[singlepic id=1802 w=320 h=240 float=left]Kann man einen Klassiker wie Kabale und Liebe von Friedrich Schiller und das damit verbundene Lebensgefühl auch heute noch vermitteln? Das Ensemble Südsehen hat es auch ohne brachiale Modernisierungen geschafft.
Ferdinand liebt Luise und Luise liebt Ferdinand. Dummerweise kommen sie nicht aus der gleichen Schicht und deshalb sind beide Eltern aus unterschiedlichen Gründen gegen die Verbindung. Luises Vater, weil er seine Tochter beschützen möchte vor einer Enttäuschung, Ferdinands Vater, weil er seinen Sohn für seine politischen Zwecke einspannen möchte. Und dann ist das noch der Sekretär mit dem passenden schleimigen Namen Wurm, der ein Auge auf Luise geworfen hat und fleißig mitintrigiert. Am Ende erreicht keiner sein Ziel und zwei Familien sind zerstört.
[singlepic id=1806 w=320 h=240 float=right]Das Bühnenbild von Aylin Kaip bietet mit wenigen Mitteln eine ausgezeichnete wandlungsfähige Spielfläche. Die schräg verlaufenden Holzbalken, die mit Papierbahnen bespannt sind, erlauben scherenschnittartige Bilder wie die Eingangssequenz, die mir ganz großartig gefallen hat, genauso wie die Symbolisierung von Standesgrenzen. Ein Steg bringt die Spielenden nahe ans Publikum. Die Kostüme sind der Entstehungszeit angelehnt.
Regisseur Robert Ludewig hat sich etwas wirklich Geniales einfallen lassen, um den Standesunterschied zu betonen: die Familie Miller spricht untereinander bayerisch, mit dem Hochgestellten wie dem Präsidenten und Lady Milford aber Hochdeutsch. Dabei wirkt das aber keinesfalls bäuerlich oder einfältig, sondern ganz natürlich. Es schärft die Grenzen zwischen den Familien, überspringt sie aber auch gleichzeitig, denn im Umgang mit den Höhergestellten spricht die Familie Miller durchaus Hochdeutsch. Zusammen mit einer hervorragenden Personenregie ergibt sich ein spannender Abend, der den Zuschauer mitten ins Herz trifft und den Atem raubt. Hier zeigt sich, dass eine intelligente, behutsame Bearbeitung viel mehr in die heutige Zeit transportieren kann als so manche Kopftotgeburt des sogenannten Regietheaters.
[singlepic id=1805 w=320 h=240 float=left]Die schauspielerischen Leistungen sind grandios. Ulrike Dostal spielt die beiden gegensätzlichen Charaktere Lady Milford und Frau Miller einfach großartig. Sie schreit, sie wimmert, sie bettelt, sie lässt den Zuschauer direkt teilhaben an ihren Gefühlen und Gedanken. Ebenso präsent ist die zarte Désirée Siyum in der Rolle der Luise Miller. Sie ist gleichzeitig Geliebte, Tochter und Untertanin, vereint diese Personen in einer Figur, aber verleiht ihnen auch eigene Persönlichkeiten.
[singlepic id=1804 w=320 h=240 float=right]Robert Ludewig gibt dem Wurm eine Schleimigkeit, die ausgezeichnet zur Rolle passt. Da fliegen Blicke, die töten könnten und viel vom Inneren preisgeben. Amadeus Bodis ist ein starker Präsident, aber ihm ist auch der Schmerz über den Tod seines Sohnes nicht fremd. Erwin Brantl ist der ideale liebevolle Vater, der alles riskiert, um seine Tochter zu schützen, nur sie am Ende doch zu verlieren. Das hochkarätige Ensemble wird von Thomas Trüschler ideal ergänzt, der als Ferdinand erst Liebender ist und sich dann in seiner Seelenqual nicht mehr anders zu helfen weiß als mit der Geliebten gemeinsam zu sterben.
Eine wirklich frische, entstaubte Version von Schillers Klassiker, die man unbedingt gesehen haben sollte.
