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Urlaub 2011, Teneriffa Tag 4

Es regnet. Und regnet. Und regnet. Gut, dass ich mir Arbeit mitgebracht habe. Am Nachmittag zeigt sich ein kleines Fleckchen blauer Himmel und die Straßen sind trocken. Auf halbem Weg die Stufen hinauf zum Taoro Park überrascht mich ein Platzregen. Das Wasser rinnt in Sturzbächen den Berg hinunter, die Gullis laufen über. Ich schaue mir noch den Park an, versuche einem auf dem von der Touristeninformation ausgegebenen Flyer beschriebenen Weg zu gehen und gebe es irgendwann auf. Zurück ins Hotel, mit Buch ins Bett, bis ich einigermaßen trocken und aufgewärmt bin. Abends zeigt sich nochmal ganz kurz die Sonne und malt einen Regenbogen an den Himmel.

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Urlaub 2011, Teneriffa Tag 3

An diesem Morgen erwachte ich auch ohne Wecker früh und sah zum ersten Mal große Stücke blauen Himmels. Ich hatte mir für diesen Tag den Loro Parque vorgenommen und das Wetter war ideal dafür. Es gibt einen kostenlosen Mini-Train von der Strandpromenade zum Park und ich ergatterte gerade noch den letzten Platz im ersten, der fuhr. Es ging in halsbrecherischer Fahrt durch den Ort, auf dem Weg konnte ich das erste Mal den Teide sehen, oder zumindest was ich dafür gehalten habe, jedenfalls einen schneebedeckten Gipfel.

Der Park kostet 32 € Eintritt, das ist ziemlich viel, aber man darf auch nicht vergessen, dass es kein staatlicher oder städtischer Zoo ist und somit vermutlich nicht subventioniert wird. Neben unglaublich vielen Papageien-Arten gibt es auch Gorillas, Schimpansen und andere Affen, Raubtiere, ein Pinguinhaus, ein Aquarium und seit neuestem Otter. Die Tiere scheinen einigermaßen artgerecht gehalten zu werden, zumindest sind die Gehege geräumig und bieten Platz für die unterschiedlichsten Aktivitäten. Eine große Attraktion sind die verschiedenen Shows, Seelöwen, Delphine, Papageien und Orcas zeigen ihr Geschick und ihr Können. Dabei wird immer wieder betont, dass die Tiere, vor allem die Orcas, nie gezwungen werden und dass ein großes Vertrauen zwischen Trainer und Tier herrschen muss. Jedenfalls waren alle Shows sehr beeindruckend und wer hätte gedacht, dass mir ein Schauer über den Rücken läuft, wenn 15 große und kleine Papageien dicht über meinem Kopf kreisen, während ein Tenor „Nessun dorma“ schmettert? Im Aquarium gab es einen Wassertunnel, durch so was muss ich immer ganz schnell durch, sonst wird mir schlecht durch die Verzerrung, aber es war schon faszinierend, mal so einen Hai von ganz nah zu sehen und doch geschützt zu sein.

Besonders nett war, dass es ziemlich viel Nachwuchs gab, bei den Faultieren, bei den putzigen Erdmännchen und sogar bei den Jaguaren. Hier war eines schwarz wie die Mutter und eines gefleckt wie der unsichtbare Vater. Es gibt einen weißen Tiger, der später Besuch von einem normal gefärbten Artgenossen bekam, die beiden mochten sich aber wohl nicht sonderlich, da gab es ganz schon viel Geknurre.

Am Himmel zeigten sich zwar schon wieder dunkle Wolken, als ich den Park verließ, aber noch behielt die Sonne die Oberhand und so spazierte ich am Strand und durch die Stadt zurück zum Hotel. Auf dem Weg hinunter ans Wasser stieg mir ein Geruch in die Nase, der mich schlagartig in meine Kindheit zurückversetzte. So nach Meer und Gegrilltem roch es immer in den Restaurants in den Urlauben meiner frühesten Erinnerung. Als ich ungefähr vier war, machten wir Urlaub auf der Insel Krk. Wir wohnten in einem familiengeführten Hotel, dessen Besitzer meine Eltern über fünf Ecken kannten. Ich hatte eine eigenes Zimmer und fühlte mich wie eine Prinzessin. Meine Eltern liessen mich sogar für ein paar Tage allein bei Nada und Jerko, die in diesem Urlaub wie Großeltern zu mir waren. Wir sind auch später noch einmal dorthin gefahren, aber die beiden waren gestorben und es war einfach nicht mehr das Selbe.

