Kowalewitz, Jörn Hinnerk Andresen und Liviu Petcu inne. Die meisten Stücke wurden vom Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz begleitet, das damit mal wieder seine Vielseitigkeit und Ausdauer unter Beweis stellte. Die Choreografie des TTM stammte von Hans Henning Paar, der Chor wurde von Jörn Hinnerk Andresen einstudiert, die wahrlich nicht leichte Aufgabe der Programmkoordination hatte Gabriele Brousek zu bewältigen. Für die szenische Einrichtung und Spielleitung zeichnete Thomas Schramm verantwortlich, am Inspizientenpult saß Andreas Ehlers. Rolf Essers beleuchtete ganz ausgezeichnet und Dirk Buttgereit und Daniel Ployer betreuten den Ton hervorragend.

Der Abend begann mit einem Stück, mit dem ich auch meine erste aktive Erinnerung an das schönste Theater Münchens verbinde. Irgendwann in den Neunzigern hatte ich hier eine MY FAIR LADY gesehen und bis heute ist es eines meiner Lieblingsstücke. Marianne Larsen, die die Rolle der Eliza lange hervorragend verkörpert hat, trat im Kostüm ihrer anderen Glanzrolle auf: Mrs Lovett aus SWEENEY TODD. In diesen beiden Partien konnte sie ihr großartiges Musicaltalent voll ausspielen, wollte man mehr davon sehen, musste man ziemlich weit nach Osten fahren. Sie bot ihrer würdigen Rollennachfolgerin Milica Jovanovic dann auch Pasteten an, die erste war voll Alkohol (was da wohl drin war 😉 ), die letzte war marode und das war natürlich ganz klar das Gärtnerplatztheater. Unterstützt wurden die beiden von Sebastian Campione, Cornel Frey, Hans Kittelmann, Holger Ohlmann und dem Herrenchor.

Nach einem Prolog von Thomas Peters ging es weiter mit dem Überraschungserfolg DIE PIRATEN VON PENZANCE von Gilbert & Sullivan. Diese Stück hat bei mir das Interesse für die Musik des genialen Duos geweckt und seitdem beschäftige ich mich intensiv damit. Wenn das Kampfsignal ertönt schmetterten Thérèse Wincent, Frances Lucey, Ulrike Dostal, Martin Hausberg, der Chor und die Bobbies tanzten ein letztes Mal dazu. Als Schmankerl folgte dann noch das beliebteste Terzett im G&S-Kanon, Als Du uns schnöd verlassen hast, wie immer hinreißend vorgetragen von Rita Kapfhammer, Holger Ohlmann und Robert Sellier.

Sandra Moon sang Tschaikowsky, begleitet von Andreas Kowalewitz, und Neel Jansen und David Valencia zeigten Twin Shadow aus AUGENBLICK VERWEILE. Und weil so ein Dirigent auch wieder von der Bühne in den Graben muss, suchten in der kleinen Pause bis zum nächsten Stück drei fesche Herren im Bademantel die Sauna.

Das Warten hatte sich gelohnt, denn als nächstes stand Gary Martin mit To dream the impossible Dream aus DER MANN VON LA MANCHA an. Schade, dass ich das Stück nie live gesehen habe. Sebastian Campione brachte danach das Haus zum Kochen mit einer extralangen Version seiner Beatbox aus VIVA LA MAMMA. Im Anschluss unterlegte er dann auch noch den etwas abgewandelten Küchenrap aus der OMAMA IM APFELBAUM rhythmisch. Thérèse Wincent und Susanne Heyng zeigten nochmals, dass sie es drauf haben.

Der Chor sang danach Universal Good aus CANDIDE, noch ein Stück, bei dem ich mich ärgere, es nicht gesehen zu haben. Der nächste Programmpunkt, angekündigt durch Hans Henning Paar und Ursula Pscherer, hatte einige interessante Komponenten: konzipiert und einstudiert wurde das Stück von Artemis Sacantanis, ehemalige Solotänzerin und nun Probenleiterin am Haus. Ihr zur Seite standen ehemalige Tänzer des Gärtnerplatztheaters, die jetzt in anderen Berufen am Haus, zum Beispiel Orchesterwart, Probenleiterin oder Leiterin der Kinderstatisterie beschäftigt sind. Ihre Wandlung von „Auf der Bühne“ zu „Hinter der Bühne“ drückte sich sehr schön im Titel inVISIBLEs aus.