Ulrike Dostal – Lady Milford, Frau Miller, Désirée Siyum – Luise, Amadeus Bodis – Der Präsident, Erwin Brantl – Miller, Hofmarshall von Kalb, Thomas Trüschler – Ferdinand, Robert Ludewig – Wurm, Regie: Robert Ludewig, Bühnenbild und Kostüm: Aylin Kaip, Dramaturgie, Mitarbeit am Text: Nikolai Steinhart, Erwin Brantl, Regieassistenz: Constanze Hörner
Weitere Vorstellungen: 08.03.2014, 09.03.2014, 23.03.2014, 24.03.2014, 26.03.2014, 27.03.2014, 28.03.2014, 29.03.2014, 30.03.2014, 28.05.2014, 29.05.2014, 30.05.2014, 31.05.2014, 01.06.2014 jeweils 19:30 Uhr im Einstein Kultur, Kartenreservierung online, Tickets von 12 bis 17€, Dauer 110 Minuten ohne Pause
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[singlepic id=1789 w=320 h=240 float=left]Ich habs glaube ich schon mal erwähnt, Ballett ist nicht so meins, auch wenn ich gerade in letzter Zeit sehr schöne Abende mit Stücken von John Neumeier (Ein Sommernachtstraum, Der Nussknacker) hatte, aber ich hab halt auch genauso oft Abende erlebt, die mir nicht gefallen haben. Wenn ein Ballettabend jedoch immer so wäre wie Geschichten aus dem Wiener Wald in der Inszenierung und Choreographie von Xin Peng Wang, müsst man mich vermutlich an den Haaren rausschleifen, um mich loszuwerden. Zum allerersten Mal fand ich eine Aufführung nicht nur schön, sondern auch berührend. Sehr. Tief.
[singlepic id=1787 w=320 h=240 float=right]Chefdramaturg Christian Baier hat ein rundherum stimmiges Szenario nach dem Volksstück von Ödön von Horváths geschaffen. In seiner Fassung verwebt er die Geschichte um Marianne, Oscar, Alfred und Valerie mit einer alten Wiener Legende, nach der jeder, der auf der Erde eine Chance ungenützt gelassen hat, an einem Tag des Jahres zurückkehren und versuchen muss, den Lauf der Dinge zu ändern. Der Tod schickt die vier Protagonisten zurück ins Leben. Das entpuppt sich jedoch als Kreislauf, keine Figur schafft es wirklich, daraus auszubrechen. Einzig das kleine Mädchen, in unschuldiges Weiß gekleidet, lebt, stirbt und wird wiedergeboren.
Eigentlich kann ich diesen Abend nur mit Superlativen beschreiben. Da ist zum einen das unglaublich schöne Bühnenbild von Frank Fellmann. Da schält sich aus dem Dunkel eine Ansicht von Wien im Nebel, als nächstes gibt der schwarze Rahmen sehr plastisch wirkende Blätter als Hintergrund für die Szene im Strandbad frei. Großes Kompliment an die Malerwerkstatt. Das sah fotorealistisch aus. Auch die Lichtgestaltung von Carlo Cerri lässt einen mehr als einmal mit offenenem Mund dasitzen. Die tiefrot ausgeleuchtete Szene im Ballettsaal war für mich einer der Höhepunkte des Abends. Die Kostüme (Alexandra Schiess) passten sich nahtlos in das Konzept ein, besonders gefallen haben mir die schwarz-weiß geringelten Badeanzüge “with a twist”.
[singlepic id=1788 w=320 h=240 float=left]Und dann die Musik! So wunderbar passend und feinfühlig zusammengestellt, Johann Strauß lässt Wiener Charme und und Morbidität zugleich über die Bühne wehen und Alban Berg begleitet das Publikum in das Innerste der Figuren. Wunderschöne Cello- und Klarinetten-Soli lassen das Leid spürbar werden, das die Protagonisten aushalten müssen. Motonori Kobayashi leitet die Dortunder Philharmoniker mit der genau richtigen Balance zwischen Walzerseligkeit, Polka und Innigkeit.
