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Veranstaltungshinweis: Premiere Elektra, 16.01.2014, Kleines Ensemble München im Theater Blaue Maus

[singlepic id=1704 w=320 h=240 float=left]Zweitausendvierhundertundsiebenundzwanzig Jahre nach der Uraufführung in Athen beweist Elektra von Sophokles ihre Zeitlosigkeit. Denn zu Beginn dieses Jahres inszeniert das Kleine Ensemble München den Klassiker jetzt im neuen Gewande. Am 16. Januar hat die Neuproduktion im alteingesessenen Theater Blaue Maus in der Elvirastraße Premiere.
[singlepic id=1705 w=240 h=320 float=right]Nach der gelobten Einstandsproduktion „Die Präsidentinnen“ von Werner Schwab legt das Ensemble seine zweite Inszenierung mit Sophokles‘ antikem Drama auf. Der griechische Text wird dabei ordentlich entstaubt. Die Geschichte bleibt: Elektra, Königstochter aus Mykene, plant die Rache am Mord ihres Vaters. Zusammen mit ihrer Vertrauten und ihrem verlorenen Bruder rächt sie sich an der verhassten, untreuen Mutter und deren Geliebten Aigisth. Doch das Kleine Ensemble geht darüber hinaus: Alles dreht sich um die Stimmen, um Wahnsinn und die Frage nach der Zurechnungsfähigkeit der Titelrolle. In dieser interessanten neuen Version hört Elektra (Julia Mann) nämlich Stimmen. Mehr als ihr lieb sind: „Den antiken Chor haben wir als inneren Monolog der Elektra verstanden. Ich ringe sozusagen mit mir selbst. Dazu arbeiten wir mit Video- und Toneinspielungen“ beschreibt Julia Mann die Herangehensweise. Eigens für die Inszenierung produzierte Einspielungen und Videoinstallationen, die unter anderem im Grünwalder Forst und in pädagogischen Einrichtungen entstanden, runden die Geisteswelt um Elektras tragischen Fluch visuell wie akustisch ab. Regisseur Manfred Lorenz Sandmeier verlagert die Handlung der antiken Tragödie in eine psychiatrische Heilanstalt. Doch frei nach „Einer flog über das Kuckucksnest“ stellt sich schnell die Frage: Wer ist verrückt? Patient oder Anstaltsleitung?
[singlepic id=1706 w=320 h=240 float=left]Regisseur Sandmeier: „Um die Unterschiede zwischen wirklich Verrückten und Menschen, die für wahnsinnig gehalten werden, herauszuarbeiten, habe ich diese Aussage so weit verstärkt, dass Elektra in dieser Anstalt tatsächlich die Normalste ist.“ (lacht) „Aktuelle Vorfälle wie der Fall Mollath inspirieren ja derzeit viele Künstler, wie etwa Nina Hagen, die sich für neue Patientenverfügungen einsetzt, die eine Prüfung vor jeglicher Einweisung in eine Anstalt voraussetzt. Diese Konstellation nutzte auch ich als Folie für unseren Blick auf Elektras dramatischen Konflikt. Gerade Schauspieler neigen ja auch zu extremen Gefühlszuständen. Traurige Vorbilder zeigen, wie sich Rolle und Leben zum Schlechteren vermischen. Deshalb war es gerade spannend, mit den Schauspielern bewusst diesen Schritt gemeinsam zu gehen.“ Dementsprechend groß war die Spielfreude der Darsteller, die entweder als Täter in der Anstaltsleitung oder als eventuell psychisch Kranke agieren durften. „Ich habe deshalb die Elektra als “normal” und geistig gesund angelegt. Ich finde eher, dass die Umstände sie zu einer Wahnsinnigen machen. Da ist die Chrysothemis doch bei Weitem beknackter“, so Mann über ihre Elektrainterpretation und die Proben mit ihrer Präsidentinnenkollegin. Raphaela Zick hatte sichtbaren Spaß daran, im Schlafanzug Tarot-Karten zu legen und Halluzinationen zu verkörpern. Ebenso wie Martin Wichmann, der als Pfleger/Alte versucht, seinen Narrenkäfig im Zaum zu halten. „Es war nach vielen jüngeren Rollen eine besondere Freude, einmal meinem natürlichen Alter gemäß den Alten zu verkörpern“ meint das Münchner Offtheaterurgestein mit einem Augenzwinkern. „Zudem kenne ich aus dem privaten Bereich genügend Schicksale, die zwischenzeitlich in der Klapsmühle endeten und die ich vor Ort studieren durfte.“ Schwieriger stellt sich der Fall für Orest dar, den Außenstehenden, dargestellt von Nachtgedankenautor und Schauspieler Andreas M. Bräu, der seine Schwester in der Anstalt erst wiedererkennen muss: „Ich habe versucht, einen ungeliebten Verwandtenbesuch zu spielen, mich auf diesem Weg der entfremdeten Schwester zu nähern. Und es überraschte mich, wie schlüssig das “Wahnsinnskonzept” auf die antiken Verse passt, die sich übrigens wunderschön sprechen lassen“ äußert sich Bräu über die Arbeit an dem Text und mit seinen langjährigen Kolleginnen Mann und Zick, die er auf der Bühne wiedersieht. Umso stärker prickelte die Energie zwischen den eingespielten Kollegen, die zusammen diese intensive Produktion stemmten und nun dem Münchner Publikum nahebringen möchten. Wir werden auch über die Premiere berichten.
Weitere Vorstellungen am 17. und 18. Januar sowie am 23./24./25. Januar in der Blauen Maus in der Elvirastraße 17a und am 30./31. Januar und 1.Februar im Pepper-Theater in der Thomas-Dehler-Straße direkt am Starbucks/Pep Einkaufszentrum. Die Vorstellungen am Donnerstag und Freitag beginnen jeweils um 20:30, die Samstagsvorstellungen jeweils um 19:00 Uhr. Kartenwünsche unter 089/182694 (Blaue Maus) bzw. 089/63891843 (Pepper)

