Kategorien

Das hohe C

 

Heute war ich nach einem halben Jahr nochmals in Undine. Damals fiel mir Gary Martin das erste Mal auf und seitdem bevorzuge ich Vorstellungen, in denen er singt. Und seit heute weiß ich auch wieder warum. Diese Präsenz als Kühleborn, da kann es einem schon kalt den Rücken runterlaufen.
Nette Begebenheit am Rande: neben mir sass ein Opernfreak. “Diese frische Stimme”, schwärmte er bei Florian Simson. Hmpf, da kann ich nicht mitreden. Generell war er begeistert. Sonst geht er ja nur ins Nationaltheater. Auch für Gary hatte er lobende Worte. Dann schmiss er mir noch Dvorcak an den den Kopf: das Lied an den Mond würde ich doch bestimmt kennen, oder? Sicher doch. Ich kam nicht einmal dazu, zu sagen, dass ich eigentlich fast ausschließlich ins Gärtnerplatztheater gehe. Ich mag es, wie die Musik einem da in die Knochen fährt, dass ich mir auch mal eine Karte in der ersten Reihe leisten kann und ich die Mimik der Sänger auch ohne Fernglas erkennen kann. Beim Schlussapplaus flüsterte er mir zu: der Heldentenor hat sogar das hohe C getroffen. Wie? Orangensaft habe ich aber auf der Bühne nicht gesehen.

Ähnliche Artikel

Lachen bis der Arzt kommt

 

Heute wieder sehr gelacht. Nach langer Zeit war ich mal wieder bei Mark’n’Simon. Ich kenn die Jungs jetzt seit knapp 18 Jahren und es erstaunt mich immer wieder, auf welche Ideen die beiden kommen. Und das schönste dabei ist, dass sie auch musikalisch was drauf haben. Ein sehr gelungener Abend.

Ähnliche Artikel

Männer in Shorts

 

Letzte Woche hatten sie Strumpfhosen an, gestern mussten sie in Shorts oder gleich im Kleid auf die Bühne: die Herren des Chors im Gärtnerplatztheater. Die lustigen Weiber von Windsor, heute mit echten Weibern wurde gegeben. Lustig wars, ein bisschen anzüglich, viele Anspielungen auf Shakespeare und überhaupt schöne Musik. Die Inszenierungen am Gärtnerplatz gefallen mir wirklich gut, ab der nächsten Saison gibt es ein flexibles Abo, das werde ich mir vermutlich gönnen.
Herausragend war gestern Michael Suttner als Fenton und gefallen hat mir mal wieder Gary Martin, der mich mit seiner VoKuHiLa und seinem (hoffentlich angeklebten) 80er-Jahre-Schnauzer schwer an einen Viertelfreund (nur ein Kuss) aus den frühen Jahren eben diesen Jahrzehnts erinnerte.

Ähnliche Artikel

Männer in Strumpfhosen

 

Gestern abend im Gärtnerplatztheater: Der Barbier von Sevilla. Nette Idee, das mit den Insekten. Bartolo als Spinne, die alle Fäden in der Hand hält, fand ich besonders gelungen. Und Rosina, die sich im ersten Auftritt aus ihrer Hülle schält und den Rest des Abends als Schmetterling umherschwirrt. Ein bisschen flatterhaft ist sie ja schon. Nicht so gut fand ich den Figaro als Schmeißfliege. Klar nimmt er Geld für seine Dienste, aber immerhin bringen seine Vorschläge und Hilfestellungen die Liebenden am Ende zusammen. Im ersten Akt eine riesige Engelstrompete als Bühnenbild, sehr schön verschiedenfarbig beleuchtet. Der Chor als Blattläuse (hier meinte man Ameisen, aber die haben ja bis auf wenige Ausnahmen keine Flügel) und Almaviva als Hummel, das hat schon was. Und gute Musik kann ja sowieso nichts entstellen. Im zweiten Akt ein Bühnenbild der ganz anderen Art: ich meine, es war nicht nur Milimeterpapier, sondern eine Szenario wie für eine Gegenüberstellung bei der Polizei. Sehr schön die Projektionen, z.B. eine Hummel, wenn sich Almaviva, diesmal im Trachtenanzug ohne Flügel, als Musiklehrer verkleidet auf der Bühne befindet. Nett der Drehtür-Slapstick, aber irgendwie fehlt der Drive des ersten Satzes. Nach der Gewittermusik nimmt das Bühnenbild den ersten Satz in Abwandlung wieder auf und auch die Figuren sind ein Zwischending aus Mensch und Insekt. Am natürlich glücklichen Ende dürfen sie dann alle als Menschen weiterleben. Insgesamt eine schöne, flotte Inszenierung mit komischen Anklängen (“Wir sind Insekt”-Schlagzeile in der Bildzeitung) und einem für mich herausragenden Figaro (Gary Martin).

Ähnliche Artikel

Eiskaltes Händchen zweimal im Juni

 

Gestern habe ich mir zum zweiten Mal in vierzehn Tagen die Oper “La Bohème” von Giacomo Puccini angesehen. Am 10. Juni war es die Aufführung der Münchner Staatsoper und gestern die Produktion des Gärtnerplatztheaters.
Während die Staatsoper im italienischen Original aufführte, gab es am Gärtnerplatz eine neue deutsche Übertragung. In der Oper sah ich nicht besonders gut, im Gärtnerplatz hingegen sass ich Parkett 3. Reihe Mitte und hatte einen sehr schönen Blick auf die Bühne. In den vorderen Reihen wirkt Musik und Gesang viel unmittelbarer, jedenfalls ist mir die Todesszene diesmal buchstäblich durch Mark und Bein gegangen. Ein sehr schöner Abend. Bitte mehr davon.

