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Werther, 26.01.10, Opéra Bastille (via Arte)

Den “alten” neuen Fernseher, nach zwei Jahren mal wieder seinem eigentlichen Nutzungszweck zugeführt (bisher: Staubfänger), wollte ich natürlich gebührend einweihen. Und wie geht das besser als mit einer Opernübertragung. Live war sie wohl nicht, wenn auch vom gleichen Abend, der Beginn um 20.39 Uhr und fehlende Umbaupausen sprechen dagegen.

Massenet kenne ich nicht, die Geschichte von Werther natürlich schon. Deswegen versuche ich mich anfangs genau auf die Musik zu konzentrieren, was ein bisschen dadurch erschwert wird, dass mir Jonas Kaufmann im Großformat präsentiert wird, wie er sich auf die Musik konzentriert. Ich finde den nun mal nicht so hübsch wie vermutete 90% des weiblichen Opernpublikums, die Marke dunkle Strubbellocken zieht bei mir nicht. Aber er singt göttlich. Genauso wie Sophie Koch als Charlotte. Nur wegen den beiden hat sich der Abend schon gelohnt.

Die Bildregie ist, gelinde gesagt, ungewöhnlich. Ständig werden Bilder hinter den Kulissen oder aus Blickwinkeln, die das Publikum im Saal garantiert nicht sieht (vom Seitenzugang oder vom Schnürboden), eingespielt. das ist superinteressant, aber nicht, wenn ich eine Oper das erste Mal sehe. Und hier liegt auch schon die Crux bei Fernsehübertragungen: der Blickwinkel wird für mich gewählt, und das ist für jemanden wie mich, der seinen Fokus gerne mal außerhalb des Hauptgeschehens legt, suboptimal.

Die Inszenierung hat mir sehr gut gefallen: brilliante Farben, wenig störendes Gedöns. Die würde ich mir sogar mal live ansehen. Paris steht eh schon lange mal wieder auf meiner Liste.

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Oper, tränenreich

Noch nie habe ich so viele rotgeweinte Augen gesehen wie heute Abend. Das hat sich auch im Applaus niedergeschlagen, der gar nicht enden wollte. Meine Tränen liefen nach innen die Kehle runter und brachten mein Herz schier zum Zerspringen.

Gerade in der Pause las ich in meinem aktuellen Buch (Carson McCullers – Das Herz ist ein einsamer Jäger) zwei wunderbare, passende Sätze:

Vor allem die Musik von einem Mann – wenn sie die hörte, zog es ihr jedesmal das Herz zusammen. Manchmal war die Musik von diesem Mann wie bunte kleine Bonbons, und dann war sie wieder das Sanfteste und Traurigste, das sie sich vorstellen konnte.

Gemeint ist hier zwar “Motsart”, aber es passt auch auf Verdi.

Danke für diesen wunderbaren Abend.

Staatstheater am Gärtnerplatz

La Traviata

Sonntag, 06. Juli 2008
19.00 – 21.30 Uhr

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Oper, ersatzweise

Gestern konnte ich überraschend noch einmal die Traviata genießen. Zum ersten Mal war ich nicht alleine und es war auch schön, mal in der Pause und danach drüber zu reden.

Im direkten Vergleich mit Hamburg stellte ich fest, wie sehr mir diese Inszenierung nicht gefallen hat. Besonders meine zweitliebste Szene am Beginn des 2. Bild, 2. Akt, die im Gärtner besonders stark ist, war dort einfach nur muffig und es lag ein Hauch von Mottenkugeln in der Luft.

Jedenfalls war es wieder  ein wunderbarer Abend und ich wiederhole mich gerne, wenn ich sage:

Bravi, Elaine Ortiz-Arandes, Gary Martin und Adrian Xhema.

Staatstheater am Gärtnerplatz

La Traviata

Donnerstag, 03. Juli 2008
19.30 – 22.00 Uhr

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Lesestoff 2008 – 32

Die Kapelle der Glasmaler – Kirsten Schützhofer

Broschiert: 720 Seiten
Verlag: Diana Taschenbuch (Mai 2008)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3453351525
ISBN-13: 978-3453351523
Größe: 18,6 x 11,8 x 4,2 cm

Kurzbeschreibung (von der HP der Autorin)

Glaube, Liebe, Schuld –
Frankreich, 1241: Nördlich von Paris kreuzt sich der Weg des Glasmalers Clément aus Chartres mit dem des Jongleurs Ghislain de Viens. Beide haben ein unverrückbares Ziel vor Augen. Während Ghislain das Geheimnis seiner Herkunft ergründen möchte, lockt den Glasmaler der Bau der Sainte-Chapelle in die Stadt: Nie wieder wird sich ihm die Gelegenheit bieten, am Bau einer solchen Kirche teilzunehmen. Doch er wird diesen Traum teuer bezahlen … Denn in der Kapelle der Glasmaler begegnet er Thomas, einem einstigen Rivalen um die Gunst von Cléments heutiger Ehefrau Edwige. Dieser hat die damalige Zurücksetzung nie verwunden – und wittert die Gelegenheit zur Rache …

Über die Autorin

Link zur Homepage

Meine Meinung:

Am Anfang war ich etwas verwirrt durch die vielen Personen, die eingeführt wurden und das teils auch noch ohne Namen. Doch bereits nach kurzer Zeit konnte ich mich neugierig hineinfallen lassen in diese wunderbar erzählte Geschichte. Oder besser gesagt in die Geschichten, die zusammenlaufen und wieder auseinander wie das Band, das Edwige webt. Oder wie ein Glasfenster, das aus vielen einzelnen Teilen zusammengesetzt und seine Pracht erst wirklich im Zusammenspiel der Farben und Formen entfaltet.

