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Interview mit Robert Sellier

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Herr Sellier, vielen Dank, dass Sie die Zeit gefunden haben für ein Interview auf dem Blog „Nacht-Gedanken“. Vielleicht können Sie uns zum Einstieg etwas über Ihren Werdegang erzählen?

Mein Werdegang … Im allgemeinen oder an diesem Theater?

Im allgemeinen.

Ja, also, ich bin in München geboren, habe nach dem Zivildienst in Augsburg Gesang studiert, bin dann noch zu Studienzeiten sozusagen von Herrn Dr. Peters „entdeckt“ worden, in Augsburg. Der hat eine Hochschul-Produktion gesehen und hat mich daraufhin am Theater Augsburg für den Ferrando in „Cosi fan tutte“ und den Roderigo in „Othello“ verpflichtet und hat mir dann einen Vertrag angeboten hier am Gärtnerplatztheater.

Und wie ist dann hier die Entwicklung gewesen von Ihnen am Theater?

Entwicklung? Ich weiß nicht, wie weit Entwicklung … ich habe eigentlich in der ersten Saison schon tolle Partien singen dürfen. Es ist nicht so, dass sie mir erst mal kleinere Rollen gegeben haben und irgendwann später dann Hauptpartien – sondern ich war eigentlich von Anfang an in dem lyrischen Fach, also quasi erstes Fach, mit Tamino und Fenton und Almaviva, schon in der ersten Spielzeit. Genau. Aber das waren eigentlich alles nur Wiederaufnahmen. Erst in der zweiten Spielzeit war der Frederic in den PIRATEN meine erste wirklich große Premiere.

Nun kommt eine Neuproduktion von Sullivans PIRATEN heraus – Entschuldigung, MIKADO.

(Lacht.) Wir sagen auch immer aus Versehen PIRATEN, denn die PIRATEN haben sich so eingeprägt. Ich rede auch immer wieder von PIRATEN.

Erste Frage dazu: Waren Sie schon mal in Japan?

Nein. Ich war in Korea, in Taiwan und in Thailand, aber noch nie in Japan.

MIKADO ist ja Kritik an der damaligen britischen Gesellschaft in japanisches Gewand gepackt. Sehen Sie da aktuelle Bezüge?

Also, man kann natürlich dieses Stück sehr gut benutzen, um heutige politische Mißstände oder politischen Filz aufzuzeigen. Es geht ja sehr viel um Ämterhäufung und Ämterverstrickung und Korruption, und das alles. Das wird da sehr, sehr deutlich aufs Korn genommen. Und das ist, glaube ich, ein Thema, das nie ausstirbt. Korruption hat es immer gegeben. Solange es einen Staat oder eine Regierung gegeben hat, hat es Korruption gegeben. Sobald es Ämter gibt, gibt es Korruption. Sehe ich so.

Und da nimmt natürlich auch die jetzige Neuproduktion darauf Bezug, wahrscheinlich?

Ja. Es fallen nicht direkt Namen, aber ich glaube, das Publikum versteht schon sehr deutlich, dass das nicht etwas ist, was ausschließlich im 19. Jahrhundert stattgefunden hat.

Können Sie erklären, warum MIKADO das erfolgreichste Stück von Gilbert & Sullivan ist?

Da fehlt mir der Überblick. Also, ich kenne sonstige Stücke von Gilbert & Sullivan eigentlich nicht. Ich kann es jetzt nur mit PIRATEN vergleichen. PIRATEN ist auch ein fantastisches Stück. Ich finde MIKADO ein bisschen reichhaltiger noch. Es ist weniger romantisch, sage ich jetzt mal, sondern es geht wirklich mehr in Richtung Politik. Wahrscheinlich hat das einfach zu Gilbert & Sullivans Zeiten mehr eingeschlagen. Und weil die Handlung ein bisschen komplexer ist, und weil – die Texte sind absolut brillant, obwohl wir ja tatsächlich nur deutsche Übersetzungen haben. Aber auch diese Übersetzung, die wir vorliegen haben, ist ziemlich brillant, finde ich. Sowohl in den Dialogen als auch in den musikalischen Nummern. Und MIKADO ist länger als PIRATEN und, wie gesagt, komplexer.

In der Produktion – beziehungsweise in der deutschen Übersetzung – ist der Erzähler dabei. Hilft dem Ganzen das dann, durch die Übersetzung, und die Führung durch den Erzähler im Stück? Im Gegensatz zum Original – macht es das verständlicher?

Natürlich funktioniert das Stück auch ohne Erzähler. Aber ich finde unsere Version mit Erzähler sehr schön, eigentlich. Wenn es um Willkür, und auch um Beamtenwillkür und so weiter geht, haben wir dann eben noch die zusätzliche Ebene des Erzählers, der auch sozusagen willkürlich Figuren beeinflusst oder verändert, oder der einfach Szenarien baut. Das funktioniert sehr gut, finde ich.

Ist der Humor dieses Stücks englischer Humor, oder ganz allgemeingültig?

Es ist auf jeden Fall kein derber Humor. Es gibt ja Stücke, die dann eher so in der Mundart angesiedelt sind, selbst „Fledermaus“, wo der Humor manchmal eher derb ist, oder wenn es in Richtung Wienerisch geht, oder was weiß ich. Das ist – ich wollte jetzt schon PIRATEN sagen, nein (lacht) – das ist MIKADO nicht: Dieser Humor ist doch eher ein spitzfindiger, politischer, trockener und wahrscheinlich dadurch englischer Humor. Also diese Absurdität. Die Absurdität, die aber dann unterspielt wird. Wir befinden uns in ziemlich verrückten Situationen: Wenn z.B. verhandelt wird, wann genau Nanki-Poo enthauptet werden soll: in einem Monat. Dass er aber dafür Yum-Yum doch noch heiraten darf. Wie gratuliert man jetzt jemandem zu seiner Hochzeit, der einen Monat später geköpft wird??? Und all das wird ganz „normal“ verhandelt. In einem sehr hübschen, normalen Konversationston. Das ist, finde ich, etwas typisch Englisches: dass man sich über völlig bekloppte Situationen sehr gepflegt unterhält. Das finde ich sehr charakteristisch für den englischen Humor.

Was sind die Gemeinsamkeiten bzw. die Unterschiede zwischen den PIRATEN und MIKADO im Speziellen, wenn man die zwei Stücke vergleicht?

Naja, das Ganze – der Background ist irgendwie anders. Es geht, wie gesagt, in den PIRATEN sehr wenig um Politik. Da geht es vielleicht um Polizisten, die unfähig sind, um Generalmajore, die unfähig sind, um Piraten, die unfähig sind, weil sie viel zu freundlich sind. In „Titipu“ bzw. bei MIKADO geht es weniger um Unfähigkeit, sondern da geht es eher, ja, um individuelle Bestechlichkeit, jeder kocht so sein eigenes Süppchen. Es geht mehr um Egoismus. In den PIRATEN geht es darum: Die Piraten sind viel zu gutherzig und viel zu altruistisch eigentlich. In MIKADO ist jeder ziemlich egoistisch. Der eine häuft Ämter an, der andere ist, „nur“ um seinem eigenen Tod oder seiner eigenen Hinrichtung zu entgehen, selbst Scharfrichter geworden, und alle sind sie irgendwie scharf auf Hinrichtungen überhaupt. Die sind so ein bisschen „Kopf-ab-Fetischisten“, habe ich das Gefühl. MIKADO ist blutrünstiger, ein bisschen mehr für Erwachsene. Die Optik wird auch sehr hübsch sein. Aber bei den Piraten war unsere Optik natürlich sehr Postkarten-Piraten-Idyll. Bei MIKADO ist es tatsächlich eher eine fernöstliche Optik, relativ spartanisch, und mit vielen rechten Winkeln. Aber auch sehr ästhetisch, finde ich.

Und musikalisch gesehen die Unterschiede?

In der Qualität, finde ich, sind beide Stücke sehr gut, muss ich sagen. Es gibt, ja, wie es auch bei den PIRATEN gab, so Anklänge an Robert Schumann, an die deutsche Romantik, das haben wir in MIKADO genauso. Also, ich finde, beide Stücke haben absolut Hits und Hit-Qualitäten. In MIKADO sind noch mehr und auch größer besetzte Ensembles.

Gibt es also besondere fernöstliche Anklänge?

Ja, doch, es wird zitiert, aber man merkt, dass die nicht wirklich tief geforscht haben über fernöstliche Musik, sondern da kommen halt pentatonische Klischees (singt: lalala…), solche Dinger gibt es dann immer. Außerdem etwas Percussion: Ein Tempelgong, große Trommel, wenn dann der Mikado auftritt, dass man so ein bisschen dieses Martialische hat. Also – ein Klischee wird so ein Stück weit bedient. Aber die Musiksprache ist normalerweise doch sehr ähnlich wie bei PIRATEN. Also, sehr europäisch, muss ich sagen.

Wie hat der Regisseur Ihre Figur in dem Stück angelegt? Bleiben für Sie persönlich da noch Freiheiten in der Interpretation der Rolle, oder ist das vom Regisseur her sehr klar definiert?

