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Humor ist… IV

Zur Weihnachtszeit mal wieder schöne Stimmen in der Fastprovinz. Heimkommen ist ja nun kein Thema mehr, seitdem der netteste aller Verkehrsverbünde noch eine S-Bahn hintendran gehängt hat.

Bis zur Pause dachte ich ja schon, mein lieblingsnichtunterhaltender Starentertainer hätte seine Witzchen vergessen. Schließlich begründete er das Nichtvorhandensein des Programms, dass aber trotzdem vorhanden war, mit Einsparmaßnahmen und verlegte die Met kurzerhand nach Berlin.  So konnte ich die wirklich schönen Arien von Rossini, Verdi und Puccini und mit ihnen die tollen Sänger ungestört genießen. Bei der Gelegenheit fiel mir übrigens auf, dass Verdi wohl gerne bei sich selbst abgeschrieben hat, das Liebesduett zwischen Amelia und Gustav aus dem Maskenball hat eine Stelle, die ziemlich nach Traviata klingt.

Nach der Pause fiel ihm anscheinend alles wieder ein – nein, der Pseudokalauer  zur Gesundheitsreform wird auch beim vierten Mal nicht besser. Den Sängern ist es zu verdanken, dass der Abend trotzdem schön war.

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Oper, komödiant

Den zweiten Abend in Berlin verbrachte ich in der Staatsoper. Schon allein das Ambiente machte mich diesem Haus gegenüber gewogen und als es ein Problem mit meinem selbstausgedruckten Ticket gab, wure ich nicht etwa in barschem Ton an die Abendkasse verwiesen, sondern es wurde ein Bediensteter herbeizitiert, der mir nach nur kurzer Wartezeit ein ausgedrucktes Ticket präsentierte.

Im dritten Rang hatte ich eine sehr gute Sicht auf die Bühne, leider tummeln sich dort oben jedoch hauptsächlich Leute, denen es wichtiger ist, einmal in der Staatsoper gewesen zu sein als die Musik zu genießen und so nahm das Getuschel kein Ende. Das nächste Mal findet man mich sicher wieder auf den teureren Plätzen.

Die Inszenierung ist nur ein halbes Jahr jünger als ich und damit aus den wilden 68gern. So musste natürlich betatscht und ausgezogen werden und das ist ja nicht so meins. Außerdem gab es immer wieder Anklänge an die Commedia dell’Arte, aber halt nur halbscharig und nicht konsequent und damit nicht passend. Der Sopran war mir zu direkt, der Tenor war unvorteilhaft gekleidet und in der Arie des Figaro passte irgendetwas nicht, ich weiß nur nicht, was es war. Vielleicht, dass es kein Sänger des Gärtner war *ggg*. Es wurde viel von der Mitte des Bühnenrand gesungen, das hatte was sehr statisches. Es würde mich mal interessieren, ob es ein Regieeinfall war oder ob es Usus an diesem Haus ist, dass die Sänger nach jeder Arie nochmal extra auftreten, sogar das Orchester verbeugte sich nach der Ouvertüre. Damit verkommt die Oper zur Nummernrevue, aufgebaute Spannung verpufft. Und wieder einmal stelle ich fest, wie gut die Insektenthematik eines Klaus Guth passte auf die Musik. Schade, dass sie am Gärtner nicht mehr gezeigt wird. Überhaupt war das Orchester vor der Pause zu laut, man hat die Solisten kaum verstanden, es war wie ein Ringen zwischen den beiden. Vielleicht hat der Figaro deswegen hauptsächlich in den Graben gesungen.

Wirklich überzeugt hat mich nur der Sänger des Don Basilio. Aber da sieht man mal wieder, dass ich absolut nichts davon verstehe, denn alle wurden frenetisch gefreiert. Nun denn. Ein netter Abend war es trotzdem.

il barbiere di siviglia

Der Barbier von Sevilla | Oper von Gioachino Rossini
Dienstag, 16. September 2008, 20.00 Uhr

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Theaterferien überbrücken VII

Die opernlose Zeit zu verkürzen geht am Besten in einem anderen Bundesland. Da ich kurzfristig nächste Woche in Berlin bin, habe ich mir für die Abende jeweils Opernkarten besorgt:

am Montag den Rigoletto in der Deutschen Oper und am Dienstag den Barbier in der Staatsoper. Ich werde berichten.