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Veranstaltungshinweis: Premiere Charleys Tante, 09.01.2014, Kammeroper München im Künstlerhaus

[singlepic id=1698 w=240 h=320 float=left]Operette nach dem Lustspiel von Brandon Thomas
Buch & Gesangstexte von Dominik Wilgenbus
Musik von Ernst Fischer Bearbeitung &
Arrangement von Alexander Krampe
Seit der Uraufführung 1892 ist „Charleys Tante“ ein Publikumsrenner. Die größten Schauspieler reißen sich bis heute darum, als falsche Tante und Anstandsdame das viktorianische Oxford aus den Fugen zu bringen, jegliche Prüderie und geheuchelte Moral der Lächerlichkeit preiszugeben. Erstaunlich, dass der Lustspielklassiker nicht längst auch als Operette existiert, schreit doch das Spiel mit echten, falschen, unterdrückten und entfesselten Gefühlen von je nach Musik! Die Kammeroper München ist zur Stelle, um diese Lücke auf bewährte Weise zu schließen: mit Witz, Charme und vor allem der hinreißenden Unterhaltungsmusik von Ernst Fischer aus den 30er bis 50er Jahren. Ob aber dank Überraschung oder Vergnügen – ein verrücktes Abenteuer ist garantiert… „… wenn man eine Tante hat!“

Musikalische Leitung Nabil Shehata
Regie Dominik Wilgenbus
Arrangement Alexander Krampe
Bühnenbild Peter Engel
Kostüme Uschi Haug
Choreographie Bettina Fritsche
Licht Wolfgang Förster
Colonel Sir Francis Chesney: Torsten Frisch
Lord Stephen Spettigue: Stefan Kastner
Charles Wykeham: Maximilian Kiener
Lord Fancourt Babberley: Max Nowka
Donna Lucia d’Alvadorez: Katharina Blaschke
Amy Spettigue: Anne-Katrin Steffens
Ela Delahay: Katharina Konradi
Butler Brasset: Tobias Frank
Orchester der Kammeroper München
Premiere: 9. Januar 2014
Weitere Termine: 11., 12., 23., 24., 25. Januar 2014 14., 15., 16. Februar 2014 2., 3., 4. März 2014 um jeweils 19.00h, Künstlerhaus am Lenbachplatz, Festsaal

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Die Fledermaus, 27.12.2013, Neue Oper Austria in der Tonhalle Zürich

[singlepic id=1697 w=320 h=240 float=left]Wie könnte man das alte Jahr besser ausklingen lassen als bei der genialen Musik von Johann Strauss? In der halbszenischen Aufführung der Neuen Oper Austria machte der Abend besonders Spaß.

Eine halbszenische Aufführung, noch dazu auf einer Konzertbühne, ist ja immer etwas heikel, weil nur wenig Platz zur Verfügung steht. Regisseur Wolfgang Gratschmaier, den ich bisher nur als Sänger kannte (zuletzt als Sigismund im Weißen Rössl am Staatstheater Nürnberg), löste das Dilemma sehr gut. Der Salon der Eisensteins bestand aus Stühlen und einem Tisch und ein paar Palmen, verwandelte sich wenig später in den Ballsaal des Prinzen Orlofskys und selbst das fidele Gefängnis lies sich damit gut abbilden. Dabei agierten alle Beteiligten immer sehr natürlich und mit tollem Ausdruck. Ein paar Besonderheiten hatte er sich einfallen lassen, die das Ganze noch zusätzlich aufpeppten. All zu viel sei hier für eventuelle zukünftige Vorstellungen nicht verraten, aber das Publikum sollte sich schon darauf einstellen, auch mal mitmachen zu dürfen – oder müssen.

