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Marina am 28. Juli 2017 21:12 ©Hilde Lobinger
Das erste mal seit viel zu langer Zeit, dass mich mein Weg einmal wieder in die Pasinger Fabrik führt, das Kulturzentrum direkt neben dem Pasinger Bahnhof. Heute stand nämlich ein Stück auf dem Spielplan, das sich so mancher wohl erst einmal gar nicht auf einer – nicht allzu großen – Bühne vorstellen kann: Ben Hur. Die Premiere musste leider zweimal verschoben werden, was jedoch für mich großes Glück war, da ich tatsächlich erst heute dafür Zeit hatte. Also saß ich mit großer Neugier und Vorfreude in dem zweigeteilten Zuschauerraum (zwei Tribünen links und rechts entlang der Bühne). Aber zunächst einmal ein bisschen zu der Geschichte des Titelhelden Ben Hur: Die Vorlage stammt aus dem Jahr 1880 von dem amerikanischen Autoren Lew Wallace und erzählt vom Kampf des jüdischen Fürsten Judah Ben Hur gegen seinen ehemaligen Jugendfreund, den Römer Messala. Dieser hatte ihn nämlich nach einem Attentat auf den Statthalter Judäas als Sklave auf eine Galeere geschickt. Aus Hass plant Ben Hur nach seiner Freilassung einen Aufstand gegen die Römer, besiegt Messala in einem Wagenrennen, nur um dann weitere Rachepläne auf Eis zu legen, da er sich zum Christentum bekehrt.
©Hilde Lobinger
Am berühmtesten ist der Stoff jedoch vermutlich durch den Monumentalfilm aus dem Jahr 1959 von William Wyler. Der unvergessliche Charlton Heston mimte hier (übrigens erstmals intensiv vor einem Bluescreen) den Helden und das mit großem Erfolg. Elf Oscars gewann das Werk, dass sich schließlich in den 90ern der Brite Rob Ballard zum Vorbild für sein Stück nahm. Doch auf der Bühne sieht man kein monumentales, opulentes Werk. Ganz im Gegenteil: alle Charaktere werden von nur 4 Darstellern gespielt und Ben Hur ist eine Frau, die sich mit einem Bart aus “Geierarschfedern” als Prinz von Judäa und großer Kämpfer tarnt. Und das beschreibt ziemlich genau den Weg, den diese 1996 in der Performance Theatre Company uraufgeführte Komödie nimmt. Die Geschichte wurde im Groben beibehalten, jedoch ins Absurde gezogen und ist an Schrägheit kaum zu übertreffen. Und hier muss ich auch eine Warnung aussprechen: wer keinen respektlosen, teils derben Humor, bösartige Witze und völlig überzeichnete Charaktere zu schätzen weiß, wird an diesem Stück und dieser Inszenierung vermutlich keine Freude haben. Ich als bekennender Monty Python-Fan habe jedoch Tränen gelacht! Die Komödie ist extrem gut geschrieben und verknüpft die Geschichte Ben Hurs mit der eines Propheten aus Nazareth, der leider im Laufe des Stücks an einem Kreuz seiner Schreinerei “Josef H. Christus & Sohn” endet. Schon in der ersten Szene werden Hirten in ihrer idyllischen Nachtruhe von einem durchgeistigten Engel namens Gabriel gestört und Messala lässt sich vor seinem Schloss knapp unter der Wasseroberfläche einen Steg von oben erwähnter Schreinerei bauen, der auch eine wichtige Rolle spielen soll. Auch dass der Titelheld eine Frau ist, stört nach wenigen Minuten nicht. Der Hass Messalas kommt von seiner unerwiderten Leidenschaft für seine Jugendfreundin und deshalb entführt er ihre Mutter und ihren Bruder und bringt sie durch einen Trick auf eine Galeere, die zwischen Judäa und Garmisch verkehrt. Ich will natürlich nicht alle großartigen Wendungen in der Geschichte verraten, nur soviel noch: das Wagenrennen ist ein absolutes Highlight!
