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Corinna Klimek am 21. Januar 2011 17:58 Wenn auf dem Besetzungszettel ein Sternchen hinter dem Namen ist, bedeutet ist meistens “zum ersten Mal”. Bei dieser Vorstellung war es kein Sänger, der sein Debüt gab, sondern das jüngste Mitglied in der Riege der musikalischen Leitung Benjamin Reiners. Treuen Fans des schönsten Theater Münchens ist er sicher noch in bester Erinnerung durch seine wundervollen Dirigate des Sommersinfoniekonzerts in der letzten Spielzeit und der sicher nicht ganz einfachen Kinderoper “Die Omama im Apfelbaum”.
Und auch an diesem Abend zeigte er wieder, dass ein Stück bei ihm in sehr guten Händen ist. Spritzig, mitreißend, schwungvoll, eben wie die Fledermaus sein muss, klang es aus dem Orchestergraben, dabei immer mit gebotener Rücksicht auf die Sänger und den wie immer spiel- und sangesfreudigen Chor. Bravo!
Ihm stand eine ausgezeichnete Sängerriege zur Seite, die fabelhafte Heike Susanne Daum, deren Rosalinde durch die perfekte Ergänzung von Schauspiel und Gesang zum Erlebnis wird. Das trifft auch auf Daniel Fiolka zu. Durch seinen angenehmen Bariton klingt das Terzett im dritten Akt immer besonders schön. Auch Robert Sellier verkörpert seine Rolle als Alfred nahezu perfekt, während Juan Fernando Gutiérrez zwar sehr schön singt, sein Falke aber doch eher ein halcón ist. Der dritte Akt war wieder ein Paradestück von Thomas Peters als Frosch. Er brachte einen neuen absoluten Knaller (das letzte Mal war es das Dioxin), den ich aber leider schon wieder vergessen habe. Mein Siebhirn merkt sich so was erst beim dritten Mal. Aber ich habe ja noch ein paar Vorstellungen Zeit 🙂
Danke an alle für diesen tollen Abend!
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Corinna Klimek am 18. Januar 2011 21:52 Um den größtmöglichen Gegensatz zu haben, sitze ich bei der zweiten Vorstellung im Parkett vorne, so auch diesmal. Leider scheinen immer mehr meiner Mitzuschauer der Auffassung zu sein, sie würden mit ihrer Karte das Recht erwerben, sich wie zu Hause vor dem Fernseher zu fühlen. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man mal herzlich und situationsbezogen lacht oder ob man wirklich alles, was einem gerade durch den Kopf geht, herausblökt. Neben mir saß ein älteres Paar, man kam vor der Vorstellung ins Gespräch, der Mann sagt,e es fiele ihm schwer, das gesungene Wort zu verstehen und es wäre ihm unangenehm, wenn er dann an den falschen Stellen lachen würde. Hinterher hätte ich ihm sagen können, dass es mit dem Verständnis besser geht, wenn man zuhört statt sich zu unterhalten. Ich belies es dann doch bei einem mörderischen Blick und und einem unmissverständlichen Zischlaut. Von dieser Seite war fortan Ruhe, aber leider bei weitem nicht von allen Seiten. Bin ich empfindlicher geworden oder hat die Rücksichtslosigkeit zugenommen?
Und dabei hätten sie so viel entdecken können an diesem Abend. Gut, auch einen bis zur Lächerlichkeit geschminkten Herrenchor, der aber, anders als ich es in der Premiere empfunden habe, vor allem gegen Schluss seine enorme Spielfreude zeigt, der die mitreißende Choreographie von Vera Würfl präzise umsetzte. Sie hätten eine Ella Tyran als Elvira entdecken können, die mit schöner Stimme und einem bezaubernden Lächeln ihren Mustafà zurückerobert. Sie hätten einen mehr als soliden Taddeo von Manuel Wiencke entdecken können oder den schönen Mezzo von Franziska Rabl. Sie hätten einen Sebastian Campione entdecken können, der als Haly stimmlich und szenisch überzeugte. Sie hätten alle die kleinen, feinen, leisen Stellen des hervorragenden Orchesters unter Lukas Beikircher entdecken können.