Nein, es bleiben eigentlich immer Freiheiten. Es war nicht so, dass der Regisseur vorgibt, du musst genau das und das tun, und so schauen, und so gehen, und das und das fühlen. Dafür ist Holger Seitz eigentlich auch bekannt, dass er mit den Darstellern – dann auch mit beiden Besetzungen durchaus unterschiedlich – das gemeinsam entwickelt; eben weil der Darsteller seine eigene Körperlichkeit und seinen eigenen Erfahrungshorizont mitbringt, seine eigenen Qualitäten. Wir diskutieren schon über einzelne Farben oder über einzelne Reaktionen in bestimmten Situationen. Wie ist Nanki Poos Beziehung zu seinem Vater, kennt er seinen Vater überhaupt? Und so weiter. Und trotzdem ist die Arbeit doch in einem sehr positiven Sinne oberflächlich, das heißt, wir forschen nicht zu tief in der Psychologie der Figuren, weil dann die Komödie nicht mehr funktioniert. Also diese absurden Dialoge, die funktionieren nicht, wenn man alles psychologisch begründet und ganz natürlich spielt; sondern es muss eine gewisse Künstlichkeit im Sinne von Unterspielen haben, im Sinne von „trocken“. Klipp-klapp, hat es Holger Seitz immer genannt. Klipp-Klapp-Komödie. Es hat etwas von Boulevard-Komödie. Wo es einfach durchrauschen muss, ohne dass man groß nachfragt: Ja, was meine ich denn jetzt ernst?, oder: Wie ist das denn jetzt gemeint? An den Dialogen haben wir auch sehr viel geprobt, dass die wirklich auf Tempo sind und wirklich auf den Punkt, und dass jede Pointe sitzt, ja. Es war eine anstrengende und sehr schöne Arbeit.

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Wie ist das denn allgemein bei Ihnen? Es gibt ja die sehr schönen Seiten des Sänger-Daseins, aber auch die schwierigen Seiten. Wie würden Sie das sehen?

Also die schönen Seiten: Wenn man arbeiten darf, ja, wenn man als Sänger Arbeit hat, sich bei Proben einbringen darf, und vor allem wenn man dann am Abend singen darf, ist das wunderschön. Natürlich, dass man jedes Jahr, jeden Herbst, um seinen Arbeitsplatz bangt, manchmal zu Unrecht, manchmal zu Recht, jetzt in unserem Fall für alle zu Recht, ist natürlich eine unschöne Komponente. Aber das gehört dazu, und wir wussten das alle von Anfang an, dass man als Solist an einem deutschen Theater, wenn man nicht fünfzehn Jahre an einem Haus aushält oder ausgehalten wird, dass man dann einfach sich jederzeit auf einem Schleudersitz befindet. Das ist so.

Nun ist das ja ein krasser Schnitt jetzt gewesen, von dem neuen Intendanten, natürlich.

Ja.

Haben Sie da in Zukunft schon Pläne, wie es bei Ihnen weitergeht, allgemein, ein neues Engagement, oder Pläne für die Zukunft?

Ich habe schon Vorstellungen wie es weitergehen kann. Es gibt für mich Gründe – auch private, dass ich meine Zukunft sehr offen halten muss. Das heißt, ich werde wahrscheinlich nicht sofort wieder in ein festes Engagement gehen und suche auch nicht unbedingt danach, sondern ich würde gerne freischaffend tätig sein und meine Konzerttätigkeit auch weiter ausbauen, die nächsten zwei Jahre vielleicht. Wer weiß. Vielleicht möchte ich mich dann doch wieder an ein Haus fest binden, ich weiß es noch nicht.

Mit neuen Rollen, die noch dazukommen?

Ja, es gibt schon Rollen, die mich in Zukunft mal interessieren. Ja. Trotzdem gibt es auch Rollen, die ich jetzt natürlich einfach weiterhin singen sollte. Ich denke, ein Haus, das sich sozusagen für mich interessiert, wird sich wahrscheinlich auch für meinen Tamino interessieren, weil das im Moment doch meine Vorzeige-Rolle ist.

Und neue Rollen, die Sie im Blickfeld haben, die kommen?

Ja, da träume ich schon sehr lange davon: Ich möchte einmal einen Monteverdi-„Orfeo“ singen. Ich weiß noch nicht, wann und wie und wo das passieren wird, aber ich halte Augen und Ohren offen nach einer Gelegenheit. Das ist etwas, was mir sehr am Herzen liegt, was ich dringend mal machen möchte. Was mich sonst noch interessieren würde, das liegt noch an unserer „Death in Venice“-Produktion: Dieser Britten hat es mir sehr angetan. Ich würde gerne mal in die Fußstapfen von Peter Pears treten und nach jüngeren Rollen von Peter Pears forschen. Britten hat natürlich für seinen Lebensgefährten so fantastische Partien geschrieben, und da werde ich mich auch darum kümmern die nächsten Jahre, da ein bisschen was zu studieren.

Dann wünsche ich Ihnen für die Zukunft und vor allem für die Premiere am Samstag alles Gute, und bedanke mich für das Gespräch!

Vielen Dank auch!

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Interview mit Gunter Sonneson

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Herr Sonneson, herzlichen Dank, dass Sie sich bereit erklärt haben für ein Interview auf dem Blog „Nacht-Gedanken“. Erzählen Sie uns doch bitte etwas zu Ihrem Werdegang.

Jeder, der sich für eine Theaterkarriere als Sänger oder Schauspieler entscheidet, sollte wissen, dass dazu nicht nur Talent und Disziplin gehören, sondern auch viel Glück. Also, ich hatte großes Glück. Es begann schon in der Schule, wo mich mein Musiklehrer überredete, im Schulchor zu singen (es war ein Mädchenchor). Musische Erziehung, erste Stimmbildung, chorisches Singen, Akkordeon- und Gitarrenunterricht habe ich ihm zu verdanken. Seinem Wunsch, klassischen Gesang zu studieren, habe ich allerdings nicht entsprochen. Lieber sang ich zur Gitarre Chansons und Schlager. Nach einem dieser Auftritte fragte mich ein Schauspieler lapidar: Warum gehst Du nicht zum Theater? Weil ich neugierig war, ging ich also zum Theater. Als Autodidakt sang ich im Chor, tanzte im Extraballett, spielte kleine Rollen im Schauspiel. An diesem Provinztheater hatte ich das Glück, dass ich einen Oberspielleiter hatte, der mich zu einer fundierten Ausbildung drängte. Weil ich aber am Theater bleiben wollte, wählte ich die Form des externen Studiums, spielte und studierte parallel, lernte das Handwerk also von der „Pike“ auf, legte nach 5 Jahren die Bühnenreifeprüfung ab und erhielt gleichzeitig ein Engagement als singender Schauspieler am Metropoltheater Berlin. Es folgten 25 herrliche Jahre, die für meine Entwicklung sehr wichtig waren, und in denen ich mich in der Vielseitigkeit meines Berufes so richtig austoben konnte. Das waren Operetten- und Musical-Rollen im Theater, Verpflichtungen als Schauspieler in Kinofilmen und Fernsehspielen, Synchronsprecher, Auftritte als Entertainer im Friedrichstadt-Palast und als Moderator und Sänger in Fernsehshows.
Der Co-Produktion der Kollo-Operette „Wie einst im Mai“, zwischen dem Metropoltheater und dem Staatstheater am Gärtnerplatz, habe ich zu verdanken, dass ich, zunächst als Gast, nach München kam. Aber schon während der Probenzeit machte mir Professor Matiasek das Angebot, doch fest in das Ensemble zu wechseln. Es folgten 4 Jahre, in denen ich fixe Verträge an beiden Theatern hatte, dann wurde das Metropoltheater weggespart. Jetzt heißt es wieder Admiralspalast und ist ein Theater ohne Ensemble und ohne Seele.

Das heißt, Sie konzentrieren sich jetzt eher aufs Singen und nicht aufs Schauspielen?

Ich glaube, das kann man nicht trennen. Außerdem stehe ich auf der Bühne mit Kollegen, die gute Darsteller sind und die sich gesanglich in einer anderen Liga befinden. Wenn man sich als junger Schauspieler für das Musiktheater entscheidet, weiß man natürlich, dass man nicht mehr den Romeo zu spielen bekommt. Wobei ich gestehen muss, ich habe nicht gedacht, dass mit meinem Umzug nach München die Verpflichtungen bei Synchron, Film und Fernsehen völlig wegbrechen. Es haben sich aber in München andere Felder erschlossen. Ich konnte an anderen Theatern gastieren, auch im Schauspiel. So habe ich am Staatstheater Meiningen die Titelrolle in „Der Entertainer“ gespielt, am Schauspielhaus in Baden-Baden den Magier in der deutschen Erstaufführung „Hotel zu den zwei Welten“, habe an vier Theatern den Higgins gespielt und „My Fair Lady“ am Bayerischen Landestheater inszeniert. Aber die Unterschiedlichkeit der Rollen, die ich am Gärtnerplatztheater spielen durfte, von Sancho Pansa in „Mann von La Mancha“, Calicot in „Madame Pompadour“ bis hin zum Kringelein im „Grand Hotel“ haben mich nicht nur als Sänger, sondern auch als Schauspieler voll gefordert.

Hilft Ihnen Ihre szenische Ausbildung auch bei der musikalischen Ausgestaltung der Rolle?

Jedenfalls ist sie nicht hinderlich. Ich hatte ja das ganz große Glück, eine Sprecherzieherin zu haben, Frau Hildegard Pürzel, der ich sehr zu danken habe. Sie hat nämlich die Sprecherziehung am Klavier gemacht, und wir haben Übungen gemacht, die die Sänger auch machen. Sie hat aber viel mehr Wert auf den Inhalt gelegt. Also, sie hat nicht gesagt: „Du singst jetzt Bla-bla-bla“, sondern sie hat gesagt: „Du musst dir genau dabei etwas denken, wenn du jetzt diese Übung singst. Auch wenn du es nur auf Vokalisen singst.“ Und das haben wir so weit getrieben, dass sie manchmal erraten hat, was wir gedacht haben. Dieses „immer an den Inhalt denken“ war so ungeheuer wichtig für meine Ausbildung.

Welche Musikrichtung hören Sie privat?

Das ist ganz unterschiedlich. Aber schon durch meinen Sohn werde ich gezwungen, mir aktuelle Popmusik anzuhören und mich damit auseinander zu setzen. Einiges gefällt mir sogar. Ich bin mit der Musik der Beatles groß geworden; mit den Anfängen der Popmusik, die wir damals noch Beat nannten, und dieser Art von Musik bin ich eben verhaftet. Aber natürlich höre ich auch andere Musik. Sehr oft z.B. die Brandenburgischen Konzerte. Aber jedes Ding zu seiner Zeit, und das richtet sich auch nach meiner momentanen Stimmung.