Am einem Sandstrand kann man schon mal ins Grübeln kommen, wenn man zurückblickt und feststellt, dass die Fußspuren schon wieder vom Meer weggewaschen worden sind, über die eigene Vergänglichkeit und die Spuren, die wir in dieser Welt hinterlassen.

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Auftakt: Grand Hotel, 23.01.2011, Gärtnerplatztheater

Bei Einführungen vor Premieren stellen üblicherweise der Dramaturg, der Regisseur und der musikalische Leiter das Stück vor, das dann innerhalb der nächsten zwei Wochen dann zum ersten Mal in der jeweiligen Inszenierung gespielt wird. An diesem Vormittag waren jedoch zwei der drei Akteure verhindert und der zuständige Dramaturg war erst vor kurzem von einer Gastdramaturgie in Hanoi zurückgekehrt, so dass die Vorstellung hauptsächlich in der Hand der Dramaturgieassistentin lag, die bestens vorbereitet war, sowie dem Choreographen und Sänger des Hardy Rudolz und einem weiteren Assistenten, der die musikalische Seite vorstellte, dem ich aber nicht wirklich folgen konnte, weil er sehr schnell und ziemlich theoretisch sprach. Ergänzt wurde das ganze durch Songs des Musicals, vorgetragen von April Hailer und Lucius Wolter, sowie einer mitreissenden Tanz- und Gesangseinlage von Tom Schimon und Vladimir Maxim Korneev, begleitet wurden sie dabei von Benjamin Reiners.

Es scheint eine sehr aufwändige Produktion zu werden mit vielen Shownummern und man kann die Werkstätten, die Technik, das Orchester und das Ensemble des Hauses nur bewundern, dass sie in der Lage sind, nur drei Wochen nach der letzten Premiere so etwas zu stemmen. Ich war nach diesem Vormittag nicht ganz von der Produktion überzeugt, ich lasse mich aber gerne positiv überraschen, wegen verpeilter Urlaubsplanung aber leider erst bei der zweiten Vorstellung.

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Künstlergespräch Rita Kapfhammer, 22.01.2011, Gärtnerplatztheater

Ziemlich voll war es an diesem Nachmittag im Foyer des schönsten Theater Münchens, sogar zusätzliche Stühle mussten herangeschafft werden. Das lag sicher an der enormen Beliebtheit von Rita Kapfhammer, aber die Ankündigung des  Gesprächs des Opernclubs im Monatsprogramm hat sicher auch dazu beigetragen, dass alle ihre Fans davon erfahren haben.
Die sehr sympathische und natürliche Mezzosopranistin gab bereitwillig und humorvoll Auskunft zu ihren bisherigen Stationen als Künstlerin, wie es dazu kam, dass sie in „Die Sache Makropulos“ eine Sopranpartie singt und wie sie sich auf ihre Rollen vorbereitet. Außerdem sang sie noch einige Arien, bei denen sie von Henning Kussel am Klavier begleitet wurde, und beantwortete Publikumsfragen. Ein sehr unterhaltsamer und informativer Nachmittag, ich kann nur hoffen, dass Rita Kapfhammer dem Gärtnerplatztheater noch lange erhalten bleibt. In den nächsten Wochen ist sie unter anderem als Carmen und als Isabella in der Italienerin in Algier zu sehen.

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L’Italiana in Algeri, 21.01.2011, Gärtnerplatztheater

Mich hat mal jemand darauf angesprochen, dass ich immer nur meckern würde. Wenn ich mir meine letzten Posts so ansehe, stimmt das bis zu einem gewissen Grad. Deshalb gibt es auch mal eine positive Rückmeldung: das Publikum verhielt sich an diesem Abend einwandfrei 🙂 es kann ja wirklich nichts dafür, dass es durch die Gags zum Lachen gereizt wird, egal ob es musikalisch grad passt oder nicht. So stört die Verwandlung der Sklaven während Isabellas Schlussarie erheblich, aber ich muss ja selbst schmunzeln. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass sich das Publikum noch besser amüsierte als am Montag, vielleicht liegt es an der Aussicht aufs Wochenende, denn szenisch waren beide in etwa gleich.

