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Premiere Peter Grimes, 21.10.2014, Gärtnerplatztheater (im Prinzregententheater)

[singlepic id=1993 w=320 h=240 float=left]Nach einer äußert eindrucksvollen Spielzeit 2013/14 setzt das Staatstheater am Gärtnerplatz seine Erfolgsserie mit einer herausragenden Produktion von Benjamin Brittens Peter Grimes fort.

Es herrscht eine düstere und bedrückende Atmosphäre in einem  kleinen Fischerdorf an der Ostküste Englands. Der Fischer Peter Grimes, ein Außenseiter in der Dorfgemeinschaft, muss sich einer gerichtlichen Untersuchung stellen, weil sein Lehrling auf hoher See verstorben ist. Es wird zwar auf Unfalltod entschieden, aber in den Augen der Dorfbewohner bleibt ein Makel. Es wird ihm nahegelegt, keinen Jungen mehr als Lehrling zu nehmen oder endlich zu heiraten.

Grimes möchte aber Ellen Orford, die verwitwete Lehrerin des Ortes, erst heiraten, wenn er ihr etwas zu bieten hat. Er glaubt dann, die bösen Zungen am Ort zum Schweigen bringen zu können. Er bekommt durch die Vermittlung des Apothekers am Ort und mit Hilfe Ellens einen neuen Lehrling. Als diese blaue Flecken am Körper des Jungen entdeckt, verliert sie alle Hoffnung auf einen Neuanfang, aber sie steht immer noch zu Peter.

[singlepic id=1994 w=240 h=320 float=right]Als eine Delegation der Dorfbewohner zu Grimes Hütte kommt, befiehlt dieser dem Jungen eine Steilküste hinunter zu springen. Dabei stirbt der Lehrling. Nun wenden sich die Dorfbewohner endgültig gegen Peter Grimes und sein Freund Balstrode legt ihm nahe, auf dem Meer Selbstmord zu begehen.

Regisseur Balázs Kovalik verlangt sehr viel von seinem Ensemble. Da muss Peter Grimes dramatische Ausbrüche hinlegen, während er den Jungen trägt oder Ellen Orford wird an den Armen hochgezogen. Aber die Mühe lohnt sich: herausgekommen ist ein packender Theaterabend ohne Längen trotz Überlänge, der den Zuschauer atemlos zurücklässt.Die Bühne von Csaba Antal besteht nur aus zwei schwenkbaren und höhenverstellbaren Metallbrücken, einem durchsichtigen Plastikvorhang sowie einem schwenkbaren Container und doch schafft es Kovalik, die fast schon klaustrophobische  Atmosphäre des Fischerdorfes auf die Bühne des schönen Prinzregententheaters zu bringen. Vor allem der Vorhang ist fast schon genial in seiner multifunktionalen Eigenschaft, er symbolisiert den Reg en genausogut wie die Steilküste.

[singlepic id=1995 w=320 h=240 float=left]Inn einem der berührendsten Momente des Abends stehen sich Ellen und Grimes auf den Brücken gegenüber, nur wenige Zentimeter getrennt und doch unüberwindbar auseinander. In dem Moment, in dem die Brücken nach hinten auseinander schwenken, ist ihr Schicksal entschieden. Wenn Martin Hausberg als Hobson die Trommel schlägt und der Chor im Gleichschritt von der Bühne marschiert, breitet sich Gänsehaut um Publikum aus. Die Kostüme von Mari Benedek verorten die Handlung in den späten Fünfzigern oder frühen Sechziger Jahren und das passt hervorragend zu dieser Oper auch wenn sie etwas früher entstanden ist.

Mit verantwortlich für die schon fast gruselige Stimmung an diesem Abend ist das herausragende Licht von Michael Heidinger. Er spielt mit den Scheinwerfern, lässt sie fast auf den Bühnenboden herunterfahren und ordnet der Figur des Peter Grimes ein gespenstisches grünes Licht zu. Dabei nimmt er aber auch in Kauf, dass das Publikum teilweise  geblendet wird, aber an so einem starken Abend nimmt man das gerne in Kauf.

[singlepic id=2002 w=240 h=320 float=right]Perfekt wird dieser Abend durch eine geniale Sängerriege, allen voran Gerhard Siegel in der Titelrolle und Edith Haller als Ellen Orford. Die beiden zeichnen authentische und berührende Rollenportraits. Ebenfalls zur ersten Sängeergarde gehört Ashley Holland als Captain Balstrode, dem einzigen Freund von Peter Grimes. Das hervorragende Ensemble setzt sich fast ausschliesslich aus festen Sängern des Hauses (Holger Ohlmann, Frances Lucey, Elaine Ortiz Arandes, Ann Katrin Naidu, Martin Hausberg und Snejinka Avramova) sowie Juan Carlos Falcón und dem bereits aus Semele bekannten Bass István Kovács.