Bereits bei der Ouvertüre merkte man, dass die Philharmonie Baden-Baden unter dem musikalischen Leiter Thomas Rösner in Höchstform ist. Da stimmte jede Nuance, es klang sehr frisch und knackig von der Bühne. Die Besetzung an diesem Abend war absoluter Luxus. Angefangen bei Sigrid Hauser, die als Dr. Blind, Ida und Frosch nicht nur komische Akzente setzte, sondern sich auch harmonisch in die Ensembles einfügte. Wolfgang Gratschmaier selbst trat als Erzähler und in verschiedenen anderen, meist stummen Rollen auf und verstärkte die Ensemble. Die Chorszenen wurden damit wirkungsvoll präsentiert, so weit sie beibehalten wurden. César Augusto Gutiérrez verlieh dem Alfredo einen passenden glutäugigen Latinocharme sowie einen sehr ansprechenden Tenor. Mit Renée Schüttengruber war der Prinz Orlofsky mit einem wohlklingenden Sopran besetzt, sie zeichnete auch ein außerordentlich Rollenportrait. Ihre Schweizer Wurzeln spielte die junge Sopranistin Marysol Schalit aus, als Adele agierte sie sehr kokett, ihre Stimme ist aber schon ein bisschen weiter. Bei Carlo Hartmann war der Gefängnisdirektor Frank in den besten Händen und Mathias Hausmann als Dr. Falke sprühte vor Witz, guter Laune und prächtigem Bariton. Mit Paul Armin Edelmann sang ebenfalls ein Bariton den Eisenstein. Ich ziehe diese Variante dem Tenor vor und an diesem Abend war es das Tüpfelchen auf dem i. Er harmonierte stimmlich und schauspielerisch prächtig mit der Berliner Kammersängerin Michaela Kaune als Rosalinde.

Alles in allem ein wundervoller Abend. Leider war es die letzte der bisher geplanten Vorstellungen der Fledermaus in dieser Fassung und mit dieser Besetzung. Im stürmisch applaudierenden Publikum mag sich so mancher eine Wiederholung gewünscht haben.  

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Veranstaltungshinweis: Premiere Besuch bei Mr Green, 06.12.2013, Junges Schauspielensemble München im Kleinen Theater Haar

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Münchner Erstaufführung

Besuch bei Mr. Green
Komödie von Jeff Baron
Deutsch von Ulrike Syha

Inszenierung Michael Stacheder
Bühne und Kostüme Aylin Kaip
Regie- und Produktionsassistenz Simone Birkner Theaterpädagogik Farina Simbeck

Premiere am 6. Dezember 2013, Beginn 19.30 Uhr, Kleines Theater Haar, Casinostr. 75, 85540 Haar

Dauer der Aufführung 2 Stunden Eine Pause

Aufführungsrechte Rowohlt Theaterverlag Reinbek

Ross ist vor Gericht verurteilt worden, einmal pro Woche den 86jährigen Mr. Green zu besuchen und ihm bei alltäglichen Erledigungen zur Hand zu gehen. Doch der resolute Alte will überhaupt nicht einsehen, warum ihm jemand im Haushalt helfen soll. Und wer ist dieser fremde Mann überhaupt? Als Ross ihm erklärt, dass er in den Verkehrsunfall verwickelt war, bei dem Mr. Green gestürzt ist, steht sein Urteil fest: Mörder! Andererseits, nun ist der junge Mann schon mal da, und er hat Suppe mitgebracht; soll man etwa gutes Essen vergeuden?

So erfahren die beiden im Laufe der wöchentlichen Besuche notgedrungen immer mehr persönliche Dinge voneinander. Ross ist verblüfft, dass es in den über 50 Ehejahren mit Mr. Greens kürzlich verstorbener Frau Yetta keinen einzigen Streit gegeben haben soll. Und Mr. Green horcht zum ersten Mal auf, als er erfährt, dass Ross auch Jude ist, selbst wenn er den Unterschied zwischen milchick und flaychik nicht kennt – vielleicht lässt sich doch noch ein Mensch aus ihm machen. Aber dann muss Ross plötzlich feststellen, dass seine Ignoranz gegenüber jüdischem Brauchtum nicht das Einzige ist, was bei Mr. Green auf völliges Unverständnis stößt. Unversehens findet sich Ross in einer Rolle wieder, mit der er schon seit Jahren hadert: Er muss sich für das rechtfertigen, was er ist. Dass es zwischen den beiden Männern schließlich doch noch zu einer Versöhnung und vielleicht sogar zu einem Moment tiefen Verständnisses kommt, hat nicht nur mit einem dunklen Geheimnis von Mr. Green zu tun, sondern ist vielleicht sogar der Verdienst der sanftmütigen Yetta …

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Uraufführung Berlin 1920 – Eine Burleske, 21.11.2013, Gärtnerplatztheater (im Cuvilliéstheater) – Nachtkritik

[singlepic id=1659 w=320 h=240 float=left]Berlin in den Zwanziger Jahren, die Stadt atmet das Leben, man amüsiert, raucht, säuft, kokst, liebt sich zu Tode. Die Gegensätze zwischen Arm und Reich sind groß. Haste was, dann biste was, haste nüscht, dann biste nüscht. Diese schmerzliche Erfahrung muss auch Hans machen. Hans ist Fabrikarbeiter und liebt eine Tochter aus gutem Hause. Die liebt ihn auch, irgendwie, aber als der Industrielle Richard von Stetten auftaucht, der sie fördert, lässt sie Hans fallen. Eva träumt davon, ein Varietéstar zu werden, Richard lässt sie in seinem Club auftreten, sie wird seine Geliebte, aber ihre Eltern träumen immer noch vom gesellschaftlichen Aufstieg durch Heirat. Ein Jahr später liebt Hans Eva immer noch, aber Richard hat sich einer anderen zugewandt und wirft Eva aus dem Club. Hans wird Zeuge dieser Auseinandersetzung und rächt Eva.

