Kategorien

Der Nussknacker, 26.12.2011, Gärtnerplatztheater

Ich hatte mir fest vorgenommen, mit einem offenen Geist in diese Vorstellung zu gehen. Doch leider war die Inszenierung bei mir schon nach drei Minuten unten durch. Wer eine Ouvertüre so lang andauernd und nachhaltig stört, sollte sich vielleicht Peter-Alexander-Liedern zuwenden. Es soll auch Besucher einer Ballettvorstellung geben, die nicht der knackigen Körper, sondern der Musik und der Bewegung wegen kommen. Denen sei diese Aufführung nicht empfohlen. Auch später quasseln die Blumen mitten in die Harfe hinein. Wer so wenig Respekt vor der Musik hat, kann meiner Meinung nach keine gute Choreografie machen. Auch hatte ich im ersten Teil immer wieder das Gefühl, dass es eigentlich egal ist, was im Graben gespielt wird. Musik und Tanz passten nicht wirklich zusammen.

Leider hat es sich Hans Henning Paar auch nicht nehmen lassen, dem bei Jung und Alt beliebten Stück seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken. Zuckerburg ade, Märchen olé. Nur dass diesen Märchen ganz klar der rote Faden fehlt, dass man sich manchmal am Kopf kratzt und fragt, was genau denn das jetzt für ein Märchen gewesen ist. Aber wen interessiert das schon, wenn man es so schön rote Blätter regnen lassen kann. Getanzt wurde übrigens für meinen Geschmack recht gut, zumindest Semi-Klassisch, mehr war wohl nicht drin. Caroline Fabre als Zuckerfee zeigte Spitzentanz und den sieht man ja wahrhaftig selten im schönsten Theater Münchens.

Den meisten Applaus erntete am Ende aber das Orchester unter Oleg Ptashnikov, zu Recht, wie ich meine.

Übrigens, hier wird der aktuelle Nussknacker der Semperoper vorgestellt. Der ist auf jeden Fall einen zweiten Blick wert:

Ähnliche Artikel

Kino 2010/01: Das Konzert, 23.08.2010, Filmtheater Sendlinger Tor

Wahnwitzig, überdreht, satirisch, unrealistisch, berührend, emotional,  das alles vereinigt dieser Film auf 120 Minuten. Wahnwitzig, wie Andreij das Orchester zusammentrommelt und die Fahrt nach Paris organisiert. Überdreht, wie sich die Mitglieder des Orchesters in Paris aufführen. Satirisch, wie mit den Klischees von… Künstlern, Agenturen, Konzerten,
Russen gespielt wird. Unrealistisch, dass ein Orchester nach 30 Jahren ohne Probe aus dem Stand ein Violinkonzert von Tschaikowsky aufführt. Berührend, die gesamte Musik im Film. Emotional die Geschichte. Slapstickkomik wechselt sich mit tragischen Schicksalen ab, dazwischen immer wieder die Musik, die mein Herz zutiefst bewegt hat.

Ich habe mir direkt danach die Filmmusik gekauft und seitdem höre ich das Violinkonzert immer wieder. Bisher brauchte es immer eine menschliche Stimme, um in mein Herz einzudringen, aber hier hat es ganz allein die Musik geschafft. Wenn dieser Film auf DVD kommt, lege ich ihn mir auf jeden Fall zu!

Ähnliche Artikel

Eugen Onegin, 10.01.2010, Theater Bremen

Da an diesem Abend keine Opernvorstellung in der Hamburger Staatsoper geboten wurde, habe ich mich im Umland umgesehen und wurde in Bremen fündig. Normalerweise ist es ein Katzensprung von Hamburg aus, aber Tief Daisy lies schon ein kleines Abenteuer daraus werden. Letztlich verlief die An- und Abreise aber relativ unspektakulär und ich habe im “Theatro” auch noch einen sehr angenehmen Nachmittag verbracht.

Das Theater selbst ist leider wieder einer von diesen modernen Zweckbauten ohne den geringsten goldigen Schimmer, wobei mir das Foyer schon gut gefallen hat, aber dunkles Holz im Zuschauerraum lädt mich persönlich halt nicht zu einem anregenden Opernabend ein. Dazu kommt, dass der Saal sehr hoch ist und die Übertitelanlage unter der Decke klebt, so dass ich tatsächlich den Kopf in den Nacken legen musste, um hinaufschauen zu können.

Normalerweise versuche ich, auf die Übertitel zu verzichten und mich auf die Geschichte zu konzentrieren, die mir die Musik und die Darstellung erzählen, aber in dieser Inszenierung hat das leider gar nicht funktioniert.

Auch wenn man davon ausgeht, dass die Regisseurin aus der Sicht von Tatjana inszeniert hat, ergibt sich kein schlüssiges Bild. Dabei ist auch so viel Lächerliches, Banales, dass ich eher das Gefühl hatte, hier macht sich jemand über die Geschichte lustig. Gibt es etwas Alberneres als zwei kämpfende Männer im Bademantel? Muss man mit Essen herumwerfen, wenn es man davon singt, dass es besonders gut ist? Ist ein abgeschnittener Pferdeschwanz in einer gebrauchten Pralinenschachtel einem Brief mit einem Liebegeständnis gleichzusetzen? Warum werden die Mutter, die Amme und Olga als kleine Kinder auf die Bühne gestellt? Die hölzernen Bewegungen, wofür die kleinen Mädchen nichts konnten, waren vielleicht für ein Schultheater ausreichend, aber nicht für ein so großes Haus. Ich hatte anfangs Schwierigkeiten, die einzelnen Personen zu identifizieren, da die Amme und die Mutter ungefähr genauso alt wirkten wie die Töchter. Warum muss der Chor bei der Festszene, die unerklärlicherweise in einer Sauna spielt, daher der Bademantel und gute Ausblicke auf Lenskis Unterwäsche, kreischen und herumhampeln, so dass die Musik völlig in den Hintergrund gedrängt wird? Insgesamt hat der Chor leider auch musikalisch keinen allzu guten Eindruck auf mich gemacht. Warum muss auf der Bühne geraucht werden? Noch dazu in Gegenwart von Kindern? Bei einer richtig guten Operninszenierung stellen sich mir all diese Fragen nicht und ehrlich gesagt will ich das auch nicht. Und dass man damit kein neues Publikum anspricht und das alte vergrault, hat man an den vielen freien Plätzen gesehen und an den Kommentaren in der Pause und nach der Vorstellung gehört.

Musikalisch war es toll, Nadine Lehner als Tatjana stimmlich und auch darstellerisch top, Christian Hübner, in der letzten Spielzeit noch am Gärtnerplatztheater, ein beeindruckender Gremin, Juan Orozco und Peter Berger als Onegin und Lenski ansprechend.

Ähnliche Artikel