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La Bohème, 23.01.2011, Gärtnerplatztheater

Ich lasse mich gerne unterhalten von einer Oper, aber genauso gerne mag ich es, wenn mich ein Stück bis ins Innerste berührt. Und wenn es dann noch so schön inszeniert ist und so fantastisch gesungen wird wie die „La Bohème“ am schönsten Theater Münchens, dann rollen auch schon mal bereits im ersten Akt die Tränen.

An diesem Abend waren alle aber auch besonders gut, sowohl szenisch als auch musikalisch: Sandra Moon als Mimi ebenso wie Elaine Ortiz Arandes als Musette, auch Harry van der Plas gefiel mir an diesem Abend in der Rolle des Rudolfo, Gary Martin zeichnete ein kraftvolles Portrait des Malers Marcel mit seinem schönen Bariton und Holger Ohlmann überzeugte als Colline mit einer sehr schönen Arie an seinen alten Mantel. Das Künstler-Quartett vervollständigte Daniel Fiolka als Schaunard ebenfalls sehr einprägsam.

Auch die kleineren Rollen waren an diesem Abend mit Martin Hausberg, Derrick Ballard und Hans Kittelmann hochkarätig besetzt. Eine sehr schöne Leistung des Chores und des Orchesters unter Lukas Beikircher trugen zu diesem fast perfekten Erlebnis bei.

An diesem Abend war ich mit Bekannten in der Vorstellung, die entweder schon lange nicht mehr oder noch nie im Gärtnerplatztheater waren. Bei dem Plausch vor der Vorstellung stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass ich die Handlung der Bohème fast auswendig kann, obwohl ich sie gar nicht so oft gehört oder gesehen habe. Das zeugt davon, einen wie tiefen Eindruck diese Vorstellungen auf mich machen, insbesondere die in dieser Spielzeit. Vielleicht bin ich einfach reif dafür 😉

Auch den drei anderen hat es sehr gut gefallen und vielleicht ist es dem Theater an diesem Abend ja gelungen, neue Freunde zu finden.

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Künstlergespräch Rita Kapfhammer, 22.01.2011, Gärtnerplatztheater

Ziemlich voll war es an diesem Nachmittag im Foyer des schönsten Theater Münchens, sogar zusätzliche Stühle mussten herangeschafft werden. Das lag sicher an der enormen Beliebtheit von Rita Kapfhammer, aber die Ankündigung des  Gesprächs des Opernclubs im Monatsprogramm hat sicher auch dazu beigetragen, dass alle ihre Fans davon erfahren haben.
Die sehr sympathische und natürliche Mezzosopranistin gab bereitwillig und humorvoll Auskunft zu ihren bisherigen Stationen als Künstlerin, wie es dazu kam, dass sie in „Die Sache Makropulos“ eine Sopranpartie singt und wie sie sich auf ihre Rollen vorbereitet. Außerdem sang sie noch einige Arien, bei denen sie von Henning Kussel am Klavier begleitet wurde, und beantwortete Publikumsfragen. Ein sehr unterhaltsamer und informativer Nachmittag, ich kann nur hoffen, dass Rita Kapfhammer dem Gärtnerplatztheater noch lange erhalten bleibt. In den nächsten Wochen ist sie unter anderem als Carmen und als Isabella in der Italienerin in Algier zu sehen.

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L’Italiana in Algeri, 21.01.2011, Gärtnerplatztheater

Mich hat mal jemand darauf angesprochen, dass ich immer nur meckern würde. Wenn ich mir meine letzten Posts so ansehe, stimmt das bis zu einem gewissen Grad. Deshalb gibt es auch mal eine positive Rückmeldung: das Publikum verhielt sich an diesem Abend einwandfrei 🙂 es kann ja wirklich nichts dafür, dass es durch die Gags zum Lachen gereizt wird, egal ob es musikalisch grad passt oder nicht. So stört die Verwandlung der Sklaven während Isabellas Schlussarie erheblich, aber ich muss ja selbst schmunzeln. Überhaupt hatte ich den Eindruck, dass sich das Publikum noch besser amüsierte als am Montag, vielleicht liegt es an der Aussicht aufs Wochenende, denn szenisch waren beide in etwa gleich.

