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Operette, heißgeliebt

Zum Abschied dieser Inszenierung aus der laufenden Spielzeit drehten alle nochmal richtig auf. Neben der Premiere war dies die beste Vorstellung, die ich gesehen habe. Dementsprechend jubelte auch das ziemlich ausverkaufte Haus fast wie damals.

Angefangen bei Jörn Hinnerk Andresen, der die Akteure auf der Bühne mit seinem Orchester wunderbar unterstützte, über einen diesmal komplett in Ohnmacht fallenden Damenchor, einem gesangs-, tanz- und spielstarken Herrenchor, bis hin zu so wunderbaren Solisten wie Thérèse Wincent, Gregor Dalal, Gunter Sonneson und Holger Ohlmann war einfach alles perfekt.

Danke für diese und vierzehn andere wunderbare Vorstellungen!

Die Piraten von Penzance

Sonntag, 29. November 2009
15:00 – 17:20 Uhr

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Oper, zusammengesetzt

Eigentlich darf ich zur Inszenierung nicht viel sagen, will ich doch nicht spoilern und damit einem Erstzuschauer den Spass verderben. Denn davon sprüht die Inszenierung nur so: kleinen Wortwitzen, großen musikalischen Gags, Insiderjokes und guter Laune. Einzig das Duett von Corilla und Agata, das in der Einführungsmatinee so gut ankam, hat durch die szenische Umsetzung etwas an Bissigkeit verloren und wirkte meiner Meinung nach nicht so gut. Insgesamt sprang der Funke auf die Zuschauer aber fast sofort über, eigentlich schon, als der famose Johannes Wiedecke als alter ego bis hin zur schwarzen Brille des derzeitigen Intendanten Herrn Dr. Peters vor den Vorhang trat. Wir erleben dann die Bühnenprobe des Stückes “Romeo ed Ersilia”, eine Seite des Theaters, die der Durchschnittszuschauer eher selten zu Gesicht bekommt. Das ist meiner Meinung auch, was den Reiz des Stückes ausmacht: der Zuschauer sieht den Vorlauf eines Abends und betrachtet das Theater dann mit ganz anderen Augen. Ich habe immer wieder festgestellt, dass Teilnehmer an Führungen durch die Spielstätte, bei denen man vielleicht auch ein bisschen vom Aufbau oder vom Ausleuchten mitbekommt, die Vorstellung danach mit viel mehr Respekt und Achtung vor der Leistung sehen. Und so ist es hier auch, man sieht etwas, das eigentlich sonst verborgen ist.  Da spielen die Souffleuse, der Inspizient und der Regieassistent sich selbst, da ist das Orchester und der Dirigent und auch das Publikum mit einbezogen. Wieviel davon Übertreibung oder simples Klischee ist, ist unwichtig, denn unterhaltsam ist es alle Mal.

Dazu kamen hervorragende Solisten: neben dem schon genannten Johannes Wiedecke Sebastian Campione und Daniel Fiolka, die obwohl sie das nichtsingende Personal darstellten, ebendies sehr gut taten. Susanne Heyng, die zwar ein wenig leise war, aber für einen sehr berührenden Moment mit ihrer Arie gesorgt hat. Christoph Kayser, der den russischen Tenor überzeugend spielte. Julian Kumpusch, der die umfangreiche Rolle des Stefano trotz Erkältung gut meisterte. Stefanie Kunschke, die mit einer ungewöhnlichen Arie und ausdrucksstarkem Spiel die Zuschauer für sich gewinnen konnte. Und natürlich die beiden absoluten Superstars des Abends, Heike Susanne Daum und Stefan Sevenich. Da kann ich nur sagen: hingehen, selbst erleben! Dazu ein gewohnt spielfreudiger Männerchor und ein toll aufspielendes Orchester unter Ariel Zuckermann und der Begeisterungssturm – auch für das Regieteam – wollte schier kein Ende nehmen. Selbst als der Kronleuchter schon wieder heruntergefahren wurde, klatschten noch ein paar euphorische Zuschauer.

