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Premiere Johanna auf dem Scheiterhaufen, 12.12.2012, Gärtnerplatztheater (in der Alten Kongresshalle) – Zweite Rezension

[singlepic id=1430 w=320 h=240 float=left]Fleissigen Gärtnerplatztheaterbesuchern ist sicher die Giovanna d’Arco noch in Erinnerung, die Oper von Giuseppe Verdi in der Inszenierung des leider viel zu früh verstorbenen Thomas Wünsch, die die Spielzeit 2009/10 eröffnete. Mit dem Oratorium von Arthur Honegger bringt das Theater eine ganz andere Umsetzung des gleichen Stoffes auf die Bühne.

Zuerst einmal ein paar Worte zum Ort der Aufführung. Die alte Kongresshalle ist ein wirklich schönes Bauwerk, das einen ganz eigenen Fünfziger-Jahre-Charme hat. Leider fehlen hier die lieb gewonnen Einlass- und Garderobendienste des Gärtnerplatztheaters. Die Garderobe war ein einziges Chaos, weil man offensichtlich der Meinung war, mitten im Winter bei Schneefall ist es ausreichend zwei von ungefähr zehn Garderoben aufzumachen. Die Schlangen waren megalang und es war ein echtes Wunder, dass am Ende alles wiedergefunden wurde. Ich sag jetzt mal ganz ketzerisch: am Gärtner hätts das nicht gegeben. Der Saal selbst ist für konzertante Aufführungen wie diese eigentlich ganz gut geeignet, schließlich ist da der Blick auf die Bühne zweitrangig. Der Saal steigt nämlich so gut wie überhaupt nicht an und da kann einem kleineren Menschen schon mal der Blick nach vorne versperrt sein. Problematisch ist aber, wie an diesem Abend, die Akustik. Die Sprechrollen waren mit Mikroports verstärkt, die Sängerrollen mit normalen Mikros. Für mich hat sich das auf meinem Platz (4. Reihe ziemlich weit links) leider gar nicht gut gemischt. Der Lichtinstallation von Max Keller konnte ich nichts abgewinnen, das waren halt verschieden farbige Hintergründe, das war bei früheren Konzerten nicht anders.

Bruder Dominik ruft Johanna zu sich. Gemeinsam schauen sie auf Johannas Leben zurück, auf ihren größten Triumph, die Krönung des Dauphin und die Vereinigung Frankreichs, auf ihre Jugend, aber auch auf ihre Verurteilung und ihren Weg zum Scheiterhaufen. Am Ende wird sie von ihm verzehrt. Musikalisch war der Abend ein echtes Erlebnis. Die Musik von Arthur Honegger ist unglaublich vielfältig und kraftvoll. Sie zaubert einem Bilder in den Kopf. Folklore, Jazz, Barock, alles ist vorhanden und Marco Comin leitet das fabelhafte Orchester des Staatstheaters sicher und mit großer Eleganz durch die Klippen der Partitur. Der Chor (Einstudierung Jörn-Hinnerk Andresen) und der Kinderchor (Einstudierung Verena Sarré) waren an diesem Abend eine Klasse für sich. Absolut präzise und ausdrucksstark. Die solistischen Einzelleistungen waren teilweise hervorragend, besonders beeindruckend war Felix Nyncke, der die Kinderstimme ätherisch schön sang. Leider habe ich ihn während der Vorstellung nicht gesehen, man hätte ihn zum Applaus ruhig nach vorne holen können.

Alles in allem ein außergewöhnlicher Abend. Ich hätte es mir gerne noch einmal angesehen, leider gab es nur fünf Vorstellungen kurz nacheinander.

Johanna auf dem Scheiterhaufen (Konzertante Aufführung). Dramatisches Oratorium in 11 Szenen. Musik: Arthur Honegger. Libretto: Paul Claudel. Deutsch von Hans Reinhart. Musikalische Leitung: Marco Comin. Licht: Max Keller. Choreinstudierung: Jörn Hinnerk Andresen. Einstudierung Kinderchor: Verena Sarré.

Sprechrollen: Jeanne d’Arc: Julia Stemberger. Bruder Dominik: Michael von Au. 3. Herold / Der Esel / Der Herzog von Bedford / Johann von Luxemburg / Mühlenwind / Ein Bauer: Jens Schnarre. Der Zeremonienmeister / Regnault von Chartres / Wilhelm von Flavy / Perrot / Ein Priester: Jan Nikolaus Cerha. Mutter Weinfass / Eine Bäuerin: Angelika Sedlmeier.

Gesangspartien: Die Jungfrau: Elaine Ortiz Arandes. Margarethe: Ann-Katrin Naidu. Katharina: Snejinka Avramova. Eine Stimme / Porcus / 1.Herold / Der Schreiber: Ferdinand von Bothmer. Eine Stimme / 2. Herold / Ein anderer Bauer: Holger Ohlmann. Eine Kinderstimme: Felix Nyncke.

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Premiere Der Karneval der Tiere, 14.11.2012, Gärtnerplatztheater (im Cuvilliéstheater)

[singlepic id=1432 w=240 h=320 float=left]Die Aufmerksamkeit von Kindern während eines Musikstückes zu erhalten ist schwierig und gelingt nicht immer. Selbst mit dem heiteren Stück Der Karneval der Tiere von Camille Saint-Saëns war das nicht immer der Fall.
Camille Saint-Saëns komponierte das Stück sozusagen als Faschingsscherz für den engsten Familienkreis und wollte bis zu seinem Tod keine öffentlichen Aufführungen. Diese und andere Fakten über das Stück bereitete Rotraut Arnold kindgerecht in einer kleinen Einführung auf. Sie stellte die Tiere und die dazu gehörigen Instrumente vor und schuf so ideale Voraussetzungen für eine gelungene Vorstellung. Auch die Dauer von einer knappen Stunde sollte auch für die allerkleinsten nicht zu lang sein.
An sich war es eine wirklich nette Idee, das Stück, wenn es schon nicht szenisch aufgeführt werden konnte, mit Zeichnungen von Kindern zu bebildern. Leider lenkten diese die Kinder jedoch mehr ab als nötig. Bei jedem Wechsel der Bilder schwoll der Lärmpegel im Zuschauerhaus erheblich an, weil die Kinder diese kommentierten. Dadurch wurden sie,  so fürchte ich, von dem Geschehen auf der Bühne abgelenkt.
Und das war wirklich beeindruckend. Michael von Au las den Text von Loriot sehr ausdrucksstark und schaffte es, jedem Tier eine eigene Stimme zu verleihen. Das korrespondierte herrlich mit den Instrumenten. Das brüllte der Löwe, da gackerten die Hühner und da tanzten die Schildkröten. Das Orchester spielte fabelhaft und lies es sich auch nicht nehmen, kleine Gags einzubauen. So lief die Klarinettistin, die den Kuckuck nachahmte, zwischen ihren Kollegen umher und neckte sie mit dem charakteristischen Ruf. Auch der Kontrabass, der den Elefanten gab, präsentierte sich am Bühnenrand und gab damit einen besonders guten Einblick in sein Spiel.
Musikalisch war es wirklich sehr schön, Oleg Ptashnikov leitete das Orchester mit viel Esprit, passend zum Stück. Am Ende wurden alle stürmisch beklatscht und auch Zugabe-Rufe waren zu hören. Schade, dass es nur vier Aufführungen gab, das hätte ich mir gerne nochmal angehört.

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