Thomas Peters, der am Haus in vielen, vielen Rollen glänzte (unter anderem Freddie in MY FAIR LADY, Dirigent in ORCHESTERPROBE, Toby in SWEENEY TODD und ganz besonders Frosch in der FLEDERMAUS) erinnerte nochmal an sein bezauberndes Stück SHOCKHEADED PETER mit dem Song Der fliegende Robert. Leider habe ich es nur einmal gesehen, anfangs war ich noch nicht ganz so süchtig, zuletzt war ich ja durchschnittlich an vier Abenden in der Woche im Gärtnerplatztheater. Ursache dafür war die Vielfalt und das interessante Programm des Hauses – und das wunderbare Ensemble.

Sehr bewegend war auch der persönliche Abschied von Gunter Sonneson mit Hier im Grandhotel. Ich bin sehr froh, diesen Ausnahmekünstler noch fünfmal als John Styx in ORPHEUS IN DER UNTERWELT erleben zu dürfen. Halt nur leider nicht in München, sondern in Heilbronn.

Im letzten Stück vor der Pause hatten die drei Herren endlich die Sauna gefunden. Das Schiff aus der L’ITALIANA IN ALGERI ist zwar schon vor ein paar Wochen gesunken, aber die beliebteste Szene hatte man offensichtlich retten können. Für Publikumsliebling Stefan Sevenich natürlich ein Heimspiel, für seine beiden Begleiter Cornel Frey und Juan Fernando Gutiérrez hätte ich mir jedoch einen etwas „würdigeren“ Abschied gewünscht.

Zu Beginn des zweiten Teiles erinnerten das Preludio und die Arie Tu del mio Carlo al seno, wunderbar vorgetragen von Elaine Ortiz Arandes, an die sehr gelungene Inszenierung von I MASNADIERI. Das Schlussbild von HÄNSEL UND GRETEL gibt zwar einen wunderbaren Auftritt des Kinderchores her, aber die Solisten Rita Kapfhammer, Ann-Katrin Naidu, Thérèse Wincent und Gary Martin standen etwas verloren herum. Ich kann nur hoffen, dass diese zauberhafte Produktion wiederaufgenommen wird und nicht zu Gunsten einer Eurotrashregie in der Versenkung verschwindet. Das Balkon-Duett aus ROMEO UND JULIA wurde von Hsin-I HUANG und Marc Cloot sehr ansprechend getanzt, wenn mal keine Blätter auf der Bühne rascheln oder unaufhörlich Schnee fällt, gefällt mir moderner Tanz sogar fast.

Der scheidende Staatsintendant Dr. Ulrich Peters hielt eine persönlich gehaltene Abschiedsrede und ich kann mich seinen Worten nur anschließen: das Ensemble in Zeiten der Heimatlosigkeit aufzulösen ist in meinen Augen ein schwerer Fehler. Damit und mit der anscheinend unvermeidlichen Ablösung des im Stadtbild mittlerweile fest verankerten Logos nimmt man der Institution zumindest einen Teil ihrer Identität.

Im Anschluss sangen Franziska Rabl und Ella Tyran mit Unterstützung des Chores die Barcarole aus HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN, auch ein Stück, dass schon länger zurück liegt und das ich nicht gesehen habe. Im FREISCHÜTZ war ich trotz der schrecklichen Inszenierung ziemlich oft, was für die Qualität der Sänger spricht. Christina Gerstberger und Sandra Moon sangen das Duett Ännchen-Agathe vom Beginn des zweiten Aktes. Das Duett Hans-Kezal gehört zu meinen Lieblingsstücken aus DIE VERKAUFTE BRAUT und es war schön, Derrick Ballard und Tilmann Unger damit noch einmal zu hören. Es folgte das Quintett aus der ZAUBERFLÖTE, gesungen von Sandra Moon, Ann-Katrin Naidu, Franziska Rabl, Daniel Fiolka und Robert Sellier. Danach kam noch ein Ausschnitt aus AUGENBLICK VERWEILE und da war ich dann doch ganz froh, dass ich es nicht gesehen habe, denn bei so schnell vorbeihuschenden Szenerien wird’s mir immer schlecht, ganz abgesehen davon, dass ich nicht verstehe, was im Kreis laufen mit modernem Tanz zu tun hat.