Viva la Mamma!

Samstag, 28. November 2009
19:00 Uhr

Nachtrag: schöne Kritik von Jakobine Kempkens im “Neuen Merker“. Ich habe es aus dem 3. Rang nicht so genau gesehen, aber war das nicht Regisseur und Intendant, die sich durch die Reihen zwängen?

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Oper, lächerlich

Ich will ja nicht wissen, wie das Video seinen Weg zu youtube gefunden hat, aber wenn das die endgültige Fassung ist, frage ich mich, wie man so schöne Musik so verhunzen kann. Und nein, ich hab nix gegen Herrn F. in Unterhosen. In meinem Schlafzimmer.

via Opera Chic

Und wer nochmal Anspruch und Wirklichkeit vergleichen möchte, hier der Link zum Podcast der Einführungsmatinee

Nachtrag 30.11.09: das Video wurde mittlerweile bei youtube entfernt.

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Operette, süchtig machend

Am Sonntag um 17.30 Uhr gründe ich eine Selbsthilfegruppe. Wie überstehe ich den Rest der Spielzeit ohne Piraten? Sogar meine sonst überkritische Mutter (insbesondere bei Dingen, die mir gefallen), war begeistert von der heutigen Vorstellung, ebenso wie der Rest des ziemlich ausverkauften Hauses.

Es war heute aber auch mal wieder vom Feinsten: die wunderbaren Solisten, unter anderen Thérèse Wincent, die es schafft neben vortrefflichem Gesang auch noch eine natürliche Komik zu präsentieren, Rita Kapfhammer, die für mich die ideale Ruth ist, Sebastian Campione, der heute zum wiederholten Male Gesang und Handlung in perfekter Übereinstimmung darbot und Holger Ohlmann, wie immer ein überzeugender Piratenkönig. Der exzellente Chor, der dem Ganzen erst den richtigen Drive mit seiner Spielfreude gibt und ein glänzend aufspielendes Orchester unter Andreas Kowalewitz.

Danke an alle!

Die Piraten von Penzance

Donnerstag, 26. November 2009
19:30 – 21:50 Uhr

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Oper, sehnsüchtig

Mit den Sehnsüchten der Protagonisten wird in dieser Oper gespielt:  der Sehnsucht nach dem Exotischen, Sex, Liebe, trautem Heim oder dem beruflichen Erfolg. dabei ist die Musik aber so schwungvoll, temperamentvoll und rhythmisch, dass keine Langeweile und erst recht keine Melancholie aufkommt.

Die Inszenierung von Christof Loy unterstützt dies mit guter Personenführung und kleinen Gags. Obwohl in der Gegenwart spielend, ist die Inszenierung in dem Sinn traditionell, dass der Fokus auf die Musik und die Sänger gelegt ist. Mir hat sie sehr gut gefallen, ich würde sie mir jederzeit wieder ansehen.

Bei den Sängern war ich besonders beeindruckt von Nikolay Borchev als Prosdocimo und Angela Brower als Zaida. Bis auf den Sänger des Don Narciso, der vermutlich ziemlich irritiert war, als mitten in seinem Auftritt plötzlich Beifall aufbrandete, weil die Übertitelungsanlage endlich funktionierte, waren auch alle anderen Solisten und der Chor, der hier endlich mal ein bißchen Spielfreude zeigt (zeigen darf?) bestens aufgelegt.

Ein schöner Abend. Danke an alle Beteiligten!

Il turco in Italia

Montag, 23. November 2009
19.00 – ca. 22.00 Uhr

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Einführung, erhellend

Nach dem Desaster der letzten Einführung an der BSO traute ich mich doch nochmal in eine weitere und es hat sich gelohnt. Begonnen wurde mit dem Flüsterchor mit Tara Erraught als Giannetta und dem Damenchor. Danach erläuterte der moderierende Staatsintendant den Lebensweg Donizettis bis zur Entstehung von “L’Elisir d’amore” und den zeitlichen Kontext der Oper. Im Anschluss sang Nino Machaidze die letzte Arie der Adina, wunderschön, schon allein dafür hat es sich gelohnt zu kommen.