Welche Sprachen sprechen Sie, und in welchen Sprachen spielen oder sprechen Sie?

Ich spreche keine Fremdsprache so, dass ich sie auf der Bühne einsetzen kann. Deshalb singe ich auch nicht in einer anderen Sprache, was mich im Laufe der Jahre sehr, sehr geärgert hat. Ich bin ein großer Fan von Jacques Brel und habe am Opernhaus Halle mit einer Big Band auch mal einen Jacques-Brel-Abend gegeben. Obwohl es gute Nachdichtungen seiner Texte gibt, habe ich sehr bedauert, dass ich diese herrlichen Chansons nicht in der authentischen Sprache singen konnte.

Welche Opern- oder Operetten- oder Musical-Aufnahme, also Sachen, die Sie selber spielen bzw. singen, hören Sie privat am liebsten?

Hmm. (Lacht.) Eigentlich gar nichts. Ich höre mir Dinge an, die mich interessieren, oder von denen ich glaube, dass es lohnend ist, sich mit ihnen zu beschäftigen. Wirklich nur ein Gelegenheitshörer. Queen gehört aber ebenso dazu wie Sinatra. Übrigens, die Musik von Rio Reiser hat viele Musiker in Deutschland beeinflusst. Seine Musik und seine Interpretation sind sehr beeindruckend.

Haben Sie musikalische oder szenische Vorbilder?

Nein, eigentlich nicht. Aber wenn ich sage, dass ich mir gern Brel oder Reiser anhöre, dann natürlich auch, um von ihnen zu lernen. Ich bin auch ein ausgesprochener Fan von Buster Keaton, aber auch von James Steward. Schauspieler, die schnörkellos, uneitel und mit einer herrlichen Naivität spielen. Ich mag Darsteller, die mit so einer ungeheuren, ich sage mal, professionellen Naivität an die Rollen herangehen. Von deutschen Schauspielern möchte ich unbedingt Ulrich Tukur erwähnen: ein großartiger Schauspieler und Entertainer.

Sie sind auch auf Kreuzfahrtschiffen als Entertainer unterwegs. Haben Sie auch noch andere internationale Auftritte?

Ja, die hatte ich. Aber nur mit meinen kabarettistischen Soloprogrammen. Damit war ich immerhin in Frankreich, Österreich, Syrien und Jordanien. Das war aber noch zu Zeiten der DDR, wo die Künstler dieses Landes als Exoten galten, wo man neugierig war, wie sich die Widersprüche ihrer Gesellschaft in den Texten und Liedern wiederfinden. Vieles musste man aber vor den Geschichten erst erklären. Das führte manchmal dazu, dass die Erklärung der Widersprüche mehr Heiterkeit auslöste als die folgende Darbietung.
Da ich seit 25 Jahren auf Kreuzfahrtschiffen die Weltmeere als Entertainer bereise, habe ich aber viele Länder, das heißt viele Hafenstädte gesehen. Diese Auftritte, hautnah vor dem Publikum, mit dem man während der jeweiligen Reise ja auch lebt, finde ich besonders reizvoll. Ein schöner Kontrast zur großen Theaterbühne.

Was tut Ihrer Stimme gut und was ist gar nicht gut, oder was schadet ihr?

Es tut meiner Stimme ungeheuer gut, wenn sie gefordert wird, wenn sie am Laufen ist. Mir tut es überhaupt nicht gut, wenn ich zum Beispiel sechs Wochen lang nicht auf einer Bühne stehe. Der Einsatz der stimmlichen Mittel auf der Bühne unterscheidet sich ja schon physisch vom Singen und Sprechen im stillen Kämmerlein. Meine Lehrerin hat mir immer wieder eingeimpft, etwas für die Stimme zu tun, sie fit zu halten. Ich habe immer noch das kleine Übungsheft, das sie für uns angelegt hat, wo sie nicht nur Übungen hineingeschrieben hat, sondern auch Merksätze. Einer der ersten Merksätze lautete: „Auf die Haltung kommt es an.“ Ich glaube, dieser Satz war für mich ungeheuer wichtig. Das meint: Die Haltung zur Gesellschaft, die Haltung zur Umwelt, die Haltung zum Stück, die Haltung zum Partner, die Haltung zu politischen Ereignissen und zum Theater. Da sind neben diesen Merksätzen aber auch viele Übungen darin, und die mache ich heute noch. Täglich und oft ganz nebenbei. Ich spreche mich also ein. Meine Kollegen machen sich immer schon lustig, denn wenn ich ins Theater komme, hört man schon meine Übungen, noch bevor ich die Garderobe betreten habe. Vordersitz und Lockerung der Stimme sind eben sehr wichtig.

Wie diszipliniert müssen Sie in Ihrem Beruf leben?

Mit zunehmendem Alter disziplinierter. In jungen Jahren war ich oftmals recht leichtsinnig, bin auch leichtfertig mit den Angeboten umgegangen, die ich bekommen habe. Aber ich habe seit dreißig Jahren nicht mehr geraucht. Ich trinke zwar ab und zu sehr gern Rotwein, aber wenn eine Vorstellung ansteht, ist auch der Alkohol tabu. Wütend macht es mich aber auch, wenn ich Besuch bekomme, und man mir schon zur Begrüßung sagt: „Entschuldigung, ich bin etwas erkältet.“ Dann kann man eben nicht jemanden besuchen, der mit der Stimme seine Brötchen verdient.

Kommen wir zur Neuproduktion DER MIKADO von Gilbert & Sullivan. Sie haben die Rolle des Koko übernommen. Wie haben Sie sich darauf vorbereitet?

Ich habe mir rechtzeitig das Textbuch geben lassen und habe mir sehr zeitig von unserem musikalischen Leiter, Benjamin Reiners, die Musik vorspielen lassen, und habe mir Gedanken gemacht zu meiner Figur. Immer wieder vor Augen haltend: Die Haltung. Welche Haltung beziehe ich? Die ist ja nicht unwichtig, wenn einer die Seiten wechselt, als einer, der zum Tode verurteilt ist, „begnadigt“ wird, um nun Henker zu werden. Wie verhält der sich auf einmal, wenn er auf einer ganz anderen gesellschaftlichen Ebene sich bewegt? Das war für mich sehr wichtig. Ansonsten habe ich es mir schon lange abgewöhnt, mich intensiv so auf ein Stück so vorzubereiten, dass ich mit ganz klaren Vorstellungen in die szenischen Proben gehe, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass das nur hinderlich ist, wenn man dann konfrontiert wird mit den Vorstellungen des Regisseurs, denn seine Sicht lerne ich ja erst bei Probenbeginn, bei der Konzeptionsbesprechung kennen. Es ist viel schwieriger, von gefassten Vorstellungen abzukommen, als völlig naiv und unbelastet an Dinge heranzugehen, auszuprobieren und zu sehen, ob das, was der Regisseur vorschlägt, der Figur dienlich ist, theatralische Möglichkeiten ausschöpft und die Funktion der Figur erfüllt, auch im Kontext zu den Partnern, mit denen man ja gemeinsam auf der Bühne steht.

Sie haben es vorhin schon angesprochen: Der Koko, der vom Opfer zum Täter wird und wieder zurück. Erzählen Sie uns noch ein bisschen von Ihrer Partie.

Ja. Also, das ist schon eine herrlich groteske Geschichte. Koko ist zum Tode verurteilt, weil es in Japan wohl verboten war, zu flirten. Er hat geflirtet und wurde deshalb zum Tode verurteilt. Er wurde aber begnadigt, weil in Titipu gerade die Position des Scharfrichters neu zu besetzen war, und der Kaiser, also der Mikado, hat gedacht: Na, dann machst du den einfach zum Scharfrichter. – Was für die Beamten dort natürlich ein Schock war. Die wussten ja, der war vorher ein zum Tode verurteilter Flickschneider und kommt jetzt hierher, kann jetzt die Macht ausüben und könnte jetzt auch uns hinrichten. Keiner weiß, das ist ein windiger Trick der Autoren, dass der Mann kein Blut sehen kann und sich deshalb weigert, jemanden zu köpfen. Er muss es dann letztendlich doch machen. Schlitzohrig, wie er ist, kommt er aber darum herum und wählt das kleinere Übel, indem er die Frau heiratet, von der immer gesagt wird, dass sie so furchtbar hässlich ist. Aber um seinen eigenen Kopf zu retten, springt er eben ins kalte Wasser, macht ihr Liebeserklärungen, die ungeheuer verlogen sind, aber so rettet er sich, rettet sein Leben und trägt dazu bei, dass diese Operette doch noch ein gutes Ende findet.

Nanki-Poos Stern steigt, und im Gegenzug sinkt Kokos Stern. Sehen Sie ihn als tragische Figur?

Tragikomisch. So wie Buster Keaton, der auch oft mit Materie und der Tücke des Objektes kämpft. Aber Koko lernt sehr schnell von seinen neuen Mitmenschen, von den Beamten, unter denen er sich ja nun bewegt, und kann sich dann auch mit seiner Bauernschläue sehr findig sogar gegenüber dem Kaiser aus der Affäre ziehen. Also, er ist schon ein Schlitzohr, und die Schlitzohrigkeit dieser Figur geht durch das ganze Stück und macht sie so interessant und reizvoll.

Glauben Sie, Koko kann mit Katisha, die ihm aufs Auge gedrückt wird, glücklich werden?