Die Inszenierung und Choreographie von Ballettdirektor Xin Peng Wang lässt sowohl Raum für Heiterkeit (köstlich die Szene im Bad, als Valerie dösend Fliegen verscheucht, die in Wahrheit Untote sind) als auch für tiefe Traurigkeit. Innige Pas De Deux wechseln sich mit Tritsch-Trasch-Polka tanzenden Zombies ab, die auch mal Walzer ohne Walzerschritt tanzen. Ein wirklich außergewöhnlicher Abendbend.
[singlepic id=1786 w=320 h=240 float=right]Monica Fotescu-Uta tanzte die Partie der Marianne so eindringlich, dass jede Gefühlsregung, sei es nun die flatterhafte Verliebtheit in Alfred, die tiefe Trauer beim Tod ihres Kindes oder die Resignation, mit der sie Oscar begegnet, spürbar und erlebbar waren. Fantastisch auch Dmitry Semionov, der den Hallodri Alfred so lässig tanzt, als würde er sich nur mit den Händen in den Hosentaschen fortbewegen. Mark Radjapov wirbelte mit sehr viel Ausdruck als Tod über die Bühne. Ergänzt wurde das sehr gute Solistenensemble Howard Quintero Lopez als Oscar, Emilie Nguyen als Valerie und Stephanine Ricciardi als Das kleine Mädchen. Das Corps de Ballet zauberte packende Bilder auf die Bühne.
Am Ende dieses denkwürdigen Abends feierte das Publikum die Mitwirkenden enthusiastisch und ich hatte den für mich ungewöhnlichen Wunsch, diesen Abend noch einmal zu erleben.
Marianne: Monica Fotescu-Uta, Oscar: Howard Quintero Lopez, Valerie: Emilie Nguyen, Alfred: Dmitry Semionov, Der Tod: Mark Radjapov, Das kleine Mädchen: Stephanine Ricciardi, Corps de Ballett: Tiffany Byrd, Stephanine Ricciardi, Sayo Yoshida, Shirley-Cordula Meissner, Taela Tiffany Williams, Julia Vargas Gil, Denise Chiarioni, Madeline Andrews, Eugeniu Cilenco, Alysson Rocha, Gal Mahzari, Yuri Polkovodtsev, Jie Qu, Giuseppe Ragona, Yuto Ideno, Francesco Nigro Mit den: Dortmunder Philharmonikern, Musik: Johann Strauss (Sohn) und Alban Berg, Musikalische Leitung: Motonori Kobayashi, Choreografie/Inszenierung: Xin Peng Wang, Bühne: Frank Fellmann, Kostüme: Alexandra Schiess, Lichtdesign: Carlo Cerri, Idee, Konzept, Szenario, Dramaturgie: Christian Baier
Weitere Vorstellungen: 09., 15., 21., 26. März, 16., 26. April, 03., 09., 25., 31. Mai, 14. Juni 2014, Dauer 2 1/2 Stunden mit einer Pause
[singlepic id=1782 w=320 h=240 float=left]Die Bajadere dürfte den meisten Kulturbegeisterten als Ballett begegnet sein, es gibt aber auch eine Operette von Emmerich Kálmán, die zwar nicht durch eine stringente Handlung besticht, dafür aber zauberhafte Melodien bereithält.
Der indische Prinz Radjami ist ein rechter Macho und sehr von sich überzeugt. Als er sich in die Sängerin Odette Darimonde verliebt, ist er davon überzeugt, diese alleine durch seinen Willen von sich zu überzeugen. Odette, die als Bajadere, eine indische Tempeltänzerin, in einem Pariser Theater auftritt, lässt sich als emanzipierte Frau aber nicht so leicht um den Finger wickeln und spielt dem Prinzen ihre Liebe nur vor, um ihn kurz vor der Hochzeit sitzen zu lassen. Nun ist der Prinz in argen Nöten, weil er eigentlich schon längst hätte heiraten sollen und ihm nun die Braut abhanden gekommen ist, die ihn eigentlich so ganz insgeheim ja auch liebt, aber halt erobert werden will. Nachdem sich das Paar 90 Vorstellungen lang angeschmachtet hat, sie auf der Bühne und er in der Loge, erbarmt sich der Theaterdirektor und schmuggelt den Prinzen in den dritten Akt, wo sich das Paar glücklich in die Arme fällt. Und wenn sie nicht gestorben sind usw usw.
