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Death in Venice, 21.12.2009, Gärtnerplatztheater

So sehr ich diese Inszenierung und das Stück mag, an diesem Abend war ich überfordert. Ich komme ja im allgemeinen gerne meiner staatsbürgerlichen Pflicht als Schöffin nach, aber fast sechs Stunden ständiger Konzentration in einem unterkühlten Gerichtssaal haben ihren Tribut gefordert. Aber auch hier konnte ich bei mir wieder beobachten, dass es mir nach der Pause leichter gefallen ist, dran zu bleiben.

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Death in Venice, 19.12.2009, Gärtnerplatztheater

Nachdem ich in in der letzten Spielzeit die einzige Karte, die ich im Parkett ergattern konnte, wegen Krankheit verkaufen musste, hatte ich diesmal mehr Glück und konnte mir gleich mehrfach einen Platz “ganz nah dran” sichern. Es hat beides seinen Reiz, wobei ich fast glaube, dass ich es aus der luftigen Höhe des dritten Ranges schöner fand.

Auch hier hatte ich wieder das Konzentrationsproblem vor der Pause, aber an Müdigkeit kann es wirklich nicht gelegen haben, da es ja ein Samstag Abend war. Nur an was liegt es dann? Ich kann mich nicht erinnern, in der letzten Spielzeit damit Schwierigkeiten gehabt zu haben. Hat sich meine Rezeption wirklich so stark verändert oder ist es eine gewisse Sättigung? Ich verstehe es nicht, denn ich bin immer noch hingerissen von dem Stück und würde mir immer wieder eine Karte kaufen. Interessant war es, in der Rolle des Apollo mal jemand anderes zu erleben, nämlich Matthias Lucht, der ebenfalls sehr gut war.

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Oper, fordernd

Diese Oper stellt Ansprüche. Nicht nur an die Mitwirkenden, sondern auch ans Publikum. Ich merke, dass es mir in der ersten Hälfte etwas an Konzentration mangelt und komme nicht wirklich hinein in das Stück. Erst nach der Pause kann ich wirklich gut folgen, warum, weiß ich auch nicht genau, schließlich ist der Abend ja schon weiter fortgeschritten und ich müsste eigentlich müder sein. Nach wie vor finde ich die Szenen in der Kirche und im Reisebüro am schönsten, wobei mir auch das “Tadzio-Motiv” mittlerweile sehr gut gefällt. Genial natürlich wie immer Hans-Jürgen Schöpflin und Gary Martin in seiner Sieben-Fach-Rolle. Aber auch alle anderen Solisten, Chorsolisten, Tänzer und das Orchester unter David Stahl lassen den Abend trotz meiner Schwierigkeiten zu einem großen Erlebnis werden.

Death in Venice (Tod in Venedig)

Dienstag, 15. Dezember 2009
19:30 – 22:30 Uhr

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Oper, literarisch

Auch beim dritten mal Ansehen hat dieses Stück nichts von seinem Zauber verloren, für mich wenigstens, manche Leute scheinen dafür unempfänglich zu sein und gleichen es mit enthusiastischem Klatschen, möglichst eine Sekunde vor allen anderen, aus. Ich bin für Prangerstrafen für Frühklatscher.

Auch heute wieder, der Vorhang war noch nicht ganz unten, schon gings los. Ich trauere immer noch diesem magischen Moment in der Premiere nach, 20 Sekunden absolute Stille und Finsternis, erst damit war das Stück zu Ende. Denn auch Stille kann zu einem Stück gehören. Ein interessanter Artikel zu diesem Thema war diese Woche im TimeOut, dem Londoner Stadtmagazin (via Carl, dem Opernhühnchen 😉 ). Er bezieht sich zwar ausdrücklich nur auf Konzerte, aber für die Oper gilt das genauso.

Heute war es trotzdem wieder sehr, sehr schön. Ich habe zwar nicht das Bedürfnis zu weinen, wenn Aschenbach stirbt, aber dennoch berührt mich diese Szene sehr. Hans Jürgen Schöpflin als Hauptfigur war heute wieder excellent, Gary Martin in der Siebenfachrolle des  Todesboten immer überzeugend, sängerisch wie szenisch. Yosemeh Adjei als die Stimme des Apoll ist ein absoluter Glücksfall für die Produktion. Die Szene im Reisebüro mit Holger Ohlmann hat mir heute mal wieder sehr gut gefallen, und auch alle anderen Solisten, Chor-Solisten, der Chor, die Tänzer und das Orchester haben eine tolle Leistung gebracht.