Sie ist das kleinere Übel. (Lacht) Er hat aber auch keine andere Wahl. Es klingen so Dinge an, ganz dezent, für einen guten Beobachter aber sichtbar, dass Katisha von einer gewissen Perversität ist, die Koko vielleicht noch nie erlebt hat und von der er eventuell immer geträumt hat. Ob das nun die Grundlage einer dauerhaften Beziehung sein kann, möchte ich nicht behaupten. Aber, wie heißt es bei Fontane: „Das ist ein weites Feld“.

Woran machen Sie diese sexuelle Perversität fest? Also, ich kenne das Libretto nur auf Englisch, bisher, da ist mir eigentlich nichts derartiges aufgefallen.

Sehen Sie, das ist doch das Schöne am Theater, dass man mit Haltungen Dinge und Vorgänge deutlich machen kann, die nicht im Textbuch stehen, dass man damit auch die Phantasien der Zuschauer anregen kann und sie Dinge erkennen, ohne dass diese ausgesprochen werden.

Ist es eine traditionelle Inszenierung?

Da müssten wir erst einmal den Begriff „traditionell“ klären. Auf keinen Fall aber ist es eine naturalistische Inszenierung. Holger Seitz hat ja schon von diesen Autoren sehr erfolgreich DIE PIRATEN VON PENZANCE inszeniert und die Strickmuster beider Stücke sind ähnlich, aber es gibt andere Figuren, andere Situationen, andere Haltungen, andere Konflikte, andere Spielorte. Wer sich aber bei den PIRATEN amüsiert hat, sollte es eigentlich auch bei MIKADO können. Ich hoffe es.

Hatten Sie Freiheiten bei der Interpretation Ihrer Rolle?

Im Musiktheater ist man, anders als im Schauspiel, leider viel mehr Ausführender als jemand, der kreativ etwas einbringt und sehr aktiv die Szene mitgestalten oder verändern kann. Das ist aber nur natürlich, denn hier habe ich nicht nur die Partner, die mit mir die Szene bestreiten, Chor und Orchester spielen eine nicht unwesentliche Rolle bei der szenischen Realisierung und neben den szenischen Vorgängen sind Lieder zu interpretieren und oft auch tänzerisch zu gestalten. Ich mache aber immer Angebote, die zum Teil sehr spontan sind und eigentlich aus meiner Erfahrung aus dem Schauspiel resultieren und nicht den Anspruch erheben, richtig oder konsequent zu sein. Dann muss man natürlich auch damit leben, dass vorne einer sitzt und ruft: „Vergiss es!“, und dann lässt man das eben wieder sein. In der DDR gab es die Theaterzeitschrift „Theater der Zeit“. Da gab es auch immer bestimmte Themen, über die diskutiert wurde. Einmal zum Thema: Wie stelle ich mir die Arbeit eines guten Regisseurs vor. Dazu gab es seitenweise Abhandlungen. Ein Kollege aber schrieb den treffenden und tollen Satz: „Er wählt mit Geschmack aus der Fülle der Angebote.“ Ich glaube, das ist sehr wichtig: einem Regisseur etwas anzubieten, und er muss in der Lage sein, zu sagen: Passt das zu meiner Inszenierung, oder würde das den Rahmen sprengen. – Es gibt Sätze, die für mich zum Credo geworden sind, und das bis zum Ende, das ja jetzt für mich abzusehen ist.

Dazu komme ich später noch. – Was gefällt Ihnen am besten an Ihrer Partie, und was ist das Schwierigste daran?

Ich weiß es noch nicht. Wir sind leider, da wir alle Rollen doppelt besetzt haben – obwohl wir jetzt fast schon kurz vor der Premiere stehen –noch nicht so weit, dass wir mal mehrere Bilder hintereinander probiert haben. Ich kann also noch nicht sagen, wie schwer es wird in der Abfolge von Szene, Tanz und Gesang die Kräfte richtig einzuteilen, um nach einer anstrengenden Tanzeinlage wieder ruhig in die nächste Szene zu kommen. Diese Vielfalt der Mittel ist sowohl das Beste als auch das Schwierigste an dieser Rolle.

Es gibt ja dieses Couplet des Koko: „I’ve got a little list“ – ich weiß gar nicht, wie es im Deutschen heißt. Damals wurden Politiker und andere Menschen durch den Kakao gezogen, aber in einer Weise, die ich heute als sexistisch und rassistisch bezeichnen würde. Es bietet sich ja an, das zu aktualisieren. Wen ziehen Sie diesmal durch den Kakao?

Die Geschichten in diesem besagten Couplet „Ich habe eine Liste hier“, waren mir in der vorliegenden textlichen Vorlage alle zu fade. Aber sexistisch oder rassistisch war dieser Text nicht, sondern er war einfach antiquiert. Da ich ja damit vor dem Publikum stehe, habe ich meinen Kollegen Fritz Graas angerufen, der für mich immer schon die Texte für das Couplet in Boccaccio geschrieben hat und habe gesagt „Fritz, lies dir mal diesen Text durch, der geht nicht, so kann man das nicht machen.“ Das hat er sofort eingesehen und mir einen kabarettistischen Text geschrieben, der weder rassistisch oder sexistisch ist, aber die Leute benennt, auf die wir in der Gegenwart gut verzichten können.

Also es heißt, es wird auch im Laufe der Spielzeit immer auch mal wieder aktualisiert?

Ja, unbedingt, wir wissen ja noch nicht, was sich in der kommenden Zeit so an tagesaktuellen Dingen ereignet. Da das Couplet aus einer Aneinanderreihung von Vier – und Zweizeilern besteht, dürfte die Aktualisierung nicht so kompliziert sein.

Gibt es musikalische Besonderheiten, die den Koko charakterisieren?

Nein, das ist im Grunde nicht der Fall. Es sind alles sehr rhythmische Songs, die die jeweilige Situation bedienen, ergänzen oder einen Bezug zur nächsten Szene darstellen. Eigentlich ist die große Ausnahme sein verlogenes Liebeslied, das getragen ist und so aus dem Rahmen fällt.

Noch ein paar allgemeine Fragen zum Schluss: Haben Sie Lampenfieber vor einem Auftritt, und wenn ja, was tun Sie dagegen?

Ich habe ungeheures Lampenfieber, und alle sagen: „Meine Güte, du bist doch ein alter Hase!“ Und es ist ganz merkwürdig, ich glaube, das Lampenfieber wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich mache mich dann schon selber fertig, indem ich Textpassagen tausendmal wiederhole, immer wieder versuche, vorher noch die Stimme warmzuhalten, mich einzusprechen, am Kostüm rumzuzupfen oder irgendwas. Ich weiß auch ganz genau, dass ich am 19. November spätestens ab Mittag furchtbare Magenbeschwerden haben werde. – Aber sobald ich auf der Bühne stehe, sollte das Lampenfieber weg sein.

Was empfinden Sie als das Beste an Ihrem Beruf, und was nervt Sie daran?

Also, ich finde es ungeheuer gut, dass man körperlich und geistig immer gefordert wird und sich fit halten muss. Man kann in andere Rollen schlüpfen, man kann – was ich sehr gerne mache – Menschen beobachten und ihre Haltungen dann vielleicht sogar mal benützen, und sollte sich jemand wiedererkennen, ist das dann ja durchaus beabsichtigt.
Manchmal nervt es, aber das gibt es wohl in jedem Beruf, wenn Auseinandersetzungen nicht um der Sache willen, sondern aus persönlicher Eitelkeit geführt werden.

Haben Sie noch eine Wunschpartie?

Ja. – Ja. Aber diese Wunschpartien, die wird man mir nicht erfüllen können, weil ich am Gärtnerplatztheater mit MIKADO ja jetzt meine letzte Premiere habe. Also, Wünsche, die sich nicht erfüllten: Ich hätte gern z.B. in „Tanz der Vampire“ den Professor gespielt, oder in „Les Miserables“ den Thenardier. Charakterrollen, die eigentlich meinem Alter angemessen sind, die aber immer noch die Möglichkeit bieten, zu zeigen, dass man sprachlich, gesanglich, körperlich und geistig noch fit ist.

Sie haben vorhin gesagt, Sie haben auch einen Beruf gelernt. Standen Sie irgendwann mal vor der Überlegung, auch etwas anderes zu machen als singender Schauspieler? Oder: Was wären Sie in einem anderen Leben geworden?

Also, die Frage hat sich eigentlich für mich so nicht gestellt. Ich bin heilfroh, dass dieses Talent entdeckt wurde, weil ich glaube, ich wäre als Elektriker schon längst an versehentlichen Stromschlägen zugrunde gegangen. Ich habe auch keinen anderen Beruf gefunden, wo ich gesagt hätte: Der würde mich interessieren. Sozusagen bin ich mit meinem Beruf ein sehr, sehr glücklicher Mensch und freue mich, dass ich das machen konnte, wovon heute junge Darsteller ja nur träumen können: dass ich in diesem Beruf 50 Jahre in festen Engagements tätig war.

DER MIKADO ist Ihre letzte Premiere an diesem Haus. Können Sie uns einen Ausblick auf die Zukunft geben?

Nein, leider nicht. Ich habe noch einen Gastvertrag an der Musikalischen Komödie in Leipzig, die jetzt allerdings auch um ihre Existenz bangen muss, weil man sparen will in der Stadt Leipzig, und natürlich nicht diese Renommee-Häuser wie Gewandhaus oder Oper schließen will, sondern sagt: Dann muss eben vielleicht die Operette daran glauben. Deshalb weiß ich nicht, ob ich dort weiterhin Gastverpflichtungen haben werde. Der künftige Intendant des Gärtnerplatztheaters hat mich gefragt, ob ich ihm auch als Gast zur Verfügung stehe. Ich habe das bejaht, aber ich glaube, diese Frage hat er dem gesamten Ensemble gestellt, und etwas Konkretes gibt es nicht für mich. Ich werde mich also ab Mai in meinen Garten zurückziehen und werde Rasen mähen, Bäume beschneiden oder andere Schäden anrichten.

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Das empfinde ich als Verlust für München.