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Oper, zum letzten Mal ever schwirrend

Zum letzten Mal, stand in der Vorschau. Da musste ich doch glatt nochmal reingehen. Irgendwas war heute anders. Ich kann es nicht genau benennen, vielleicht war ja auch nur ich anders? Damit will ich nicht sagen, dass irgendwas schlecht war, nur hatte ich es anders im Gefühl.

Stefan Sevenich hat mal wieder mit Leichtigkeit alle anderen übertrumpft. Frances Lucey sah ich zum ersten Mal als Marzelline und auch sie hat ihre Sache gut gemacht. Alle anderen waren gewohnt gut und es war ein sehr schöner Abend.

Staatstheater am Gärtnerplatz

Der Barbier von Sevilla

Montag, 19. Mai 2008
19.30 – 22.20 Uhr

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Oper, summend

Endlich kam ich mal in den Genuss, Rebecca Martin zu hören – und zu sehen. Nicht nur ihre Stimme war fabelhaft, sondern auch ihr Schauspiel. Sie hat die Rosina wirklich ideal verkörpert. Stimmlich waren eh alle sehr gut drauf, aber von der Mimik und Gestik her hervorragend waren noch Stefan Sevenich, Rita Kapfhammer und Gary Martin, auch Holger Ohlmann hat mir gut gefallen.

Dieser Abend hat es mir mal wieder gezeigt: dieses Theater tut alles, um seinen Zuschauern einen schönen Abend zu bereiten. Auf dem Weg zur U-Bahn gingen vor mir drei nicht mehr ganz junge Frauen, von denen eine bemerkte, dass es ein kleines, aber feines Theater sei und dass sie deshalb so gerne dahin ginge. Im Überholen lächelte ich die Gruppe an und sagte aus vollen Herzen: “Ich auch”, worauf alle drei freundlich zurücklächelten. Vielleicht haben sie mich auch einfach nur für leicht schwachsinnig gehalten.

Jedenfalls kann ich nach dem heutigen Abend nur den Figaro zitieren: Bravo, bravissimo, bravo!

Staatstheater am Gärtnerplatz

Der Barbier von Sevilla

Mittwoch, 23. April 2008
19.30 – 22.20 Uhr

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Humor ist… III

Heute war ich mal wieder in der Provinz. In der tiefsten. Spannende Frage, ob ich meine letzte S-Bahn erwischen würde, entschied sich zu meinen Gunsten.

Das Konzert war unglaublich gut. Das beste von den dreien bisher. Das lag vermutlich daran, dass es diesmal nur ein Tenor war und somit mehr Raum für den Bariton blieb. Und dieser Tenor ist auch kein eitler Fatzke.  Das Duett von Nadir und Zurga ist wirklich mit das schönste, was ich bisher gehört habe.

Aaaaber: wie immer stößt mir der Moderator sauer aus. Letztens schrub einer, dass seine Moderation nie ins Banale abgleiten würde. Gibt es bei einem Opern-Abend etwas banaleres als Witze über die Gesundheitsreform und Angela Merkel? Und die haben mir beim ersten Mal schon nicht gefallen, beim dritten Mal sind sie einfach nur noch – das lasse ich jetzt lieber, das wäre unappetitlich. Aber vielleicht kann sich der arme Mann keine anderen Witze mehr merken? Den Namen des Tenors konnte er jedenfalls nicht behalten. Und dass bei einem Duett von Marcello und Rodolfo aus La Boheme die Sopranistin nicht mitsingt, kann selbst ich als Opernlaie mir denken.

Trotzdem werde ich weiter Abende in dieser Besetzung besuchen. Einfach bei der Moderation auf Durchzug schalten und die wirklich schönen Stimmen genießen.

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Oper, flatterhaft

Der Abend begann mit einer herben Enttäuschung. Aber die Musik konnte ich trotzdem geniessen. Julian Kumpusch hat seine Sache als Figaro gut gemacht und auch Rita Kapfhammer als Marzelline hat mir gut gefallen. Ich konnte sogar eine Visitenkarte des Figaro ergattern 😉 Durch den überbauten Orchestergraben fühlte ich die Musik erstmals auch mit den Füßen und diesmal fiel mir richtig auf, wie gut die Insektenthematik zur Musik passt. Und ich habe mich mal wieder gefragt, ob es Absicht ist, dass Rosina und die Gräfin in der gleichen Farbe gekleidet sind. Es war mal wieder ein schöner Abend.

