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Auftakt: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, 13.06.2010, Gärtnerplatztheater

Obwohl ich mir diese Oper bewusst noch nicht angehört habe, stellte ich im Laufe der Einführungsmatinée fest, dass ich doch schon viel daraus kannte, so zum Beispiel den von Heike Susanne Daum brillant vorgetragenen Alabama-Song und auch verschiedenen Zitate. So ganz jungfräulich gehe ich dann doch nicht in diese Premiere, auf die ich schon sehr gespannt bin.

Der Dramaturg Christoph Maier-Gehring befragte zunächst den Regisseur Thomas Schulte-Michels nach seinem Werdegang, den dieser ausführlich und humorvoll darstellte und so wurde auch schnell klar, dass er zwar aus der Schauspielecke kommt, aber mittlerweile auch ein gefragter Musiktheaterregisseur ist. Er hat für diese Inszenierung auch das Bühnenbild entworfen, das anhand seiner Skizzen umrissen wurde, ich bin sehr gespannt auf die Umsetzung. Sehr sympathisch war seine Aussage, dass immer die Sänger im Vordergrund stehen würden, mal sehen, ob sich das bewahrheitet. Es gab auch die Entwürfe der Kostüme zu sehen, sowie Hintergrundinformationen zu Musik und Libretto.

Musikalische Kostproben gab es außerdem von Cornel Frey und Stefan Sevenich sowie den Boxkampf mit Sebastian Campione in der Rolle des Joe, das war unglaublich beeindruckend. Begleitet wurden die Solisten von Anke Schwabe am Flügel.

Ich freue mich auf die letzte Opernpremiere dieser Spielzeit!

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Die Zauberflöte, 11.06.2010, Gärtnerplatztheater

an diesem Abend hatte ich eigentlich sehr gute Plätze, Balkon 3. Reihe, direkt neben der Mittelloge. Leider war hier eine Seite des Bühnenbildes schon nur noch sehr eingeschränkt zu sehen, so dass der Effekt, dass die Kulisse sich von der Nacht zum Tag wandelt, wirkungslos verpufft. Das ist sehr schade, aber wirklich genießen kann man dieses Bühnenbild wohl nur aus dem Parkett Mitte.

Ansonsten war es eine schöne Vorstellung mit guten Leistungen aller Beteiligter, vor allem Julian Kumpusch als Papageno hat mir deutlich besser gefallen als in den zwei vorhergehenden Vorstellungen.

Auf jeden Fall ist dieses Stück ein absoluter Publikumsrenner, bisher war jede Vorstellung ausverkauft und auch für die restlichen fünf gibt es nur noch Restkarten. Wer noch keine hat, kann sein Glück in der neuen Spielzeit versuchen: Karten für die Vorstellungen im September und Oktober gibt es ab 01.07.2010.

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I Masnadieri, 09.06.2010, Gärtnerplatztheater

Die dritte Beerdigung eines meiner Lieblingsstücke innerhalb von 8 Tagen, wie soll ein Mensch das nur aushalten? Und dann wird einem der Abschied auch noch möglichst schwer gemacht, weil alle ihr Bestes geben: Mikael Babajanyan, faszinierend und abstoßend zugleich als hinterhältiger Francesco, Harrie van der Plas überzeugend als Carlo, Sandra Moon ergreifend als Amalia. Die ersten Tränen flossen bei mir schon wieder vor der Ouvertüre, Sieglinde Zörner ist einfach absolut fantastisch. Aber auch Adrian Xhema, Mario Mario Podrečnik und Holger Ohlmann glänzten in ihren Rollen. Besonders schwer wird mir aber der Abschied von Johannes Wiedecke fallen, der in dieser Spielzeit einen grandiosen Massimiliano Moor gegeben hat. Es war gleichzeitig seine letzte Vorstellung am Gärtnerplatz, er verlässt das Ensemble zum Ende der Spielzeit.

Ich bin dem Theater meines Vertrauens mal wieder sehr dankbar, dass es mich mit diesem Stück bekannt gemacht hat. Durch die einzigartige Vielfältigkeit des Spielplans lerne ich ein breites Spektrum von Opern, Operetten und Musicals kennen und lieben. Ich habe das Gefühl, ich taste mich blind durch unbekanntes Gebiet, aber mit jedem neuen Stück, mit jedem Abend in diesem Theater lerne ich dazu, sehe ein winziges Stückchen mehr.

