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Corinna Klimek am 19. Januar 2013 22:54 [singlepic id=1430 w=320 h=240 float=left]Fleissigen Gärtnerplatztheaterbesuchern ist sicher die Giovanna d’Arco noch in Erinnerung, die Oper von Giuseppe Verdi in der Inszenierung des leider viel zu früh verstorbenen Thomas Wünsch, die die Spielzeit 2009/10 eröffnete. Mit dem Oratorium von Arthur Honegger bringt das Theater eine ganz andere Umsetzung des gleichen Stoffes auf die Bühne.
Zuerst einmal ein paar Worte zum Ort der Aufführung. Die alte Kongresshalle ist ein wirklich schönes Bauwerk, das einen ganz eigenen Fünfziger-Jahre-Charme hat. Leider fehlen hier die lieb gewonnen Einlass- und Garderobendienste des Gärtnerplatztheaters. Die Garderobe war ein einziges Chaos, weil man offensichtlich der Meinung war, mitten im Winter bei Schneefall ist es ausreichend zwei von ungefähr zehn Garderoben aufzumachen. Die Schlangen waren megalang und es war ein echtes Wunder, dass am Ende alles wiedergefunden wurde. Ich sag jetzt mal ganz ketzerisch: am Gärtner hätts das nicht gegeben. Der Saal selbst ist für konzertante Aufführungen wie diese eigentlich ganz gut geeignet, schließlich ist da der Blick auf die Bühne zweitrangig. Der Saal steigt nämlich so gut wie überhaupt nicht an und da kann einem kleineren Menschen schon mal der Blick nach vorne versperrt sein. Problematisch ist aber, wie an diesem Abend, die Akustik. Die Sprechrollen waren mit Mikroports verstärkt, die Sängerrollen mit normalen Mikros. Für mich hat sich das auf meinem Platz (4. Reihe ziemlich weit links) leider gar nicht gut gemischt. Der Lichtinstallation von Max Keller konnte ich nichts abgewinnen, das waren halt verschieden farbige Hintergründe, das war bei früheren Konzerten nicht anders.
Bruder Dominik ruft Johanna zu sich. Gemeinsam schauen sie auf Johannas Leben zurück, auf ihren größten Triumph, die Krönung des Dauphin und die Vereinigung Frankreichs, auf ihre Jugend, aber auch auf ihre Verurteilung und ihren Weg zum Scheiterhaufen. Am Ende wird sie von ihm verzehrt. Musikalisch war der Abend ein echtes Erlebnis. Die Musik von Arthur Honegger ist unglaublich vielfältig und kraftvoll. Sie zaubert einem Bilder in den Kopf. Folklore, Jazz, Barock, alles ist vorhanden und Marco Comin leitet das fabelhafte Orchester des Staatstheaters sicher und mit großer Eleganz durch die Klippen der Partitur. Der Chor (Einstudierung Jörn-Hinnerk Andresen) und der Kinderchor (Einstudierung Verena Sarré) waren an diesem Abend eine Klasse für sich. Absolut präzise und ausdrucksstark. Die solistischen Einzelleistungen waren teilweise hervorragend, besonders beeindruckend war Felix Nyncke, der die Kinderstimme ätherisch schön sang. Leider habe ich ihn während der Vorstellung nicht gesehen, man hätte ihn zum Applaus ruhig nach vorne holen können.
Alles in allem ein außergewöhnlicher Abend. Ich hätte es mir gerne noch einmal angesehen, leider gab es nur fünf Vorstellungen kurz nacheinander.
Johanna auf dem Scheiterhaufen (Konzertante Aufführung). Dramatisches Oratorium in 11 Szenen. Musik: Arthur Honegger. Libretto: Paul Claudel. Deutsch von Hans Reinhart. Musikalische Leitung: Marco Comin. Licht: Max Keller. Choreinstudierung: Jörn Hinnerk Andresen. Einstudierung Kinderchor: Verena Sarré.
Sprechrollen: Jeanne d’Arc: Julia Stemberger. Bruder Dominik: Michael von Au. 3. Herold / Der Esel / Der Herzog von Bedford / Johann von Luxemburg / Mühlenwind / Ein Bauer: Jens Schnarre. Der Zeremonienmeister / Regnault von Chartres / Wilhelm von Flavy / Perrot / Ein Priester: Jan Nikolaus Cerha. Mutter Weinfass / Eine Bäuerin: Angelika Sedlmeier.
Gesangspartien: Die Jungfrau: Elaine Ortiz Arandes. Margarethe: Ann-Katrin Naidu. Katharina: Snejinka Avramova. Eine Stimme / Porcus / 1.Herold / Der Schreiber: Ferdinand von Bothmer. Eine Stimme / 2. Herold / Ein anderer Bauer: Holger Ohlmann. Eine Kinderstimme: Felix Nyncke.
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Corinna Klimek am 5. Dezember 2009 00:59
Heute wechselte ich in eine JuHe, die ich noch nicht kannte – London Central. Sie ist relativ neu, sauber und liegt verkehrsgünstig in der Nähe der Tube station Great Portland Street.