Staatstheater am Gärtnerplatz

Der Barbier von Sevilla

Donnerstag, 06. März 2008
19.30 – 22.20 Uhr

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Humor ist… II

Warum muss man einen Abend mit Opernarien und Operettenstücken mit Witzchen über die Gesundheitsreform und Finanzbeamte moderieren? Das passt doch zusammen wie, wie, naja, jedenfalls nicht wie Topf mit Deckel.
Ansonsten wars heute abend toll, schöne Stimmen in der Provinz.

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Jahresrückblick

Vorherrschendes Gefühl für 2008?
Es kann nur besser werden.

2007 zum ersten Mal getan?
Äpfel aus dem eigenen Garten gegessen.

2007 nach langer Zeit wieder getan?
Viel gelesen.

2007 leider gar nicht getan?
Abgenommen.

Wort des Jahres?
Handwerker.

Zugenommen oder abgenommen?
Zugenommen. Akrasia.

Stadt des Jahres?
London.

Alkoholexzesse?
Nein.

Davon gekotzt?
Nein.

Haare länger oder kürzer?
Kürzer.

Kurzssichtiger oder Weitsichtiger?
Immer gleich blind.

Mehr ausgegeben oder weniger?
Mehr.

Höchste Handyrechnung?
Während “Drei Tage Zeit für Helden”.

Krankenhausbesuche?
Nein.

Verliebt?
Ja. Heftig.

Getränk des Jahres?
Veneziano.

Essen des Jahres?
Steak von Herrn Nachtgedankens Monster-Grill.

Most called persons?
Herr Nachtgedanken.

Die schönste Zeit verbracht mit?
Herr Nachtgedanken.

Die meiste Zeit verbracht mit?
Meinen Kolleginnen.

Song des Jahres?
Arie des Kühleborn aus Undine von Lortzing: Es wohnt’am Seegestade

CD des Jahres?
Rossini: Il Barbiere di Siviglia

Buch des Jahres?
Charlotte Lyne: Die Glocken von Vineta

Film des Jahres?
Ich war selten im Kino.

Konzert des Jahres?
Im April eine Aufführung der Undine im Gärtner.

TV-Serie des Jahres?
Dr. House

Erkenntnis des Jahres?
A bisserl was geht immer.

Drei Dinge auf die ich gut hätte Verzichten können?
Schulterverletzung, Erbetteln von Voranschlägen von Handwerkern, drei Wochen im Mai

Nachbar des Jahres?
Alte und neue gleichermaßen

Beste Idee/Entscheidung des Jahres?
Ein Haus zu kaufen.

Schlimmstes Ereignis?
Umzug

Schönstes Ereignis?
Drei Tage Zeit für Helden

2007 war mit einem Wort?
Zukunftsweisend.

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Männer in Strumpfhosen

 

Gestern abend im Gärtnerplatztheater: Der Barbier von Sevilla. Nette Idee, das mit den Insekten. Bartolo als Spinne, die alle Fäden in der Hand hält, fand ich besonders gelungen. Und Rosina, die sich im ersten Auftritt aus ihrer Hülle schält und den Rest des Abends als Schmetterling umherschwirrt. Ein bisschen flatterhaft ist sie ja schon. Nicht so gut fand ich den Figaro als Schmeißfliege. Klar nimmt er Geld für seine Dienste, aber immerhin bringen seine Vorschläge und Hilfestellungen die Liebenden am Ende zusammen. Im ersten Akt eine riesige Engelstrompete als Bühnenbild, sehr schön verschiedenfarbig beleuchtet. Der Chor als Blattläuse (hier meinte man Ameisen, aber die haben ja bis auf wenige Ausnahmen keine Flügel) und Almaviva als Hummel, das hat schon was. Und gute Musik kann ja sowieso nichts entstellen. Im zweiten Akt ein Bühnenbild der ganz anderen Art: ich meine, es war nicht nur Milimeterpapier, sondern eine Szenario wie für eine Gegenüberstellung bei der Polizei. Sehr schön die Projektionen, z.B. eine Hummel, wenn sich Almaviva, diesmal im Trachtenanzug ohne Flügel, als Musiklehrer verkleidet auf der Bühne befindet. Nett der Drehtür-Slapstick, aber irgendwie fehlt der Drive des ersten Satzes. Nach der Gewittermusik nimmt das Bühnenbild den ersten Satz in Abwandlung wieder auf und auch die Figuren sind ein Zwischending aus Mensch und Insekt. Am natürlich glücklichen Ende dürfen sie dann alle als Menschen weiterleben. Insgesamt eine schöne, flotte Inszenierung mit komischen Anklängen (“Wir sind Insekt”-Schlagzeile in der Bildzeitung) und einem für mich herausragenden Figaro (Gary Martin).

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