Musikalisch war fast alles vom Feinsten, mit dem armen Lindoro komme ich immer noch nicht zu Recht, aber das ist nach der Reaktion des Publikums zu schließen ganz allein mein Problem. Das Orchester unter Lukas Beikircher spielte hervorragend und der Herrenchor zeigte sich von seiner besten Seite. Carolin Neukamm überzeugt als Zulma und es wundert niemanden, dass sie und Haly sich zusammen tun. Der wird von Sebastian Campione aufs beste interpretiert, sein  “Le femmine d’Italia” wurde heftig beklatscht. Herr Beikircher meinte ja in der Einführung, dass man sich nicht sicher sei, sie wirklich aus der Feder Rossinis stamme und sie klingt tatsächlich etwas anders, nach den ersten Tönen erwarte ich eher eine Mozart-Arie. Stefanie Kunschke hat mir sogar noch besser gefallen als in der Premiere und Juan Fernando Gutiérrez ist ein überzeugender Taddeo  mit sehr schönem Bariton.

Eine Klasse für sich sind die beiden “Gegenspieler” Isabella und Mustafà. Von dem Moment an, in dem sie auf der Bühne landet, hat Rita Kapfhammer alles im Griff, wickelt die Männer um den kleinen Finger und verbündet sich mit den Frauen. Dabei hat sie eine enorme Bühnenpräsenz, es ist ein Genuß, ihr zuzusehen und die kleinen Gesten und die Mimik zu beobachten, die so viel ausmachen. Dabei singt sie herrlich, als ob Rossini die Partie nur für sie geschrieben hat. Dasselbe kann man auch von Stefan Sevenich sagen, der sich leichtfüßig durch die Rolle bewegt und neben einem samtigen Bass auch noch exzellente szenische Darstellung zeigt.

Musikalisch und szenisch macht diese Inszenierung einfach Spaß, kein Wunder, dass die nächsten Vorstellungen schon so gut wie ausverkauft sind. Als kleinen Appetithappen hier der offizielle Trailer, aber Vorsicht, NSFW 😉

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L’Italiana in Algeri, 17.01.2011, Gärtnerplatztheater

Um den größtmöglichen Gegensatz zu haben, sitze ich bei der zweiten Vorstellung im Parkett vorne, so auch diesmal. Leider scheinen immer mehr meiner Mitzuschauer der Auffassung zu sein, sie würden mit ihrer Karte das Recht erwerben, sich wie zu Hause vor dem Fernseher zu fühlen. Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob man mal herzlich und situationsbezogen lacht oder ob man wirklich alles, was einem gerade durch den Kopf geht, herausblökt. Neben mir saß ein älteres Paar, man kam vor der Vorstellung ins Gespräch, der Mann sagt,e es fiele ihm schwer, das gesungene Wort zu verstehen und es wäre ihm unangenehm, wenn er dann an den falschen Stellen lachen würde. Hinterher hätte ich ihm sagen können, dass es mit dem Verständnis besser geht, wenn man zuhört statt sich zu unterhalten. Ich belies es dann doch bei einem mörderischen Blick und und einem unmissverständlichen Zischlaut. Von dieser Seite war fortan Ruhe, aber leider bei weitem nicht von allen Seiten. Bin ich empfindlicher geworden oder hat die Rücksichtslosigkeit zugenommen?

Und dabei hätten sie so viel entdecken können an diesem Abend. Gut, auch einen bis zur Lächerlichkeit geschminkten Herrenchor, der aber, anders als ich es in der Premiere empfunden habe, vor allem gegen Schluss seine enorme Spielfreude zeigt, der die mitreißende Choreographie von Vera Würfl präzise umsetzte. Sie hätten eine Ella Tyran als Elvira entdecken können, die mit schöner Stimme und einem bezaubernden Lächeln ihren Mustafà zurückerobert. Sie hätten einen mehr als soliden Taddeo von Manuel Wiencke entdecken können oder den schönen Mezzo von Franziska Rabl. Sie hätten einen Sebastian Campione entdecken können, der als Haly stimmlich und szenisch überzeugte. Sie hätten alle die kleinen, feinen, leisen Stellen des hervorragenden Orchesters unter Lukas Beikircher entdecken können.

