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Premiere La Bohème, 28.03.2019, Gärtnerplatztheater

Die Münchner Schickeria spielt “Arme Künstler“ – zur Premiere von „La Bohème“ am Gärtnerplatztheater

 Liviu Holender (Schaunard), Lucian Krasznec (Rodolfo), Camille Schnoor (Mimì) © Marie-Laure Briane

Liviu Holender (Schaunard), Lucian Krasznec (Rodolfo), Camille Schnoor (Mimì)
© Marie-Laure Briane

Eine Altbauwohnung, die an Wänden und Boden mit schwarz-weißen Graffiti besprüht ist, selbst der große Kamin wird davon nicht verschont. Die Fenster sind ausgehängt und stehen an der Wand, so dass es hereinschneien kann. Die Männer-WG um Dichter Rudolfo und Maler Marcello singt von der Kälte, aber die nimmt man ihnen nicht so recht ab, bräuchten sie doch nur die Fenster wieder einhängen und sich in die Pelzdecke kuscheln, die auf dem Sofa liegt.

Was mit vielen Fragezeichen in meinem Kopf beginnt scheint dennoch die ersten beiden Bilder über zu funktionieren. Die Bohème ist nicht ein über 100 Jahre alter Zopf, Bohème ist jetzt und hier. Statt in die Vergangenheit zu führen holt Regisseur Bernd Mottl das Publikum in seiner Wirklichkeit ab. In dieser Boheme gibt es Tablets und Handys, eine schrille Szenekneipe und Fastfood. Krankheit gibt es heute auch, ungewöhnliche Lebensstile ebenso. Warum also nicht? Ungleiche Paare finden sich und versuchen ihre Beziehung zu gestalten. Dass da ein Apple-Pencil als „vermaledeite Feder“ durch den Raum fliegt, letzte Fotos per Tablet geschossen werden – all das passt irgendwie.

Faszinierend: die Bühnenumbauten vor Publikum – die Fensterfront fährt zurück, das Sofa versinkt im Boden und flugs wird aus dem Graffiti-Loft des ersten Bildes die Szenekneipe mit schrillen Gestalten inclusive als Christbaum verkleidetem Spielwarenhändler und strippendem Weihnachtsmann. Herausragend und passend zur Rolle ein wenig spitz gesungen die als Hobby-Domina gestylte Maria Celeng als Musetta. Grandios wickelt sie ihren Sugar-Daddy (Holger Ohlmann) um den kleinen Finger und flirtet, was das Zeug hält.

 Matija Meić (Marcello), Levente Páll (Colline), Lucian Krasznec (Rodolfo), Christoph Filler (Schaunard) © Marie-Laure Briane


Matija Meić (Marcello), Levente Páll (Colline), Lucian Krasznec (Rodolfo), Christoph Filler (Schaunard)
© Marie-Laure Briane

Schwieriger wird es dann aber ab dem dritten Bild. Rudolfo und Mimi wollen sich trennen: Rudolfo weiß, dass Mimi schwer krank ist und weil er ihr nicht helfen kann und ihr nicht das Leben bieten kann, das sie verdient, rät er ihr, sich doch einen besseren, reicheren Freund zu suchen – was sie dann schließlich halbherzig auch tut. Ja, und das passt dramaturgisch so gar nicht: wenn diese Bohemiens gar nicht wirklich arm sind, sondern nur damit kokettieren, dann bräuchten sie ja bloß auf die reiche Verwandtschaft zurückgreifen oder auf Marcellos viele Geldscheine, die er mal eben so aus seiner Hosentasche zieht. Nein, das überzeugt mich keineswegs! Für mich liegt die Tragik und Sozialkritik des Stückes gerade in der Zumutung, dass armen Menschen der Zugang zu ärztlicher Versorgung mangels finanzieller Mittel versperrt bleibt – eine Realität des 19. Jahrhunderts, die wir heute gottlob so nicht erleben müssen.