Ich hatte nicht gedacht, dass meine Tätigkeit am Gärtnerplatztheater so zu Ende geht. Nach fast zwanzig Jahren in diesem prächtigen Ensemble, lapidar einen Zettel zu bekommen mit der Mitteilung der Nicht-Verlängerung, was nichts anderes heißt als Kündigung. Ich kann es mir eigentlich auch noch gar nicht vorstellen, ohne Theater zu sein. Meine Frau bangt auch davor, weil sie sagt: „Mit wem wirst du dich in Zukunft streiten?“ Jetzt habe ich immer noch Kollegen oder Regisseure, mit denen man sich streiten, reiben und auseinandersetzen kann. Auseinandersetzungen sind in unserem Beruf sehr wichtig, durch sie kommt man oft zu verblüffenden Ergebnissen.

Dann bleibt mir nur übrig, Toi-toi-toi zu wünschen für die Premiere von DER MIKADO und alles Gute für die Zukunft!

Ja. Also, ich wünsche mir wirklich eine sehr, sehr schöne Premiere. Ob es eine berufliche Zukunft gibt, das werde ich erst noch sehen.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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[singlepic id=1085 w=240 h=320 float=left] Herr Campione, vielen Dank, dass Sie Zeit gefunden haben für ein Interview auf dem Blog „Nacht-Gedanken“. Erzählen Sie uns doch bitte etwas zu Ihrem Werdegang.

Die Schulzeit lasse ich mal weg, denn das Abitur war jetzt nicht wirklich das Spannendste in meinem Leben. Nach dem Abitur habe ich gleich an der Hochschule für Musik und Theater und in der Theaterakademie August Everding mein Gesangsstudium, also mein Studium als Opern- und Konzertsänger bei Professor Wolfgang Brendel absolviert. Gleich nach dem Studium, 2009, kam ich dann sofort ans Gärtnerplatztheater und von 2009 bis jetzt bin ich dann auch an diesem Theater geblieben.

Sie haben aber zwischendurch auch Produktionen mit der Musikhochschule gemacht, ich kann mich da an eine „Cenerentola“ erinnern und an eine „La Boheme“. Da konnten Sie schon erste Erfahrungen sammeln. Haben Sie noch weitere Produktionen in dieser Zeit vor dem Gärtnerplatztheater gemacht?

Meine ersten Erfahrungen, die liegen ziemlich weit zurück, da war ich noch ein Kind. Aber die ersten Erfahrungen als Männerstimme habe ich in der Hochschule für Musik und Theater gemacht. Da habe ich bei „L’enfant et les sortileges“ beide Basspartien, den Lehnstuhl und den Baum, singen dürfen. Dann, auch wieder in der Hochschule, habe ich im „Wachsfigurenkabinett“ ein Mitglied des Herrenensembles gesungen – das sind vier Herren, die quasi durch das komplette Stück begleiten. Dann kam gleich danach „Giulio Cesare in Egitto“, da habe ich den Tolomeo gesungen. Danach in der Theaterakademie bei „Jewgeni Onegin“ habe ich den Saretzki und den Hauptmann singen dürfen. Gleich danach – (lacht) Sie hören, es wird lang – haben wir die ersten drei Einakter von Hans Werner Henze zusammen mit dem Rundfunkorchester machen dürfen, unter der Leitung von Ulf Schirmer. Das wären einmal das „Wundertheater“, in dem ich den Gubernador gesungen habe, dann ein „Landarzt“, in dem ich den Vater singen durfte, und dann „Das Ende einer Welt“, in dem ich quasi als Solomitglied des Chores mitgewirkt habe. Im Jahr darauf ging „Cosi fan tutte“ in der Theaterakademie los, da habe ich den Don Alfonso singen dürfen. Danach kam „Gianni Schicchi“, da durfte ich die Titelpartie singen. Dann hatten wir glaube ich – nee. „La Boheme“ kam erst 2009. Was hatten wir 2008? Erinnerungslücke. Naja. Auf jeden Fall habe ich sehr viel zumindest in der Theaterakademie gemacht. Ich habe auch hie und da bei der Pasinger Fabrik auch noch mitsingen dürfen. Ja. Genau.

Dann haben Sie sich ja schon ein beachtliches Repertoire erarbeitet. Sie haben gerade erwähnt, dass Sie schon als Kind erste Bühnenerfahrungen gemacht haben. Wie sind Sie denn zum Singen gekommen?

Im zarten Alter von 8 Jahren hatte ich eine Grundschullehrerin, die bis heute noch das Staatsexamen für Musikpädagogik an der Hochschule für Musik und Theater abnimmt. Diese ist mit einem jetzt mittlerweile pensionierten Opernchorsänger der Staatsoper verheiratet. Sie hat mit uns sehr viel Musik gemacht, unter anderem musikalische Früherziehung, erste Schritte zum Notenlesen, und sie hat auch mit uns sehr viel gesungen. Da ich anscheinend schon im zarten Jugendalter eine Mords-Stimme hatte, hat diese Lehrerin dann eben auch meine Mutter damals so weit gebracht, dass ich für den Kinderchor der Staatsoper vorsingen sollte. Ich habe das auch getan. Nach dem Vorsingen, also eine Woche später, war ich dann auch in den aktuellen Proben mit dabei, habe dann quasi bis zu meinem 14. Lebensjahr, also bis zum Stimmbruch, dort im Kinderchor gesungen. Im Alter von 10 bin ich zum ersten Mal zu meinem Vater gegangen und habe gesagt: Papa, ich will Opernsänger werden. Dieses Ziel habe ich dann über die Schulzeit auch weiterverfolgt, indem ich dort im gemischten Chor und im Kammerchor mitgewirkt habe, habe dann auch mein Abitur im Leistungskurs Musik mit Gesang gemacht, wollte dann danach Gesang studieren, was dann auch geklappt hat, und – ja. Jetzt bin ich hier.

Dann sind Sie also ein echtes Münchner Kindl.

Fast. Also, geboren bin ich in München, aufgewachsen bin ich in München, aber so ganz Münchner Kindl bin ich nicht, weil meine Eltern beide aus Sizilien kommen, also bin ich eigentlich Italiener.

Ihre Beatbox-Einlagen bei „Viva la Mamma“ hier am Haus sind ja legendär. Was für Musik haben Sie als Kind gehört und hören Sie heute?

Ich muss dazu sagen: Heute höre ich, so gut es geht, alle möglichen Arten von Musik. Aber meine erste musikalische Erfahrung im zarten Alter von 5 Jahren war, da auch 1989 in Deutschland diese erste große Hip-Hop- und Rap-Welle aufkam, mit eben dieser Musik. Diese Erfahrung wurde dann zu einer Leidenschaft, die ich im wahrsten Sinne des Wortes bis heute mit mir führe, muss ich gestehen. Also, ich hatte zwar auch im Laufe der Zeit, mit der Arbeit in der Oper, mit der musikalischen Früherziehung, sehr früh Kontakt mit klassischer Musik, die ich logischerweise auch höre, als Interpret, und ich höre jetzt mittlerweile, weil sich das eben auch über meine gesamte Jugend verteilt hat, Sachen wie elektronische Musik, also House, einige Techno-Songs, einige Underground-Songs, oder auch im Rock-Bereich Hardrock, Heavy Metal, New Metal, Post New Metal, wie man das alles nennen mag. Je nach Stimmung höre ich dann auch die jeweilige Musik.

Haben Sie das absolute Gehör?

Ich habe absolut kein Gehör, muss ich gestehen. (Lacht). Also, ich kann mir durch das Gehör sehr viel merken, aber ich weiß nicht instinktiv, wo das “a” liegt, oder wenn ich einen Ton höre, kann ich niemals sagen, das ist jetzt dieser oder jener.

Welches Instrument spielen Sie?

Klavier. Lustigerweise, das darf man nicht unterschätzen, spiele ich auch Maultrommel. Aber mein Mund ist eigentlich mein Hauptinstrument.

Ist Maultrommel schwierig?

Man mag es kaum glauben, aber es ist wahnsinnig schwierig. Vor allem, wenn man die ganzen Rhythmus-Komponenten sowohl mit dem Mund- und Rachenraum als auch mit den Fingern kombinieren muss. Das ist dann manchmal eine Kunst für sich.

Und wo setzt man das ein?

Eigentlich mehr in der Folklore. In der klassischen Musik so gut wie nie. Vor allem in der sizilianischen Folklore. In der bayerischen Folklore manchmal, aber nicht so häufig wie bei uns.

Welche Opernaufnahmen hören Sie privat am liebsten?

Meine absolute Lieblings-Aufnahme ist die „Nabucco“-Aufnahme von 1978. Am Pult Riccardo Muti zusammen mit den Londoner Philharmonikern. Als Zaccaria Nikolai Ghiaurov und als Abigail Renata Scotto.

Sie sprechen Deutsch und Italienisch. Gibt es noch weitere Sprachen, die Sie sprechen und in denen Sie auch singen?

Singen … also … Englisch habe ich noch nicht gesungen, obwohl es zwar Repertoire gibt, aber – naja. Spanisch spreche ich auch noch, aber da ist das Repertoire richtig winzig. Also da habe ich noch nichts dafür gehabt.

Haben Sie musikalische oder szenische Vorbilder?

Sängerische Vorbilder sind Cesare Siepi, der wohl beste Don Giovanni aller Zeiten, dann Nikolai Ghiaurov. Im rossinischen Belcanto-Bereich, Michele Pertusi, dann Enzo D’Ara, Paolo Montarsolo. Ein paar Tenöre gehören lustigerweise auch dazu: Franco Corelli, natürlich der unsterbliche Pavarotti und teilweise, kommt natürlich auf das Fach an, teilweise auch Mario Del Monaco.

Und szenische Vorbilder?

Da auf jeden Fall Montarsolo und Enzo D’Ara, die wohl besten Komiker, die ich jemals auf der Bühne gesehen habe. – Das wär’s eigentlich.