Danke an alle Beteiligten!

Da fällt mir ein, ich habe meine Gedanken zur Premiere noch ein wenig erweitert und bei Tamino eingestellt. Kommentiert hat es zwar noch keiner, aber gelesen wurde der Post schon mehr als 250 mal.

Death in Venice (Tod in Venedig)

Sonntag, 19. Juli 2009
19:00 – 22:00 Uhr

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Operette, Spaß galore

Sie wird mir fehlen, meine derzeitige Lieblingsoperette. Erst in 72 Tagen wieder 🙁 Bis dahin werde ich mich mit dem anhören der Aufnahme und den Bildern in meinem Kopf begnügen müssen. Diese Website kann ich auch noch ausführlich durchstöbern, vielleicht hilft mir das auch über die piratenlose Zeit hinweg.

Heute war die letzte Vorstellung dieser Spielzeit mit dem wie immer wunderbaren Stefan Sevenich als Piratenkönig. Heike Susanne Daum, Gregor Dalal, Susanne Heyng und Christian Hübner waren in ihren Rollen darstellerisch und sängerisch sehr ansprechend, genauso wie der Chor, der hier wirklich großen Anteil am Erfolg hat. Das Orchester unter Anthony Bramall ist ein wirkliches Erlebnis. Ich habe mir gestern erst eine englische Einspielung angehört und sie gefällt mir bei weitem nicht so gut, übrigens auch von den Sängern her.

Am Ende großer Jubel im fast ausverkauften Haus, anscheinend hat es sich herumgesprochen, wie fantastisch Musik und Inszenierung sind.

Danke an alle Beteiligten!

Die Piraten von Penzance

Mittwoch, 15. Juli 2009
19:30 – 21:50 Uhr

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Oper, anders gesehen

Heute gab es die zweite Vorstellung von Death in Venice am Theater meines Vertrauens. Nachdem ich bei der Premiere die Einführung versäumt hatte, war das heute natürlich Pflichtprogramm. Frau Westerbeck macht das sehr gut, nicht zu ausführlich, aber sie geht auf alle wesentlichen Aspekte ausreichend ein.

Der Platz heute war eher dazu geeignet in den Orchestergraben zu schauen als auf die Bühne. Zwar befindet sich der Raum, in dem sich Aschenbach zurückzieht rechts, aber es spielt sich doch sehr viel links von der Mitte ab, so dass ich teilweise eher einen Hörerplatz hatte. Schade war es um die Tanzszenen, die sind mir fast völlig abgegangen. Dafür konnte ich mich bei anderen Szenen wie zum Beispiel der im Reisebüro ganz auf die Stimmen konzentrieren, das hat auch was.

Ein paar neue Details habe ich natürlich auch entdeckt: das gelbe Zeugs am Rande der Bühne nach der Spiele-Szene ist tatsächlich Sand und kein Lichteffekt. Nicht nur die Erdbeerverkäuferin verfällt im Laufe des Stückes, sondern auch die Familie von Tadzio und einige aus dem Chor. So setzt sich der Zersetzungsprozess nicht nur im Bühnenbild, sondern auch in den Kostümen fort.

Was sich mir nicht erschlossen hat, ist die Pietà-artige Szenerie im zweiten Akt. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Insgesamt wäre ich heute noch gerne etwas länger ergriffen gewesen, bevor der Applaus einsetzt. Es wurde zwar der letzte Ton abgewartet, aber irgendwie hat Mucksmäuschenstille in einem total dunklen Haus auch was für sich.

Am Ende großer, berechtigter Jubel für Hans-Jürgen Schöpflin, Gary Martin, Holger Ohlmann, Yosemeh Adjei, Florian Simson, Daniel Fiolka, Robert Sellier, Sibylla Duffe, Frances Lucey, die Chor-Solisten, dem Chor, dem Extraballett, den beiden Tänzern von der Heinz-Bosl-Stiftung und dem Orchester unter David Stahl.

