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Premiere Starke Kids – Romeo + Julia 2017, 24.07.2017, Alte Kongresshalle

Romeo + Julia 2017 ©Sarré Musikprojekte

©Sarré Musikprojekte

Es ist wirklich immer wieder erstaunlich, zu welchen Leistungen Kinder und Jugendliche fähig sind, wenn sie entsprechend gefördert, aber nicht überfordert werden. Die Sarré Musikprojekte haben mit Starke Kids – Romeo + Julia 2017 erneut ein tolles Projekt auf die Beine gestellt.

Romeo und Julia lieben sich, aber ihre Liebe ist verboten, weil ihre Familien verfeindet sind. Diese Prämisse aus unzähligen Versionen des Stoffes haben die Kids aufgegriffen und unter der bewährten Regie von Julia Riegel in die Gegenwart geholt. Romeo ist ein Flüchtling, der nur mit seiner kleinen Schwester Maria nach Verona kommt und auf Asyl und ein Leben in Frieden und Freiheit hofft. Dort treffen sie auf die Montagues, eine Jugendbande, die sie freundlich aufnehmen. Bald kommt es jedoch zu den ersten Streitigkeiten mit den Capulets, einer weiteren Jugendbande. Romeo trifft Julia auf einer Party und beide verlieben sich in einander. Dies gefällt Paris jedoch nicht, der ein Auge auf Julia geworfen hat und er droht, Romeo als illegalen Flüchtling abschieben zu lassen. Bei einem Kampf zwischen den beiden verfeindeten Banden tötet Tybalt Mercutio, mit dem Romeo Freundschaft geschlossen hat. Im Affekt tötet darauf Romeo den Mörder des Freundes. Paris macht seine Drohung war und informiert die Behörden über den Aufenthaltsort von Romeo, worauf dieser abgeschoben wird. Jetzt erkennen alle Beteiligten ihre Fehler und die beiden Jugendbanden versöhnen sich.

Mashup-Theater nennt man die neuartige Herangehensweise an einen Stoff. Bekannt ist der Begriff schon länger aus der Musikszene, neuerdings wird er auch für Internet-Inhalte benutzt. Dabei werden zwei oder mehr Songs oder Posts so kombiniert, dass etwas Neues entsteht.

Romeo + Julia 2017 ©Sarré Musikprojekte

©Sarré Musikprojekte

In diese ziemlich radikale, aber doch stringente Modernisierung des Stückes wurden per Videoeinspielung Nachrichtenschnipsel eingestreut und die Geschichte des Musikers Ahmad Shakip Pouya von ihm selbst und ihm nahestehenden Personen erzählt. So erfuhr der Zuschauer hautnah, was es heißt, in ein Land zurückkehren zu müssen, in dem man jederzeit damit rechnen muss, getötet zu werden und was es für ihn bedeutete, wieder zurückkehren zu dürfen. Das war sehr bewegend. Grandios war der Comic Relief der Amme von Julia, die Samuel Levermann brillant verkörperte.

Prokofjew trifft West Side Story, das trifft die musikalische Seite des Stückes wohl am Besten. Die Leidenschaft und Hingabe der jugendlichen Akteure erweckte die schwierige Geschichte zum Leben und berührte selbst hart gesottene Menschen. Besonders hervorzuheben ist die tolle Choreografie von Ben Schobel, die sowohl die explosiven Momente des Aufeinandertreffens der verfeindeten Jugendgangs fantastisch zum Leben erweckte als auch der Hoffnung auf ein besseres Leben im wörtlichen Sinne Ausdruck verlieh.

Stücke der Sarré Musikprojekte kann man eigentlich immer uneingeschränkt empfehlen. So auch dieses, das hoffentlich, nachdem es leider nur zwei Abend- und eine Schulvorstellung gab, irgendwann wiederaufgenommen wird.

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Premiere: Die Zauberflöte, Sarré Musikprojekte, 21.12.2016, Alte Kongresshalle

Seit einigen Jahren sind die Produktionen der Sarré Musikprojekte bekannt für ihre einzigartige Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Musiktheaterbereich. Mit der diesjährigen Weihnachtsproduktion Zauberflöte für Familien übertreffen sie jedoch alles bisher dagewesene.