Musikalisch war fast alles vom Feinsten, mit dem armen Lindoro komme ich immer noch nicht zu Recht, aber das ist nach der Reaktion des Publikums zu schließen ganz allein mein Problem. Das Orchester unter Lukas Beikircher spielte hervorragend und der Herrenchor zeigte sich von seiner besten Seite. Carolin Neukamm überzeugt als Zulma und es wundert niemanden, dass sie und Haly sich zusammen tun. Der wird von Sebastian Campione aufs beste interpretiert, sein  “Le femmine d’Italia” wurde heftig beklatscht. Herr Beikircher meinte ja in der Einführung, dass man sich nicht sicher sei, sie wirklich aus der Feder Rossinis stamme und sie klingt tatsächlich etwas anders, nach den ersten Tönen erwarte ich eher eine Mozart-Arie. Stefanie Kunschke hat mir sogar noch besser gefallen als in der Premiere und Juan Fernando Gutiérrez ist ein überzeugender Taddeo  mit sehr schönem Bariton.

Eine Klasse für sich sind die beiden “Gegenspieler” Isabella und Mustafà. Von dem Moment an, in dem sie auf der Bühne landet, hat Rita Kapfhammer alles im Griff, wickelt die Männer um den kleinen Finger und verbündet sich mit den Frauen. Dabei hat sie eine enorme Bühnenpräsenz, es ist ein Genuß, ihr zuzusehen und die kleinen Gesten und die Mimik zu beobachten, die so viel ausmachen. Dabei singt sie herrlich, als ob Rossini die Partie nur für sie geschrieben hat. Dasselbe kann man auch von Stefan Sevenich sagen, der sich leichtfüßig durch die Rolle bewegt und neben einem samtigen Bass auch noch exzellente szenische Darstellung zeigt.

Musikalisch und szenisch macht diese Inszenierung einfach Spaß, kein Wunder, dass die nächsten Vorstellungen schon so gut wie ausverkauft sind. Als kleinen Appetithappen hier der offizielle Trailer, aber Vorsicht, NSFW 😉

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Urlaub 2011, Teneriffa Tag 2

Das Hotel erweist sich als Glücksgriff. Nicht nur das Zimmer ist schön, nach einigem Bohren funktioniert jetzt auch das WLAN auf dem Zimmer und die zwei Sachen, die ich heute morgen an der Rezeption vorgebracht habe (ein kaputter Bügel, an dessen spitzem Nagel ich mir fast den Finger aufgerissen habe und eine kaputte Lampe) wurden zumindest versucht zu erledigen. Die Vorhänge schließen absolut dicht und man hört nichts aus den Nachbarzimmern. Zudem war das Rührei beim Frühstück fast sensationell gut und auch der Kaffee ist genau nach meinem Geschmack. Das Personal ist sehr freundlich und bemüht, manchmal nur leider etwas überfordert.

Da mittags die Begrüßung durch die Reiseleitung stattfinden sollte, bummelte ich am Vormittag durch die nahe gelegene Altstadt. Es regnete immer mal wieder, war ansonsten aber so warm, dass ich mit einem langärmeligen T-Shirt ohne Jacke gehen konnte. Auffällig ist, dass man sich hauptsächlich auf deutsche Touristen eingestellt hat. Das ist auch die vorherrschende Sprache in den Straßen, nur hin und wieder hört man Englisch oder gar Spanisch. Ich kann mir aber auch sehr gut vorstellen, warum es so viele hier her zieht: das Klima ist trotz Regens sehr mild, Oleander und Hibiskus blühen bereits und die Vögel zwitschern. Wenn man mal die Hausmannskost bei Moni und Gert hinter sich gelassen hat und in die Nebenstraßen eintaucht, hat die Stadt einen sehr eigenen Charme. Ich kann mir gut vorstellen, hier noch einmal her zukommen. Ein Wanderurlaub müsste traumhaft sein.

