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Die unmögliche Enzyklopädie XIII: Geruch, 15.03.2010, Probenräume der BSO in der McGraw-Kaserne

In die Probenräume am McGraw-Graben ging es diesmal, ich wusste gar nicht, dass die Staatsoper dort welche hat – und diese seit Eröffnung des neuen Probengebäudes am Marstallplatz auch noch nutzt. Schon beieindruckend, auf welche “Hardware” dieses Haus zurückgreifen kann.
Der Raum verfügt über eine Drehbühne, die sich den ganzen Abend langsam drehte, so dass jeder der um die Scheibe sitzenden Zuschauer die auf der Bühne sitzenden Personen immer mal wieder von vorne zu sehen bekam. Nette Idee, genauso wie die mit Kräuterbündeln gefüllten Luftballons die auf und an der Scheibe befestigt waren.
Ärgerlich war beim Warten auf die Öffnung der penetrante Gestank, anders kann ich es nicht bezeichnen, nach Weihrauch. Ich roch es schon, bevor ich den Eingang sah und ich musste mich weiter wegstellen, weil ich sonst Kopfschmerzen bekommen hätte. Ich war nicht die Einzige, der es so ging, vielleicht wäre ein etwas weniger polarisierender Duft hier besser gewesen. Ich habe an diesem Punkt überlegt, wieder zu gehen, aber mir wäre ein toller Abend entgangen.
Begonnen wurde mit einem Stück aus “Das Parfüm” und einer allgemeinen Betrachtung von Gerüchen und Geruchsempfinden im Wandel der Zeit durch die Dramaturgen Miron Hakenbeck und Olaf A. Schmitt (btw warum hat die Staatsoper eigentlich keine Bilder ihrer Beschäftigten auf der HP – ich weiß nie, wer wer ist). Besonders beeindruckt hat mich dieses Zitat

Dass wir die Atmosphäre jemandes riechen, ist die intimste Wahrnehmung seiner, er dringt sozusagen in luftförmiger Gestalt in unser Sinnlich-Innerstes ein.

Georg Simmel, Soziologe

Stimmt, der (echte) Geruch eines Menschen ist entweder sehr erregend oder abtörnend. Der erste Gast war Sebastian Maria Fischenich, der Parfüm entwirft. Seine Gedanken dazu waren höchst interessant auch für einen Laien wie mich. Auch die Erklärungen von Dr. Wabner, der etherische Öle, insbesondere Rosenöle untersucht und charakterisiert, waren sehr aufschlussreich. Ich habe zum Beispiel gelernt, dass man sich bei dem Duft nach Grapefruit gleich wohl fühlt. Ich habe es ausprobiert, und was soll ich sagen, es funktioniert 😉 Deshalb mag ich vermutlich den Duft “Pamplelune” von Guerlain so gerne.

Beeindruckend war auch die Ausführungen und Demonstrationen der Damen von der Rettungshundestaffel des ASB. Abgerundet wurde das Ganze durch zwei musikalische Einlagen von Nikolay Borchev, zuerst “Ich atmet’ einen linden Duft” von Gustav Mahler und dann die Arie des Barbier aus “Die schweigsame Frau”, beides wunderschön.

Ein toller Abend, der mit seiner Fülle an Informationen und sinnlichen Erlebnissen noch lange nachgewirkt hat.

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Enzyklopädie, vielfältig

Aus Anlass des Gedenktages Allerseelen gab es eine Extraausgabe der Reihe “Unmögliche Enzyklopädie”. Im Gegensatz zu den bisher von mir besuchten Veranstaltungen, die immer an einem der Öffentlichkeit nicht frei zugänglichen Ort stattfanden, war diesmal das Vorderhaus des Nationaltheaters als Spielort ausersehen.

Beim Betreten des Hauses wurde einem ein sehr umfangreiches Programm mit Lageplänen in die Hand gedrückt. Es gab nämlich viele verschiedene Programmpunkte, die man im halbstündigen Wechsel besuchen konnte und die an teilweise sehr ungewöhnlichen Orten stattfanden.

Nachdem zu Beginn ein Blechbläserquintett ein kurzes Stück spielte, sang der Bariton Todd Boyce “Spossente Spirto” aus Monteverdis “L’Orfeo”, beides im Eingangsfoyer, das sich durch eine überraschend gute Akustik auszeichnete.

Als ersten Programmpunkt hatte ich mir “3 Gesang” von und mit Ruth Geiersberger und Martina Koppelstetter ausgesucht. Ihre Gesänge und Rezitative waren pointiert und regten zum Nachdenken an. Sie hatten sich als Schauplatz das Treppenhaus zum Ausgang Maximilianstraße ausgesucht, auch hier wieder tolle Klangeffekte.

