Unter dem Motto “Sommernacht im Mai” stand der diesjährige Beitrag des Staatstheaters am Gärtnerplatz. Diesmal wurde in der Theaterkantine gespielt, die teilweise sehr voll war, aber insgesamt wohl mehr Platz bot als das Foyer. Das Programm klang viel versprechend und so war es für mich natürlich gar keine Frage, bis zum Schluss zu bleiben. Daneben wurden noch Nachtführungen angeboten, das kam für mich aber nicht in Frage, da ich schon mehrfach Führungen mitgemacht habe und die Teilnehmerzahl stark begrenzt war.
Den Abend eröffnete Marianne Larsen mit einem Musicalsong, danach und zwischen den einzelnen Blöcken trat immer wieder Sebastian Campione als humoristische Zwischeneinlage mit italienischen Bassarien auf, erkannt habe ich leider nur Aprite Un Po’ Quegl’occhi aus der Nozze. Seine kleinen Auftritte haben mir ausgesprochen gut gefallen. Moderiert wurde der Abend von Staatsintendant Dr. Ulrich Peters in gewohnt lockerer Art. die Solisten wurden von den Pianisten Benjamin Reiners, Henning Kussel und Martin Steinlein begleitet.
Den nächsten Programmpunkt bildete eine kleine, feine Auswahl von Bassarien rund um den Traum, gesungen von Stefan Sevenich. Er sagte auch immer ein bisschen was zu den einzelnen Arien, so dass verständlich wurde, warum er gerade diese ausgewählt hatte. Dabei waren die Arie des Don Magnifico aus der Cenerentola, des Baculus aus dem Wildschütz und des Sancho aus Don Quichotte. Den zweiten Teil bildeten dann Musicalmelodien, Tevje, der König von Siam und nochmal Sancho aus “Der Mann von La Mancha” entstanden durch seinen Gesang, Mimik und Gestik auf der kleinen Bühne. Sein hinreißender Auftritt wurde zu Recht mit viel Applaus belohnt.
Nach weiteren Zwischenauftritten von Sebastian Campione und Marianne Larsen folgte Cornel Frey mit einer Auswahl von Liedern von Hugo Wolf und Richard Strauss, ebenfalls sehr schön vorgetragen, das brachte ein etwas ruhigeres Element in den Abend.
Die Lachmuskeln arg strapaziert hat dann Andreas Kowalewitz mit seinem Auftritt. Er zeigte auf, dass das Thema von “Lili Marleen” eigentlich auch schon musikalisch bei Bach, Mozart und vielen anderen zu finden ist oder sich auch Heinrich Heine dichterisch des Sujets angenommen hat. Es war einfach zu köstlich, genauso wie seine Vertextung des Türkischen Marsches. Ihm hätte ich den ganzen Abend zuhören können.
Aber der nächste Höhepunkt folgte sofort, Jazzy la Femme alias Alex Frei zeigte, dass er nicht nur als Tänzer eine gute Figur macht. Seine zahlreichen Fans begleiteten den Auftritt mit Begeisterungsstürmen und auch der Rest des Publikums lies sich mitreißen.
Anschließend empfahl sich Rita Kapfhammer als Prinz Orlofsky und begeisterte die Zuhörer mit weiteren Operettenmelodien und einer humorvollen Moderation, ebenfalls ein sehr gelungener Programmpunkt.
Die bayerischen Gstanzl von Christoph Maier-Gehring waren wohl ob der nun schon ziemlich vorgerückten Stunde teilweise etwas derber und bekamen auch viel Beifall.
Marianne Larsen läutete dann den zweiten Teil des Programms von Stefan Sevenich ein, er zeigte nochmals seine ganze Kunst und begeisterte das Publikum mit seinem tollen Vortrag.
Sebastian Campione hatte inzwischen den Frack abgelegt und gab italienische Lieder zum Besten und zeigte so seine Vielseitigkeit. Danach brachte Rotraut Arnold das Publikum wieder zum Singen, das bringt immer großen Spaß und das Publikum machte enthusiastisch mit.