Die Gags zündeten übrigens auch beim zweiten Mal und Stefan Sevenich zog wieder alle Register seines gesanglichen und szenischen Könnens, so dass am Ende die Freude überwog. Auch diesmal wieder ausgiebiger Jubel für alle Beteiligten.
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Corinna Klimek am 18. Januar 2011 21:04 Lange Zeit habe ich um Richard Wagner einen großen Bogen gemacht. Ich hatte das Gefühl, noch nicht weit genug, seiner Musik nicht würdig genug zu sein. Lediglich den Holländer habe ich mir schon zweimal angesehen, und eigentlich hätte ich mir ja denken können, dass mir andere Stücke von ihm auch so gut gefallen könnten. Vielleicht ist es auch die Länge, von der ich mich überfordert fühlte.
Bis ich letzten Sommer das Vorspiel zum ersten Akt von Lohengrin im schönsten Theater Münchens erlebte. So etwas ätherisches, leichtes, schwebendes hatte ich noch nie erlebt. Und so fasste ich den Entschluss, es einfach mal zu probieren. Gesagt, getan, eine relativ günstige Karte an der BSO erstanden, falls es mir nicht gefallen sollte, wäre nicht zuviel Geld verloren.
Was soll ich sagen? Kann ich das Glücksgefühl, dass mich in diesen knapp fünf Stunden, die viel zu schnell vorbei waren, schwindeln lies, in Worte fassen? Es war für mich eine Offenbarung und alles in mir schreit nach mehr. Fürs erste muss allerdings eine Aufnahme reichen, leider, leider, leider, habe ich an keinem anderen Termin Zeit.
Für meinen ersten Lohengrin hätte ich mir schon eine etwas klassischere Inszenierung gewünscht, schließlich ist die Oper an sich gerade im bayerischen Raum oft zum Greifen nah, ich denke da zum Beispiel an die Grotte in Linderhof. Und welcher operaphile Mensch kennt nicht die Anekdote in der der Tenor fragt, wann denn der nächste Schwan ginge. Insofern war diese Inszenierung natürlich eine Enttäuschung, aber sie hatte auch ihre guten Seiten: sie stört nicht weiter. Kein misstönendes Rumgehampel außerhalb jeden Taktgefühls, kein Getrampel, niemand war auch nur annähernd nackt oder zur Fratze geschminkt. Keine Gewaltverherrlichung, keine Psychotherapie des Regisseurs. Insofern alles paletti. Und kann man, wenn man seinen Schwan schon selber tragen muss statt von ihm gezogen zu werden, das würdevoller machen als Ben Heppner?
Und ahhhh, diese Musik! Diese Stimmen! Allein die Erinnerung daran bereitet mir eine Gänsehaut des Glücks. Für eine erste Begegnung kann es eigentlich kaum perfekter sein. Ben Heppners Stimme liegt mir, in ihr konnte ich schwelgen und minimale Patzer, mein Gott, es ist live. Bei der Gralserzählung hätte ich beinahe vergessen zu atmen, so sehr hat sie mich in ihren Bann geschlagen. Und Elza van den Heever als Elsa war einfach unglaublich. Nie scharf oder spitz, klang ihre Stimme auch in der Höhe sehr natürlich, als ob die Partie eine ihrer leichtesten Übungen wäre. Fantastisch fand ich auch Markus Eiche als Heerrufer und Christoph Fischesser als König Heinrich. Ein ganz klein wenig fielen dagegen Evgeny Nikitin als Telramund und Janina Baechle als Ortrud ab, aber das lag nur daran, dass die anderen meiner bescheidenen Meinung nach überdurchschnittlich gut waren. Auch der Chorgesang war fast überirdisch schön. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob das Orchester unter Kent Nagano gut gespielt hat oder nicht, aber nach meinem Gefühl war alles – richtig. Es war ein so schöner Klang, das muss gut gewesen sein. Ich kann noch ganze Passagen mühelos in meinem Kopf abrufen, das passiert mir eher selten, wenn ich ein Stück erst einmal gehört habe.
