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Corinna Klimek am 1. April 2014 23:29 [singlepic id=1850 w=320 h=240 float=left] Die Liebe zu den drei Orangen ist zwar ein oft gespieltes Werk, am Stadttheater Klagenfurt wurde es aber noch nie gezeigt. Jetzt hatte es in einer umjubelten Inszenierung von Starregisseur Immo Karaman Premiere, die bereits am Gärtnerplatztheater in München große Erfolge feierte.
König Treff ist verzweifelt. Sein Sohn und Nachfolger leidet an hypochondrischen Zuständen, die ihn unfähig zum Regieren machen. Einst wurde geweissagt, dass der Prinz geheilt wird, wenn man ihn zum Lachen bringt. So beauftragt der König den Spaßmacher Truffaldino mit der Organisation von Festen, die den Prinzen aufheitern sollen. Das misslingt, aber als der Hexe Morgana ein Missgeschick passiert, lacht der Prinz schadenfroh. Die Hexe verflucht ihn daraufhin, und er muss sich auf die Suche nach drei Orangen machen. Diese werden von einer fürchterlichen Köchin im Hause der Kreonta bewacht. Es gelingt, sie zu stehlen, aber Truffaldino missachtet die Warnung, die Orangen nur am Wasser zu öffnen. Zwei der verwandelten Prinzessinnen verdursten, die dritte wird vom Prinzen mit einem Kuss gerettet. Eine Intrige von Treffs Nichte Clarisse und dem Premierminister Leander kann abgewendet werden, und so steht dem jungen Glück nichts mehr im Wege.
Dem Libretto von Sergej Prokofjew liegt eine Erzählung von Carlo Gozzi zugrunde. Dieser galt als Gegenspieler Goldonis und setzte weiter auf die Typen der Commedia dell’Arte. Prokofjew setzt noch eins drauf und lässt die Zuschauer, verkörpert durch den Chor, das Geschehen kommentieren und gibt damit dem Ganzen einen Rahmen. Die Musik erinnert fast an Filmmusik, es gibt keine formgebenden Arien, aber eingängige Leitmotive. Zudem unterlegt er einzelne Figuren mit bestimmten Instrumenten, so wird zum Beispiel die Köchin von einer Tuba begleitet. Das gibt dem Stück eine ungeheuere Farbigkeit, die man durchaus auf mehreren Etappen entdecken kann. Die Liebe zu den drei Orangen hatte am 30.Dezember 1921 in Chicago Uraufführung in französischer Sprache. Die gespielte deutsche Übersetzung ist nach einer Fassung der Komischen Oper Berlin.
Regisseur Immo Karaman hat sich für eine Interpretation der Oper in der Entstehungszeit entschieden. Das Bühnenbild und die Kostüme von Timo Dentler und Okarina Peter zeigen deutlich den Einfluss des Malers Otto Dix. Ein großer Kasten, einem aufgeschnittenen Zimmer nachempfunden, dominiert die Bühne. Dieser wird durch die Drehbühne und kräftige Bühnenarbeiter in Bewegung und Gegenbewegung gebracht, so dass sich immer wieder faszinierende neue Einblicke ergeben. Wenn der Vorhang sich öffnet, wirkt es fast wie ein Gemälde, aus dem die Figuren entspringen. Obwohl die Orangen nur normale Größe haben, betont die Inszenierung das Märchenhafte der Geschichte. Der Chor als Zuschauer kommentiert und greift auch schon mal ins Geschehen ein. Mir war nur nicht ganz klar, warum sowohl eine der Prinzessinnen als auch Farfarello als Teil des Chores die ganze Zeit auf der Bühne waren. Hier hätte man durch unterschiedliche Kostüme die verschiedenen Rollen betonen müssen.
[singlepic id=1851 w=320 h=240 float=right]Das Kärntner Sinfonieorchester unter dem zu Recht hochgelobten Chefdirigenten Alexander Soddy hatte einen vollen, schnörkellosen Klang, der dem Stück mehr als gerecht wurde. Die Begleitung des Auftritts der Köchin durch die Tuba war ein ungewöhnlicher Genuss, überhaupt waren die Blechbläser die herausragendste Gruppe an diesem Abend. Der Chor war an diesem Abend wohl nicht ganz vollständig, zeigte sich aber bestens einstudiert von Günter Wallner. Stephan Klemm mit seinem sonoren Bass bildete den musikalischen Grundpfeiler des Abends. Seinem König Treff nahm man die Verzweiflung über den maladen Sohn jederzeit ab. Patrick Vogel als der Spaßmacher Truffaldino konnte schauspielerisch nicht ganz überzeugen, zudem klangen seine Höhen etwas eng. Die Fata Morgana von Stefanie C. Braun überzeugte mit warmen Stimmklang und starker Bühnenpräsenz. Die Gleichheit von Prinzessin Clarisse und Fata Morgana war hier sehr auf die Spitze getrieben, so dass man sich nicht immer sicher sein konnte, wer da tatsächlich auf der Bühne stand, bis gesungen wurde. Von den Prinzessinnen beeindruckte Golda Schultz mit mühelosem, glockenhellen Sopran. Leider war sie durch eine Knieverletzung gehandicapt und konnte nur vom Bühnenrand singen. Bereits in der nächsten Spielzeit wird sie wieder an der Bayerischen Staatsoper auftreten, unter anderem in der Partie der Micaela, worauf man sehr gespannt sein darf. Holger Ohlmann hatte die Köchin bereits in München gesungen und verlieh ihr auch in Klagenfurt seine starke Präsenz. Ilken Arcayürek war ein eher unauffälliger Prinz. Einen großen Anteil am Erfolg des Abends hatte das Tanzensemble. Sie setzten die Choreografie von Fabian Posca perfekt um.