Die Gags zündeten übrigens auch beim zweiten Mal und Stefan Sevenich zog wieder alle Register seines gesanglichen und szenischen Könnens, so dass am Ende die Freude überwog. Auch diesmal wieder ausgiebiger Jubel für alle Beteiligten.

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Lohengrin, 16.01.2011, Bayerische Staatsoper

Lange Zeit habe ich um Richard Wagner einen großen Bogen gemacht. Ich hatte das Gefühl, noch nicht weit genug, seiner Musik nicht würdig genug zu sein. Lediglich den Holländer habe ich mir schon zweimal angesehen, und eigentlich hätte ich mir ja denken können, dass mir andere Stücke von ihm auch so gut gefallen könnten. Vielleicht ist es auch die Länge, von der ich mich überfordert fühlte.

Bis ich letzten Sommer das Vorspiel zum ersten Akt von Lohengrin im schönsten Theater Münchens erlebte. So etwas ätherisches, leichtes, schwebendes hatte ich noch nie erlebt. Und so fasste ich den Entschluss, es einfach mal zu probieren. Gesagt, getan, eine relativ günstige Karte an der BSO erstanden, falls es mir nicht gefallen sollte, wäre nicht zuviel Geld verloren.

Was soll ich sagen? Kann ich das Glücksgefühl, dass mich in diesen knapp fünf Stunden, die viel zu schnell vorbei waren, schwindeln lies, in Worte fassen? Es war für mich eine Offenbarung und alles in mir schreit nach mehr. Fürs erste muss allerdings eine Aufnahme reichen, leider, leider, leider, habe ich an keinem anderen Termin Zeit.

Für meinen ersten Lohengrin hätte ich mir schon eine etwas klassischere Inszenierung gewünscht, schließlich ist die Oper an sich gerade im bayerischen Raum oft zum Greifen nah, ich denke da zum Beispiel an die Grotte in Linderhof. Und welcher operaphile Mensch kennt nicht die Anekdote in der der Tenor fragt, wann denn der nächste Schwan ginge.  Insofern war diese Inszenierung natürlich eine Enttäuschung, aber sie hatte auch ihre guten Seiten: sie stört nicht weiter.  Kein misstönendes Rumgehampel außerhalb jeden Taktgefühls, kein Getrampel, niemand war auch nur annähernd nackt oder zur Fratze geschminkt. Keine Gewaltverherrlichung, keine Psychotherapie des Regisseurs. Insofern alles paletti. Und kann man, wenn man seinen Schwan schon selber tragen muss statt von ihm gezogen zu werden, das würdevoller machen als Ben Heppner?

Und ahhhh, diese Musik! Diese Stimmen! Allein die Erinnerung daran bereitet mir eine Gänsehaut des Glücks. Für eine erste Begegnung kann es eigentlich kaum perfekter sein. Ben Heppners Stimme liegt mir, in ihr konnte ich schwelgen und minimale Patzer, mein Gott, es ist live. Bei der Gralserzählung hätte ich beinahe vergessen zu atmen, so sehr hat sie mich in ihren Bann geschlagen. Und Elza van den Heever als Elsa war einfach unglaublich. Nie scharf oder spitz, klang ihre Stimme auch in der Höhe sehr natürlich, als ob die Partie eine ihrer leichtesten Übungen wäre. Fantastisch fand ich auch Markus Eiche als Heerrufer und Christoph Fischesser als König Heinrich. Ein ganz klein wenig fielen dagegen Evgeny Nikitin als Telramund und Janina Baechle als Ortrud ab, aber das lag nur daran, dass die anderen meiner bescheidenen Meinung nach überdurchschnittlich gut waren. Auch der Chorgesang war fast überirdisch schön. Ich kann natürlich nicht beurteilen, ob das Orchester unter Kent Nagano  gut gespielt hat oder nicht, aber nach meinem Gefühl war alles – richtig. Es war ein so schöner Klang, das muss gut gewesen sein. Ich kann noch ganze Passagen mühelos in meinem Kopf abrufen, das passiert mir eher selten, wenn ich ein Stück erst einmal gehört habe.

Von nun an wird es heißen: Wagner – ja bitte!