Den Abschluss bildete Dirk Lohr mit mitreißenden Liedern aus Paganini oder Schlagern wie “Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da”. Auch er bekam nochmal viel Beifall von dem immer noch zahlreich anwesenden Publikum. Als Zugabe durften wir nochmal singen und dann waren die fünf Stunden Programm auch schon vorbei. Die Zeit ist vergangen wie im Fluge.
Herzlichen Dank an alle Beteiligten, die diesen schönen Abend möglich gemacht haben!
Im Rahmen der Langen Nacht der Musik konnten man auch Karten für diese Vorstellung bekommen und so versuchte ich es mal wieder mit Ballett. Der Trailer dazu hat mir sogar ausgesprochen gut gefallen.
Die Dramaturgin Esther von der Fuhr führte wie gewohnt witzig, aber trotzdem sehr informativ in Werk und Inszenierung ein. Es hat mir wesentlich besser gefallen als alle anderen Ballettinszenierungen, die ich an diesem Haus bisher gesehen habe mit Ausnahme des kleinen Prinzen. Das lag vermutlich daran, dass die Musik nicht klassisch ist, sondern Swing und Jazz, wobei ich letzteren ein wenig einschläfernd fand, aber er gehört halt auch nicht zu den Sachen, die ich normalerweise höre. Das Bühnenbild hat was, vor allem, wenn es unmerklich immer weiter zuwuchert und sich schon fast in einen Dschungel verwandelt hat. Das würde ich mir sogar nochmal anschauen, von einem etwas mittigeren Platz.
Eine zauberhafte Zauberflöte wünschte sich das Publikum für das Theater beim Theatervergnügen 2008, und gestern erfüllte sich dieser Wunsch, mit einigen kleinen Abstrichen.
Es gibt zwei Seiten, Nacht und Tag, Barock und Aufklärung. Das erste wurde durch das Bühnenbild symbolisiert, das den ganzen Raum einnimmt und aus dem 3. Rang leider nicht vollständig einsehbar ist. So fehlen die Überschriften über den Toren und Sarastro ist ziemlich kopflos, wenn er zu Beginn des zweiten Aktes aus dem Tor tritt, das mit “Vernunft” überschrieben ist. Eigentlich es es aber sehr schön und raffiniert, wunderschön gemalt, ein großes Kompliment an die Werkstätten und besonders den Malersaal. Am Anfang besteht es aus einem breiten ansteigenden Steg mit links dem Nachtteil und rechts dem Gegenstück, später wird das ganze mit weiteren Seiten- und Rückfronten ergänzt zum Tempel Sarastros. Die Kostüme sollen Barock und Aufklärung widerspiegeln, das wurde aber nicht ganz durchgehalten, der Gehrock Sarastros mutet mir schon schon fast viktorianisch an und bei den Chordamen habe ich einige Biedermeierkostüme gesichtet. Die Farben sind bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls symbolhaft, auf der Seite der Königin der Nacht Dunkel, auf der anderen einheitshell bis braun, nur das Priestergewand von Sarastro ist sonnengelb, der aber ansosnten mir unerklärlich auch dunkel gekleidet ist. Papagena und Paganeno stechen ebenfalls mit farbigen Akzenten heraus, es ist sehr nett anzusehen, wenn Papageno sich “aufplustert” mit seinem federgefütterten Rockschößen.
Der Vorhang hat sich bereits zur Mitte der Ouvertüre geöffnet und man sieht das Extraballett als die wilden Tiere, warum hat sich mir nicht erschlossen. Sie tauchen immer wieder auf, meistens weiß ich nicht warum, nur wenn die Musik es hergibt und sie eine Art Menuett tanzen, passen sie zu dem poetischen Grundton der Inszenierung. Ansonsten stört mich das im 3. Rang sehr gut hörbare Fußgetrappel eher. Dass die drei Damen sich um Tamino unter Einsatz aller körperlichen Reize streiten, ist eine netter Einfall, die Ausführung war aber einen Tick zu überdreht, hier wäre ein bisschen weniger vielleicht mehr gewesen.
