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Premiere Der Mann von La Mancha, 02.10.2013, Gärtnerplatztheater in der Reithalle – Nachtkritik

[singlepic id=1594 w=320 h=240 float=left]Das Gärtnerplatztheater eröffnete die neue Spielzeit mit dem Musical Der Mann von La Mancha in der Reithalle und feierte eine gelungene Premiere.

Als den größten Roman aller Zeiten bezeichnete Christoph Wagner-Trenkwitz die Geschichte um den Dichter Cervantes, der des Hochverrates angeklagt wird und sich im Gefängnis einer ganz eigenen Gerichtsverhandlung gegenübersieht. Seine Mitgefangenen, Diebe , Mörder, politisch Verfolgte, sitzen über ihn zu Gericht und zu seiner Verteidigung erzählt Cervantes die Geschichte vom Edelmann Alonso Quijana, der wiederum sich selbst in die Ritterrolle hineinträumt und als Don Quijote die Ebenen von La Mancha unsicher macht. In seiner Vorstellung wird aus einer Windmühle ein gefährlicher Riese, aus einer Spelunke eine Burg und aus einer Küchenmagd ein Edelfräulein. Nicht immer stößt er dabei auf Verständnis seiner Umwelt, aber seine Sichtweise ist ansteckend und am Ende träumen alle den unmöglichen Traum.

Miguel de Cervantes saß selbst mindestens dreimal im Gefängnis und auch er hat als Steuereintreiber gearbeitet, insofern dürfte in der Rahmenhandlung ziemlich viel Biographisches stecken. Außerdem war er auch noch Soldat und Pirat und ein eher erfolgloser Schriftsteller, der erste Teil von Don Quijote war zwar ein Kassenschlager, kassiert hat aber nur der Verleger. Selbst seinen Todestag muss er sich mit William Shakespeare teilen, sein Roman wirkt indes noch lange nach und hat Werke von Purcell, Telemann, Richard Strauss und verschiedene Zarzuelas beeinflusst. 1965 entstand das Musical von Dale Wasserman, der auch Einer flog über das Kuckucksnest für das Theater adaptierte. Ursprünglich sollte W. H. Auden die Liedtexte schreiben, aber er war zu sozialkritisch, deshalb wurde Joe Darion damit beauftragt. Es war ein riesiger Erfolg am Broadway und zählt noch heute zu den am längsten gespielten Stücken.

[singlepic id=1602 w=320 h=240 float=right]Premiere hatte das Musical in einem Theater, das eigentlich abgerissen werden sollte und dementsprechend schon teilweise demontiert war. So hatte das Theater keinen Vorhang mehr und genau das empfindet die Bühne von Thomas Stingl nach. Ein Podest zwischen zwei Tribünen stellt die Spielfläche dar und stellt die Mitwirkenden vor besondere Herausforderungen. Bis auf die Gefängniswärter sind ausnahmslos alle ständig – man spielt ziemlich genau zwei Stunden ohne Pause – auf oder neben der Bühne. Da kann man sich nicht mal eben die Nase putzen oder schnell einen Müsliriegel essen. Jeder steht ständig unter Beobachtung und es ist sehr schwierig, beim ersten Mal wirklich alle Aspekte zu erfassen.  Regisseur Josef E. Köpplinger, der nach eigenem Bekunden als Kind Angst vor dem Stück hatte, versteht sich auf die Personenregie und schafft mit einfachen Mitteln Illusionen und setzt damit die Essenz des Romanes perfekt um. Das Konzept der zu zwei Seiten offenen Bühne ist sehr gut umgesetzt, natürlich wird einem schon mal der Rücken zugedreht aber generell merkt man doch die Bemühung, beide Tribünen gleichermaßen einzubeziehen. Die Vergewaltigungsszene war mir persönlich etwas zu explizit umgesetzt und insgesamt ist mir das Stück zu textlastig, auch wenn es natürlich so geschaffen wurde. Die Kostüme geben in der Rahmenhandlung eine Jetztzeit vor – aus dem Gefängnis wurde ein Auffanglager -, für die Zeit des Theaterstückes konnte ich aber keine Renaissancekostüme entdecken, das war eher so irgendwie historisch. Das tut aber der Aussage dieses Stückes keinen Abbruch, der philosophische Hintergrund wird trotzdem deutlich.

[singlepic id=1603 w=320 h=240 float=left]Die Sänger waren allesamt gut, für mich herausragend war Carin Filipčić, die ein unglaublich berührendes Portrait der Hure Aldonza zeichnete und auch stimmlich für mich die beste des Abends war. Peter Lesiak als Diener bzw Sancho und Erwin Windegger als Cervantes/Don Quijote ergänzten sich prächtig. Alle Rollen waren gut bis sehr gut mit teilweise bekannten Gesichtern wie zum Beispiel Maurice Klemm (Weißes Rössl/Anything goes) besetzt. Das Orchester des Staatstheaters am Gätnerplatz bewies mal wieder seine Vielseitigkeit und ließ unter Andreas Kowalewitz die zum größten Teil spanisch angehauchten Rhythmen strömen.