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Künstlergespräch Thérèse Wincent und Gary Martin, 07.06.2010, Gärtnerplatztheater

In loser Folge führt der Opernclub München Künstlergespräche mit Ensemblemitgliedern des Staatstheaters am Gärtnerplatz. An diesem Abend waren die Sopranistin Thérèse Wincent , die in dieser Spielzeit die anspruchsvolle Rolle der Anne Frank in Gregori Frieds Mono-Oper gesungen hat und gerade erst für ihr Rollendebüt als Gräfin Mariza in der gleichnamigen Operette gefeiert wurde, sowie der Bariton Gary Martin, bekannt und beliebt bei den Stammbesuchern des Theaters für seine intensive Rollengestaltung, zuletzt als Reisender in "Death in Venice" und Jaroslav Prus in "Die Sache Makropulos", zu Gast.

Die beiden beantworteten die Fragen von Moderator Thomas Bergmann nach ihrem Werdegang, ihren Vorlieben, Erfahrungen mit Regisseuren und zukünftigen Rollen sowie Fragen aus dem Publikum ausführlich, interessant und humorvoll. An den passenden Stellen gab es Tonbeispiele, entweder vom Band oder live gesungen, begleitet wurden sie dabei von Oleg Ptashnikov am Flügel.

Der absolute Höhepunkt des Abends war am Ende das Duett aus Don Giovanni "Là ci darem la mano", dass die beiden nicht nur sangen, sondern auch darstellten und zwar so intensiv, dass jeder, auch wenn er nicht des Italienischen mächtig war, genau wusste, was passierte. Das Publikum war hingerissen und applaudierte den beiden langanhaltend. Das zweite Duett habe ich leider vor lauter Begeisterung vergessen. Im Anschluß an die Veranstaltung gaben die beiden sympathischen Künstler noch geduldig  Autogramme, bis auch der letzte Fan zufrieden war.

Am 15.11.2010 werden die beiden in einer Soirée im Foyer des Gärtnerplatztheaters gemeinsam auftreten, diesen Termin sollte man sich schon mal dick im Kalender anstreichen.

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Martha, 04.06.2010, Gärtnerplatztheater

Diesmal ging es schon besser, mit dem Reinhören. Besonders die Szene auf dem Markt in Richmond gefällt mir gut, das ist lebendig, da rührt sich was und die Melodie ist eingängig. Ich hatte mit beim letzten Mal übrigens getäuscht, der große Finger bringt einfach die Handlung wieder in Gang, warum korrigiert mich denn keiner? Ich hatte an diesem Abend hin und wieder den Eindruck, dass Graben und Bühne nicht ganz im Einklang waren, aber natürlich kenne ich das Stück nicht gut genug, um es wirklich beurteilen zu können.

Auch wenn mir Solisten, Chor und Orchester an diesem Abend wieder sehr gut gefallen haben, kam der Knaller beim Schlussapplaus: der Regisseur des Stückes Loriot kam zusammen mit den Akteuren auf die Bühne und wurde im gut besetzten Zuschauerraum frenetisch gefeiert. Selbst auf die Entfernung hat er immer noch eine unglaubliche Ausstrahlung, das war wirklich ein Erlebnis, von dem ich noch meinen Enkelkindern berichten würde, wenn ich denn welche hätte.

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Carmen, 03.06.2010, BSO

Die Erwartungen waren groß auf Grund der hochkarätigen Besetzung und die erste Aufführung der Serie wurde von vielen bejubelt, es gab aber auch die ein oder andere kritische Stimme. Für mich ist wichtig, was von Gesang und Ausdruck der Akteure unterm Dach ankommt und hier schnitt Jonas Kaufmann als Don José eindeutig am Besten ab. Auch wenn seine Stimme für mich für diese Rolle etwas zu dunkel gefärbt ist, so war er doch immer authentisch. Ich nahm ihm seine Verliebtheit genauso wie seine rasende Eifersucht ab.

Elīna Garanča sang sehr schön, meistens, aber vom Typ her passt sie für mich nicht zur Carmen. Sie sieht trotz schwarzer Perücke und Schminke nicht aus wie eine Zigeunerin und sie bewegt sich vor allem nicht wie eine. Ich habe schon bei einem früheren Besuch dieser Inszenierung die mangelnde Erotik der Carmen angemeckert, zum Beispiel ist es absolut abtörnend, wenn sie, statt lasziv mit Kastagnetten zu klappern, die Absätze ihrer Schuhe zusammenschlägt. Es liegt also wohl nicht ausschließlich an ihr, aber sie hätte mehr daraus machen können. Und die weißen Füße, die immer wieder gerne beim Hochziehen des Rockes gezeigt wurden, waren auch nicht gerade förderlich.