Ansonsten fand ich die szenische Umsetzung sehr ansprechend, die Regisseurin Rosamund Gilmore wurde ihrem Anspruch gerecht, ein Märchen zu erzählen, es gab auch viele Stellen, an denen gelacht wurde und auch wunderschöne Bilder prägen sich ein. Ob diese Oper, und damit meine ich jetzt nicht diese Inszenierung, sondern generell, wirklich dazu geeignet ist, auch jüngste Opernbesucher mit dem Virus Theatersucht zu infizieren, halte ich jedoch eher für unwahrscheinlich. Dafür ist sie zu lang, zu wenig bunt und es passiert einfach zu wenig auf der Bühne. In meinem Freundeskreis haben die Mütter mit “Fra Diavolo”, Viva la Mamma” und auch der Operette “Die Piraten von Penzance” beste Erfahrungen gemacht, neben den speziell für Kinder produzierten Stücken natürlich. Ich würde hier auf jeden Fall überlegen, bei Familienvorstellungen eine kindgerechte Einführung zu machen.
Auf der musikalischen Seite gibt es nur Pluspunkte, alle Partien bis auf die Rolle der Königin, die von Dorothea-Maria Marx als Gast ansprechend gesungen wurde, sind aus dem Ensemble besetzt. Angefangen bei den aus dem Kinderchor stammenden drei Knaben über die drei Damen Sandra Moon, Sybille Specht und Rita Kapfhammer bis zu der wundervollen Milica Jovanovic als Papagena, die hier einmal mehr gezeigt hat, dass sie nicht “nur” ein Musicalstar ist, merkte man die Qualität dieses Ensembles, auf das das Theater zu recht stolz sein kann. Stefanie Kunschke ist eine innige, berührende Pamina, die deutlich macht, was die Regisseurin damit meinte, dass eigentlich sie die größte Prüfung hätte. Auch der Chor, sehr gut einstudiert von Jörn Hinnerk Andresen, überzeugte sängerisch, durfte seine Spielfreude aber nicht ganz so ausleben, aber das ist wohl eher im Stück denn in der Regie begründet. Holger Ohlmann beeindruckte szenisch und musikalisch als weiser, würdevoller Sarastro und Robert Sellier spielte und sang den Tamino einfach perfekt. Besonders gefallen hat mir der Papageno von Daniel Fiolka, er agierte und sang sehr aussdrucksstark, so dass auch die kleinste Finesse im 3. Rang ankam. Gregor Dalal, Adrian Xhema, Martin Hausberg und Cornel Frey komplettierten die sehr gute Männerriege. Das Orchester unter Henrik Nánási kann ich schlecht beurteilen, mir persönlich hat es angesprochen.
Am Ende stürmischer und lang anhaltender Applaus für alle Beteiligte. Man kann dem Theater nur gratulieren zu dieser gelungenen Produktion! Plätze sollte man sich schnell sichern, für die nächsten vier Vorstellungen gibt es schon nur noch Restkarten.
Ein paar schöne Bilder gibt es hier und eine erste Premierenkritik hier.
Eigentlich hatte ich mir diesen Tag herausgesucht, weil ich einmal Elaine Ortiz Arandes als Emilia Marty erleben wollte. Ich vermute, es lag nicht nur an ihr, sondern auch an der kurzen Zeitspanne seit der letzten Vorstellung, dass ich alles noch intensiver fühlte als am Mittwoch. Bei der Einführung sprach Frau Olbrich auch über die musikalischen Motive jeder Person, die in gewisser Weise auch den Charakter widerspiegeln und es ist mir zum ersten Mal gelungen, diesen nachzuspüren. Eigentlich müsste ich spätestens in ein paar Tagen die nächste Aufführung sehen und hören, um mein Verständnis des Stückes zu vertiefen, aber der nächste Termin ist leider erst im Juni. Bis dahin ist vermutlich alles wieder aus meinem Kopf draußen, mein musikalisches Gedächtnis lebt bedauerlicherweise von ständiger Wiederholung.