Mit sehr viel Gespür für die kleinen zwischenmenschlichen Gesten erzählt Ballettchef Karl Alfred Schreiner die Geschichte einer Liebe die nicht sein darf und setzt sie zugleich in den historischen und gesellschaftlichen Kontext. Da fühlt man sich auf eine Galeere versetzt, wenn die Tänzer in der Fabrikszene auf Fässern trommeln, sehr beeindruckend, wenn auch ein wenig laut. Die Musik hierzu ist eine Auftragskomposition von David Sitges-Sardà und die Umsetzung ist wirklich phänomenal. Karl Alfred Schreiner hat bei der Einführung gesagt, er möchte, dass die Tänzer mit ihrem Körper die Geschichte erzählen, wie damals zur Stummfilmzeit, an die sich das gesamte Ambiente auch anlehnt. Das ist wirklich hervorragend gelungen. Richard von Stetten, exzellent in Szene gesetzt von Davide Di Giovanni, ist ein Mann, der sehr viel Platz einnimmt und dabei so glatt wie ein Fisch ist. Egal, ob es um ein Streitgespräch mit anschließender Versöhnung von Hans und Eva, die von Alessio Attanasio und Sandra Salietti ganz ausgezeichnet getanzt wurden, geht oder um unerfüllte Liebe, die der beste Freund von Hans, Harry (ganz fantastisch Russell Lepley) ihn emtgegenbringt, man fühlt mit den Menschen auf der Bühne, ihre Emotionen durchdringen den ganzen Saal.

[singlepic id=1664 w=320 h=240 float=right]Andererseits darf aber auch mal gelacht werden, wenn Evas Mutter (Lieke Vanbiervliet) sich aus Versehen die von Hans mit Drogen versehenen Würfelzucker in den Tee gibt und dann im Drogenrausch von einer Karriere als Steppwunder mit Pudelunterstützung träumt. Überhaupt sind diese Drogenräusche sehr aufschlussreich und offenbaren noch mehr über die Seele des Träumenden als seine realen Handlungen. Da versetzt sich Eva, als ihr Startraum geplatzt ist, wieder in ihre Kindheit auf den Jahrmarkt, da wird von Badeschwämmen und Priestern geträumt. Die schönste, innigste, emotionalste Szene ist sicher der Besuch Evas im Gefängnis, die durch den fulminanten Schlusspunkt noch betont wird. Ein sehr runder, atmosphärischer, ausdrucksvoller Abend.

[singlepic id=1671 w=240 h=320 float=left]Die Bühne (Rainer Sinell) ist enorm wandlungsfähig, beinahe alles kommt blitzschnell von oben, von der Straßenlaterne bis zur Clubbühne, das ist wirklich sehr gut gemacht. Und was nicht von oben kommt, tragen die Tänzer selbst herein und so werden mit wenigen Mitteln Illusionen erzeugt. Interessant sind auch die Projektionen (Raphael Kurig und Thomas Mahnecke), sie machen die Wandlung von der Fabrikhalle über den Club bis hin zum Boxring vollkommen. Die Kostüme von Jan Meier sind sehr eng mit der Zeit verbunden und unterstreichen die Stummfilmästhetik. In den Drogenräuschen hat er sich dann ausgetobt und quietschbuntes dagegen gestellt.

Die Musikauswahl ist ausgesprochen gelungen. Es war darauf Wert gelegt worden, dass die Komponisten entweder aus Berlin stammten oder in der Zeit, in der das Stück angesiedelt ist, dort gelebt haben und so atmet jede Note das damalige Lebensgefühl. Mit Hanns Eisler, Kurt Weill und Ernst Krenek fand man hier wirklich ganz herausragende Vertreter dieser Zeit. Das Orchester unter Michael Brandstätter lief erneut zur Höchstform auf. Dessen Wandlungsfähigkeit ist wirklich bemerkenswert. Vor zwei Wochen noch gefeiertes Barockorchester, lässt man nun den Geist der Zwanziger Jahre wiederauferstehen. Chapeau! Ergänzt wurde das ganze durch alte Aufnahmen von Schlagern von Peter Kreuder, Paul Abraham und anderen Größen dieser Zeit. Dazu sang Nadine Zeintl, dem Gärtnerplatzpublikum noch bestens in Erinnerung durch ihre famose Interpretation der Sally Bowles. Das klang mir ein bisschen zu flach, sie hob sich nicht genug von der Musik ab. Ansonsten war es musikalisch ein wirklich toller Abend.