Von nun an wird es heißen: Wagner – ja bitte!
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Corinna Klimek am 15. Januar 2011 20:02 In meinem Post zur Einführung schrieb ich, dass ein Stück in Originalsprache idealerweise auch ohne Übertitel auskommt. Die schlechte Nachricht ist: man muss fast zwangsläufig, wenn man im Halbdunkel so schlecht lesen kann wie ich. Dadurch, dass die Bühne zu 90 % hell erleuchtet ist, ist der Kontrast der Übertitel nicht sehr groß und meine Bemühungen, dort hin und wieder etwas zu entziffern, haben mir ziemlich schmerzende Augen eingebracht.
Aber es gibt auch eine gute Nachricht: die Inszenierung ermöglicht es einem, der Handlung auch ohne Übertitel zu folgen. Sie ist fast schon wie aus einem Comic entsprungen, plakativ, immer sehr sprechend. Nie habe ich mich gefragt, was mir der Regisseur jetzt damit sagen will, dafür habe ich und meine Mitzuschauer umso öfter herzlich gelacht. Und das, wie gesagt, ganz ohne Übertitel. Es sind so viele witzige Kleinigkeiten, die das Betrachten zum reinen Vergnügen machen. Mit Humor ist es ja immer ein bisschen schwierig, nicht jeder versteht das Gleiche darunter, aber Regisseur Thomas Enzinger hat es geschafft, den Nerv mindestens des überwiegenden Teils des Publikums zu treffen. Er hat die Charaktere der Figuren herausgearbeitet und überhöht und ihnen genau passende Attribute und Gesten gegeben. Und der Schluss ist im besten Sinn des Wortes ein echter Knaller. Ich möchte keine Details verraten, ich kann nur sagen, hingehen und selbst lachen.
Die Bühne ist eine Art Luxusjacht, sehr wandelbar und immer passend. Begeistert haben mich die verschiedenen Lichtstimmungen, das war wirklich sehr gut ausgeleuchtet. Nicht sooo passend finde ich die Kostüme. Der Männerchor wirkt mit seinen roten Pluderhosen und der schusssicheren Weste über Muskelpaketen von Popey’schen Ausmassen unproportioniert und auch die anderen Kostüme sind nicht immer vorteilhaft, nicht zuletzt im praktischen Sinn.
Das ist aber auch einer der wenigen Kritikpunkte, die ich habe und er fällt auch nicht weiter ins Gewicht. Musikalisch war es ein wunderbarer Abend, bis auf eine Ausnahme, die aber allein in meinem subjektiven Empfinden liegt: es gibt eine gewisse Stimmlage bei Tenören, die mir nicht liegt und der Sänger des Lindoro hat sie. Das ist aber wie gesagt, ganz allein in mir begründet und es kann jeder anders empfinden. Ansonsten ist musikalisch alles top und auch die schauspielerische Leistung von allen Akteuren kann ich nur in den höchsten Tönen loben. Der Herrenchor darf hier leider nur zum Teil seine unglaubliche Spielfreude zeigen, aber singen tun sie in gewohnter Qualität. Das Orchester unter Lukas Beikircher spielte wunderbar diesen zumindest in meinem begrenzten Musikverständnis charakteristischen Rossiniklang. Carolin Neukamm überzeugte als Zulma und Stefanie Kunschke in der etwas undankbaren, weil ziemlich weinerlichen Rolle der Elvira, war in den Ensembles immer sehr gut hörbar. Absolut fantastisch war, wie schon so oft, Rita Kapfhammer. Ihr Stimmumfang ist unglaublich, absolut sicher und sehr schön ihre Koloraturen. Dazu kommt erotische Ausstrahlung und Charme, dass sie Taddeo, Lindoro und Mustafa um den kleinen Finger wickelt, ist absolut nachvollziehbar. Sehr gut gefallen haben mir auch Derrick Ballard als Haly und Juan Fernando Gutiérrez als Taddeo, die sowohl stimmlich wie auch schauspielerisch glänzten. Die Rolle des Bey Mustafà ist Stefan Sevenich auf den Leib geschrieben. Er verlieh ihm nicht nur eine ausgezeichnete Stimme, sondern auch eine schier unglaubliche Präsenz, bei der er alle Facetten seines schauspielerischen und tänzerischen Könnens zeigte.