Frau Ortiz Arandes war großartig, sie setzt ein wenig andere Akzente und fügt der Rolle damit neue Facetten zu. Meiner Meinung nach kommt es in diesem Stück nicht nur darauf an, exzellent zu singen, was alle ohne Ausnahme tun, sondern auch darstellerisch top zu sein, sonst funktioniert das kammerspielartige nicht. Und hier zeigt sich wieder, was für tolle Opernsänger das Theater meines Vertrauens beschäftigt. Meines Erachtens nach definiert sich ein guter Opernsänger nicht nur dadurch, dass er diesen oder jenen Ton trifft, sondern dass er auch szenisch überzeugt – mich im Idealfall. Und das war in dieser Vorstellung ausnahmslos der Fall. Hingehen, anschauen!
Zuerst die kritische Anmerkung: ich würde mir wirklich wünschen, dass es im Theater meines Vertrauens vor der Vorstellung, wie in anderen Häusern durchaus üblich ist, eine Ansage gemacht wird, dass das Fotografieren nicht erlaubt ist. Offensichtlich reichen Hinweise an den Garderoben und auf den Karten nicht aus, es wurde nämlich vor allem vor der Pause fleißig geblitzt. Mal ganz abgesehen davon, dass es verboten ist und die Qualität dieser Aufnahmen sicher unter aller Kanone ist, es nervt! Ob es die Akteure auf der Bühne durch die Scheinwerfer überhaupt mitkriegen, weiß ich nicht, aber ich als Zuschauerin finde es äußerst störend.
Mindestens 13 der 21 Vorstellungen dieser sehr gelungenen Produktion habe ich gesehen und bis auf eine im Januar haben sie mir – mit dem Abstrich der szenischen Umsetzung des Hummelfluges – immer sehr gut gefallen. Musikalisch sehr schön, hatte diese Inszenierung so wirklich wundervolle Bilder wie den Tanz der Prinzessin Schwan, dieses Bild zierte im wahrsten Sinne des Wortes ja auch das Spielzeitheft 2009/2010, oder den Aufstieg der weißen Stadt am Ende des zweiten Aktes. Hier kam immer besonders gut der tolle Chor des Theaters zur Geltung und ich habe versucht, mir diese Szene ganz besonders intensiv einzuprägen. Schade, dass es keine DVD oder wenigstens CD dieser Produktion gibt, das hätte mir den Abschied leichter gemacht. So muss ich die Aufnahme aus Stuttgart 1952 hervorkramen, wenn ich den Zaren auf deutsch hören will.
Danke an alle Beteiligten, die mir so wundervolle Stunden bereitet haben!
Da ich ja immer ganz gerne verschiedene Perspektiven ausprobiere, saßen wir dieses Mal unten im Parkett vorne. Die Übertitel braucht man im Grunde genommen nicht, weil sehr verständlich gesungen wurde. Außer wenn das Orchester unter David Stahl ein wenig zu laut wurde und die Solisten übertönt hat, war kein Blick nach oben nötig.
Aus der Nähe ist vor allem die schauspielerische Leistung aller Beteiligter noch intensiver zu erleben, gesanglich fehlt sich ja eh nichts. Vor allem Rita Kapfhammer ist wirklich klasse, was die Leistung der restlichen Solisten aber keinesfalls schmälert.
Auch wenn ich die Musik jetzt nicht so leicht zugänglich finde und sich keine Melodien in meinem Kopf festsetzen, finde ich die Produktion außerordentlich gelungen als Gesamtkunstwerk, die ich jedem Opernfreund ans Herz lege.