Dem Gärtnerplatztheater ist nach Dornröschen in der letzten Spielzeit erneut eine hervorragende Ballettproduktion gelungen. Karl Alfred Schreiner und seine Tänzer etablieren sich als feste Größe in der Münchner Theaterszene.

Musikalische Leitung Michael Brandstätter, Choreografie Karl Alfred Schreiner, Bühne Rainer Sinell, Licht Marco Policastro, Kostüme Jan Meier, Video und Projektionen Raphael Kurig, Thomas Mahnecke, Dramaturgie Judith Altmann
Hans Klein Alessio Attanasio / Davide Di Giovanni, Eva Klimpke Sandra Salietti / Rita Barão Soares, Harry Weber, Hans’ bester Freund Russell Lepley / Filippo Pelacchi, Gertrude Klimpke, Evas Mutter Lieke Vanbiervliet / Marta Jaén, Wilhelm Klimpke, Evas Vater Morgan Reid / Neel Jansen, Richard von Stetten, ein Großindustrieller Davide Di Giovanni / Francesco Annarumma, Oskar Stein, Richards Bodyguard Neel Jansen / Morgan Reid, Kiki Schuster, Richards Mätresse Isabella Pirondi / Ariella Casu, Zwei Prostituierte Marta Jaén, Lieke Vanbiervliet, Natalia Palshina, Transvestit Filippo Pelacchi / Russell Lepley, Polizist Morgan Reid / Neel Jansen, Zwei Boxer Filippo Pelacchi, Gaetano Montecasino, Javier Ubell, Hans im Rausch Matteo Carvone, Eva im Rausch Anna Calvo, Gertrude im Rausch Ariella Casu, Wilhelm im Rausch Filippo Pelacchi / Russell Lepley, Richard im Rausch Gaetano Montecasino, Priester im Rausch Russell Lepley / Filippo Pelacchi, Arbeiter, Showgirls, Rauschwesen u.a. Rita Barão Soares, Anna Calvo, Ariella Casu, Aina Clostermann, Marta Jaén, Natalia Palshina, Isabella Pirondi, Roberta Pisu, Sandra Salietti, Lieke Vanbiervliet, Francesco Annarumma, Alessio Attanasio, Matteo Carvone, Davide Di Giovanni, Neel Jansen, Russell Lepley, Gaetano Montecasino, Filippo Pelacchi, Morgan Reid, Javier Ubell, Chansonette Nadine Zeintl, Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Uraufführung am 21. November im Cuvilliéstheater
Weitere Vorstellungen am 22., 23., 24., 26., 27., 28. und 30. November
Vorstellungsbeginn 19.30 Uhr, am 24. November 18.00 Uhr
Benefizveranstaltung zugunsten der Münchner AIDS-Hilfe am 30. November
Preise 14,- bis 55,- Euro,Schüler- und Studentenkarten 50% ermäßigt, an der Abendkasse und für die Vorstellungen am 22. und 27. November bereits im Vorverkauf 8,- Euro
Tickets gibt es an den Vorverkaufsstellen, unter www.gaertnerplatztheater.de, Tel. 089 2185 1960 oder tickets@gaertnerplatztheater.de

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Lesung Stephen King, 19.11.2013, Circus Krone München