Sängerische Highlights sind Camille Schnoor als Mimi, die wunderbar zart und zerbrechlich singen kann, aber auch eine kraftvolle Tiefe aufweist. Sie ist keine leidende Unterschicht-Arbeiterin, sondern ein durchaus selbstbewusstes Wesen, das sich der Schwere ihrer Krankheit vielleicht wirklich nicht bewusst ist. Herrlich gefühlvoll mit leichter, lockerer Höhe ihr Gegenpart, Lucian Krasznec. Habe ich schon öfter bei den Spitzentönen mit manchem Tenor mitgezittert (kriegt er ihn oder eher nicht…), letztens an der Lindenoper in Berlin, so schmelze ich hier nur so dahin. Dieser Rudolfo ist schwärmerisch, von zärtlicher Liebe ergriffen zu seiner Nachbarin und die Verzweiflung im letzten Bild bei ihrem Tod ist so intensiv gespielt, dass mir die Gänsehaut kam. Kein Geschmettere, keine Selbstdarstellung – das ist ein Rudolfo, wie er sein sollte!

 Chor und Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Statisterie © Marie-Laure Briane


Chor und Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Statisterie
© Marie-Laure Briane

Auch die Kollegen der Männer-WG sind durchweg hervorragend besetzt, allen voran Matija Meić als Maler Marcello, der absolut glaubhaft macht, dass er von Musetta trotz einiger schwerwiegender Differenzen nicht loskommt.

Das von Chefdirigent Antony Bramallsouverän geführte Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz zeigt alle Nuancen von Puccinis bildhafter Musik. Dass diese Transparenz und Farbigkeit gelingt, mag auch an der – wie ich finde hervorragenden – neuen Aufstellung des Orchesters liegen. Endlich hört man die Holzbläser klar und auch die Hörner kommen besser zur Geltung als unter der Bühne im Eck. Lediglich die Harfe ist mir noch etwas zu unscheinbar und wenig prägnant, was an ihrer unglücklichen Positionierung im Graben liegen mag.

Fazit: eine interessante, aber für mich nicht durchgehend stimmige Interpretation der Regie, aber musikalisch ein absoluter Leckerbissen, den sich Puccini-Freunde nicht entgehen lassen sollten. Vielleicht trägt ja die flippige Inszenierung dazu bei, dass auch Opernneulinge jüngeren Alters Geschmack an dem herrlichen Stück finden. Das wünsche ich mir jedenfalls!

Musikalische Leitung Anthony Bramall
Regie Bernd Mottl
Bühne Friedrich Eggert
Kostüme Alfred Mayerhofer
Licht Michael Heidinger
Choreinstudierung Pietro Numico
Dramaturgie Daniel C. Schindler

Rodolfo Lucian Krasznec / Arthur Espiritu
Schaunard Liviu Holender / Christoph Filler
Marcello Matija Meić / Mathias Hausmann
Colline Levente Páll / Christoph Seidl
Benoît Martin Hausberg
Mimì Camille Schnoor / Suzanne Taffot
Musetta Mária Celeng / Jasmina Sakr
Parpignol Stefan Thomas
Alcindoro Holger Ohlmann
Sergeant Thomas Hohenberger
Zöllner Martin Hausberg

Chor und Kinderchor und Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

weitere Termine
Do 04.04.2019 19.30 Uhr
Sa 06.04.2019 19.30 Uhr
Fr 10.05.2019 19.30 Uhr
Mi 29.05.2019 19.30 Uhr
So 09.06.2019 18.00 Uhr
Do 11.07.2019 19.30 Uhr
Sa 13.07.2019 19.30 Uhr
Do 18.07.2019 19.30 Uhr

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Uraufführung Pumuckl – Das Musical, 19.04.2018, Gärtnerplatztheater

 Benjamin Oeser (Pumuckl) © Christian POGO Zach


Benjamin Oeser (Pumuckl)
© Christian POGO Zach

Schabernack am Gärtnerplatz – erfrischend humorige Uraufführung von Pumuckl – Das Musical

Zugegeben, ich war sehr skeptisch bei dem Projekt, den Pumuckl meiner Kindheit als Musical-Uraufführung zu erleben. Insbesondere nach dem bayerisch-österreichischen Kauderwelsch der My Fair Lady fürchtete ich ein ähnliches Schicksal auch für die ur-Münchner Geschichte vom Meister Eder und seinem „zuagroasten“ Klabautermann.