Mittags erzählte uns dann die Reiseleiterin ein paar ganz interessante Sachen, aber der einzige Ausflug, den ich gerne gemacht hätte, morgen auf den Teide, war schon ausgebucht und findet möglicherweise gar nicht statt, weil die Straßen hinauf wegen des gestrigen Sturmes noch gesperrt sind. So werde ich komplett mit Öffentlichen unterwegs sein, auch auf den Berg hinauf fährt eine Linie. Das habe ich heute schon ausgekundschaftet, nach der Begrüßung bin ich zum Busbahnhof gelaufen und habe mir die Örtlichkeiten angesehen.

Nach einer kurzen Siesta bin ich dann in den Stadtteil La Paz hinaufgestiegen, von hier hat man eine gute Aussicht auf die Stadt, auch den Teide würde man von dort sehen, wenn er nicht dauernd durch die Wolken verborgen wäre. Nachmittags war es trocken und so setzte ich mich noch eine Weile ans Meer, durch die ziemlich hohen Wellen lag fast so etwas wie ein Dunst in der Luft, das war sehr angenehm nach den ganzen Autoabgasen. Auch das Abendessen war wieder in Ordnung, ich habe aber für mich beschlossen, am letzten Abend noch mal möglichst authentisch Essen zu gehen, so weit das hier möglich ist.

Die Bilder des heutigen Tages:

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Urlaub 2011, Teneriffa Tag 1

Die Anreise begann unerfreulich.“Wegen hoher Streckenauslastung“ war die S1 mal wieder mehr als unpünktlich. Ich stand bereits 25 Minuten in der Heimatgemeinde am Bahnsteig, dann durfte ich vier Stationen fahren, dann wieder aussteigen und auf die nächste S-Bahn warten. Gesamtverspätung am Ende ca. 30 Minuten, gut, dass ich nie knapp zum Flughafen fahre. Da sind bei der Ankunft schon einige gesprintet. Einchecken ging flott und an der Sicherheitskontrolle musste ich das erste Mal seit vielen Jahren die Kamera nicht auspacken. Das Flugzeug stand auch schon da, aber bis die zwei Rollstuhlfahrer, vier Säuglinge, zwei Hunde und die restlichen Passagiere mit Durchschnittsalter 65 verstaut waren, verging einige Zeit. Der Flug selbst war schön, teils freie Sicht auf die Landschaft und über dem Meer gigantische Wolkenformationen. So ragten aus dem weißen Wattemeer immer wieder wolkenkratzerhohe Türme hervor. Der Landeanflug war sehr unruhig, es stürmte ziemlich, dafür habe ich noch nie so viele Regenbogen gesehen wie an diesem Tag. Ein Regenbogen begleitet uns auch die gesamte Fahrt die Ostküste entlang. Als wir auf der Anhöhe über Puerto de la Cruz waren, bot sich uns ein fantastischer Anblick: durch die tiefgrauen, dicken Regenwolken bahnte sich ein Sonnenstrahl seinen Weg genau auf den Stadtteil von Puerto, in dem ich wohne. Na wenn das kein gutes Omen ist!

Das Hotelzimmer ist gut ausgestattet, alles ist sehr sauber, leider gab es anfangs Schwierigkeiten mit dem angebotenen WLAN. Ich wohne im zweiten (eigentlich dritten, weil die Eingangshalle so hoch ist) Stock, was mir hilft, meinen guten Vorsatz, mich hier mehr zu bewegen, umzusetzen, denn so kann ich gut auf den Aufzug verzichten. Ich schaue aufs Meer, ja, es ist ganz schön laut, aber so lange ich nicht schlafen will, habe ich immer die Tür offen, das Geräusch beruhigt mich. Das Essen ist soweit ok, ich musste mich halt erst zu Recht finden und habe leider erst nach dem Hauptgang entdeckt, dass es auch kurz gebratenes Fleisch gibt. Allerdings war das Obst danach wirklich schlecht, ich habe es noch nie erlebt, dass drei verschiedene Sorten Melonen so schrecklich schmecken können, von ganz fad bis zu matschig-schleimig.

Den Abschluss dieses ersten Urlaubstages bildete ein kleiner Rundgang um die Häuser, leider machte der Supermarkt, in dem ich mir noch etwas Wasser besorgen wollte, gerade zu.

Im Anschluss noch ein paar Bilder des ersten Tages, das Zimmer und Bad sowie der Ausblick vom Balkon.