Sicher ein ungewöhnlicher Abend, der aber Lust auf mehr Musik von Prokofjew und auf mehr Inszenierungen von Immo Karaman machte.
Die Liebe zu den drei Orangen. Oper in vier Akten mit einem Prolog. Musik: Sergej Prokofjew. Libretto vom Komponisten nach Carlo Gozzi. Deutsche Übersetzung nach einer Fassung der Komischen Oper Berlin. Regie: Immo Karaman. Choreographie: Fabian Posca. Bühne und Kostüme: Timo Dentler, Okarina Peter. Lichtdesign: Immo Karaman, Helmut Stultschnig. Dauer: 2 Stunden / eine Pause.
Musikalische Leitung: Alexander Soddy. Choreinstudierung: Günter Wallner. Besetzung: König Treff: Stephan Klemm. Der Prinz, sein Sohn: Ilker Arcayürek. Prinzessin Clarisse: Bea Robein. Leander, Premierminister: Zoltan Nagy. Truffaldino, ein Spaßmacher: Patrick Vogel. Pantalon, Vertrauter des Königs: Tim Kuypers. Tschelio, der Zauberer: David Steffens. Fata Morgana, die Hexe: Stefanie C. Braun. Linetta: Lucy Williams. Nicoletta: Sun Mi Kim. Ninetta: Golda Schultz. Die Köchin: Holger Ohlmann. Smeraldine: Aleksandra Krizan. Farfarello: Michael Schober. Zeremonienmeister: Thomas Tischler. Der Herold: Gregor Einspieler. Tanzensemble: Franziska Angerer, Ziv Frenkel, Bettina Fritsche, Michael Kitzeder (Dance Captain), Elodie Lavoignat, Toralf Vetterick, Jochen Vogel.
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Corinna Klimek am 10. April 2013 23:27 [singlepic id=1516 w=320 h=240 float=left]Über die letzte Vorstellung in dieser Spielzeit hab ich wieder drüben bei mucbook geschrieben.
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Andreas M. Bräu am 3. April 2013 22:14 [singlepic id=1485 w=240 h=320 float=left]Was wurde nicht alles gesagt, geschrieben und geschimpft über diese Fastneuproduktion des Weihnachtsklassikers an der Bayerischen Staatsoper: Nostalgietrauer um die List–Inszenierung, Aufregung über den Produktionsrestverkauf um den Globus, moderne Küche, gestrichene Engel und dieser Fisch… zu neu, zu brutal, zu nicht-kitschig.
Lassen wir die Produktion für sich selber sprechen.
Dazu sollte man sich kunstgeschichtlich diesem Abend nähern. Denn Richard Jones malt Bilder für die Bühne, nutzt sie im Prospekt und baut starke Momente. Viel Magritte zu Anfang, ein bisschen Beuys, sehr starker Warhol in den Zwischenakten (John MacFarlane Bühne und Kostüm). Fluchtpunktperspektivisch wird so das Märchen zum Ästhetikkammerspiel. Das ist surreal und Popart, sieht gut aus und funktioniert. Ein Kammerspiel des Hungers, wie im Libretto deutlich belegbar und schlüssig ausformuliert entsteht in den kühlen Räumen, in einer hübschen Leere ohne Nahrung wie der leere Mottoteller zu Beginn. Der Wald verkommt zur Tapete die Statisterie in cooler Ent-Optik zu den rauschenden Bäumen. Verständlich bleibt das alles und die Abstraktion zeigt den Kindern und ihren oft konservativeren Eltern, mit welchen Mitteln das Theater im Kleinen zaubern kann.