Aber was gestern Abend über die Bühne ging, hat mich vor Begeisterung umgehauen. Sämtliche Fallen, die das Projekt bereithielt (wie eine über 50 jahre alte Geschichte sanft modernisieren, ohne dass das Altbekannte und -geliebte verlorengeht? Wie eine Zeichentrickfigur, die unsichtbar werden kann, überzeugend auf die Bühne bringen? Wie Münchner Lokalkolorit herstellen, ohne zu übertreiben?) wurden grandios gelöst:

 Stefan Thomas, Dirk Lüdemann, Thomas Hohenberger (Wirtshausgäste), Martin Hausberg (Wirt), Alexander Bambach (Bartel), Maximilian Berling (Schubert), Stefan Bischoff (Schlosser Schmitt) © Christian POGO Zach

Stefan Thomas, Dirk Lüdemann, Thomas Hohenberger (Wirtshausgäste), Martin Hausberg (Wirt), Alexander Bambach (Bartel), Maximilian Berling (Schubert), Stefan Bischoff (Schlosser Schmitt)
© Christian POGO Zach

Das Libretto (Anne X. Weber) wählt klug einige charakteristische Episoden aus und fügt sie harmonisch in einen Spannungsbogen ein, der vom Kennenlernen der Protagonisten (Pumuckl bleibt am Leimtopf von Schreinermeister Eder kleben und wird für ihn sichtbar) über eine schwere Beziehungskrise der beiden (Pumuckl stiehlt eine Haarspange und wird von Meister Eder aus dem Haus geworfen) bis zum Happy End (Versöhnung und Erkenntnis, dass man sich am besten so nimmt, wie man eben ist: den Pumuckl als Unsinnstifter und Meister Eder als Grantler). Die Sprache des Textbuches versteht es geschickt, altbekannte Textstücke und Reime in ein modernes Gerüst zu packen, das aber nie anbiedernd wirkt. Jeder Charakter darf sprechen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist (herrlich gebabbelt: Dagmar Hellberg mit ihrem IKarlsruhe-Leinenbeutel als Kundin Frau Steinhauser). Humor und Sprachwitz kommen auch nicht zu kurz (aus Burnout wird bei Pumuckl einfach ein „Birn-Out“).

Pumuckl ist kein klassisches Musical im strengen Sinn, koboldtypisch springen die Stile munter durcheinander, was überaus erfrischend auf mich gewirkt hat. Die bekannte Serienmelodie „Hurraa, hurraa, der Kobold mit dem roten Haar“ wird natürlich eingebunden, aber nicht nur als direktes Zitat – im Schloss kommt sie z.B. mit Trompeten in barocker Manier daher. Franz Wittenbrink versteht es, nie Langeweile aufkommen zu lassen, mal bayrisch-schnadahüpfelnd, mal jazzig, mal rockig bietet Pumuckl – Das Musical für alle Ohren etwas. Dabei ist immer ein Augenzwinkern dabei, so zum Beispiel, wenn Schlosser Schmitt zum Schlaflied mit Tubasolo in seinem Bett schnarcht, dass der Pumuckl nicht schlafen kann.

 Ferdinand Dörfler (Meister Eder), Benjamin Oeser (Pumuckl) © Christian POGO Zach

Ferdinand Dörfler (Meister Eder), Benjamin Oeser (Pumuckl)
© Christian POGO Zach

Hervorragend die Leistung aller Darsteller, ganz voran Benjamin Oeser als Pumuckl und Ferdinand Dörfler als Meister Eder. Oeser bewältigt die Herausforderung mit Bravour, die bekannte Pumucklstimme Hans Clarins in Gesang zu übertragen. Insbesondere, wenn die Töne fürs Falsett zu tief werden ist es schwierig, dennoch den Pumuckl-typischen Klang beizubehalten, gelingt Oeser aber bewundernswert. Die lyrischen Stellen („eine halblange Spange“) gelingen zart und ohne Pathos und schauspielerisch klabautert Oeser mit großer Spielfreude über die Bühne.