Hatten Sie schon internationale Auftritte?

Leider noch nicht, aber ich hoffe, dass sich das bald ändert.

Gibt es Komplikationen, die sich aus dem besonderen Lebensrhythmus eines Opernsängers ergeben?

Naja. Also für mich persönlich ist eher die Komplikation – ich bin nämlich ein wahnsinnig schlechter Schläfer – dass ich sehr wenig schlafe und sehr spät, und wenn ich schlafe, dann schlafe ich wahnsinnig tief. Also, da kommt es manchmal vor, dass man wirklich auf den letzten Drücker aus dem Bett springt. Aber sonst – sonst ist einfach das Blöde, dass wenn man sowohl in der Früh als auch am Abend arbeitet, und man eigentlich, sagen wir mal, nur die frühe Nachmittags- bzw. die späte Mittagsphase als Puffer hat, in der man dann auch seine häuslichen Aufgaben erledigen muss und so weiter, das wird dann ein bisschen eng. Aber – naja.

Was tut Ihrer Stimme gut, und was verträgt sie überhaupt nicht?

Ha! Was ihr gut tut, das ist auf jeden Fall: Italienisches Fach singen. Also, das ist wie Balsam. Da muss man aber auch dazu sagen: Viele Mozart-Partien sind für meine Stimme auch absoluter Balsam, weil sie mir einfach sehr gut liegen. Was meine Stimme überhaupt nicht verträgt, ist oft modernes Fach, weil ich da einfach wirklich schwer reinkomme. Auch stimmtechnisch – bis zur Premiere muss ich dann auch ein bisschen zittern.

Ich meinte eigentlich eher externe Faktoren – also zum Beispiel Allergien oder Schlafen.

Ich bin sehr gesegnet momentan, vielleicht liegt das auch an meinem jugendlichen Alter (lacht). Ich hatte bis jetzt nur Probleme mit der Stimme, wenn ich extrem übermüdet war. Aber das kam wahnsinnig selten vor. In meinem früheren jugendlichen Leichtsinn bin ich auch schon mit Kater auf der Bühne gestanden, und meine Stimme hat funktioniert. Momentan kann ich da von Glück reden, dass mich eigentlich nichts angreift. Momentan…

In „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ hatten Sie eine Box-Szene, für die auch vorher trainiert wurde. Was tun Sie für Ihre Kondition, und wieviel Kondition brauchen Sie als Sänger?

Als Sänger braucht man wahnsinnig viel Kondition. Das liegt nicht nur daran, dass man des öfteren viel auf der Bühne singen muss, sondern, besonders heutzutage, wo das Darstellerische mehr im Vordergrund steht, muss man sich auch sehr viel bewegen auf der Bühne. Was ich jetzt momentan dafür tue: Ich trainiere brasilianisches Jiu-Jitsu, gehe auch noch boxen, habe auch meine Ernährung umgestellt und so weiter, einfach, um weniger Gewicht zu haben, flexibler zu sein, auch vom Körper her. Das ist das, was ich momentan tue.

Wie diszipliniert müssen Sie als Sänger leben?

(Lacht) Da fragen Sie einen sehr undisziplinierten Sänger. – Normalerweise sollte man als Sänger schon darauf achten, dass man genügend Schlaf bekommt, dass man früh genug aufsteht. Bei mir ist es des öfteren so: Wenn ich in der Früh Probe habe, muss ich mindestens drei Stunden vorher aufstehen, damit die Stimme wach wird, weil die nämlich wesentlich später wach wird als der Körper an sich. Da gehört es einfach dazu, dass man geregelt schläft. Ich denke mal, seine sieben Stunden sollte man mindestens haben. Man darf auch nicht die Essensgewohnheiten schleifen lassen. Man sollte auch mit Alkohol aufpassen. Als Raucher muss ich leider auch eingestehen: man sollte das Rauchen lassen, auch wenn es schwerfällt. Es sind einfach generell auch gesundheitliche Faktoren, die jeden Menschen betreffen, also würde ich jetzt nicht sagen, dass ein Sänger noch disziplinierter sein sollte als jeder andere Mensch auch, denn krank wird jeder. Die Frage ist nur: Was tut man dafür, dass man es eben nicht passiert, und ob man sich deswegen verrückt macht oder nicht.

Hat das Rauchen Einfluss auf Ihre Stimme, oder nur auf die Kondition?

Ja, gut, da muss man dazusagen: Es ist eine Typfrage. Es gibt einige Sänger, die können nicht mal passivrauchen, ohne dass sie es am nächsten Tag merken. Es gibt andere starke Raucher oder ehemalige starke Raucher, die am nächsten Tag wieder frisch und fröhlich auf der Bühne stehen und singen, als wäre nichts gewesen. Es gibt viele prominente Beispiele, die ich jetzt nicht nennen möchte, die teilweise auch Kettenraucher waren, und die auf der Bühne trotzdem ihre Leistung erbringen konnten. Caruso sagte zum Beispiel in der Hinsicht, als man ihn fragte, ob Rauchen der Stimme schadet: „Wissen Sie, das einzige, was der Stimme schadet, ist Singen.“ – Also, wie gesagt, es ist typabhängig.

Und Sie sind der Typ, dem es nicht schadet.

(Lacht) Ich hoffe es zumindest.

Dann kommen wir mal zur Neuproduktion, am 19. November, bzw. Ihre persönliche Premiere ist am 21. November. Das Stück ist DER MIKADO von Gilbert & Sullivan. Sie verkörpern den Pooh-Bah. Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?

Naja, erst mal muss man sich den Text durchlesen, logischerweise. Man muss wissen, in welchem Kontext man agieren muss. Danach kommt erst mal die musikalische Einstudierung. Bei mir ist es so: Ich bin einer, der alleine nicht so gut lernt im Gegensatz zu der Einstudierung mit dem Repetitor. Dementsprechend hatten wir einige Repetitionsstunden, ich habe mich dann eben mit meinem Repetitor musikalisch vorbereitet. Nach dem hatten wir musikalische Ensembleproben. Dann bereiten wir quasi den Dialog erst auf der Szene vor, und dann müssen wir die jeweiligen Dialogszenen noch mal zuhause wiederholen, und die werden dann auf die Bühne gestellt.

Waren Sie schon mal in Japan?

Leider nein.

Und wie bringen Sie sich dann für dieses Stück in Stimmung?

Naja, ich bin ein sehr geschichtsinteressierter und teilweise auch passionierter Mensch, und ich habe mir einen gewissen Hintergrund, was japanische Geschichte anbelangt, schon angelesen gehabt und versuche, mir die jeweiligen Traditionen dann auch „zu Gemüte zu führen“ und daraus eben das herauszunehmen, was in den jeweiligen szenischen Situationen dann auch angebracht ist.

Im MIKADO ist ja die Kritik an der damaligen britischen Gesellschaft im japanischen Gewand verpackt. Gibt es aktuelle Bezüge?

Ja, weil einige gesellschaftskritische Aspekte in einer gewissen Art und Weise auch zeitlos sind. Ich möchte nicht vorgreifen, aber wir hatten die Möglichkeit, auch eine eigene Textfassung für dieses Stück zu haben. Ich denke mal, diese wird die zeitlosen Bezüge, die in dem Originaltext auch drin sind, dann sicherlich auch wiederspiegeln.

Können Sie uns erklären, warum der MIKADO das erfolgreichste Stück von Gilbert & Sullivan ist?

(Lacht.) Eigentlich nicht so ganz. Aber ich vermute – weil wir eben eine ganz andere Textfassung haben, denke ich mal, dass ein Aspekt des Erfolgs sicherlich der Text gewesen sein muss. Ein anderer Aspekt wird sicherlich die leichte, also leicht nachzuvollziehende Musik sein. Es ist auf jeden Fall immer nicht nur szenisch sondern auch musikalisch daran gedacht worden, eine gewisse gute Laune zu verbreiten. Also ich denke mal, das Publikum hat sich von diesem Stück sehr anstecken lassen.

Ist der Humor dieses Stückes englisch oder sehr allgemeingültig?

Also, ich kann nur von unserer Textfassung sprechen. Ich denke, wir versuchen in dieser Textfassung, so eine Mischung zu kreieren, eine Mischung aus englischem, trockenem Humor und teilweise dann auch sehr „Festland-europäischem Humor“ zusammenzufügen.

Gibt es Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zu dem vorherigen Stück von Gilbert & Sullivan, das hier am Haus gespielt wurde, DIE PIRATEN VON PENZANCE ?

Also, ich würde sagen, der Unterschied ist die Qualität der Dialoge. Ich würde sagen, die Dialoge sind hier beim MIKADO dann doch ein kleiner Rezitativersatz. Sie versuchen die Handlung mehr voranzutreiben als damals bei den PIRATEN. Die Gemeinsamkeiten finden sich in einigen Figuren bzw. Figurenkonstellationen wieder, da möchte ich aber nichts vorwegnehmen. Es gibt logischerweise ein gewisses Strickmuster im Libretto, das sehr den PIRATEN ähnelt. Von der Qualität der Musik her gibt es meines Erachtens keinen Unterschied, außer dass es natürlich eine andere Färbung jetzt auch in Bezug auf das Sujet gibt. Man merkt schon, es ist von der Musik her Sullivan, und dementsprechend – wenn es Unterschiede gibt, dann sind sie sehr fein, würde ich sagen.

Wie hat der Regisseur Ihre Figur angelegt?

Ja, wie soll ich sagen, ich bin in diesem Stück ein Beamter. Der wohl höchste Beamte, den es gibt, und der versucht eben, seinen Beamtenstatus allem irgendwie – nicht aufzudrücken, aber der Beamtenstatus hat Vorrang vor allem. Selbst seine eigenen Gefühle, selbst sein eigenes Streben und seine eigenen Ausbrüche, die er, sagen wir mal, als Mensch hat, werden eben von allen seinen Ämtern bzw. von seiner Position und seinem Status einfach zurückgehalten. Also das macht ihn auch relativ steif, und – ja, er hat so gesehen schon Gefühle, aber man sieht sie nicht, bzw. er tut alles dafür, dass man diese Gefühle nicht sieht. Und er ist überhaupt nicht witzig.

