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Corinna Klimek am 10. Oktober 2011 12:26 Taschenbuch: 368 Seiten
Verlag: Penguin UK (24. April 2008)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 9780141031699
ISBN-13: 978-0141031699
Kurzbeschreibung (von amazon)
One rainy afternoon in Istanbul, a woman walks into a doctor’s surgery. ‘I want an abortion’, she announces. She is nineteen years old, and unmarried. What happens that afternoon is to change her life, and the lives of everyone around her. Twenty years later, Asya Kazanci lives with her extended family in Istanbul. Due to a mysterious family curse all the men die by age 41, so it is a house of women, among them her beautiful, rebellious mother, Zeliha, clairvoyant Auntie Banu and bar-brawl widow, Auntie Cevriye. But when Asya’s Armenian-American cousin Armanoush comes to stay, long-hidden family secrets and Turkey’s turbulent past begin to emerge.
Über die Autorin
Link zur deutschen Wikipedia
Meine Meinung:
Ich hatte mir dieses Buch in Istanbul gekauft, weil mein mitgenommenes, das im englischen Winter spielt, nicht recht zu den Außentemperaturen passen wollte. Ohne die Autorin zu kennen, habe ich einen richtigen Glücksgriff getan.
Es gibt zwei Handlungsstränge, die vielfältig und nicht nur oberflächlich miteinander verwoben sind. Da ist einmal Armanoush, Kind eines armenischen Vaters und einer amerikanischen Mutter, die im Amerika der Gegenwart ihre Identität im Zweispalt dieser beiden Kulturen sucht. Auf der anderen Seite Asya, die in der patriarchalischen Gesellschaft der Türkei in einer absolut ungewöhnlichen Familie aufwächst: sie besteht nur aus Frauen, weil alle männlichen Nachkommen jung sterben. Sie ist die uneheliche Tochter der unkonventionellen Zeliha, die mit ihren ebenso ungewöhnlichen aber angepassteren drei Schwestern, Mutter und Großmutter in Istanbul lebt. Der einzige lebende männliche Nachkomme ist der Bruder der vier Schwestern, der in Amerika lebt und mit Armanoush’ Mutter verheiratet ist. Um ihre armenische Herkunft besser zu verstehen, reist Armanoush heimlich zur Familie ihres Stiefvaters nach Istanbul. Er selbst ist seit zwanzig Jahren nicht mehr nach Hause gereist. Dort konfrontiert sie die Familie mit ihrer Version des Völkermordes der Türken an den Armeniern in den Jahren 1915 und 1916. Ihre Großmutter verlor damals erst den Vater und das Heim, später auch den Kontakt zu ihren Geschwistern und landete in einem Istanbuler Waisenhaus. Asya, die zunächst dem Gast aus Amerika ablehnend gegenüber steht, schließt schließlich Freundschaft mit dem Mädchen, das ihr näher ist als alle ahnen.
Die einzelnen Kapitel sind jeweils mit Zutaten eines türkischen Desserts, Aşure, überschrieben. Diese Speise spielt am Ende eine entscheidende Rolle, genauso, wie sie auch im türkischen Alltag eine große Rolle spielt. Traditionell wird sie in großen Mengen zubereitet und dann auch an die Nachbarn verteilt.
Elif Shafak erzählt sehr farbenfroh, lies das Istanbul der Gegenwart, aber auch das Grauen der Deportationszüge der Vergangenheit eindringlich vor meinem inneren Auge entstehen. Die Personen sind sehr gut charakterisiert, sind sehr lebendig und lebensnah. Die Autorin musste sich wegen “Herabsetzung der Türkei” durch dieses Buch vor Gericht verantworten, wurde jedoch frei gesprochen. Dass die türkischen Namen der Speisen nicht übersetzt sind, auch nicht in einem Glossar, hat mich nicht gestört. Eine direkte Übersetzung im Text hätte ich eher als Unterbrechung empfunden.
Wer mehr über das Istanbul der Gegenwart, aber auch über die armenisch-türkische Vergangenheit erfahren möchte, liegt mit diesem Buch genau richtig.