Im Anschluss gabs noch das schöne Duett Marie-Wenzel aus DIE VERKAUFTE BRAUT, Stefanie Kunschke und Hans Kittelmann wären auch ein prächtiges Paar gewesen, wenn sie sich nicht jeweils anders entschieden hätten. Der Weibermarsch aus DIE LUSTIGE WITWE machte nochmal so richtig Laune. Daniel Fiolka, Sebastian Campione, Mario Podrečnik, Robert Sellier, Gunter Sonneson, Tilmann Unger und Martin Hausberg mussten sich mit der geballten Weiblichkeit des Theaters zu einer schönen Choreographie von Fiona Copley auseinandersetzen. Thomas Peters hatte noch einen allerletzten Auftritt als Frosch, seine Paraderolle, bevor mit Tutto nel mondo è burla (Alles ist Spaß auf Erden) aus FALSTAFF ein positiver Schlusspunkt gesetzt wurde. Heike Susanne Daum, Sandra Moon, Christina Gerstberger, Ella Tyran, Ann-Katrin Naidu, Franziska Rabl, Gregor Dalal, Martin Hausberg, Hans Kittelmann, Gary Martin, Mario Podrečnik, Robert Sellier und der Chor machten Lust auf die nächste Premiere am 18.05., dann im Prinzregententheater. Am Ende winkten Publikum und Ensemble sich gegenseitig mit weißen Taschentüchern zu und nicht nur bei mir flossen ein paar Tränen.

Mir bleibt nur Danke zu sagen. Danke an alle Beschäftigten des schönsten Theaters Münchens, die für mich die letzten fünf Jahre zu etwas ganz Besonderem gemacht haben. Ich werde die Erinnerung an diese Zeit immer in einer ganz speziellen Stelle meines Herzens bewahren. Danke für viel Heiterkeit und viele Tränen. Danke für emotionale, aufwühlende Stunden und für Lehrreiches.

Danke für so viel Schönes, liebes Gärtnerplatztheater.

 

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Premiere Heimatlos (Kleiner Lord Remi), 18.03.2012, Gärtnerplatztheater (1)

Meine Eindrücke von der Premiere finden sich wieder bei mucbook.

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Der Mikado, 16.02.2012, Gärtnerplatztheater

[singlepic id=1078 w=320 h=240 float=left]Dieser Abend zeigte mal wieder deutlich, dass auch die elfte Vorstellung eines Stückes noch viel Neues bringen kann. In diesem Fall war es ein ungewöhnliches Rollendebüt. Innerhalb eines Tages arbeitete sich Sebastian Campione in die Partie des Mikado ein, normalerweise singt er die Rolle des Ministers für alles Andere Pooh-Bah in diesem Stück. Ohne ihn hätte die Vorstellung ausfallen müssen, wurde in der Ansage mitgeteilt. Da sieht man mal wieder einen der Vorteile des Ensembletheaters. Die Solisten sind mit Leib und Seele dabei und tun alles, damit Stücke gespielt werden können. Hätte die Besetzung nur aus Gästen bestanden, wäre das sicher nicht der Fall gewesen.