Ein fulminanter Abend, der mit lautem, einhelligem Jubel für Produktionsteam und Akteure belohnt wurde. Am Montag folgt die zweite Vorstellung, in der einige Rollen alternativ besetzt sind, das wird auch noch einmal spannend.
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Corinna Klimek am 14. Januar 2011 17:58 Also die Akustik des Theaters verwundert mich immer wieder. Ich habe in drei Aufführungen an drei verschiedenen Plätzen (3. Rang, Seitenloge, Balkon) nie etwas gehört, wenn die Treppe im 2. Akt benutzt wurde, im 2. Rang Mitte links war es sehr deutlich zu hören. Aber dieser Platz scheint akustisch eh ziemlich empfindlich zu sein, hörte ich doch die ganze Zeit vor der Pause ein Paar mit ca. zehnjährigem Kind, die sieben Plätze und zwei Gänge von mir weg saßen, sich unterhalten. Als ich sie am Ende der Pause darauf hingewiesen habe, haben sie sich immerhin entschuldigt und hielten fortan den Mund. Leider sprangen dafür andere, unter anderem meine direkten Nachbarn rechts und links in die Bresche und reicherten den zweiten Akt nach der Pause mit ständigem Geplapper an. Man könnte fast auf die Idee kommen, das dem ein oder anderen das Pausengetränk zu Kopf gestiegen ist. Und das schlimmste ist, wenn ich jemanden darauf hinweise, dass mich sein Verhalten stört, dann fühle ich mich, als ob ich etwas unrechtes tun würde und mein Herz klopft und die Stimme wird piepsig. Ich hasse das!
So weit es ging, habe ich diese wirklich schöne Vorstellung dennoch genossen. Heike Susanne Daum gefällt mir als Rosalinde ausgesprochen gut, sie hat nicht nur die Stimme, sondern auch die Ausstrahlung für diese Rolle. Welcher Mann könnte ihr widerstehen? Auch Sibylla Duffe macht als Adele eine sehr gute Figur, im wahrsten Sinne des Wortes 😉 Der Rest des Ensembles spielt und singt auf ebenfalls hohem Niveau. Herausragend an diesem Abend war für mich der dritte Akt, meiner Meinung nach der stärkste Auftritt von Thomas Peters als Frosch von den vier Vorstellungen, die ich bisher gesehen habe. Immer wieder witzige tagesaktuelle Kommentare einzuflechten stelle ich mir ziemlich schwierig vor. Das Publikum ging gut mit und lachte an Stellen, an denen ich es bisher noch nicht gehört habe. Nur den Witz mit dem Zahnarzt versteht so ziemlich keiner. Interessant auch, dass ich zum ersten Mal darauf geachtet habe, dass sich in den Spiegeln am Ende nicht nur der Dirigent Andreas Kowalewitz spiegelt, sondern auch das Publikum in den Rängen. Ich interpretiere das so, dass uns das ganze Stück einen Spiegel vorhalten soll. Leider geht das, ebenso wie die Geste, die Frosch’ wahres Ich zeigt und ebenso wie die letzten Takte des Orchester im Beifallssturm unter.
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Corinna Klimek am 13. Januar 2011 18:47 Die 234. und gleichzeitig die vorerst letzte, so wurde diese Vorstellung angekündigt. 27 Jahre war die Lady nicht von dieser Bühne wegzudenken, jetzt werden wir weiterleben müssen, ohne sie. Ein bisschen traurig stimmt mich das schon, ist doch mit diesem Stück meine erste aktive Erinnerung an das schönste Theater Münchens verbunden. Ich war zwar, wie ich anhand eine Programmheftes feststellen konnte, 1991 mal in einer Vorstellung der “Lustigen Weiber von Windsor”, an die ich aber leider gar keine Erinnerung habe. Umso deutlicher entsteht dafür die Vorstellung der Lady vor meinem inneren Auge. Deshalb fällt es mir schwer, mir das schönste Theater Münchens ohne diese wunderschöne klassische Inszenierung vorzustellen.