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Premiere L’Italiana in Algeri, 14.01.2011, Gärtnerplatztheater

In meinem Post zur Einführung schrieb ich, dass ein Stück in Originalsprache idealerweise auch ohne Übertitel auskommt. Die schlechte Nachricht ist: man muss fast zwangsläufig, wenn man im Halbdunkel so schlecht lesen kann wie ich. Dadurch, dass die Bühne zu 90 % hell erleuchtet ist, ist der Kontrast der Übertitel nicht sehr groß und meine Bemühungen, dort hin und wieder etwas zu entziffern, haben mir ziemlich schmerzende Augen eingebracht.

Aber es gibt auch eine gute Nachricht: die Inszenierung ermöglicht es einem, der Handlung auch ohne Übertitel zu folgen. Sie ist fast schon wie aus einem Comic entsprungen, plakativ, immer sehr sprechend. Nie habe ich mich gefragt, was mir der Regisseur jetzt damit sagen will, dafür habe ich und meine Mitzuschauer umso öfter herzlich gelacht. Und das, wie gesagt, ganz ohne Übertitel. Es sind so viele witzige Kleinigkeiten, die das Betrachten zum reinen Vergnügen machen. Mit Humor ist es ja immer ein bisschen schwierig, nicht jeder versteht das Gleiche darunter, aber Regisseur Thomas Enzinger hat es geschafft, den Nerv mindestens des überwiegenden Teils des Publikums zu treffen. Er hat die Charaktere der Figuren herausgearbeitet und überhöht und ihnen genau passende Attribute und Gesten gegeben. Und der Schluss ist im besten Sinn des Wortes ein echter Knaller. Ich  möchte keine Details verraten, ich kann nur sagen, hingehen und selbst lachen.

Die Bühne ist eine Art Luxusjacht, sehr wandelbar und immer passend. Begeistert haben mich die verschiedenen Lichtstimmungen, das war wirklich sehr gut ausgeleuchtet. Nicht sooo passend finde ich die Kostüme. Der Männerchor wirkt mit seinen roten Pluderhosen und der schusssicheren Weste über Muskelpaketen von Popey’schen Ausmassen unproportioniert und auch die anderen Kostüme sind nicht immer vorteilhaft, nicht zuletzt im praktischen Sinn.

Das ist aber auch einer der wenigen Kritikpunkte, die ich habe und er fällt auch nicht weiter ins Gewicht. Musikalisch war es ein wunderbarer Abend, bis auf eine Ausnahme, die aber allein in meinem subjektiven Empfinden liegt: es gibt eine gewisse Stimmlage bei Tenören, die mir nicht liegt und der Sänger des Lindoro hat sie. Das ist aber wie gesagt, ganz allein in mir begründet und es kann jeder anders empfinden. Ansonsten ist musikalisch alles top und auch die schauspielerische Leistung von allen Akteuren kann ich nur in den höchsten Tönen loben. Der Herrenchor darf hier leider nur zum Teil seine unglaubliche Spielfreude zeigen, aber singen tun sie in gewohnter Qualität. Das Orchester unter Lukas Beikircher spielte wunderbar diesen zumindest in meinem begrenzten Musikverständnis charakteristischen Rossiniklang. Carolin Neukamm überzeugte als Zulma und Stefanie Kunschke in der etwas undankbaren, weil ziemlich weinerlichen Rolle der Elvira, war in den Ensembles immer sehr gut hörbar. Absolut fantastisch war, wie schon so oft, Rita Kapfhammer. Ihr Stimmumfang ist unglaublich, absolut sicher und sehr schön ihre Koloraturen. Dazu kommt erotische Ausstrahlung und Charme, dass sie Taddeo, Lindoro und Mustafa um den kleinen Finger wickelt, ist absolut nachvollziehbar. Sehr gut gefallen haben mir auch Derrick Ballard als Haly und Juan Fernando Gutiérrez als Taddeo, die sowohl stimmlich wie auch schauspielerisch glänzten. Die Rolle des Bey Mustafà ist Stefan Sevenich auf den Leib geschrieben. Er verlieh ihm nicht nur eine ausgezeichnete Stimme, sondern auch eine schier unglaubliche Präsenz, bei der er alle Facetten seines schauspielerischen und tänzerischen Könnens zeigte.

Ein fulminanter Abend, der mit lautem, einhelligem Jubel für Produktionsteam und Akteure belohnt wurde. Am Montag folgt die zweite Vorstellung, in der einige Rollen alternativ besetzt sind, das wird auch noch einmal spannend.