Und Sebastian Campione hat es richtig gut gemacht. Bis hin zur Choreografie gab er einen fast perfekten Mikado, das ist in Anbetracht der Kürze der Vorbereitungszeit wirklich bewundernswert. Ich hoffe, die Theaterleitung hat sich ihm gegenüber erkenntlich gezeigt. Auch das restliche Ensemble war bis auf eine Ausnahme wunderbar, lediglich Ko-Ko kiekste sich durch den Abend wie ein pubertierender Oberschüler im Stimmbruch, das sollte vielleicht witzig sein, passt aber überhaupt nicht zu der Rolle. Frances Lucey sang die Arie der Yum Yum The Moon and I an diesem Abend besonders innig, Robert Sellier überzeugte als Nanki-Poo mit Spielwitz und schönem Tenor. Rita Kapfhammer begeisterte wie immer als resolute Katisha, sie spielt und singt, was das Zeug hält und doch trieb ihr Alone and yet alive die Tränen in die Augen. Franziska Rabl und Milica Jovanovic bezauberten als Pitti-Sing und Peep-Bo, Holger Ohlmann und Daniel Fiolka als Pooh-Bahh und Pish-Tush ergänzten das bestens aufgelegte Ensemble hervorragend und Thomas Peters glänzte in der undankbaren Rolle des Erzählers.

Der Chor zeigte, wie immer, Spielfreude kombiniert mit präzisem Gesang und Benjamin Reiners kitzelte aus dem Orchester noch ein bisschen mehr Schwung heraus und unterstützte die Sänger wo es ging.

Ein schöner Abend, Danke an alle Beteiligten!

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If you want to know who we are, 04.12.2011, Gärtnerplatztheater

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Zweieinhalb Jahre nach der ersten erfolgreichen Soirée mit Werken des genialen Gespanns standen erneut Gilbert & Sullivan im Mittelpunkt. Frances Lucey führte auch hier durch das Programm. Ihr zur Seite standen Franziska Rabl, Holger Ohlmann und Robert Sellier, am Flügel begleitete sie Guido Klaus. Eröffnet wurde mit dem titelgebenden “If you want to know who we are”, dem Eröffnungschor aus DER MIKADO. Das Stück hatte ja kürzlich Premiere und dieses Operncafé sollte ein Begleitprogramm dazu sein. Neben weiteren Liedern aus DER MIKADO wurden auch Stücke aus H.M.S. PINAFORE, PATIENCE, DIE PIRATEN VON PENZANCE und RUDDIGORE vorgetragen. Besonders beeindruckend war hier “But it really doesn’t matter” aus RUDDIGORE, das in unglaublicher Geschwindigkeit gesungen wurde. Und zwar zweimal, denn es kam auch noch als Zugabe. Als kleine Aufgabe konnten Zuschauer einen zungenbrecherischen Satz daraus möglichst schnell vortragen. Dass hier die Muttersprachler die Nase vorn hatten, versteht sich von selbst. Frances Lucey lockerte das Ganze mit Informationen über die einzelnen Stücke und Anekdoten auf.

Ein sehr kurzweiliger Nachmittag, der leider viel zu schnell vorbei ging.

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Der Mikado, 01.12.2011, Gärtnerplatztheater

Ich bin sehr zu haben für traditionelle Stücke im neuen Gewand, es muss nur passen. Das war so bei der Butterfly von Doris Dörrie, und auch die Orangen haben mir sehr, sehr, sehr gefallen. Hier jedoch passt nichts. Da ist zum einen die Fassung. Die Übersetzung ist lieblos, der feine Witz, für den Gilbert so bekannt ist, kommt nicht heraus. Der durch die Übersetzer eingeführte Erzähler gehört nicht ins Stück. Er bringt es weder voran, noch muss das Publikum von 2011 an die Hand genommen werden. Damit will ich nichts gegen Thomas Peters sagen, der in dieser Rolle das, was er tun muss, ganz hervorragend macht. Aber hier werden dem Librettisten Gilbert Worte in den Mund gelegt, die er nie geschrieben hat und die ihn, wie ich meine, in einem schlechten Licht erscheinen lassen. So ist zum Beispiel die Szene, in der Yum-Yum und Nanki-Po sich unsinnige und schlecht geschriebene Liebesschwüre an den Kopf werfen und der Erzähler gefühlte 35 Mal sagt: “…und dann sagt wieder er…und dann sagt wieder sie…”, im Original wirklich witzig und vor allem wesentlich kürzer:

NANK. Yum-Yum, at last we are alone! I have sought you
night and day for three weeks, in the belief that your guardian
was beheaded, and I find that you are about to be married to him
this afternoon!
YUM. Alas, yes!
NANK. But you do not love him?
YUM. Alas, no!
NANK. Modified rapture! But why do you not refuse him?
YUM. What good would that do? He’s my guardian, and he
wouldn’t let me marry you!
NANK. But I would wait until you were of age!
YUM. You forget that in Japan girls do not arrive at years
of discretion until they are fifty.
NANK. True; from seventeen to forty-nine are considered
years of indiscretion.
YUM. Besides—a wandering minstrel, who plays a wind
instrument outside tea-houses, is hardly a fitting husband for
the ward of a Lord High Executioner

Zitat aus “The complete plays of Gilbert & Sullivan”

Da fragt man sich dann schon, wie intensiv man sich mit dem Originallibretto beschäftigt hat. Oder mit den Wünschen Gilberts zur Umsetzung:

Gilbert told a journalist, “I cannot give you a good reason for our … piece being laid in Japan. It … afforded scope for picturesque treatment, scenery and costume,…

Gilbert, W. S. “The Evolution of The Mikado”, New York Daily Tribune, 9 August 1885

[singlepic id=1094 w=240 h=320 float=left]

Bühne und Kostüme sind irgendwie lieblos. Die bedruckten Anzüge der Männer sind von weiter weg nicht mehr zu erkennen, und auch von ihnen tragen manche weiß. Das mag zwar zu Ko-Ko als Farbe der Trauer passen, aber bei den Adeligen, die der Männerchor am Anfang ja darstellen soll, passt es nun mal überhaupt nicht. Ebenso wie die gelben Ärmel später, gelb ist die Farbe des Kaisers. Wenn man das Stück nicht im farbenprächtigen Originalsetting spielen lassen will, muss man vermutlich ganz weg von Japan. Die English National Opera hat eine relativ erfolgreiche Inszenierung in den Zwanzigern in einem englischen Badeort spielen lassen. Russland könnte ich mir auch gut vorstellen. Aber nicht dieses Japan, das so nicht existiert. Gilbert hatte den Ort möglicherweise zufällig ausgesucht, in der Umsetzung wollte er aber akkurat sein und hat unter anderem eine Japanerin damit beauftragt, den Sängern die richtigen Bewegungen beizubringen. Davon ist man hier leider meilenweit entfernt. Außerdem ist die Bühne nicht ungefährlich. Der rote “Teppich” wackelt wie ein Kuhschwanz, wenn sich zwei Menschen darauf bewegen, bietet wenig sichere Standfläche und ist bei der Premiere auch schon zur Seite gekippt. Die Kästen sind nicht standfest und rutschen, wenn die Sänger mit etwas Schwung darauf steigen.

Am allerschlimmsten ist aber die letzte Szene von Ko-Ko und Katisha. Wie man in diese Worte eine “perverse Sexualität” hinein interpretieren kann, ist mir ein absolutes Rätsel. Abgesehen davon, dass man vielleicht mal den Gebrauch des Wortes “pervers” überdenken sollte. Es gibt einige Stücke im G&S-Kanon, die sich unterschwellig mit Sexualität beschäftigen, DER MIKADO gehört jedoch nicht dazu. So wird man sicher keine Gilbert&Sullivan-Tradition in Deutschland wiederbeleben können.

Musikalisch war es mal wieder sehr, sehr gut. Mario Podrečnik als Nanki-Po und Thérèse Wincent als Yum-Yum ergänzten die Premierenbesetzung aufs Beste. Besonders Stefan Sevenich, der den Mikado mit ironischer Distanz und der Beweglichkeit singt und spielt, die die ihm zugeordnete Musik erfordert, und Rita Kapfhammer, die der Katisha mehr Tiefe verleiht, als der Übersetzer ihr zugebilligt hat. Wie schön wäre es, wenn sie ihr Schulterblatt selbst anpreisen dürfte! Gunter Sonneson ist eine Idealbesetzung für den Ko-Ko, das kann man sicher nicht besser machen. Aber auch die restlichen Solisten, Chor und Orchester waren an diesem Abend fast noch besser als bei der Premiere und tatsächlich sprang ein Funke auch schon vor der Pause zum Publikum über.