Ein weiterer Strang ist der oberflächlichen Marietta gewidmet, die mit dem Schokoladenfabrikant La Tourette verheiratet ist. Der gefällt ihr aber nicht mehr, denn eigentlich steht si ja auf knackige Männer. Nach einigem Zieren lässt sie sich auf Napoleon St. Cloche ein, der gut aussieht und ihr anscheinend ein Leben in Luxus bieten kann. Ihr Exmann erholt sich von seiner anstrengenden Frau und erreicht binnen kürzester Zeit wieder Idealgewicht. Damit ist er für Marietta wieder attraktiv und St. Cloche wird sie gerne wieder los.
So weit, so schlecht das Libretto von Julius Brammer und Alfred Grünwald. Regisseurin Sabine Müller hat daraus das Beste gemacht. Die Musik von Emmerich Kálmán reißt die eher flache Geschichte doch raus. Andererseits könnte ich mir diese Operette als opulente Ausstattungsrevue auch sehr gut szenisch vorstellen. Die Musik ist eine Mischung von ungarischem Feuer mit amerikanischem Jazz, garniert mit einem Tüpfelchen exotischen Flair. Die Melodien sind schwungvoll und mitreissend und haben Ohrwurmqualitäten. Zu den bekanntesten zählen sicher Fräulein, bitte woll’n Sie Shimmy tanzen (ironischerweise wird dazu aber gerade kein Shimmy getanzt) und Oh Bajadere, wenn Dein Bild mich berauscht.
Die Besetzung dieser konzertanten Aufführung war auf höchstem Niveau. Heike Susanne Daum sang die schwierige, weil sehr viel im Passaggio liegende und auch hohe Koloraturen erfordernde, Titelpartie mit enormem Ausdruck. Besonders ihr Auftrittslied, das sie von einer Empore sang, war beeindruckend. Die temperamentvolle Sängerin verlieh der Partie den nötigen Biss, um die Odette glaubwürdig darzustellen. Dabei verstand sie es aber auch, den Zuschauer mit weichen Tönen zu berühren.
Rainer Trost, der kurzfristig die Partie des Prinzen Radjami übernommen hatte, war ihr ein kongenialer Partner. Er meisterte die Partie scheinbar mühelos. Auch Anke Vondung als Marietta sowie Stephan Genz als St. Cloche und Miljenko Turk als La Tourette glänzten in ihren Rollen. Bei allen kam aber auch die Komik nicht zu kurz, so dass sich das Publikum knapp drei Stunden lang köstlich amüsierte. Richard Bonynge leitete das WDR Rundfunkorchester mit leichter Hand und auch der WDR Rundfunkchor Köln war glänzend einstudiert von Robert Blank.
Wer jetzt Lust bekommen hat auf die mitreißende Musik kann sich selbst ein Bild machen, denn ein Mitschnitt des Abends wird am 26.4.2014 um 20.05 Uhr auf WDR 4 gesendet.
Heike Susanne Daum Sopran (Odette Darimonde), Rainer Trost Tenor (Prinz Radjami von Lahore), Stephan Genz Bass (Napoleon St. Cloche), Miljenko Turk Bariton (Louis-Phillip La Tourette), Anke Vondung Alt (Marietta, seine Frau), Christian Sturm Tenor (Graf Armand/Oberst Parker), Ulrich Hielscher Erzähler, Gesang, Yvonne Kálmán Sprechrolle (Frau des Theaterdirektors), WDR Rundfunkchor Köln, Robert Blank Einstudierung, WDR Rundfunkorchester Köln, Richard Bonynge Dirigent, Sabine Müller Regie
Emmerich Kálmán Die Bajadere (1921)
Operette in drei Akten. Libretto von Julius Brammer und Alfred Grünwald
Crowfunding? Noch nie gehört? Dabei ist das eine feine Sache: jeder gibt ein bisschen, damit ein Projekt stattfinden kann. Das geht mit 5€ los, man kann aber auch einen freien Betrag eingeben. Das Ensemble Südsehen hat sich schöne Dankeschöns für die Unterstützer ausgedacht, beginnend mit einer Postkarte über VIP-Premieren-Karten bis hin zu einer Privatvorstellung ist alles vorhanden. Das geht ganz einfach, dauert keine zwei Minuten und man fühlt sich viel besser hinterher. Und trinkt im Zweifelsfall halt eine Halbe weniger.