Eine Oper, die nicht für Kinderstimmen geschrieben ist, nur mit Kindern und Jugendlichen aufzuführen, geht das überhaupt? Verena Sarré und Regisseurin Julia Riegel haben es gewagt und herausgekommen ist eine phänomenale Produktion, bei der selbst gestandene Opernbesucher eine Gänsehaut bekommen haben, weil sie diesen Moment erleben durften. Oder wie soll man es anders beschreiben, wenn eine Jugendliche eine fast perfekte erste Arie der Königin der Nacht singt, verstärkt zwar, aber ansonsten absolut großartig.

Die technische Seite war zwar noch etwas ausbaufähig, aber das wurde durch die Spielfreude der jungen Darsteller und die entzückende Inszenierung wieder wettgemacht. Man merkt dass sowohl Frau Sarré wie auch Julia Riegel gerne mit jungen Menschen arbeiten und sich voll auf sie einlassen können. Das Stück wurde leicht gekürzt und behutsam modernisiert, um es der heutigen Lebenswelt der jungen Generation anzupassen. Da sieht ein Prinz Tamino dann aus, als ob er gerade dem nächsten Manga entstiegen wäre und ein Monostatos hat etwas gollumhaftes an sich. Beides passt aber hervorragend ins Stück. Überhaupt sind die Kostüme von Eva-Maria Beldig sehr schön und passend, genau wie das einfache, aber wandlungsfähige Bühnenbild von Caroline Neven Du Mont.

Regisseurin Julia Riegel machte aus einem (wenn wir ehrlich sind) manchmal etwas langatmigen Stück einen kurzweiligen Abend, der aber trotzdem zum Nachdenken anregte. Jung und alt wurden gleichermaßen angesprochen und schon allein das ist eine sehr schwierige Aufgabe.

Eine sehr gute Idee fand ich, die Rollen der Damen, Sklaven, Priester und Knaben mit mehreren Kindern zu besetzen, so hatte man einerseits mehr Tiefe und andererseits konnte man mehr Kinder in die Produktion einbinden. Die Hauptrollen waren durchweg gut bis sehr gut besetzt. Allen gemeinsam war, dass sie sehr gut darstellten und auch wussten was sie darstellten. Insofern kann man die Vorbereitung dieser außergewöhnlichen Produktion gar nicht hoch genug loben.

Man kann nur hoffen, dass die fünf Vorstellungen vor Weihnachten nicht die Einzigen bleiben, denn diese zauberhafte Zauberflöte hat große Aufmerksamkeit verdient.

Mitwirkende:

Sarastro Simon Riegel

Königin Arabella Wäscher

Tamino Stefan Genevaux

Pamina Laetitia Stemp

Papageno Jonas Schleuning

Papagena Rosalie Zwenzner

Monostatos Lorin Wäscher

Sprecher Leonard Dick

Damen, Sklaven und Priester, Knaben und Knäbinnen: Kinder und Jugendliche der Sarré Musikprojekte & Akademie

Musikalische Einstudierung Verena Sarré

Regie Julia Riegel

Orchesterleitung Liviu Petcu

Bühnenbild Caroline Neven Du Mont

Kostüme Eva-Maria Beldig

Orchester Musiker der bayerischen Staatstheater

 

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Vorschau: Sarré Musikprojekte präsentiert zu Weihnachten die „Zauberflöte für Familien“ ab 21.Dezember 2016

Die gemeinnützige Sarré Musikprojekte gGmbH präsentiert als diesjährige Neuproduktion „Die Zauberflöte für Familien“ mit über 60 Kindern, Jugendlichen und Flüchtlingskindern in der phantasievollen und familiengerechten Inszenierung von Opernregisseurin Julia Riegel in der Alten Kongresshalle in München. Liviu Petcu dirigiert das Orchester mit Musikern der Bayerischen Staatstheater.

Die faszinierende Königin der Nacht, der witzige Papageno und das junge Liebespaar Pamina und Tamino begeistern seit über 200 Jahren Groß und Klein. Mozarts bezaubernde Musik wird von den jungen Stimmen der Sarré Musikakademie gesungen. Auch die anspruchsvollen Solopartien sind ausnahmslos mit besonders begabten Jugendlichen besetzt. Regisseurin Julia Riegel stellt das Thema „Initiation“ in den Fokus. Mit einer großen Portion Humor und Augenzwinkern werden grundlegende Fragen junger Menschen an der Schwelle zum Erwachsenwerden thematisiert. Dabei werden die klassischen Märchenfiguren der Oper modernen Fantasy-Ikonen angenähert, die sich Bewährungsproben stellen müssen.

„Im Kern geht es um die Fragen wer ist gut, wer ist böse, wem kann ich trauen?“ sagt Julia Riegel zu ihrem Konzept. Geleitet und beschützt werden die Protagonisten von der Musik und der Macht der Liebe.