Gestern noch in Wien, wo mir die Zauberflöte an jeder Ecke entgegen sprang: Schikaneder, Freihaustheater, Hotel Papageno, heute im Theater meines Vertrauens die Einführung für die nächste Premiere, eben diese Oper. Die Dramaturgin Sonja Westerbeck eröffnete den Vormittag mit der Bemerkung, dass es sehr schwer sei, eine so bekannte Oper, mit der fast jeder ein persönliches Erlebnis verbindet, neu zu inszenieren. Bei mir war es, wenn ich mich richtig erinnere, auch der erste Berührungspunkt mit Oper, allerdings nicht live gesungen, sondern als Marionettentheater. Da der Inhalt wohl jedem geläufig ist, kam sie gleich auf die drei Säulen der Oper zu sprechen: die Märchenvorlage, das Kaspertheater und die Freimaurerthematik. Sie gab damit, wie immer eigentlich, einen sehr guten Einsicht in den Kontext der Oper. Die Regisseurin Rosamund Gilmore erläuterte ihre Sichtweise, besonders bemerkenswert fand ich den Satz, dass nicht Papageno oder Tamino die schwerste Prüfung haben, sondern Pamina. Insgesamt fand ich ihre Herangehensweise überzeugend und alles spricht für eine sehr schöne, poetische Inszenierung. Der Bühnenbildner Friedrich Oberle veranschaulichte auch anhand des ausgestellten Modells seinen Ansatz, auch einige Kostüme von Nicola Reichert waren zu besichtigen. Der musikalische Leiter Henrik Nánási beleuchtete die musikalische Seite, besonders den Teil über die Bassetthörner fand ich interessant. Sehr packend auch die Sicht der Solisten auf ihre Rollen, an diesem Vormittag gaben Robert Sellier (Tamino) und Daniel Fiolka (Papageno) Einblicke in ihre Interpretation. Abgerundet wurde der Vormittag durch mehrere musikalische Kostproben, es sangen Daniel Fiolka, Robert Sellier, Stefanie Kunschke (Pamina), Cornel Frey (Monostatos) und Holger Ohlmann (Sarastro), begleitet wurden sie von Oleg Ptashnikov am Flügel.
Es scheint fast so, als ob zwei der drei Wünsche des Publikums für das Gärtnerplatztheater vom 20.09.2008 im Rahmen von “La Triviata”, eine zauberhafte Zauberflöte, ein allzeit volles Haus und neue Toiletten, ab dem 07.05.2010 in Erfüllung gehen.
Im Gegensatz zu gestern saß ich diesmal auf einem richtig guten Platz, den ich mir unter normalen Umständen wohl nicht geleistet hätte. Aber so konnte ich mich wirklich gut auf die Vorstellung konzentrieren und es hat sich auch gelohnt.
Es gab eine Werkeinführung, die im Bezug auf die Entstehungsgeschichte sehr interessant war. Allerdings wurde die inszenierung über den grünen Klee gelobt und das hat sich mir im Nachhinein nicht so ganz erschlossen. Sehr schön fand ich die Idee mit dem Baum, unter dem sich alles trifft, das ist schlüssig und brachte mit dem Laub in den verschiedenen Farben sehr schöne Bilder hervor. Warum allerdings eine Verlegung in die Fünfziger Jahre die Figuren präziser heraus arbeiten sollte, habe ich nicht verstanden. Es hat nicht groß gestört, aber wirklich zwingend fand ich es nicht.
Die Sänger an diesem Abend waren wirklich gut, mitreißend die Rolleninterpretation von Vesselina Kasarova als Charlotte und Ramón Vargas als Werther stimmlich und szenisch immer überzeugend, ob er nun Charlotte seine Liebe gestand oder im Sterben lag. Besonders positiv ist mir auch Teodora Gheorghiu in ihrem Rollendebüt am Haus aufgefallen, sie war sehr frisch und trotzdem einfühlsam.
eEwas irritiert war ich über den nicht gerade üppigen Applaus am Ende. Gemessen an den nicht enden wollenden Ovationen nach der Arie von Vargas im 3. Akt war der Schlussapplaus doch relativ schnell vorbei. Mir hat der Abend gut gefallen, auch wenn er mich nicht ganz so berührt hat, wie ich gedacht habe.