Aber vielleicht gerade dadurch dann witzig?

Ja, hoffentlich!

G.K. Chesterton schrieb, dass die Figur des Pooh-Bah mehr als Satire sei, sondern die Wahrheit. Wie sehen Sie das?

Nun ja – es kommt darauf an, ob man Pooh-Bah jetzt mit den heutigen Beamten vergleichen möchte. Pooh-Bah ist meines Erachtens keiner, der auf seiner Kaffeepause, nach 15 Minuten Arbeit, bestehen würde. Er ist insofern eine Überspitzung der jeweiligen Ämter, die er innehat, und was es bedeutet, einen Ehrgeiz zu haben bzw. eine Zielstrebigkeit zur höchsten Ebene, die man überhaupt erreichen kann – nicht nur politisch bzw. in dem Fall in allen seinen Arbeitsbereichen, sondern auch wirklich in den Bereichen Wohlstand, Status, usw., also, alles was mit diesem Berufsleben einhergeht, dass er versucht, nicht nur alle Wirkungen, sondern auch Nebenwirkungen aufs Höchste zu heben. Ob man jetzt sagen kann, das ist die Wahrheit, besonders heutzutage, das sei dahingestellt. Ich habe nämlich auch einige Beamte getroffen, die sehr zufrieden sind mit dem, was sie machen, und nur hoffen, dass sie das ihr Leben lang einfach so weiter machen können. Das ist bei Pooh-Bah überhaupt nicht der Fall.

Haben Sie Lampenfieber, und wenn ja: was tun Sie dagegen?

Ich hatte mal Lampenfieber. Jetzt habe ich keines mehr.

Wie ist es abhanden gekommen?

Also, wenn man bedenkt – das erste Mal auf der Bühne stand ich mit acht Jahren. Von diesem Tag an bin ich in regelmäßigen Abständen sehr oft auf der Bühne gestanden. Das ist leider eine Sache, die ich bedaure: Jedesmal, wenn man wieder und wieder und wieder auf die Bühne geht, da geht einem dann eben diese Nervosität verloren, weil man sich denkt: “Ach, heute ist mal wieder ein Arbeitstag, Routine, ich stempele meine Karte ab, und dann ist auch gut. Ich liefere meine Leistung ab, und wenn mich die Leute nicht mit spitzen Gegenständen beschmeißen, war alles wunderbar.” Demnach – man geht da raus und tut seine Arbeit, und das, wenn es geht, indem man sein Bestes gibt. Man ist sich dann auch immer bewußt: Man hat alles geprobt, man hat es drauf. Man will seinen Job machen. Man versucht natürlich immer und immer wieder, den größten Spaß dabei zu haben. Aber so richtig nervös, oder dass man denkt, etwas könnte in die Hose gehen – ich persönlich denke gar nicht mehr so.

Was ist das Beste an Ihrem Beruf, und was ist das Nervigste?

Das Beste an meinem Beruf? Gute Frage. Eigentlich ist mein Beruf das Beste. Ich kann mir einfach ein Leben ohne diesen Beruf nicht vorstellen. Es geht nicht. Auch als Kind, nachdem ich eben gesagt habe, ich möchte Opernsänger werden, konnte ich mir nichts anderes vorstellen, weil ich mir dachte: Ich könnte alles andere nicht als Beruf ergreifen. Das liegt nicht in meiner Natur. Und dementsprechend, wenn man die Probenarbeiten dann bewältigt hat, wenn man sein Werk begutachten kann, wenn man auf die Bühne gehen kann, und dann auch im besten Falle dem Publikum da unten – oder da oben, kommt auf die Karte an – einen schönen Abend beschert, weil sie einfach froh darüber waren, einen gehört und gesehen zu haben, ist es einfach das Schönste, was man dann erleben kann. Deshalb will man dann auch auf die Bühne. Weil man sich auch selber in einer gewissen Art und Weise erhebt, weil man dann auch wirklich so etwas leisten durfte. – Das Nervige daran ist, dass leider viele nicht zu schätzen wissen, was wir auf der Bühne machen. Der Solist ist meines Erachtens im Laufe der Zeit zu einem Berufsstand am Theater geworden, der immer und immer mehr an Bedeutung verloren hat, und ich hoffe, dass sich das irgendwann einmal ändert.

Haben Sie noch eine Wunschpartie?

Oh ja. König Philipp II von Spanien.

Da haben wir ja schon mal einen Ausschnitt daraus gehört, oder? In dem Programm „Von Amore bis Eros“. Spielen Sie das noch weiterhin, dieses Programm?

Wir – Daniel Fiolka, Robert Sellier, Liviu Petcu und ich – wir sind drauf und dran, dieses Programm auch irgendwo anders hin zu verkaufen. Wir wollen dieses Programm auf jeden Fall am Leben erhalten. Wir wissen nur noch nicht, wie und wann.

Dann herzlichen Dank für das Gespräch und Toi-Toi-Toi für die Premiere von MIKADO!

Ja, hoffen wir das Beste! Danke!

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Kurzinterview mit Stefan Sevenich

Der Mikado
Herr Sevenich, vielen Dank, dass Sie uns für den Blog „Nacht-Gedanken“ ein Kurzinterview geben zur Neuinszenierung DER MIKADO. Waren Sie schon mal in Japan?

Nein. Leider noch nicht.

Im Mikado ist ja Kritik an der damaligen britischen Gesellschaft im japanischen Gewand verpackt. Sehen Sie da aktuelle Bezüge?

Absolut. Ich denke, dass sich die Gesellschaft nicht verändert hat, weder die britische noch die europäische insgesamt. Ich glaube, die gleichen Kritikpunkte bleiben auch nach hundert Jahren nach wie vor aktuell.

Können Sie uns erklären, warum der MIKADO das erfolgreichste Stück von Gilbert & Sullivan ist?

Weil es gerade so tagespolitisch aktuell ist. Es werden Vorgehensweisen einer Regierung und die der Menschen unter dieser Regierung vor Augen geführt, die wir aus unserem täglichen Leben kennen. Dieses allzu bekannte, menschliche Verhalten unter Druck, in Krisensituationen, das macht diese Aktualität auch nach hundert Jahren noch aus.

Ist der Humor britisch oder allgemeingültig?

Der ist typisch britisch, aber da sich das mittlerweile ja auch als Spielfarbe oder-Art in der Welt durchgesetzt hat, dieser trockene Humor, Slapstick, Screwball-Komödien, dieses schnell Gespielte, dieses trocken Kommentierte. Das ist uns, glaube ich, mittlerweile in allen westlichen Ländern eigen. Und deswegen können wir das auch sehr gut verstehen. Nein, ich finde es nicht mehr speziell „britisch“.

Was sind die Gemeinsamkeiten bzw. die Unterschiede zu dem anderen Gilbert & Sullivan-Stück, das hier am Haus zuletzt gespielt wurde, die PIRATEN VON PENZANCE?

Da ist einmal die reine Anlage der Musik. DIE PIRATEN VON PENZANCE sind wesentlich opernhafter, die Nummern sind wesentlich weit-ausladender, die ganze Art des Singens erfordert viel mehr den „Profi“. MIKADO sind kurze Nummern, erfrischende Nummern, viele Couplets. Das kann auch mal mit Nicht-Sängern oder mit nicht-professionellen Sängern besetzt werden. Also, es ist eher in Richtung „musikalisches Schauspiel“ bearbeitet.

Ist es eine traditionelle Inszenierung?

O je. (Lacht) Ja. Und Nein. Weil: Wir bedienen diesen schnellen Dialog, wir bedienen diese schnellen Screwball-Slapstick-Sachen, etwas überzeichnete Figuren, keinerlei psychologische Zeichnungen. Ja, das ist sehr traditionell im Stil – also, es ist keine – es ist schon – naja, konventionell wäre jetzt ein Schimpfwort, aber -. Nein, es ist eine gute Inszenierung. Punkt.

Wie hat der Regisseur Ihre Rolle angelegt? Ist sie so steif und hochherrschaftlich und zeremoniell, wie man meinen könnte, wenn man das Libretto liest?

Ja. (Lacht) Das Problem ist ja immer wieder der Rollenträger, in dem Falle ich, und ich glaube, ich kann nicht zeremoniell wirken. Ich zerstöre allein durch den Umfang meines Bauches jegliches Zeremoniell, und wenn der mal in Bewegung kommt – also, wir haben auch Tanzelemente – dann sieht das halt eben, glaube ich, nicht mehr so hochzeremoniell aus. Es ist eine herrlich schräge Nummer. Ich liebe die Figur des Mikado sehr, er ist eine ganz schräge Type, mit seinem Hang zum Sadismus und dieser Besessenheit von Todesurteilen..

Sie haben es ja gerade schon angesprochen: Der Mikado verbietet das Flirten bei Todesstrafe, solange die Herrschaften nicht verheiratet sind. Seine Melodien erinnern aber eher an einen Musical-Hall-Entertainer. Wie geht das zusammen?

Das ist reine Ironie. Wenn es ironische Musik gibt, dann findet die dort statt. Das grausame Vorgehen des Mikados mit „netter“ Musik zu unterlegen. Es geht ihm ja auch nicht um dieses Verbot, es geht ihm einfach um die Todesstrafen-Quote. Der liebt das ja, der möchte ja die Quote steigern. Es geht hier ja nicht ums Flirten. Wie gesagt, er ist so besessen davon, Tote zu produzieren und dabei zuzuschauen, wie sie umgebracht werden, deswegen ist diese Musik halt eben konträr, und das ergibt die Komik und die Ironie dieser Partie.