Mein Fazit:
Das war sicher nicht mein letzter Roman dieser talentierten Autorin.
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Corinna Klimek am 9. Juli 2011 01:22 Mich reizt am Gastspielen besonders die Möglichkeit, ein vertrautes Stück mal auf einer anderen Bühne zu erleben und zu sehen, wie es in einer anderen Umgebung als dem schönsten Theater Münchens wirkt.
Das Gastspiel am Bosporus war aber in vielerlei Hinsicht etwas Besonderes. Da war zuerst einmal das Stück: Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny. Würde dieses am Gärtnerplatz sehr beliebte Stück in einer sich von unserer Kultur unterscheidenden angenommen werden? Die Organisatoren des 2. Istanbuler Opernfestival waren sich ihrer Sache sicher und der Publikumszuspruch gab ihnen recht. Zwei sehr gut besuchte Vorstellungen, ein in großen Teilen junges, türkisches Publikum folgte dem Geschehen auf der Bühne hochkonzentriert und feierte die Protagonisten am Ende mit Standing Ovations.
Diese waren auch mehr als verdient und galten sicherlich auch denjenigen, die nicht auf der Bühne standen, ohne deren gemeinsame Anstrengungen diese beiden Abende aber nicht möglich gewesen wären.
Denn gerade in diesem Stück wird die Drehbühne viel genutzt, fahren Stühle aus der Versenkung hoch, spielen Teile am Bühnenrand vor einem schwarzen Vorhang. Der Aufführungsort hätte unterschiedlicher nicht sein können: ein Amphitheater über dem Bosporus mit Felsenbühne und ohne Vorhang. Die Herausforderungen, die der Spielort an Bühnentechnik, Möbler, Beleuchtung, Ton, Orchester, Chor und Solisten stellte, wurden bravourös gemeistert. Schon allein, wie die drei großen Stühle, die die Klimax im Wachstum der Stadt Mahagonny symbolisieren, den Berg hinaufgeschafft und dort fixiert wurden, um in der Pause mit vereinten Kräften auf die Bühne getragen zu werden, hätte eigentlich einen Sonderapplaus verdient gehabt. [singlepic id=982 template=caption w=256 h=170 float=left]
Die Inszenierung wurde den Gegebenheiten angepasst, besonders gefallen hat mir, dass das Publikum in der vollen Breite der Bühne miteinbezogen wurde. Bei der zweiten Vorstellung saß ich ganz unten, und dieses Erlebnis war ganz besonders intensiv. Trotz der Intimität des schönsten Theater Münchens kommt man ja den Darstellern nie so nahe wie hier. Auch die Auftritte fanden teilweise aus den Rängen statt und sorgten für besondere Publikumsnähe.
Die Akustik war außerordentlich, und das Orchester unter Andreas Kowalewitz klang wirklich fabelhaft. Auch war die Textverständlichkeit außerordentlich gut, so dass ich einige Stellen für mich neu entdeckte und mitnehme in das wunderbare Theater am Gärtnerplatz, wenn das Stück dort in der nächsten Spielzeit Wiederaufnahme hat.
Der Chor glänzte, wie schon so oft, durch Spielfreude und präzisen Gesang und wurde bestens von Inna Batyuk, der stellvertretenden Chordirektorin am Gärtnerplatz, geleitet.
Die Besetzung war an beiden Abenden gleich, was ebenfalls bemerkenswert ist, denn die Partien, die von der Opernarie bis zum Musical reichen, sind sicher nicht ganz einfach zu singen. Alle Solisten waren wirklich unglaublich gut und machten diesen Abend zu einem besonderen Erlebnis. Wolfgang Schwaninger, Harrie van der Plas, Gregor Dalal, Martin Hausberg, Cornel Frey, Stefan Sevenich, Marianne Larsen und Heike Susanne Daum wurden zu Recht vom Publikum gefeiert.
Es hat sich gelohnt, diesen Abstecher mitzumachen, das wunderbare Ensemble des Gärtnerplatztheaters mal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Danke für diese tolle Zeit an alle Beteiligten!
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