Ich bin Claudia extrem dankbar, dass sie eigentlich den Anstoß zu dieser Wienreise gegeben hat 🙂
Einen wirklich ungewöhnlichen Ort für ihre Buchpräsentation hatte sie sich ausgesucht: das Kinderopernzelt auf dem Dach der Staatsoper Wien! Wie sie im Verlauf des Nachmittags sagte, hier sei sie zu Hause, seitdem sie vor über 10 Jahren das Zelt zum ersten Mal betrat. Sie arbeitet als Inspizientin, Regieassistentin und Abendspielleiterin im Bereich Kinderoper und ist praktisch täglich an diesem Ort. Man merkte der Präsentation auch an, dass Claudia ein Profi ist, sie war dramaturgisch hervorragend aufgebaut. Es begann mit einer Lesung aus dem Off, direkt die erste Szene, das war schon ein bisschen unheimlich. Danach folgte der schon bekannte Trailer und mit der Szene, die Claudia für das Gewinnspiel gelesen hat, allerdings setzte sie etwas früher ein. Es folgte die Szene ab S. 65, mit der Adrian eingeführt wird und schließlich lässt sie uns noch teilhaben an den Schwierigkeiten eines Großstadtkindes, in der Wildnis aufs Klo zu gehen und Olivias erste Begegnung mit dem Wolf. Ergänzt wurden die Szenen immer wieder durch Auszüge aus Ernst Kreneks “Reisebuch aus den österreichischen Alpen”, gesungen von KS Heinz Zednik. Diese waren immer sehr passend ausgesucht und ließen die karge Welt der Alpen vor meinem inneren Auge entstehen. Claudia hat sehr, sehr gut gelesen, mit viel Ausdruck in der Stimme, ausgezeichnet den verschiedenen Figuren nachspürend und sehr pointiert und auch mit einem gewissen schauspielerischen Anteil. Im Anschluss an die Lesung stellte ihr die Repräsentantin des Verlages noch einige Fragen. So erzählte Claudia unter anderem, dass es noch einen dritten Olivia-Roman gibt, an dem sie gerade arbeitet, dass deren Geschichte aber dann abgeschlossen sei. In “Jagdzeit” erzählt sie ja erstmals aus zwei Perspektiven und es habe ihr sehr viel Spaß gemacht, eine Figur, Adrian, komplett zu erfinden. Von ihm hören wir möglicherweise noch mehr
Zum Abschluss gab es nochmal eine Projektion von einem Film aus Claudias Kindertagen, der war wirklich nett gemacht. Riesenapplaus der ca. 100 Zuschauer und eine lange Schlange beim Signieren rundeten die sehr schöne Buchvorstellung ab.
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PS: Die Lesung aus Claudias Sicht ist hier zu finden 😉
Das Frühstück im Hotel Papageno ist leider etwas Käselastig für jemanden, der keine Milchprodukte essen darf und der Frühstücksraum ist zu klein für die Zimmeranzahl, so dass ich mich genötigt sehe, meine abschließende Tasse Kaffee in der Lobby zu trinken.
Danach hatte ich erst einmal eine Verabredung mit einem alten Freund aus Briefmarkenzeiten. Er ist ein wandelndes Lexikon, was Marken betrifft und zeigt gerne seine Schätze her. Auch diesmal schafft er es wieder, mich in seinen Bann zu ziehen, obwohl ich das Hobby Briefmarken eigentlich längst abgelegt habe.
Punkt 12 Uhr öffnete das Theater an der Wien seine Pforten für einen Tag der offenen Tür. Das Theater ist das älteste in wie noch existierende, der erste Direktor war Emanuel Schikaneder, der Librettist der Zauberflöte und Papageno in der Uraufführung. Deshalb heißt der heutige Bühneneingang auch Papagenotor und auf dem eisernen Vorhang sind Szenen aus der Oper dargestellt. Der Innenraum war ursprünglich in blau-silber gehalten, da die Kombination rot-gold den kaiserlichen Theatern vorbehalten war. Reste davon sieht man vor allem noch an der Decke. Ich glaube, das hätte mir auch sehr gut gefallen. Es gab sehr viele verschiedene Angebote, leider war meine Zeit begrenzt, deshalb entschied ich mich für die Einführung in die Inspizientenabteilung, in die Geschichte des Theaters, in die Bühnentechnik und eine Technikvorführung. Die Inspizientin gab anhand der laufenden Geschichts- und Technikeinführung Einblicke in ihre Arbeit, erklärte ihr Pult, umriß ihren Verantwortungsbereich und beantwortete geduldig alle Fragen. Das war wirklich höchst interessant. Auch das Bühnenprogramm gab einen guten Einblick in das Theater, ein Rundgang durch Kostümabteilung, Perückenmacherei und Requisite rundeten das Programm ab. Ich denke, das war sicher nicht mein letzter Besuch in diesem Theater.
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