Weiter gings in den Königssaal, wo Anaik Morel Lieder von Schubert, Duparc, Berlioz und Strauss vortrug. Ihre fantastische  Interpretation des “Erlkönig” wird mir sicher lange im Gedächtnis bleiben.

Zum nächsten Programmpunkt musste ich ins Untergeschoß, wo “Verblichenen Stimmen” gedacht wurde, um schliesslich als Letztes in der Damentoilette noch einen Vortrag über Schatten und Spiegelbilder, natürlich garniert mit Beispielen aus “Frau ohne Schatten” und “Hoffmanns Erzählungen”, zu hören. Man konnte den Abend dann noch bei Mariachi-Musik und einem “Allerseelenschmaus” im Eingangsfoyer ausklingen lassen, das habe ich mir jedoch geschenkt, weil es eh schon ziemlich spät war und es im Nationaltheater teilweise empfindlich zog.

Trotzdem ein gelungener Abend, der sicherlich sehr aufwändig in der Vorbereitung war. Schön, dass sich die Staatsoper auch Zeit für diese Dinge nimmt.

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Ballett, erklärt

Heute gab es den siebten und vorerst letzten Teil der “Unmöglichen Enzyklopädie”. Die Reihe wird erst in der neuen Spielzeit fortgesetzt. Wobei laut Spielplan am 10. Juli noch ein Part zum Thema Mutter stattfinden soll, für das man auch Karten kaufen kann. Aber egal, da kann ich eh nicht.

Heute war es wieder absolut genial. Wie der Titel “Auswärts? Einwärts!” vermuten lies, ging es mal wieder ums Ballett. Es ist schon lustig, die Teile, die sich mit der Kunstform beschäftigen, die ich am wenigsten mag, gefallen mir am Besten. Das ganze fand im großen Ballettsaal im 6. Stock statt.

Neben vielen tänzerischen Einlagen, wobei mir auch hier wieder das klassische Ballett am besten gefiel, beschäftigte sich eine Ärztin mit den Gelenken, die beim en dehors zum Einsatz kommen und Ruth Geiersberger schweifte sehr amüsant etwas ab. Ein sehr gelungener Abend, schade dass nicht alle so waren.

Nette Randerscheinung: im Haupthaus lief ja gerade die Premiere von Aida und man konnte im Treppenhaus das Einrufen hören und ein paar Statistinnen sind auch über den Gang geflitzt. Oper live eben.

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Oper, triumphal

hätte es durchaus werden können, der heutige 6. Teil der Unmöglichen Enzyklopädie. Der Ort, der Orchesterproberaum der Bayerischen Staatsoper (sog. Bruno-Walther-Saal) sprach jedenfalls dafür. Im 3. Untergeschoss gelegen, bietet er dem Bayerischen Staatsorchester optimale Probenbedingungen. Hier wurde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Kein Wunder, dass es andernorts nicht mal dazu reicht, die Toiletten im Zuschauerbereich zu sanieren. Nur die Stühle, die sind extrem unbequem. Nach 120 Minuten ohne Pause wusste ich nicht mehr, wie ich mich ohne Schmerzen hinsetzen sollte. Originell war die Sitzplatzwahl: man bekam ein Kärtchen mit einem Instrument in die Hand gedrückt und durfte sich den Platz in einer Orchesteraufstellung der Gustav-Mahler-Sinfonie “Der Titan” selbst suchen. Erstaunlich, wieviele Leute keine Ahnung haben, wo welche Instrumentengruppen sitzen.

Leider waren die Musikstücke nur mal wieder Rahmen für wissenschaftliches Frage-und-Antwort-Spiel praktisch ohne Bezug zur Musik. Offensichtlich ist man der Meinung, dass sich Wissen und Humor ausschließen. Es geht auch anders, wie die Kuriosa-Reihe sehr anschaulich gezeigt hat.

Irgendwie schwankt diese Reihe zwischen sehr gut (Epaulement) und gähnend langweilig (heute bis auf die Ringer). Heute hätte man vor allem im Zusammenhang mit dem Raum sehr viel mehr draus machen können.

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Oper, erschienen

Heute gabs den vierten Teil zur “Unmöglichen Enzyklopädie” zum Thema Erscheinung. Ort war ein anderer Probenraum, der Rennert-Saal. Ziemlich finster wars beim Reingehen und das Sitzen auf einem hochgefahrenen Podest nicht sehr gemütlich.