Ja, dann: Danke für dieses Gespräch und Toi-toi-toi für die Premiere!

Ja! Schön! (Bei toi, toi, toi -Wünschen darf man sich aus altem Bühnenaberglauben nicht bedanken!)

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Die Piraten von Penzance, 23.07.2011, Gärtnerplatztheater

Wenn ich richtig mitgezählt habe, war das die 25. Vorstellung dieser Inszenierung, die ich besucht habe. Und ich habe keine Minute bereut.

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Das auffälligste an dem Gesamtkunstwerk “Die Piraten von Penzance” ist die unglaublich positive Energie, die davon ausgegangen ist. Ob es nun an den Melodien, dem Ensemble, der Regie, der Bühne, den Kostümen, dem Licht lag? Vermutlich an allem zusammen. Das schönste Theater Münchens bot aber auch ideale Bedingungen für eine gelungene Inszenierung: gute Sänger, das waren an diesem Abend Stefan Sevenich, der dem Piratenkönig noch ein Hauch mehr komische Durchschlagskraft verlieh als sonst, Heike Susanne Daum, die die Mabel resolut spielte und fein sang und Robert Sellier, dessen Frederic einfach unglaublich schön gesungen und unglaublich komisch gespielt war. Den drein ein nichts nach standen Sebastian Campione als Samuel, Gunter Sonneson als Generalmajor,  Martin Hausberg als Sergeant und Frances Lucey, Carolin Neukamm und Ulrike Dostal als die Leading Ladies der Töchterschar, nur Susanne Heyng war mir persönlich etwas zu sehr zurückhaltend.

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Ihnen allen ist eines gemein: ein unglaublich komisches Talent, dass auch der wunderbare, zwitschernde Damenchor und der Piraten und Bobbies hervorragend repräsentierende Herrenchor besitzt. Ohne dieses Talent, ohne die wirklich gute Übersetzung und ohne ein Orchester, das den feinen, britisch-ironischen Ton von Arthur Sullivan so gut trifft, wäre das Stück sicher nicht so ein Erfolg geworden.

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Ich bin sehr gespannt, ob die Neuinszenierung von “Der Mikado” in der nächsten Spielzeit wieder diese Leichtigkeit, diesen Witz und diese ironische Überzeichnung schafft, die das Münchner Publikum so ins Herz geschlossen hat. Das wäre ja dann zumindest ein Trostpflaster. So bleibt mir nur zu sagen: ByeBye Piraten, Bobbies, Mädchen, Generalmajor und Ruth (sind die beiden nicht ein allerliebstes Paar?), Sergeant und Edith, Samuel und Kate, Frederic und Mabel, Piratenkönig! Ich hab Euch in mein Herz geschlossen.

 

alle Bilder © Lioba Schöneck

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Die Piraten von Penzance, 29.05.2011, Gärtnerplatztheater

18 lange Monate musste ich auf die Rückkehr meines absoluten Lieblingsstück warten. Viel zu lange!

Hach, diese Melodien, diese Dialoge, diese Sänger, dieser Chor, dieses Orchester, diese Energie und diese gute Laune, die dieses Stück versprüht. erst als ich es wieder auf der Bühne gesehen habe, merkte ich, wie sehr ich es vermisst habe. Die Aufnahme der Premiere aus dem Radio hilft zwar über die piratenlose Zeit hinweg, ist aber kein adäquater Ersatz.

Ich bin ja normalerweise kein Freund der bespielten Ouvertüre, aber der Blick auf die Piraten bei ihrem Gentleman-Zeitvertreib zwischen zwei Raubzügen ist einfach zu köstlich. Und dieser heiter-ironische Blick inklusive exzellenter Choreografie von Fiona Copley zieht sich durch das ganze Stück und macht es zu einem einzigen Vergnügen.

Musikalisch war an diesem Abend alles von Feinsten: Jörn Andresen leitete das Orchester souverän und mit dem gewissen britischen Touch, den dieses Stück braucht. Gunter Sonneson ist zwar kaum zu erkennen als Generalmajor Stanley, lässt aber mit präziser Komik und einem Affentempo in seiner Arie keinen Zweifel daran, dass ihm die Rolle auf den Leib geschrieben ist. Frances Lucey und Neuzugang Carolin Neukamm führen die Töchterschar souverän und herzallerliebst an. Ein besonderes Highlight ist immer Ulrike Dostals Meerjungfrau, diese Szene muss man einfach gesehen haben.

Der Herrenchor, ob Piraten, an der Spitze Gregor Dalal als Samuel, oder Bobbies, die durch Martin Hausberg hervorragend angeführt wurden, besticht wie schon so oft durch enorme Spielfreude und präzisem Gesang, ob es sich nun um Branntwein oder Poesie handelt.

Holger Ohlmann singt und spielt den Piratenkönig, wie es kaum besser geht. Er darf zwar nicht an einem Seil über den Orchestergraben schwingen und auch den Säbel holt er nur selten hervor, aber er macht das Beste aus seiner Rolle. Seine Gesten sind auf den Punkt und es macht Spaß, ihm zuzuhören.

Rita Kapfhammer als Ruth mit dem perfekten th ist einfach eine Schau, sie muss man gesehen haben. Sicher nicht zu Unrecht bejubelt wurde das Liebespaar des Abends, Robert Sellier als naiv-pflichtbewusster Piratenlehrling Frederic und Thérèse Wincent als tatkräftige Mabel, die bereit ist, 63 Jahre auf ihn zu warten. Aber natürlich bekommt sie ihn früher, dass ist schließlich eine Operette 😉

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Zum Abschied dieser Inszenierung aus der laufenden Spielzeit drehten alle nochmal richtig auf. Neben der Premiere war dies die beste Vorstellung, die ich gesehen habe. Dementsprechend jubelte auch das ziemlich ausverkaufte Haus fast wie damals.

Angefangen bei Jörn Hinnerk Andresen, der die Akteure auf der Bühne mit seinem Orchester wunderbar unterstützte, über einen diesmal komplett in Ohnmacht fallenden Damenchor, einem gesangs-, tanz- und spielstarken Herrenchor, bis hin zu so wunderbaren Solisten wie Thérèse Wincent, Gregor Dalal, Gunter Sonneson und Holger Ohlmann war einfach alles perfekt.

Danke für diese und vierzehn andere wunderbare Vorstellungen!

Die Piraten von Penzance

Sonntag, 29. November 2009
15:00 – 17:20 Uhr

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Am Sonntag um 17.30 Uhr gründe ich eine Selbsthilfegruppe. Wie überstehe ich den Rest der Spielzeit ohne Piraten? Sogar meine sonst überkritische Mutter (insbesondere bei Dingen, die mir gefallen), war begeistert von der heutigen Vorstellung, ebenso wie der Rest des ziemlich ausverkauften Hauses.

Es war heute aber auch mal wieder vom Feinsten: die wunderbaren Solisten, unter anderen Thérèse Wincent, die es schafft neben vortrefflichem Gesang auch noch eine natürliche Komik zu präsentieren, Rita Kapfhammer, die für mich die ideale Ruth ist, Sebastian Campione, der heute zum wiederholten Male Gesang und Handlung in perfekter Übereinstimmung darbot und Holger Ohlmann, wie immer ein überzeugender Piratenkönig. Der exzellente Chor, der dem Ganzen erst den richtigen Drive mit seiner Spielfreude gibt und ein glänzend aufspielendes Orchester unter Andreas Kowalewitz.

Danke an alle!

Die Piraten von Penzance

Donnerstag, 26. November 2009
19:30 – 21:50 Uhr

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Ist es nicht phänomenal, dass ich auch beim 13. Mal ansehen noch etwas Neues entdecke? Den Gesichtsausdruck der Mädchen, wenn Mabel anfängt zu singen, habe ich noch nie vorher bemerkt.

Und es gibt tatsächlich auch noch andere, die schon eine zweistellige Anzahl an Vorstellungen gesehen haben. Und alle sagen das Gleiche: man kommt heraus und hat gute Laune. Und das ist in meinen Augen genauso viel wert und möglicherweise schwieriger zu Erreichen wie das Hervorrufen von Emotionen bei einer ernsten Oper.

Danke an alle Beteiligten für einen heiteren, ausgelassenen, einfach schönen Abend!

Die Piraten von Penzance

Mittwoch, 4. November 2009
19:30 – 21:50 Uhr

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Ich kann es gar nicht oft genug sagen: ich liebe diese Musik und diese Inszenierung! Bis auf das Tempo, das mir gestern wieder etwas zu schnell war, war es perfekt. Obwohl ich jetzt das Dutzend voll gemacht habe, kann ich mich noch genauso amüsieren wie bei der Premiere. Ich musste mir sogar ein paar Lachtränen abwischen, bei “Der Hölle Rache kocht in meinem Herz” könnte ich mich jedes Mal wegschmeißen.

Heike Susanne Daum ist so ein Prachtweib als Mabel, da kann Frederic gar nicht anders, als ihr zu Füßen liegen 😉 Über Gregor Dalals komödiantisches Talent staune ich jedes Mal wieder und Susanne Heyng und Dirk Lohr konnten insbesondere in den Dialogen und der szenischen Umsetzung ihre Stärken ausspielen. Martin Hausberg führte den Chor der Bobbys souverän und witzig, die Mädchen zwitscherten allerliebst und die Piraten unter ihrem König Holger Ohlmann zauberten ein Lächeln in die Augen und Herzen der Zuschauer.

Ich habe das Gefühl, dass die Produktion nicht nur den Zuschauern Spaß macht, sondern auch den Protagonisten auf der Bühne, die Spielfreude aller Beteiligten lässt es jedenfalls vermuten.

Danke für einen tollen Abend!

Die Piraten von Penzance

Samstag, 31. Oktober 2009
19:00 – 21:20 Uhr

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