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Oper, triumphal

hätte es durchaus werden können, der heutige 6. Teil der Unmöglichen Enzyklopädie. Der Ort, der Orchesterproberaum der Bayerischen Staatsoper (sog. Bruno-Walther-Saal) sprach jedenfalls dafür. Im 3. Untergeschoss gelegen, bietet er dem Bayerischen Staatsorchester optimale Probenbedingungen. Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Kein Wunder, dass es andernorts nicht mal dazu reicht, die Toiletten im Zuschauerbereich zu sanieren. Nur die Stühle, die sind extrem unbequem. Nach 120 Minuten ohne Pause wusste ich nicht mehr, wie ich mich ohne Schmerzen hinsetzen sollte. Originell war die Sitzplatzwahl: man bekam ein Kärtchen mit einem Instrument in die Hand gedrückt und durfte sich den Platz in einer Orchesteraufstellung der Gustav-Mahler-Sinfonie “Der Titan” selbst suchen. Erstaunlich, wieviele Leute keine Ahnung haben, wo welche Instrumentengruppen sitzen.

Leider waren die Musikstücke nur mal wieder Rahmen für wissenschaftliches Frage-und-Antwort-Spiel praktisch ohne Bezug zur Musik. Offensichtlich ist man der Meinung, dass sich Wissen und Humor ausschließen. Es geht auch anders, wie die Kuriosa-Reihe sehr anschaulich gezeigt hat.

Irgendwie schwankt diese Reihe zwischen sehr gut (Epaulement) und gähnend langweilig (heute bis auf die Ringer). Heute hätte man vor allem im Zusammenhang mit dem Raum sehr viel mehr draus machen können.

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Oper, gebloggt II

Vor ein paar Tagen kam mal wieder eine Mail von der Marketingabteilung der Staatsoper München. Ein Teil davon beschäftigte sich mit einer Neuerung, auf die ich schon lange gewartete habe:

AIDA hautnah – Die Bayerische Staatsoper im Blog

Die Bayerische Staatsoper dringt in die Bloggosphäre ein! Zur Neuproduktion von Giuseppe Verdis Aida führt Andreas Estevan Schreyer für Sie ein Online-Tagebuch und wird darin die Entstehung dieser Operninszenierung dokumentieren: von den Planungen, die weit vorab getroffen werden müssen über die Proben bis hin zur Premiere – Opernalltag eben!

Das klingt für einen bloggenden Opernjunkie wie mich zunächst mal sehr interessant. Es gibt ja einige Beispiele mit wirklich gut gemachten Opernbegleitblogs. Bei näherem Hinsehen folgt die Ernüchterung jedoch schnell. Offensichtlich hat sich seit knapp zwei Monaten bei der Produktion von AIDA nichts mehr getan. Und wenn doch, steht davon nichts im Onlinetagebuch. Warum man gerade jetzt darauf aufmerksam macht, weiß wahrscheinlich nur derjenige, der den Newsletter versandt hat.

Ganz abgesehen davon, bin ich ziemlich konservativ. Deutsche Texte ohne Groß-/Kleinschreibung weigere ich mich schlicht zu lesen.

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Oper, erschienen

Heute gabs den vierten Teil zur “Unmöglichen Enzyklopädie” zum Thema Erscheinung. Ort war ein anderer Probenraum, der Rennert-Saal. Ziemlich finster wars beim Reingehen und das Sitzen auf einem hochgefahrenen Podest nicht sehr gemütlich.

Der Abend begann spannend mit Paul Maar und einer Zusammenfassung seines Buches “Eine Woche voller Samstage” und der Bedeutung des Buches für Erwachsene. Witzig war die Einlage mit dem Zeichenprogramm, wo er die Entwicklung des Sams verdeutlichte und auch ein Portrait von Herrn Taschenbier zeichnete.

Danach gab es als erste Opernerscheinung eine Live-Darbietung des Taumännchens. Im Anschluss ging es etwas theoretischer weiter, unter anderem um Erscheinung und Religion, Therapie und Philosophie. Ein Ausschnitt aus dem Rheingold beendete diesen Abschnitt.