Meister Eder (Ferdinand Dörfler) hatte ebenfalls ein schweres Erbe anzutreten, hatte doch fast jeder im Publikum den kongenialen Gustl Bayerhammer im Kopf. Dörfler versteht es hervorragend, seinen Meister Eder nicht als Bayerhammer-Imitat anzulegen, sondern ihm eine ganz eigene Charakteristik zu verleihen. Dieser Meister Eder wirkt auf mich introvertierter als das Vorbild, was wunderbar zu der Bühnenstory passt. Auch die Entwicklung der Figur arbeitet Dörfler überzeugend heraus: vom duldenden Grantler hin zu einem Menschen, der erkannt hat, das der Pumuckl sein Leben bereichert – trotz aller Schwierigkeiten, die sich im Zusammenleben mit dem unsichtbaren Wesen ergeben.

Ferdinand Dörfler (Meister Eder), Dagmar Hellberg (Frau Steinhauser), Stefan Bischoff (Schlosser Schmitt), Ulrike Dostal (Gerti Schmitt), Frank Berg (Chauffeur), Angelika Sedlmeier (Monika Steinhauser) © Christian POGO Zach

Ferdinand Dörfler (Meister Eder), Dagmar Hellberg (Frau Steinhauser), Stefan Bischoff (Schlosser Schmitt), Ulrike Dostal (Gerti Schmitt), Frank Berg (Chauffeur), Angelika Sedlmeier (Monika Steinhauser)
© Christian POGO Zach

Auch alle anderen Darstellerinnen und Darsteller spielen mit Begeisterung und auf ganzer Linie überzeugend: Ulrike Dostal keift herrlich im ehelichen Streit mit Schlosser Schmitt (Stefan Bischoff), der nicht Meister Eders Geduld mitbringt und den Pumuckl am liebsten einfangen und per Paket ans andere Ende der Welt verschicken will. Susanne Seimel gelingt es darstellerisch und stimmlich, die Rolle des Mädchens Hanna überzeugend zu verkörpern. Schön gerade gesungen ohne zu sehr ins Naive abzudriften. Auch die kleineren Rollen werden liebevoll und mit viel Spaß am Spiel in Szene gesetzt, vom gespenstergläubigen Butler Jakob (Peter Neustifter) über die resolute Lehrerin (Marianne Sägebrecht) bis zu den Stammtischbrüdern und Wirtshausgästen. Auch der Kinderchor darf nicht fehlen und gespenstert im doppelten Wortsinn „begeistert“ durchs Schloss.

Zum Schluss ein ganz besonderer Applaus für die Requisite, die mit viel Phantasie und Liebe zum Detail die Streiche des unsichtbaren Kobolds auf die Bühne bringt. Da wandert ein Hammer die Wand hoch, ein Blutfleck (eine Hommage an das Gespenst von Canterville?) verschwindet von Geisterhand, Schwerter fallen von der Wand und Mützen schweben durch die Luft. Ganz große Klasse – dankeschön und ein verdienter Applaus vom Publikum.

Fazit: Unbedingt hingehen (falls ihr noch Karten bekommt…)!
Besetzung am 19.04.2018
Dirigat Andreas Kowalewitz
Regie Nicole Claudia Weber
Choreografie Karl Alfred Schreiner
Bühne Judith Leikauf / Karl Fehringer
Kostüme Tanja Hofmann
Licht Jakob Bogensperger
Dramaturgie David Treffinger

Pumuckl Benjamin Oeser
Meister Eder Ferdinand Dörfler
Frau Reitmayer, Lehrerin Marianne Sägebrecht
Frau Steinhauser / Gräfin Dagmar Hellberg
Monika Steinhauser, ihre Schwiegertochter Angelika Sedlmeier
Hanna, ihre Enkelin / Vreni, Dienstmädchen Susanne Seimel
Schlosser Schmitt Stefan Bischoff
Gerti Schmitt, seine Frau / Vroni, Dienstmädchen Ulrike Dostal
Schubert Maximilian Berling
Bartel Alexander Bambach
Wirt Martin Hausberg
Butler Jakob Peter Neustifter
Chauffeur Frank Berg
Wirtshausgäste Stefan Thomas, Dirk Lüdemann, Thomas Hohenberger

Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnerplatz
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Weitere Termine:

Sa 21.04.2018 18:00 Uhr
Di 24.04.2018 10:30 Uhr
Mi 25.04.2018 10:30 Uhr
Sa 28.04.2018 18:00 Uhr
Do 03.05.2018 10:30 Uhr
Mo 07.05.2018 10:30 Uhr
Mi 09.05.2018 10:30 Uhr
Do 17.05.2018 10:30 Uhr
Do 24.05.2018 18:00 Uhr
Sa 09.06.2018 18:00 Uhr
Mo 25.06.2018 10:30 Uhr
So 22.07.2018 18:00 Uhr
Mo 23.07.2018 10:30 Uhr

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Der Bettelstudent, 20.05.2013, Gärtnerplatztheater (in der Philharmonie Köln)

[singlepic id=1536 w=320 h=240 float=left]Nach Boccaccio in 2009 und Viva la Mamma! in 2011 war das die dritte konzertante Aufführung eines Gärtnerplatz-Stückes, das ich in der Philharmonie Köln erlebt habe. Wieder gelang es allen Beteiligten, die Atmosphäre des Stückes einzufangen und auch bei einer konzertanten Aufführung das Schauspielerische nicht zu kurz kommen zu lassen.

Dazu genügten die Kostüme und ein Möbelstück. Und ein Ensemble, das mit Lust dabei war. Ich gestehe, mir hat Der Bettelstudent anfangs nicht gefallen, ich fand die Melodien irgendwie doof und bis auf den Schulterkuss kannte ich nichts. Das hat sich nach dem zweiten Mal sehen und hören aber schon geändert und nun haben sich die Melodien in meinem Kopf festgesetzt und spuken da von Zeit zu Zeit rum. Musikalisch war es sehr schön und durch den weitgehenden Wegfall des Szenischen (lediglich die Auftritte und Abgänge und, soweit es die Platzverhältnisse zuließen, choreographische Elemente wurden gespielt) konnte ich mich ganz auf den Text konzentrieren und habe diesmal wirklich alles bis ins kleinste verstanden 😉

Elvira Hasanagic ist wirklich eine ganz fantastische Laura. Ihr glockenheller Sopran überstrahlte bereits im Prinzregententheater mit Leichtigkeit auch große Ensembles, hoffentlich gibt es ein Wiedersehen mit der talentierten jungen Sängerin. Zusammen mit ihrem Bühnenpartner Daniel Prohaska, der wieder dem Symon Symonowicz sehr schön Stimme und Gestalt verlieh, sang sie das Liebesduett Ich setz den Fall ausgesprochend berührend. Auch das zweite Paar, Simona Eisinger als Bronislava und Mathias Hausmann als Jan Janicki, glänzten in ihrem Duett besonders, beide sind wirklich hervorragende Sänger und Darsteller. Besonders gut gefallen hat mir übrigens die Kombination von Tenor mit Bariton; die eigentlich vorgeschriebene Tenor/Tenor-Variante kann ich mir insbesondere in den Duetten von Symon und Jan gar nicht richtig vorstellen. Köstlich auch wieder die vier sächsischen Offiziere, angeführt von Holger Ohlmann. Der Ollendorf bekam für die extra für Köln gedichtete Strophe des Couplets rauschenden Applaus. Torsten Frisch sächselte den Enterich akustisch sehr verständlich und machte die Rolle damit zu einem kleinen Höhepunkt. Susanne Heyng bei ihrem wirklich letzten Auftritt für das Gärtnerplatztheater vor dem Ruhestand, Franz Wyzner, Frances Lucey und Martin Hausmann komplettierten das bestens aufgelegte Ensemble.

Der Chor zeigte, dass er auch singen kann, wenn er nicht spielt, und Florian Wolf, Stefan Thomas und Marcus Wandl erfüllten ihre kleinen Soli mit Leben.
Ein sehr schöner Abend, der nicht nur mir Spaß gemacht hat. Schade, dass die Vorstellung gleichzeitig die Dernière war.

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Faschingskonzert, 10. und 12.02.2013, Gärtnerplatztheater (in der Alten Kongresshalle)

[singlepic id=1461 w=320 h=240 float=left]Kann man ein Orchester vermissen? Oder einen Chor? Solisten sowieso? Ja man kann. Also ich zumindest. Ganze zwei Monate ist es her, bei der Premiere von Johanna auf dem Scheiterhaufen, dass ich die meisten der Mitwirkenden zuletzt gesehen habe. Menschen, die ich früher dreimal in der Woche und mehr gesehen und gesprochen habe. An diesen Abenden ist mir wieder bewusst geworden, was für ein großes Loch bei mir klafft, auch wenn es im Alltagschaos meistens nicht so scheint. Schon allein deshalb haben sich diese beiden Abende gelohnt.