©Hilde Lobinger
Die einzige Dame in der Inszenierung ist Katharina Friedel als selbstbewusste, starke Ben, die erst gegenüber Julius Cäsar ihre Weiblichkeit und Romantik entdeckt, zeigt er ihr doch den Sternenhimmel von Rom. Die ist auch die einzige mit (fast) nur einer Rolle, die drei Herren Wolfgang Haas, Armin Hägele und Philipp Weiche schlüpfen hingegen in alle anderen. Von Bens ordinärer Mutter über schräge Showmaster bis hin zum sexy Nummerngirl. Alle vier legen jedenfalls eine gigantische Spielfreude und einen großartigen Sinn für’s Absurde an den Tag. Dabei ist es nicht immer nur albern: Wolfgang Haas zeigt einen aggressiven und von Rachegelüsten schier zerfressenen Messala und verleiht dem Charakter trotz Besen auf dem Kopf und silbernem Röckchen etwas Bedrohliches. Armin Hägele mimte unter anderem einen sehr romantischen und liebenswerten Julius Cäsar und als besonderes Highlight einen sächselnden Auftragskiller der perfekt aus 100 Metern Entfernung einen Apfel trifft, jedoch eben auch nur Äpfel und nicht sein eigentliches Ziel Messala. Und das trotz Fußverletzung des Darstellers, die er wirklich sehr gut und lustig in das Spiel mit einbezog. Regisseur Philipp Weiche hatte dagegen eher die schrägeren Rollen wie den Galeerenchef Arrius, der sich herrlich naiv wundert warum dem Sklaven Ben nach dem Schiffbruch der Bart abgefallen und Brüste gewachsen sind. Und besonders grandios als in anderen Sphären schwebender Engel Gabriel oder als mystischer Begleiter von Jesus, der am Ende eine bedeutende Rolle einnehmen sollte. Besonders möchte ich noch die Kostüme von Johannes Schrödl loben, die ich wirklich zum Brüllen fand!
©Hilde Lobinger
So ist Messalas Helm aus einem Feuerwehrhelm und einem Handkehrer zusammen gebastelt, Cäsars Umhang ist eine Weihnachtstischdecke und Bens merkwürdiger Bruder trägt einen Barockmantel und die passende Perücke.
Also Freunde des britischen und schrägen Humors, lasst euch dieses herrlich schräge Theaterereignis auf keinen Fall entgehen! Noch bis 16. September kann man “Ben Hur” in Pasing sehen.
Mit
Katharina Friedl | Wolfgang Haas
Armin Hägele | Philipp Weiche
Regie Philipp Weiche
Raum Peter Schultze
Kostüm Johannes Schrödl
Klangdesign Kai Taschner
Lichtdesign Jo Hübner
Deutsch von Frank Sahlberger
http://m.kulturkurier.de/va_478000.html
Fotos: Hilda Lobinger
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Corinna Klimek am 17. Mai 2015 23:01 [singlepic id=2126 w=240 h=320 float=left]Fans und Quereinsteiger sind das Zielpublikum der neuen Produktion des Theater Blaue Maus. Da ich mich eher zu den Letzteren zähle, war ich auf diesen Abend besonders gespannt. Und es war witzig, gut spielt und interessant zusammengestellt.
Die 90 Minuten teilen in vier Abschnitte, die Sketche sind unter den Überschriften Gute Stimmung garantiert, Experten, Der Sinn des Lebens und Auf der richtigen Seite zusammengefasst. besonders gut hat mir der Kohlenzechen-Disput in Llanddarog, der lakonische Vortrag brachte die Absurdität des Gesagten erst richtig zur Geltung. Ebenfalls sehr schön war Gesellschaft zum Drauftun von Dingen sowie der berühmte Tote-Papagei-Sketch. Die Schauspieler Carola Beil, Martin Lüning, Klaudia Schmidt und Christofer Varner schaffen es hierbei, die Sketche in der Manier von Monthy Python zu spielen, aber ihnen trotzdem einen eigenen Stempel aufzudrücken. Die Regie von Claus und Sigi Siegert spielt mit den Klischees und treibt die Absurdität auf die Spitze.