[singlepic id=1651 w=320 h=240 float=left]Der Circus Krone ist mir schon aus meiner frühesten Kindheit bekannt, zuletzt war ich dort vor vielleicht 10 Jahren. Irgendwie hatte ich die Größenverhältnisse und die Bequemlichkeit der Sitze anders in Erinnerung 😉
Es war praktisch ausverkauft, das Publikum setzte sich aus allen Altersgruppen zusammen, nicht selten sah man sogar Eltern mit ihren Teenagerkindern. Dankenswerterweise begann man sehr pünktlich und Moderator Denis Scheck führte kurz in den Abend ein, in dem er selbstironisch auf Stephen King und sein Verhältnis zu Literaturkritikern einging.
Der Bestsellerautor wurde bei seinem Auftritt frenetisch bejubelt und ein wahres Blitzlichtgewitter tobte durch den Circus Krone. Als sich die Aufregung gelegt hatte, begann Denis Scheck mit der ersten Fragerunde. Dazu muss man anmerken, dass seine englische Aussprache zwar nicht die beste ist, aber er bemerkenswert gut und flüssig übersetzte und das gleichzeitig mit der Moderation, für die er ganz ausgezeichnet vorbereitet war. Man hatte fast den Eindruck, er kenne alle Bücher des Autors auswendig. Eine tolle Leistung, die auch Stephen King anerkannte und das Publikum zu einem Applaus aufforderte.
Die erste Frage zielte auf Stephen Kings Familie, die auch sehr literarisch unterwegs ist, seine Frau, seine Söhne und die Schwiegertochter schreiben ebenfalls. Man schwingt die Peitsche und rückt Essen nur gegen Geschriebenes raus, lautete Stephen Kings trockene Antwort. Diese humorvolle Antwort war nur das erste Beispiel für den Witz und die Schlagfertigkeit des Bestsellerautors und so wurde an diesem Abend auch viel gelacht. Er fand, dass der Circus Krone der “verdammt nochmal schönste Ort” sei, an dem er je gelesen habe und er liebe die deutschen Autobahnen und würde gerne die Schlösser besichtigen, für die Bayern so berühmt ist.
Er las den Beginn von “Doctor Sleep” auf Englisch (vom iPad, über das er herzhaft fluchte), weil das den Vorteil hat, dass man nicht in Handlung einführen müsse. Später erzählte er, dass Leser oft fänden, dass dieser Roman nicht so gut sei wie seine früheren, das liege aber daran, dass diese Leute seine Romane mit 14 unter der Bettdecke mit schlotternden Knien gelesen hätten und sie jetzt einfach vierzig Jahre älter und weniger leicht zu beeindrucken wären.
Auch zum Vorbild für das Hotel in Shining hatte er eine Anekdote parat: zu Beginn seiner Ehe hatten er und seine Frau nur sehr wenig Geld und übernachteten als Hochzeitsreise schließlich ein Wochenende in den Rockies in einem Grand Hotel. Es war Ende der Saison und sie waren die einzigen Gäste, die eincheckten, sie mussten bar bezahlen, weil die Kreditkartenformulare schon ins Hauptquartier zurückgeschickt worden waren, sie waren die einzigen Gäste im riesigen Speisesaal, an den Fensterläden rüttelte der Wind. Dieses Hotel, allerdings weg von der Stadt in die Berge verlegt, war das Vorbild für das Overlook-Hotel.
[singlepic id=1652 w=320 h=240 float=right]Befragt zu seinem Verhältnis zu Stanley Kubrick und dessen Verfilmung von Shining erzählte er, dass der erste Zusammentreffen äußerst problematisch war. Kubrick rief ihn morgens um sieben an, während King sich verkatert rasierte und prompt schnitt. Der Regisseur fragte ihn, ob er nicht denke, dass Geistergeschichten optimistisch wären, weil sie ja ein Leben nach dem Tode bedeuten würden. Seinem Einwand, was denn mit der Hölle wäre, entgegnete Kubrick, dass er nicht an die Hölle glaube und die Geister sicher glücklich wären, immer noch da zu sein, schließlich würden sie ewig leben. King, der immer noch blutend und in Unterwäsche am Telefon war, wandte ein, dass manche vielleicht gar nicht auf der Erde bleiben wollten und deshalb sicher nicht glücklich seien. Er hat Kubrick dann noch mal später am Set von Shining in England getroffen.
Er wird immer wieder gefragt, wie es mit Danny weiterging (der einzige andere Charakter, nach dem übrigens immer wieder gefragt wurde ist Paul Sheldon) und auch er konnte ihn nicht vergessen. Auch in Doctor Sleep geht es um Sucht.
David Nathan, der auch das Hörbuch von Doctor Sleep eingesprochen hat, las dann mit schöner Sprechstimme eine Stelle aus dem Roman vor, der von dem Tiefpunkt in Dannys Leben handelt. Der anschließenden Frage nach seinem persönlichen Tiefpunkt wich der Autor aus, das war dann wohl doch zu privat. Im weiteren Verlauf ging es noch um den Nutzen von Horrorgeschichten – wenn man alles schon mal gelesen hat, verliert der Tod seinen Schrecken, um die typische Autorensprache von Stephen King – ein Schrei, wie er scherzhaft meinte, im Anschluss dann aber ausführte, dass er eine Autorensprache sehe wie Musik, eine typische Stimme eben. Das sei ihm mit seinem Pseudonym Richard Bachman (nach Bachman Turner Overdrive) zum Verhängnis geworden, weil ihn ein Leser anhand seiner Autorensprache identifizierte.
Es folgten noch drei Fragen, die Leser über Facebook gestellt hatten. Aus dem Laden Needful Things würde er das Kissen von H.P. Lovecraft wollen, um zu sehen, ob noch Träume darin wären, die er stehlen könne. Und er würde jemanden, der noch kein Buch von ihm gelesen hätte, empfehlen, einfach alle Bücher zu kaufen, dann würde derjenige bestimmt etwas finden, was ihm gefallen würde. Und auf die Frage nach traumatischen Erlebnisse in seiner Kindheit erklärte er spitzbübisch, wenn er welche gehabt hätte, wären diese in seinem Unterbewusstsein verschwunden. Andere Menschen würden Psychatern eine Menge Geld für die Therapie zahlen und er würde eine Menge Geld dafür bekommen, darüber zu Schreiben.
Ganz am Ende konnten noch drei Fragen aus dem Publikum gestellt werden, die habe ich aber teilweise nicht verstanden. In einer Antwort ging es jedenfalls darum, dass nicht Wes Craven und Freddy Krüger die gruseligsten Figuren waren, sondern der wahre Horror von Walt Disney in seinem Film Bambi erfunden wurde.
Damit fand diese überaus amüsante aber auch nachdenklich machende Lesung ihr Ende, 2500 Zuschauer hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen und  applaudierten einem sichtlich gerührten Stephen King minutenlang stehend. Ein toller Abend mit einem charismatischen Autor, an den ich sicher noch lange zurück denken werde und der mich anregt, mal wieder ein Buch von ihm zu Lesen.