Als nächstes betrat das Inszenierungsteam die Bühne. Im Gegensatz zur letzten Einführung gab es hier konkrete, verständliche  Antworten und ein vermittelbares Regiekonzept. Wobei mich die Verlagerung in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg (wenn ich das richtig verstanden habe) an einen unbestimmten, staubigen Ort mit zerlumpten Dorfbewohnern und die Probenfotos bei Facebook schon etwas skeptisch stimmen. Aber nun gut, mein Credo im Bezug auf Inszenierungen lautet ja, es darf gerne klassisch sein, es darf gerne modern sein, es muss nur in sich stimmig sein. Also lasse ich mich überraschen.

Als letzter betrat Giuseppe Filianoti die Bühne, trug auch noch ein wenig zum musikalischen Verständnis bei und kam natürlich nicht umhin, “Una furtiva lacrima” zu singen. Zum Dahinschmelzen.

Einführungsmatinee „L’elisir d’amore“

Sonntag, 22. November 2009
Nationaltheater
11.00 – ca. 12.00 Uhr

PS: es dauerte dann doch wieder bis 12.30 Uhr, was zur Folge hatte, dass direkt im Anschluss an das Ende der Arie des Nemorino manche Leute aufsprangen und rausstürzten. Nach den Erfahrungen des letzten Males habe ich mir diesmal mehr Zeit genommen, aber es wäre sicher nicht schlecht, die Zeitangaben einigermaßen realistisch zu machen.

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Oper, einzigartig

Sicher ist keine Vorstellung wie die andere. Das geht beim musikalischen Leiter los, da erkenne ich mittlerweile durchaus Unterschiede. Dann natürlich die Besetzung, das meine ich weniger qualitativ, sondern einfach unterschiedliche Rollengestaltung. Und es endet bei kleinen Details wie nicht mehr rutschenden Hosenträgern 😉

Aber die Vorstellung, die ich heute erleben durfte, fällt in keine dieser Kategorien. Es kamen mehrere Faktoren zusammen: ein Gastsänger, Juan Orozco, der erstens die Rolle auf Italienisch vortrug und zweitens so kurzfristig einspringen musste, dass er “nur” sang und Thomas Schramm, der auch schon mal den Antonio gab, den Grafen spielte. Eine tolle Leistung aller Beteiligter, die unter diesen widrigen Umständen eine gute Vorstellung boten. Das ausverkaufte Haus dankte es mit viel Applaus, am Ende und auch schon davor wie zum Beispiel bei “Ach öffnet Eure Augen” von Holger Ohlmann als Figaro oder der Rosenarie von Elaine Ortiz Arandes.

Danke an alle Beteiligten für diesen bemerkenswerten Abend!

Die Hochzeit des Figaro

Samstag, 21. November 2009
19:00 – 22:30 Uhr
Obwohl dies keine KiJu-Vorstellung war, waren erstaunlich viele Kinder unter den Zuschauern. Erstaunlich deshalb, weil sie ziemlich lang ist und meiner Meinung nach von der Handlung her auch nicht unbedingt geeignet. Aber wie meinte meine Freundin, selbst Mutter, würde aber ihre Kinder nie in dieses Stück mitschleifen: Immer noch billiger als ein Babysitter. Ob dies nun die Motivation war, den Jungen der hinter mir saß und den ich auf ungefähr fünf geschätzt habe, mitzunehmen, kann ich nicht sagen. Er schien aber interessiert und war weder unruhig noch gesprächig. Er hat nur gehustet. Oft. Und wie Kinder das in diesem Alter tun, natürlich ohne Hand oder Taschentuch vor dem Mund. Er war eine einzige Bazillenschleuder. Ich spürte den Luftzug im Nacken und konnte förmlich die kleinen grüngelben Bakterien um mich rumtanzen sehen, bereit, sich durch meine Nase den Rachen entlangzuhangeln, um sich in meinen Bronchien festzusetzen. Sicher bin ich ein bisschen paranoid, weil ich dieses Jahr schon dreimal so krank war, aber schon bei der Erinnerung daran läuft es mir kalt den Rücken hinunter und ich möchte eine ganze Packung Ingwerbonbons auf einmal lutschen.