Praxisnäher wurden dann vom Technischen Direktor der Staatsoper Tricks zu Erscheinungen auf der Bühne erläutert. Das war sehr interessant und bot einen guten Blick hinter die Kulissen.

Am Schluss ein Stück aus Hoffmanns Erzählungen, passend zum Thema.

Ein bunt gemixter Abend mit vielen witzigen Einfällen, aber insgesamt ist mir das Ganze immer noch ein bisschen zu Theorielastig. Und schade, dass man an die blauen Wunschpunkte aus der Tüte nicht herankam, ohne sie zu kaputt zu machen.

Die nächste Veranstaltung im März ist zum Thema fragen und im Mai heisst es dann Triumph (als Abschluss?)

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Ballett, straffend

Wie schon angekündigt, heute der dritte Teil der “Unmöglichen Enzyklopädie” zum Thema “Épaulement”. Zwar wurde am Anfang nochmals das Konzept der Enzyklopädie im allgemeinen erläutert, leider haben es die Vortragenden jedoch versäumt, sich vorzustellen. So konnte ich erst im Nachhinein feststellen, dass ich den Ballettdirektor und seine Stellvertreterin vor mir hatte.

Wie der Titel schon vermuten lies, gab es heute Ballett. Und ich habe für mich viel gelernt. Zum Beispiel, dass ich zwar modernen Tanz nicht mag, aber mich durchaus mal an eine klassische Aufführung heranwagen könnte. Das ist doch mehr als das Gummibärchen, das uns als Gruß der Staatsoper mit auf den Heimweg gegeben wurde. Insgesamt war es heute interessanter als beim letzten Mal: zwei sehr fesselnde Vorträge, praxisnahe Beispiele und die Möglichkeit, Tänzer mal aus absolut nächster Nähe zu betrachten (sie könnten durchaus auch für Charity-Kalender posieren *ggg*). Ein sehr schöner Abend mit Lerneffekt.

Es gibt übrigens noch mindestens zwei weitere Folgen, für die ich schon Karten habe. Ich bin gespannt. Und in der Staatsoper heisst ein Probenraum nicht einfach Probenraum, sondern “Wernicke-Saal”. Naja.

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Oper, ähnlich

Heute bin ich zum ersten Mal in der Traviata in der Bayerischen Staatsoper. Der Stehplatz ist nicht allzu schlecht, auch wenn er keine Sitzmöglichkeit hat, dafür sind die anderen aber auch nochmal teurer. Die Feier bei Violetta findet teilweise im Freien statt, dass ist eine gute Idee, so spielt sich praktisch alles auf der Vorbühne ab, das macht es für die Sänger etwas leichter. Die Inszenierung gefällt mir so weit ganz gut, ohne Schnickschnack, aber meine persönliche Benchmark kommt ja erst noch. Schnell wird klar, warum es zwei Pausen braucht: bei der Menge von Flüssigkeit, der auf der Bühne verschüttet wurde, muss die vermutlich erst mal grundgereinigt werden. Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich es für eine Unsitte halte, sich nach jedem Akt zu verbeugen? Reicht der Applaus am Schluss nicht für die “großen” Stars?
Welche Krankheit hat die Violetta gleich noch mal? Das wird in dieser Inszenierung nicht deutlich und macht es unglaubwürdig, wenn sie von ihrem nahen Tod singt. Genauso wie die Liebe zu Alfredo ihre Entsprechung nicht in der Darstellung findet und damit oberflächlich bleibt. Aber am Unglaubwürdigsten ist hier ebenso wie in Hamburg die eigentlich unglaublich kraftvolle Chorszene der Zigeunerinnen und Matadore. Das kann man einfach nicht statisch und nur mit Gesichtsmasken spielen. Und was sollte der Zauberer? Gab auch keinen Applaus. Na, wenigstens singen sie gut.
Schön schlicht, das Bühnenbild und die Kostüme. Das ist das Beste, was ich über diese Inszenierung sagen kann. Lenkt nicht von den großen Emotionen dieser Oper ab.
Moment mal, welche Emotionen? Italienisch klingt zwar schöner, ist aber lange nicht so nah an meinem Herzen wie wenn ich verstehe, was gesungen wird Violetta darf am Schluss nicht sterben, sondern geht ins Licht, da habe ich schon vor Jahrzehnten bei “Ghost” einen Lachanfall bekommen. Himmel, ich will, dass sie fällt! Dann bin ich halt konventionell, um es mit Herrn Hiller aus der “Orchesterprobe” zu sagen.
Besondes bei “Di provenza Mar il suol” ist mir aufgefallen, dass es extrem langsam war. Muss aber gut gewesen sein, alle haben gejubelt.
Ich weiß, dass die Inszenierung am Gärtner ihre Schwächen hat, aber für mich ist sie immer noch um Längen besser als die heute gesehene.