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Der….ah ja Hänger

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Eigentlich hat er schon alles gemacht. Doch die Lust an seinem Job war niemals größer. Ob nackt, als Tier, in Frauenkleidern, in vielen kleinen und irgendwann den großen Rollen, unser Blogger Andreas M. Bräu hat vielseitigste Erfahrungen auf den Brettern, die seine Welt bedeuten, gesammelt. Seine Eindrücke aus Kunst, Oper, Staatsbetrieb und kleinem Theater verarbeitet er hier auf den Nachtgedanken mit Hingebung, Ironie, Berufsethos und bewundernden Respektlosigkeiten, um seine Ansichten über das Akteursdasein auszudrücken. [catlist id=2471 numberposts=-1 orderby=date order=desc]

Freitag, 15.11.2013

Auf der Galerie

Der….ah ja Hänger

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Niemand, wirklich niemand ist vor ihm gefeit. Selbst der sicherste Kollege hängt irgendwann wie eine Glocke. Bei einigen textunsicheren Kollegen ist man zwar darauf vorbereitet, meistens leidet man trotzdem mit ihnen. Die große Ungerechtigkeit beim Hängen besteht dabei darin, dass der Helfende und selten der Hängende vom Publikum als stotternder, herumparaphrasierender Clown identifiziert wird, der mit ungelenken Worten die Szene zu retten versucht. Jeder Schauspieler kann Litaneien von Hängergeschichten, Versprechern und Bühnenblackouts berichten. Ich gelte als relativ sicher, weswegen ich öfter von Kollegen drausgebracht wurde. Am Schönsten als der Bürgermeister eines kleinen, fiktiven Bergstädtchens mich als preußischen Adligen samt Kinderchor und Kranz zum Ehrenbürger ernennen sollte, er aber seine komplette Rede vergaß, hustete und mit dem schönen Satz: „Mir fehlen die Worte“ die Szene verließ. Da stand ich mit Kindern und Kränzchen und musste mich zwangsweise selber zum Ehrenbürger erklären, bevor die schnell reagierende Bühnengeliebte mit einem sanften St ins Rückgrat der Kinder deren anschließendes Gedicht auslöste. Man stirbt in diesen Momenten, verflucht den Kollegen und schaut ihm – wie in diesem Moment – schlichtweg fassungslos beim wahrhaftig falschen Abgang hinterher. Schlimmer noch sich die Kamikazekollegen, deren Gedächtnis an falscher Stelle wieder einsetzt und die dann Sätze von lange weggespielten Seiten erfüllt von der Freude, sich an sie erinnert zu haben, einfach an unpassender Stelle wieder einwerfen. „Einen Whiskey!“, sprach die ältere Dame mit vollem Glas in der Hand, vorauf der Rest des Ensembles ebenfalls ziemlich belämmert auf ihr Glas deutetet. „Ach so…“ – und Ex und weg. Selbige liebe Kollegin wählte zudem mit Vorliebe freiere Textinterpretationen, wenn die eigentlichen Einsätze wieder dünn wurden. Die vom Autor noch als nervenberuhigend bezeichnete Harfe wurde da schnell zur Orgel – die Kollegen bissen sich innerlich laut loslachend auf die geschminkten Lippen. Das macht den Dialog nicht einfacher! Lässt sich dank der Musik noch jede Arie mit einem Blaladadida übersingen, wenn das Publikum ohnehin an den Übertiteln hängt, stirbt der Mime im schnellen Screwball tausend Tode. Überhaupt erlauben die faschistoiden Übertitel übrigens jedem Zuschauer oberlehrerhaft über die geringste Textungenauigkeit informiert zu werden. Bei Abweichung wird dann meist gelächelt und zur Nachbarin genickt. Würde man diese digitalen Aushilfssouffleure fürs Publikum im Boulevard einsetzen, keine einzige Tournee könnte mehr in der Bundesrepublik aufgrund massivem Rampenfiebers der Darsteller stattfinden. Plärrt die Souffleuse in der Oper zwecks Anschluss meist jeden Zeilenanfang in die Szene, fehlt sie im Sprechtheater aus Kostengründen meist komplett. Dann ist man auf sich allein gestellt. Im schönsten Fall hat man dann einen glücklichen Hänger. Damit ist das Gefühl beschrieben, nicht im Geringsten für das überlange Schweigen auf der Bühne verantwortlich zu sein. Man sucht die Gesichter der Partner ab, denkt über die Szene nach und im Falle des viel zu späten Dämmerns kann man es nicht schöner sagen, als mit dem Burgveteranen Joseph Meinrad: „Äh … Moment, … ach ja: Schon wieder ich?”?“

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Eine Thebanerin im Himmel

[singlepic id=1637 w=320 h=240 float=left]Unser Autor Andreas M. Bräu hat ebenfalls über die Semele-Premiere des Gärtnerplatztheaters am 24.10.2013 berichtet, drüben bei Opernnetz.

