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Faschingskonzert, 10. und 12.02.2013, Gärtnerplatztheater (in der Alten Kongresshalle)

[singlepic id=1461 w=320 h=240 float=left]Kann man ein Orchester vermissen? Oder einen Chor? Solisten sowieso? Ja man kann. Also ich zumindest. Ganze zwei Monate ist es her, bei der Premiere von Johanna auf dem Scheiterhaufen, dass ich die meisten der Mitwirkenden zuletzt gesehen habe. Menschen, die ich früher dreimal in der Woche und mehr gesehen und gesprochen habe. An diesen Abenden ist mir wieder bewusst geworden, was für ein großes Loch bei mir klafft, auch wenn es im Alltagschaos meistens nicht so scheint. Schon allein deshalb haben sich diese beiden Abende gelohnt.

Es waren schöne Konzerte, eine feine Musikauswahl, sehr gut musiziert – aber es deckte sich nicht ganz mit meiner Vorstellung eines Faschingskonzertes. Ich bin zwar ein ausgemachter Faschingsmuffel, aber die Konzerte des Gärtnerplatztheaters waren immer die große Ausnahme. Fasching, das ist für mich Kostüme, närrisches Treiben, lachen und fröhlich sein. Und warum sollten sich die Zuschauer verkleiden, wenn auf der Bühne Frack und Abendkleid vorherrschen? Natürlich gab es auch was zu lachen, zum Beispiel bei A grand grand Overture op. 57 für 3 Staubsauger, 1 Bodenpolierer, 4 Gewehre und Sinfonieorchester von Malcolm Arnold mit den wunderbaren solistischen Leistungen von Marco Comin, Max Wagner, Josef E. Köpplinger und Michael Otto an den Haushaltsgeräten. Oder beim Final de la Neige aus der Operette Le Voyage de la Lune von Jacques Offenbach, bei dem die Fröhlichkeit der Solisten Snejinka Avramova, Frances Lucey, Holger Ohlmann, Elaine Ortiz Arandes und Stefan Thomas ansteckend wirkte und der Funke zum Publikum übersprang. Oder bei dem wirklich exzellent gesungenen und mit ein paar kleinen szenischen Details aufgepeppten Volkslied Als wir jüngst zu Regensburg waren des wie immer fantastischen Chors des Gärtnerplatztheaters unter der Leitung von Felix Schuler-Meybier. Oder das schwungvolle Abba-Medley des Kinderchores unter der Leitung von Verena Sarré und begleitet von Anke Schwabe am Klavier mit einem tollen Solo einer leider nicht genannten jungen Sängerin. Und natürlich The Typewriter mit Markus Steiner am Schreibmaschinensolo. Beim altbekannten Duetto buffo di due gatti von Gioacchino Rossini konnte man sehr gut die ausgeprägten komischen Talente von Ann-Katrin Naidu und Elaine Ortiz-Arandes beobachten, genauso wie die von Susanne Heyng und Snejinka Avramova in O Theophil aus der Operette Frau Luna von Paul Linke.

Ansonsten war es wie gesagt sehr fein musiziert, aber nicht wirklich faschingsmäßig. Pedro Velázquez Diaz sang mit strahlender Höhe Dein ist mein ganzes Herz und Nessun dorma, der Summchor aus Madama Butterfly war wunderschön und hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Temperamentvoll der Auftritt von Elaine Ortiz Arandes mit einem Lied aus einer Zarzuela, dem spanischen Pendant einer Operette. Holger Ohlmann ließ mit Some enchanted evening Herzen schmelzen und das Orchester sowohl unter Marco Comin als auch unter Michael Brandstätter zeigten ihr ganzes Können bei der Ouvertüre zu La gazza ladra, dem Ballsirenen-Walzer von Franz Lehár, der aus der letzten Fledermaus-Inszenierung bekannten Polka Ohne Sorgen von Josef Strauß und bei der Begleitung der Solisten quer durch alle Genres. Das Finale des 3. Aktes der Operette Pariser Leben war mir persönlich ein bisschen zu lang, aber vielleicht hab ich mich auch einfach geärgert, dass mein Französisch so eingerostet ist, dass ich nicht alles verstanden habe.