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Operette, unterhaltsam

Ich gehe ja oft allein ins Theater meines Vertrauens. Aber richtig einsam bin ich nie. Sei es, dass ich mit denjenigen ins Gespräch komme, die neben mir sitzen, sei es, dass ich manche Leute einfach vom Sehen her kenne, weil sie ungefähr genauso oft da sind wie ich. Es gibt immer einen kleinsten gemeinsamen Nenner: dieser Abend, dieses Stück, diese Inszenierung, dieses Theater. Darüber hinaus kenne ich natürlich mittlerweile auch das Garderoben- und Einlasspersonal, das immer freundlich ist und inzwischen um meine Vorlieben weiß.

So plauderte ich auch gestern wieder nett mit meiner Sitznachbarin, auch sie mag dieses Stück sehr gerne. Und gestern war es ja auch wieder sehr schön. Gute Solisten, guter Chor, gutes Orchester.

Genau der richtige Start ins Wochenende. Danke an alle Beteiligten!

Boccaccio

Freitag, 20. November 2009
19:30 – 22:30 Uhr

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Oper, bombastisch

So nannte es gestern Abend jemand aus der Gruppe, die ich in das Theater meines Vertrauens geschleift habe. Nun, das ist zwar nicht ganz das Wort, das ich verwenden würde, meines wäre eher eindringlich, zum Nachdenken anregend, aufwühlend, aber es drückte im Grunde genommen eines aus: es hat gefallen.

Ich habe nur positive Rückmeldungen bekommen und auch der heftige Applaus und die Bravorufe am Ende zeigen doch, dass das Publikum die Konzeption des Regisseurs besser versteht als die Kritiker. Allerdings wurde mir auch gesagt, dass es ohne Einführung schwierig gewesen wäre, der Handlung zu folgen.

So konnten wir uns ganz auf den tollen Chor, dessen Auftritte mir von Mal zu Mal besser gefallen – wo hab ich da am Anfang was Statisches gesehen? – , die Solisten und das Orchester konzentrieren. Diesmal sass ich im dritten Rang, da sieht man die Lichtstimmungen und auch sonst alles sehr gut.

Danke für einen sehr schönen Abend!

Giovanna d’Arco

Mittwoch, 18. November 2009
19:30 – 22:30 Uhr

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Musical, zukunftsweisend

Ein kleines bisschen gaga bin ich ja schon, ich geb es ja zu. Eine Premiereneinführung und ein Oratorium reichen für Frau Nachtgedanken nicht für einen Sonntag, nein, es muss natürlich auch noch eine Vorstellung des Zauberers sein. Aber ich hatte einen guten Grund und der stand im Orchestergraben 😉

Benjamin Reiners hatte sein Debüt als musikalischer Leiter am Gärtnerplatz und gut hat er es gemacht.  Voll konzentriert und präzise leitet er das Orchester an diesem Abend und auch die durchweg sehr guten Solisten und der Chor kamen nicht zu kurz. Bravo!

Dem Publikum im nahezu ausverkauften Haus hat es mal wieder sehr gut gefallen, mir natürlich auch. Eine gute Inszenierung mit passender Besetzung – gibt es etwas besseres, um einen Kultursonntag ausklingen zu lassen?

Der Zauberer von Oz

Sonntag, 15. November 2009
18:30 – 21:05 Uhr

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