Zum Abschied gabs noch ein paar flotte Sprüche extra, und alle Zutaten einer schönen Repertoirevorstellung. Das Haus war praktisch bis auf den letzten Stehplatz besetzt, das muss das “Grand Hotel”, das Musical, das Anfang Februar Premiere hat, schon einschlagen wie eine Bombe, um die Zuschauermengen anzuziehen wie zuletzt die Lady. Warten wirs ab.
Vorerst wippen jedenfalls die Royals nicht mehr im Takt, wenn das gesamte Ensemble Alfred pünktlich zum Altar bringen will, bliehen Spaniens Blieten nicht mehr und niemand streut Dover oder Forest Pfeffer in den Arsch. Schade! Danke für viele schöne Stunden an das gesamte Ensemble, ich hoffe auf ein Wiedersehen, wenn es heißt,
Mein Gott, jetzt hat sie’s!
😉
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Corinna Klimek am 12. Januar 2011 21:09 Zwei Jahre und acht Monate nach der letzten Vorstellung des “Barbiers von Sevilla” steht ab Freitag 14.01.11 endlich wieder ein Rossini auf dem Spielplan. Die nicht ganz so oft gespielte “Italienerin in Algier” wird es sein, in Originalsprache mit Übertiteln. Bekanntermaßen bin ich kein Freund der Originalsprache am schönsten Theater Münchens, ich habe es im Gegenteil immer als außerordentlich positiv empfunden, dass ich bei einem humorvollen Stück wie zum Beispiel der “Hochzeit des Figaros” immer genau an der Stelle schmunzeln konnte, an der sie gesprochen wurde und zur Handlung passte und nicht wenn sie mir irgendwann verfrüht oder verzögert wie bei einem schlecht synchronisierten Film als Übertitel angeboten wird. Außerdem bin ich nicht multitaskingfähig und neige dazu, wie beim Fernsehen mehr auf die Übertitel zu achten und die eigentliche Handlung zu vernachlässigen. Auch sind Übertitel von meinen bevorzugten Plätzen nur unbequem (erste Reihe) oder oft unvollständig (dritter Rang) einzusehen und somit eigentlich eher ärgerlich als hilfreich.
Idealerweise kann man auf die Übertitel ganz verzichten, wenn die Inszenierung gut ist und man der Handlung so folgen kann. Und die Einführung durch Dramaturgin Sonja Westerbeck und Regisseur Thomas Enzinger lässt die Hoffnung zu, dass das hier der Fall sein könnte, die Ausführungen beider zur Inszenierung und ihre Sicht auf das Stück haben mich überzeugt, ebenso wie die Erläuterungen des musikalischen Leiters Lukas Beikircher. Auch das vorgestellte Bühnenbild und die Figurinen deuten auf einen vergnüglichen Abend hin.
Von der Qualität der künstlerischen Personals konnte man sich ebenfalls schon überzeugen, die wunderbare Rita Kapfhammer sang die Auftrittsarie der Isabella und später noch ein Duett mit Juan Fernando Gutiérrez, der den Taddeo verkörpern wird. Auch Karol Kozłowski, der als Gast in der Rolle des Lindoro zu sehen und hören sein wird, begeisterte mit seiner Arie den Rest des Publikums und Sebastian Campione als Haly war eindeutig in seinem Element. Begleitet wurden die Solisten von Martin Steinlein am Flügel.
Alles in allem eine informative, stimmige Einführung, die bei mir die Vorfreude auf die Premiere noch gesteigert hat.