La traviata

Nationaltheater
Samstag, 27. Dezember 2008
19.00 – ca. 22.05 Uhr

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Oper, eiskalt

CVH Debüt war der Anlass, mal wieder die Bohème anzusehen. Dieses Mal gefiel mir die Inszenierung deutlich besser als beim ersten Mal. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass man Opern zeitlos inszenieren kann, schließlich hat sie fast 40 Jahre auf dem Buckel. Der Platz im 4. Rang war auch sehr gut, ich hatte einen guten Überblick, nur das Orchester war manchmal etwas zu laut.
Anja Harteros hat wunderbar gesungen, das Debüt von CVH war gut gelungen und daneben hat mir noch Nikolay Borchev am besten gefallen, ich bin halt nun mal ein absoluter Bariton-Fan. Ein toller Abend!

Bayerische Staatsoper

La bohème

17.12.2008
19.30 – 22.10 Uhr

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Oper, kreischend

Heute mal in der Staatsoper fremdgegangen. “Die unmögliche Enzyklopädie” wollte sich heute mit dem Schrei auseinandersetzen. Das Konzept erinnerte sehr an die Kuriosa aus der letzten Spielzeit im Staatstheater am Gärtnerplatz, neu war, dass jede der drei Folgen in einem anderen, normal nicht zugänglichen Raum stattfinden sollten. Heute wars der Chorprobenraum. Sänger mögen es offensichtlich kuschelig, da drin hätte man auch im T-Shirt noch geschwitzt. Damit man aber trotzdem nicht einschläft, ist an jedem Platz hinten die Befestigungschraube für den Notenhalter des Platzes dahinter angebracht. Sinkt nun der Kopf zu weit nach hinten, stößt man ihn sich unweigerlich ziemlich schmerzhaft. Ich spreche aus Erfahrung.

Denn einschläfernd war es leider ein bisschen. Zwar auch unheimlich interessant, aber ein bisschen sehr wissenschaftlich und wenig locker rübergebracht. Ich weiß nun, warum Frauen und Männer schreien, die einen mehr nach außen, die anderen mehr nach innen. Ich hörte Don Giovanni und Lulu schreien, das Stück, das von Kevin Conners live vorgetragen wurde (Parpignol aus La Bohème) war leider etwas unglücklich gewählt, da wenig Gesang und viel Klavier, außerdem fehlten die anderen Stimmen außen rum. Je länger ich darüber nachdenke, desto seltsamer war es.

Den nächsten Teil verpasse ich, da ich zu der Zeit in London bin, den dritten und wohl letzten Teil werde ich mir wohl nochmal ansehen. Mit einem Liter Kaffee intravenös vorher.

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Nachtgedanken, bedacht

Per  Zufall bin ich auf der Homepage des amerikanischen Bass-Baritons Christian van Horn (CVH for friends) gelandet. Er veranstaltet regelmäßig Postcards Sundays, bei denen er selbstgestaltete Postkarten vorstellt, die man dann anfordern kann. Das habe ich getan. CVH singt nämlich ab Dezember in München an der Staatsoper, weswegen ich auch ausnahmsweise meinem Gärtner untreu werde.

Christian van Horn Postcard Sunday

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