Ähnliche Artikel

Giora Wunderbar reloaded

Zum Jahresausklang nochmal ein Höhepunkt: Matinee mit Giora Feidman im Prinze.

Ähnliche Artikel

Giora Wunderbar

Gestern hatte ich dank Giora Feidman einen wundervollen Abend. Eigentlich sollte das Konzert im Brunnenhof der Residenz der großen Stadt neben der kleinen Gemeinde mit den drei Schlössern stattfinden, allerdings ist das ins Wasser gefallen. Im Herkulessaal war die Atmosphäre zwar anfangs sehr unterkühlt, aber dafür die Akustik bestimmt um Klassen besser. Begleitet wurde er von der Russische Kammerphilharmonie St. Petersburg unter der Leitung von Juri Gilbo.
Das erste Stück, die Holberg-Suite von Grieg, bestritt das Orchester allein, mir hat es gefallen, Herr Nachtgedanken meinte, es hätte stellenweise etwas matschig geklungen. Allerdings hätte sein Orchester es auch nicht besser gekonnt.
Beim zweiten Stück, W.A: Mozart Konzert für Klarinette und Orchester KV 622 (Fassung für Streichorchester), wirkte auch der Meister mit, allerdings lief er hier noch nicht zur Höchstform auf. Mein Eindruck war, dass er halt mehr Solist ohne Orchester ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in einem Orchester gerne gesehen wird, wenn der Solist mitdirigiert. Aber einem Meister verzeiht man halt viel, ein anderer hätte da wohl auch mal einen Geigenbogen im Kreuz gehabt. Mit heftigem An-die-Stirn-tippen quittierte ein distinguierter Herr in der Reihe vor uns die Aufforderung Feidmans an das Publikum mitzusummen. Das war mal was anderes, das klang wirklich gut, ich habe schon fast einen Chor vermutet. Später erklärte Herr Feidman dann noch, dass Mozart sehr viel Wert auf die Stimme gelegt hat und die Beteiligung des Publikums somit seine Berechtigung hatte. Eigentlich sollte es jetzt in die Pause gehen, aber Herrn Feidman lässt sich ja gerne etwas exzentrisches einfallen und so gab es die erste Zugabe bereits vor der Pause: ein Lied, das aus Elementen der deutschen, israelischen und palestinensischen (sagt Herr Nachtgedanken, ich hatte eher argentinischen verstanden und kenne beide leider nicht) Nationalhymnen bestand, sehr ergreifend und mit viel Applaus bedacht.
Nach der Pause punktete das Orchester erwartungsgemäß mit den „Rumänischen Volkstänzen“ für Streichorchester von Béla Bartók. Auch Herr Feidman zeigte sein ganzes Können in den folgenden beiden Stücken: „In the Self“ für Klarinette und Orchester von Ora Bat Chaim und „Porgy and Bess“, Fantasie für Klarinette und Orchester von George Gershwin. Auf letzteres war ich besonders gespannt, zählt die Oper doch zu meinen Lieblingsstücken.
Das begeisterte Publikum ließ ihn erst nach mehreren Zugaben von der Bühne, unter anderem von Piazzolla und eine Melange aus Ave Maria und Dona Dona, bei der auch das Publikum wieder mit von der Partie sein durfte. Die unwiderruflich letzte Zugabe war Shalom Chaverim, da er mitten im Spiel von der Bühne ging und das Orchester gleich mitnahm. Das war auch gut so, sonst hätten meine Kollegin und ich vermutlich wirklich gleich von dort aus an der Protzburg unseres Landesvaters vorbei ins Büro gehen können. Zurück blieb das Gefühl einen sehr besonderen Abend erlebt zu haben, der bei eine Flasche Wein auf dem benachbarten Hof schön ausklang.

Ähnliche Artikel

Bitte weitersagen II

In Basel läuft im Musical Theater zur Zeit Aida, mit Musik von Elton John. Da eine Stunde vor Beginn der Show Karten noch zu haben waren, entschlossen wir uns kurzfristig dazu. Eine Karte kostete 89 CHF, das sind umgerechnet knapp 57 €. Die Plätze waren sehr gut, in der 19. Reihe mit freier Sicht auf die Bühne. Durch die gut ansteigenden Reihen ist die Sicht sicher auch von den hinteren Plätzen noch gut.
Das Bühnenbild ist minimalistisch, die Kostüme wirken fast modern. Die Besetzung des heutigen Abends war Dominique Aref als Aida, Bernhard Forcher als Radames und Silke Braas als Amneris.
Das Musical erzählt die bewegende Geschichte der im wahrsten Sinne des Wortes unsterblichen Liebe zwischen der nubischen Prinzessin Aida und dem ägyptischen Feldherren Radames, aber auch die Ereignisse der wechselvollen Beziehungen zwischen dem nubischen und dem ägyptischen Volk. Nicht umsonst sind die stärksten, musikalisch und tänzerisch ausdruckvollsten, Szenen die im nubischen Gefangenenlager.
Dominique Aref hat eine sehr starke Stimme und körperliche Präsenz, mit der sie alle anderen in den Schatten stellt. Kristian Korsholm Vetter als Zoser hinterlässt ebenfalls einen bleibenden Eindruck. Das Ensemble schafft es hervorragend Masse vorzutäuschen. Während des Stückes bin ich eigentlich immer von 35 bis 40 Akteuren ausgegangen, am Schluss waren dann 19 auf der Bühne.
Alles in allem ein sehr gelungener Abend. Einen kleinen Bonus gab es noch zum Schluss am Ausgang:

Leckere Schweizer Schoki für den Heimweg, den zumindest ich summend angetreten habe. Aida läuft noch bis 28.5. in Basel, danach in Bremen und ab August in Berlin.

Ähnliche Artikel