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Glückliche Reise, 25.06.2011, Philharmonie Köln

Mal ganz ehrlich, die Handlung dieser selten gespielten Operette von Eduard Künneke ist ein ganz kleines bisschen abstrus. Da fahren zwei deutsche Auswanderer mal eben von Brasilien zurück nach Deutschland, um sich mit Frauen zu treffen, die sie erstens nur aus Briefen kennen und mit denen sie zweitens auch nicht verabredet sind. Als komplizierender Faktor kommt noch hinzu, dass die Korrespondenz nur von einer Frau geführt wurde, die sich zusätzlich noch als Millionärin ausgegeben hat. So weit alles klar? Dann fügen wir noch einen Reisebüroinhaber dazu, der auf die Briefeschreiberin steht sowie ein paar Ballettratten, die für Verwirrung sorgen und fertig ist das Operettenlibretto.
Wäre da nicht die wirklich ganz ausgezeichnete Musik von Eduard Künneke, der ja meistens lediglich mit dem “Vetter aus Dingsda” assoziiert wird und die Dialoge in der sehr guten Fassung von Regisseurin Sabine Müller, könnte so eine konzertante Operettenaufführung leicht in Langeweile umschlagen.
Langweilig war es aber in keinster Weise. Im Gegenteil, die Melodien haben das gewisse Etwas, der Stilmix vom Tango bis zum Lied a la Comedian Harmonists birgt immer wieder neue Überraschungen und ein Ohrwurm jagt den nächsten. Das titelgebende Stück erweist sich als echter Hit beim mitklatschfreudigen Publikum, das überwiegend kurz nach der Uraufführung geboren worden sein dürfte. Auch war es eben nicht komplett statisch-konzertant, sondern durchaus mit ein bisschen Kostüm und Schauspiel, was zusätzlichen Pep in den Abend brachte.
Musikalisch war es ein Hochgenuss. Das WDR-Rundfunkorchester unter Antony Hermus spielte genauso präzise und harmonisch wie das Gesangs-Doppelquartett sang. Die Solisten waren sorgfältig ausgewählt und brillierten in ihren Partien, allen voran die famose Heike Susanne Daum als Lona Vonderhoff, der sie mit ihrem klangschönen Sopran und ihrer Bühnenpräsenz Charisma verlieh. Besonders nett fand ich die kleine Einlage mit einem Geburtstagsständchen für sie, das ja auch live im Radio übertragen wurde. Aber auch ihre Soprankollegin Natalie Karl und die drei Tenöre Stephan Boving, Jürgen Sacher und Boris Leisenheimer beeindruckten mich mit ihrem Gesang und Schauspiel.
Ein sehr schöner Abend!

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