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Die Liebe zu den drei Orangen, 24.11.2011, Gärtnerplatztheater

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Adieu, mon amour! Dabei haben wir uns gar nicht so oft gesehen, wir zwei, nur dreizehn Mal, aber es war Liebe auf den ersten Blick. Dabei bist Du gar nicht so traditionell daher gekommen, wie ich es eigentlich gerne mag, sondern warst immer ein bisschen schrill, ein bisschen laut, ein bisschen bunt. Aber eben nie zu schrill, zu laut, zu bunt. Im Gegenteil, Du warst unglaublich sinnlich und hast mir immer das Gefühl gegeben, dass alles richtig ist. Du hast mich gefangen genommen mit Deinen wunderschönen Bildern, hast mir die Musik Prokofjews nahe gebracht und mich für Otto Dix interessiert. Du hast mich fasziniert mit Deiner Ausstrahlung und in Atem gehalten mit deiner Spannung. Du bist das schönste, was am Gärtnerplatz in den letzten viereinhalb Jahren gespielt wurde.

Am 10.12.2011  kannst Du Dich ein letztes Mal in voller Pracht zeigen, aber ich werde nicht dabei sein, deshalb habe ich jetzt schon Abschied von Dir genommen. Danach wirst Du in der Versenkung verschwinden. Was für eine Verschwendung.

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Der Freischütz, 16.07.2011, Veranstaltungsforum Fürstenfeld

Da ich den Freischütz zwar unheimlich gerne mag, aber die aktuelle Inszenierung am schönsten Theater Münchens szenisch ziemlich unterirdisch finde, war ich sehr gespannt auf die halbszenische Umsetzung im Rahmen des Jubiläumskonzertes zum 150-jährigen Bestehen der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck.

Regisseur Michael Stacheder brachte das Wunder fertig, auf der eher kleinen Bühne ca. 80 Mitwirkende des Chores unterzubringen und den Solisten trotzdem noch Freiraum zum Spielen zu geben. Er verlegte die Handlung in die Fünfziger Jahre, was in sich stimmig war und die Geschehnisse stärker an das Publikum heranbrachte. Ein guter Teil davon dürfte sich eh an die Zeit noch erinnern 😉 Die Personenführung der Solisten war gut, besonders die Idee, den Samiel (ganz ausgezeichnet Joachim Birzele) auch als Erzähler auftreten zu lassen, das straffte die Handlung etwas und lies keine Längen aufkommen. Auch sonst machte Michael Stacheder aus wenig viel, zum Beispiel hat mir die Wolfsschluchtszene sehr gut gefallen, trotz sicher eingeschränkter technischer Möglichkeiten war es ziemlich gruselig.

Die Solisten waren durch die Bank hervorragend. Torsten Frisch spielte und sang bei seinem Rollendebüt den Kaspar sehr eindringlich, genauso wie Tenor Adrian Cave den Max. Auch die Frauenseite war exzellent besetzt, Monika Rebholz als Agathe und Sonja Adams als Ännchen haben mir wirklich ganz ausgezeichnet gefallen, in den Duetten harmonierten beide Stimmen ganz wunderbar. Die restlichen Rollen waren mit Holger Ohlmann, Thomas Hohenberger, Martin Ohu und Adrian Sandu sehr gut repräsentiert. Der Chor spielte ein bisschen mit und sang sehr schön, auch wenn es mich etwas gewundert hat, dass einige Herren noch vom Blatt singen mussten. Das Orchester unter Klaus Linkel fand genau den richtigen Weber-Ton, dramatisch und sanft zugleich.

Am Ende viel Jubel für alle Beteiligten, eigentlich schade, dass es nur eine Vorstellung gab. Das hätte ich mir glatt nochmal angesehen.

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