Es waren schöne Konzerte, eine feine Musikauswahl, sehr gut musiziert – aber es deckte sich nicht ganz mit meiner Vorstellung eines Faschingskonzertes. Ich bin zwar ein ausgemachter Faschingsmuffel, aber die Konzerte des Gärtnerplatztheaters waren immer die große Ausnahme. Fasching, das ist für mich Kostüme, närrisches Treiben, lachen und fröhlich sein. Und warum sollten sich die Zuschauer verkleiden, wenn auf der Bühne Frack und Abendkleid vorherrschen? Natürlich gab es auch was zu lachen, zum Beispiel bei A grand grand Overture op. 57 für 3 Staubsauger, 1 Bodenpolierer, 4 Gewehre und Sinfonieorchester von Malcolm Arnold mit den wunderbaren solistischen Leistungen von Marco Comin, Max Wagner, Josef E. Köpplinger und Michael Otto an den Haushaltsgeräten. Oder beim Final de la Neige aus der Operette Le Voyage de la Lune von Jacques Offenbach, bei dem die Fröhlichkeit der Solisten Snejinka Avramova, Frances Lucey, Holger Ohlmann, Elaine Ortiz Arandes und Stefan Thomas ansteckend wirkte und der Funke zum Publikum übersprang. Oder bei dem wirklich exzellent gesungenen und mit ein paar kleinen szenischen Details aufgepeppten Volkslied Als wir jüngst zu Regensburg waren des wie immer fantastischen Chors des Gärtnerplatztheaters unter der Leitung von Felix Schuler-Meybier. Oder das schwungvolle Abba-Medley des Kinderchores unter der Leitung von Verena Sarré und begleitet von Anke Schwabe am Klavier mit einem tollen Solo einer leider nicht genannten jungen Sängerin. Und natürlich The Typewriter mit Markus Steiner am Schreibmaschinensolo. Beim altbekannten Duetto buffo di due gatti von Gioacchino Rossini konnte man sehr gut die ausgeprägten komischen Talente von Ann-Katrin Naidu und Elaine Ortiz-Arandes beobachten, genauso wie die von Susanne Heyng und Snejinka Avramova in O Theophil aus der Operette Frau Luna von Paul Linke.

Ansonsten war es wie gesagt sehr fein musiziert, aber nicht wirklich faschingsmäßig. Pedro Velázquez Diaz sang mit strahlender Höhe Dein ist mein ganzes Herz und Nessun dorma, der Summchor aus Madama Butterfly war wunderschön und hat mir die Tränen in die Augen getrieben. Temperamentvoll der Auftritt von Elaine Ortiz Arandes mit einem Lied aus einer Zarzuela, dem spanischen Pendant einer Operette. Holger Ohlmann ließ mit Some enchanted evening Herzen schmelzen und das Orchester sowohl unter Marco Comin als auch unter Michael Brandstätter zeigten ihr ganzes Können bei der Ouvertüre zu La gazza ladra, dem Ballsirenen-Walzer von Franz Lehár, der aus der letzten Fledermaus-Inszenierung bekannten Polka Ohne Sorgen von Josef Strauß und bei der Begleitung der Solisten quer durch alle Genres. Das Finale des 3. Aktes der Operette Pariser Leben war mir persönlich ein bisschen zu lang, aber vielleicht hab ich mich auch einfach geärgert, dass mein Französisch so eingerostet ist, dass ich nicht alles verstanden habe.

Alles in allem ein schöner Abend, nur halt nicht so ganz ein Faschingskonzert.

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Das schlaue Füchslein, 18.06.2012, Cuvilliéstheater sowie 19. und 20.06.2012, Gärtnerplatztheater im Prinzregententheater

[singlepic id=1353 w=320 h=240 float=left]Meine Gedanken zu den zwei unterschiedlichen Produktionen finden sich wieder bei mucbook.

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