Alles in allem ein schöner Abend, nur halt nicht so ganz ein Faschingskonzert.

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To dream the impossible dream, 01.04.2012, Gärtnerplatztheater

Auf den Spuren des Don Quixote lautete der Untertitel dieser Matinee. Derrick Ballard, am Flügel begleitet von Anke Schwabe, präsentierte einen bunten Streifzug durch die Musikgeschichte mit Liedern, die sich sämtlich mit dem Ritter von der traurigen Gestalt beschäftigen.

Da gab es so unterschiedliche Sachen wie Canción de Dulcinea von Javier Jacinto, einem 1968 geborenen spanischen Komponisten, und den Zyklus Don Quichotte à Dulcinée von Maurice Ravel zu hören. Die Stücke wurden in meinen Ohren perfekt vorgetragen und Derrick Ballard konnte seinen kräftigen und umfangreichen Bass-Bariton sehr gut zur Geltung bringen.

Besonders gut haben mir die Quixote Meditations I., II., III. gefallen, von dem amerikanischen Komponisten Edward Ficklin wohl speziell für Derrick Ballard geschrieben. Er trug diese unglaublich gefühlvoll vor. Der absolute Höhepunkt war jedoch die Don Quixote: Charakterstücke für Klavier solo von Erich Wolfgang Korngold, der diese bereits im zarten Alter von 12 Jahren schrieb. Anke Schwabe zeigte ihr ganzes Können bei diesen Stücken, die sie wirklich hervorragend interpretierte.

Das begeisterte Publikum erklatschte sich am Ende noch das titelgebende Stück aus dem Mann von La Mancha als Zugabe. Besonders hervorzuheben ist auch noch das schön gestaltete Programmheft mit der Übersetzung von allen Liedern. Ein sehr schöner Nachmittag!

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5. Kammerkonzert – Unbekannt klassisch, 12.02.2012, Gärtnerplatztheater

Die fünfte Veranstaltung der Kammermusik im Foyer lockte das Publikum mit dem Titel UNBEKANNT KLASSISCH. Bei dem ersten Beitrag des Konzertes, dem Divertimento für drei Bassethörner KV 439b Nr.3 von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), in einer Bearbeitung für Violine, Viola und Cello, begeisterten die Musiker. Das Zusammenspiel war sehr homogen und die Freude am gemeinschaftlichen Musizieren hörte und sah man Franziska Pertler (Violine), Dorothea Galler (Viola) und Franz Lichtenstern (Cello) an. Maurice Duruflé (1902-1986), Prelude, Recitatif et Variations op. 3 für Flöte, Viola und Klavier, erklang in der Besetzung Heinz Hennen (Flöte), Ann Marie Schneidt (Viola) und Anke Schwabe (Klavier). Dieses Stück fordert einiges von den Interpreten; dies wurde von Flöte und Viola gut umgesetzt, und Anke Schwabe am Klavier ist immer eine Klasse für sich.

Nach der Pause stand ein heute leider weitestgehend unbekannter Komponist auf dem Programm. Sigismund von Neukomm wurde 1778 in Salzburg geboren und starb 1858 in Paris, beigesetzt wurde er auf dem Friedhof Montmartre. Er galt als eine der schillerndsten und vielseitigsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Seine Begeisterung für die Musik Mozarts und Haydns ließ ihn zu einem Botschafter der Wiener Klassik werden. Das Quintett trägt den Namen Une fete de village en suisse, Quintetto dramatique für 2 Violinen, 2 Violen und Violoncello. Auch bei diesem Stück beeindruckte wieder das gute Zusammenspiel der Musiker, in der Zusammensetzung: Katja Lämmermann, Susanne Kabel (Violine), Dorothea Galler, Rainhard Lutter (Viola) und wieder Franz Lichtenstern (Cello). Das vielschichtige und interessante Werk war in guten Händen bei den Interpreten des Gärtnerplatztheaters. Überhaupt ist es immer wieder schön, die Musiker auch außerhalb des großen Orchesters des Musiktheaters zu hören.

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