Die Sprache ist so einzigartig in ihrer Realität, dass ich nicht nur das Umfeld meinte riechen, schmecken, hören, fühlen, sehen zu können, sondern auch starke Emotionen in mir wachgerufen wurden. Jede Figur ist liebevoll mit kleinsten Details beschrieben und wirkt dadurch so real.

Zwischendurch habe ich mal innegehalten beim Lesen, weil der Moment des Abschieds von liebgewonnenen Freunden drohte. Es gibt nur wenige Bücher, die mich in diesen Zustand versetzt haben.

Mein Fazit:

Ein wunderbarer, tiefgehender, mitreißender Roman.

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Oper, emotional

Mir fehlen immer noch die Worte.

Bravi, Elaine Ortiz-Arandes, Gary Martin und Adrian Xhema.

Staatstheater am Gärtnerplatz

La Traviata

Sonntag, 08. Juni 2008
19.00 – 21.30 Uhr

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Oper, erschütternd

Liegt es an dem gewissen Alter, dass mir zur Zeit die Tränen recht schnell in die Augen springen? Oder hab ich mich verändert, lasse mehr zu als früher? Jedenfalls musste ich heute schon wieder heftig blinzeln beim Bühnentod der Violetta. Und in der S-Bahn gleich nochmal, als via MP3 John Hannah W.H. Auden zitierte, da heule ich aber regelmäßig, wenn ich mir den Film zum vierhundertfünfundreißigsten Mal anschaue.

Eine wunderbare Inszenierung, die mit ganz wenig auskommt und doch so viel gibt.  Der absolute Höhepunkt für mich die Arie des Georges Germont von Gary Martin. Aber auch Elaine Ortiz-Arandes und Adrian Xhema tragen dazu bei, dass es wieder mal ein unvergesslicher Abend im Gärtner war.

Staatstheater am Gärtnerplatz

La Traviata

Freitag, 30. Mai 2008
19.30 – 22.00 Uhr

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Lesestoff 2008 – 25

Der Magier – William Somerset Maugham

Gebundene Ausgabe: 267 Seiten
Verlag: Süddeutsche Zeitung / Bibliothek; Auflage: 1 (6. November 2004)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3937793526
ISBN-13: 978-3937793528
Größe: 21 x 12,4 x 2,6 cm

Kurzbeschreibung (amazon)
Das Paris der Jahrhundertwende. In einem von Malern und Bohemiens besuchten Restaurant begegnen die schöne Margaret Dauncey und ihr Verlobter – der Arzt Arthur Burdon – dem Magier Oliver Haddo, hinter dessen abstoßendem Äußeren sich ein undurchsichtiger, schillernder Charakter verbirgt. Margaret verfällt dem verhängnisvollen Einfluss dieses Mannes…
Doch Arthur nimmt den Kampf mit dem ungleichen Gegner auf.

Über den Autor

Link zum Wikipedia-Eintrag

Meine Meinung:

Im Vorwort “Fragment einer Autobiografie” schreibt Maugham selbst der Roman wäre in einem überladenden und schwülstigen Stil und würde zu viele Adverbien und Adjektive enthalten. Das kam mir eigentlich nicht so vor. Der Stil regte bei mir das Kopfkino an, Stimmungen werden gut eingefangen und die parapsychologischen Elemente verdeutlicht. Die Figuren und Charaktere werden scharf umrissen und der Stil liest sich flüssig. Lediglich der Schluss ist mir ein bisschen zu schablonenhaft. Insgesamt ein Buch, das gut in die Rubrik “Gerne gelesen” passt.

Mein Fazit:

Die weiteren Romane von Somerset Maugham in meinem SUB werden mit dem Flag “bald zu lesen” gekennzeichnet.

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Paris, kulinarisch

Neulich, in Paris, als ich zum vierten Mal nullte, haben wir wenig anderes gemacht als zu Essen. Am Sonntag vormittag ging Herr Nachtgedanken ein wenig seinem Job nach und ich lies mir die Sonne auf den Bauch scheinen. Aber ansonsten… → Weiterlesen

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Lesestoff 2008 – 5

 

Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge – Rainer M. Rilke

Gebundene Ausgabe: 269 Seiten
Verlag: Süddeutsche Zeitung / Bibliothek; Auflage: 1 (11. September 2004)
ISBN-10: 3937793275
ISBN-13: 978-3937793276
Größe: 20,8 x 12,8 x 2 cm

Kurzbeschreibung: (von Amazon)
Der junge adlige Däne Malte Laurids Brigge kommt Anfang des 20. Jahrhunderts nach Paris, wo er ein Leben als Dichter führen möchte. In seinen Aufzeichnungen schildert er seine Erfahrungen in der Großstadt und blickt auf seine Kindheit in dänischen Schlössern und in Kopenhagen zurück.
Rilkes bedeutendstes Prosawerk – ein Klassiker der Moderne.

Über den Autor:
Link zur Wikipedia

Meine Meinung:
Dieses Buch als Roman zu bezeichnen, ist eigentlich falsch. Ich hätte mich ich genau davon lösen müssen, von der Erwartungshaltung, die ich an einen Roman habe. Dass er mir eine Geschichte erzählt, die sich an einem Handlungsstrang entlanghangelt. Das ist mir leider nicht gelungen. Entschädigt wurde ich dafür mit einer Sprache, die so schön ist, dass sie süchtig macht. Wäre ich nicht ständig auf der Suche nach neuen, wunderbaren Formulierungen gewesen, hätte ich dieses Buch wohl aus der Hand gelegt.

Mein Fazit:
Aufgrund der wunderbaren Sprache lesenswert, aber in Zukunft werde ich von Rilke eher seine Gedichte lesen.

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