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Auftakt: L´Italiana in Algeri, 09.01.2011, Gärtnerplatztheater

Zwei Jahre und acht Monate nach der letzten Vorstellung des “Barbiers von Sevilla” steht ab Freitag 14.01.11 endlich wieder ein Rossini auf dem Spielplan. Die nicht ganz so oft gespielte “Italienerin in Algier” wird es sein, in Originalsprache mit Übertiteln. Bekanntermaßen bin ich kein Freund der Originalsprache am schönsten Theater Münchens, ich habe es im Gegenteil immer als außerordentlich positiv empfunden, dass ich bei einem humorvollen Stück wie zum Beispiel der “Hochzeit des Figaros” immer genau an der Stelle schmunzeln konnte, an der sie gesprochen wurde und zur Handlung passte und nicht wenn sie mir irgendwann verfrüht oder verzögert wie bei einem schlecht synchronisierten Film als Übertitel angeboten wird. Außerdem bin ich nicht multitaskingfähig und neige dazu, wie beim Fernsehen mehr auf die Übertitel zu achten und die eigentliche Handlung zu vernachlässigen. Auch sind Übertitel von meinen bevorzugten Plätzen nur unbequem (erste Reihe) oder oft unvollständig (dritter Rang) einzusehen und somit eigentlich eher ärgerlich als hilfreich.

Idealerweise kann man auf die Übertitel ganz verzichten, wenn die Inszenierung gut ist und man der Handlung so folgen kann. Und die Einführung durch Dramaturgin Sonja Westerbeck und Regisseur Thomas Enzinger lässt die Hoffnung zu, dass das hier der Fall sein könnte, die Ausführungen beider zur Inszenierung und ihre Sicht auf das Stück haben mich überzeugt, ebenso wie die Erläuterungen des musikalischen Leiters Lukas Beikircher. Auch das vorgestellte Bühnenbild und die Figurinen deuten auf einen vergnüglichen Abend hin.

Von der Qualität der künstlerischen Personals konnte man sich ebenfalls schon überzeugen, die wunderbare Rita Kapfhammer sang die Auftrittsarie der Isabella und später noch ein Duett mit Juan Fernando Gutiérrez, der den Taddeo verkörpern wird. Auch Karol Kozłowski, der als Gast in der Rolle des Lindoro zu sehen und hören sein wird, begeisterte mit seiner Arie den Rest des Publikums und Sebastian Campione als Haly war eindeutig in seinem Element. Begleitet wurden die Solisten von Martin Steinlein am Flügel.

Alles in allem eine informative, stimmige Einführung, die bei mir die Vorfreude auf die Premiere noch gesteigert hat.

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Der Freischütz, 02.01.2011, Gärtnerplatztheater

Fünfmal habe ich dieses Stück nun gesehen, und das nur wegen der Musik und der Mitwirkenden und trotz der Inszenierung. Konzertant hätte ich vermutlich fast jede gesehen. Das Bühnengeschehen ist so widersprüchlich, das gesungene Wort steht dem Konzept des Übervaters, den Gewaltfantasien, den bösen Träumen entgegen. Wie passt zum Beispiel die Angst von Agathe vor dem Vater zu diesem Teil der Kavatine?

Für mich auch wird der Vater sorgen,
Dem kindlich Herz und Sinn vertraut,
Und wär’ dies auch mein letzter Morgen,
Rief’ mich sein Vaterwort als Braut:
Sein Auge, ewig rein und klar,
Nimmt meiner auch mit Liebe wahr!

Oder es wurde Text gestrichen, um das Libretto passend zu machen. So darf Agathe zum Beispiel sagen

Zudem habe ich so quälende Träume gehabt.

Auf diesem Satz fusst wohl die ganze Inszenierung, die ja als Traum von Agathe konzipiert ist. An diesem Punkt ist sie übrigens noch nicht aufgewacht, träumt diesen Satz also. Kommen Sie noch mit? Ich nicht. Aber entscheidend ist, was fehlt. Dieser Satz zum Beispiel:

Mir träumte, ich sei in eine weisse Taube verwandelt und fliege von Ast zu Ast.

Dann darf sie wieder sagen:

Max zielte nach mir

und es fehlt:

ich stürzte; aber nun war die weisse Taube verschwunden, ich war wieder Agathe, und ein grosser schwarzer Raubvogel wälzte sich im Blute.