Betonen muss man hier mal wieder die Vielseitigkeit dieses phänomenalen Chors und des ebensolchen Orchester. Seit Beginn der Spielzeit haben sie bereits eine Operette und ein Musical gespielt und zeigen hier nun eine schwierige Oper auf allerhöchstem Niveau. Nicht zu Unrecht wird dieser Chor als einer der besten Opernchöre in Deutschland gehandelt. Marco Comin führt das Orchester zu neuen Höhen und betont die musikalische Qualität des Hauses.

Ein berauschender, denkwürdiger Abend!

 

Peter Grimes

Oper

Musik von Benjamin Britten, Libretto von Montagu Slater nach George Crabbe

Altersempfehlung ab 15 Jahren

In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Musikalische Leitung Marco Comin, Regie Balázs Kovalik, Bühne Csaba Antal, Kostüme Mari Benedek, Licht Michael Heidinger, Dramaturgie David Treffinger

Peter Grimes Gerhard Siegel, Ellen Orford Edith Haller, Captain Balstrode Ashley Holland, Auntie Snejinka Avramova, Niece 1 Frances Lucey, Niece 2 Elaine Ortiz Arandes, Bob Boles Juan Carlos Falcón, Swallow István Kovács, Mrs. (Nabob) Sedley Ann-Katrin Naidu, Reverend Horace Adams Stefan Thomas, Ned Keene Holger Ohlmann, Hobson Martin Hausberg, Boy (John) Raphael Schütz, Dr. Crabbe Enrico Sartori, Chor, Extrachor und Statisterie des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Bühnenmusik des Staatstheaters am Gärtnerplatz

Weitere Vorstellungen: Do. 23. Oktober 2014 19.30 Uhr , Mo. 27. Oktober 2014 19.30 Uhr , Mi. 29. Oktober 2014 19.30 Uhr* , Fr. 31. Oktober 2014 19.30 Uhr , So. 2. November 2014 18.00 Uhr * KiJu-Vorstellung

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Die bösen Stimmen – FaustIn andOut im Cuvilliestheater

[singlepic id=1982 float=left w=320 h=240]Im Zuge der Faustoffensive des Residenztheaters kam es auch zu einer lange nicht mehr stattfindenden Kooperation mit dem Kammerspielen. Jelinekkenner und Dauerregisseur Johan Simons wurde entliehen, um deren Faustadaption für den Faustsommer zu inszenieren. Kusej wird dafür eine Arbeit an den Kammerspielen abliefern.
Der Text ist bereits älter und den jüngeren Texten der Nobelpreisträgerin zuzuordnen, die anhand eines Basiswerkes ihre Weltsicht in die Textflächen hineinwebt, die Grundlage zertrümmert, für sich als „Sekundärdrama“ neubaut und mit der Sprache böse spielt. Neben dem Rheingold ist der famosen Zeitkritikerin dies mit FaustIn andOut am sinnigsten gelungen und Simons überzeugt erstmals als Jelinekleser und Bühnenadapteur. Nach seinen überbiographisierten Versuchen mit misslungenem Holzschuhtanz in der Winterreise verweigert er sich ähnlich wie die Autorin schlichtweg der Inszenierung. Zu Recht.
Sein Grabkammerspiel lebt von der Sprache allein. Als sich die Kerkerwand knarzend hebt steht der Zuschauer vor einer Kirchenwand mit zwei geöffneten Gräbern (Bühne Muriel Gerstner). Aus den Grüften sprechen abwechselnd Geist und Faust, einem ewig regnerischen Schwarzwaldhäuschen in Amstetten gleich. Der Männermonolog setzt süffig ein. Jelinek kalauert über Frauen, bis der Arzt kommt. Simons führt seine beiden großen Sprachkünstler präzise und kann sich doch auf zwei Textfresser verlassen, die Jelinek aufsaugen, hörbar und begreifbar machen. Schnell bleibt das Lachen im Halse stecken, wenn der rumpelnde Oliver Nägele mit klarer Diktion die stilbildende Rolle des Abends verstörend einnimmt. Der Amstettener Skandal um Josef Fritzl dient der Zeitkritikerin als voyeuristische Schablone, um den Faust nach vorn zu bürsten.
[singlepic id=1981 float=right w=320 h=240]Teils gut versteckt sind die Goetheverse, die durch den Wolf gedreht werden und – der großen Kunst der Jelinek gemäß – erschreckend gut auf ihre Umdeutung passen. Das Mädchen, das beschafft werden soll, die Kindsmörderin im Kerker, die Religionsfrage nach der männlichen Moral. All das zeigt die Aktualität des Fauststoffes in einer extrem subjektiven Adaption deutlicher als die Inszenierung am großen Haus. Die Abhängigkeit einer Tochter vom Vater, einer Religion von ihrem Gott, einer Frau von ihrem Mann und eines Geschlechts seit Persephone von seiner Bestimmung wird grandios ausverhandelt. Der Text spart keinen abgründigen Wortwitz, schlägt drein mit den harten Details der Kerkerhaft.
[singlepic id=1980 float=left w=320 h=240]Nägele ächzt als wankender Täter, als resümierender Mephisto im schwarzen Smoking. Von Beginn führt er das Publikum, melodisiert die schöne, schwere Sprache und pointiert ohne Rücksicht auf moralische Verluste. Immer wenn er stürzt, zeigt er uns am deutlichsten die dünne Oberfläche des herrschenden Mannes im Keller. An seiner Seite lange still und sofort die Führung übernehmend die große Minichmayr. Sie nutzt ihre leichte österreichische Färbung und präsentiert in ihrer Variante von Gretchen/Elisabeth eine debilisierte, kindliche, kaputte Frau ohne Licht und Perspektive. Hörig, traurig und kalt. Ihre kühle Stimme erzählt Grauenvolles. Ihr Spiel unterstreicht die Darstellung der zur Puppe gemachten Frau. Sie wirkt wie das eingeschnürte Gemälde einer infantilen Olympia (Kostüme Anja Rabes), der kein Hoffmann die Illusion raubt, da sie nie eine hatte. Nach ihrer Urlesung im Prinzregententheater beweist die Minichmayr erneut, dass sie verständiges Sprachrohr der bösen Stimme Österreichs ist, die Texte begreift und hörbar macht. In einem emotionalen Kraftakt hören wir knappe zwei Stunden ohne Pause die Stimmen aus dem Amstettener Grab.
Am Ende erlösen uns die großen Darsteller mit einem knappen ernsten Lächeln beim aufbrandenden Applaus. Mehrere Vorhänge.