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Corinna Klimek am 12. Januar 2011 19:45 Ich war noch nie im Künstlerhaus und die Örtlichkeit gefällt mir außerordentlich gut, allerdings sind die Reihen nicht ansteigend und die Bühne nicht besonders hoch, so dass die Sicht teilweise schon sehr eingeschränkt ist. Ich hatte mich glücklicherweise für einen Gangplatz entschieden, so hatte ich zumindest bei allem, was in der Bühnenmitte passierte, freie Sicht. Aber für jemand meiner Körpergröße wäre ein anderer Platz nur ein sehr eingeschränktes Vergnügen gewesen.
Dominik Wilgenbus, der Regisseur, und Alexander Krampe, der für das Arrangement verantwortlich zeichnet, führten eine Stunde vor Beginn ausführlich in das Stück und die Inszenierung ein. Das war wirklich informativ, vor allem für jemanden wie mich, dem zwar sämtliche Namen aus der Nibelungensage ein Begriff sind, aber die Geschichte nur in groben Zügen geläufig ist. Sie gingen auch ziemlich ausführlich auf die musikalische Seite ein, was mich später beim Zuhören bestimmte Aspekte intensiver Erleben lies. Eine schöne Einstimmung auf die folgende Vorstellung!
Die Musik war außerordentlich schön, abwechslungsreich, vom Wiener Walzerschmäh bis zu volksliedhaften Klängen war alles dabei. Allerdings hat mich diesmal das Akkordeon gestört, vor allem an den Stellen, wo ich es allein hörte, es passte nicht so gut wie bei der Diebischen Elster. Ansonsten hat mir das kleine Orchester unter der souveränen Leitung von Oleg Ptashnikov gut gefallen.
Die Bühne war sehr schön gestaltet, nicht überladen, und genial den örtlichen Gegebenheiten des Künstlerhauses angepasst. Auch die Kostüme passten sehr gut, unterstützten den karikierenden Charakter der ganzen Operette. Fantastisch war die Choreografie, die super zur Musik passte, manchmal etwas unorthodox, aber immer schön anzusehen und von den Akteuren auf der Bühne bestens dargeboten. Die Regie war einfallsreich, witzig und zeigte, dass das totgesagte Genre der Operette noch höchst lebendig ist und auch ohne große Veränderungen tagesaktuell sein kann.
Von den Sängern war ich rundum begeistert, auch wenn ich einige Zeit brauchte, bis ich mich “eingehört” hatte und den Text verstanden habe. Wirklich hervorragend funktioniert hat die Besetzung der Ute mit dem Countertenor Thomas Lichtenecker, nicht nur gesanglich, sondern auch szenisch. Überhaupt zeichneten sich alle Akteure durch ein großes komödiantisches Talent aus, sonst hätte der Abend nicht so gut funktioniert. Gesanglich war die gesamte Besetzung top, meine persönlichen Favoriten waren Thomas Lichtenecker, David Jerusalem als Hagen, Wolfgang Wirsching als Gunther und Silvia Lilienfeld als Brunhilde.
Auf der Seite der Kammeroper München finden sich Fotos der Inszenierung und teilweise weiterführende Links zu den Akteuren. Es gibt noch sieben weitere Termine bis Ende Januar im Künstlerhaus, ich kann dieses Stück allen Operettenliebhabern und solchen, die es werden wollen, nur wärmstens empfehlen.
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Corinna Klimek am 9. Januar 2011 00:14 Fünfmal habe ich dieses Stück nun gesehen, und das nur wegen der Musik und der Mitwirkenden und trotz der Inszenierung. Konzertant hätte ich vermutlich fast jede gesehen. Das Bühnengeschehen ist so widersprüchlich, das gesungene Wort steht dem Konzept des Übervaters, den Gewaltfantasien, den bösen Träumen entgegen. Wie passt zum Beispiel die Angst von Agathe vor dem Vater zu diesem Teil der Kavatine?
Für mich auch wird der Vater sorgen,
Dem kindlich Herz und Sinn vertraut,
Und wär’ dies auch mein letzter Morgen,
Rief’ mich sein Vaterwort als Braut:
Sein Auge, ewig rein und klar,
Nimmt meiner auch mit Liebe wahr!