Wenn man natürlich ein Libretto so verstümmelt, kann man alles hinein interpretieren. Wäre die Inszenierung ein Presseartikel, wäre eine Beschwerde wegen Zitate, die aus dem Zusammenhang gerissen sind, unausweichlich. Aber Johann Friedrich Kind ist ja schon lang genug tot, da muss man auf so was ja keine Rücksicht nehmen.

Das ist sehr schade, denn die Musik ist wunderschön und die Protagonisten im schönsten Theater Münchens sind fantastisch und haben diese Inszenierung nicht verdient. Christina Gerstberger ist ein absolut tolles Ännchen und auch Sandra Moon als Agathe hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Daniel Fiolka gibt dem Ottokar nicht nur musikalisch Profil und Sebastian Campione ist der Eremit schlechthin. Derrick Ballard muss von Bacchus singen und mit Bier anstoßen, auch ein Schwachpunkt der Inszenierung.

Ich werde sicher den Freischütz auch in der nächsten Spielzeit auf meinen persönlichen Spielplan setzen, trotz der Inszenierung.

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Hänsel und Gretel, 02.01.2011, Gärtnerplatztheater

479 Vorstellungen, das schafft in der heutigen Zeit kaum noch ein Stück. Aber natürlich wird die Oper wegen des Märchenstoffs als Kinderoper verkauft, da gibt es natürlich auch jede Menge Schulvorstellungen.  Wie wäre es mit der 500. nur für Erwachsene?

Schon das Hochziehen des Kronleuchters verursacht eine solche Aufgeregtheit beim jungen Publikum, dass es immer eine Zeit dauert, bis wieder genug Ruhe eingekehrt ist, um das Vorspiel zu beginnen. Vielleicht wäre es besser, den Kronleuchter erst aus dem Weg zu schaffen, wenn es dunkel ist, dann erregt es vielleicht nicht so viel Aufsehen.

Inzwischen kann ich auch dem Konzept einer bespielten Ouvertüre viel abgewinnen, denn jung wie alt scheint zu meinen, und das begegnet mir nicht nur beim Hänsel, dass Musik bei geschlossenem Vorhang nicht ernst genommen zu werden braucht und nur als Hintergrund für die Fortführung der Pausengespräche dient. Beim Zwischenspiel war es diesmal so schlimm, dass ich mir am liebsten die Ohren zugehalten hätte, denn dieses Geplapper tötet selbst die schönste Musik.

Aber dieser Vormittag hatte auch seine Höhepunkte. Thérèse Wincent als Gretel zum Beispiel, sie wirkt sehr authentisch als Hänsels kleine Schwester und singt dabei noch ganz hervorragend und vor allem textverständlich. Auch Gary Martin als Vater und Rita Kapfhammer als Mutter überzeugten in ihren Partien und Cornel Freys Überzeugungskraft als Knusperhexe konnte man an den vielen Buhs beim Schlussapplaus erkennen 😉

Das Bild beim Abendsegen ist soooo schön, da könnte ich immer dahinschmelzen. Schade, dass ich jetzt wieder ungefähr 11 Monate bis zum nächsten warten muss.

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Premiere Die Omama im Apfelbaum, 24.10.2010, Gärtnerplatztheater

Nach einer Oper, einem Ballett und einem Musical für Kinder in den vorangegangenen Spielzeiten setzt das Staatstheater am Gärtnerplatz die Reihe fort mit einer Oper schon für die ganz Kleinen. Ab vier Jahre sollte sie sein, das halte ich wegen der nicht ganz einfachen Musik für zu jung. In Wien, wo die Oper uraufgeführt wurde, lautete die Altersempfehlung ab sechs Jahre. Und noch etwas fällt leider negativ auf: für alle Vorstellungen sind zwar durchgängig Kinderkarten für 8 € zu bekommen, die Eltern zahlen allerdings für eine etwas über einstündige Sonntagvormittagsvorstellung in der besten Kategorie 50 €. Meiner Meinung nach hält das Familien vom Besuch einer Vorstellung ab, alleinstehende Erwachsene kann man das zahlen lassen, aber für Eltern mit Kindern sollte es schon so etwas wie ein Familienticket geben.

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