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Gräfin Mariza, 20.01.2011, Gärtnerplatztheater

“Kommt alle her zur Mariza!” hallte es an diesem Abend zum letzten Mal durch das schönste Theater Münchens. Nicht nur ich hatte mich zum Abschied nehmen eingefunden, das Haus war praktisch ausverkauft. Leider zog es auch allerhand seltsames Volk an, da wurde nach der Pause weiter geredet, schon bei der Ouvertüre mitgesungen, SMS beantwortet (ja, das Tippen auf einer normalen Handytastatur macht störende Geräusche, wenn man direkt daneben sitzt!) und die beiden Männer auf den anderen Plätzen der Loge brachten sich nach der Pause ihren Sekt mit. Ich konnte es mir nicht verkneifen, sie darauf hinzuweisen, dass sie nicht im Kino seien, was keine Reaktion hervorrief, Unrechtsbewusstsein gab es hier gar nicht. Fehlte eigentlich nur noch das Popcorn. Eine entsprechende Bemerkung meinerseits brachte eine schnippische Antwort. Nicht zuletzt sind überall im Haus abgestellte Gläser und Flaschen auch ein Sicherheitsrisiko, ich hab es selbst bereits erlebt, dass auf den Innentreppen zur Klenzestraße abgestellte Flaschen von gehenden Besuchern regelrecht hinuntergekickt wurden. Was passiert, wenn jemand in diese Scherben stürzt, male ich mir lieber nicht aus.

Ich freue mich sehr für das Theater, dass in letzter Zeit so ziemlich alle Vorstellungen ausverkauft sind, aber leider ist das Publikum teilweise so, dass es mir meinen Besuch verleidet. Ich hoffe, das ist nur eine vorübergehende Erscheinung (nicht der Besucherzustrom!), denn wenn der Ärger den Genuss überwiegt, ist es Zeit zu gehen.

Genug der Ärgernisse, kommen wir zum erfreulichen Teil. Dem sehr erfreulichen Teil. Der eigentlichen Vorstellung. Und die war klasse wie immer. Ein letztes Mal bekam Franz Wyzner spontanen Szenenapplaus als Penizek, sagte Dieter Kettenbach ganz exakt “Gräfin”, war Thomas Peters ein trotz seiner nationalistischen Tendenzen sympathischer Liebenberg. Auch Florian Wolf überzeugte als griesgrämiger Vorarbeiter Berko und seine Chorkolleginnen und -kollegen spielten und sangen mal wieder in Höchstform. Besonders gut hat mir an diesem Abend die erste Arie von Frances Lucey als Zigeunerin gefallen, sie war sehr textverständlich und bewegend. Das erste und leider das letzte Mal habe ich an diesem Abend Rotraut Arnold als Susetta gesehen, die Rolle ist ihr wirklich auf den Leib geschrieben. Als Bozena konnte Susanne Heyng immer ihr ganzes darstellerisches Können zeigen und auch die Arie hat mir an diesem Abend sehr gut gefallen. Mario Podrečnik lieferte wie eigentlich immer ein sehr bewegendes Rollenporträt eines verzweifelten, aber auch eines verliebten Mannes und seine Partnerin Christina Gerstberger als Lisa stand ihm in nichts nach. Tilmann Unger und Dirk Lohr überzeugten in ihren Partien und Thérèse Wincent machte den Abschied von Mariza extrem schwer. Das Orchester unter dem jungen Talent Benjamin Reiners, der entgegen der Ankündigung auf dem Besetzungszettel der Fledermaus vom Tag vorher dann doch dirigierte, spielte eine sehr schöne letzte Vorstellung.

Ich habe diese Inszenierung der Mariza gemocht, seitdem ich sie das erste Mal gesehen habe. Die Neueinrichtung der Dialoge durch Regisseur Josef Köpplinger hat mir immer einer sehr kritische Auseinandersetzung mit dem Werk vermittelt. Es gab nur wenig Walzerseeligkeit und viel Gesellschaftskritik. Ich finde es ausgesprochen schade, dass es wirklich die allerletzte Vorstellung war. Vielleicht kann ich ja mal beim Theaterflohmarkt ein Souvenir ergattern.

Danke an alle Beteiligten!