SEMELE. Barockoper / Oratorium von Georg Friedrich Händel. Libretto nach William Congreve. Musikalische Leitung: Marco Comin. Regie: Karoline Gruber. Bühne: Roy Spahn. Kostüme: Magali Gerberon. Choreografie: Beate Vollack. Besetzung: Jupiter: Ferdinand von Bothmer. Cadmus: Holger Ohlmann. Athamas: Franco Fagioli. Somnus: István Kovács. Apollo: Juan Carlos Falcón. Juno: Adrineh Simonian. Iris: Elaine Ortiz Arandes. Semele: Jennifer O’Loughlin. Ino: Ann-Katrin Naidu.

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Lesung Jean Bagnol, 22.10.2013, Café Katzentempel

[singlepic id=1632 w=320 h=240 float=left]Münchens erste Katzencafé, das Café Katzentempel, erwies sich als der ideale Schauplatz für die Lesung aus Commissaire Mazan und die Erben des Marquis. Zwar gäbe es von technischer Seite noch Optimierungsbedarf, aber der Raum, l-förmig mit dem Autorenehepaar im Winkel und daher von jedem Platz aus gut zu sehen, eignete sich gut für das Zusammentreffen von literarischem Kater und echten Katzen. Und obwohl der Raum proppevoll war, kam keiner der tierischen Bewohner zu Schaden. Außerdem gab es ein superleckeres vegetarisches Büffet, großes Kompliment an die Küche!

Dass hier die Katzen an erster Stelle stehen, wurde gleich zu Beginn deutlich: Nina George bat die Zuschauer, nicht zu klatschen, da dieses laute Geräusch die Katzen erschrecken könnte. Stattdessen sollten wir mit den Armen in der Luft wedeln. Und das taten wir ausgiebig an diesem Abend. In Anbetracht der tierischen Zuhörer hatten sich die beiden entschieden, mehr kätzische Teile aus dem Buch zu lesen und das ist wirklich sehr, sehr gut gelungen. Anfangs wurden die beiden Ermittler, die nach Mazan abgeschobene Polizistin Zadira Matéo und der herrenlose schwarze Kater, genannt Commisaire Mazan, vorgestellt. Später kamen noch ein attraktiver Tierarzt, ein sabbernder Hund, vier zwielichtige Gestalten, ein Mordopfer sowie jede Menge Katzenpersonal dazu. Nina George und Jo Kramer lasen hervorragend mit verteilten Rollen und führten den Text schon fast halbszenisch auf. Köstlich war Nina als Hund oder der Höhepunkt am Schluss (die Trapeznümmer – denken Sie sich jetzt einen französischen Akzent dazu), als zwei Autoren sechs verschiedene Katzen (die tierische Ermittlerbande oder auch KatzenNSA) lasen und diese sehr unterschiedlich ausgestalteten. So wurde an diesem Abend auch viel gelacht.

Zwischen den einzelnen Abschnitten, die klug gewählt waren und extreme Lust auf das Buch machten, erzählten die Autoren vom Schauplatz Mazan. Der Ort liegt im Schatten des Mont Ventoux, jedem Fahrradenthusiasten bestens bekannt von der alljährlichen Tour de France. Es gibt in der Innenstadt keine Autos, dafür aber jede Menge Katzen. Er hat einen Friedhof, auf dem eine große Anzahl von Merowinger-Sarkophagen zu bewundern sind, wenn man sie denn findet und nicht für die Friedhofsmauer hält.  Marquis de Sade hatte eine Residenz dort und begründete hier das erste Theaterfestival Frankreichs. Außerdem hat Keira Knightley dort geheiratet, aber erst nachdem sich das Autorenduo dort die Inspiration für ihren ersten gemeinsamen Roman geholt hat.

Aus dem Publikum kamen nach dem sehr gelungenen Vortrag Fragen nach der Zusammenarbeit als Ehepaar, worauf die beiden eine typische Szene beim Schreiben vorführten. Sie hatten sich die Protagonisten aufgeteilt und waren jeder für die deren Detailausgestaltung  zuständig. Jo Kramer, von Nina George auch liebevoll Katzenflüsterer genannt, übernehm dabei die Katzen. In den gelesenen Abschnitten konnte man feststellen, dass es ihm sehr gut gelungen ist, aus deren Sicht zu schreiben. Den Namen Bagnol haben sie sich vom Friedhof in Mazan geliehen und nicht von dem französchichen Wort für Klapperkiste, bagnole. Die Autoren haben noch Ideen für viele weitere Bände um das ungleiche Ermittlerduo und so kann man nur hoffen, dass es bald Nachschub gibt.

Eine sehr, sehr gelungene Lesung, die nicht nur den Roman, sondern auch die Menschen dahinter und den Entstehungsprozeß vorstellte. Danke Nina George und Jo Kramer für einen großartigen Abend!

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