Oder es wurde Text gestrichen, um das Libretto passend zu machen. So darf Agathe zum Beispiel sagen
Zudem habe ich so quälende Träume gehabt.
Auf diesem Satz fusst wohl die ganze Inszenierung, die ja als Traum von Agathe konzipiert ist. An diesem Punkt ist sie übrigens noch nicht aufgewacht, träumt diesen Satz also. Kommen Sie noch mit? Ich nicht. Aber entscheidend ist, was fehlt. Dieser Satz zum Beispiel:
Mir träumte, ich sei in eine weisse Taube verwandelt und fliege von Ast zu Ast.
Dann darf sie wieder sagen:
Max zielte nach mir
und es fehlt:
ich stürzte; aber nun war die weisse Taube verschwunden, ich war wieder Agathe, und ein grosser schwarzer Raubvogel wälzte sich im Blute.
Wenn man natürlich ein Libretto so verstümmelt, kann man alles hinein interpretieren. Wäre die Inszenierung ein Presseartikel, wäre eine Beschwerde wegen Zitate, die aus dem Zusammenhang gerissen sind, unausweichlich. Aber Johann Friedrich Kind ist ja schon lang genug tot, da muss man auf so was ja keine Rücksicht nehmen.
Das ist sehr schade, denn die Musik ist wunderschön und die Protagonisten im schönsten Theater Münchens sind fantastisch und haben diese Inszenierung nicht verdient. Christina Gerstberger ist ein absolut tolles Ännchen und auch Sandra Moon als Agathe hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Daniel Fiolka gibt dem Ottokar nicht nur musikalisch Profil und Sebastian Campione ist der Eremit schlechthin. Derrick Ballard muss von Bacchus singen und mit Bier anstoßen, auch ein Schwachpunkt der Inszenierung.
Ich werde sicher den Freischütz auch in der nächsten Spielzeit auf meinen persönlichen Spielplan setzen, trotz der Inszenierung.
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Corinna Klimek am 8. Januar 2011 23:22 479 Vorstellungen, das schafft in der heutigen Zeit kaum noch ein Stück. Aber natürlich wird die Oper wegen des Märchenstoffs als Kinderoper verkauft, da gibt es natürlich auch jede Menge Schulvorstellungen. Wie wäre es mit der 500. nur für Erwachsene?
Schon das Hochziehen des Kronleuchters verursacht eine solche Aufgeregtheit beim jungen Publikum, dass es immer eine Zeit dauert, bis wieder genug Ruhe eingekehrt ist, um das Vorspiel zu beginnen. Vielleicht wäre es besser, den Kronleuchter erst aus dem Weg zu schaffen, wenn es dunkel ist, dann erregt es vielleicht nicht so viel Aufsehen.
Inzwischen kann ich auch dem Konzept einer bespielten Ouvertüre viel abgewinnen, denn jung wie alt scheint zu meinen, und das begegnet mir nicht nur beim Hänsel, dass Musik bei geschlossenem Vorhang nicht ernst genommen zu werden braucht und nur als Hintergrund für die Fortführung der Pausengespräche dient. Beim Zwischenspiel war es diesmal so schlimm, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte, denn dieses Geplapper tötet selbst die schönste Musik.
Aber dieser Vormittag hatte auch seine Höhepunkte. Thérèse Wincent als Gretel zum Beispiel, sie wirkt sehr authentisch als Hänsels kleine Schwester und singt dabei noch ganz hervorragend und vor allem textverständlich. Auch Gary Martin als Vater und Rita Kapfhammer als Mutter überzeugten in ihren Partien und Cornel Freys Überzeugungskraft als Knusperhexe konnte man an den vielen Buhs beim Schlussapplaus erkennen 😉
Das Bild beim Abendsegen ist soooo schön, da könnte ich immer dahinschmelzen. Schade, dass ich jetzt wieder ungefähr 11 Monate bis zum nächsten warten muss.
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