Kategorien

Tosca, 06.02.2013, Pasinger Fabrik – Zweite Rezension

[singlepic id=1455 w=320 h=240 float=left]Ich arbeite beruflich mit einem Programm, das so wie diese Oper heißt. Das ist keine Abkürzung wie “Elster”, weil der Erfinder des Testtools diese Oper so liebt. So ähnlich geht es mir auch, nur hab ich leider keine Erfindung gemacht, die ich nach der Oper benennen könnte.

Die Tosca-Version in Münchens kleinstem Opernhaus, der Pasinger Fabrik gefällt mir ausgesprochen gut. Die Idee von Regisseur Nilufar K. Münzing, den Angelotti von einer Frau singen zu lassen, hat mir ausgesprochen gut gefallen. Besonders, wenn die Rolle dann so bezaubernd gespielt und ausgesprochen gut gesungen wird wie von Stephanie Firnkes an diesem Abend. Allerdings stellt das auch die Motivation von Cavaradossi in Frage, denn zwischen den beiden knisterte es ganz gewaltig. So hatte Tosca doch Grund zur Eifersucht, weil ihr Mario halt doch in erster Linie Frauenheld und erst in zweiter ein Freiheitskämpfer ist. Das tat mir ein wenig leid um ihn. Das Bühnenbild von Uta Gruber-Ballehr nutzt den Raum optimal aus, ihre Kostüme versetzten die Handlung in eine Zeit nahe der Gegenwart, was aber ganz gut passte. Nicht gefallen hat mir allerdings ihr Kostüm ab dem zweiten Akt für die Tosca. Diese mörderischen High Heels schränkten Irina Solomatina Tissot zu sehr ein, sie konnte damit nur wenig Bühnenpräsenz entwickeln, was schade war, denn sie sang gut.

[singlepic id=1456 w=320 h=240 float=right]Das autoaggressive Verhalten von Scarpia sollte wohl zeigen, dass auch er letztlich nur ein Mensch ist, allerdings meine ich, dass Menschen, die sich so verhalten, eher nicht aggressiv bis sadistisch anderen gegenüber sind, insofern hat das für mich nicht wirklich Sinn gemacht. Tibor Brouwer gestaltete die Rolle mit kraftvollem Bariton trotzdem dämonisch und versprühte die prickelnde Erotik der Macht. Andreas Stauber liess als Cavaradossi nicht nur Toscas und Angelottis Herz höher schlagen, man könnte meinen, er würden jeden Tag “Vittoria” rufen. Adrian Sandu als ASpoletta und Philipp Gaiser unter anderem als Mesner ergänzten das tolle Ensemble sehr gut.

Das Arrangement von Maximilian Fraas und Andreas Pascal Heinzmann hat mir ausgezeichnet gefallen, die Grundstimmung der Oper war auch in der kammermusikalischen Besetzung spürbar und Tonio Shiga leitete Musiker und Sänger souverän. Ein sehr schöner Abend!

Tosca. Oper von Giacomo Puccini in einem Arrangement von Maximilian Fraas und Andreas Pascal Heinzmann. Regie und Textfassung: Nilufar K. Münzing. Bühnenbild und Kostüme: Uta Gruber-Ballehr. Licht: Jo Hübner. Dirigent: Tonio Shiga. Floria Tosca: Irina Solomatina Tissot. Cavaradossi: Andreas Stauber. Scarpia: Tibor Brouwer. Caecilia Angelotti: Stephanie Firnkes. Spoletta: Adrian Sandu. Mesner, Scarrione, Schliesser: Philipp Gaiser.

Ähnliche Artikel

Don Giovanni, 12.02.2012, Pasinger Fabrik

Über diesen tollen Abend habe ich mal wieder drüben bei mucbook geschrieben.

Ähnliche Artikel

Der Freischütz, 16.07.2011, Veranstaltungsforum Fürstenfeld

Da ich den Freischütz zwar unheimlich gerne mag, aber die aktuelle Inszenierung am schönsten Theater Münchens szenisch ziemlich unterirdisch finde, war ich sehr gespannt auf die halbszenische Umsetzung im Rahmen des Jubiläumskonzertes zum 150-jährigen Bestehen der Chorgemeinschaft Fürstenfeldbruck.

Regisseur Michael Stacheder brachte das Wunder fertig, auf der eher kleinen Bühne ca. 80 Mitwirkende des Chores unterzubringen und den Solisten trotzdem noch Freiraum zum Spielen zu geben. Er verlegte die Handlung in die Fünfziger Jahre, was in sich stimmig war und die Geschehnisse stärker an das Publikum heranbrachte. Ein guter Teil davon dürfte sich eh an die Zeit noch erinnern 😉 Die Personenführung der Solisten war gut, besonders die Idee, den Samiel (ganz ausgezeichnet Joachim Birzele) auch als Erzähler auftreten zu lassen, das straffte die Handlung etwas und lies keine Längen aufkommen. Auch sonst machte Michael Stacheder aus wenig viel, zum Beispiel hat mir die Wolfsschluchtszene sehr gut gefallen, trotz sicher eingeschränkter technischer Möglichkeiten war es ziemlich gruselig.

Die Solisten waren durch die Bank hervorragend. Torsten Frisch spielte und sang bei seinem Rollendebüt den Kaspar sehr eindringlich, genauso wie Tenor Adrian Cave den Max. Auch die Frauenseite war exzellent besetzt, Monika Rebholz als Agathe und Sonja Adams als Ännchen haben mir wirklich ganz ausgezeichnet gefallen, in den Duetten harmonierten beide Stimmen ganz wunderbar. Die restlichen Rollen waren mit Holger Ohlmann, Thomas Hohenberger, Martin Ohu und Adrian Sandu sehr gut repräsentiert. Der Chor spielte ein bisschen mit und sang sehr schön, auch wenn es mich etwas gewundert hat, dass einige Herren noch vom Blatt singen mussten. Das Orchester unter Klaus Linkel fand genau den richtigen Weber-Ton, dramatisch und sanft zugleich.

Am Ende viel Jubel für alle Beteiligten, eigentlich schade, dass es nur eine Vorstellung gab. Das hätte ich mir glatt nochmal angesehen.

Ähnliche Artikel