Kategorien

Lesungen und Tango Criminale, 24.05.2014, Programmkino Casablanca und Tafelhalle Nürnberg

[singlepic id=1894 w=320 h=240 float=left]Der für mich letzte Tag der Criminale 2014 begann mit einer Lesung im Programmkino Casablanca, dem ältesten seiner Art in Nürnberg. Nachdem der vorherige Betreiber es aufgeben wollte, übernahm vor fünf Jahren ein Verein den Betrieb des Kinos. Mittlerweile verfügt man über drei Kinosäle, neue Bestuhlung und ab Herbst kann man sogar Filme in 3D zeigen.

Als erste las Petra Busch aus ihrem letzten Thriller Zeig mir den Tod. Mit klug ausgewählten Passagen und sehr ausdrucksstarker Stimme machte die Glauser-Preisträgerin (bestes Debüt 2011) Lust auf mehr. Im Anschluss las Petra Mattfeld, die bisher unter dem Pseudonym Caren Benedikt historische Romane veröffentlicht hat, aus ihrem ersten Kriminalroman Sekundentod. In diesem dramatischen Roman wird eine Autorin ermordet und zwar nach einer Mordmethode, die sie selbst in ihrem letzten, noch unveröffentlichten Buch beschrieben hat. Sehr gruselig. Den Abschluss bildete Nessa Altura, die erste Glauserpreisterägerin in der Sparte Kurzgeschichte, mit Jebrüder Behneken, die passenderweise in einem Kino in Berlin spielt.

Im Anschluss entspann sich eine rege Diskussion über die Art und Weise, wie die einzelnen Autorinnen an ihre Geschichten herangehen, die beste Art, sie anschliessend gedruckt zu bekommen und den Unterschied zwischen Romanen und Kurzgeschichten. Ein sehr informativer Nachmittag, der einen guten Einblick in das Leben und die unterschiedliche Arbeitsweise der drei Autorinnen gab.

Den Höhepunkt jeder Criminale bildet zweifelsohne der Tango Criminale mit der Verleihung des Hansjörg-Martin-Preises und des Freidrich-Glauser-Preises in verschiedenen Sparten. Die Moderation der Veranstaltung in der nicht optimalen Tafelhalle in Nürnberg lag in den bewährten Händen von Ralf Kramp. Er führte locker, schlagfertig und witzig durchs Programm und schoss den sicher weltgrößten Selfie. Er ist eine Bereicherung für jede Veranstaltung und so waren es sehr kurzweilige Stunden. Musikalisch umrahmt wurde der Abend und die darauf folgende Party von The Ballroomshakers. Warum sie so heißen, wurde spätestens nach dem ersten Lied klar: der Bass dröhnte, dass man die Resonanz deutlich spüren konnte. Die Sängerin hatte eine geile Röhre und auch die Saxofonistin war spitze. Eine gute Wahl der Veranstalter.

Der neugewählte zweite Bürgermeister der Stadt Nürnberg Christian Vogel hielt eine sehr launige Rede – gerade mal seine 14. im Amt. Befragt nach seiner letzten Straftat, bekannte er, vor 10 Minuten im Halteverbot geparkt zu haben. Na wenn das mal kein Knöllchen gab.

Die erste Preisverleihung des Abends war der Hansjörg-Martin-Preis für das beste Jugendbuch. Die Laudatio wurde durch die Kinderjury gehalten und diese hat vielleicht die bemerkenswertesten Worte des Abends gesagt. Ein Mädchen meinte, an die Verlage gewandt, man wolle keine pinken Cover, man wolle keine Bücher nur für Mädchen oder Jungs. Und keine Frauen mit abgeschnittenen Köpfen, fügte ich in Gedanken hinzu. Und keine -in-Romane. Und, und, und. Die Verlage dürfen den Lesern durchaus etwas Intelligenz zutrauen. In die gleiche Kerbe schlug auch ein Junge, als er anmerkte, die Verlage mögen doch bitte nicht am falschen Ende sparen und Bücher mit einem schlechten Lektorat auf den Markt bringen. Wahre Worte. Gewonnen hat den Preis dann schließlich Alice Gabathuler für No_Way_Out.

In der Sparte Bester Debüt-Kriminalroman konnte Harald Gilbers mit Germania unter 63 Einsendungen die Jury überzeugen. Der kurze Ausschnitt, der von dem Schauspieler Stefan Willi Wang gelesen wurde, klang interessant. Ein jüdischer Kommissar muss sich im Berlin der Nazizeit auf die Suche nach einem grausamen Frauenmörder machen. Dabei steht nicht nur das Leben der Frauen, sondern auch sein eigenes auf dem Spiel.

Sehr zur Erheiterung trug das Ukulele Orchestra of German Crime Writers bei. Egal, ob sie 6 Monate oder nur eine halbe Stunde geprobt hatten, das Ergebnis war beachtlich. Der Saal tobte und hätte eigentlich gerne noch eine Zugabe gesehen.

Zum besten Kurzkrimi wurde durch die prominent besetzte Jury die Geschichte Auf deine Lider senk ich Schlummer von Alexander Pfeiffer aus der Anthologie Küche, Diele, Mord gekürt. Die ausgezeichnete Laudatio von Judith Merchant brachte sehr gut rüber, wie die Jury zu diesem Ergebnis kam.

 

Michael Theurillat, der Glauser-Preisträger in der Sparte bester Roman von 2012, hielt schließlich die Laudatio auf den besten Roman, Die Deutschlehrerin von Judith Taschler. Die Autorin freute sich hörbar und hielt eine witzige Dankesrede, anscheinend würden die Österreicher jetzt alles gewinnen und es sei wunderbar, dass sie nach Conchita Wurst sozusagen in der Stadt der Würste gewonnen habe.