Abgewickelt wird das Ganze über die Seite Startnext.de, die auch die Gelder treuhänderisch verwaltet. Sollte das Projekt nämlich scheitern, bekommt man unkompliziert sein Geld zurück. Hier kommt man zum Projekt des Ensembles Südsehen und weil Kleinvieh auch Mist macht, geht hin und spendet fleissig!
Warum sollte man das Projekt unterstützen? Kabale und Liebe, ein bayerisches Trauerspiel übersetzt Schillers Klassiker nicht einfach in die heutige Sprache, sondern setzt sich auch mit dem Verschwinden und Verunstalten des bayerischen Dialekts und seiner klischeehaften Verortung im ländlichen Raum auseinander. Dabei wird aber auch deutlich gemacht, dass Sprache verbinden und trennen kann. das verspricht einen spannenden Theaterabend mit bekannten Münchner Schauspielern wie Ulrike Dostal, Amadeus Bodis und Thomas Trüschler. Regie führt Robert Ludewig, ebenfalls ein gern gesehener Gast auf Münchner Bühnen. Premiere ist am 06.03.2014, weitere Vorstellungen bis 01.06.14 im EinsteinKultur.
Das künstlerische Team
Besetzung:
Ulrike Dostal – Lady Milford, Frau Miller
Désirée Siyum – Luise
Amadeus Bodis – Der Präsident
Erwin Brantl – Miller, Hofmarshall von Kalb
Thomas Trüschler – Ferdinand
Robert Ludewig – Wurm
Regie: Robert Ludewig
Bühnenbild und Kostüm: Aylin Kaip
Dramaturgie, Mitarbeit am Text: Nikolai Steinhart, Erwin Brantl
Regieassistenz: Constanze Hörner
Noseland ist in bayerischen Gefilden zu sehen! Und zwar auf dem Snowdance Independent Film Festival in Landsberg am 01.02.2014 um 15.30 Uhr im Stadttheater. Tickets gibts für 7€ an der Theaterkasse. Wers noch nicht gesehen hat – hingehen!
SNOWDANCE ist ein Event-Filmfestival. So werden während SNOWDANCE nicht nur Filme geschaut, sondern es wird auch kräftig gefeiert.
SNOWDANCE bietet in erster Linie ein Forum für unabhängig gedrehte Langfilme, d.h. Filme, die länger als 72 Minuten sind. Unter diesen vorselektierten Filmen (maximal 20) wählt eine Jury mit prominenten Juryvorsitz einen würdigen Preisträger für den Snowdance-Independent-Filmaward aus.
Die Sichtung und öffentliche Vorführung der für den Preis in Frage kommenden Langfilme ist das offizielle Hauptprogramm der zunächst drei Festivaltage. Das filmische Rahmenprogramm bieten 10 vorselektierte, unabhängig hergestellte Kurzfilme, die in einer stadtbekannten Szenebar zu festen Uhrzeiten auf großen Flatscreens gezeigt werden. Dieses “Film-Clubbing” bezieht also die örtliche Szene mit ein. Im Wechsel mit live gespielter Musik werden die Kurzfilme gezeigt und von den Anwesenden bewertet.
Am Ende des Festivals wird der Kurzfilm mit den besten Publikumsbewertungen dem Premierenpublikum vor dem Eröffnungsfilm gezeigt. Parallel zu den Filmveranstaltungen, wird in einem zentralen Gebäude eine Technik-Show stattfinden.