Das Bühnenbild gestaltet Caroline Neven DuMont, für die Kostüme zeichnet Eva Beldig verantwortlich. Die speziell für Familien konzipierte Ausstattung setzt auf ein außergewöhnliches Farbkonzept mit schillernden Kostümen, kombiniert mit einer raffinierten Lichtregie und modernem Videodesign. Die sternflammende Königin der Nacht wird tatsächlich strahlen und darf mit Spannung erwartet werden, denn sie wird das Publikum in eine faszinierende Märchenwelt entführen.

Die neue Version der Oper ist eine leicht gekürzte Fassung des Originalwerkes und hat eine Spieldauer von etwa zwei Stunden.
Ein Überraschungs-Vorprogramm speziell für die jungen Zuschauer gibt es jeweils 30 Minuten vor Beginn der Vorstellungen im Foyer.
Premiere ist am 21. Dezember 2016 um 17:30 Uhr in der Alten Kongresshalle München auf der Theresienhöhe.
Weitere Vorstellungen: 22. Dezember um 18:00 Uhr und 23.Dezember um 17:00 Uhr.
Tickets über MünchenTicket
Kontakt für weitere Informationen und Interviews mit dem Leitungsteam
Verena Sarré: info@sarre-musikprojekte.de
Franziska Stürz: presse@sarre-musikprojekte.de

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Starke Kids! Gib Mobbing keine Chance! Musical Konzert, 01.06.2014, Alte Kongresshalle

Starke Kids! Foto C. Klimek

Das Thema Mobbing nimmt in unserer Gesellschaft immer breiteren Raum ein und jeder kann davon betroffen sein. Das geht schon im Kindergartenalter los und nimmt seit dem Übersprung auf elektronische Medien immer krassere Formen an.

Das Musical Konzert Starke Kids! Gib Mobbing keine Chance! enstand nach einer Idee der bekannten Regisseurin Julia Riegel, die bereits zuvor erfolgreich mit der Sarré Musikprojekte zusammengearbeitet hat. Sie inszenierte auch den Abend, der einerseits eine sehr beeindruckende Leistungsschau der Akademisten der Sarré Musikprojekte war und andererseits das Thema Mobbing unter Kindern und Jugendliche in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rückte.

Willkommen Bienvenue Welcome hieß es zu Beginn des Abends und Redner Kilian Bohnensack begrüßte damit nicht nur das Publikum, sondern auch alle Arten von Mobbingopfern. Das war eine witzige Annäherung an das Thema und schaffte genau die Mischung von Ernsthaftigkeit und Humor, die den pädagogischen Zeigefinger nicht allzustreng werden lies, ihn aber auch nicht ganz vernachlässigte.

Immer wieder im Verlaufe des Abends berichteten Kinder aus eigenen Erfahrungen, werden Videos  (Stefan A. Wisiorek) eingespielt, bei denen auch Erwachsene zu Wort kamen. Allerdings war ich mir nicht ganz sicher, ob zum Beispiel die Ratschläge wirklich immer so sinnvoll waren, hier wurde meiner Meinung nach zu wenig differenziert und das kann manchmal gefährlich sein.

Die etwa 40 Kinder und Jugendlichen im Alter von 8 bis 20 Jahren zeigten großartige Leistungen. Sie sangen nicht nur fantastisch, mein Highlight des Abends war Vois Sur Ton Chemin aus Die Kinder des M. Mathieu, sondern zeigten auch sehr anspruchsvolle tänzerische Einlagen. Der Choreograf Alan Brooks hat fantastisch mit den Teilnehmern gearbeitet, das hatte schon hohes künstlerisches Niveau.

Die Musikauswahl passte perfekt zu den einzelnen Stimmungen, von Cabaret über die West Side Story bis hin zu Oliver! und Das Phantom der Oper boten die von Verena Sarré hervorragend einstudierten Akademisten ein buntes Programm. Unterstützt wurden sie dabei von zwei Starsolisten, der wunderbaren Iva Schell und dem bekannten Sänger Volker Bengl, und der Band, bestehend aus Martin Steinlein, Liviu Petcu, Maximilian Fraas und Burkhard Fabricius. Den Abschluss bildete Abba mit Thank you for the Music, was man durchaus wörtlich nehmen durfte, macht die Musik diese jungen Talente doch stark.

Ein wirklich sehr schöner, bewegender, unter die Haut gehender Abend. Thank you for the Music!

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