Ich habe mich gut amüsiert an diesem Abend und kann einen Besuch sehr empfehlen. Weil das Theater recht klein ist, sollte man unbedingt reservieren. Die Vorstellung dauert 90 Minuten ohne Pause.
Besetzung:
ES SPIELEN:
Carola Beil, Martin Lüning, Klaudia Schmidt, Christofer Varner
Regie: Claus Siegert
Co-Regie: Sigi Siegert
Dramaturgie: Angela Maria Dedié
Musik: Christofer Varner
Choreographie: Bele Turba
Kostüme: Beatrice Oettinger
Bühne: Claudia Karpfinger
Technik: Uwe Hinsche
Presse & Plakat: Arik Seils
Fotos: Dr. Peter Cohn
WEITERE VORSTELLUNGEN
MAI:
Mi 20.05. / Do 21.05. / Fr. 22.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 23.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 27.05. / Do 28.05. / Fr. 29.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 30.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
JUNI:
Mi 03.06. / Do 04.06. / Fr. 05.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 06.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 10.06. / Do 11.06. / Fr. 12.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 13.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 17.06. / Do 18.06. / Fr. 19.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Letzte Vorstellung:
Sa 20.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Reservierungen unter Tel.: 089 – 18 26 94
Eintritt 18€/12€
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Corinna Klimek am 3. Mai 2015 23:04 [singlepic id=2104 float=center]
„Und nun zu etwas vollkommen anderem …“
Monty Python hat Kultcharakter – und jetzt bietet sich allen Fans und Quereinsteigern eine neue Chance auf Monty Python at its finest! In der Blauen Maus findet unter der Regie von Claus Siegert ein fulminanter Abend mit den aberwitzigsten Szenen, den absurdesten Sketchen und den mitreißendsten Liedern der gnadenlos komischen Briten statt. Ob tote Papageien, schmutzige Gabeln oder ein Einkauf im Käseladen: Im Mittelpunkt stehen die kleinen und großen Absurditäten des Alltags, grober Unfug und philosophischer Nonsens. Das alles wird mit höchster Seriosität vorgetragen und natürlich neu zusammengestellt, frisch interpretiert und collagiert à la Blaue Maus. Nicht zuletzt die schwarzhumorigen Monty-Python-Lieder dienen den vier musikalischen Protagonisten in dieser Radioshow als Steilvorlage. Um es mit Monty Python zu sagen:
And always look on the bright side of life
Always look on the light side of life
Besetzung:
ES SPIELEN:
Carola Beil, Martin Lüning, Klaudia Schmidt, Christofer Varner
Regie: Claus Siegert
Co-Regie: Sigi Siegert
Dramaturgie: Angela Maria Dedié
Musik: Christofer Varner
Choreographie: Bele Turba
Kostüme: Beatrice Oettinger
Bühne: Claudia Karpfinger
Technik: Uwe Hinsche
Presse & Plakat: Arik Seils
Fotos: Dr. Peter Cohn
PREMIERE
Mittwoch, 06.05.2015 20:30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
MAI:
Do 07.05. / Fr 08.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 09.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 13.05. / Do 14.05. / Fr. 15.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 16.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 20.05. / Do 21.05. / Fr. 22.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 23.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 27.05. / Do 28.05. / Fr. 29.05. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 30.05. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
JUNI:
Mi 03.06. / Do 04.06. / Fr. 05.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 06.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 10.06. / Do 11.06. / Fr. 12.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Sa 13.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
Mi 17.06. / Do 18.06. / Fr. 19.06. – 20:30 Uhr / Einlass 20 Uhr
Letzte Vorstellung:
Sa 20.06. – 19 Uhr / Einlass 18:30 Uhr
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- Premiere Elektra, 16.01.2014, Kleines Ensemble München im Theater Blaue Maus
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