Ebenfalls werden in diesem Rahmen Workshops von führenden Indie-Filmern zu Produktion, Technik und Finanzierung gegeben werden. Die beiden zentralen Veranstaltungen finden am Samstag Abend und am Sonntag Nachmittag statt: Samstags ab 22.00 Uhr wird ein großes Fest in einer großen In-Location gefeiert werden. Mit Live-Bands und bekanntem Electro-DJ. Am Sonntag Nachmittag folgt in einer zentralen Veranstaltung die Preisverleihung mit Vorführung der beiden Gewinnerfilme.
[singlepic id=1727 w=320 h=240 float=left]Schon oft wurde es totgesagt, aber wenn es in solcher zauberhafter Opulenz gezeigt wird wie die Zirkusprinzessin am Anhaltischen Theater Dessau, dann wird uns das Genre Operette alle überleben.
Fürstin Fedora Palinska ist kürzlich Witwe geworden und hat das Vermögen ihres Mannes geerbt. Nun soll sie sich wiederverheiraten, natürlich mit einem Russen, damit das Geld im Land bleibt. Ein Anwärter wäre Prinz Sergius Wladimir, doch den will die Fürstin auf gar keinen Fall heiraten. Auf Einladung des Zirkusdirektors Stanislawski sieht sie eine Vorstellung des waghalsigen Mr X, der seine Identität verschleiert, in Wahrheit aber der Neffe ihres verstorbenen Mannes ist und die Fürstin glühend liebt. Der Prinz sinnt nach einem erneuten Fehlschlag bei der Fürstin auf Rache und engagiert Mr X, um Fedora eins auszuwischen. Als Adeliger soll er sich ihr vorstellen und sie am besten gleich heiraten. Der Plan gelingt und nach der Trauung enthüllt der Prinz die ihm bekannte Identität des Bräutigams. Seine Kollegen vom Zirkus sind ebenfalls da und die hochmütige Dame wird als Zirkusprinzessin verspottet. Sie selbst liebt zwar Mr X, hat aber zu viel Standesdünkel, um ihn als Ehemann anzuerkennen und trennt sich von ihm. Parallel dazu entwickelt sich eine Romanze zwischen dem Hotelerben Toni Schlumberger und der Zirkusreiterin Mabel Gibson. Mabel tut zwar so, als ob sie Engländerin wäre, ist in Wahrheit aber genauso wie Toni ein echtes Wiener Gewächs. Weil sie ein anständiges Mädchen ist und der Toni scharf auf sie, wird ebenfalls geheiratet. Tonis persönliche Nemesis ist aber die Frau Mama, die in der Dessauer Fassung nach St. Petersburg kommt und ihm ordentlich einheizt. Natürlich gibt es am Ende für alle Beteiligten ein Happy End, aber bis es so weit ist, gibt es noch jede Menge Klippen zu umschiffen.
[singlepic id=1728 w=320 h=240 float=right]Regisseur Wolfgang Dosch ist ein ausgewiesener Operetten-Spezialist und das merkt man in jeder Minute. Da stimmt das Timing, die Personenführung ist fabelhaft und die eingestreuten Gags bringen das Publikum immer wieder zum Lachen. Bereits zu Beginn gibt es eine poetische Note, wenn ein Pierrot den Vorhang öffnet und die Protagonisten durch die ganze Handlung begleitet. Lediglich die Marotte des Prinzen, jedes dritte Wort falsch zu verwenden, hätte ruhig etwas sparsamer verwendet werden dürfen. Leider habe ich nicht alles verstanden, insbesondere, wenn die Sprechstimmen mit Musik unterlegt waren, hörte ich diese kaum. Ich höre tatsächlich etwas schlecht, aber dies hat mir noch nie in Oper oder Operette Probleme bereitet. Ansonsten war es wirklich großartig, die Ausstattung von Stefan Wiel opulent und märchenhaft mit Schlitten, großen Roben der Fürstin und schneidigen Husaren. Es wurde sowohl die Zirkusatmosphäre wie auch die russische Verortung ausgezeichnet transportiert. Es war in jedem Augenblick etwas geboten auf der Bühne, das ist eine Inszenierung, die man sicher öfter sehen kann und trotzdem noch Neues entdeckt. Das Ballett, von dem man leider hört, dass es politisch gewollt in Dessau abgeschafft werden soll, hatte sichtlich Spaß bei der Sache und konnte sich in den Choreographien von Tomasz Kajdanski so richtig austoben. Der Chor zeigte sich auch sehr spielfreudig, schwamm aber vor allem vor der Pause etwas. Für mich hätte die Anhaltische Philharmonie unter der Leitung von Wolfgang Kluge gerne noch einen Tacken spritziger sein dürfen, an manchen Stellen kam es mir doch ein bisschen langsam vor. Das alles tat aber der guten Stimmung und dem tollen Gesamteindruck des Abends keinen Abbruch.