Getragen wird dieser Minimalismus durch elaborierte szenische Arbeit des Hochleistungsmärchentraumpaares Tara Erraught und noch eine Spur zauberhafter Hanna-Elisabeth Müller. Mit allerhand Choreografie und Gezank bleibt der Fokus auf dem ersehnten Mahl. Auch bei den Eltern. Besenbinder Alejandro Marco-Buhrmester putzt dabei stimmlich wie spielerisch seine Frau Janina Baechle an die kahle Wand. Dieser Vater ist Suffkopf, Angsthase und liebender Vater zugleich. Mutter steht kleine angedeutet vor dem Pillensuizid und spuckt vor Angst die Wurst wieder aus. Darüber lässt sich streiten, bleibt aber den Kleinen eher verborgen als den Großen, die diese existenzielle Seite des Überlebensmärchens durchaus erkennen dürfen. Denn existenziell ist dieser Text und der Konflikt
Wovon träumt wohl ein an Hunger leidendes Kind? Sicherlich nicht von Rauschgoldengeln, sondern von Essen, von Küche und von Genuss. Eine Mischung aus Groteske und Sei-Hier-Gast-Disney-Optik erscheint dann auch wirkungsmächtig und kindgerecht durch aufmarschierende Comicköche und eine livrierte Makrele (Christian Prager) – wohl getimt ins Finale Akt II. hineingeschneidert. Das passt, ist komisch anzusehen und vor allem für die Kindelein schlüssig. Und auch das soll nicht aus den Augen verloren werden.
Das Gruselhutzelmännlein des Sandmannes überzeugt weniger als die spülende Taufrau, die die letzten Reste des schönen nächtlichen Traumes beseitigt, bevor der Grundtenor des Abends mit dem überdimensionierten Mäulchen zurückkehrt. Da hüpfen die 4-8-Jährigen kurz vom Stuhl und bleiben gespannt dabei. Ebenso wie beim folgenden entstaubten Hexenküchenakt.
[singlepic id=1486 w=320 h=240 float=right]Eine Verbeugung vor der großartigen Fatsuit-Travestie dieser tollen Knusperhexe von Rainer Trost. Im Gegensatz zur alten Karikatur der Karikatur (Ulrich Reß) mischt er in seiner Küche genau die richtigen Mischung aus Überdrehtheit, wohl dosiertem Grusel, Klamauk und (weiblichem) Talent, damit sich auch die Kleinen ein wenig fürchten ohne Angst zu bekommen. Die Kühlschranktür bleibt immer nur so lange offen, um die Kinderhaxerl zu erahnen und die Backekinder verwandeln sich natürlich alle zum HappyEndFinale mit Osterbotschaft in brave Kindelein. Wie es nun mal im Märchen sein soll. Und wo wenn nicht im Schutzraum Theater, ohne die Konsequenz des Alltags darf man eine Hexe – wie von den Grimms ja nun mal vor-geschrieben – in den Ofen schieben und in einen Hefezopf verbacken, wo doch jedes Kind weiß, dass sie spätestens beim Applaus wohlbehalten wieder an die Rampe tritt.
An der Rampe wurde das starke Ensemble dann auch euphorisch gewürdigt und die Reaktionen von Jung und Alt steigerten sich im Vergleich zur Listseligkeit. Das liegt vor allem am satten und wachen Sound des Orchester unter Tomáš Hanus der meiner Ansicht nach jede Stunde Humperdincks an der Nibelungenkanzlei zutage treten lässt.
Zopfschneider Bachler wünscht dieser Inszenierung und – indirekt damit verbunden – auch seiner Fortdauer der Intendanz ein langes Leben. Diesem Wunsch will man sich nach dieser modernen und guten Hänselneuauflage gerne anschließen, da sich Erwachsene nicht langweilen und die Anspielungen durchdringen, dieser Abend aber vor allem für die Kinder durchaus etwas von der Opern- und Bühnenmagie überträgt, sie ernst nimmt, fordert und dabei glänzend unterhält.
Besucht wurde die Vorstellung am 01.04.2013.
Musikalische Leitung Tomáš Hanus,
Inszenierung Richard Jones,
Bühne und Kostüme John Macfarlane,
Neueinstudierung Benjamin Davis
, Lichtkonzept Jennifer Tipton
, Licht Michael Bauer,
Choreographie Linda Dobell,
Einstudierung Choreographie Anjali Mehra
, Einstudierung Kinderchor Stellario Fagone,
Peter, Besenbinder Alejandro Marco-Buhrmester
, Gertrud Janina Baechle
, Hänsel Tara Erraught
, Gretel Hanna-Elisabeth Müller
, Die Knusperhexe Rainer Trost
, Sandmännchen / Echo IV Yulia Sokolik
, Taumännchen / Echo II Golda Schultz
, Echo I Iulia Maria Dan,
Echo III Agnes Preis
, Echo V Silvia Hauer
, Bayerisches Staatsorchester
K, inderchor der Bayerischen Staatsoper
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Corinna Klimek am 25. Juni 2012 22:02 [singlepic id=1353 w=320 h=240 float=left]Meine Gedanken zu den zwei unterschiedlichen Produktionen finden sich wieder bei mucbook.
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