Weitere Kritiken finden sich hier und hier.

Death in Venice (Tod in Venedig)

Dienstag, 23. Juni 2009
19:30 – 22:00 Uhr

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Oper, überraschend, Nachtrag

Manchmal sollte ich vielleicht schon noch mal gründlich nachdenken, bevor ich einen Beitrag absende.

Jedenfalls ist mir heute morgen ein kompletter Bereich völlig durch die Lappen gegangen, der mir sehr, sehr gut gefallen hat: das Ballett. Und das mir als eingefleischtem Tanz-Muffel! Der klassische Tanz ist wunderbar, natürlich und so zwingend passend. Vielleicht sollte ich mich doch mal an ein Stück wagen.

Mittlerweile sind die ersten Kritiken online. Sehr gut, auch die gedruckte in der tz, wie es nach diesem Abend nicht anders zu erwarten war.

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Oper, überraschend

Ich gestehe, so schlecht vorbereitet wie gestern war ich noch nie. Ich war zwar bei der Einführung, aber ich konnte mich im Vorfeld weder dazu durchringen, die CD ganz anzuhören, den Film zu sehen noch die Novelle zu lesen. Es hat mich einfach nicht gepackt.

Und dam kam die gestrige Premiere von “Death in Venice”. Vom Beginn, wenn es sekundenlang stockfinster ist, bis der letzte Ton verklungen ist und mich wieder die gleiche Schwärze umfing, hielt ich den Atem an. Und mit mir das ganze Theater.

Der Vorhang öffnet sich und man blickt auf die Zelle Aschenbachs, ein Stuhl, eine Lampe, grün bespannte Wände. Meine erste Assoziation war ein Fahrstuhl, im Verlauf des Stückes wurde sie auch mal dazu. Später fahren dann die Wände hoch und man sieht die Zelle vergrößert als Nordfriedhof, als Hotellobby, als Piazza. Das Bühnenbild verändert sich nur durch Hinzufügen einzelner Bestandteile wie Stühle oder Türen und später durch die Öffnung nach hinten und auf den Seiten. Aber genau wie die Solisten, die mehrere Rollen verkörpern, spielt das Bühnenbild mehrere Rollen in geringer Abwandlung und das sehr eindringlich und glaubhaft. Genial fand ich den Einfall, Koffer die Grabsteine symbolisieren zu lassen, die letzte Reise der Toten. Und jetzt erschließt sich mir auch das Aubergine aus der Einführung. Es erinnert mich irgendwie an eine Video-Installation in der Tate Modern, bei der ein Teller Obst im Zeitraffer vergammelte. Die Kostüme sind durchweg passend und bestimmen im Grunde genommen als Einziges die Zeit, in der die Handlung spielt, wohl etwas später als die Entstehungszeit.

Dieses Stück lebt davon, live gespielt zu werden. Was da aus dem Orchestergraben tönt, ist eine Höchstleistung und David Stahl zaubert sie hervor. Auch der Chor ist mal wieder unglaublich gut, ich habe so ziemlich jedes Wort verstanden, es wurde überhaupt sehr textverständlich gesungen. Die Solisten und Chor-Solisten waren großartig, allen voran Hans-Jürgen Schöpflin, der die Wahnsinns-Rolle des Gustav von Aschenbach bis ins letzte Detail präzise singt und lebt.

Bereits zur Pause Bravo-Rufe, am Ende dann sehr, sehr langer Applaus, zumindest im dritten Rang Standing Ovation (und hier waren sie endlich mal mehr als berechtigt), diese Inszenierung hat das Publikum überzeugt. Und der Staatsintendant Herr Dr. Peters hat recht, wenn er empfiehlt, das Stück mehrmals aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten, denn es gibt noch sehr viel zu entdecken.

Und wieder einmal kann ich mich nur bedanken. Dafür, dass mir ein bisher unbekanntes und eigentlich ungeliebtes Stück erschlossen wurde, für die viele Arbeit, die dahinter steht, um uns Zuschauern einen unvergesslichen Abend zu bereiten. Denn das war er.

Bravo!