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Psychologen in der Küche – „Schatzi und Vinschgerl“ im Teamtheater

[singlepic id=1975 float=left w=320 h=240]Jede Party endet in der Küche. So auch hier, doch das Ende muss kein glückliches sein. Nach exzessiven Abenden und mit viel Alkohol schaut der Zuschauer in die Küche zweier Münchner Paare, die ihre Erfahrungen und ihre Beziehungen diskutieren und sich vor allem aneinander abarbeiten. Dabei wird weitergesoffen, gestritten, gekämpft und wenig geliebt.

Wie viel hält der Partner noch aus? Was kann er akzeptieren? Woran zerbricht er?

Autorin Andrea Limmer stellt zwei sehr unterschiedliche Paare gegenüber. Während der die einen aufbrausen und toben, unterdrücken die anderen alles, das den häuslichen Reihenhausfrieden brechen würde. Während dort geschrien und geweint wird, ziehen die anderen stumm über das hassgeliebte Gegenüber her. Ebenso konträr die Figuren, der Softie im Katerkostüm, der brav seiner dominanten Frau den Nudelsalat hinterherfährt wird mit dem eifersüchtigen, cholerischen Vinschgerl kontrastiert, der auch schon mal ausfallend wird und zulangt. Die Damen hin- und hergerissen zwischen Beziehungsarbeit, -müdigkeit und ihrer Rolle als Frau mit Selbstbewusstsein, dosierter Unterwürfigkeit und kühler Verachtung gegenüber dem postmodernen Mann. Das erzeugt Reibung und es fliegen die Fetzen. Die Wortwitze mit versuchtem Lokalkolorit zünden dabei nicht immer. Manchmal tendieren die Dialoge sehr zu küchenpsychologischem Talkshoweinerlei.

[singlepic id=1974 float=right w=320 h=240]Die Simultanmontage gelingt und zum überstürzten Ende hin nach Hochzeit und Versöhnung holpert die Handlung noch in eine surrealistische Gefängnisposse, die Regiesseur Ludo Vici geschickt als Puppenspiel löst. Unentschlossener seine teils grobe Personenregie mit viel überraschender Aktion und verwirrenderweise immer wieder eskalierender Gewalt am Küchentisch. Die Bühne von Claus Zey integriert neben dem Küchenprospekt mit Fanclubidentifikation passend Videoinstallationen und der schöne Teamtheaterraum wird gut genutzt. Vici versucht mehr aus dem Pärchenboulevard herauszuholen, als vielleicht angedacht war.

Leicht überartikuliert, doch mit guter Grundenergie gibt Philipp Künstler den grobschlächtigen, intellektuell versnobten Vinschgerl mit der authentisch niederbayernden Autorin Andrea Limmer als Schatzi an seiner Seite. Limmer wirkt zerbrechlich und dabei streitlustig und tendiert am Rande des Outrierens zum Kabarett. Julia Mann zeigt gut geführt neue Farben im unvorteilhaften Katzenkostüm. Andreas Mayer bleibt wie seine Softierolle blass als armer schwarzer Kater, der der Freundin eine gute Affäre mittlerweile gönnt, da wenig mehr als Gewohnheit von der Beziehung übrig blieb.

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Dann klappt‘s auch in der Küche.

 

Besucht am 4.10.14. Weitere Vorstellungen am 9/10/16/23/24. Oktober um 20:30 im Teamtheater.

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