Weitere Vorstellungen bis 19. Oktober, Karten von 17€ biss 55€ an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

Musikalische Leitung Andreas Kowalewitz, Regie und Licht Josef E. Köpplinger, Co-Regie Nicole Claudia Weber, Choreografie Hannes Muik, Bühne Thomas Stingl, Kostüme Bettina Breitenecker, Dramaturgie David Treffinger, Cervantes / Don Quijote Erwin Windegger, Diener / Sancho Peter Lesiak, Aldonza / Dulcinea Carin Filipčić, Gouverneur / Gastwirt Martin Hausberg, Padre Jesper Tydén, Herzog / Dr. Carrasco Frank Berg, Antonia Katja Reichert, Barbier / Juan, Maultiertreiber / Maure Maurice Klemm, Jose, Maultiertreiber / Maure Hannes Muik, Anselmo, Maultiertreiber / Maure Christoph Graf, Tenorio, Maultiertreiber / Maure Peter Neustifter, Paco, Maultiertreiber / Maure Alexander Moitzi, Pedro, Maultiertreiber / Maure Florian Peters, Haushälterin Snejinka Avramova, Maria, Frau des Gastwirts Marika Lichter, Fermina, Dienstmädchen Frances Lucey, Maurin Kenia Bernal Gonzàles, Hauptmann Peter Windhofer, Pferd / Maultiertreiber / Maure Pál Szepesi, Esel / Maultiertreiber / Maure Nicola Gravante, Gefängniswärter u.a. Statisterie, Orchester, Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz

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Einführungsmatinee Cabaret, 10.02.2012, Gärtnerplatztheater (im Akademietheater)

[singlepic id=1457 w=320 h=240 float=left]Einem breiten Publikum bekannt ist das Musical Cabaret durch die Verfilmung von 1972 mit Liza Minelli und Joel Grey in den Hauptrollen. Am Gärtnerplatztheater kommt das Stück nun zum zweiten Mal nach 1988 auf die Bühne, gespielt wird in der Ausweichspielstätte Reithalle.

Der kommissarische Chefdramaturg Michael Otto stellte nach einem Ausschnitt aus dem oben genannten Film das Musical ausführlich vor. Unterstützt wurde er dabei von Regisseur Werner Sobotka, der in München vor allem durch seine Regie von Into the Woods im Prinzregententheater 2005 bekannt sein dürfte und zum ersten Mal am Gärtnerplatztheater inszeniert. Seine Interpretation des Musicals war schon 2010 an den Wiener Kammerspielen zu sehen und wird nun für das Gärtnerplatztheater adaptiert. Mit von der Partie war damals schon Ramesh Nair, der auch in München für die Choreographie verantwortlich zeichnet. Das Lieblingswort dieses Vormittags war „abgewrackt“ (oder war es doch „abgefuckt“? Manchmal bin ich etwas schwerhörig) und bezeichnete den Kit-Kat-Club, in dem die Sängerin Sally Bowles auftritt. Man wird also keine plüschige Atmosphäre erwarten dürfen und was der Regisseur damit meinte, dass sich sein Ensemble als Erstes „überall anfassen“ musste, um die Scheu voreinander zu verlieren, wird sich zeigen. Anders als bei der letzten Premiere an dem etwas unglücklichen Spielort Reithalle (er ist schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, was vor allem die älteren Stammbesucher vor nicht unerhebliche Probleme stellt) wird es diesmal eine Bühne geben, die aus zwei Ebenen besteht, die Band ist darin integriert. Der musicalerfahrene Andreas Kowalewitz übernimmt die musikalische Leitung.

Besonders beeindruckt an diesem Vormittag hat mich Nadine Zeintl. Die junge Oberösterreicherin, die in der Rolle der Sally Bowles ihr Deutschlanddebüt gibt, sang zwei Lieder, Cabaret und Maybe this time, mit einer wirklich unglaublichen Stimme, expressiv, sanft, fordernd. Wenn sie bei der Premiere nur halb so gut drauf ist wie an diesem Sonntagvormittag wird sie München im Sturm erobern. Immerhin sein Musicaldebüt gibt der Burgschauspieler Markus Meyer, der zusammen mit Timo Radünz und Anita Holm ebenfalls eine im wahrsten Sinne des Wortes Nummer zeigte, begleitet wurden die Solisten jeweils von Liviu Petcu. Im Anschluss plauderte man noch ein bisschen, es gesellten sich noch Publikumsliebling Gisela Ehrensberger und Franz Wyzner, der erst vor kurzem noch als Kaiser im Weißen Rössl zu sehen war, dazu. Frau Ehrensberger spielte schon in der Inszenierung von 1988 das Fräulein Schneider. Insgesamt eine sehr lockere, fast schon intime Runde, in der sehr viel gelacht wurde. Das Publikum lernte so das Team auch ein wenig von der privaten Seite kennen.

Die knappen zwei Stunden vergingen wie im Flug und gaben einen wirklich guten Einblick in die Entstehung der Inszenierung. Premiere ist am 21.02.2013 um 19:30 Uhr in der Reithalle, Heßstraße 132. Es gibt noch wenige Restkarten, weitere Vorstellungen bis 10.03. und vom 18. bis 27.07.2013.

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