Death in Venice (Tod in Venedig)

Dienstag, 23. Juni 2009
19:30 – 22:00 Uhr

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Oper, eingeführt

Heute vormittag war die Einführung für die letzte Premiere dieser Spielzeit, wenn man vom Schulprojekt “Arche Noah” mal absieht. Ich war ja etwas skeptisch, mit der Aufnahme, die ich mir zur Vorbereitung gekauft hatte, kann ich nicht wirklich etwas anfangen.

Aber es ist halt doch was ganz anderes, wenn die Stücke live präsentiert werden. Die Dramaturgin Sonja Westerbeck führte in das Werk ein und Chefdirigent David Stahl ergänzte seine Sicht auf die Oper. Danach präsentierte Hans Jürgen Schöpflin, der den Schriftsteller Aschenbach singen wird, den inneren Monolog während der Überfahrt mit der Gondel und das hat mir schon sehr gut gefallen, genauso wie die Szene beim Friseur mit Gary Martin und die Szene im Reisebüro mit Holger Ohlmann. Das Englisch der letzten beiden ist akzentfrei und sehr gut verständlich, aber das ist ja auch nicht weiter verwunderlich. Ich bin gespannt, wie der Gesamteindruck ist, ich hoffe doch sehr, dass ich nicht auf die Übertitel angewiesen bin.

Ebenfalls interessante Beiträge kamen von Immo Karaman, Fabian Posca und besonders Kaspar Zwimpfer, wobei sich mir doch nicht ganz erschlossen hat, warum Venedig auberginefarben ist. Aber das lerne ich bestimmt noch.

Zum Schluss gab es noch einige musikalische Motive, erläutert von David Stahl, dargeboten von dem wie immer excellenten Andreas Puhani. Es gab auch Bilder des Bühnenbilds und der Kostümentwürfe zu sehen, so dass ich mir einen sehr guten ersten Eindruck verschaffen konnte. Insgesamt eine hochinteressante Veranstaltung, die trotz des schönen Wetters sehr gut besucht war. Ich bin schon sehr gespannt auf die Premiere.

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Lesestoff Belletristik 2009/15 – Jane Austen: Mansfield Park

Gebunden: 583 Seiten
Verlag: Crw Publishing; Auflage: New edition (1. Februar 2004)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 0760755132
ISBN-13: 978-1904633297
Größe: 14,8 x 10 x 3 cm

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Kurzbeschreibung (von amazon)

‘Mansfield Park’ is one of Austen’s more sophisticated novels – together with the gently satirical depiction of polite society it exposes the ills of class prejudice, and before achieving the requisite happy ending, the people of Mansfield Park must cope with adultery, betrayal and social ruin.

Über die Autorin

Link zur Wikipedia

Meine Meinung:

Obwohl diese Erzählung bald 200 Jahre auf dem Buckel hat, sind viele Aspekte so zeitlos, dass sie auch heute noch aktuell und gültig sind. Liebe kann man nicht erzwingen, ist einer davon, aber man findet sie oft an unerwarteter Stelle, ein anderer.

Gleichzeitig ist der Roman aber auch ein Spiegel der Zeit, in der er spielt, ein durchaus kritischer. Natürlich befremdet es uns heute, wenn Sir Thomas eine eigene Meinung in einem jungen Mädchen anstößig findet oder Fanny nur Unverständnis entgegengebracht wird, weil sie einen gutsituierten jungen Mann nicht heiraten will, nur weil sie ihn nicht liebt und ihn charakterlos findet. Wenn wir uns aber in Austens Zeit zurückversetzen, ist das schon fast revolutionär. Auch wenn Fanny manchmal etwas zögerlich und scheu erscheint, sie steht fest zu ihren Prinzipien.

Dabei beschreibt Jane Austen alle Charakter bis ins kleinste Detail und verleiht ihnen eine Lebendigkeit, die das Lesen zu einem großen Vergnügen machen. Hin und wieder zeigt sie uns ihre Schwächen mit einem Augenzwinkern und einem Schuss Ironie, ohne sie dabei ins Lächerliche zu ziehen.

Geschrieben in einem leichtverständlichen Englisch ist die Geschichte ein kurzweiliger Lesegenuss.

Mein Fazit:

Jane Austen hat auch mit diesem Roman bewiesen, dass sie eine wahre Meisterin ihres Faches ist.

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