Der Ehrenglauser für besondere Verdienste um den Kriminalroman wurde in diesem Jahr dem Verleger Hermann-Josef “Hejo” Emons zuerkannt. Die Laudatio hielt Frank Schätzing der gleich zu Anfang warnte, dass es lang werden würde. Das stimmte dann auch, aber nur, weil Herr Schätzing zwar eloquent, aber hauptsächlich über sich selbst sprach. Irgendwas muss er da missverstanden haben. Der Verleger freute sich sichtlich, lies aber im Gegensatz zu seinem Laudator erkennen, dass er ein bescheidener Mann ist.

Eine sehr schöne Veranstaltung, die die Vielfalt der im Syndikat organisierten Autoren gezeigt hat und ein würdiger Rahmen für die Verleihung des größten deutschen Krimipreises war.

 

 

 

 

 

 

 

Ähnliche Artikel

Mörderisches Vergnügen, 02.03.2013, Domforum Köln

[singlepic id=1473 w=320 h=240 float=left]Mir wurde ja schon viel vorgeschwärmt von dieser Veranstaltung und als es sich nun ergab, dass ich genau an diesem Wochenende in Köln sein würde, war ein Besuch eigentlich Ehrensache.

Der Abend begann schon sehr gut, der fantastische Pianist Steffen Paesler spielte unter anderem Cole-Porter-Songs, zumindest habe ich I get a Kick out of you aus Anything Goes erkannt, dass mich natürlich den ganzen Abend nicht mehr losgelassen hat. Der erste Autor an diesem Abend, der von Moderator Tommy Millhome begrüßt wurde, war der Rettungssanitäter Jörg Nießen. Er hatte vor ein paar Jahren an dieser Stelle sein erstes Buch mit Geschichten aus dem Rettungsalltag vorgestellt und nun war sein zweites an der Reihe, Die Sauerei geht weiter. Als erstes gab er praktischen Anschauungsunterricht in Wiederbelebung und sagte dann, angesprochen auf die Gerüchte, dass seine Geschichten erfunden wären, einen sehr klugen Satz: Das Leben hat doch viel mehr Fantasie als ich. Seine Geschichte um eine Massenlebensmittelvergiftung auf einem Kreuzfahrtschiff auf dem Rhein war brüllend komisch und gewann nochmal durch seine Art des Vortrags.

Als nächstes kam Nele Neuhaus aufs Podium und plauderte als erstes über den Erfolg ihres Romanes Schneewittchen muss sterben in Amerika. Der Name lautet dort Snowwhite must die und erinnert mich an die Fernsehserie Once upon a time. Angesprochen auf die kürzlich im Fernsehen gesendete Verfilmung des Romanes, bekannte sie, damit nicht glücklich gewesen zu sein, die Reaktionen des Publikums zeigten, dass das bei einem Großteil ihrer Fans auch der Fall war. Sie erzählte dann noch, wie es zu ihrem Roman Böser Wolf gekommen war und las zwei spannende Passagen daraus.

Der letzte Autor vor der Pause war der Organisator des Mörderischen Vergnügens, Andreas Izquierdo. Er unterhielt mit Anekdoten aus der Filmbranche und schilderte die Entstehung seines neuen Romanes, Das Glücksbüro. Wenn ich mich nicht täusche, war das die Premierenlesung an diesem Abend, auch wenn es nicht explizit erwähnt wurde. Er las eine wirklich sehr ansprechende Passage aus dem Buch vor, mit gekonnt verteilten Rollen, was der Lesung etwas sehr Lebendiges gab.

Frank Schätzing läutete den zweiten Teil des Abends ein. Natürlich musste er von Tommy Millhome auf die Werbebilder in Unterhose angesprochen werden, obwohl das schon bald vier Jahre her ist. Auch bei ihm kam die Rede auf eine Verfilmung, von Der Schwarm, aber hier war eher die Frage, wann sie denn kommt. Der Autor sagte, man sei auf einem guten Weg und könnte wohl demnächst daran denken zu beginnen. Er versetzte uns dann noch ins Jahr 2025 und las aktuelle Nachrichten vor und ließ dann das Publikum furch Handausheben zweigen, ob sie es für wahrscheinlich hielten, dass es so kommt. Am Ende klärte er dann darüber auf, welche Nachricht bereits jetzt ganz oder beinahe Wirklichkeit sind. Die Zuschauer durften über den Text abstimmen und wählten eine alte Kölner Kurzgeschichte, ich glaube, sie hieß Wrooom oder so ähnlich.

Der letzte Autor an diesem Abend war dann Ralf Kramp, mir noch in bester Erinnerung durch seine geniale Moderation des Tango Criminale in Olsberg im letzten Jahr. Er erzählte, dass das von ihm und seiner Frau Monika geleitete Kriminalhaus in Hillesheim, das neben einer Buchhandlung, dem Café Sherlock und dem Verlag kbv auch die mit 30000 Bänden größte deutschsprachige Krimisammlung beherbergt, demnächst umziehen werde und im September ebenfalls in Hillesheim in neuen Räumlichkeiten eröffnet. Er lass aus der Anthologie Aufgebockt und abgemurkst seine Kurzgeschichte Uschi, mein Sonnenscheinchen. Das war absolut grandios, selten habe ich bei einem Krimi so galcht, was nicht nur an der Geschichte, sondern auch am Vortrag von Ralf Kramp lag. Wenn ihm mal keine Krimis mehr einfallen sollten, kann er auf jeden Fall eine zweite Karriere als Kabarettist starten.

Ein sehr vergnüglicher Abend!

Ähnliche Artikel