Der Abend begann spannend mit Paul Maar und einer Zusammenfassung seines Buches “Eine Woche voller Samstage” und der Bedeutung des Buches für Erwachsene. Witzig war die Einlage mit dem Zeichenprogramm, wo er die Entwicklung des Sams verdeutlichte und auch ein Portrait von Herrn Taschenbier zeichnete.

Danach gab es als erste Opernerscheinung eine Live-Darbietung des Taumännchens. Im Anschluss ging es etwas theoretischer weiter, unter anderem um Erscheinung und Religion, Therapie und Philosophie. Ein Ausschnitt aus dem Rheingold beendete diesen Abschnitt.

Praxisnäher wurden dann vom Technischen Direktor der Staatsoper Tricks zu Erscheinungen auf der Bühne erläutert. Das war sehr interessant und bot einen guten Blick hinter die Kulissen.

Am Schluss ein Stück aus Hoffmanns Erzählungen, passend zum Thema.

Ein bunt gemixter Abend mit vielen witzigen Einfällen, aber insgesamt ist mir das Ganze immer noch ein bisschen zu Theorielastig. Und schade, dass man an die blauen Wunschpunkte aus der Tüte nicht herankam, ohne sie zu kaputt zu machen.

Die nächste Veranstaltung im März ist zum Thema fragen und im Mai heisst es dann Triumph (als Abschluss?)

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Ballett, straffend

Wie schon angekündigt, heute der dritte Teil der “Unmöglichen Enzyklopädie” zum Thema “Épaulement”. Zwar wurde am Anfang nochmals das Konzept der Enzyklopädie im allgemeinen erläutert, leider haben es die Vortragenden jedoch versäumt, sich vorzustellen. So konnte ich erst im Nachhinein feststellen, dass ich den Ballettdirektor und seine Stellvertreterin vor mir hatte.

Wie der Titel schon vermuten lies, gab es heute Ballett. Und ich habe für mich viel gelernt. Zum Beispiel, dass ich zwar modernen Tanz nicht mag, aber mich durchaus mal an eine klassische Aufführung heranwagen könnte. Das ist doch mehr als das Gummibärchen, das uns als Gruß der Staatsoper mit auf den Heimweg gegeben wurde. Insgesamt war es heute interessanter als beim letzten Mal: zwei sehr fesselnde Vorträge, praxisnahe Beispiele und die Möglichkeit, Tänzer mal aus absolut nächster Nähe zu betrachten (sie könnten durchaus auch für Charity-Kalender posieren *ggg*). Ein sehr schöner Abend mit Lerneffekt.

Es gibt übrigens noch mindestens zwei weitere Folgen, für die ich schon Karten habe. Ich bin gespannt. Und in der Staatsoper heisst ein Probenraum nicht einfach Probenraum, sondern “Wernicke-Saal”. Naja.

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Oper, kreischend

Heute mal in der Staatsoper fremdgegangen. “Die unmögliche Enzyklopädie” wollte sich heute mit dem Schrei auseinandersetzen. Das Konzept erinnerte sehr an die Kuriosa aus der letzten Spielzeit im Staatstheater am Gärtnerplatz, neu war, dass jede der drei Folgen in einem anderen, normal nicht zugänglichen Raum stattfinden sollten. Heute wars der Chorprobenraum. Sänger mögen es offensichtlich kuschelig, da drin hätte man auch im T-Shirt noch geschwitzt. Damit man aber trotzdem nicht einschläft, ist an jedem Platz hinten die Befestigungschraube für den Notenhalter des Platzes dahinter angebracht. Sinkt nun der Kopf zu weit nach hinten, stößt man ihn sich unweigerlich ziemlich schmerzhaft. Ich spreche aus Erfahrung.

Denn einschläfernd war es leider ein bisschen. Zwar auch unheimlich interessant, aber ein bisschen sehr wissenschaftlich und wenig locker rübergebracht. Ich weiß nun, warum Frauen und Männer schreien, die einen mehr nach außen, die anderen mehr nach innen. Ich hörte Don Giovanni und Lulu schreien, das Stück, das von Kevin Conners live vorgetragen wurde (Parpignol aus La Bohème) war leider etwas unglücklich gewählt, da wenig Gesang und viel Klavier, außerdem fehlten die anderen Stimmen außen rum. Je länger ich darüber nachdenke, desto seltsamer war es.

Den nächsten Teil verpasse ich, da ich zu der Zeit in London bin, den dritten und wohl letzten Teil werde ich mir wohl nochmal ansehen. Mit einem Liter Kaffee intravenös vorher.

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