[singlepic id=1729 w=320 h=240 float=left]David Ameln als Toni und Cornelia Marschall als Mabel zeigten auf jeden Fall die akrobatischen Höchstleistungen des Abends. Singend ein Rad schlagen oder die Partnerin längere Zeit über die Bühne tragen stelle ich mir nicht gerade einfach vor und beide sangen wirklich in jeder Lage sehr gut. Ihr Duett Wenn Du mich sitzen lässt, fahr ich sofort nach Budapest war einer der Höhepunkte des Abends. Leider zeigten beide ebenso wie Mutter Schlumberger und Pelikan nur Anklänge des Wiener Dialektes, so hat mir ein bisschen der Schmäh gefehlt. Zusammen mit der Änderung, dass der dritte Akt nicht in Wien spielt, hätte man sich hierfür vielleicht auch was einfallen lassen können.
Ungewöhnlich, aber luxuriös besetzt waren die Partien von Fürstin Palinska mit der Mezzospranistin Rita Kapfhammer und Mr. X mit dem niederländischen Bariton Wiard Withold. Ich bin ja eh ein Fan der tiefen Stimmen und insbesondere Rita Kapfhammer meisterte die Sopranpartie fabelhaft und spielte dabei dabei auch noch leidenschaftlich mit großer Bühnenpräsenz. Dirk Lohr als Prinz Sergius Wladimir mit seinem eilfertigen Adjutanten Tizian Steffen komplettierten den hervorragenden Cast.
Am Ende Standing Ovation von einem begeisterten Publikum, das ist unterhaltsames Theater für Jung und Alt!
Inszenierung Wolfgang Dosch, Musikalische Leitung Wolfgang Kluge, Bühne und Kostüme Stefan Wiel, Choreographie Tomasz Kajdanski, Chor Helmut Sonne, Dramaturgie Felix Losert Fürstin Fedora Palinska Rita Kapfhammer, Prinz Sergius Wladimir Dirk Lohr, Peter Brusowsky, Adjutant des Prinzen Tizian Steffen, Direktor Stanislawski Thomas Skambraks, Mister X alias Fedja Palinski Wiard Witholt, Luigi Pinelli, Regisseur und Clown Jan-Pieter Fuhr, Miss Mabel Gibson, Zirkusreiterin Cornelia Marschall, Toni Schlumberger David Ameln, Carla Schlumberger, Hotelbesitzerin Christel Ortmann|Kristina Baran, Pelikan, Oberkellner Hasso Wardeck, Olga, Dame an Kassa Jagna Rotkiewicz
[singlepic id=1706 w=320 h=240 float=left]Kann man ein Stück, das mehrere tausend Jahre auf dem Buckel hat, heute noch spielen? Und zwar so spielen, dass auch der Mensch der Gegenwart sich damit identifizieren kann? Ja, man kann, wie das Kleine Ensemble München bei der Premiere des Stückes Elektra von Sophokles bewies.