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Die Fledermaus, 19.01.2011, Gärtnerplatztheater

Wenn auf dem Besetzungszettel ein Sternchen hinter dem Namen ist, bedeutet ist meistens “zum ersten Mal”. Bei dieser Vorstellung war es kein Sänger, der sein Debüt gab, sondern das jüngste Mitglied in der Riege der musikalischen Leitung Benjamin Reiners. Treuen Fans des schönsten Theater Münchens ist er sicher noch in bester Erinnerung durch seine wundervollen Dirigate des Sommersinfoniekonzerts in der letzten Spielzeit und der sicher nicht ganz einfachen Kinderoper “Die Omama im Apfelbaum”.

Und auch an diesem Abend zeigte er wieder, dass ein Stück bei ihm in sehr guten Händen ist. Spritzig, mitreißend, schwungvoll, eben wie die Fledermaus sein muss, klang es aus dem Orchestergraben, dabei immer mit gebotener Rücksicht auf die Sänger und den wie immer spiel- und sangesfreudigen Chor. Bravo!

Ihm stand eine ausgezeichnete Sängerriege zur Seite, die fabelhafte Heike Susanne Daum, deren Rosalinde durch die perfekte Ergänzung von Schauspiel und Gesang zum Erlebnis wird. Das trifft auch auf Daniel Fiolka zu. Durch seinen angenehmen Bariton klingt das Terzett im dritten Akt immer besonders schön. Auch Robert Sellier verkörpert seine Rolle als Alfred nahezu perfekt, während Juan Fernando Gutiérrez zwar sehr schön singt, sein Falke aber doch eher ein halcón ist. Der dritte Akt war wieder ein Paradestück von Thomas Peters als Frosch. Er brachte einen neuen absoluten Knaller (das letzte Mal war es das Dioxin), den ich aber leider schon wieder vergessen habe. Mein Siebhirn merkt sich so was erst beim dritten Mal. Aber ich habe ja noch ein paar Vorstellungen Zeit 🙂

Danke an alle für diesen tollen Abend!

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L’Italiana in Algeri, 17.01.2011, Gärtnerplatztheater

Um den größtmöglichen Gegensatz zu haben, sitze ich bei der zweiten Vorstellung im Parkett vorne, so auch diesmal. Leider scheinen immer mehr meiner Mitzuschauer der Auffassung zu sein, sie würden mit ihrer Karte das Recht erwerben, sich wie zu Hause vor dem Fernseher zu fühlen. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man mal herzlich und situationsbezogen lacht oder ob man wirklich alles, was einem gerade durch den Kopf geht, herausblökt. Neben mir saß ein älteres Paar, man kam vor der Vorstellung ins Gespräch, der Mann sagt,e es fiele ihm schwer, das gesungene Wort zu verstehen und es wäre ihm unangenehm, wenn er dann an den falschen Stellen lachen würde. Hinterher hätte ich ihm sagen können, dass es mit dem Verständnis besser geht, wenn man zuhört statt sich zu unterhalten. Ich belies es dann doch bei einem mörderischen Blick und und einem unmissverständlichen Zischlaut. Von dieser Seite war fortan Ruhe, aber leider bei weitem nicht von allen Seiten. Bin ich empfindlicher geworden oder hat die Rücksichtslosigkeit zugenommen?

Und dabei hätten sie so viel entdecken können an diesem Abend. Gut, auch einen bis zur Lächerlichkeit geschminkten Herrenchor, der aber, anders als ich es in der Premiere empfunden habe, vor allem gegen Schluss seine enorme Spielfreude zeigt, der die mitreißende Choreographie von Vera Würfl präzise umsetzte. Sie hätten eine Ella Tyran als Elvira entdecken können, die mit schöner Stimme und einem bezaubernden Lächeln ihren Mustafà zurückerobert. Sie hätten einen mehr als soliden Taddeo von Manuel Wiencke entdecken können oder den schönen Mezzo von Franziska Rabl. Sie hätten einen Sebastian Campione entdecken können, der als Haly stimmlich und szenisch überzeugte. Sie hätten alle die kleinen, feinen, leisen Stellen des hervorragenden Orchesters unter Lukas Beikircher entdecken können.

Die Gags zündeten übrigens auch beim zweiten Mal und Stefan Sevenich zog wieder alle Register seines gesanglichen und szenischen Könnens, so dass am Ende die Freude überwog. Auch diesmal wieder ausgiebiger Jubel für alle Beteiligten.

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