Mag sein, dass der Escamillo schön gesungen wurde, einen so untoreromäßigen Torero habe ich aber noch nie gesehen. Aber das war auch schon egal. Das größte Ärgernis an diesem Abend war übrigens die Rolle des Chores. So unbeweglich festzementiert auf der Bühne sind keine Arbeiter, keine Soldaten, keine Schmuggler. Wenn man schon die Inszenierung nur noch “nach” dem Original spielt, würde es nicht schaden, wenn der Chor etwas mehr Bewegung und Ausdrucksunterricht bekäme. Der Kampf der Arbeiterinnen in der Zigarettenfabrik war jedenfalls im höchsten Maße lächerlich.

Ich habe an diesem Abend für mich keine Sternstunde erlebt und ich werde in Zukunft der Carmen bei der kleinen Schwester am Gärtnerplatz wieder den Vorzug geben.

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I Masnadieri, 30.05.2010, Gärtnerplatztheater

Der Sänger des Francesco wurde als erkältet angesagt, den Kommentar eine Reihe hinter mir “da können wir ja gleich wieder gehen” fand ich dann aber doch etwas übertrieben, vor allem, weil zumindest ich nichts gemerkt habe, außer dass er gegen Ende etwas müde wirkte.

Ansonsten war es mal wieder einfach nur toll: tolles Orchester, toller Chor, tolle Solisten. Für mich ist diese Inszenierung das allerbeste Beispiel dafür, dass man eine 150 Jahre alte Oper ins Heute transportieren kann, ohne in den sogenannten Eurotrash abzugleiten. Ich ziehe nach jeder Vorstellung meinen Hut vor dem Regisseur Thomas Wünsch, der das geschafft hat.

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Carmen, 29.05.2010, Gärtnerplatztheater

Manchmal vergesse ich zwischendurch, wie sehr mich diese Musik berührt. Es liegt vermutlich auch ein bisschen an der Inszenierung, denn die Carmen an der BSO lässt mich weitgehend kalt.

Selbst im 3. Rang ist die Ausstrahlung von Rita Kapfhammer zu spüren, sie verleiht der Figur eine Sinnlichkeit, die es glaubhaft macht, dass ihr alle Männer zu Füßen liegen. Auch Stefanie Kunschke als Micaela zeigt Hervorragendes und Adrian Xhema verkörperten den Don José glaubwürdig als Zerrissener zwischen Pflicht und Liebe.

Allen die Show gestohlen wurde in meinen Augen aber von der Besetzung einer kleineren Rolle: Florian Simson kehrte nach 10 Monaten Abwesenheit wieder auf die Bühne am Gärtnerplatz zurück, leider nur für diesen Abend. Die Freude, die alle daran hatten, war bis unters Dach zu spüren.

Das war wieder ein sehr schöner, emotionaler Abend, danke an alle Beteiligten!

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I Masnadieri, 24.05.2010, Gärtnerplatztheater

Der Schrei “Enrico”, diese fast greifbare Trauer, treibt mir schon die Tränen in die Augen, bevor ein Ton gespielt wurde. Auch die Ouvertüre mit ihrem wunderschönen Cello-Solo trägt zur düsteren Grundstimmung bei. Ich bin jedes mal aufs Neue bass erstaunt, wie toll Regisseur Thomas Wünsch die Musik in Bilder umgesetzt hat.

Der Francesco klang etwas angeschlagen, der Rest der Solisten, das Orchester und vor allem der Chor boten aber wieder großartige Leistungen, die den Abend auch in der ich-zähle-nicht-mehr-wievielten Aufführung zu einem tollen Erlebnis werden ließen.

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Martha, 22.05.2010, Gärtnerplatztheater

Das Stück hatte ich zuletzt vor ungefähr zwei Jahren gesehen, gefallen hat es mir damals schon. Prachtvolle und gut choreographierte Chorszenen, schöne Duette und Arien, bedauerlicherweise wird die von Harrie van der Plas im 3. Akt sehr schön gesungene etwas gestört durch “witzige” Aktionen des Kellners, das ist eindeutig einer der Negativpunkte der Inszenierung. Ansonsten sehr schöne Kostüme mit einem klassischen Bühnenbild, witzigen regieeinfällen wieder große Finger, der Plumkett “einen Schubs gibt”, als er sich nicht traut, die Frauen anzusprechen. Leider rauschte der Anfang etwas an mir vorbei, ich brauchte einige Zeit, um mich einzuhören, danach habe ich mich aber sehr gut amüsiert.

Die Akteure waren allesamt sehr gut, angefangen bei Sandra Moon und Rita Kapfhammer als Lady Harriet und Nancy, Holger Ohlmann und der schon angesprochene Harrie van der Plas als Plumkett und Lyonel, Sebastian Campione und Martin Hausberg als Richter und Lord Tristan sowie der Chorsolist Christian Schwabe als Diener. Auch der Chor und das Orchester unter Jörn Hinnerk Andresen hat mir gut gefallen und so war es ein rundherum unterhaltsamer Abend.

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