Elektra will den Tod des Vaters rächen. Agamemnon wurde von seiner Frau Klytaimnestra und deren Liebhaber Aeghist getötet. Ihr Bruder Orest ist erst einmal geflohen, kehrt aber zurück, um Vergeltung zu üben. Um unerkannt zu bleiben, lässt er verbreiten, dass er bei einem Wagenrennen zu Tode gekommen ist. So weit die griechische Tragödie. Regisseur Manfred Lorenz Sandmeier verlegt die Handlung in eine psychatrische Anstalt. Elektra ist dort eingesperrt, wird sogar fixiert und mit Elektroschocks behandelt. Dennoch sinnt sie weiter auf Rache. Chrisothemis ist eine Mitinsassin, der Alte ein Wärter und Klytaimnestra die Oberschwester. Orest dringt in die Klinik ein und befreit sie. Das war alles sehr schlüssig, vergegenwärtigt den zeitlosen Stoff und reisst den Zuschauer mit. Der Schluß toppt das Ganze aber nochmal mit eingespielten, satirischen Fernsehszenen, bei denen dem Zuschauer schon mal das Lachen im Halse stecken bleibt. Überhaupt wird viel moderne Technik verwendet, der Chor sind Stimmen, die Elektra hört. Leider waren diese durch den (gewollten) Halleffekt kaum zu verstehen.
Das Bühnenbild besteht aus einem kärglich eingerichteten Krankenzimmer. Leider verhinderten die räumlichen Gegebenheiten, dass man ab der dritten Reihe die recht häufigen Szenen auf dem Fußboden sehen kann. Das ist schade, denn die schauspielerischen Lesitungen sind grandios. Der Regisseur Manfred Lorenz Sandmeier sprang selbst als Klytaimnestra ein und war dann mehr ein Aeghist, meisterte seine Rolle aber gut. Andreas M. Bräu als Orest, der das erste Mal für das Kleine Ensemble München spielte, und Martin Wichmann als Alter waren sehr präsent und fesselten das Publikum mit ihren Rollenportraits. Raphaela Zick ist Chrisothemis und spielt diese naiv angelegte Figur mit großer Hingabe. Der Star des Abends ist aber ganz sicher Julia Mann in der Titelrolle. Ihr Schmerz überträgt sich auf das Publikum und mehr als einmal fragtman sich, ob sie nun wahnsinnig ist oder doch zu Unrecht eingesperrt.
Ein sehr intensiver Abend, ein begeistertes Publikum feierte das Ensemble stürmisch. Weitere Vorstellungen am 23./24/25 Januar in der Blauen Maus und am 30/31. Januar und 1.Februar im Peppertheater.
[singlepic id=1712 w=320 h=240 float=left]Kleine Oper für Kinder ab 4 Jahren und die ganze Familie
Musik von Antonio Salieri
Koproduktion der Kammeroper München und dem
Figurentheater Moritz Trauzettel
Wollt ihr einmal einen richtigen Fresssack, Raufbold und Tunichtgut kennenlernen? Der Ritter Sir John Falstaff versteht sich vorzüglich auf all das, was ungezogen ist. Ungeladen kommt er auf ein Fest und schlägt sich den Bauch voll. Zwei Damen macht er schöne Augen, um sich an dem Reichtum ihrer Ehemänner zu bedienen.
Doch die Frauen sind schlauer als Falstaff und halten ihn gekonnt zum Narren. Nur wie lange lässt sich der stolze Ritter das gefallen? Und wer hat am Ende das letzte Wort?
Mit dem vorlauten und unersättlichen Ritter Falstaff hat Shakespeare eine faszinierende Dramenfigur geschaffen. Der Komponist Antonio Salieri hat dem Spitzbuben eine ganze Oper gewidmet. Mit phantasievollen, skurril gestalteten Figuren und Salieris Musik erzählt die Kammeroper München die Geschichte um den ritterlichen Raufbold für Kinder neu.
In “Ritter Falstaff” wird nach Herzenslust gespielt, gelogen, gelacht, gescheppert und gesungen. Ein musikalisches Figurentheatererlebnis für die ganze Familie!
Vorstellungen am 25.1. und 16.2., jeweils 15 und 17 Uhr im Künstlerhaus München, Karten zu 13€ (Erwachsene) bzw 9€ (Kinder) online
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