Da ich noch nicht aufs Zimmer konnte, fuhr ich zunächst nach Covent Garden um das Ticket für morgen Abend abzuholen und dem Shop des ROH einen Besuch abzustatten. Dies lohnt sich schon allein wegen der guten Zusammenstellung an Musikliteratur, auch wenn es zu meinem Bedauern für 2010 keinen Charity Kalender mehr gibt.
Dort entdeckte ich die Möglichkeit, eine Backstagetour zu buchen. Das war natürlich ein Muss für mich und so fand ich mich am Nachmittag am Besuchereingang des Opernhauses wieder. Simon, unser Tourguide, erzählte unterhaltsam und fundiert aus der Geschichte des Opernhauses, so erfuhren wir, dass sich an dieser Stelle bereits das dritte Opernhaus befindet und das das Haus als staatliche Institution jeden Nachmittag bis 15.30 Uhr den Besuchern offen steht, um zum Beispiel im Floral Room einen Kaffee zu trinken. Interessant war auch, dass heute vor 10 Jahren die Oper nach einer Komplettrenovierung mit einer Galavorstellung wiedereröffnet wurde und einmal im Monat Freitag nachmittags ein Tanztee stattfindet. Bei der Renovierung wurde auch gleich angebaut und die Fläche des Hauses mehr als verdoppelt. Es gibt riesige Seiten- und Hinterbühnen, auf denen ganze Bühnenbilder auf einem fahrbaren Untersatz stehen, die dann nur noch auf die Bühne geschoben werden. Da kann man als Liebhaber eines beengten Opernhauses nur vor Neid erblassen. Auch die Kostümwerkstätten und einen Raum, in dem die Bühnenbilder zusammengesetzt werden, konnten wir durch Fenster von oben besichtigen. Die gesamten Dekorationen, Kostüme und Requisiten werde übrigens in Wales aufbewahrt, das ist noch weiter weg als Poing 😉 Der Transport erfolgt per Lastwagen und ähnlich wie beim Gärtner gibt es einen riesigen Aufzug dafür.
Zum Abschluss ging es noch ins Auditorium, das Opernhaus ist wirklich sehr schön. Ich freue mich schon sehr auf die morgige Aufführung.
Zurück in der JuHe hatte ich noch genug Zeit, mich für den „Messiah by Candlelight“ frisch zu machen. Rund um die Royal Festival Hall gibt es einen recht netten Christkindlmarkt, den ich dann auch noch gleich besichtigte.
Es fallen ein paar Sachen gleich ins Auge: dresscode ist casual und anscheinend kann man normalerweise Getränke mit ins Auditorium nehmen, es gibt an jedem Sitz Getränkehalter und zahlreiche Schilder weisen darauf hin, dass es bei dieser Veranstaltung nicht erlaubt ist. Mit der Pünktlichkeit nimmt man es nicht so genau, Chor und Orchester sind schon im Raum und immer noch wird eingelassen und nach Plätzen gesucht. Die letzten kamen eine halbe Stunde zu spät.
„Messiah by fake candlelight“ wäre ehrlicher gewesen, aber for Show traten auch noch alle mit den entsprechenden Kostümen auf. Bei den Solisten hat mich der Tenor Joshua Ellicot am meisten beeindruckt, obwohl das ja normalerweise nicht meine bevorzugte Stimmlage ist. Etwas überrascht war ich, als alle während des Hallelujah aufstanden, das geht wohl auf George II zurück. Allein wegen dieses Stückes hat es sich gelohnt zu kommen.
Insgesamt ein schöner Abend mit für musikalischem Neuland für mich.
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Corinna Klimek am 16. November 2009 21:59 Kaum zu glauben, noch nie habe ich ein Oratorium live in einer Kirche gehört. Aber da war ich nicht ganz allein, meine immerhin 79-jährige Begleitung auch nicht. Man hat uns auch deutlich angesehen, dass wir Anfänger sind, wir waren schlecht ausgerüstet, hatten weder Sitzkissen noch Decke dabei.
Ich bin ja ein Chor-Fan, insofern ist es wirklich verwunderlich, dass es so lange gedauert hat, bis ich mal die Aufführung eines Oratoriums besucht habe. Aber manchmal braucht es halt noch ein Zuckerl 😉
So gern ich einem Chor lausche (und dieser war gewaltig), so ätherisch ich die Melodien empfand – ich mags lieber, wenn der Chor auch spielt. Das soll heißen, dass ich jederzeit wieder ein Oratorium besuchen würde, aber nicht mehrmals das gleiche, wie ich es oft bei anderen Stücken mache.
Die Solisten, unter ihnen Holger Ohlmann vom Theater meines Vertrauens, waren durchweg sehr gut, auch ansonsten hat das Zusammenspiel meiner Meinung nach gut geklappt.
Oratorium
Georg Friedrich Händel
Israel in Egypt
München, Abtei St. Bonifaz
Sonntag, 15.11.2009
16-18 Uhr
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